Einleitung
Wie gross war die Gnade Gottes, die die Versammlung in Korinth empfangen hatte! Diese Gläubigen waren in allem reich gemacht worden – in allem Wort und aller Erkenntnis. In geistlicher Hinsicht fehlte ihnen nichts für ein gesundes inneres Wachstum. Für alles hatte der Herr gesorgt. Dafür konnte der Apostel seinem Gott von Herzen danken.
In der Versammlung von Korinth fehlte keine Gnadengabe. Da gab es Brüder, die als Lehrer das Wort erklären und die biblische Wahrheit verständlich weitergeben konnten. Es gab Hirten, die versuchten, die Herzen mit dem Herrn Jesus zu verbinden, aber auch Evangelisten, die die Botschaft vom Kreuz solchen verkündigten, die noch ungläubig waren.
Von Gottes Seite aus gesehen fehlte nichts. Aber es fällt auf, dass der Apostel nichts über die Korinther sagt. Der weitere Verlauf des Briefs zeigt, dass sie ihren grossen, von Gott geschenkten Vorrechten nicht entsprachen. Bei den meisten von ihnen hatte wieder die alte Natur die Oberhand, statt dass sie das neue Leben nährten und förderten.
Darum erinnert sie Paulus an die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus und nicht an die Entrückung. Wenn das Offenbarwerden des Herrn erwähnt wird, hat dies meistens mit unserer Verantwortung zu tun. Dann wird unser Leben in sein Licht gestellt. Doch Er wird nur das belohnen, was seine Anerkennung findet. Gott ist treu. Sind wir es auch im Blick auf unsere Verantwortung?
Spaltungen
Nach dem Dank gegenüber Gott für das, was Er den Korinthern geschenkt hatte, muss Paulus die Briefempfänger ermahnen. Zuerst prangert er die Spaltungen und Parteiungen unter ihnen an. Auf dieses unerfreuliche Thema kommt er bis zum Ende des vierten Kapitels immer wieder zurück. Die Spaltungen führten zu Streitigkeiten, die die Einheit in der örtlichen Versammlung zerstörten.
Die verschiedenen Gruppen unter den Korinthern, die sich voneinander abgrenzten, beriefen sich auf einzelne Diener des Herrn – ohne deren Einwilligung zu haben – als ihre Führer. Die einen bezogen sich auf Paulus, andere auf Apollos oder Petrus. Es gab sogar solche, die Christus zum Haupt ihrer Partei machten. – Die Fragen, die der Apostel den Briefempfängern in Vers 13 stellt, hätten ihnen zeigen sollen, wie verkehrt es war, Gruppen zu bilden. Christus und seine Versammlung bilden eine Einheit. Jede Spaltung ist ein Angriff auf die von Gott geschenkte und bewirkte Einheit.
Paulus war froh, dass er in der grossen Versammlung von Korinth nur einige wenige getauft hatte. Wären es mehr gewesen, hätte dies zu einer Sondergruppe führen können. Die von ihm Getauften hätten als besonders Privilegierte auftreten können.
Paulus hatte nicht den gleichen Auftrag wie die zwölf Apostel (Matthäus 28,19). Seine Botschaft war das Evangelium der Herrlichkeit. Er verkündigte, dass jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, mit Ihm, dem Verherrlichten, verbunden ist und ein Glied seiner Versammlung wird.
Das Wort vom Kreuz
In Vers 17 hat der Apostel das Thema der Redeweisheit angesprochen. Die Griechen waren für ihre menschliche Weisheit bekannt und berühmt. Viele waren in der Lage, ihre Weisheit redegewandt an den Mann zu bringen. Da Korinth eine grosse Stadt in diesem Kulturbereich war, lebten die gläubig gewordenen Korinther in diesem Umfeld.
Als der Apostel Paulus dort hinkam, verkündigte er etwas ganz anderes. Er predigte das Wort vom Kreuz. Er tat es nicht mit menschlicher Redeweisheit. Der Inhalt seiner Verkündigung war ein Schlag gegen die Weisheit der Welt. Er musste den Menschen zeigen, dass ihre Weisheit sie keinen Schritt näher zu Gott gebracht hatte. Sie lebten weit entfernt von Ihm.
Die Botschaft von Paulus – das Evangelium von Jesus Christus – verlangt von den Zuhörern Glauben, keine Weisheit. Aber das fiel den Menschen so schwer. Dass einer am Kreuz für andere sterben sollte, um ihnen den Weg zu Gott zu bahnen, lehnten die Juden ab. Sie wollten Gott durch ihr Tun befriedigen. Aber auch die Griechen verwarfen diese Botschaft als etwas Törichtes: Wie soll einer einem anderen helfen können, wenn er wie ein Verbrecher stirbt?
Und doch gab es in Korinth Menschen, die an Jesus Christus glaubten und errettet wurden. Doch sie gehörten nicht zur Elite der Welt. Gott sorgte dafür, dass der Mensch sich niemals vor Ihm rühmen kann. Als Glaubende wissen wir, dass wir nichts, gar nichts zu rühmen haben. Aber wir dürfen uns des Herrn rühmen, der uns alles geworden ist.
Das Zeugnis Gottes
Nun erinnert Paulus die Briefempfänger an seinen ersten Besuch in Korinth. Er hatte ihnen das Zeugnis Gottes auf ganz einfache Weise verkündigt. Dieses Zeugnis zeigt dem Menschen, dass er in Gottes Augen ein Sünder ist, der das Gericht, die Hölle, verdient hat. Aber es hält auch einen Ausweg, eine Rettung bereit: den Sühnungstod von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha. Deshalb wollte Paulus nichts anderes als «Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt», predigen. Diese Worte schliessen auch das Erlösungswerk mit ein.
Die Predigt war von Schwachheit, Furcht und Zittern begleitet. Die Verse 9 und 10 in Apostelgeschichte 18 bestätigen, dass der Apostel Grund hatte, sich zu fürchten. Paulus versuchte auch nicht, seine Botschaft mit menschlicher Rhetorik an den Mann zu bringen.
Es war der Geist Gottes, der an den Herzen wirkte, so dass die Botschaft die Gewissen der Zuhörer erreichte und sie zur Buße und zum Glauben an den Erlöser führte. Das ist heute noch so: Wenn durch die Verkündigung des Evangeliums Menschen zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus kommen, dann geschieht dies nicht durch menschliche Intelligenz oder Fähigkeit, sondern nur durch die Tätigkeit des Heiligen Geistes.
Das Fundament unseres Glaubens ist nicht Menschenweisheit, sondern das Wort Gottes, hinter dem seine ganze Macht steht. Wer sich im Glauben darauf stützt, hat auf Felsengrund gebaut (Matthäus 7,24.25).
Wie Gott sich offenbart
Nun spricht der Apostel von einer Weisheit. Sie steht im Gegensatz zur Weisheit der Welt, die den Korinthern so wichtig war. Es ist Gottes Weisheit. Es sind seine ewigen Gedanken, die Er im Alten Testament noch nicht offenbart hatte. Doch jetzt will Er den Seinen dieses Geheimnis kundtun. In den Versen 10-16 wird erklärt, auf welchem Weg dies geschieht.
Im 6. Vers sagt der Apostel, für wen diese Weisheit Gottes ist: für die geistlich erwachsenen Christen, d. h. für die, die im vollen Bewusstsein ihrer Stellung in Christus als Kinder Gottes leben. Das konnte man von den Korinthern nicht sagen. In 1. Korinther 3,1 bezeichnet der Apostel sie als Unmündige in Christus, weil bei ihnen die alte Natur statt das neue Leben die Oberhand hatte. Deshalb konnte er bei ihnen nicht auf den Inhalt des Geheimnisses, d. h. der Gedanken Gottes, eingehen.
In Vers 10 sind die Apostel und Propheten des Neuen Testaments gemeint. Sie besassen den Heiligen Geist. Dadurch verstanden sie, was Gott ihnen durch diesen Geist mitteilte. Das, was Gott ihnen schenkte, verkündigten sie (und schrieben es auch auf). Die Weitergabe dieser Botschaft durch die Apostel und Propheten erfolgte unter der Inspiration des Heiligen Geistes (Vers 13). So wurde uns das Neue Testament unfehlbar und fehlerlos übermittelt. Weil wir als Gläubige den Heiligen Geist besitzen, verstehen wir dieses Wort von Gott (Verse 14-16).
Fleischliches Verhalten
Der geistliche Zustand der Korinther liess sehr zu wünschen übrig. Anstatt im Glauben gewachsen zu sein, musste der Apostel sie als Unmündige bezeichnen, die immer noch «Milch» nötig hatten und keine feste geistliche Speise vertrugen.
Sie waren fleischlich, d. h. ihr Leben und Verhalten wurde von der alten Natur bestimmt, obwohl sie neues Leben aus Gott besassen. Neid und Streit unter ihnen bewiesen dies.
Ab Vers 6 spricht Paulus vom Dienst für den Herrn. Er und Apollos hatten verschiedene Aufgaben. Doch sie arbeiteten miteinander für die gleiche Sache. Sie waren auf dem Ackerfeld Gottes tätig. In diesem Fall waren die Korinther das Ackerfeld. Paulus hatte gepflanzt, d. h. er hatte in Korinth das Evangelium verkündigt. Apollos unterwies die gläubig gewordenen Korinther, nachdem Paulus weitergereist war. Aber weder Paulus noch Apollos vermochten von sich aus etwas zu bewirken. Das Wachstum konnte nur Gott schenken. Trotzdem war jeder für seinen Arbeitsbereich verantwortlich.
Die Verse 10 und 11 zeigen uns die Verantwortung jedes Glaubenden auf. Der Grund ist gelegt. Es ist Jesus Christus und mit Ihm die Lehre des Neuen Testaments, wie wir sie vor allem in den Briefen des Apostels Paulus finden. Was machen wir damit? Bauen wir auf den gelegten Grund, indem wir die Wahrheit, wie wir sie im Neuen Testament finden, praktisch verwirklichen und uns entsprechend verhalten?
Am Haus Gottes arbeiten
In diesen Versen wird die Versammlung als Haus (Tempel) Gottes bezeichnet. Dieses Bild wird im Neuen Testament unter zwei Gesichtspunkten gesehen:
- Als das Haus, das der Herr selbst mit lebendigen Steinen, d. h. mit wahren Gläubigen baut. Die Grundlage ist Er selbst, der ewige Sohn Gottes als der Fels (Epheser 2,20.21; 1. Petrus 2,5; Matthäus 16,18).
- Als das, was die Menschen in ihrer Verantwortung auf den gelegten Grund bauen. Um diese zweite Sichtweise geht es in unseren Versen.
Jeder, der sich an der Arbeit am Haus Gottes beteiligt, wirkt entweder zum Segen oder zum Schaden. Das wertvolle Material ist die gute Belehrung, die zur geistlichen Auferbauung der Gläubigen dient. Das schlechte, wertlose Material entspricht einer schlechten Belehrung, die z. B. von der Bibel abweicht oder ihre Aussagen verwässert. Sie hilft den Gläubigen nicht weiter. Oft schadet sie ihnen. Die Auswirkungen eines Dienstes sind nicht immer sofort erkennbar. Doch der Tag wird kommen, da unsere Arbeit im Feuer der Heiligkeit Gottes geprüft und beurteilt wird.
In den Schlussversen kommt der Apostel auf die menschliche Weisheit zurück und warnt die Korinther vor Selbsttäuschung. Die Weisheit der Welt ist Torheit bei Gott! Zwei Zitate aus dem Alten Testament bestätigen Gottes Handeln gegen die Weisen dieser Welt und sein Urteil über ihre Gedankengebäude.
Der Gläubige sollte sich nicht über Menschen rühmen, sondern alles, was Gott ihm schenkt – auch durch menschliche Diener –, aus seiner Hand annehmen.
Das richtige Urteil
Die Korinther sollten die Knechte des Herrn nicht als Führer ihrer Parteien betrachten, sondern als das, was sie sein wollten: Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Als Diener waren sie dem Herrn treu und als Verwalter waren sie treu im Blick auf das, was Gott ihnen anvertraut hatte.
Aus den Worten von Vers 3 kann man schliessen, dass die Korinther die verschiedenen Diener des Herrn in ihrer Beurteilung gegeneinander auszuspielen suchten. Der Apostel nimmt dieses Verhalten zum Anlass, ihnen einige wichtige Belehrungen zu geben.
Paulus wich dem Urteil der Korinther über seinen Dienst nicht aus. Doch er wusste, dass das entscheidende Urteil vom Herrn selbst kommt. Persönlich beurteilte er seinen eigenen Dienst überhaupt nicht. Auch wenn ihm nichts Negatives bewusst war, überliess er die Sache ganz dem Herrn.
In Vers 5 geht es nicht um das Beurteilen oder Richten von vorgefallenem Bösen, das z. B. in die Versammlung eingedrungen ist (vergleiche 1. Korinther 5). Es handelt sich um die Beurteilung eines Dieners des Herrn vor der Zeit.
Beim Kommen des Herrn, am Richterstuhl des Christus, werden nicht nur die Resultate unseres Dienstes für den Herrn offenbar und belohnt. Dann wird Er auch die Beweggründe, die verborgenen Gedanken und Gefühle beurteilen und belohnen. Jeder wird dann für sich selbst vor dem Herrn offenbar werden.
Gutes Verhalten der Diener Gottes
Paulus und Apollos waren demütige Diener des Herrn, die nichts aus sich machten. Die Briefempfänger konnten von ihnen lernen. Wir haben in 1. Korinther 1 gesehen, dass die Korinther an keiner Gnadengabe Mangel hatten. Aber nun scheint es, dass sie sich auf das, was sie von Gott empfangen hatten, etwas einbildeten.
Hochmütig dachten sie, es handle sich um ihre eigenen Errungenschaften. Sie waren selbstgefällig und überheblich geworden. Sie verwechselten die heutige Zeit, die eine Zeit des Ausharrens und des Leidens für den Herrn Jesus ist, mit der Zukunft, wenn wir mit Ihm herrschen werden.
In überaus eindrücklicher Weise beschreibt Paulus dann die Stellung der Apostel in der Welt. Sie bildeten sozusagen das Schlusslicht und waren für die ungläubigen Menschen bedeutungslos. Indem Paulus sich zusammen mit den anderen Aposteln den Korinthern gegenüberstellte, versuchte er ihre Herzen und Gewissen zu erreichen. Hätten sich die Korinther nicht schämen und ihr Verhalten ändern müssen, wenn sie daran dachten, wie die Apostel alles auf sich nahmen und erduldeten?
Diese Diener des Herrn aber litten nicht nur. Sie zeigten auch nicht nur Ausharren, sie praktizierten auch Gnade: «Geschmäht, segnen wir; verfolgt, dulden wir; gelästert, bitten wir.» Die Gnade verlieh ihnen Kraft, auch die grösste Verachtung zu erdulden: ein Abschaum aller zu sein.
Paulus und Timotheus
Die erklärenden Worte in Vers 14 schreibt Paulus den Korinthern nicht als ein Erzieher, der Korrekturen anbringt, sondern als ein Vater, der sie von Herzen liebt. Es ging ihm um das Wohl der Gläubigen in Korinth, wo leider manches nicht in Ordnung war. O wie wünschte er, dass sie, denen er das Evangelium verkündigt hatte und die es im Glauben angenommen hatten, jetzt seine Nachahmer würden!
Da es dem Apostel im Augenblick nicht möglich war, persönlich nach Korinth zu kommen, hatte er Timotheus, seinen Mitarbeiter, zu ihnen gesandt. Dieser Mann wusste, was Paulus in allen Versammlungen lehrte (sie hatten damals noch kein Neues Testament), und konnte deshalb auch die Korinther in der richtigen Weise belehren.
Aber es gab Männer in Korinth, die gegen den Apostel arbeiteten und das Vertrauen der Gläubigen zu Paulus untergraben wollten. Sie behaupteten, er habe Timotheus geschickt, weil er es nicht wage, selbst zu kommen.
Aber Paulus würde bald kommen – sobald der Herr es ihm klar zeigte. Dann würde es eine Konfrontation mit den Aufgeblasenen geben. Doch es ging ihm nicht um ihre Worte, sondern um das praktische Verhalten. Im Leben zeigt sich die Kraft wahrer Gottesfurcht nicht in vielen schönen Worten.
Es war dem Apostel jedoch ein grosses Anliegen, nicht in Strenge, sondern in Liebe und im Geist der Sanftmut zu den Korinthern zu kommen.
Darf Böses geduldet werden?
In der Versammlung von Korinth kam Hurerei vor. Paulus hatte davon gehört und nimmt klar Stellung gegen dieses Böse. Traurigerweise hatten sich die Korinther über diese Sache weder gebeugt noch vor Gott gedemütigt. Gingen sie einfach darüber hinweg?
Der Apostel erklärt ihnen nun, dass jemand, der so in Sünde lebt – der Fehlbare hatte mit seiner Stiefmutter sexuellen Kontakt –, aus der Mitte der Gläubigen weggetan werden muss. Die Sache war für ihn so schlimm, dass er für sich selbst bereits ein apostolisches Urteil gefällt hatte: einen solchen dem Satan zu überliefern. Er hatte die Autorität, dies zu tun (1. Timotheus 1,20). Doch in diesem Fall handelte er nicht als Apostel, sondern band die Sache auf die Herzen der Gläubigen in Korinth. Sie mussten als Versammlung (Vers 4) gegen das Böse in ihrer Mitte vorgehen.
Sauerteig ist in der Bibel immer ein Bild des Bösen, von etwas Sündigem. Der alte Sauerteig bezeichnet die Sünden, die wir vor der Bekehrung verübt haben, und die sich durch die Wirksamkeit der alten Natur leider auch im Gläubigen wieder zeigen können.
Wenn wir das Böse in unserem Leben oder unter den Gläubigen dulden, wirkt es weiter. Damit kein weiterer Schaden entsteht, muss es entschieden gerichtet und weggetan werden (Sprüche 28,13). Als Gläubige waren die Korinther ihrer Stellung vor Gott nach ungesäuert. Nun sollten sie auch im täglichen Leben mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit leben, also alles Böse meiden (1. Thessalonicher 5,22).
Zucht in der Versammlung
Aus Vers 5 kann man wohl schliessen, dass der Mann, der in einer solch schlimmen Sünde lebte, tatsächlich Leben aus Gott hatte («damit der Geist errettet werde am Tag des Herrn Jesus»). Er war ein Bruder, aber er verhielt sich überhaupt nicht wie ein Gläubiger, sondern wie ein ungläubiger Weltmensch, in dessen Leben die Sünde regiert.
Der Apostel weist die Korinther nun an, mit einer solchen Person keinen Umgang zu haben. Es geht nicht darum, dass die Gläubigen die Sünden in der Welt anprangern und gar keinen Umgang mit Ungläubigen haben. Wir leben noch in der Welt und sind von all diesen Sünden und Sündern umgeben, aber wir sind nicht mehr von dieser Welt. Wir haben keinen Auftrag, die Welt zu verbessern.
Unsere Aufgabe ist es, entschieden gegen das Böse, das in der Mitte der Gläubigen vorkommen kann oder von aussen in die Versammlung eindringen will, Stellung zu nehmen und uns davon zu trennen. So mussten die Korinther diesen Mann hinaustun, also von der Gemeinschaft am Tisch des Herrn ausschliessen und auch sonst keinen Umgang mehr mit ihm haben. Dann befand er sich «draussen», ganz in der Hand Gottes. Die Gläubigen in Korinth hatten keine Möglichkeit mehr, einen Dienst an ihm zu tun. Sie konnten nur für eine Wiederherstellung des Fehlbaren beten, sonst aber mussten sie ihn ganz Gott überlassen. Auf diese Weise konnte die Versammlung zeigen, dass sie Böses entschieden ablehnte.
Keinen Rechtsstreit unter Christen!
In diesem Kapitel schneidet der Apostel ein weiteres Problem unter den Korinthern an. Da bei ihnen die alte Natur wieder die Oberhand hatte, gab es Streitigkeiten unter ihnen. Aber anstatt diese irdischen Probleme brüderlich, vielleicht mit Hilfe von erfahrenen Gläubigen zu lösen, zogen sie einander vor weltliche Gerichte.
Mit dem vorwurfsvollen «Wisst ihr nicht?», erinnert der Apostel sie an die Zukunft, da wir mit dem Herrn Jesus herrschen und Verwaltungsaufgaben in dieser Welt wahrnehmen werden. Wie unwürdig war es da, vor weltlichen Richtern für ihr Recht zu kämpfen!
Sie hätten die Sache unter sich regeln sollen. Aber nun taten sie es vor den Ungläubigen. Welch eine Unehre fiel da auf den Namen des Herrn! – Doch es gab eine zweite Überlegung: «Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?» Hätte die Gesinnung des Herrn Jesus sie geprägt (1. Petrus 2,23), dann hätten sie auf ihr Recht in irdischen, weltlichen Belangen verzichten können. Aber diese himmlische Gesinnung fehlte ihnen.
Mit dem zweiten «Wisst ihr nicht?» appelliert der Apostel an die Verantwortung der Gläubigen in Korinth. Anhand der in den Versen 9 und 10 aufgeführten Liste sollten sie ihr Leben ernsthaft prüfen. Einst lebten sie in diesen schlimmen Sünden. Doch durch die Gnade des Herrn waren sie abgewaschen, geheiligt und gerechtfertigt worden. Entsprach ihr praktisches Leben nun wirklich der Stellung, in die die Gnade sie gebracht hatte? Eine herzerforschende Frage auch für uns!
Flieht die Hurerei!
Ab Vers 12 kommt der Apostel auf unseren menschlichen Körper zu sprechen. Er beginnt mit der Freiheit, in der ein Christ leben darf. Er ist nicht unter Gesetz, sondern frei, um für seinen Herrn zu leben (Galater 5,1). Ein Leben zur Ehre unseres Herrn umfasst auch unseren Körper. Dieser ist zwar noch nicht erlöst (Römer 8,23). Aber er gehört zu unserer Persönlichkeit. Der Mensch besteht aus Geist, Seele und Körper (1. Thessalonicher 5,23).
Wenn der Apostel nun das Sündigen mit dem Körper – die sexuelle Beziehung ausserhalb der Ehe – anspricht, fragt er wieder: «Wisst ihr nicht?» Das geht auch uns an. Wie leicht vergessen wir, dass unser Körper ein Glied von Christus ist. Zudem ist er der Tempel des Heiligen Geistes, den jeder Glaubende persönlich in sich wohnend hat. Wie sehr sollten wir deshalb darauf achten, mit unserem Körper nicht zu sündigen!
Der Apostel macht deutlich, dass beim sexuellen Kontakt eines Mannes mit einer Frau die zwei ein Fleisch werden. Wie schlimm, wenn ein Gläubiger, der doch aufs Engste mit seinem Herrn verbunden ist, einen solchen Kontakt ausserhalb der Ehe eingeht! Eine schreckliche Sünde gegen den Herrn! Deshalb: «Flieht die Hurerei!»
Lasst uns mehr an den hohen Preis – das Leben und Blut unseres Heilands – denken, um den wir für Gott erkauft worden sind! Dann wird es sicher unser aller Begehr sein, Gott in unserem Körper zu verherrlichen. Der Heilige Geist, der in uns wohnt, wird uns die Kraft dazu schenken.
Ehe und Ehescheidung
Im Anschluss an die Sünde der Hurerei beantwortet der Apostel Paulus jetzt eine Frage, die die Korinther ihm gestellt hatten. Es gibt nur wenige Menschen, die fähig sind, unverheiratet zu bleiben – und nicht zu sündigen (Vers 1). Darum ist es der Normalfall, dass gläubige Menschen heiraten.
Die Verse 3-6 richten sich an verheiratete Kinder Gottes. Wie wichtig ist es, dass sie in der Ehe aufeinander Rücksicht nehmen! Aber sie sind grundsätzlich für einander da und sollen sich einander nicht entziehen.
In Vers 5 wird die Möglichkeit einer gewissen Zeit der Enthaltsamkeit angesprochen. Doch sofort wird auch die Gefahr des Sündigens vorgestellt. Wir haben also alle nötig, uns immer wieder bewahren zu lassen. Vor dem Hintergrund der Gefahren auf sexuellem Gebiet gibt Paulus seine geistlichen Hinweise, ohne über die Korinther zu herrschen.
Den Unverheirateten und Witwen empfiehlt der Apostel, allein zu bleiben wie er, aber nicht um jeden Preis. Wenn die Natur ihr Recht fordert, sollen sie heiraten. Das ist sicher der bessere Weg, als von sexuellem Verlangen verzehrt zu werden oder gar in Sünde zu fallen.
Den Verheirateten sagt er klar, dass eine Ehescheidung niemals nach Gottes Gedanken ist. Sollte dies trotzdem vorkommen, dann stellt er zwei Möglichkeiten vor: Unverheiratet bleiben oder sich mit dem geschiedenen Ehepartner versöhnen und wieder als Ehepaar leben.
Unterschiedliche Situationen
In diesen Versen geht es nicht um eine Ehe, die ein Kind Gottes im Ungehorsam gegen Gottes Wort mit einem ungläubigen Partner eingegangen ist (2. Korinther 6,14). Eine solche Verbindung hat keine Verheissungen. Der Apostel spricht hier von Ehen, die von zwei ungläubigen Menschen geschlossen wurden. Nachdem sie geheiratet haben, wird entweder der Mann oder die Frau gläubig. Was nun?
Wir leben heute in der Zeit der Gnade. Etwas von dieser Gnade wird in den Anweisungen der Verse 12-16 deutlich. Die gläubig gewordene Person soll, wenn immer möglich, mit dem noch nicht bekehrten Ehepartner zusammenbleiben. Von der gläubigen Seite wird ein heiligender Einfluss auf die ganze Familie ausgehen. Vielleicht kommt der ungläubige Mann oder die ungläubige Frau ebenfalls zum Glauben an den Herrn Jesus und wird errettet (Vers 16).
Wenn der ungläubige Partner sich aber vom gläubig gewordenen trennen will, soll der Erlöste ihn ziehen lassen. Der Bruder oder die Schwester ist in diesem Fall nicht sklavisch gebunden.
Die Verse 17-24 enthalten einen allgemeinen Grundsatz: Jeder Gläubige bleibe in dem Stand, in den der Herr ihn gestellt und in den Gott ihn berufen hat. Wenn ein Mensch zum Glauben an den Herrn Jesus kommt, ändert sich seine Lebenssituation in der Regel nicht. Normalerweise muss und soll er sie auch nicht ändern. Er darf da, wo Gott ihn hingestellt hat, nun ein Zeugnis für seinen Heiland und Herrn sein.
Nur im Herrn heiraten
Nicht jeder Bibelleser kommt mit diesen Versen gleich gut zurecht. Wir wollen versuchen, die Schwerpunkte zu erfassen, die der vom Geist Gottes inspirierte Apostel darin niedergelegt hat.
Als glaubende Christen haben wir eine himmlische Bestimmung. Ehe und Familie gehören aber zur Erde und zur ersten Schöpfung. Deshalb empfiehlt Paulus, um des Herrn und anderer Gründe willen (V. 26.29) unverheiratet zu bleiben. Aber er legt es nicht als ein Gebot auf die Gläubigen, sondern bemerkt, dass dieser «bessere» Weg wirklich nur für den ist, der mit der natürlichen Geschlechtlichkeit keine Probleme hat, seinen Willen entsprechend zügeln und das Alleinsein ertragen kann. Die Praxis zeigt, dass die Ehelosigkeit um des Herrn willen eher eine Ausnahme ist.
Deshalb gibt Paulus in diesen Versen neben seiner persönlichen Meinung auch nützliche Hinweise für die, die heiraten. Zunächst macht er klar, dass es keine Sünde ist zu heiraten (V. 28.36). Doch der Verheiratete wird erfahren, dass eine Ehe und Familie zusätzliche Sorgen und Verpflichtungen mit sich bringt (V. 28.32-34).
Vers 39 macht nochmals deutlich, dass eine Ehe fürs Leben geschlossen wird. Sie wird erst durch den Tod des einen Partners aufgelöst. Wer sie vorher durch eine Scheidung auflöst, handelt gegen Gott und seine Anordnungen. Vers 39 betont, dass eine Ehe «nur im Herrn» geschlossen werden soll. Das bedeutet: Beide sollen nicht nur von neuem geboren sein, sondern auch dem Herrn Jesus in Treue nachfolgen. Zudem soll jeder dem anderen wirklich eine Hilfe sein.
Das Essen von Götzenopfern
Hier kommt der Apostel auf eine weitere Frage der Korinther zu sprechen. Darf ein Christ Fleisch essen, das einem Götzen geopfert worden ist? Als Antwort darauf zeigt Paulus zunächst die Nichtigkeit eines Götzenbildes auf, dem ein solches Opfer gebracht wurde. Für uns ist klar: Es gibt nur einen Gott und einen Herrn. Daher unterscheidet sich das Fleisch von einem Tier, das einem Götzenbild geopfert wurde, in nichts vom Fleisch eines normal geschlachteten Tieres.
Starke und Schwache
Nicht alle Gläubigen in Korinth erkannten dies. Sie hatten sich von den Götzenbildern zu Gott bekehrt und wollten mit allem, was zum Götzendienst gehörte, nichts mehr zu tun haben. Manche von ihnen hätten ihr Gewissen belastet, wenn sie weiter Götzenopferfleisch gegessen hätten. Paulus bezeichnet diese Personen als Schwache. Sie hatten den ganzen Umfang der christlichen Freiheit noch nicht erfasst.
Aber jene Gläubigen in Korinth, die Erkenntnis hatten, sollten auf diese Schwachen Rücksicht nehmen. Wenn sie jedoch entsprechend ihrer Erkenntnis der christlichen Freiheit lebten, ohne in Liebe an die Schwachen zu denken, wurden sie diesen zum Anstoss und zu einem ernsten Hindernis für deren Glaubensleben (Verse 8-13). Paulus zeigt ihnen und auch uns den guten Weg: Lieber auf etwas verzichten, von dessen Richtigkeit man von der Bibel her überzeugt ist, als dem Bruder einen Anstoss zu geben oder ihn sogar zu Fall zu bringen.
Dienst und Lohn
Kapitel 9 ist eine gewisse Fortsetzung von Kapitel 8.Paulus spricht von seinen Rechten als Apostel, von denen er aber in Korinth keinen Gebrauch gemacht hat. Er wollte den Gläubigen keinen Anstoss geben. In Vers 1 legitimiert er sich aber als Apostel. Die Korinther, die durch seinen Dienst zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus gekommen waren, bewiesen, dass er seinen Auftrag als Apostel ausgeführt hatte. Damit gab er denen eine klare Antwort, die versuchten, sein Apostelamt in Frage zu stellen, weil er sich anders verhielt als viele der zwölf Apostel oder die Brüder des Herrn: Er war nicht verheiratet. Er sorgte neben seinem Dienst für seinen Lebensunterhalt. Er hätte ein Recht zu beidem gehabt. Aber er hat es nicht beansprucht.
Die drei in Vers 7 erwähnten Beispiele unterstreichen das Recht eines Dieners des Herrn auf Unterstützung. Wenn der Herr jemand ganz in seinen Dienst ruft wie z. B. die Apostel, sollte ein solcher von denen, die Nutzen von ihm haben, unterstützt werden. Es gab sogar eine Anweisung im Gesetz von Mose, die in ihrer geistlichen Bedeutung diesen Grundsatz unterstreicht.
Paulus und seine Begleiter haben den Korinthern das Evangelium gebracht. Sie haben ihnen «das Geistliche gesät». Viele sind zur Buße und zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Es war für diese Diener eine gewisse Ernte, wenn die gläubig Gewordenen sie ihrerseits materiell unterstützten. Dieser Grundsatz gilt heute noch.
Freiwilliger Verzicht auf Unterstützung
Es scheint, dass die Korinther andere Diener des Herrn materiell unterstützten und damit das Recht dieser Arbeiter bestätigten. Paulus hatte dieses Recht ebenfalls, nahm es aber nicht in Anspruch. Er hat während seines Aufenthalts in Korinth beim Zeltmacher-Ehepaar Aquila und Priszilla seinen Lebensunterhalt verdient. Vermutlich erkannte er die negativen Charakterzüge der gläubigen Korinther schon früh und verzichtete daher auf eine materielle Unterstützung von ihnen.
Die Verse 13 und 14 bestätigen anhand der Priester und Leviten im Alten Testament den Grundsatz der materiellen Unterstützung der Arbeiter des Herrn. Es ist eine Anordnung des Herrn, dass die, die Gottes Wort verkündigen, auch davon leben sollen, indem sie von den Hörern unterstützt werden (Lukas 10,7).
In den Versen 15-18 erläutert der Apostel nochmals, warum er von dem ihm zustehenden Recht keinen Gebrauch gemacht hat. Wie sehr lag es ihm am Herzen, den Auftrag, den er von seinem Herrn empfangen hatte, im Gehorsam auszuführen. Er fühlte, wie die ausserordentliche Gabe, die ihm sein Herr verliehen hatte, ihm zu einer Notwendigkeit wurde. Er musste sie ausüben. Er konnte nicht anders, als das Evangelium zu verkündigen. Aber das war nicht alles. Er wollte diese Botschaft auch kostenfrei machen. Keiner sollte irgendwie auf den Gedanken kommen, er müsse für das Evangelium etwas bezahlen. Eine materielle Unterstützung des Apostels hätte in Korinth zu diesem Fehlschluss führen können.
Selbstverleugnung im Dienst
Paulus hat wohl wie kein anderer Apostel völlig erfasst, was echte christliche Freiheit bedeutet. Aber er, der von allem frei war, machte sich zum Sklaven von allen. Sein grosses Ziel war: auf alle Weise einige zu erretten. Er konnte sich äusserlich den Juden anpassen und besonders denen, die noch sehr am Gesetz von Mose festhielten. Aber er konnte sich äusserlich auch denen anpassen, die aus dem Heidentum kamen. Immer ging es ihm darum, einen Zugang zu den Herzen und Gewissen seiner Zuhörer zu finden, damit diese das Evangelium annahmen und errettet wurden.
In Vers 24 fragt Paulus erneut: «Wisst ihr nicht?» (vergleiche z. B. 1. Korinther 3,16; 5,6; 6,9). Er erinnert sie an Tatsachen, die sie eigentlich kannten. Aber er musste sie darauf aufmerksam machen. Oft folgt im Anschluss an seine Frage eine Ermahnung, so auch hier.
Sie kannten das Bild aus der Sportwelt. Ein Läufer, der in der Rennbahn gewinnen will, verzichtet schon im Training auf vieles, was andere sich erlauben können. Jene Athleten taten dies für einen vergänglichen Preis.
Wie viel mehr sollten Kinder Gottes in ihrem Glaubenslauf bereit sein, aus Rücksicht auf schwache Mitgläubige auf ihre vermeintlichen Rechte zu verzichten! Paulus stellt sich dabei selbst als Beispiel vor. Dieser Glaubensmann lebte – im Gegensatz zu den eingebildeten Korinthern – in ständiger Selbstverleugnung. Ein Vorbild auch für uns!
Das Volk Israel als warnendes Beispiel
Die äussere Zugehörigkeit zum Volk Gottes – wir könnten auch sagen: das äussere Bekenntnis zum Christentum – genügt nicht. Das zeigt uns die Geschichte Israels. Alle waren aus Ägypten gezogen, durch das Rote Meer hindurchgegangen und in die Wüste gelangt. Alle waren in den Genuss des Brotes vom Himmel (Manna) und des Wassers aus dem Felsen gekommen. Sowohl das Manna als auch der Fels weisen auf Jesus Christus hin (Vers 4; Johannes 6,32-35). Doch an den meisten Israeliten hatte Gott kein Wohlgefallen (Vers 5). Warum nicht? Weil sie keinen Glauben hatten! Genauso ist es im Christentum. Wer sich nur äusserlich – z. B. durch die christliche Taufe – zum Christentum bekennt, aber nicht an den Herrn Jesus als seinen persönlichen Erlöser glaubt, wird nicht in den Himmel kommen. Er geht verloren.
In den Versen 6-10 erinnert Paulus an verschiedene Situationen während der Wüstenwanderung des Volkes Israel. In allen offenbart sich das Murren und die Auflehnung gegen Gott. Sie sind zu unserer Warnung aufgeschrieben, damit wir die uns drohenden Gefahren erkennen. Wir haben immer noch die alte Natur in uns, die zu allem fähig ist, wie wir bei Israel sehen. Möge niemand von uns denken, ihm könne nichts passieren, er sei stark genug, um nicht zu fallen. Jeder hat Gottes bewahrende Gnade nötig!
Prüfungen, die Gott uns schickt, erproben unser Vertrauen. Manchmal gehen sie sehr weit. Aber Gott wird nicht zulassen, dass wir als seine Kinder überfordert werden. Zu seiner Zeit wird Er helfend eingreifen.
Der Tisch des Herrn
In diesen Versen stellt der Apostel die Grundsätze des Tisches des Herrn vor. Er tut es vor dem Hintergrund der Warnung vor dem Götzendienst. Die Korinther standen in Gefahr, sich wieder mit Götzen einzulassen. Dadurch hätten sie aber eine Gemeinschaft mit den Dämonen ausgedrückt, die sich hinter den toten Götzen verbargen. Eine solche Gemeinschaft ist wie jede andere religiöse Gemeinschaft unvereinbar mit der Gemeinschaft, die wir als Gläubige mit dem Herrn Jesus an seinem Tisch ausdrücken.
Um diese Gemeinschaft verständlich zu machen, erinnert Paulus an das Friedensopfer im Alten Testament. Von jenem Opfer bekam jeder sein Teil: Gott, der Priester, der Opfernde und jeder reine Israelit (3. Mose 3,3.4; 7,31-34.19).
Durch die Teilnahme an Brot und Wein des Mahls des Herrn drücken wir unsere Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und miteinander aus. Der Kelch wird zuerst genannt. Er erinnert an das Blut des Heilands, an den Preis der Erlösung (1. Petrus 1,19). Auf dieser Grundlage haben wir Frieden mit Gott und Vergebung unserer Sünden. Beim Brot denken wir einerseits an den Körper unseres Heilands, den Er für uns in den Tod gegeben hat. Anderseits ist dieses Brot ein Bild der Einheit der Erlösten. Zusammen bilden sie den Leib des Christus. Wenn wir sonntags das Brot brechen und jeder anwesende Gläubige davon isst, drücken wir mit dieser Handlung unsere Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und untereinander aus.
Freiheit und Rücksichtnahme
Was der Apostel in diesen Versen behandelt, ist nicht neu in diesem Brief. Schon in 1. Korinther 6,12; 8,9; 9,1 hat er das Thema der christlichen Freiheit erwähnt. Die Korinther hatten eine falsche Vorstellung und meinten, sie hätten die Freiheit, alles zu tun, was ihnen passte.
Paulus schränkt die christliche Freiheit in keiner Weise ein, zeigt aber, dass wir als Gläubige immer an die anderen und ihr Wohl denken sollten. Wir stehen z. B. im Begriff, etwas tun, wozu wir vor dem Herrn die volle Freiheit haben. Nun merken wir aber, dass wir dadurch das Gewissen eines anderen beunruhigen, der nicht frei ist, dieses zu tun. Wie verhalten wir uns dann? Beharren wir auf den Rechten unserer christlichen Freiheit oder fragen wir, ob unser Verhalten wirklich zur Ehre Gottes ausschlägt? Wie kann es zu seiner Ehre sein, wenn ein anderes Kind Gottes durch mein Benehmen beunruhigt oder irritiert wird?
Darum schliesst der Apostel seine Ausführungen mit den bemerkenswerten Worten: «Seid ohne Anstoss, sowohl Juden als Griechen als auch der Versammlung Gottes.» Paulus ging in dieser Sache mit dem guten Beispiel voran. Er suchte nicht seinen Vorteil, sondern das Wohl der anderen – ob sie nun religiös waren (Juden) oder zu den Heiden (Griechen) gehörten oder Mitgläubige (Versammlung Gottes) waren. Von ihm wollen wir lernen und mehr an die anderen und weniger an uns denken.
Die Schöpfungsordnung Gottes
Gewissermassen als Abschluss zu dem, was er in Kapitel 10 gesagt hat, fordert Paulus die Korinther auf: «Seid meine Nachahmer.» Doch er will sie nicht zu seinen Anhängern machen, sondern ihnen ein Vorbild in der Nachfolge des Herrn Jesus sein. Darum fügt er hinzu: «Wie auch ich Christi.»
In den weiteren Versen geht es um die Schöpfungsordnung Gottes. Sie gilt für uns, solange wir auf der Erde leben. Christus, der Mensch gewordene Sohn Gottes und der verherrlichte Sohn des Menschen, steht über jedem Mann und jeder Frau. Aber Gott hat den Mann als sichtbares Haupt der Frau eingesetzt. Gott selbst steht über allem, auch über Christus als Mensch.
Wir anerkennen diese göttliche Ordnung und stellen uns darunter, indem der Mann keine Kopfbedeckung trägt, wenn er betet oder weissagt. Die Frau dagegen soll nicht unbedeckt beten oder weissagen. So drücken wir unseren Gehorsam gegenüber Gottes Wort aus. Ab Vers 5 folgen verschiedene Argumente dafür, dass die Frau sich bedecken soll. Indem sie sich beim Beten und Weissagen bedeckt, bejaht sie ihre von Gott gegebene Stellung. In diesen Argumenten spielt auch das Haupthaar eine Rolle. Für eine Frau ist frei wachsendes Haar eine Ehre. Aber Gott bezeichnet es als eine Unehre, wenn sie ihr Haar schneidet. Beim Mann ist es gerade umgekehrt: Er soll sein Haar schneiden, denn langes Haar ist eine Unehre für ihn. – Diese Fragen können nicht wie menschliche Ansichten diskutiert werden (Vers 16).
Schlechtes Verhalten beim Brotbrechen
Zu Beginn dieses Kapitels konnte der Apostel den Korinthern noch ein Lob aussprechen (Vers 2). Im Blick auf die Themen, die er jetzt anschneidet, kann er nicht loben.
Der erste Punkt betrifft die Parteiungen, die es unter den Korinthern gab (1. Korinther 1,10-12). Diese Gruppen machten sich auch in den Zusammenkünften bemerkbar. Da, wo man auf dem Boden der Einheit aller Gläubigen zusammenkam, zeigten sich Spaltungen. Damit wird der Charakter der Versammlung, die örtlich sichtbar werden soll, gestört und der Name des Herrn Jesus als Mittelpunkt der Versammelten verunehrt. Es ist wichtig, den 19. Vers gut zu verstehen. Gottes Wort ruft uns dazu auf, einander in Liebe zu ertragen, und das geht sehr, sehr weit (Epheser 4,2). Aber nie werden wir aufgefordert, etwas zu dulden, was im Widerspruch zum Herrn und seinem Wort steht.
Beim zweiten Punkt geht es um das Mahl des Herrn. Die Korinther hatten aus dem Gedächtnismahl eine gewöhnliche gemeinsame Mahlzeit der Glaubenden gemacht. Dabei warteten sie nicht aufeinander und versuchten, bei diesem Mahl ihren Hunger zu stillen. Es kam vor, dass sie dabei sogar übermässig tranken. Entrüstet muss Paulus sie fragen: «Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Versammlung Gottes?» Das Verhalten der Korinther war eine Beleidigung Gottes, indem sie auf diese Weise seine Versammlung verachteten. Der Apostel musste sie deshalb ernst tadeln.
Das Mahl des Herrn
Als der Herr Jesus in der Nacht seiner Verhaftung das Gedächtnismahl einsetzte, war Paulus nicht dabei. Doch der verherrlichte Herr hat ihm darüber eine Offenbarung geschenkt und ihm gezeigt, dass dieses Mahl von den gläubigen Christen als Gedächtnis an ihren Erretter gehalten werden soll. Das Brot erinnert an den Körper des Heilands, der damals am Kreuz geopfert wurde (Hebräer 10,10). Der Kelch mit dem Wein erinnert an das Blut des Herrn Jesus als die Grundlage unserer Erlösung. Um uns vom ewigen Tod zu befreien, ist Er für uns gestorben. Durch das Essen vom Brot und das Trinken aus dem Kelch verkündigen wir den Tod des Herrn, bis Er uns zu sich holt. Dann benötigen wir diese Zeichen nicht mehr, dann werden wir Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen.
Gläubige Menschen können dieses Mahl in unwürdiger Weise halten. Das ist dann der Fall, wenn sie es leichtfertig tun, ohne an den Ernst der Sache zu denken, oder mit Sünden im eigenen Leben, die sie nicht im Selbstgericht verurteilt und weggetan haben. Unwürdiges Essen und Trinken hat göttliche Konsequenzen. Wegen der Unordnung in Korinth musste Gott züchtigend eingreifen (Vers 30). Die einen wurden schwach, andere krank, es gab sogar solche, die der Herr in seiner Züchtigung vorzeitig aus dem Leben abrief. Das heisst nicht, dass diese verloren gingen. Aber es war doch ernst für sie und die ganze Versammlung. Darum die warnende Schlussfolgerung des Apostels, das Gedächtnismahl des Herrn nicht zu missbrauchen.
Der Geist Gottes und die Gnadengaben
Vermutlich haben die Korinther dem Apostel auch eine Frage bezüglich der geistlichen Gaben gestellt (vergleiche 1. Korinther 12,1 mit 1. Korinther 7,1; 8,1). In 1. Korinther 1,7 hatten wir gesehen, dass sie alle Gnadengaben besassen. Weil bei vielen von ihnen die alte Natur statt das neue Leben die Oberhand hatte, gingen sie mit diesen göttlichen Gaben nicht richtig um. Das führte zu Problemen.
In der Zeit vor ihrer Bekehrung wurden sie von den Götzenpriestern als Unwissende behandelt. Sie konnten nicht beurteilen, was ihnen vorgegaukelt wurde und wie sie geleitet wurden. Jetzt aber steht der Heilige Geist hinter allem. Sein Wirken hat ein grosses Ziel: die Verherrlichung des Herrn Jesus (Johannes 16,14).
Gnadengaben sind Geschenke Gottes, mit denen der Herr die Seinen ausstattet. Sie können sehr verschieden sein. Aber alle werden in der Kraft und Energie des Heiligen Geistes ausgeübt. Die Verschiedenheiten von Diensten ergeben sich, wenn diese Gaben unter der Leitung und Autorität des Herrn Jesus zur Ehre Gottes und zur Förderung des geistlichen Lebens der Gläubigen ausgeübt werden. Und die Resultate? Nicht die Menschen, die sich gebrauchen lassen, bewirken etwas, sondern Gott, «der alles in allen wirkt».
Die Verse 8-10 zeigen, wie verschieden die geistlichen Begabungen sein können. Aber alles wird von ein und demselben Geist hervorgebracht und von Ihm in göttlicher Weisheit benutzt. Und jede Gnadengabe kann nur in seiner Kraft ausgeübt werden.
Der Leib und die Glieder (1)
Alle Glaubenden, die heute auf der Erde leben, bilden zusammen eine wunderbare Einheit: den Leib des Christus. Jeder Einzelne – so verschieden wir unserer Herkunft oder unserer sozialen Stellung nach sein mögen – ist ein Glied an diesem Leib. Es ist der in uns wohnende Heilige Geist, der uns als Glieder miteinander und mit dem verherrlichten Herrn als dem Haupt seines Leibes verbindet. – In diesem einen Leib des Christus gibt es eine grosse Vielfalt durch die einzelnen Glieder. Der Apostel Paulus zeigt dies anhand unseres menschlichen Körpers. Dabei spricht er zwei besondere Gefahren an:
- Die Unzufriedenheit der Glieder mit dem Platz, den Gott ihnen an dem Leib gegeben hat (Verse 16-20).
- Der Hochmut einzelner Glieder gegenüber anderen (Verse 21-25).
Wir verstehen gut, dass der Fuss nicht behaupten kann, er sei nicht Teil unseres Körpers, nur weil er nicht Hand ist. Aber wenn es um unseren Platz unter den Glaubenden geht, können wir unzufrieden werden. Wir denken, wir seien zu nichts nütze und deshalb überflüssig. Wir meinen, wenn wir anders wären als wir sind, wenn wir die Begabung unseres Mitgläubigen hätten, dann sähe es besser aus. Darauf gibt es zwei Antworten:
- Der Leib kann doch nicht ein Glied, z. B. alles Auge sein. Die Vielfalt der Glieder und ihrer Aufgaben ist nötig, damit der Körper richtig funktioniert.
- Es ist Gott, der die einzelnen Glieder an den von Ihm gewollten Platz am Leib gesetzt hat. Unzufriedenheit darüber ist daher eine Auflehnung gegen Ihn.
Der Leib und die Glieder (2)
Ab Vers 21 begegnet der Apostel der zweiten Gefahr: dem Hochmut einzelner Glieder gegenüber anderen. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht. Jedes Glied am menschlichen Körper hat seine besondere Funktion: Mit dem Auge sieht der Mensch, mit der Hand fasst er Dinge an und die Beine und Füsse dienen zur Fortbewegung.
Aber als Gläubige stehen wir in Gefahr, uns zu überschätzen. Hochmütig denken wir dann, wir hätten den «geringeren» Bruder neben uns nicht nötig. Haben wir nicht schon gemeint, wir kämen ohne diesen oder jenen Mitgläubigen zurecht? Nein, sagt der Apostel: «Sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig.» Wir wollen jede aufkommende Überheblichkeit gegenüber anderen sofort im Selbstgericht entschieden verurteilen, «damit keine Spaltung in dem Leib sei». Lasst uns vielmehr das Wohl der anderen suchen, auf sie Acht haben, und sie als Brüder und Schwestern, die der Herr uns zur Seite gestellt hat, lieben und schätzen.
Wie beim menschlichen Körper so ist es auch im geistlichen: Wenn ein Glied leidet, wird der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen. «Ihr aber seid Christi Leib, und Glieder im Einzelnen.» Die Korinther als örtliche Versammlung waren ein sichtbares Zeugnis von dem, was von der ganzen Versammlung gilt. Wie wichtig war es da, dass sich jeder von ihnen als Glied an diesem Leib richtig verhielt. Das konnte er nur, wenn er sich an dem Platz befand, an den Gott ihn gestellt hatte, und das tat, wozu er begabt war.
Die Liebe als Motiv
Die Korinther waren stolz auf die von Gott geschenkten Gaben. Es scheint sogar, dass sie das Reden in Sprachen als das Begehrenswerteste betrachteten. Was ihnen aber fehlte, war echte Liebe zueinander. Deshalb fügt Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes an dieser Stelle das Kapitel der Liebe ein. Sie sollte bei jeder Tätigkeit für den Herrn die Triebfeder sein. Das ist der «weit vortrefflichere Weg».
In den ersten drei Versen konstruiert Paulus Beispiele, die über die Realität hinausgehen. Damit zeigt der Apostel den Korinthern und uns, wie wertlos jeder Dienst und jede Aufopferung ohne Liebe als Triebfeder ist. Haben wir seine Botschaft verstanden?
In den Versen 4-7 haben wir eine Beschreibung der göttlichen Liebe. Sie verhält sich so, ohne dass ihr Gegenüber sie dazu veranlasst. Hat Gott uns seine Liebe in der Dahingabe seines Sohnes nicht zu einer Zeit erwiesen, als wir noch Sünder waren? Lasst uns doch seine Nachahmer sein!
Die Liebe vergeht nie
Die Verse 8-13 zeigen, dass alles Erkennen in unserem Leben hier nur Stück um Stück möglich ist. Das Vollkommene erreichen wir erst mit dem Kommen des Herrn zur Entrückung. Dann wird jeder Dienst zu Ende gehen. Es wird kein geistliches Wachstum, kein Zunehmen der Erkenntnis mehr geben. Jetzt leben wir noch in der Begrenztheit eines Kindes. Wir sehen vieles undeutlich. Dann aber wird alles klar. Und die göttliche Liebe? Sie vergeht niemals. Sie ist unvergänglich und ewig. Wenn wir am Ziel sind, werden wir sie in vollkommenem Mass geniessen.
Weissagen und in Sprachen reden
Vor dem Hintergrund der Überbetonung der Gabe des Redens in fremden Sprachen in Korinth spricht der Apostel über den Dienst der Weissagung. Mit Weissagen ist hier nicht ein Voraussagen zukünftiger Ereignisse gemeint. Weissagen bedeutet hier, dass bei der Verkündigung des Wortes Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes die Herzen und Gewissen der Zuhörer ins Licht Gottes gestellt werden (V. 24.25). Eine solche Verkündigung dient zur geistlichen Auferbauung der Versammlung. Das ist es, worauf der Apostel in diesem Kapitel das Schwergewicht legt. Auch ein solcher Dienst, der «den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung» sein soll, muss die Liebe als Triebfeder haben (V. 1).
Das Reden in fremden Sprachen war in Korinth wohl sehr verbreitet. Wenn die Sprachen jedoch nicht übersetzt oder ausgelegt wurden, nützte dieser Dienst niemand. «Ihr werdet in den Wind reden.»
Im Gegensatz zum Reden in Sprachen wollte der Apostel in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre zu ihnen reden. Offenbarungen haben wir heute keine mehr, da die Bibel abgeschlossen ist. Aber die übrigen drei Punkte gehören heute noch zu einer Gott gewollten Verkündigung.
Auch wenn wir heute das Reden in Sprachen nicht mehr haben – dieser Dienst hat aufgehört (1. Korinther 13,8) –, sollte jeder Verkündiger des Wortes Gottes die Hinweise der Verse 8-12 zu Herzen nehmen. Von Nutzen ist nur eine Botschaft, die von den Zuhörern verstanden wird.
Mit Verstand und zum Nutzen
Auch diese Verse enthalten beherzigenswerte Hinweise für unser Zusammenkommen als Gläubige, sei es zur Wortverkündigung, zum Gebet oder zu Lob und Anbetung. Wie wichtig ist es für jeden Bruder, der ein öffentliches Gebet spricht, dass er auch mit dem Verstand betet. Das wird ihn davor bewahren, zu lang zu beten oder Gebetsgegenstände zu erwähnen, die nicht in die Öffentlichkeit gehören. Wenn wir mit dem Geist und mit dem Verstand beten, wird es den Hörern nicht schwer fallen, am Schluss ein deutlich hörbares Amen zu sagen. Hingegen ist es schwierig, von Herzen Amen zu sagen, wenn ein Gebet so lang ist, dass man am Schluss nicht mehr recht weiss, was der Bruder zu Beginn gesagt hat. – Auch beim Vorschlagen und gemeinsamen Singen von Liedern wollen wir den Verstand gebrauchen. So wird auch das Beten und Singen zur Erbauung der Versammlung dienen.
In Vers 23 haben wir den Ausdruck «als Versammlung zusammenkommen». Eine Zusammenkunft der Gläubigen hat dann diesen Charakter, wenn sie auf der alleinigen Grundlage des Wortes Gottes im Namen des Herrn versammelt sind und Er der alleinige Mittelpunkt ist. Wenn in einer solchen Zusammenkunft der Heilige Geist ungehindert einen Dienst der Weissagung bewirken kann, wird dies auf einen Unkundigen, der hereinkommt, nicht ohne Wirkung bleiben. Er wird ins Licht Gottes gestellt werden und anerkennen, dass Gott in dieser Versammlung anwesend ist und sich offenbart.
Anweisungen für die Wortverkündigung
Wenn die Gläubigen an einem Ort als Versammlung zusammenkommen, dann wird der Dienst nicht von einer Person ausgeführt, auch nicht von einigen dafür bestimmten Personen. Der Herr Jesus möchte, dass der Dienst von mehreren getan wird, ohne dass man vorher eine menschliche Abmachung trifft. Diese Freiheit bedeutet jedoch nicht, dass jeder tun kann, was er will. Wer etwas sagt, muss unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen, die Anweisungen in der Bibel beachten und sich fragen, ob sein Beitrag wirklich zur Erbauung der Versammlung dient.
Erneut wird klar, dass das Reden in Sprachen den Zuhörern nur dann von geistlichem Nutzen ist, wenn ein Ausleger da ist. Propheten waren Brüder, die einen Dienst taten, wie er in diesem Kapitel beschrieben wird. Auf heute übertragen kann es sein, dass in einer Zusammenkunft zur Verkündigung des Wortes Gottes mehr als ein Bruder spricht. Oberstes Ziel, das jeder Redende im Auge behalten muss, ist die Auferbauung der Versammlung. Deshalb dürfen wir in keinem Fall den Verstand ausschalten (Vers 32).
Und die Zuhörer? Sie werden aufgefordert, das Gehörte anhand der Bibel zu beurteilen. Dabei geht es nicht um Kritik an den menschlichen Schwächen, die wohl jeder Diener des Herrn hat. Sie sollen vielmehr feststellen, ob das Gesagte mit der Lehre der Schrift übereinstimmt und zur geistlichen Erbauung der Versammlung dient. – Wie wichtig ist es, diese Punkte stets zu beachten und zu befolgen, damit in der Versammlung keine Unordnung entsteht.
Ordnung und Frieden
Sowohl gläubige Männer als auch gläubige Frauen sind Kinder Gottes, die der Vater mit der gleichen Liebe liebt. In ihrem Wert vor Gott unterscheiden sie sich in nichts (Galater 3,28). In Bezug auf die Stellung von Mann und Frau auf der Erde, wo die Schöpfungsordnung Gottes gilt, gibt es jedoch Unterschiede. Das haben wir in 1. Korinther 11,2-16 gesehen. Das kommt auch in den Zusammenkünften der Versammlung zum Tragen. Da sollen die Frauen schweigen und keinen öffentlichen Dienst tun. Auf diese Weise nehmen sie ihren von Gott gegebenen Platz der Unterordnung ein.
Wenn eine Frau Fragen zum Wort Gottes hat, soll sie zu Hause ihren Mann fragen und die Frage nicht öffentlich in den Zusammenkünften stellen. Das ist eine ernste Herausforderung für alle gläubigen Ehemänner. Sind wir in der Lage, die Fragen unserer Frauen zu beantworten? Wir merken, wie nötig es ist, dass wir das Wort Gottes zuerst für uns persönlich lesen und studieren.
Aus Vers 36 kann man schliessen, dass die Korinther es im Blick auf das öffentliche Reden der Frauen in der Versammlung nicht so genau nahmen und von der göttlichen Ordnung abwichen. Aber Paulus macht klar, dass dies ein Gebot des Herrn und daher verbindlich ist. – Noch einmal ermuntert der Apostel die Korinther zu weissagen (vergleiche 1. Korinther 14,39 mit 1. Korinther 12,31; 14,1). Dieser Dienst fördert die Auferbauung der Versammlung. Aber ebenso wichtig ist, dass die Zusammenkünfte anständig und in Ordnung verlaufen. Unordnung schadet den Zuhörern.
Christus ist auferstanden
In diesem Kapitel geht es um die leibliche Auferstehung der heimgegangenen Gläubigen. Es gab in der Versammlung in Korinth Personen, die die von den Aposteln verkündete leibliche Auferstehung in Frage stellten (Vers 12). Es war für sie etwas Unmögliches. Vermutlich hielten diese Leute am Weiterleben der Gläubigen in der Ewigkeit fest, beschränkten es aber auf die Seele.
Der Apostel begegnet diesem Problem, indem er die leibliche Auferstehung des Herrn Jesus herausstellt. Sie gehört zu den Fundamenten des Evangeliums, das die Korinther im Glauben angenommen hatten. Drei Heilstatsachen bilden diese Grundlage. Sie sind bereits im Alten Testament angekündigt worden (Jesaja 53,8.12).
- Christus ist für unsere Sünden gestorben.
- Er ist begraben worden.
- Er ist am dritten Tag auferweckt worden.
Nun fügt der Apostel sechs Beweise der Auferstehung von Christus hinzu. Es sind Begebenheiten, bei denen der Auferstandene den Seinen erschienen ist. Diese alle konnten die Wahrheit der leiblichen Auferstehung des Herrn bezeugen. Ja, Er war auch Paulus erschienen.
Die Verse 9 und 10 zeugen von der Demut des Apostels der Nationen. Nie hat er vergessen, dass er einst die Versammlung Gottes verfolgt hat. Er sagt: Ich bin nicht wert, ein Apostel genannt zu werden. Aber dann rühmt er die Gnade Gottes, die ihn in den Dienst im Werk des Herrn gestellt hat. Welch ein unermüdlicher Arbeiter ist er geworden! Doch er schreibt alles der Gnade Gottes zu, die ihn dazu befähigt hat.
Ohne Auferstehung keine Hoffnung
In diesen Versen argumentiert Paulus mit den Leuten, die die leibliche Auferstehung der Gläubigen leugnen. Dabei denkt er die Sache konsequent bis zum Ende durch. Die ernsten Schlussfolgerungen, die er nacheinander zieht, sollten jedem deutlich machen, wie unsinnig die Leugnung der Auferstehung ist.
Wenn es keine Auferstehung gibt, dann kann auch Christus nicht auferstanden sein. Doch gerade seine Auferstehung hat der Apostel in den Eingangsversen des Kapitels durch mehrere Zeugen belegt. Sollte Christus tatsächlich nicht auferstanden sein, dann war die Predigt des Evangeliums eine wertlose Botschaft, die Korinther hatten einer inhaltslosen Verkündigung geglaubt und die Apostel waren falsche Zeugen.
Aber seine Argumentation geht noch weiter. Die Korinther hatten geglaubt, dass Jesus Christus für ihre Sünden gestorben war. Auf Grund des vollbrachten Erlösungswerks hatte Gott ihnen alles vergeben. Aber ohne Auferstehung würde die göttliche Bestätigung des vollbrachten Erlösungswerks fehlen (Römer 4,24.25). Die Korinther wären trotz ihres Glaubens an Jesus Christus noch in ihren Sünden. Und die heimgegangenen Gläubigen wären verloren. Schliesslich wäre das Christentum auf das Leben vor dem Tod begrenzt und wir Christen hätten keine Hoffnung.
Doch Gott sei Dank, es gibt eine Auferstehung und Christus, auf den wir unser Vertrauen gesetzt haben, ist auferstanden! Er lebt als Mensch im Himmel.
Die Auferstehung und ihre Ordnung
An dieser Stelle unterbricht der Apostel seine Ausführungen über die leibliche Auferstehung. Nachdem er aufgezeigt hat, welch tragische Konsequenzen es für uns Christen hätte, wenn Christus nicht auferstanden wäre, ruft er jetzt triumphierend aus: «Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt.»
Im Anschluss daran führt Paulus aus, was aus der Auferstehung des Herrn Jesus folgt und was damit zusammenhängt. Auf die Sünde des ersten Menschen folgte der Tod, aber durch den Menschen Jesus Christus kam die Auferstehung aus den Toten. Er ist der Erstling einer grossen Ernte. Alle, die im Glauben sterben, werden wie Er aus den Toten auferstehen – die einen bei der Entrückung, die Märtyrer der Drangsalszeit bei seinem Kommen in Herrlichkeit.
Dann wird der auferstandene und verherrlichte Christus 1000 Jahre lang in Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Seine Regierung dauert an, bis Er alle Feinde unter seine Füsse gelegt hat. Der letzte Feind, der beseitigt wird, ist der Tod (Offenbarung 20,14).
Die Verse 27 und 28 machen klar, dass es hier um die Stellung von Christus als Mensch geht. Als ewiger Sohn Gottes ist Er eins mit Gott, dem Vater. Aber Er ist Mensch geworden und bleibt es in Ewigkeit. Als solcher ist Er für uns am Kreuz gestorben und wird alle Pläne Gottes mit der ersten Schöpfung erfüllen (Hebräer 2,5-9). Wenn dieses Ziel erreicht ist, wird es neue Himmel und eine neue Erde geben, in denen Gerechtigkeit wohnen wird (2. Petrus 3,13). Dann wird Gott alles in allem sein.
Das Verhalten im Licht der Auferstehung
Jetzt greift Paulus das in Vers 19 unterbrochene Thema wieder auf. Die Taufe wird hier eingeführt, weil sie ein Bild des Begrabenwerdens mit Christus ist – aber mit dem Blick auf die Auferstehung (Römer 6,3.4). Mit den Toten, für die andere getauft werden, meint der Apostel jene gläubigen Christen, die bereits heimgegangen sind. An ihre Stelle traten andere Menschen, die an den Herrn Jesus glaubten und getauft wurden. Ohne die Gewissheit, dass es eine Auferstehung gibt, wäre es sinnlos, Christ zu werden und sich taufen zu lassen.
Ebenso sinn- und zwecklos wären all die Strapazen und Gefahren, die der Apostel Paulus und viele andere Diener seither auf sich genommen haben. Weil das Leben der Christen sich nicht auf das Diesseits beschränkt – sie haben eine wunderbare Hoffnung auf die Auferstehung und das Leben bei Christus in der Herrlichkeit –, werden sie in den notvollen Umständen nicht mutlos.
Menschen, die weder an eine Auferstehung noch an ein Leben im Jenseits glauben, konzentrieren sich nur auf das Diesseits. Von solchen Gedanken sollten sich die Korinther nicht anstecken lassen. Die Warnung gilt auch uns. Wir sollten unser Leben im Licht Gottes und zu seiner Ehre führen. Der Augenblick kommt, da wir vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, um unser Leben mit seinen Augen zu sehen und für das, was Er anerkennen kann, belohnt zu werden (2. Korinther 5,9.10).
Sterben und auferstehen
Die Ausführungen des Apostels in den Versen 35-41 gelten vor allem jenen Menschen, die die leibliche Auferstehung leugnen, weil sie diese mit ihrem Verstand nicht erklären können. Er verweist auf zwei Tatsachen, die jeder in der Natur beobachten kann:
- Damit aus einem Samenkorn eine neue Pflanze entstehen kann, muss dieses sterben.
- Die Pflanze, die aus dem gesäten Korn wächst, gleicht diesem in keiner Weise. Der Auferstehungsleib wird ganz anders aussehen als der beerdigte sterbliche Körper (Vers 40).
Ab Vers 42 folgt die Anwendung des Gesagten. Wenn wir am Grab eines heimgegangenen Erlösten stehen und seinen Körper der Erde übergeben, redet dieser von Verwesung, Unehre und Schwachheit. Doch wir sind nicht ohne Hoffnung. Der Augenblick wird kommen, da dieser Körper als ein geistiger Leib in Unverweslichkeit, Herrlichkeit und Kraft auferweckt werden wird.
Dann zieht der Apostel einen Vergleich zwischen Adam und Christus, als Auferstandenem. Gott bildete den ersten Menschen aus dem Staub der Erde und hauchte ihm den Odem des natürlichen Lebens ein (1. Mose 2,7). Der Herr Jesus, der Mensch vom Himmel, trat nach vollbrachtem Erlösungswerk als Auferstandener in die Mitte der Jünger und hauchte in sie (Johannes 20,22). Damit teilte Er ihnen das Auferstehungsleben mit. Der letzte Adam ist ein lebendig machender Geist!
Jetzt tragen wir das Bild des ersten Menschen mit seiner Begrenztheit. Nach der Auferstehung werden wir dem Herrn gleichförmig sein (Philipper 3,21; Römer 8,29).
Auferstehung und Verwandlung
Jetzt will der Apostel noch ein Wort über den Zeitpunkt der Auferstehung der Glaubenden sagen. Dabei spricht er von einem Geheimnis. Damit meint er eine Wahrheit, die im Alten Testament noch nicht offenbart war. Das Geheimnis betrifft nicht die Auferstehung – diese war den Gläubigen des Alten Testaments bekannt –, sondern die Verwandlung der zu jenem Zeitpunkt lebenden Gläubigen. Aus 1. Thessalonicher 4,15-17 wird klar, dass der Zeitpunkt, von dem Paulus hier spricht, das Kommen des Herrn Jesus zur Entrückung der Seinen ist. Wenn Er aus dem Himmel kommen wird, um uns zu sich zu holen, werden alle im Glauben Gestorbenen auferstehen und alle dann lebenden Gläubigen verwandelt werden. Dieses gewaltige Ereignis wird sich in einem Augenblick abspielen.
Das «Muss» in Vers 53 bezieht sich auf Vers 50, wo gesagt wird, dass Fleisch und Blut (das Sterbliche) das Reich Gottes nicht erben können. Ebenso kann die Verwesung nicht Unverweslichkeit erben. Aber, Gott sei Dank, das Kommen des Herrn Jesus zu unserer Entrückung wird zu einem gewaltigen Sieg über den Tod ausschlagen.
Als glaubende Christen haben wir eine wunderbare Hoffnung auf die Verwandlung des Körpers beim Kommen des Herrn. Zudem wissen wir mit Sicherheit, dass es eine leibliche Auferstehung gibt. Beides spornt uns an, die Zeit, die uns auf dieser Erde bleibt, voll für das Werk unseres Herrn einzusetzen. Es lohnt sich, es ist der Mühe wert!
Sammlungen und Reisepläne
In Vers 1 spricht der Apostel den letzten offenen Punkt an: die Sammlungen oder das materielle Opfer (vergleiche 1. Korinther 7,1; 8,1; 12,1). In Korinth ging es vor allem um die Unterstützung der verarmten Gläubigen in Jerusalem und Judäa (siehe 2. Korinther 8 und 9). Unser Abschnitt gibt uns einige allgemeine Hinweise über das materielle Opfer der Gläubigen:
- Jeder soll persönlich vor dem Herrn geübt sein, wie viel er am Sonntag in die Kollekte einlegt. Der Herr zwingt niemand und überfordert auch keinen.
- Die Sammlung soll an jedem ersten Tag der Woche erfolgen, also in Verbindung mit dem Halten des Gedächtnismahls. Der enge Zusammenhang zwischen den Opfern des Lobes und den materiellen Opfern wird auch aus Hebräer 13,15.16 ersichtlich (siehe auch 5. Mose 12,6).
- Die Verwaltung der eingelegten Gaben geschieht durch vertrauenswürdige Brüder, die von der örtlichen Versammlung dazu bestimmt werden.
Obwohl Paulus den Korinthern einen ernsten Brief schreiben musste, wollte er sie wieder besuchen und für eine Zeit bei ihnen bleiben. Beweist dies nicht seine Liebe zu ihnen? – Bis dahin blieb er in Ephesus, wo er eine geöffnete Tür, aber auch grossen Widerstand fand.
Den von Natur aus ängstlichen Timotheus sollten die Korinther als einen Diener aufnehmen, der am gleichen Werk arbeitete wie der Apostel. – Apollos war ein selbstständiger, dem Herrn verantwortlicher Diener. Vielleicht wegen den Spaltungen dort wollte er noch nicht nach Korinth gehen (1. Korinther 1,12).
Ermahnende Schlussworte
Bevor der Apostel zum Schluss des Briefes kommt, ermahnt er die Korinther nochmals. Die Verse 13 und 14 erinnern an das, was bei ihnen fehlte: die Wachsamkeit gegenüber den Listen des Teufels, das Feststehen im Glauben, die geistliche Energie und die Liebe als Triebfeder jeder praktischen Tätigkeit.
Es gab unter den Korinthern auch einige, die das Herz von Paulus erfreuten. Drei Brüder hatten ihn besucht, als viele der Korinther sich dem Apostel gegenüber eher reserviert verhielten. Einer von ihnen – Stephanas – war wohl der erste Gläubige in jener Provinz. Seiner Familie stellt Paulus ein besonderes Zeugnis aus. Aus Liebe zu ihrem Herrn hatten sie sich den Glaubensgeschwistern zum Dienst verordnet, d. h. sie waren bereit, den anderen zu dienen, was immer diese nötig hatten. – Aquila und Priszilla waren den Korinthern gut bekannt. Jetzt wohnten sie in Ephesus und hatten den Gläubigen ihr Haus geöffnet, damit sie dort zusammenkommen konnten.
Wie die meisten seiner Briefe hat Paulus auch diesen diktiert. In Vers 21 fügt er den Gruss eigenhändig an. Auch wenn ein anderer Bruder diesen Brief niedergeschrieben hat, war doch Paulus der von Gott inspirierte Verfasser des Textes. Der Brief endet
- mit einem ernsten Appell an solche, die nur dem Bekenntnis nach Christen sind,
- mit einem Hinweis auf das Kommen des Herrn,
- mit der Gnade für den weiteren Glaubensweg und
- mit der Liebe des Apostels zu den Briefempfängern.
Kleinasien zur Zeit des Neuen Testaments
Gruss
Der Apostel Paulus hatte während 1 ½ Jahren in Korinth gearbeitet und gewirkt. Viele Menschen öffneten sich dem Evangelium und glaubten an Gott. So entstand dort eine grosse Versammlung. Doch es gab Probleme. Uneinigkeit machte sich breit. Zudem sandten die Korinther dem Apostel einen Brief, in dem sie ihm verschiedene Fragen vorlegten. Nun schrieb Paulus den Korinthern von Ephesus aus diesen Brief. Dabei geht er nicht nur auf ihre Fragen ein. Er nimmt die Missstände in jener Versammlung zum Anlass, um über die kollektive Verantwortung der Gläubigen zu reden, die örtlich als Versammlung zusammenkommen. Gemeinsam bilden sie ein sichtbares Zeugnis von dem, was von der Versammlung als Gesamtheit aller Erlösten wahr ist. Was dazu gehört und was dabei zu beachten ist, zeigt uns dieser Brief.
Der Apostel richtet sich nicht nur an die Versammlung Gottes in Korinth, sondern darüber hinaus an «alle, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen». Die Gültigkeit des Briefes erstreckt sich also auch auf uns. Wir wollen daher die Lehre, die der Herr uns darin vorstellt, beherzigen und praktisch befolgen.
Sosthenes, den der Apostel im Eingangsgruss erwähnt, ist vermutlich der in Apostelgeschichte 18,17 erwähnte Synagogenvorsteher. Als Jude wurde er damals von der aufgebrachten Menge vor dem Richterstuhl von Gallion geschlagen. Jetzt ist er ein Bruder, der als ein Korinther zusammen mit Paulus die Gläubigen der dortigen Versammlung grüsst.