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Leseplan: Geschichte und Prophetie
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Einleitung

Das Buch Daniel zeigt, dass mit dem babylonischen Weltreich die Zeiten der Nationen begonnen haben (Lukas 21,24). Es hat zwei Teile:

Daniel 1 – 6: Diese geschichtlichen Kapitel beschreiben das Leben Daniels und seiner drei Freunde im babylonischen Exil. Sie stellen uns die Herrschaft der Nationen in ihrer moralischen Entwicklung vor Augen.

Daniel 7 – 12: In diesen prophetischen Kapiteln empfängt Daniel Mitteilungen über die Machthaber der Nationen. Er erfährt, wie sie politisch vorgehen und ihre Herrschaft ausüben. Es wird ihm auch gezeigt, wie sich diese Regenten gegenüber denen verhalten, die Gott dienen.

In Babel auf die Probe gestellt

Der Prophet Daniel befasst sich in seinem Buch mit den Zeiten der Nationen (Lukas 21,24). Sie begannen, nachdem Gott seine Beziehung zu seinem irdischen Volk Israel abgebrochen und dieses aufgehört hatte, eine selbstständige Nation zu sein. Bis zum Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit, um seine Regierung hier anzutreten, hat Gott die Herrschaft über die Erde in die Hand der Nationen gelegt. In den Visionen des Propheten Daniel geht es um die vier Weltreiche: Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom. In den geschichtlichen Kapiteln 2 – 6 haben wir den Charakter dieser Weltreiche, und die Kapitel 7 – 12 zeigen uns ihre prophetische Geschichte.

Die ersten zwei Verse deuten das göttliche Gericht an, das durch Nebukadnezar, den König von Babel, über das von Gott abgefallene Zwei-Stämme-Reich Juda gekommen war. Als Folge der Eroberung Jerusalems kamen viele junge Menschen aus der Oberschicht Judas in die Gefangenschaft nach Babel. Der heidnische König wollte von der Elite der von ihm besiegten Völker für sein Reich profitieren. Darum kamen auch viele junge begabte Männer aus den vornehmen Familien Israels zur Ausbildung an den Hof des babylonischen Königs. Unter ihnen befanden sich vier gottesfürchtige Jünglinge, deren Namen Gott in seinem Wort festgehalten hat. Der Chef der Hofbeamten gab ihnen neue Namen: Beltsazar, Sadrach, Mesach und Abednego. In ihnen kam der Name des wahren Gottes (Elohim, Jahwe) nicht mehr vor, wie in ihren ursprünglichen hebräischen Namen (Daniel, Hananja, Misael, Asarja).

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Ein Entschluss des Glaubens

Auch wenn die Welt die Namen dieser vier jungen Männer aus Juda änderte und den Namen Gottes daraus verbannte, konnte sie ihnen doch die Gottesfurcht nicht aus dem Herzen nehmen. Daniel erkannte die Gefahr der Welt. Die Tafelkost des Königs enthielt auch Fleisch von Tieren, die Gott in seinem Wort für Israel als unrein bezeichnet hatte, und Götzenopferfleisch. Sie hätten gegen Gottes Wort gehandelt und sich verunreinigt, wenn sie davon gegessen hätten. Doch Daniel wollte seinem Gott treu bleiben und sich von aller Art des Bösen, das ihn umgab und mit dem er konfrontiert wurde, absondern.

In aller Demut legte er sein Problem dem Obersten der Hofbeamten vor und bat ihn, ihn vom Zwang, sich verunreinigen zu müssen, zu befreien. Gott bekannte sich zu dieser Treue. Doch der Chefbeamte hatte Bedenken und wollte seinen Kopf nicht riskieren. Nun versuchten die vier einen neuen Anlauf. Dieses Mal sprachen sie mit ihrem direkten Vorgesetzten. Wieder fragten sie in aller Demut. Im Vorschlag, den sie ihm machten, zeigte sich ihr Gottvertrauen. Sie glaubten, dass Gott ihnen beistehen würde. Nach dem zehntägigen Test war Gottes Antwort mehr als deutlich: Die vier sahen besser aus als die anderen.

Die Merkmale dieser vier gottesfürchtigen jungen Männer waren:

  1. Gehorsam gegenüber dem geschriebenen Wort Gottes;
  2. Vertrauen auf Gott und
  3. entschiedene Absonderung vom Bösen.

Sind sie nicht ein anspornendes Beispiel für uns alle?

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Gott bekennt sich zur Treue

Wie Gott diesen vier treuen Gläubigen half, eine chaldäische Ausbildung zu durchlaufen, ohne innerlich Schaden zu nehmen, verschweigt die Bibel. Doch der 17. Vers ist richtungsweisend, wenn es dort heisst: «Ihnen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit.» Auf diese Weise ehrte Er die, die Ihn ehrten (1. Samuel 2,30).

Die Frage der Verunreinigung in der Welt und als Folge davon die Absonderung vom Bösen war nicht eine einmalige Sache. Die Verse 8-16 beschreiben vielmehr die Gesinnung, in der die vier jungen Männer ihren Weg mit Gott gingen, auch in der Verbannung und am Hof Nebukadnezars. Niemals hätte es sonst nach dreijähriger Ausbildungszeit ein solches Resultat, wie es in Vers 20 beschrieben ist, geben können. Gott bekannte sich ganz offensichtlich zu ihnen.

Und was will der 21. Vers aussagen? Zur Zeit des persischen Königs Kores, der die Juden nach 70-jähriger Gefangenschaft in ihr Land zurückkehren liess (Esra 1), musste Daniel etwa 90 Jahre alt gewesen sein. Er ist ein Gläubiger, der seinem Gott von seiner Jugend an bis ins hohe Alter treu geblieben und treu nachgefolgt ist. Welch ein Mut machendes Beispiel!

Die Geschichte des Lebens Daniels zeigt, dass Gott für die Seinen in dieser Welt in jedem Fall einen gangbaren Weg hat. Prüfungen werden nicht ausbleiben, aber Gott wird durchhelfen und Gnade für unsere Schwachheit und Barmherzigkeit in jeder Situation schenken.

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Der Traum Nebukadnezars

Während den Zeiten der Nationen, die damals begannen, aber bis heute noch andauern, hat Gott sich sozusagen in den Himmel zurückgezogen. Er greift in dieser Zeit nicht direkt ins Geschehen der Völker ein. Er hat die Herrschaft der Verantwortung der Menschen übergeben und handelt nur indirekt durch seine Vorsehung.

In unserem Kapitel tut Er es durch Träume. Er will König Nebukadnezar etwas zeigen. Doch der heidnische Herrscher ruft zuerst seine Wahrsager, Sterndeuter und Magier zusammen und versucht, von ihnen eine Antwort zu bekommen.

In jener Zeit umgaben sich die Weltherrscher oft mit einem Heer von Beratern, die Verbindung zur unsichtbaren Geisterwelt hatten. Der Okkultismus war ein Mittel, durch das sie herauszufinden suchten, was die nächste Zukunft bringen würde, um dann entsprechende Entscheidungen zu treffen. Dass diese Herrscher aber den Leuten nicht immer trauten, wird aus diesem Kapitel ersichtlich. Um zu mehr Sicherheit zu kommen, verlangte der König von seinen Beratern menschlich Unmögliches: Sie sollten ihm sagen, was er geträumt hatte, und den Traum deuten.

Interessant ist die Aussage von Vers 11. Die Wahrsagepriester, Sterndeuter und Chaldäer mussten dem König sagen: «Was du verlangst, können nur die Götter anzeigen, deren Wohnung nicht bei den Menschen ist.» Auch wenn diese Heiden nicht an den wahren Gott glaubten, wurde durch ihre Feststellung doch klar, dass, wenn es eine Antwort geben sollte, sie nur von göttlicher Seite her kommen konnte.

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Gott antwortet auf das Gebet

In seinem Zorn befahl der König, die Weisen von Babel, die seine Forderung nicht erfüllen konnten, umzubringen. Auch Daniel und seine Genossen hätten sterben müssen. Wie reagierte er darauf?

Zunächst sehen wir, dass er völlig ruhig blieb und nach dem Grund des strengen Befehls fragte. Ja, wer auf den Herrn vertraut, wird nicht ängstlich eilen (Jesaja 28,16). Nachdem Daniel den ganzen Sachverhalt vernommen hatte, bat er um eine Frist, und sein Glaube fügte hinzu: «um dem König die Deutung anzuzeigen.» Welch ein Vertrauen hatte er in seinen Gott! Das Dritte, was wir bei Daniel und seinen Genossen finden, ist das ernsthafte Gebet zum Gott des Himmels. Gemeinsam brachten sie das Problem vor Ihn und erbaten seine Barmherzigkeit für die schwierige Situation. Damit drückten sie ihre Abhängigkeit von Gott aus. Sie erwarteten alles nur von Ihm.

Als Gott auf ihr Flehen antwortete, dankte und lobpries Daniel zuerst aus ganzem Herzen. Weisheit gab es bei den Weisen Babels, Macht beim König, aber Weisheit und Macht liegen allein bei Gott. Die weiteren Worte Daniels zeigen, dass Gott ihm nicht nur den Traum gezeigt, sondern auch die Deutung gegeben hatte. Er hatte Daniel kundgetan, was die vier Männer zusammen von Gott erbeten hatten.

Vers 21 macht deutlich, dass Gott, obwohl Er jetzt der Gott des Himmels genannt wird, alle Geschicke der Erde in seiner Hand hat. Nichts läuft Ihm aus dem Ruder. Welch ein Trost für uns Glaubende!

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Daniel teilt den Traum mit

Nachdem Daniel seinen Gott für die gnädige Antwort auf das Flehen der vier Männer gepriesen hatte, teilte er Arioch mit, er sei bereit, dem König den Traum und die Deutung anzuzeigen. Nun handelte der Beamte schnell – es ging ja um Leben und Tod der Weisen von Babel – und führte Daniel vor Nebukadnezar.

Welch schöne Antwort gab der Mann Gottes auf die Frage des Königs! Er stellte zunächst klar, dass dieser etwas menschlich Unmögliches verlangt hatte. Dann gab er Gott im Himmel, dem einzig wahren Gott, alle Ehre und begann als Sprachrohr dieses Gottes zu reden. Die Haltung Daniels bezeugt, dass wahre Erkenntnis in den Wegen Gottes immer von echter Demut begleitet ist.

Was der König träumte, folgte auf seine Gedanken im Blick auf die Zukunft. Wie sollte es nach ihm weitergehen? Nun zeigte Gott durch das Standbild in seinem Traum, was nach ihm bis in die ferne Zukunft geschehen würde: Er gab ihm ein umfassendes Bild der «Zeiten der Nationen».

Das Standbild setzte sich aus fünf Teilen zusammen, wobei der fünfte Teil mit dem vierten zusammenhing, indem das Eisen sowohl in den Schenkeln als auch in den Füssen vorkam.

  • Teil 1: das Haupt von Gold;
  • Teil 2: die Brust und die Arme aus Silber;
  • Teil 3: der Bauch und die Lenden aus Kupfer;
  • Teil 4: die Schenkel aus Eisen;
  • Teil 5: die Füsse teils aus Eisen und teils aus Ton.

Das Ganze wurde schliesslich von einem Stein, der sich ohne direkte Einwirkung losgerissen hatte, völlig zerstört. Der Stein selbst aber wurde zu einem grossen Berg, der die Erde füllte.

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Daniel deutet den Traum

Aus der Deutung des Traums wird klar, dass es sich bei den Teilen des Bildes um aufeinanderfolgende Weltreiche handelt. Nebukadnezar stellte als das Haupt von Gold das babylonische Reich dar. Er hatte seine Macht und Autorität direkt vom Gott des Himmels bekommen.

Die Brust und die Arme von Silber wiesen auf das medisch-persische Weltreich hin, das auf das babylonische folgte. Das zweite Reich fand sein Ende, als es dem griechischen Reich unter Alexander dem Grossen Platz machen musste. Die Schenkel aus Eisen repräsentieren das Römische Reich. Weil Babylon die von Gott eingesetzte Macht war, wird sie durch Gold dargestellt. Das Eisen hingegen deutet auf die kriegsgewohnten römischen Legionen hin, die jeden Widerstand überwanden und bei der Eroberung der damaligen Welt von Sieg zu Sieg eilten. Die Füsse, die teils aus Eisen und teils aus Ton waren, beziehen sich ebenfalls auf das vierte Reich. Im Römischen Reich zeigte sich mit der Zeit ein schwächendes Element. Es ist der demokratische Einfluss, der sich aber mit der absoluten Monarchie nicht vereinbaren lässt.

Das von Gott aufgerichtete Reich (Vers 44) ist das tausendjährige Friedensreich des Herrn Jesus Christus. Er wurde in der Zeit des Römischen Reiches geboren (Lukas 2). Bald wird Er in Macht und Herrlichkeit als König der Könige wiederkommen und jede menschliche Macht beseitigen, selbst aber ewig bestehen.

Überwältigt von der göttlichen Mitteilung durch Daniel, beförderte der König ihn und seine drei Freunde zu hohen Posten im Reich.

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Das Standbild

In Daniel 2,47 hatte Nebukadnezar vom Gott Daniels, dem wahren Gott, gesagt: «In Wahrheit, euer Gott ist der Gott der Götter und der Herr der Könige.» Nun machte er ein 30 Meter hohes goldenes Standbild und verlangte von allen seinen hohen Beamten in seinem ganzen Reich, dass sie vor seinem Bild niederfielen und es anbeteten. Ein goldenes Götzenbild statt Gott im Himmel anzubeten: Welch eine Glaubensprüfung für die gottesfürchtigen jüdischen Männer unter diesen Beamten! Würden sie ihrem Gott treu bleiben?

Mit der Aufrichtung dieses goldenen Bildes und der verlangten Anbetung verfolgte Nebukadnezar ein wichtiges Ziel. Er wollte die politische Einheit seines Reiches durch eine Einheitsreligion sichern. Diese war denkbar einfach und für die Menschen aller Sprachen verständlich. Ein grossartiges Bild, beeindruckend für die Augen; Musik, die dem Ohr gefiel, und ein einziger Akt des Niederfallens: Eine solche Religion stellte keine Ansprüche. Sie verlangte kein Geld und erhob keine Fragen über Sünden, die das Gewissen beunruhigten. Zudem übte die angedrohte Strafe genügend Druck aus, sodass keiner sich weigerte, diese Einheitsreligion anzunehmen. «Darum … fielen alle Völker, Völkerschaften und Sprachen nieder und beteten das goldene Bild an.»

In der Zukunft wird sich etwas Ähnliches abspielen. Der Antichrist wird bei Todesstrafe von den Menschen verlangen, das Götzenbild, das den Herrscher des Römischen Reiches darstellen wird, anzubeten (Offenbarung 13,12-17).

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Die Freunde Daniels bleiben Gott treu

Interessanterweise wird Daniel in diesem Kapitel nicht erwähnt. In den Kapiteln 1 und 2 sahen wir einerseits, wie die vier zu Beginn des Buches erwähnten gottesfürchtigen Männer aus Juda in ihrer Gesinnung und in ihrem Verhalten die gleiche Treue zeigten. Anderseits aber scheint Daniel der Anführer der vier gewesen zu sein. Oft redete er im Namen aller. In diesem Kapitel zeigt sich, dass die Genossen von Daniel ebenso mutig und treu auf Gott vertrauten wie er. In Vers 28 preist Nebukadnezar sogar den «Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos».

Mit seinem Befehl überschritt der Absolutherrscher seine Kompetenz. Er griff in die Rechte ein, die Gott allein zustehen. Anbetung gehört nur Gott und sonst niemand. «Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen» (Lukas 4,8). Für Sadrach, Mesach und Abednego war jetzt der Moment gekommen, wo sie, obwohl sie die königliche Autorität Nebukadnezars anerkannten und sich ihr unterwarfen, Gott mehr gehorchen mussten als Menschen (Apostelgeschichte 5,29).

Sie wurden umgehend angezeigt und vor den König gestellt. Dieser war entschlossen, jede Rebellion im Keim zu ersticken und meinte dabei, er könnte es mit jedem Gott aufnehmen. Bekamen es die Männer nun mit der Angst zu tun? Überhaupt nicht! Furchtlos bekannten sie sich zu ihrem Gott, der sie in jedem Fall aus der Hand Nebukadnezars retten würde. Sie wussten zwar noch nicht wie, aber sie waren in jedem Fall nicht gewillt, das goldene Bild anzubeten.

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Gott bewahrt sie vor dem Tod

Nebukadnezar war ein Absolutherrscher. Menschlich gesehen ist daher sein Grimm über die drei Männer verständlich, die es wagten, ihm zu widerstehen. Doch er hatte seine Kompetenz überschritten und musste die entsprechenden Erfahrungen machen: Die stärksten Männer seines Heeres starben, als sie die drei gottesfürchtigen Freunde gebunden in den überheissen Ofen warfen!

Und jene drei? Sie hatten sich nicht vor denen gefürchtet, die nur den Körper töten, aber nichts Weiteres tun können (Lukas 12,4). Nun durften sie als Antwort auf ihr Gottvertrauen die Gemeinschaft des Herrn mitten im Feuer geniessen (Jesaja 43,2). Es wurde wahr, was in Hebräer 11,33.34 steht: «Die durch Glauben … des Feuers Kraft auslöschten.» Der Herr bewahrte sie nicht vor der angedrohten Strafe, aber Er war bei ihnen im Feuerofen und schränkte die Kraft des Feuers derart ein, dass nur ihre Fesseln verbrannten.

Schnell änderte sich die Wut des Königs in Erschrecken, als er sah, dass die Männer nicht verbrannten und sich ein vierter, der einem Sohn der Götter glich, zu ihnen gesellt hatte. In der Folge schlug die Treue dieser Männer zur Ehre Gottes aus. Zunächst anerkannte der König ihre wahre Stellung: Knechte des höchsten Gottes. Dann mussten alle, die vorher vor dem goldenen Standbild niedergefallen waren, die Allmacht dieses Gottes bezeugen (Vers 27). Schliesslich wurde der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos gepriesen. Niemand durfte sich in Zukunft gegen Ihn äussern.

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Nebukadnezar hat wieder einen Traum

Es schien, als hätten die wunderbaren Wege Gottes das stolze Herz Nebukadnezars erreicht und gebrochen (Daniel 3,29). Doch es war nicht so. Schon bald zeigte sich wieder die Überhebung des Menschen. Alles, was Gott ihm gegeben hatte, nährte nur seinen Stolz. Nun musste der Allmächtige persönlich mit ihm reden. Von seinen Erfahrungen berichtete der König Nebukadnezar im Nachhinein.

Gott sandte ihm einen zweiten Traum, den niemand deuten konnte, obwohl er ihn den Weisen Babels mitteilte. Wieder wurde Daniel vor den König gebracht. Würde er eine befriedigende Antwort geben können?

Obwohl Nebukadnezar in heidnischer Weise redet, anerkennt er doch die besondere Beziehung, die Daniel zu Gott hat. Dann erzählt der König den Traum, indem er zuerst die Vision des Baumes beschreibt, dann vom Beschluss des Himmels, ihn umzuhauen, spricht und zuletzt die Ursache für das Umhauen erwähnt.

Das Thema dieses Traums und die Erfüllung seiner Deutung behandelt ein wichtiges Merkmal der Zeiten der Nationen: die Selbstüberhebung des Menschen. Durch das, was Gott ihm verliehen hat, erhöht er sich nur und befriedigt seinen Stolz. Er vergisst, dass Gott die Oberherrschaft hat, und schaltet Ihn sogar aus seinem Denken aus. Doch dadurch wird der Mensch wie ein Tier, das kein Verständnis für Gott hat und ohne bewusste Beziehung zu Ihm lebt.

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Der Traum erfüllt sich

Das Entsetzen Daniels ist begreiflich, denn er erkannte in diesem Traum, was Nebukadnezar bevorstand. In der Bibel wird der Baum oft als Symbol für eine irdische Macht gebraucht (z. B. Hesekiel 31,3; Assyrien = eine Zeder; Matthäus 13,32, was die bekennende Christenheit in der Welt geworden ist: ein Baum). Dieser im Traum beschriebene Baum war der grosse und mächtige König Nebukadnezar (Vers 19).

Der Himmel hatte über ihn ein zeitlich begrenztes Gericht angeordnet, um ihn zur Einsicht zu bringen. Er sollte erkennen, dass es einen Höheren über ihm gab und dass er unter der Herrschaft des Himmels stand. Das Gericht bestand im Verlust der Vernunft. Der König würde sich nicht mehr wie ein Mensch, sondern wie ein Tier benehmen. Von den Menschen ausgestossen, würde er bei den Tieren des Feldes wohnen und deren Nahrung teilen.

Die persönliche Warnung Daniels an den König hat auch eine prophetische Bedeutung. In den Zeiten der Nationen wird zwar die Mehrheit der Menschen wie Tiere stets zur Erde blicken, d. h. in ihrem Verhalten nicht auf die Stimme des Gewissens hören und keine bewusste Beziehung zu Gott kennen. Aber Gott wird sich auch in dieser Periode ein treues Zeugnis durch gottesfürchtige Menschen aufrechterhalten. Sie werden sich durch Abhängigkeit von Ihm und Weisheit vor den Menschen (Daniel 2), durch Hingabe an Gott (Daniel 3) und als treue Zeugen für Ihn (Daniel 4) auszeichnen. – Sehen die Menschen, dass wir als Glaubende zu ihnen gehören?

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Belsazar verhöhnt den lebendigen Gott

Dieses Kapitel berichtet uns über ein grosses Festmahl, das wohl kurz vor der Eroberung Babels durch die Meder stattgefunden hat (Daniel 5,30). König Belsazar, ein Nachkomme Nebukadnezars, liess sich während des Festes dazu hinreissen, die aus dem Tempel Gottes in Jerusalem erbeuteten goldenen und silbernen Gefässe holen zu lassen. Dann tranken der König und alle Geladenen daraus und rühmten ihre Götter. Das war offenbare Gottlosigkeit – ein weiteres Merkmal der Zeiten der Nationen.

Da griff Gott auf der Stelle ein – nicht durch ein unmittelbares Gericht, sondern mit einer überaus ernsten Botschaft, die die Finger einer Menschenhand an die Wand des Festsaals schrieben. Auch wenn der König den Sinn dieser Worte nicht verstand, erkannte er doch sofort, dass sie eine Botschaft des Gottes waren, den er herausgefordert und verhöhnt hatte. Schlagartig war aus dem stolzen König ein zitternder Sünder geworden. Seine Angst erhöhte sich noch, als die herbeigerufenen Weisen die Schrift weder lesen noch deuten konnten. Da nützte auch das verlockendste Angebot nichts (Vers 7).

Die Königin-Mutter hörte von der panischen Angst und der Bestürzung, die sich im Haus des Gelages breitgemacht hatten. Sie erinnerte Belsazar an Daniel, der zur Zeit Nebukadnezars verschiedene unlösbare Fragen und Probleme gelöst hatte. Sie war überzeugt, dass er auch diese geheimnisvolle Schrift deuten konnte. Doch Belsazar hatte sich bis dahin so wenig um Daniel gekümmert wie um den höchsten Gott.

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Belsazar muss sterben

Nun trat Daniel als ein dem König unbekannter Mann vor Belsazar. Das Angebot des Königs lautete: grosse Ehrungen, wenn er die Schrift deuten könne. Wie reagierte Daniel darauf? Dieser gottesfürchtige Mann war sich bewusst, dass er jetzt, anders als früher bei Nebukadnezar, vor einem übermütigen, trotzigen Feind Gottes stand. Entschieden wies er die angebotenen Geschenke zurück, erinnerte aber den König, wie Gott den stolzen Nebukadnezar gestürzt und gedemütigt hatte. Er sollte erkennen, wer der Höchste war. Belsazar war über das alles hinweggegangen und hatte sich über den Herrn des Himmels erhoben. Wie gross war seine Verantwortung!

Die Botschaft, die Gott diesem gottlosen König gesandt hatte, lautete: Gezählt, gezählt, gewogen und zerteilt. Die Tage Belsazars und die seines Königtums waren gezählt. Er selbst war auf der göttlichen Waage gewogen und zu leicht befunden worden. Das babylonische Reich würde zerteilt und den Medern und Persern gegeben werden.

Diese Worte waren die letzte feierliche Warnung Gottes vor dem Gericht, eine Warnung aber, die das Gericht ankündigte und keine Zeit mehr zur Busse liess. Belsazar hatte die ernste Warnung aus der Geschichte Nebukadnezars unbeachtet gelassen. So blieb kein Heilmittel für ihn übrig. Seine Stunde war gekommen (Vers 30). Das Gericht über Babel wurde vollzogen.

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Das Verbot des Königs

Im ersten Kapitel sahen wir die Gefahren der Welt, denen Daniel als gottesfürchtiger junger Mann ausgesetzt war. In diesem Kapitel liegt die Betonung auf der Feindschaft der Welt, die der treue Gläubige zu spüren bekommt. – Als Darius, der Meder, regierte, war Daniel nicht mehr der jüngste. Aber obwohl er ein erfahrener alter Mann war, übte er seine beruflichen Aufgaben nicht in eigener Kraft, gestützt auf seine menschlichen Fähigkeiten, aus, sondern in der Kraft Gottes. Die Welt schätzte seine Arbeit und beförderte ihn. So nahm er auch im medisch-persischen Reich eine hohe Position in der Verwaltung ein. Doch da regte sich der Neid der anderen. Diese wollten den treuen, gottesfürchtigen Mann zu Fall bringen. Aber sie fanden keinen Anklagegrund auf beruflicher Ebene. Welch ein Zeugnis vor den Ungläubigen!

Nun diente ihnen sein Gehorsam gegenüber Gott dazu, ihre bösen Absichten auszuführen. Damit stellten sie ihm ein weiteres gutes Zeugnis aus. Der junge Mann, der sich damals im Herzen vorgenommen hatte, Gott treu zu bleiben, besass als alter Mann die gleiche Gesinnung. Er trug die gleiche Furcht Gottes im Herzen.

Wie gingen die bösen Neider gegen Daniel vor? Sie erwirkten einen Erlass, an den auch der König, der ihn unterzeichnete, gebunden war. Dieser Erlass war

  1. gottlos, indem ein Mensch an Gottes Stelle gesetzt wurde;
  2. böse, indem ein treuer Mann aufgrund seines Gehorsams zu Gott beseitigt werden sollte, und
  3. schmeichlerisch gegenüber Darius.

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Daniel bleibt treu

Nach dem Erlass des Königs änderte Daniel seine Gewohnheit, dreimal täglich vor offenem Fenster zu beten, nicht. Warum unternahm er nichts? Alle seine Bemühungen – entweder rechtlich gegen seine Feinde vorzugehen oder den Bedrohungen auf irgendeine Weise auszuweichen – hätten ihm den inneren Frieden geraubt. So stützte er sich mit einer Gottesfurcht, die stärker war als die Angst vor dem Tod, im vollen Vertrauen auf Gott und betete wie bis dahin. Sein Gebet stützte sich auf die Verheissung in 1. Könige 8,46-53.

Die Rechnung seiner Feinde ging auf. Nun hatten sie einen legalen Anklagegrund gegen Daniel vor dem König. Da wurde Darius klar, in welche Falle er getappt war. Doch es gab kein Zurück mehr. Sehen wir hier nicht etwas von der Unerbittlichkeit der Sünde? Wer sie tut, ist ihr Sklave (Johannes 8,34).

Darius ist nicht der Einzige, der eine Tat oder eine Aussage bedauerte, ja, bereute, als er die Folgen erkannte (Herodes, Markus 6,26; Judas Iskariot, Matthäus 27,1-5). Doch ein Zurück gibt es nie. Die Folgen der Sünde bleiben. Darius musste schliesslich den Befehl geben, Daniel in die Löwengrube zu werfen. Er war dem Gesetz verpflichtet. Rettung konnte es nur noch vonseiten des Gottes geben, dem Daniel diente.

Erinnert uns dies nicht an das Wirken von Gottes Gnade für uns? Nach seinen gerechten Forderungen hätte Gott uns alle verdammen müssen (Römer 3,20). Aber weil ein anderer – unser Herr Jesus Christus – allen Forderungen Gottes entsprochen und unsere Schuld bezahlt hat, konnte Er uns Gnade erweisen.

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Daniel wird bewahrt

Wohl wegen seines belasteten Gewissens konnte König Darius in jener Nacht nicht schlafen. Morgens früh eilte er zur Löwengrube und rief mit trauriger Stimme nach Daniel, den er Knecht des lebendigen Gottes nannte. Sein Chefbeamter war tatsächlich noch am Leben!

Daniel sagte, die Löwen hätten ihn nicht verletzt, weil er sich keiner Schuld vor Gott und vor dem König bewusst war. Der 24. Vers gibt als Grund für seine Unversehrtheit sein Gottvertrauen an. Auch wenn Gott nicht immer so spektakulär eingreift, wie Er es hier und z. B. in Apostelgeschichte 12 tat – jeweils zu Beginn einer neuen Zeitperiode –, gilt der Grundsatz: Wer Gott fürchtet, Ihm die erste Priorität gibt und auf Ihn vertraut, den lässt Er nicht im Stich.

Beachten wir, wie Daniel dem König ohne Groll antwortete. Zuerst gab er Gott die Ehre und redete von dem, was Er gewirkt hatte. Erst dann sprach er von seiner Unschuld. – Die Feinde Daniels aber und damit auch die Feinde des allmächtigen Gottes wurden vom Gericht ereilt. Sie stürzten in die Grube, die sie für Daniel «gegraben» hatten. Siehe Psalm 9,16.17!

Schliesslich gab Darius Befehl, dass man «sich vor dem Gott Daniels fürchte; denn er ist der lebendige Gott und besteht ewig, und sein Reich wird nie zerstört werden, und …» Die durch das Gericht hervorgebrachte Wirkung erstreckt sich hier viel weiter als in den früheren Ereignissen (siehe z. B. Daniel 3,28.29; 4,34). Zugleich sehen wir, dass Darius sowohl Daniels Frömmigkeit achtete als auch seinen Gott ehrte, denn er nennt den lebendigen Gott den Gott Daniels.

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Vier Weltreiche

Nach dem geschichtlichen Teil, in dem wir etwas vom Charakter der Weltreiche während den «Zeiten der Nationen» sahen, kommen wir zum prophetischen Teil des Buches. Anhand verschiedener Visionen wird nun die Geschichte der Weltreiche gezeigt.

Im ersten Traumgesicht sah Daniel vier Tiere aus dem grossen Meer (ein Bild des Völkermeers) aufsteigen. Nach der Erklärung in Vers 17 stellen diese vier Tiere vier Weltreiche dar. Der Löwe mit den Adlerflügeln weist auf das babylonische Reich unter Nebukadnezar hin. Der Bär spricht vom medisch-persischen Reich. Der Leopard ist ein Bild des griechischen Reiches unter Alexander dem Grossen. Das vierte Tier war ein besonderes. Es bildet das Römische Reich vor. Die vier Tiere entsprechen den vier bzw. fünf Teilen des Standbildes im Traum Nebukadnezars (Daniel 2).

Vergleicht man die Beschreibung des vierten Tieres mit der des Tieres aus dem Meer in Offenbarung 13,1-8 und Offenbarung 17,7.8, erkennt man Ähnlichkeiten. Das Römische Reich hat also nicht nur historische Bedeutung wie die ersten drei erwähnten Reiche, sondern auch eine zukünftige Seite. Diese steht in der Prophetie der Bibel im Vordergrund.

Die Verse 9-12 reden vom göttlichen Gericht, das über dieses letzte Reich kommen wird. Davon berichtet uns die Offenbarung. In Offenbarung 1 wird der Herr Jesus als der Richter beschrieben. Symbole wie weisses Haar und Feuerflamme finden wir dort und hier. Offenbarung 19 berichtet uns von seinem Kommen im Gericht, um jede Rebellion gegen Ihn auszumerzen.

Buchtipp: Jesus Christus kommt wieder!

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Der Sohn des Menschen

Die Verse 13 und 14 reden vom heute noch zukünftigen Reich unseres Herrn Jesus Christus. Er ist der Sohn des Menschen, der mit den Wolken des Himmels kommen wird, um seine Herrschaft im Tausendjährigen Reich anzutreten, sobald das Gericht über das vierte Reich ausgeführt ist. Der Inhalt dieser Verse entspricht den Aussagen von Daniel 2,44.

Ab Vers 15 bekommt Daniel auf seine Bitte hin eine göttliche Erklärung seiner Visionen. Die vier Tiere weisen auf die vier grossen Weltreiche hin. Aber es geht Gott bei der Prophetie immer um die Seinen, um sein Volk und das schliessliche Friedensreich unter der Herrschaft seines Christus.

Auf die Bitte Daniels wird ihm das vierte Weltreich – es ist das Römische – näher erklärt. Die Beschreibung der Grausamkeit und Härte, mit der die römischen Heere die damalige Welt eroberten, trifft auf das geschichtliche Römische Reich zu. Sobald von zehn Hörnern oder Königen die Rede ist und von dem einen besonderen Horn, geht es um die Zukunft, vor allem um den zukünftigen Herrscher des wiedererstehenden Römischen Reiches. Die Abschnitte in Offenbarung 13,1-8 und Offenbarung 17,7-14 sollte man zu den vorliegenden Versen in Daniel 7 lesen. Dann wird man die Übereinstimmung erkennen. Der andere König entspricht jenem zukünftigen Herrscher. Er wird

  1. Worte gegen den Höchsten reden (Offenbarung 13,6);
  2. die Gläubigen jener Zeit verfolgen (Offenbarung 13,7);
  3. Zeiten und Gesetze (der Juden) ändern und
  4. während dreieinhalb Jahren die Oberhand haben (Offenbarung 13,5).

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Der Widder und der Ziegenbock

Im dritten Jahr der Regierung Belsazars hatte der Prophet Daniel eine weitere Vision. Wieder sah er Tiere, aber dieses Mal keine Raubtiere, sondern zuerst einen Schafbock, dann einen Ziegenbock. Wieder sind wir nicht auf menschliche Fantasie oder Überlegungen angewiesen. Wir haben in den Versen 20 und 21 die göttliche Erklärung für diese beiden Tiere.

Der Widder mit den beiden Hörnern sind die Könige von Medien und Persien. Das höhere Horn, das zuletzt emporstieg, sind die Perser, die schliesslich die Führung übernahmen. – Der Ziegenbock, der von Westen her kam und den Widder überrannte, ist Alexander der Grosse, der König von Griechenland. In den Versen 5-7 werden uns die Merkmale dieses Feldherrn und seines Siegeszuges beschrieben: Schnelligkeit und vollständiger Sieg über die Perser.

Als Daniel diese Gesichte sah, bestand das babylonische Reich noch. Doch Gott zeigte ihm, was darauf folgen würde. Wir können diese Prophetie lesen und dürfen staunen, wie genau sie sich erfüllt hat, sowohl im Blick auf das persische als auch auf das griechische Weltreich. Das stärkt unser Vertrauen in alles, was Gott sonst noch vorausgesagt hat. Es wird sich ebenso genau erfüllen. Welch eine Sicherheit!

Bemerkenswert ist, dass im Urtext ab Kapitel 8 wieder die hebräische Sprache verwendet wird, während von Kapitel 2,4 – 7,28 das Aramäische verwendet wurde (Fussnote zu Daniel 2,4). Der Geist gebraucht das Hebräische, weil sich die Gesichte und Offenbarungen ab Kapitel 8 speziell auf das Volk Israel beziehen.

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Das grosse Horn zerbricht

Als der Ziegenbock stark geworden war, zerbrach das grosse Horn. Alexander der Grosse starb ganz plötzlich auf der Höhe seiner Macht. Seine vier Generäle teilten sein Reich unter sich auf. Sie werden in Vers 8 durch vier ansehnliche, aber doch kleinere Hörner dargestellt.

Unter Seleukos, einem dieser vier Generäle, entstand das Königreich der Seleukiden im Norden Israels. Darin profilierte sich ein besonderer König, den die Bibel als ein «kleines Horn» bezeichnet. Dieses Horn fand eine erste Erfüllung in der geschichtlichen Figur von Antiochus Epiphanes IV., unter dem die Juden schwer zu leiden hatten. Sie werden hier das «Heer des Himmels» genannt, weil die Juden damals das einzige Volk auf der Erde waren, das in Verbindung mit Gott stand und für das Er sich interessierte.

Obwohl die Verse 10-14 in Antiochus eine Erfüllung fanden, weisen die Aussagen darin vor allem auf eine heute noch zukünftige Zeit hin. Dann wird dieses kleine Horn in Form des Königs des Nordens, wie er in anderen Schriftstellen genannt wird, auftreten. Diese Person erhebt sich gegen Christus, den «Fürsten des Heeres». Sie unterbindet den jüdischen Gottesdienst und zerstört das Heiligtum Gottes. Der Herr wird dies «um des Frevels willen» zulassen, d. h. weil sein Volk von Ihm abgefallen ist (Vers 12). Aber diese Züchtigung wird nur eine gewisse, von Gott bestimmte Zeit dauern. Auf die Frage über die Länge jenes Gerichts lautet die göttliche Antwort: 2300 Tage (ungefähr sechs Jahre). «Dann wird das Heiligtum gerechtfertigt werden.»

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Die Deutung der Vision

Daniel wurde vom Anblick des Engelfürsten Gabriel überwältigt. Betäubt sank er auf sein Angesicht. Doch der Engel war gekommen, um ihm die Vision zu erklären, und zwar mit dem Ziel, ihm mitzuteilen, was in der letzten Zeit des Zorns geschehen würde, «denn es geht auf die bestimmte Zeit des Endes».

Zunächst spricht der Engel von dem, was unmittelbar auf das babylonische Reich folgte: das medisch-persische und das griechische unter Alexander dem Grossen. Dann werden der frühe Tod Alexanders des Grossen und die Vierteilung seines Reiches angekündigt. Wie bereits früher erwähnt, weist der König frechen Angesichts auf Antiochus Epiphanes IV. hin, der schlimm gegen die Juden vorging. Dies alles ist Geschichte.

Damit ist die Bedeutung der Verse aber nicht erschöpft. Vers 23 spricht vom Ende, «wenn die Frevler (oder Abtrünnigen) das Mass voll gemacht haben». In einer heute noch zukünftigen Zeit werden die Juden unter der Führung des Antichristen in ärgsten Götzendienst verfallen. Dann wird Gott einen Feind von aussen gegen sie erwecken. Dieser König in Vers 23 – an anderer Stelle als König des Nordens oder als Assyrer bezeichnet – wird das Volk der Heiligen verderben. Er wird sich sogar gegen Christus – den Fürsten der Fürsten – auflehnen. Doch sein Gericht wird ohne Menschenhand direkt vom Himmel aus erfolgen. – Als Daniel diese Mitteilung bekam, lag alles noch in ferner Zukunft. Heute stehen wir kurz vor dieser Endzeit. Darum sollte Johannes im Gegensatz zu Daniel seine Weissagungen nicht verschliessen (V. 26; Offenbarung 22,10).

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Daniel demütigt sich vor Gott

Daniel war ein Mann, dem das Schicksal des Volkes Israel sehr am Herzen lag. Das erkennen wir schon daran, wie sehr ihn die göttlichen Mitteilungen über die Zukunft und besonders über die Zukunft Israels beschäftigten. In diesem Kapitel finden wir ihn wegen all den Sünden seines Volkes und ihren Folgen in ernstem Gebet vor Gott.

Sein Interesse am irdischen Volk Gottes liess ihn auch die Schriften erforschen. Da fand er im Propheten Jeremia, dass Gott die Zeit der Gefangenschaft der Juden auf 70 Jahre begrenzt hatte. Dann wollte Er eine Wiederherstellung schenken. Diese Zeit war nun beinahe verstrichen.

Durch das intensive Lesen der damals vorhandenen Schriften des Alten Testaments erkannte Daniel auch, wie sehr das Volk Israel seinen Gott verunehrt und wie schwer es sich gegen Ihn versündigt hatte. Das beugte ihn tief nieder. Darum wandte er sich im Gebet mit einem rückhaltlosen Bekenntnis der Schuld an Gott. Dabei schloss er sich keineswegs aus, obwohl er zu den Wenigen gehörte, die sogar in der Gefangenschaft Gott treu geblieben waren. Er betete: «Wir haben gesündigt und verkehrt und gottlos gehandelt.» Dabei beschönigte oder rechtfertigte er nichts. Aber er klammerte sich an die Erbarmungen und Vergebung Gottes.

Wie viel können wir von Daniel lernen! Um uns her sehen wir viel Versagen im christlichen Zeugnis für den Herrn. Beugen wir uns in echter, tief empfundener Mitschuld darunter?

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Daniel bittet um Gnade

Daniel erkannte aus den Schriften, wie gerecht Gott gegenüber seinem Volk gehandelt hatte. Im Gesetz Moses war angekündigt, was die Folgen des Abweichens von Ihm und des Ungehorsams gegenüber seinen Anweisungen sein würden. Gott war seinem Wort treu geblieben. Israel hatte es nicht anders verdient.

Nach dem schonungslosen Bekenntnis der Sünden und Fehltritte des Volkes Gottes – wobei er sich völlig einschloss – appellierte Daniel an die Liebe und Barmherzigkeit des Herrn. Er erinnerte Ihn an sein mächtiges Wirken, als Er Israel aus Ägypten herausgeführt hatte. Wie sehr wurde da sein Name geehrt! Aber jetzt waren Jerusalem und das Volk allen zum Hohn geworden. Warum? «Wegen unseren Sünden und den Ungerechtigkeiten unserer Väter», sagte der Prophet.

Dann fuhr er fort, den Herrn um Erbarmen anzuflehen. Dabei verfolgte er überhaupt keine persönlichen Interessen. Es ging ihm nur um Gott und seine Sache, um die Stadt Jerusalem, den heiligen Berg, das verwüstete Heiligtum und das Volk Gottes. Alles brachte er in Beziehung zu Gott selbst. Er erinnerte Ihn an die Ehre seines Namens, die auf dem Spiel stand. Er bat Gott «um des Herrn willen», aber auch «um deiner vielen Erbarmungen willen». Auf dieser Grundlage, und nicht auf der Basis irgendwelcher Vorzüge oder Gerechtigkeiten, flehte er: «Herr, höre! Herr, vergib! Herr, merke auf und handle; zögere nicht!»

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Die 70 Jahrwochen

Daniel hatte sein Gebet noch nicht beendet, als Gott schon seinen Engel zu ihm sandte. Ja, Er versteht die Seinen, bevor sie ihre Anliegen in Worte vor Ihm ausdrücken. Und niemals wird Gott das Flehen von einem seiner Treuen und Vielgeliebten unbeantwortet lassen.

Der Prophet hatte das Wort Gottes untersucht. Nun wollte Gott ihm Verständnis darüber geben. Doch es geht Ihm nicht um die Rückkehr der Juden aus Babel, sondern um die endgültige Befreiung seines Volkes am Ende der Zeit und die Einführung des Friedensreiches unter der Herrschaft des Messias.

Der Zeitablauf wird wie folgt dargestellt: 69 Jahrwochen (1 Jahrwoche = 7 Jahre; vgl. 3. Mose 25,8) werden vom Wiederaufbau Jerusalems unter Nehemia bis zum Kommen des Messias vergehen. Doch Dieser wird weggetan und nichts haben, d. h. Christus wurde gekreuzigt. Da Israel seinen Messias verworfen hat, wurde die Erfüllung der 70. Jahrwoche hinausgeschoben. Gott unterbrach den Zeitablauf mit seinem irdischen Volk durch die Einschaltung der heute noch dauernden Zeit der Gnade. Darüber wird im Propheten Daniel nichts gesagt.

Die Verse 26b und 27 handeln von den Ereignissen der 70. Jahrwoche. Diese wird erst nach der Entrückung der Versammlung anbrechen. In jener Endzeit wird es einen Bund zwischen den Juden unter der Herrschaft des Antichristen mit dem Herrscher des wiedererstehenden Römischen Reiches geben. Von diesem «Miteinander» ist auch in Offenbarung 13 die Rede, wo es eine Verbindung zwischen den beiden «Tieren» gibt.

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Die Vision am Tigris

Die letzten drei Kapitel bilden einen in sich abgeschlossenen Teil des Buches Daniel. Wir finden darin die prophetische Sicht über die Geschichte der Juden, besonders die des gottesfürchtigen Überrests. Die Mitteilung beginnt mit der Zeit der Perserkönige und reicht bis zur endgültigen Befreiung unter der Herrschaft von Jesus Christus, was heute noch zukünftig ist. Das Ganze würde «eine grosse Mühsal» für sein Volk sein. Daniel wusste, dass Gott die Menschen aus Israel wegen ihren Sünden heimsuchen musste, und das demütigte ihn tief. Darüber trauerte er.

Nach drei Wochen hatte er eine Vision. Er sah einen furchterregenden Mann, den die Begleiter Daniels zwar nicht sahen, dessen Gegenwart sie aber spürten, so dass ein grosser Schrecken auf sie fiel. War es ein Engel oder der Herr der Herrlichkeit selbst? Die ganze Beschreibung scheint darauf hinzudeuten, dass es der Herr war, der mit seinem treuen Diener verkehren wollte.

Daniel war damals ein alter Mann. Er war sein ganzes Leben lang treu auf den Wegen Gottes geblieben. Aber als er so mit der Nähe des Herrn der Herrlichkeit konfrontiert wurde und seine Majestät sah, da verliessen ihn seine Kräfte. In diesem Zustand war er wirklich nicht in der Lage, göttliche Mitteilungen aufzunehmen. Doch der Herr war zugegen, um ihn aufzurichten und zu stärken. Er durfte sogar die Berührung einer gnädigen Hand erfahren (Vers 10; vergleiche Offenbarung 1,17).

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Ein Engel stärkt Daniel

Gestärkt durch die Hand, die ihn liebevoll angerührt hatte – und getröstet durch die ermunternden Worte, die er vernommen hatte –, erhob sich Daniel. Nun durfte er hören, dass Gott ihn am Tag der Demütigung erhört hatte. Warum dauerte es drei Wochen, bis die Antwort Gottes den Propheten erreichte?

Wenn wir in den Versen 5 und 6 eine Beschreibung des Herrn selbst erkannt haben, dann spricht jetzt ab Vers 10 eine andere Person. Es ist ein von Gott zu Daniel gesandter Engel (Vers 11). Diesem widerstand der Fürst des Königreichs Persien drei Wochen lang und hinderte ihn, Daniel die Antwort Gottes sofort zu übermitteln.

Diese Verse lassen uns einen Blick hinter die Kulissen werfen. Sie zeigen uns, dass Konflikte auf der Erde, die wir verfolgen können, eigentlich die Folgen von dem sind, was in der unsichtbaren Welt vor sich geht. In diesem Fall haben Engelfürsten mit den bösen Mächten gekämpft, die den weltlichen Herrscher Persiens zu beeinflussen suchten. Die Werkzeuge des Feindes suchen die Boten Gottes aufzuhalten. Aber Gott ist mächtiger als Satan. Das ist unser Trost.

Wie schön sind die Bemühungen der Engel, Daniel aufzurichten und zu stärken, damit er in der Lage ist, Gottes Mitteilung über die Zukunft Israels aufzunehmen. Zum Verständnis der Gedanken Gottes und um Fortschritte in der Erkenntnis seines Wortes zu machen, genügt es nicht, errettet zu sein und das Leben zu haben. Das Herz muss wirklich den Frieden Gottes geniessen und vertrauensvoll in Jesus ruhen.

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Vom persischen zum griechische Reich

In Kapitel 11 fährt der gleiche Engel weiter, der schon in Kapitel 10 mit Daniel geredet hatte. Zunächst geht es kurz um den Niedergang des persischen Weltreiches. Der vierte König in Vers 2 ist in der Geschichte als Xerxes I. bekannt. Sein Feldzug gegen Griechenland endete mit einer Niederlage.

Der tapfere König in Vers 3 ist Alexander der Grosse, der die Perser besiegte und das griechische Weltreich aufbaute. Durch seinen frühen Tod wurde es aber unter seine Generäle in vier Teilreiche aufgeteilt. Da es Gott in der Bibel nicht um Geschichtsschreibung, sondern um sein irdisches Volk Israel geht, werden ab Vers 5 nur die zwei Teilreiche weiterverfolgt, die nördlich und südlich des Landes Israel lagen (der König des Nordens und der König des Südens).

Der erste König des Südens war Ptolemäus. Er herrschte über Ägypten. Der erste König des Nordens hiess Seleukos I. Das Hauptland seines Reiches war Syrien. Die Verse 5-9 beschreiben die Machtkämpfe zwischen diesen beiden Königreichen. Das Land Israel, wo die aus Babel zurückgekehrten Juden wohnten, lag zwischen diesen Machtblöcken. Die Auseinandersetzungen zwischen den Ptolemäern (Süden) und den Seleukiden (Norden) brachten dem jüdischen Volk unsägliche Leiden und Nöte.

Die in diesen Versen erwähnten Einzelheiten erfüllten sich wörtlich. Die menschlichen Geschichtsbücher bestätigen dies.

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Ägypten und Syrien

Jede Niederlage des einen oder anderen Machthabers führte nur zu einem neuen Krieg unter dem nächsten Herrscher. Aber alle diese Konflikte konnten keine stabilen Verhältnisse herbeiführen. Das «Land der Zierde» (Vers 16) wurde daher immer wieder von fremden Heeren durchzogen und überschwemmt. Welch eine Not für seine Bewohner!

In Vers 14 heisst es sogar, dass sich Juden (Gewalttätige deines Volkes) in die Auseinandersetzung einmischten. Sie schlossen sich denen an, die gegen den König des Südens vorgingen, und meinten damit, das Gesicht (die Voraussagen) erfüllen zu können. Doch sie täuschten sich und kamen zu Fall. Gott wollte nicht, dass sich sein Volk mit den Nationen verbündete.

Die Menschen versuchten ihre ehrgeizigen, politischen Ziele nicht nur durch Kriege, sondern auch durch das Knüpfen verwandtschaftlicher Verbindungen zu erreichen (Verse 6.17).

Die Verse 18-20 beschreiben den Niedergang des Reichs des Königs des Nordens, als die Römer immer mehr nach Osten vorrückten. Der Feldherr in Vers 18 ist der Anführer der siegreichen römischen Armee. Er besiegte den Seleukidenkönig und machte dessen Land zu einer römischen Provinz. Der nachfolgende Herrscher in jenem Gebiet (Syrien) war kein selbstständiger König mehr, sondern nur noch ein «Eintreiber der Abgaben» für Rom.

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Antiochus IV. Epiphanes

Nach dem Tod des «Eintreibers der Abgaben» würde ein «Verachteter» aufstehen. Obwohl dieser Mann in der weltlichen Geschichtsschreibung nicht sehr bekannt ist, beschreibt ihn der Heilige Geist in unseren Versen ausführlich. Es ist Antiochus Epiphanes IV., der sich nicht nur mit Gewalt, sondern mit Schmeicheleien des Königtums bemächtigte. Die Geschichte dieses Regenten wird uns hier deshalb so genau mitgeteilt, weil sie eng mit dem Volk Israel verbunden ist.

In Vers 22 wird ein «Fürst des Bundes» – also ein Jude – erwähnt. Doch Antiochus handelte mit Trug gegen die Juden, die sich früher mit denen verbunden hatten, die gegen den König des Südens zogen (Vers 14). Er bedrückte und quälte sie auf schlimmste Art und Weise.

Nach der Einnahme des Landes Israel zog er in einen neuen Krieg gegen den König des Südens (Ägypten). Die Pläne reden von den betrügerischen Anschlägen, mit denen jeder den anderen zu überlisten suchte (Verse 25.27). Der König des Nordens kehrte mit grosser Beute in sein Land zurück. Aber in seinem Herzen hatte er sich vorgenommen, weder die Abmachung mit dem König des Südens noch den Bund mit den Juden zu halten.

Alle diese prophezeiten Ereignisse haben sich tatsächlich abgespielt. Man kann sie in den Geschichtsbüchern nachlesen. Für uns ist dies ein weiterer Beweis für die Genauigkeit der Bibel. Es ermuntert uns, dem Wort Gottes unser völliges Vertrauen zu schenken.

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Ein verlorener Feldzug

Die Schiffe von Kittim stellen die römische Flotte dar. Durch ihre Ankunft wurde der letzte geplante Angriff des Königs des Nordens gegen Süden verhindert. Zur Rückkehr gezwungen, liess Antiochus seine Wut über die durchkreuzten Pläne an den Juden aus.

Die Verse 31-35 beschreiben vor allem das, was die Juden in jener Zeit durchmachen mussten. Die Bücher der Makkabäer schildern die Gräuel jener schrecklichen Zeit. Jeder Gottesdienst wurde im Land abgeschafft. Bei Todesstrafe war es verboten, dem wahren Gott zu opfern oder den Sabbat zu feiern. Im Tempel wurde ein Götzenbild aufgestellt, wobei die Juden gezwungen wurden, es anzubeten.

Jene schreckliche Zeit weist vorbildlich auf die noch zukünftige Drangsalszeit hin. Die Juden werden dann unter der Führung des Antichristen ebenfalls zum Götzendienst verleitet werden.

In jener vergangenen Zeit gab es unter dem Volk solche, «die ihren Gott kennen». Sie unterwiesen viele über die Gedanken und Wege Gottes. Doch sie wurden verfolgt und erlitten den Märtyrertod.

Auch in der kommenden Drangsalszeit wird es einen gottesfürchtigen Überrest der Juden geben. Sie werden an Gott und seinen Gedanken festhalten und dem Antichristen nicht folgen. Viele werden als Märtyrer sterben. Aber in der höchsten Not wird der Herr Jesus in Herrlichkeit erscheinen und die Treuen befreien.

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Der Antichrist und der König des Nordens

Die Schlussworte in Vers 35 deuten an, dass ab Vers 36 über Ereignisse berichtet wird, die heute noch zukünftig sind. Das wird auch durch die Ausdrücke «bis der Zorn vollendet ist» und «zur Zeit des Endes» ersichtlich (Verse 36.40).

Der «König» in den Versen 36-39 ist eine Persönlichkeit, die vom König des Südens und dem König des Nordens unterschieden wird. Es ist der im Neuen Testament beschriebene Antichrist – ein Jude, der sich aber über alles erhebt und sich selbst als Gott verehren lässt (vergleiche 2. Thessalonicher 2,3-10).

Neben dem Antichristen, dem inneren Feind Gottes und des treuen Überrests der Juden, reden die Verse 40-45 von den äusseren Feinden Israels. Vor allem wird der mächtige König des Nordens Israel angreifen, nachdem es bereits in seinem Land wohnen wird. Aber mitten in seinen Erfolgen wird er durch Gerüchte von Osten und Norden erschreckt und auf seiner Rückkehr von Ägypten im «Land der Zierde» direkt von Gott gerichtet werden. Eine ausführliche Beschreibung dieses Gerichts finden wir in Hesekiel 39,1-7.

Die Aussagen der Verse 36-45 zeigen deutlich, was das irdische Volk Gottes in der Zukunft zu erwarten hat. Das Volk der Juden hat den wahren Messias verworfen und gekreuzigt. In der Zukunft wird die Mehrzahl von ihnen den annehmen, der in seinem eigenen Namen kommen wird (Johannes 5,43).

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Die Endzeit

Die in ihrer Schrecklichkeit und Schwere einmalige Zeit der Drangsal ist jene Periode, die dem Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit unmittelbar vorausgeht. Sie wird dreieinhalb Jahre dauern. Aber mit ihrem Abschluss werden die Nöte der Juden und ihre Zerstreuung in alle Welt als Folge der züchtigenden Wege Gottes mit seinem irdischen Volk ihr Ende
finden.

Wieder wird der Engelfürst Michael erwähnt. Er steht in einer besonders engen Beziehung zum irdischen Volk Gottes. Welch eine Ermunterung für die dann lebenden gottesfürchtigen Juden, die den treuen Überrest bilden! Sie dürfen wissen, dass einer hinter der Szene steht, «der für die Kinder seines Volkes steht» (Offenbarung 12,7-17).

In Vers 2 wird das Bild der Auferstehung gebraucht, um den nationalen Wiederaufbau Israels als selbstständiges Volk zu beschreiben. Die Masse des Volkes wird aber im Unglauben verharren. Doch die wahrhaft gläubigen Juden werden leuchten und in der Drangsalszeit ein Zeugnis für Gott und Christus sein, dem viele folgen werden.

Daniel musste zu seiner Zeit die Prophetie versiegeln, während für uns Christen die Worte der Weissagung nicht mehr verschlossen sind (Offenbarung 22,10.16). Durch den Heiligen Geist haben wir das volle Licht der Prophetie, das uns in dieser dunklen Welt den Weg weist (2. Petrus 1,19). An uns aber liegt es, diese Teile der Bibel unter Gebet zu durchforschen, um Gottes Gedanken besser kennenzulernen.

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Die Wiederherstellung Israels

Nun ist nochmals von dem in Leinen gekleideten Mann die Rede, den Daniel schon in Daniel 10,5 sah, und der auf den Herrn der Herrlichkeit hinweist. Ihm wird die Frage über die Länge des Zeitabschnitts des Endes gestellt. Die Antwort ist klar: Eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit, was dreieinhalb Jahren entspricht. Diese Zeitangabe findet sich in der Offenbarung wieder und gibt die Dauer der grossen Drangsalszeit an (Offenbarung 12,14.6). Nach ihrem Ablauf wird Gott mit seinem irdischen Volk zum Ziel gekommen sein.

Auf die Frage: «Was wird das Ende (oder der Ausgang) davon sein?», bekommt Daniel keine konkrete Antwort. Wir wissen, dass diese Gerichtszeit zur Herrlichkeit und zum Segen des Tausendjährigen Reiches führen wird. Daniels Aufgabe aber war, nur über die Gerichte zu weissagen. Darum wird ihm nichts über die Herrlichkeit der Herrschaft des Herrn Jesus offenbart und mitgeteilt. Aber eines darf er wissen: Er wird auferstehen und seinen Platz im himmlischen Teil jenes Reiches haben (Vers 13).

Die Zahlen 1290 und 1335 Tage gehen über die Zeit von dreieinhalb Jahren (1260 Tage) hinaus. Sie deuten vielleicht an, dass nach dem Gericht über den Antichristen (nach 1260 Tagen) noch eine gewisse Zeit verstreichen wird, bis ganz Israel gesammelt sein wird. Erst nach einer zusätzlichen Frist wird dem Volk Gottes der volle Segen des Tausendjährigen Reiches zuteil werden.

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