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Vollkommen

Das Wort «vollkommen» findet sich im Neuen Testament mehrmals und hat mindestens drei Bedeutungen.

a) Vollkommen wie der himmlische Vater

Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist (Matthäus 5,48).

Der Zusammenhang zeigt, dass sich der Ausdruck «vollkommen» hier auf die Art unserer Lebensführung bezieht. Kurz vorher lesen wir: «Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters werdet, der in den Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.»

«Vollkommen sein» hat hier also den Sinn, dass wir mit allen, selbst mit denen, die uns beleidigen und uns feindlich begegnen, nach dem Grundsatz der Gnade handeln. Ein Christ, der sich in Prozesse und Streitigkeiten einlässt, um sein Recht durchzusetzen, ist nicht «vollkommen wie sein Vater». Während er auf sein Recht pocht, handelt sein himmlischer Vater gnädig.

Es geht hier nicht um die Frage, ob es recht oder unrecht ist, mit Menschen aus der Welt vor Gericht zu gehen (handelt es sich um «Brüder», so ist es nach 1. Korinther 6 entschieden falsch). Es stellt sich vielmehr die Frage: Handelt ein Christ in Übereinstimmung mit seinem Vater, wenn er sich vor Gericht für sein Recht einsetzt? Die Antwort lautet: Nein, sein Verhalten ist dem seines Vaters diametral entgegengesetzt.

Gott geht jetzt nicht mit der Welt ins Gericht. Er sitzt jetzt nicht auf einem Richterstuhl, sondern auf einem Gnadenthron. Noch begegnet Er denen in Güte, die in der Hölle ihren Platz finden würden, wenn Er mit ihnen ins Gericht ginge. Deshalb ist klar: Ein Christ, der seine Mitmenschen vor Gericht zieht, ist nicht vollkommen wie sein Vater im Himmel!

b) Ein vollkommenes Gewissen

Der Weg zum Heiligtum ist noch nicht offenbart, solange die vordere Hütte noch Bestand hat, was ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit ist, nach dem sowohl Gaben als auch Schachtopfer dargebracht werden, die dem Gewissen nach den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst ausübt (Hebräer 9,8.9).

Wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen! (Hebräer 9,14).

In Hebräer 9 hat das Wort «vollkommen» eine andere Bedeutung. Auch hier ergibt sich der Sinn aus dem Zusammenhang: Es handelt sich um die Vollkommenheit des Gewissens. Der Anbeter unter dem Gesetz konnte nie ein vollkommenes Gewissen haben, und zwar aus dem einfachen Grund, weil er nie ein vollkommenes Opfer besass. Weder das Blut eines Stiers noch das Blut eines Bockes konnte die Sünden wegnehmen. Sein Wert war nur für eine Zeit, jedoch nicht für immer. Dieses Blut konnte nie ein vollkommenes Gewissen geben.

Jetzt aber besitzt der schwächste Gläubige das Vorrecht, ein vollkommenes Gewissen zu haben. Warum? Ist er besser als der Anbeter unter dem Gesetz? Nein, aber er hat ein besseres Opfer: Das Opfer des Herrn Jesus ist vollkommen, und zwar für immer. Darum ist auch das Gewissen des Gläubigen für immer vollkommen.

Mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden (Hebräer 10,14).

Ein unvollkommenes Gewissen bei einem Christen wäre eine Unehre für das Erlösungswerk des Herrn Jesus. Es würde bedeuten, dass dieses Opfer in seiner Wirkung nur zeitlich, nicht aber ewig wäre. Dadurch würde sein Opfertod auf die Stufe der jüdischen Opfer erniedrigt.

Jesus Christus hat jedoch ein vollgültiges Erlösungswerk vollbracht. Darum hat jedes Kind Gottes ein vollkommenes Gewissen.

c) Vollkommen oder geistlich erwachsen sein

So viele nun vollkommen sind, lasst uns so gesinnt sein (Philipper 3,15).

Hier geht es nicht um die Vollkommenheit, die jeder Gläubige aufgrund des Opfers des Herrn Jesus vom Augenblick seiner Bekehrung an besitzt (Hebräer 10,14). An dieser Stelle ist «vollkommen» gleichbedeutend mit «erwachsen sein». Es ist klar, dass jemand, der am Anfang seines Glaubensweges steht, in diesem Sinn noch nicht vollkommen ist. Aber diese Vollkommenheit kann erworben werden. Sie ist das Kennzeichen der Väter in Christus, die in jeder Hinsicht am Herrn Jesus genug haben. Er ist ihr Heiland. Er ist ihr Lebensinhalt. Für Ihn leben sie. Er ist das herrliche Ziel, dem sie mit ihrer ganzen Kraft und Energie entgegeneilen. Die in Philipper 3 erwähnte Vollkommenheit haben all jene erreicht, die ihre neue, unveränderliche Stellung in Christus durch den Glauben eingenommen haben und ganz von Christus erfüllt sind, weil Er ihnen alles bedeutet.

Autor: Charles Henry Mackintosh, Quelle: Nimm Gott beim Wort