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Leseplan: Joseph – ein Lebensbild
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Joseph beim Vater

Mit diesem Kapitel beginnt die Geschichte Josephs, des älteren Sohnes von Rahel. Warum heisst es jedoch in Vers 2: «Dies ist die Geschichte Jakobs: Joseph, 17 Jahre alt …»? Diese Aussage wird verständlich, wenn wir daran denken, dass Joseph eines der eindrücklichsten Vorausbilder auf den Herrn Jesus ist. Er ist der geliebte Sohn des Vaters, der Ihm alles bedeutet. Darum ist seine Geschichte auch die Geschichte des Vaters.

Joseph «weidete die Herde». Damit weist er auf den guten Hirten hin: Jesus Christus liess nicht nur sein Leben für die Schafe, Er sorgt auch unermüdlich für die Seinen (Johannes 10,11; 13,1).

«Joseph brachte ihre üble Nachrede vor ihren Vater.» Der Herr Jesus sah und erlebte in seinem Leben auf der Erde, wie die Juden Gott, seinen Vater, verunehrten. Daher sehen wir Ihn in den Evangelien oft im Gebet, um alles vor seinen Gott und Vater zu bringen.

Die besondere Liebe Jakobs zu Joseph wurde durch das Ärmelkleid öffentlich gesehen. Dass der Herr Jesus Gottes geliebter Sohn ist, bezeugte der Vater zweimal vom Himmel her (Matthäus 3,17; 17,5).

In den zwei Träumen Josephs offenbarte Gott etwas über die zukünftige Herrschaft dieses Sohnes Jakobs. Doch für die Brüder Josephs waren diese Mitteilungen ein zusätzlicher Grund, ihn zu hassen. Ganz ähnlich erging es unserem Herrn, als Er zu den Juden von seiner zukünftigen Macht und Herrschaft sprach. Sie legten es Ihm als Lästerung aus und forderten dafür seinen Tod (Matthäus 26,64-66).

Buchtipp: Durch Leiden zur Herrlichkeit.

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Zu den Brüdern gesandt

Wie Joseph sich von Hebron aus zu seinen Brüdern senden liess, so war der Sohn Gottes bereit, sich von seinem Vater zu uns Menschen – vor allem zum Volk Israel – senden zu lassen. Als Er hier lebte, konnte Er sagen: «Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen» (Johannes 16,28).

Als Joseph endlich seine Brüder fand, sahen sie ihn von weitem kommen. «Da ersannen sie gegen ihn den Anschlag, ihn zu töten.» Was erlebte der Herr Jesus, als Er zu seinem irdischen Volk kam? Die jüdische Führungsschicht plante schon bald nach seinem öffentlichen Auftreten in Israel seinen Tod (Matthäus 12,14). Weshalb suchten sie Ihn umzubringen? Weil Jesus Christus Gott seinen eigenen Vater nannte (Johannes 5,18). Das war ein Grund für ihren tödlichen Hass, es gab aber auch noch andere Ursachen.

Ruben konnte verhindern, dass die anderen Brüder Joseph auf der Stelle totschlugen. Doch als Joseph zu ihnen kam, zogen sie ihm sein Ärmelkleid aus und warfen ihn in eine leere Zisterne. Das Ausziehen des Kleides redet davon, wie die Menschen das Vertrauen und die herzliche Beziehung, die der Herr Jesus zu seinem Gott hatte, verspotteten. Als Er am Kreuz hing, riefen sie: «Er vertraute auf Gott, der rette ihn jetzt, wenn er ihn begehrt; denn er sagte: Ich bin Gottes Sohn» (Matthäus 27,43). Die Grube spricht von den Leiden, die der Heiland vonseiten der Menschen während seines Lebens erdulden musste. Wenn wir an Klagelieder 3,53 denken, erkennen wir in der Grube auch die Leiden seines Todes.

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Gehasst, abgelehnt, verkauft

Nachdem die Brüder fürs Erste ihren Hass an ihrem Bruder ausgelassen hatten, «setzten sie sich, um zu essen» (vergleiche Johannes 18,28). Als dann ein Zug Ismaeliter vorbeikam, verkauften sie Joseph für 20 Silberstücke in die Sklaverei. Damit hatten sie keinen Mord auf dem Gewissen und sich trotzdem ihres verhassten Bruders entledigt.

Der Herr Jesus wurde auch für Geld verkauft. 30 Silberstücke zahlten die Führer des Volkes dem Jünger Judas für den Verrat seines Meisters. Der Prophet Sacharja nennt diesen Geldbetrag einen «herrlichen» Preis (Sacharja 11,13). Darin widerspiegelt sich sowohl die Habsucht von Judas als auch die Geringschätzung der Hohenpriester gegenüber dem Herrn Jesus.

Die Söhne Jakobs täuschten ihren Vater mit dem Blut eines Ziegenbocks, in das sie das Ärmelkleid Josephs getaucht hatten. Jakob schloss daraus, dass Joseph von einem wilden Tier zerrissen worden sei. Gross war seine Trauer um den Sohn, den er besonders geliebt hatte. Ja, er weigerte sich, sich von seinen Söhnen trösten zu lassen. Hätten ihn diese harten Männer überhaupt trösten können?

Im Gegensatz zu Joseph musste unser Herr wirklich sterben. Mit seiner Kreuzigung verwarfen die Juden die wunderbare Gnade Gottes. Wie die Brüder Josephs das blutige Ärmelkleid ihrem Vater sandten, schickten die Juden mit der Steinigung von Stephanus eine Botschaft zum Himmel: Wir wollen nicht, dass Christus über uns herrsche! Damit lehnten sie die göttliche Gnade endgültig ab (Lukas 19,14; Apostelgeschichte 7,54-58).

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Juda in Sünde und Schande

Der Geist Gottes fügt dieses Kapitel hier ein, um uns prophetisch zu zeigen, welchen Weg das Volk der Juden nach der Verwerfung des Herrn Jesus gegangen ist. Juda verband sich mit einem heidnischen Mann: Hira. Aus diesem Gang in die Welt gab es eine Verbindung zu ihr: Juda heiratete eine heidnische Frau, die ihm drei Söhne gebar. Das jüdische Volk wurde nach der Kreuzigung seines Messias in die ganze Welt zerstreut. Die Juden verbanden sich mit der Welt und wurden erfolgreiche Geschäftsleute. Und Gott? Auch wenn Er sein Volk bis heute auf die Seite stellen musste und es seine eigenen Wege gehen liess, hat Er es doch nicht aufgegeben. Die Zeit wird kommen, da Er einen Überrest seines irdischen Volkes begnadigen und segnen wird. Das sehen wir in Tamar, die trotz ihrer Sünde im Geschlechtsregister von Jesus Christus erwähnt wird (Matthäus 1,3). Nur auf der Grundlage des Sühnungstodes des Herrn Jesus wird es für sein irdisches Volk Gnade und Barmherzigkeit vonseiten Gottes geben.

Dieses Kapitel redet aber auch ganz praktisch zu unseren Herzen. Es zeigt uns, wozu wir fähig sind. Die Gottlosigkeit Judas, seine Unenthaltsamkeit, seine Sünde, aber auch seine Heuchelei und sein hartherziges Urteil sollen uns zur Warnung dienen. Und Tamar? Mit einer Sünde (Hurerei) versuchte sie zu ihrem Recht zu kommen, das ihr vorenthalten wurde (Vers 14). Dafür hätte sie sterben müssen (Vers 24). Aber Gott erwies ihr schliesslich seine unumschränkte Gnade. Ihr Sohn Perez wurde ein Vorfahre des Messias.

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Joseph als Sklave bei Potiphar

Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die prophetische Bedeutung dieses Kapitels. Als Folge der Verwerfung des Herrn Jesus durch sein irdisches Volk ist das Heil und der Segen Gottes zu den Nationen gekommen (Römer 11,11). Bis heute wird auf der Welt das Evangelium von Jesus Christus verkündigt. Wer es im Glauben annimmt, wird errettet werden. Wo Menschen zum Herrn Jesus kommen, ändert sich vieles in ihrem Leben zum Guten. Das wird durch Vers 5 illustriert.

Wir können aus diesem Kapitel auch manches für unser Verhalten als Glaubende in schwierigen Lebenssituationen lernen. Joseph haderte nicht mit seinem Schicksal. Er blieb da, wohin er als Sklave gekommen war, seinem Gott treu und verrichtete seine Arbeit gewissenhaft. Wie schön ist die Antwort des Herrn! Er war mit Joseph und gab ihm Gelingen bei allem, was er tat.

Wenn wir da, wo der Herr uns hingestellt hat, unsere Arbeit fleissig und treu ausführen, wird dies auch von der Welt positiv wahrgenommen werden (Vers 3). Lasst uns auf diese Weise ein Zeugnis für unseren Herrn sein!

Doch Satan, der Feind der Seelen, war auch da und versuchte den gottesfürchtigen jungen Mann durch die Frau von Potiphar zu Fall zu bringen. Auf die erste Versuchung reagiert Joseph mit einem entschiedenen Nein: «Wie sollte ich diese grosse Bosheit tun und gegen Gott sündigen?» Er wollte seinem Gott treu bleiben.

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Joseph sündigt nicht

In einer einmaligen Versuchung standhaft zu bleiben und nicht zu sündigen, ist eine Sache. Wenn aber die Verführung «Tag für Tag» an einen herantritt, was dann? Dann brauchen wir täglich die Bewahrung des Herrn und Kraft von Ihm, um uns der Sünde für tot zu halten. Joseph musste weiter seine Arbeit verrichten und seine Aufgaben erfüllen. Er konnte dieser verführerischen Frau nicht ausweichen. Als aber der Moment kam, an dem sie ihn zur Sünde zwingen wollte, floh er. Das war seine einzige Rettung (1. Korinther 6,18).

Nun zeigte die Frau von Potiphar ihr wahres Gesicht. Sie wollte nur ein kurzes sündiges Vergnügen mit ihrem Sklaven haben. Als dieser sich weigerte und floh, verdrehte sie die Wahrheit und sorgte dafür, dass Joseph ins Gefängnis kam. So handelt der Teufel bis heute. Zuerst versucht er uns zur Sünde zu verleiten, indem er sie verharmlost. Bleiben wir standhaft und weigern uns zu sündigen, tritt er als brüllender Löwe gegen uns auf. Doch er kann uns nicht verschlingen, weil er nicht weitergehen darf, als Gott es zulässt.

Joseph befand sich unschuldig im Gefängnis. Aber der Herr war genauso mit ihm wie vorher im Haus von Potiphar. So schwer die Prüfung für den unschuldigen Sklaven auch war, der Herr hatte ihn nicht verlassen. Er wandte ihm vielmehr Güte zu (Vers 21). Für Joseph war es eine Zeit der Glaubensprüfung und der Läuterung (Psalm 105,18.19). Was für Schlacken dabei entfernt wurden, sagt die Bibel nicht. Als unser Herr geläutert wurde, fand sich nichts Unreines (Psalm 17,3).

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Joseph im Gefängnis

Während Joseph unschuldig in Haft war, wurden eines Tages zwei prominente Gefangene an den gleichen Ort gebracht: der Oberste der Mundschenken und der Oberste der Bäcker. Joseph durfte sie bedienen.

Nach einer Zeit hatten beide in der gleichen Nacht einen sonderbaren Traum. Weil sie ihre Träume nicht verstanden und auch keine Möglichkeit hatten, Traumdeuter beizuziehen, waren sie missmutig. Das entging dem aufmerksamen Joseph nicht, so dass er sie nach dem Grund ihrer Niedergeschlagenheit fragte. Als sie ihm von ihren Träumen berichteten, verwies er auf den allein wahren Gott, der die Deutungen kennt.

Nun erzählten sie ihm ihre Träume und Joseph konnte ihnen die Deutung mitteilen, die genau so eintraf: Der Oberste der Bäcker wurde nach drei Tagen gehängt, während der Oberste der Mundschenken wieder in sein Amt eingesetzt wurde. Obwohl Joseph diesem einflussreichen Mann seine Lage geschildert hatte, dachte dieser nach seiner Freilassung nicht mehr an ihn und vergass ihn. Wieder wurde Joseph von Menschen enttäuscht. Aber Gott blieb bei ihm und vergass ihn nicht.

Beim Lesen dieses Kapitels denken wir an Golgatha, wo der Herr Jesus zwischen zwei Verbrechern am Kreuz hing. Der eine sah ein, dass er das Todesurteil verdient hatte, und appellierte an die Gnade des Herrn. Ihm versicherte der gekreuzigte Heiland: «Heute wirst du mit mir im Paradies sein» (Lukas 23,43). Der andere tat nicht Buße und ging ewig verloren.

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Zwei Träume

«Nach Verlauf von zwei vollen Jahren …» Für Joseph müssen es zwei Jahre sehnsüchtigen Wartens gewesen sein. Aber nun war Gottes Zeit gekommen, um die Leiden und die Erniedrigung dieses bescheidenen und gottesfürchtigen jungen Mannes zu beenden. Auslöser für die Befreiung Josephs aus dem Gefängnis waren zwei Träume, die Gott dem Pharao schickte und die seine Wahrsager nicht deuten konnten.

Im Alten Testament sehen wir, wie Gott den Menschen in gewissen Situationen durch Träume etwas Wichtiges mitteilte. In der heutigen Zeit besitzen wir die Bibel, das vollständige Wort Gottes. Darum spricht Gott nicht mehr in dieser Weise durch Träume zu uns.

Die Beschreibung der Träume in den Versen 2-7 zeigt, dass der Pharao beim Erwachen noch genau wusste, was er geträumt hatte. Am Morgen war sein Geist voll Unruhe, weil er merkte, dass diese Träume für ihn und sein Land bedeutungsvoll sein mussten. Aber niemand konnte ihm weiterhelfen.

Nun war der Moment da, an dem der Oberste der Mundschenken sich an Joseph im Gefängnis erinnerte. Er erzählte dem ägyptischen Herrscher von seinem früheren Vergehen und wie der Pharao ihn ins Gefängnis gebracht hatte. Er berichtete weiter von dem hebräischen Sklaven, der ihm und dem Obersten der Bäcker den Traum gedeutet hatte. «Wie er uns deutete, so ist es geschehen.» Das war die entscheidende Aussage, die den Pharao veranlasste, Joseph aus dem Gefängnis holen zu lassen (Vers 14).

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Die Deutung der Träume

Damit der gefangene Sklave vor dem Pharao erscheinen konnte, musste er äusserlich entsprechend zurechtgemacht werden: «Er schor sich und wechselte seine Kleider.» Zudem ging jetzt alles sehr schnell. Der Pharao drängte auf eine Antwort. War Joseph der Mann, der diese schwierige Aufgabe lösen und seinen Traum deuten konnte? Wie schön und nachahmenswert ist die Reaktion Josephs! Demütig verwies er auf Gott: «Das steht nicht bei mir; Gott wird antworten.»

Wie bereits in 1. Mose 40,8 bildete sich Joseph gar nichts auf irgendwelche persönliche Fähigkeiten ein. Er wusste, dass nur Gott, der die Träume schickt, auch ihre Deutung anzeigen konnte. Aber dieser Mann, der in allen Umständen – auch in den schwierigsten und schwersten – mit seinem Gott lebte, hatte ein starkes Vertrauen in dessen Hilfe.

Nachdem der Pharao Joseph seine Träume erzählt hatte, konnte dieser auf der Stelle antworten: Nach sieben Jahren des Überflusses würden sieben notvolle Jahre der Hungersnot kommen. Obwohl die Sache bei Gott fest beschlossen war, warnte Er doch den ägyptischen Herrscher im Voraus. Durch Joseph, der diese Träume mit göttlicher Hilfe deuten konnte, gab Gott dem Pharao ausserdem weise Vorschläge, um für die mageren Jahre vorzusorgen. Wie klug waren diese Massnahmen, die Joseph zur Erhaltung des Lebens vorstellte!

In seiner Güte warnt Gott die Menschen zu allen Zeiten vor dem kommenden Gericht. Er gibt ihnen immer die Zeit und Möglichkeit, sich retten zu lassen. Nie kommt ein göttliches Gericht ohne Vorwarnung.

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Joseph wird Herrscher

Der Vorschlag Josephs leuchtete dem Pharao und seinen Beamten ein. Beeindruckt von Joseph, der im Vertrauen zu seinem Gott die Träume deuten und weise Vorschläge machen konnte, fragte der Pharao: «Werden wir einen finden wie diesen, einen Mann, in dem der Geist Gottes ist?» Dann setzte er Joseph auf den höchsten Platz, der in Ägypten zu vergeben war. Er stattete ihn mit allen Vollmachten aus, um die nötigen Vorkehrungen zum Überleben zu treffen.

Bei dieser Erhöhung Josephs denken wir unwillkürlich an den Herrn Jesus, den Gott nach seiner tiefen Erniedrigung am Kreuz auf den höchsten Platz der Ehre gesetzt hat. Bald wird der Augenblick kommen, wo alle Welt sich vor Ihm beugen und Ihn als Herrn anerkennen muss (Philipper 2,9-11).

Asnat, die Joseph zur Ehefrau bekam, weist auf die Versammlung Gottes hin, die aus allen Erlösten der Gnadenzeit besteht. Sie entstand an Pfingsten, nachdem der Herr Jesus im Himmel verherrlicht war (Apostelgeschichte 2,1-4; Epheser 1,22.23), so wie Asnat erst die Frau Josephs wurde, als dieser bereits in seine hohe Position eingesetzt war.

Die beiden Söhne, die Asnat gebar, sprechen von dem, was auf die Verwerfung und Kreuzigung des Herrn Jesus folgte. Seine Freude über die Versammlung ist grösser als sein Schmerz über die Ablehnung durch Israel (Vers 51). Die Erlösten der Gnadenzeit sind die erste und kostbarste Frucht aus seinen Leiden und seinem Sterben (Vers 52).

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Die Hungersnot beginnt

Josephs Deutung der Träume erfüllte sich. Nach den sieben Jahren des Überflusses begannen die sieben Jahre der Hungersnot. Als die hungernden Menschen zum Pharao um Brot schrien, antwortete er: «Geht zu Joseph; tut, was er euch sagt!»

Was haben diese Verse uns zu sagen? Wir leben am Ende der Gnadenzeit. Nach der Entrückung kommen die sieben mageren Jahre. Sie weisen auf die zukünftige Gerichtszeit hin, die in der Bibel angekündigt ist. Es ist «die Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird» (Offenbarung 3,10).

Die Aufforderung «Geht zu Joseph!» lässt uns an die Tatsache denken, dass der Mensch nur durch den Glauben an den Herrn Jesus dem göttlichen Gericht entrinnen kann. Es gibt keinen anderen Retter (Apostelgeschichte 4,12).

Die Bibel belehrt uns, dass Gott sich nach Ablauf der Gnadenzeit wieder mit seinem irdischen Volk Israel beschäftigen wird. Das werden wir anhand der weiteren Geschichte der Brüder Josephs sehen. Die Juden müssen einsehen, dass sie mit der Kreuzigung von Jesus Christus ihren Messias umgebracht haben, und darüber Buße tun. Sie müssen auch erkennen, dass ihre Beziehung als Volk zu Gott nur aufgrund seiner Gnade und Barmherzigkeit wiederhergestellt werden kann.

Die Hungersnot, die auch die Familie Jakobs zu spüren bekam, spricht von der zukünftigen Drangsalszeit, die Israel besonders treffen wird (Jeremia 30,7). Der Hunger trieb die Söhne Jakobs nach Ägypten, wo sie Joseph begegnen mussten.

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Die Brüder kommen zu Joseph

Als die Brüder Josephs nach Ägypten kamen, erkannte er sie. Sie aber wussten nicht, wer dieser Gebieter war, der sie mit äusserer Härte behandelte und sie als Spione bezeichnete.

Als die zehn Männer sich vor ihm mit dem Gesicht zur Erde niederbeugten, dachte Joseph an die Träume, die er als junger Mann zu Hause gehabt hatte (1. Mose 37,5-11). Nun erfüllte sich, was er damals geträumt hatte!

Warum behandelte Joseph seine Brüder derart hart und unfreundlich? Weil er ihre Gewissen erreichen wollte. Sie mussten zur Einsicht und zum Bekenntnis ihrer Schuld kommen, die sie ihm gegenüber hatten. Nur auf diese Weise konnte es eine völlige Wiederherstellung geben.

In Vers 11 bekennen sie: «Wir sind redlich.» Ja, vielleicht jetzt! Aber sie waren es nicht immer. Denken wir nur daran, wie sie ihren Vater mit dem blutgetränkten Kleid Josephs betrogen hatten. Von ihrem Bruder, den sie in die Sklaverei verkauft hatten, sagten sie nur: «Der eine ist nicht mehr.» Aber gerade diese Angelegenheit musste geklärt werden.

Anhand des jüngsten Bruders sollte die Wahrheit ihrer Worte geprüft werden. Doch bevor Joseph seinen Brüdern genaue Anweisungen gab, steckte er sie für drei Tage ins Gefängnis. Nun hatten sie Zeit, über alles Vorgefallene nachzudenken. Nachdem sie ihre Herzen über so lange Zeit verhärtet hatten, waren diese drei Tage nötig, um sie zum Bewusstsein ihrer Schuld an Joseph zu führen.

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Das Gewissen erwacht

Nach drei Tagen wurden die Brüder Josephs aus dem Gefängnis entlassen. Der Gebieter über das Land Ägypten wollte ihre Aufrichtigkeit testen. Er sandte sie mit Getreide beladen nach Hause, behielt jedoch Simeon gefangen in Ägypten zurück. Er erwartete von ihnen, dass sie mit ihrem jüngsten Bruder zurückkämen. Das würde die Wahrheit ihrer Worte beweisen.

Aus den Aussagen der Brüder – die Joseph verstand, ohne dass sie es wussten – sieht man das wachsende Bewusstsein ihrer Schuld gegenüber Joseph. Sie merkten: «Wir sind schuldig wegen unseres Bruders.» Ruben versuchte sich im Moment noch zu rechtfertigen. Doch er musste ebenfalls zur Erkenntnis seiner Mitschuld kommen, obwohl er es nicht so böse gemeint hatte wie die anderen.

Und Joseph? Die ersten Anzeichen der Buße bei seinen Brüdern rührten ihn zu Tränen. Aber er konnte ihnen seine Empfindungen im Moment nicht zeigen. Es war noch zu früh. Das Werk in ihren Herzen und Gewissen musste sich noch vertiefen. Diese Tränen sprechen prophetisch von der Zuneigung des Herrn Jesus zu seinem irdischen Volk. Er liebt Israel, obwohl es Ihn verworfen und gekreuzigt hat.

Joseph veranlasste, dass seinen Brüdern das Geld zurückgegeben wurde. So muss Israel in der Zukunft erkennen, dass es den Segen Gottes nur durch Gnade empfangen kann. Die Wegzehrung zeigt, dass der Herr auch in der Drangsalszeit für die Treuen in Israel sorgen wird (Psalm 132,15).

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Die Brüder kehren zum Vater zurück

Auf dem Heimweg entdeckt einer, dass sein Geld oben in seinem Sack liegt. Sie freuen sich nicht über diese Güte. Es ist für sie vielmehr ein neuer Schrecken, der sie aber zur Einsicht führt, dass Gott hinter all dem stehen muss, was sie in letzter Zeit erlebt haben. Doch Gott ist nicht gegen sie. Seine Güte durch Joseph will sie zur Buße leiten. Solange aber ein Mensch mit seinem Schöpfer nicht im Reinen ist, hat er immer den Eindruck, Gott sei gegen ihn, sobald er etwas Unerklärliches oder Schweres erlebt. Diese Ansicht ändert sich erst, wenn er Frieden mit Gott hat.

Dass Joseph ihnen das Geld zurückgab, weist auf die Zukunft hin. Israel wird den Segen Gottes «ohne Geld und ohne Kaufpreis» bekommen (Jesaja 55,1).

Der alte Vater Jakob ist über den Bericht seiner Söhne alles andere als erfreut. Traurig ruft er aus: «Ihr habt mich der Kinder beraubt … Dies alles kommt über mich!» Ja, Jakob hat in seinem Leben bitter erfahren müssen, wie wahr Galater 6,8 ist: «Wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten.» Hier steht er an einem gewissen Tiefpunkt in seinem Leben: «Joseph ist nicht mehr, und Simeon ist nicht mehr; und Benjamin wollt ihr nehmen!» Da helfen auch die gut gemeinten Worte Rubens nicht. Für Jakob sieht alles sehr schlimm aus. Er meint, er müsse vor Verzweiflung sterben, falls Benjamin nicht zurückkommt. Im Augenblick ist er absolut nicht bereit, seinen jüngsten Sohn nach Ägypten mitzugeben. Erst der bittere Hunger wird ihn zwingen, dem Befehl des ägyptischen Herrschers nachzukommen.

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Die Hungersnot ist schwer

Obwohl sich Jakob zunächst gegen den Gedanken wehrte, seinen jüngsten Sohn Benjamin nach Ägypten zu senden, zwang ihn der Hunger, die Sache nochmals zu überdenken. Schliesslich willigte er ein, weil Juda als Bürge für Benjamin eintrat. Durch sein Einverständnis beugte sich Jakob unter die Autorität Josephs, so dass auch der zweite Traum, den der junge Joseph gehabt hatte, in Erfüllung ging: «Siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne beugten sich vor mir nieder» (1. Mose 37,9).

Was Jakob in Vers 11 versuchte, ist mit dem vergleichbar, was heute manche Menschen unternehmen. Um mit Gott ins Reine zu kommen, bieten sie Ihm das Beste an, das sie haben. Damit versuchen sie seine Gunst zu erlangen. Aber der Allmächtige «gebietet jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen» (Apostelgeschichte 17,30). Das ist der einzige Weg, auf dem ein Mensch mit Gott versöhnt werden kann. Gute Werke oder sonstige Anstrengungen bringen den sündigen Menschen keinen Schritt näher zu Gott.

Beim Lesen dieser Verse können wir auch an die prophetische Seite denken, bei der es um die Wiederherstellung der Beziehung zwischen Gott und seinem irdischen Volk Israel geht. Aus diesem Blickwinkel gesehen zeigt dieser Abschnitt, dass es nur einen Weg gibt, auf dem der glaubende Überrest der Juden aus der Drangsalszeit befreit wird: Erst wenn sie die Grösse ihrer Schuld, die ihr Volk an der Verwerfung und Tötung von Christus hat, einsehen und bekennen, wird Gott sie aus ihrer Bedrängnis erlösen.

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Die Brüder im Haus Josephs

Wie muss es das Herz Josephs bewegt haben, als er sah, dass seine Brüder mit Benjamin gekommen waren! Aber er hatte das Ziel mit ihnen noch nicht erreicht. Deshalb konnte er sich noch nicht zu erkennen geben. Aber sie sollten mit dem Herrscher über Ägypten zu Mittag essen. Weil jedoch Angst und Sorgen ihre Herzen beschwerten, konnten sie sich über diese Ehre, die ihnen zuteilwurde, nicht freuen.

Strenge und Güte charakterisierten das Handeln Josephs mit seinen Brüdern. Im Augenblick erfuhren sie nur Güte. Der Chefbeamte von Joseph konnte ihre Furcht zerstreuen: Ihm war das Geld für das gekaufte Getreide zugekommen (Vers 23). Interessant ist seine Bemerkung über ihren Gott und den Gott ihres Vaters. Dieser hochgestellte Mann hatte beim Übersetzen der Konversation zwischen Joseph und seinen Brüdern wahrscheinlich einiges mitbekommen. Im Gespräch war sicher auch von ihrem Gott die Rede gewesen.

Dann wurde Simeon, der im Gefängnis gesessen hatte, zu ihnen geführt. Zusammen machten sie sich für das Bankett mit dem ägyptischen Herrscher bereit. Auch das Geschenk für ihren Gastgeber legten sie zurecht.

Sie hatten wohl nicht im Geringsten erwartet, dass sie in Ägypten auf eine solche Weise überrascht würden. Aber alles musste dazu beitragen, ihre Herzen zu erreichen und sie zu dem Punkt zu bringen, an dem Joseph sich ihnen zu erkennen geben konnte. Ganz ähnlich wird es in der Zukunft sein, bevor Christus sich dem treuen Überrest zeigen wird.

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Wiedersehen mit Benjamin

In 1. Mose 42,24 haben wir bereits einmal davon gelesen, dass Joseph sich von seinen Brüdern abwenden musste, um im Verborgenen zu weinen. Jetzt sah er bei den anderen auch Benjamin, seinen jüngsten Bruder, den Sohn seiner eigenen Mutter Rahel. Da konnte er seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Doch seinen Brüdern gegenüber durfte er diese Empfindungen noch nicht zeigen. So weinte er im inneren Gemach. Nach aussen aber bezwang er sich. Die Tränen Josephs erinnern uns an die Tränen des Herrn Jesus über Jerusalem. Er weinte über diese Stadt, die Ihn verworfen hatte und deshalb noch viel Schweres erleben wird (Lukas 19,41-44). Wie liebte Er doch sein irdisches Volk!

Dämmerte vielleicht bei dem einen oder anderen der Brüder Josephs die Ahnung, dass dieser mächtige Mann ihr Bruder sein könnte? Doch Gewissheit darüber hatten sie noch nicht. Das Verhalten Josephs ihnen gegenüber liess sie jedoch Schritt für Schritt etwas von seiner Person erkennen:

  1. Er interessierte sich auffallend stark für ihren Vater.
  2. Er liess sie dem Alter nach Platz nehmen. «Die Männer sahen einander staunend an.» Wie konnte er dies über sie wissen?
  3. Benjamin hob er durch ein fünfmal grösseres Ehrengericht hervor.

Darin gibt uns Joseph wieder ein schönes Bild vom Herrn Jesus, wie Er in Liebe und Weisheit mit dem gläubigen Überrest seines irdischen Volkes umgehen wird, um eine völlige Wiederherstellung zu bewirken.

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Der Becher im Sack Benjamins

Der Verwalter über das Haus Josephs wurde schon in Kapitel 43 mehrmals erwähnt. Hier war er es, der den silbernen Kelch Josephs in den Sack von Benjamin stecken und den abgereisten Brüdern nachjagen musste. Alles, was dieser Mann tat, weist auf die Tätigkeit des Heiligen Geistes hin. Er stellt den Sünder ins Licht Gottes. Er überführt ihn, er wendet das Wort Gottes auf ihn an, um ihm neues Leben zu schenken.

Warum machte Joseph Benjamin zum Schuldigen? Was bezweckte er damit? Er wollte einerseits die Brüder von ihrer Schuld an ihm selbst überführen. Als sie das erste Mal vor Joseph standen, erklärten sie: «Wir sind redlich» (1. Mose 42,11). Sogar jetzt, als der Verwalter Josephs sie eingeholt hatte, beteuerten sie: «Fern sei es von deinen Knechten, so etwas zu tun!» (Vers 7). Schliesslich aber kamen sie zum Bekenntnis: «Gott hat die Ungerechtigkeit deiner Knechte gefunden» (Vers 16). Vor Gott war das, was sie Joseph angetan hatten, nicht einfach in Vergessenheit geraten.

Anderseits machte Joseph seinen jüngeren Bruder zum Schuldigen, um zu sehen, wie die anderen jetzt reagieren würden. Würden sie Benjamin preisgeben und gleichgültig seinem Schicksal überlassen, wie sie damals Joseph gefühllos verkauft hatten?

Bis zu diesem Morgen, an dem sie entlassen worden waren, war alles über Erwarten gut gegangen. Und nun? In welch einem tieftraurigen Zustand – davon reden die zerrissenen Kleider – kehrten sie in die Stadt zurück, um erneut vor Joseph zu erscheinen!

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Juda tritt für Benjamin ein

Alles drehte sich nun um Benjamin, bei dem der silberne Becher gefunden worden war. Da sehen wir Juda, den Bürgen für Benjamin, wie er hervortritt und sich für seinen jüngsten Bruder einsetzt (Verse 14.16.18). Aus seinen Worten, die er auch im Namen seiner Brüder äussert, zeigt sich echte Buße.

Gewissermassen als Richter wirft Joseph ihnen vor: «Was ist das für eine Tat, die ihr getan habt!» Sie rechtfertigen sich nicht mehr, sondern anerkennen ihre Schuld. Sie bezeichnen ihr böses Tun mit Joseph als Ungerechtigkeit (Vers 16). Das ist Buße!

Weil Joseph nur Benjamin zurückhalten will, beginnt Juda eine längere Rede. Aufrichtig erzählt er, wie alles gekommen ist. Von Benjamins Bruder sagt Juda: Er ist tot (Vers 20). Jakob drückt sich nicht so abschliessend aus (Vers 28). Der Hauptpunkt der Rede Judas aber ist: Benjamin muss unter allen Umständen zu seinem Vater zurückkehren. Da er für ihn Bürge geworden ist, sagt er: «Lass doch deinen Knecht anstatt des Knaben bleiben, als Knecht meines Herrn» (Vers 33). Das ist der Beweis echter Buße. Juda ist bereit, sein Versprechen einzulösen und mit Benjamin anders zu handeln als damals mit Joseph. Damit zeigt er der Buße würdige Frucht.

Durch die Gerichte, die Gott in der Drangsalszeit über Israel bringen wird, wird Er dieses Ziel mit dem Volk Israel erreichen: Ein Überrest wird über die Kreuzigung seines Messias Buße tun und seine Sinnesänderung durch ein verändertes Verhalten beweisen.

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Joseph gibt sich zu erkennen

Nun war der Moment gekommen, dass Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen geben konnte. Doch dazu mussten alle Ägypter hinausgehen (Vers 1). Joseph wollte mit seinen Brüdern allein sein, wenn er ihnen erklärte: «Ich bin Joseph!» Vergebung und Wiederherstellung eines Gläubigen, der vom Weg abgekommen und in Sünde gefallen ist, kann nur der Herr bewirken. Zudem bleibt es eine persönliche Sache zwischen Ihm und dem Fehlbaren. Das sehen wir auch bei Petrus (Lukas 24,34; 1. Korinther 15,5). Doch die Auswirkungen einer solchen Begegnung werden auch andere erkennen (Verse 2.16).

So wie Joseph sich hier den Brüdern zu erkennen gab, so wird der Herr Jesus am Ende der Drangsalszeit dem Überrest aus Israel erscheinen. Nachdem diese Gläubigen ihre Schuld über die Kreuzigung ihres Messias eingesehen und darüber Buße getan haben werden, wird Er sich ihnen offenbaren. Sie werden sehen, dass es die gleiche Person ist, den ihre Vorfahren einst gekreuzigt hatten. Der verachtete Jesus von Nazareth ist der Herr, der dann in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird.

In den Worten Josephs erkennen wir prophetisch die beiden Seiten des Kreuzes von Golgatha:

  • Die Seite der Menschen ist, dass wir den Sohn Gottes umgebracht haben, ähnlich wie die Brüder Joseph nach Ägypten verkauft haben (Vers 4).
  • Die Seite Gottes aber ist, dass Er seinen Sohn in den Tod gegeben hat, damit jeder, der an Ihn glaubt, errettet wird. Joseph erklärte: «Zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt» (Verse 5-7).

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Joseph, dein Sohn, lebt!

In Vers 13 forderte Joseph seine Brüder auf, seinem und ihrem Vater von all seiner Herrlichkeit in Ägypten zu erzählen und ihn dann herabzubringen. Er wollte nun seinen alten Vater bei sich haben und für ihn sorgen.

Auch am Hof des Pharaos, wo Joseph hoch angesehen war, wurde man aktiv (Verse 17-20). Der Pharao und die Ägypter stellen hier prophetisch die Nationen dar, die zu Beginn des Tausendjährigen Reichs die Rückkehr der Israeliten nach Jerusalem unterstützen werden. Die angebotenen Wagen illustrieren die verschiedenen Transportmittel, die den Israeliten dann zur Verfügung gestellt werden (Jesaja 66,20).

Der Pharao erklärte: «Das Beste des Landes Ägypten soll euer sein.» In dieser Aussage sehen wir, wie in der Zukunft die ganze Bevölkerung der Erde die Vorrangstellung des Volkes Israel anerkennen wird. Dann wird Gott Israel über alle Völker erheben und zur höchsten Nation machen (5. Mose 28,1).

Mit Nahrungsmitteln und Geschenken reich beladen kehrten die elf Männer zu ihrem Vater Jakob zurück. Doch dieser konnte im ersten Moment die Nachricht, die sie mitbrachten, gar nicht fassen: «Joseph lebt noch, und er ist Herrscher über das ganze Land Ägypten.» Wir können diese Reaktion gut verstehen. Seit dem Tag, an dem er aufgrund des blutigen Gewandes meinte, Joseph sei gestorben, waren immerhin 22 Jahre vergangen. Als er aber alle Worte Josephs hörte und die Wagen sah, die sein Sohn gesandt hatte, wurde er überzeugt. Nun wollte er nach Ägypten aufbrechen, um seinen Sohn Joseph noch einmal zu sehen.

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Jakob zieht nach Ägypten

Der alte Mann, der mit seiner Sippe aufbrach, um nach Ägypten zu ziehen, machte sich mit Gott auf den Weg. Er ging nicht im Eigenwillen. Darum wird er hier mit seinem neuen Namen – Israel – genannt. An der Grenze des verheissenen Landes legte er nochmals einen Halt ein. Er wollte sicher wissen, ob dies der richtige Weg sei. Gott antwortete ihm. Er versprach ihm, dass Er ihn begleiten und seine Nachkommen später in das Land Kanaan zurückführen werde. So zog Jakob mit Gott nach Ägypten.

In den Versen 8-27 wird die Familie Jakobs namentlich aufgeführt: seine Söhne und Enkel. Es waren weniger als hundert Personen, die diese Reise machten. Einige Jahrhunderte später zählte das Volk Israel vermutlich über zwei Millionen Menschen (600 000 Gemusterte; 2. Mose 12,37; 4. Mose 1,46), die von Ägypten ins verheissene Land zurückkehrten.

Schliesslich traf Jakob mit seinem lange tot geglaubten Sohn Joseph zusammen. Welch ein Wiedersehen! Nun hatte Jakob keine Wünsche mehr. Dann teilte Joseph dem Pharao die Ankunft seiner Familie mit. Dieser hochgestellte Mann in Ägypten bekannte sich zu den Seinen, die Schafhirten waren und Viehzucht betrieben – ein Beruf, der in Ägypten nichts galt. Damit weist Joseph auf den Herrn Jesus hin, der sich nicht schämt, uns Brüder zu nennen (Hebräer 2,11). In der Zukunft wird Er sich auch zu Israel bekennen und es öffentlich wieder als sein Volk anerkennen (Jesaja 51,16).

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Jakob vor dem Pharao

Nun stellte Joseph seine Familie dem Pharao vor. Er nahm fünf Männer aus seiner Verwandtschaft und brachte sie als Vertreter seiner Familie vor den ägyptischen König. Auf die Frage nach ihrer Berufstätigkeit antworteten sie freimütig: «Deine Knechte sind Schafhirten.» Dann legten sie ihm ihre Notsituation vor und baten den Pharao: «Lass doch deine Knechte im Land Gosen wohnen.» Ihrer Bitte wurde um Josephs willenentsprochen. Sieht es bei uns nicht ganz ähnlich aus? Unsere Stellung vor Gott ist einzig und allein im Herrn Jesus gesichert. Wir sind «begnadigt in dem Geliebten» (Epheser 1,6).

Auch seinen alten Vater Jakob brachte Joseph vor den Pharao. Dieser fragte den Patriarchen nach seinem Alter. Jakob war 130 Jahre alt, aber in seinem Leben hatte er viele verlorene Jahre zu beklagen. Es waren schwere Jahre gewesen mit wenig Frucht für Gott. Ehrlich bekannte er, dass er sein Leben nicht mit dem seiner Vorfahren vergleichen konnte.

Doch jetzt als alter gläubiger Mann lebte er in Gemeinschaft mit seinem Gott. Dadurch war er in der Lage, den Pharao zu segnen (Verse 7.10). Weil er der Träger der göttlichen Verheissungen war und an der Hand Gottes ging, besass Jakob eine besondere Würde. So konnte dieser einfache Nomade und Viehhirt den vermutlich grössten Monarchen jener Zeit segnen. Der Grundsatz, den wir in Hebräer 7,7 finden, kommt hier deutlich vor uns: «Ohne allen Widerspruch aber wird das Geringere (= der Pharao) von dem Besseren (= Jakob) gesegnet.»

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Die Herrschaft und Macht Josephs

Diese Verse sind auf den ersten Blick nicht so leicht verständlich. Es entsteht die Frage: Warum musste sich das ganze Volk der Ägypter dem Pharao verkaufen, um überleben zu können? War das recht?

Sobald wir an die prophetische Seite dieses Abschnitts denken, klärt sich die Sache. Der Geist Gottes will hier ein Bild von der Herrschaft des Herrn Jesus im Tausendjährigen Reich zeigen. Wie Joseph über alles herrschte und alles bestimmte, so wird Christus in seinem Reich unumschränkt regieren.

Joseph versorgte alle Menschen mit Brot. In der Zukunft wird es unter der Herrschaft von Jesus Christus auf der Erde keine Hungersnot geben – weder materiell noch geistlich. Alle Menschen werden genug zu essen haben. Gleichzeitig werden sie den lebendigen und wahren Gott kennen, «denn die Erde wird voll Erkenntnis des Herrnsein, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken» (Jesaja 11,9). Was für eine herrliche Zeit wird das sein!

Schliesslich gehörte alles dem Pharao: das Geld, das Vieh, das Land und die Menschen. Auch diese Tatsache weist auf die Zukunft hin. Sie wird im Blick auf das Tausendjährige Reich durch folgende Bibelstellen bestätigt:

  • «Mein ist das Silber und mein das Gold, spricht der Herr der Heerscharen» (Haggai 2,8).
  • «Mein ist alles Getier des Waldes, das Vieh auf tausend Bergen» (Psalm 50,10).
  • «Des Herrn ist die Erde und ihre Fülle, der Erdkreis und die darauf wohnen» (Psalm 24,1).

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Jakob steht vor dem Tod

Jakob lebte noch 17 Jahre in Ägypten. Bereits in dieser Zeit begannen sich seine Nachkommen sehr zu mehren (vergleiche 1. Mose 46,3). Doch nun nahte für ihn das Ende seines Lebens auf der Erde. Da rief er Joseph zu sich, um ihm Anweisung für das Begräbnis zu geben. Auf dem Weg nach Ägypten, als Jakob in Beerseba Halt gemacht hatte, hatte Gott ihm unter anderem zugesagt: «Ich will mit dir nach Ägypten hinabziehen, und ich will dich auch gewiss heraufführen» (1. Mose 46,4). An den zweiten Teil dieses Versprechens dachte Jakob jetzt. Joseph musste seinem Vater schwören, dass er ihn nach seinem Tod nicht in Ägypten, sondern im Land Kanaan begraben würde – in der Höhle des Feldes Machpela, wo auch seine Vorfahren beerdigt waren.

Wie schön ist der Schluss von Vers 31! Jakob, der Überlister, betete am Ende seines Lebens an und rühmte die Gnade Gottes, die ihn nie aufgegeben, sondern ans Ziel gebracht hatte.

In den letzten Tagen seines Lebens traf Jakob noch eine wichtige Entscheidung. Er «adoptierte» gewissermassen die beiden Söhne Josephs als seine eigenen. Die Folge war, dass es nicht einen Stamm Joseph, sondern einen Stamm Ephraim und einen Stamm Manasse gab. Auf diese Weise wurde Joseph der Haupterbe, der das doppelte Teil bekam. Jakob gab ihm den Platz des Erstgeborenen (5. Mose 21,17).

Wieder weist uns Joseph auf den Herrn Jesus hin. Gott hat Ihn zum Erben aller Dinge gemacht (Hebräer 1,2). Er wird der Haupterbe von Himmel und Erde sein.

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Jakob segnet die Söhne Josephs

Weil Ruben gesündigt hatte, wurde ihm das Erstgeburtsrecht mit dem doppelten Erbteil entzogen und den Söhnen Josephs gegeben (1. Mose 49,4; 1. Chronika 5,1). In Ephraim und Manasse bekam Joseph dieses doppelte Teil. Das weist auf Christus als den Haupterben hin. Manasse und Ephraim sind zudem ein Bild von den beiden Seiten seines Erbes:

  • Ephraim, der Jüngere, spricht von den Glaubenden, die ein himmlisches Erbteil besitzen. Es sind einmal alle, die im Glauben gestorben sind und zum Leben auferstehen werden. Aber auch die lebenden Gläubigen, die bei der Entrückung verwandelt werden, gehören zu ihnen. Gemeinsam werden sie mit Christus am himmlischen Segen des Tausendjährigen Reichs teilhaben.
  • Manasse, der Ältere, weist auf die Glaubenden hin, die ein irdisches Erbteil haben. Das betrifft alle, die nach der Drangsalszeit als lebende Menschen auf der Erde ins Reich eingehen und den Segen Gottes unter der Regierung von Christus geniessen werden.

Beim Segnen der beiden Söhne Josephs kreuzte Jakob seine Hände. Joseph protestierte dagegen, aber Jakob wusste es besser. Er handelte nach Gottes Ratschluss. Von Manasse sagte er: «Auch er wird gross sein», aber er fügte hinzu: «doch wird sein jüngerer Bruder grösser sein als er» (Vers 19). Das erfüllte sich später. Ephraim wurde zum Repräsentanten des ganzen Zehn-Stämme-Reichs. Doch wichtiger ist die prophetische Seite: Das Vorrecht derer, die im Himmel am Friedensreich teilhaben werden, ist grösser als der Segen derer, die dann auf der Erde leben werden.

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Der Segen Jakobs (1)

In diesem Kapitel richtet der alte Patriarch seine letzten Worte an seine Söhne. In Vers 28 wird diese Rede der Segen Jakobs genannt. Doch seine Mitteilung ist eigentlich eine Prophetie, eine Vorausschau auf die Geschichte des Volkes Israel (Vers 1).

In Ruben sehen wir die Anfangszeit des Volkes. Israel war Gottes Erstgeborener (2. Mose 4,22). Und die Sünde Rubens? Sie weist auf die Verdorbenheit der Menschen in Israel hin. Kaum waren sie aus Ägypten befreit, da murrten sie schon. Und am Sinai machten sie das goldene Kalb (2. Mose 32,7).

In seinen Worten über Simeon und Levi dachte Jakob an ihre Gewalttat, die sie in Sichem verübt hatten (1. Mose 34). Hier wird prophetisch der Zustand des Volkes zur Zeit der Richter und Könige vorgestellt.

Über Juda wird am meisten ausgesagt, weil aus ihm der Messias kommen sollte. Der 10. Vers erfüllte sich zunächst in David. Doch seine volle Bedeutung bezieht sich auf Christus. Beim ersten Kommen legte der Herr Jesus durch seinen Opfertod die Grundlage für Ruhe und Frieden. Bei seinem zweiten Kommen in Herrlichkeit werden Ihm die Völker gehorchen.

Die beiden Söhne Sebulon und Issaschar sprechen von der Zeit, da Israel unter den Völkern zerstreut ist – eine Folge der Verwerfung ihres Messias!

Mit Dan wird die zukünftige Drangsalszeit beschrieben. Dann wird in Israel der Antichrist als hinterlistiger Regent regieren. – Weil Jakob sah, wie schrecklich diese Zeit sein würde, unterbrach er seine Worte und betete zu Gott (Vers 18).

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Der Segen Jakobs (2)

Gad ist hier ein Bild des treuen Überrests aus Israel, der in der Drangsalszeit von allen Seiten bedrängt wird. Doch schliesslich wird der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit erscheinen und die Glaubenden befreien.

Die Aussagen über Aser zeigen uns, wie Christus in der Zukunft dem Volk Israel Segen und Ruhe bringen wird.

Die Worte über Naphtali reden von der Freude, die die befreiten Israeliten dann geniessen werden.

Der Segen Jakobs über Joseph weist vor allem auf Christus hin. Der Ausdruck «Sohn eines Fruchtbaums am Quell» spricht vom Leben des Herrn Jesus, das Frucht zur Ehre und Freude Gottes brachte. Der Segen aus seinem Erlösungswerk überstieg die «Mauer» des Volkes Israel, denn Er ist der Heiland der Welt. «Sein Bogen blieb fest», so dass Er am Kreuz einen endgültigen Sieg über Satan, die Sünde und die Welt errang. In Vers 24b werden zwei Titel unseres Herrn erwähnt: Er ist der Hirte und der Stein Israels. Auch in den Versen 25 und 26 finden wir Hinweise auf Christus. Der Abgesonderte unter seinen Brüdern lässt uns an Hebräer 7,26 denken.

In Benjamin sehen wir die Macht von Jesus Christus im zukünftigen Gericht.

Was Jakob in 1. Mose 47,29.30 bereits mit Joseph besprochen hatte, forderte er jetzt auch von allen seinen Söhnen: Sie sollten ihn im Erbbegräbnis seiner Väter, in der Höhle von Machpela bei Hebron, begraben. Das war sein letzter Wunsch. Dann nahm Gott ihn zu sich.

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Jakob wird in Kanaan begraben

Diese Verse machen noch einmal deutlich, was für eine hohe Stellung Joseph im Land Ägypten einnahm. Der Körper Jakobs wurde so behandelt, als ob er eine hochgestellte Persönlichkeit im Reich des Pharaos gewesen wäre. Wie gross war die Trauer, die für ihn veranstaltet wurde!

Dann bat Joseph den Pharao um die Bewilligung, den Schwur gegenüber seinem Vater einzulösen. Der Pharao antwortete positiv: «Zieh hinauf und begrabe deinen Vater, so wie er dich hat schwören lassen.» So wurde der Körper Jakobs mit einem sehr grossen Trauerzug von Ägypten nach Kanaan überführt und in der Höhle des Feldes Machpela begraben.

Was war der tiefe Grund für diese Anordnungen Jakobs gegenüber seinen Söhnen? Die Gläubigen im Alten Testament wussten noch wenig über das Jenseits. Aber sie glaubten an die Auferstehung. Jakob wollte bei seinen Vätern begraben sein, denn er erwartete wie sie die Auferstehung und die himmlische Stadt (Hebräer 11,13-16). Wenn der Herr Jesus zur Entrückung aller Gläubigen wiederkommen wird, werden auch die Glaubenden des Alten Testaments zum Leben auferstehen (Johannes 5,28.29; 1. Thessalonicher 4,16).

Dass Jakob in Kanaan begraben sein wollte, zeigt auch, dass er an die Verheissung Gottes für seine Nachkommen glaubte. Auch wenn sie für eine Zeit in Ägypten wohnten und dort ein grosses Volk wurden, war doch Kanaan das Land, das ihnen verheissen war. Gott würde es ihnen zu seiner Zeit zum Besitztum geben.

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Bekenntnis und Vergebung

Nach dem Tod ihres Vaters kamen die Brüder Josephs nochmals zu ihm und baten ihn: «Ach, vergib doch die Übertretung deiner Brüder und ihre Sünde!» Sie hatten noch keinen inneren Frieden. Mit Tränen antwortete Joseph ihnen: «Fürchtet euch nicht!» – So wird es einmal dem gläubigen Überrest Israels in der Zukunft ergehen. Sie werden erst dann das Bewusstsein der vollen Vergebung ihres Messias haben, wenn Er sie in den Segen des Reichs einführen und ihnen damit erklären wird, dass ihre Schuld gesühnt ist (Jesaja 40,2).

Wir Christen dürfen im Glauben auf ein vollbrachtes Erlösungswerk zurückblicken und wissen: Alle unsere Sünden sind gesühnt. Wir haben neues, ewiges Leben empfangen. Wir haben Frieden mit Gott und sind seine geliebten Kinder. Mit dieser Heilsgewissheit im Herzen wollen wir das Danken nie vergessen!

Auch Joseph wusste, dass die Endbestimmung der Nachkommen Jakobs nicht Ägypten, sondern Kanaan war. Deshalb ordnete er an, dass die Israeliten, wenn sie als Volk das Land Ägypten viele Jahre später verlassen würden, seine Gebeine mitnehmen sollten. Den Zeitpunkt allerdings wusste Joseph nicht. Aber er war felsenfest davon überzeugt, dass Gott diese Verheissung einlösen und sein Volk nach Kanaan bringen würde.

Als es schliesslich so weit war und Israel aus Ägypten zog, nahm Mose die Gebeine Josephs mit sich (2. Mose 13,19). Unter Josua wurden sie in Sichem auf dem Feld begraben, das Jakob einst gekauft hatte (Josua 24,32).

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