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Leseplan: Bau der Stadtmauer
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Einleitung

Thema

13 Jahre nach der Rückkehr von Esra nach Jerusalem schickt Gott einen weiteren Diener dorthin, um sein Werk zu beleben. Nehemia, der Mundschenk des persischen Königs, bekommt die Aufgabe, die Mauer und die Tore der Stadt Jerusalem wieder aufzubauen.

Feinde von aussen und Widerstand von innen stellen sich Nehemia entgegen. Aber er lässt sich von seinem Auftrag nicht abbringen, bis Jerusalem durch die Mauer und die intakten Tore gegen feindliche Angriffe und fremde Einflüsse geschützt ist.

Einteilung

Kapitel 1 – 2: Die Reise Nehemias nach Jerusalem
Kapitel 3 – 7: Der Bau der Mauer von Jerusalem
Kapitel 8 – 10: Die Neuordnung des geistlichen Lebens
Kapitel 11 – 13: Die Neuordnung des sozialen Lebens

Buchtipp: Lasst uns die Mauer Jerusalems aufbauen!

Nehemia in der Burg Susan

Nehemia war ein in der Gefangenschaft geborener Jude, aber kein Priester wie Esra und auch kein Mann aus der königlichen Linie Davids wie Serubbabel. Hingegen nahm er im Palast des persischen Königs eine hohe und ehrenhafte Stellung ein: Er war sein Mundschenk. Nehemia muss auch sehr wohlhabend gewesen sein, denn später sehen wir, wie er seinen Unterhalt und den Unterhalt derer, die bei ihm waren, selbst bestritt (Nehemia 5,14-18).

Obwohl Nehemia Jerusalem noch nie gesehen hatte, schlug sein Herz für die Stadt Gottes, die Er einst erwählt hatte, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Als sein Bruder Hanani mit einigen Männern aus Juda zu ihm kamen und ihm vom traurigen Zustand Jerusalems erzählten, berührte ihn dies tief. In grosser Trauer und mit Fasten wandte er sich in ernstem Gebet zu Gott.

Der Inhalt dieses Gebets offenbart uns den geistlichen Zustand dieses gottesfürchtigen Mannes. Im Vertrauen wandte er sich in seiner Not an den grossen Gott und rief sein Erbarmen an. Doch er wusste auch um die Ursache der Not: die Sünden des Volkes. Und er, der persönlich keine Schuld hatte, machte sich völlig eins mit den Sünden Israels. Aber dann stützte er sich auf die Verheissungen Gottes, die Er einst dem Volk gegeben hatte (z. B. 5. Mose 30,1-5). Schliesslich bat er um Barmherzigkeit «vor diesem Mann», womit der mächtige persische Könige gemeint war. Ob Gott durch diesen Monarchen seinem Volk zu Hilfe kommen wollte?

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Nehemia reist nach Jerusalem

Der Vergleich zwischen Nehemia 1,1 und Nehemia 2,1 zeigt, dass seit der Rückkehr Hananis mehr als drei Monate vergangen waren. Wie viele ernste Gebete werden in dieser Zeit von Nehemia zu Gott aufgestiegen sein! Er wartete mit Geduld auf Gottes Antwort. Doch die schwere Last auf seinem Herzen widerspiegelte sich auf seinem Gesicht. Die Traurigkeit seines Mundschenken blieb dem König nicht verborgen, und er merkte auch, dass es eine Traurigkeit des Herzens war.

Als der König ihn so direkt ansprach, erschrak Nehemia sehr. Würde er beim König in Ungnade fallen? Aber dann gab er eine klare, ehrliche Antwort. Und der König antwortete sehr gnädig. Was mag im Herzen Nehemias vorgegangen sein, als der König ihn direkt fragte: «Um was bittest du denn?»! Doch bevor er antwortete und seinen Herzenswunsch äusserte, betete er nochmals zum Gott des Himmels. Welch ein nachahmenswertes Beispiel echter Abhängigkeit von Gott. Er wollte nichts tun, was Gott nicht gutheissen konnte. Werden wir da nicht an unseren Herrn erinnert, der prophetisch gesagt hat: «Ich aber bin stets im Gebet», und der nur den Willen seines Gottes und Vaters tun wollte (Psalm 109,4; Johannes 4,34)?

Dann legte Nehemia dem König sein Begehr vor: Er möge ihn mit dem Auftrag, die Stadt Jerusalem wieder aufzubauen, nach Juda senden. Gott wirkte am Herzen dieses Herrschers, dass Nehemia nicht nur gesandt wurde, sondern auch die nötigen Briefe samt Aufträgen erhielt. Der demütige Mann Gottes sah in allem die gute Hand seines Herrn über sich.

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Nehemia besichtigt die Stadt

Als Gesandter des persischen Königs kam Nehemia mit entsprechender militärischer Begleitung nach Juda. Doch nachdem er die gute Hand seines Gottes erfahren hatte, erschien auch der Feind in Gestalt von Sanballat und Tobija auf dem Plan. Wo der Herr ein Werk hat, ist auch der Feind Gottes nicht untätig, um zu stören und wenn möglich zu zerstören. Das ist bis heute so geblieben (1. Korinther 16,9).

Nach drei Tagen machte sich Nehemia mit einigen Getreuen in der Nacht auf den Weg, um sich ein Bild von der Arbeit zu verschaffen, die er in Angriff nehmen wollte. Es muss ein überaus trauriger Gang gewesen sein. Überall sahen sie nur Zerstörung und unüberwindliche Trümmer. Sank ihm nun der Mut, den Wiederaufbau, den Gott ihm ins Herz gegeben hatte, zu beginnen? Nein, in keiner Weise. – Am nächsten Tag besprach er sich mit den Verantwortlichen des Volkes. Er machte ihnen keine Vorwürfe für ihre Untreue und ihr Versäumnis. Er trat auch nicht als überlegener Führer auf. Er stellte sich auf eine Stufe mit ihnen: «Ihr seht das Unglück, in dem wir sind.» Dann verband er seinen Aufruf zum Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems mit dem, was Gott gewirkt hatte. Und die Antwort? «Wir wollen uns aufmachen und bauen!»

Die erste Reaktion der Feinde war Spott und Verachtung. Nehemias Antwort ist bemerkenswert. Er verteidigte sich nicht, sondern berief sich auf seinen Gott. Als seine Knechte wollten sie sich einsetzen, aber in klarer Trennung von den Spöttern: «Ihr habt weder Teil noch Recht noch Gedächtnis in Jerusalem.»

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Der Bau der Mauer und ihrer Tore

Hier finden wir die Einzelheiten über den Bau der Stadtmauer. Was hat sie für eine geistliche Bedeutung? In Jerusalem standen Altar und Haus Gottes, was von Anbetung, Gottesdienst, aber auch vom Wohnen Gottes unter den Seinen spricht. Ohne Mauer war der Tempel den Feinden schutzlos ausgeliefert. – Ohne heilige Absonderung von aller Art des Bösen besteht die Gefahr, dass die Anbetung durch menschliche Einflüsse verwässert wird und Personen ins Haus Gottes kommen, die sich Christen nennen, aber kein Leben aus Gott haben. Wie leicht können sich ohne Mauer der Absonderung falsche Lehren einschleichen! Aber so wie die Mauer Jerusalems Tore hatte, so soll in geistlicher Hinsicht der Zugang zum Tisch des Herrn und zum Haus Gottes jedem wahren Gläubigen offen stehen.

Am Anfang steht das Schaftor. Es erinnert an die Worte unseres Herrn: «Ich bin die Tür der Schafe … Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden» (Johannes 10,7.9).

Gott sah alle, die sich am Bau der Mauer beteiligten. Ihm fielen auch die Vornehmen auf, die zu stolz für diese Schwerarbeit waren. Die Goldschmiede und Salbenmischer werden besonders erwähnt, denn ihre Hände waren sicher nicht gewohnt, Maurerarbeit zu leisten. Trotzdem halfen sie mit. In den Versen 9 und 12 werden zwei «Oberste» genannt. Auch diese hohen Beamten und besser gestellten Leute griffen mit an, sogar die Töchter des einen von ihnen halfen mit (Vers 12). Welch ein Einsatz für die Sache des Herrn!

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Verschiedene Motive beim Bauen

In den Versen 13-15 werden drei Tore genannt, die ausgebessert wurden. Ihre Namen und ihre Reihenfolge erinnern an wichtige geistliche Tatsachen in unserem Glaubensleben. Das Taltor spricht von Selbsterkenntnis und Demut. Oft erkennt man die Verdorbenheit seines eigenen Herzens erst Jahre nach der Bekehrung. Das führt dann zum Misttor, durch das man den Abfall der Stadt hinausführte. Das Erkennen des eigenen, verderbten Ichs führt zu einem täglichen Selbstgericht, bei dem man die Auswüchse der alten Natur verurteilt (Kolosser 3,5). Wenn wir in unserem Glaubensleben auf diese Weise nach praktischer Reinheit streben, wird sich der Heilige Geist auch ungehindert entfalten können. Davon redet das Quelltor (Epheser 4,30).

Baruk in Vers 20 war besonders eifrig am Werk. Wie schön, dass Gott diesen Einsatz nicht unerwähnt lässt! – Der in Vers 20 und 21 erwähnte Eljaschib war der Hohepriester, der mit seinen Brüdern das Schaftor baute (Vers 1). Warum baute er nicht am Mauerstück vor seiner Haustür? Dieser Mann, obwohl er Hoherpriester war, ist das Bild eines Gläubigen, der in seiner eigenen Familie (Haus) die Absonderung vernachlässigt. So kann die Welt mit all ihren Ideen ins Haus eindringen – und Schaden anrichten, besonders bei den Kindern.
Betrachtet man die Arbeit Eljaschibs am Schaftor genauer, kommt ein zweiter negativer Punkt ans Licht: Er baute ein Tor ohne Riegel, d. h. es war nicht verschliessbar! Den Grund dafür finden wir in Nehemia 13,4.5: Tobija, ein Feind der Juden, konnte so ungehindert in die Stadt und in den Tempel kommen.

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Die Verantwortung beim Bauen

Im Gegensatz zu Eljaschib gab es manche, die «ihrem Haus gegenüber» ausbesserten (Verse 23.28.29). Sie nahmen die persönliche Verantwortung ernst, die jeder Mann und Vater für seine Familie hat, um sie vor den bösen Einflüssen, die von der Welt in unser Leben als Glaubende eindringen wollen, zu schützen. Sind wir uns dieser Verantwortung bewusst? Wissen wir z. B., was unsere Kinder lesen, sehen und hören?

Vom Wassertor – einem Bild vom Wort Gottes – wird nicht gesagt, dass es ausgebessert wurde (Vers 26). Gott hat uns mit seinem Wort etwas Vollkommenes, absolut Gültiges und Verlässliches und unveränderlich ewig Bestehendes in die Hand gegeben (Matthäus 24,35).

Die letzten beiden erwähnten Tore sind das Osttor (Vers 29) und das Tor Miphkad, was Musterung oder Zählung bedeutet. Schemaja war der Hüter des Osttores. Dieses erinnert an unsere Hoffnung: die Erwartung des Kommens unseres Herrn, des glänzenden Morgensterns. Wie leicht kann dies in Vergessenheit geraten, sodass wir unseren Heiland nicht mehr täglich erwarten.

Das Tor Miphkad weist uns auf den Richterstuhl des Christus hin. Nach der Entrückung, wenn wir beim Herrn sein werden, muss jeder von uns vor diesem Richterstuhl offenbar werden (2. Korinther 5,10). Dort wird jede Unstimmigkeit, jede ungelöste Frage zwischen uns und unserem Herrn bereinigt werden, damit wir ewig in vollkommener Harmonie mit Ihm leben können. Bei jener Gelegenheit gibt es auch Lohn für die Treue in unserem Leben. Dann werden auch alle, die am Bau der Mauer mitgeholfen haben, ihren Lohn empfangen.

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Erster Widerstand der Feinde

Das Bauen der Mauer konnte den Feinden der Juden nicht verborgen bleiben. Aus ihrem anfänglichen Spott und ihrer Verachtung (Nehemia 2,19) wurden nach und nach Zorn und Ärger. Ihre Fragen, die immer noch viel Spott enthielten, zeigen ihre zunehmende Wut. Tobija sprach von einem Fuchs, der die steinerne Mauer auseinander reissen könnte. Warum ärgerten sie sich dann so sehr, wenn das Ganze nur eine Bagatelle war? Es war eben keine unbedeutende Kleinigkeit, sondern ein Werk Gottes. Das spürten die Feinde.

Als Antwort auf diese verbalen Angriffe betete Nehemia zu Gott. Dieser gottesfürchtige Mann suchte angesichts der Verunglimpfung der Juden seine Zuflucht im Gebet. Ähnlich reagierte auch König Hiskia, als er und die Bewohner Jerusalems von den Assyrern verspottet und Gott, der Herr, verhöhnt wurden (Jesaja 36; 37,1).

Die Verse 36 und 37 enthalten eins der vielen kurzen Gebete Nehemias, die uns in diesem Buch mitgeteilt werden (Nehemia 2,4; 3,36.37; 5,19; 6,14; 13,14.22.29). Mit seinen Worten legte er die ganze Sache in die Hand Gottes. Der Wortlaut dieses Gebets erinnert an manche Psalmen, und wir müssen bedenken, dass dies nicht zur Zeit der Gnade geäussert wurde, in der wir leben. Wir bitten nicht um Rache an unseren Feinden, sondern um Gnade und Barmherzigkeit. Aber damals entsprach dies den Gedanken Gottes.

Die Feinde konnten mit ihren Reden die Bauenden nicht von ihrem Werk abhalten. «Das Volk hatte Mut zur Arbeit.»

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Bedrohung von aussen

Das Werk machte Fortschritte. Die Mauer war bereits bis zur halben Höhe fertig und die Lücken begannen sich zu schliessen. Als die Feinde sahen, dass sie mit ihrem Hohn und Spott keinen Erfolg hatten, verbündeten sie sich mit anderen, um mit Gewalt gegen Jerusalem zu kämpfen.

Wieder nehmen Nehemia und die Bauenden im Gebet Zuflucht zu Gott. Abhängigkeit ist das Erste. Aber dann treffen sie Vorsichtsmassnahmen gegen die Feinde und stellen Tag und Nacht Wachen auf. Genügte das Gebet nicht? Es wäre Vermessenheit gewesen, die Hände in den Schoss zu legen und der eigenen Verantwortung nicht nachzukommen mit dem Hinweis, man vertraue auf Gott! Ihr Verhalten stand nicht im Widerspruch zum Vertrauen auf Gott.

Es gab aber auch Entmutigung unter den Arbeitenden. Ähnliches erfuhr auch der Apostel Paulus (2. Korinther 7,5). Darauf scheint Nehemia nicht reagiert zu haben. Das Beste war, weiter zu beten und zu wachen.

Die Feinde versuchten einen Überraschungsangriff. Doch sie rechneten nicht mit Gott, der sein Volk beschützte. – Die Juden, die neben den Feinden wohnten und von ihnen beeinflusst wurden, versuchten, die Bauenden wiederholt zum Aufgeben ihrer Absonderung für Gott zu bewegen. Diese aber blieben standhaft, wachsam und abwehrbereit. Nehemia selbst handelte mit Glaubensenergie. Er sprach dem Volk Mut zu und richtete ihre Blicke auf Gott, der ihre Kraftquelle war.

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Schutzmassnahmen

Der listige Angriff der Feinde wurde vereitelt. Sie mussten einsehen, dass Gott für sein Volk handelte, und nicht zuliess, dass sie ihre bösen Pläne verwirklichen konnten.

Auch wir Christen werden aufgefordert, dem Teufel standhaft im Glauben zu widerstehen. Dann wird er den Rückzug antreten (1. Petrus 5,8.9; Jakobus 4,7).

Auch wenn der Feind sich diesmal zurückzog, blieben die Bauenden wachsam. Ein Teil der Diener Nehemias übernahm die militärische Verteidigung, während die anderen am Werk arbeiteten. Die Juden ihrerseits bauten mit gegürtetem Schwert. Sie waren sozusagen mit Werkzeug und Waffe ausgerüstet, um je nach Situation das eine oder das andere zu gebrauchen.

Ein weiteres Problem war die Weitläufigkeit der Baustelle. Überall auf der Mauer waren einige an der Arbeit. Bei einem Angriff an irgendeiner Stelle sollten alle ihre Arbeitsplätze verlassen und mit ihren Waffen zur Angriffsstelle eilen. Der Mann mit der Posaune neben Nehemia würde das Signal dazu geben. Doch sie stützten sich nicht auf ihre Kraft, sondern sagten: «Unser Gott wird für uns kämpfen!»

Dadurch, dass die Mauer so gut bewacht werden musste, erschwerte sich die Bauarbeit. Sie getrauten sich nicht einmal mehr, zum Schlafen die Kleider auszuziehen. Wie lange würden sie eine solche Doppelbelastung aushalten? So lange, wie sie sich ganz auf Gott stützten (Epheser 6,10-13).

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Hindernisse von innen

Dieses Kapitel zeigt uns den inneren Zustand des Volkes. Da stand es nicht zum Besten. Die Arbeit an der Mauer war ein Dienst der Liebe. Er wurde freiwillig getan. Es gab keine Bezahlung dafür. Bei vielen kam durch ihre Mitarbeit am Bau der Mauer die Arbeit auf ihren Feldern zu kurz. Zudem muss es eine Hungersnot gegeben haben, und die königlichen Steuern drückten manche. Diese Umstände nützten die wohlhabenden Juden aus, um sich an den ärmeren unter ihren Brüdern zu bereichern. Jetzt kam die Not vor Nehemia.

Wenn der Feind durch Angriffe von aussen nicht zum Ziel kommt, versucht er es innerhalb der Gläubigen. Diese Taktik wandte er auch unter den ersten Christen an (Apostelgeschichte 6,1).

Die Unterdrückung der Armen ist in Gottes Augen sehr verwerflich. Das bestätigen uns sowohl das Alte als auch das Neue Testament (Amos 2,6; 5,12; 8,4; Sprüche 14,31; 22,16; 28,3; Jakobus 5,1-6). Wir können daher den Zorn Nehemias verstehen. Doch bevor er sich äusserte, überlegte er die Sache vor dem Herrn.

Dann redete er den Edlen und Vorstehern ernst ins Gewissen. Sie hatten gegen das Gesetz verstossen (2. Mose 22,25; 3. Mose 25,36.37; 5. Mose 23,20; Psalm 15,5). Nehemia zeigte ihnen, dass ein solches Verhalten gegenüber ihren armen Brüdern im Gegensatz zur Erlösung aus der Gefangenschaft stand. Diese Sache würde auch nicht zur Ehre Gottes ausschlagen (Vers 9). Dem Vorschlag, alles Abgenommene zurückzugeben und die Zinsen zu erlassen, wurde allgemein zugestimmt. Resultat: «Sie lobten den Herrn

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Die Grosszügigkeit Nehemias

Die Schlussverse des Kapitels zeigen etwas von der Freigebigkeit und Selbstverleugnung dieses Mannes Gottes. Sicher war Nehemia ein wohlhabender Mann, sodass er aus eigenen Mitteln täglich 150 Mann bewirten konnte. Doch die Edlen und Vorsteher gehörten auch zu den Reichen. Aber anstatt Freigebigkeit zu zeigen, nutzten sie die Notlage der Armen aus, um sich noch mehr zu bereichern.

Wir denken an den Apostel Paulus im Neuen Testament, der eine ähnliche Selbstlosigkeit offenbarte (Apostelgeschichte 20,33-35; 1. Korinther 4,12; 2. Korinther 12,14-17; 1. Thessalonicher 2,9.10).

Wir sind weder Statthalter wie Nehemia noch Apostel wie Paulus. Trotzdem dürfen auch wir ein offenes Herz und eine offene Hand haben. Es wird nicht nur zum Wohl unserer Nächsten ausschlagen, sondern auch dem Herrn wohlgefällig sein. Er hat ja mehr gegeben, als wir je geben können: In seiner Liebe hat Er am Kreuz sich selbst für uns hingegeben (Galater 2,20; Epheser 5,2).

In allem, was Nehemia für sein Volk tat, wusste er, dass Gott alles kennt und einmal alles belohnen wird, was für Ihn getan wurde, auch wenn es Menschen zugut kam. Wir wollen nicht wegen der Belohnung Gottes freigebig sein. Und doch ist es ermunternd, daran zu denken, dass Gott nichts entgeht und Er einmal jede Treue der Seinen belohnen wird.

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Die List der Feinde

Das Werk gedieh. Die Lücken waren geschlossen. Es mussten nur noch die Flügel in die Tore eingesetzt werden. Nun versuchten die Feinde mit einer neuen List, das Werk zum Stillstand zu bringen. Sie schlugen ein freundschaftliches Zusammentreffen ausserhalb Jerusalems vor. Sie täuschten damit den Versuch einer Art von Zusammenarbeit vor. Der aufrichtige Nehemia durchschaute ihre Taktik und antwortete, er könne das Werk nicht im Stich lassen. – Praktizierte Absonderung von der Welt, auch von der religiösen, bedeutet auch für uns Schutz und Bewahrung.

Nach vier erfolglosen Versuchen schrieben die Feinde einen offenen Brief. Sie sprachen von einem bösen Gerücht, über das sie gemeinsam beraten wollten. Nehemia hatte ein absolut gutes Gewissen. Deshalb konnte er ihnen antworten: «Es ist nicht geschehen nach diesen Worten … aus deinem eigenen Herzen erdichtest du sie.»

Wieder erkannte er ihre Absicht: Die Furcht vor der Reaktion des Königs sollte die Energie der Juden lähmen. – Wenn wir aufrichtig auf einem Weg des Gehorsams gegenüber Gottes Wort vorangehen, wird der Herr uns einen klaren Sinn und ein gesundes geistliches Unterscheidungsvermögen erhalten, um die Angriffe des Feindes zu durchschauen.

Trotz allem blieb Nehemia demütig. Er stützte sich nicht auf seinen Verstand und seine Fähigkeiten, sondern bat Gott in aller Demut: «Und nun, stärke meine Hände!»

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Trotz Widerstand wird der Bau vollendet

Nachdem Nehemia die Angriffe der Feinde von aussen abgewehrt hatte, begegnete ihm ein falscher Prophet, der im Auftrag Tobijas und Sanballats handelte. Schemaja sprach von einer Morddrohung gegen Nehemia und schlug ihm vor, sich im Tempel zu verstecken.

Die Antwort des Mannes Gottes bestand aus zwei Teilen. Zunächst zeigte sich die Furchtlosigkeit dessen, der auf Gott vertraut. Zweimal finden wir in Gottes Wort die Aufforderung: «Fürchtet nicht ihre Furcht» (Jesaja 8,12; 1. Petrus 3,14). Nach diesem Motto lebte Nehemia. – Im zweiten Teil seiner Antwort erinnert er daran, dass er weder Priester noch Levit war und kein Recht hatte, in den Tempel hineinzugehen. Gott hätte ihn für diese Sünde bestrafen müssen, und genau das hofften die Feinde zu erreichen. – Diese bösen Absichten haben Nehemia zu schaffen gemacht. Er musste darüber mit Gott reden (Vers 14).

In erstaunlich kurzer Zeit wurde dieses grosse Werk mit der Hilfe des Herrn fertig gestellt. Es blieb nicht ohne nachhaltigen Eindruck auf die Feinde. Sie mussten sich vor Gott geschlagen geben.

Trotzdem gaben sie nicht auf. Sie versuchten weiterhin, Nehemia einzuschüchtern. So lange wir hier leben, bleibt Satan der Widersacher Gottes und Feind der Erlösten. Die Edlen von Juda standen in regem Kontakt mit Tobija, weil sie verwandtschaftlich mit diesem «ammonitischen Knecht» (Nehemia 2,19) und seinen Nachkommen verbunden waren. Diese Verbindung mit Fremden nahm jenen Juden das klare Unterscheidungsvermögen. Entsprechend beurteilten sie Tobija.

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Die Sicherheit der Stadt

Nun war die Mauer gebaut und die Tore funktionierten. Zwei Männern wurde jetzt die Aufsicht über die Stadt Jerusalem übertragen: Hanani, dem Bruder Nehemias, und Hananja, einem sehr treuen und gottesfürchtigen Mann. Die Anordnungen bezüglich der Tore ist sehr wichtig. Es ging nicht nur darum, Torhüter und Wachen aufzustellen. Es war ebenso nötig, die Tore erst bei Tageslicht zu öffnen und sie auch vor dem Dunkelwerden wieder zu schliessen (Nehemia 13,19). Im hellen Licht erkannte man klar, wer ein Recht hatte, in die Stadt hineinzugehen und wer nicht. Und wenn es heute um Menschen geht, die in die Gemeinschaft der Gläubigen am Tisch des Herrn kommen möchten – gewissermassen durch das Tor in die Stadt und zum Heiligtum eingehen wollen –, dann ist das Licht genauso nötig wie damals. Nur im Licht des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes erkennt man, ob so jemand Leben aus Gott hat oder nicht. Nur wahre Christen haben ein Anrecht an dieser Gemeinschaft. Ungläubige dürfen nicht am Mahl des Herrn teilnehmen.

Der geräumige, aber bis dahin spärlich bewohnte Platz innerhalb der Stadtmauer bewog Nehemia, die Führer des Volkes zu versammeln und sie zu verzeichnen. Vielleicht würde Gott eine Lösung zeigen, um Jerusalem zu bevölkern. Dabei kam das Verzeichnis derer zum Vorschein, die zuerst unter Serubbabel heraufgezogen waren. So entsprechen die Verse 6-72 mit geringen Abweichungen den Versen in Esra 2,1-70.

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Fehlende Geschlechtsregister

Die Verse 61-65 erinnern daran, dass eine Anzahl Menschen mit den Juden aus Babel gekommen waren, die ihre Zugehörigkeit zum Volk Israel nicht belegen konnten. Konnte man nicht auf ihre Aussagen gehen und sie zum Volk zählen? Nein. Der Tirsatha – das ist der persische Titel des Statthalters – verweigerte ihnen den Zutritt zum Priestertum und gestattete ihnen nicht, vom Hochheiligen zu essen. Zuerst musste durch die Urim und Tummim Gott befragt werden.

Heute sollte man vorsichtig sein, wenn jemand sagt: «Ich glaube an den Herrn Jesus.» Sind die Kennzeichen wahren Lebens aus Gott auch vorhanden? Liebt so jemand Gott und die anderen Gläubigen?

Die Zahlen in den Versen 69-71 stimmen nicht mit denen in Esra 2,68.69 überein. Doch das ist kein Widerspruch. In Esra 2 heisst es: «Einige von den Häuptern der Väter gaben freiwillig für das Haus Gottes.» In unserem Kapitel wird das aufgezählt, was der Tirsatha gab, was ein Teil der Häupter der Väter gab und was das übrige Volk gab.

Durch die Wiederholung der Aufzählung derer, die zuerst zurückgekehrt waren, wird jener Überrest mit dem Werk Nehemias verbunden. Ungefähr 80 Jahre mochten seit der Rückkehr unter Serubbabel vergangen sein. Viele von den Aufgezählten waren vermutlich bereits gestorben. Doch sie werden in Ehren gehalten, denn das, was sie in der ersten Zeit taten, machte es möglich, dass das Werk in den Tagen Nehemias durchgeführt werden konnte.

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Das Wort Gottes wird vorgelesen

Wir haben beim Lesen von Kapitel 3 daran gedacht, dass das Wassertor vom Wort Gottes spricht. Und nun wurde auf dem Platz vor diesem Tor das Wort Gottes dem ganzen versammelten Volk vorgelesen. Die Leute hatten sich im siebten Monat wie ein Mann versammelt und verlangten, das Wort Gottes zu hören.

Jeder geistlichen Erweckung – und um eine solche geht es in diesem Kapitel – liegt das Wort Gottes zugrunde. Wenn man dieses Wort glaubensvoll annimmt und Gott bereitwillig gehorcht, kann der Herr eine Wiederbelebung schenken. Also: Zurück zur Bibel!

Welch eine Freude muss es für Esra gewesen sein, als er gebeten wurde, das Gesetz hervorzuholen! Er, der das Wort Gottes immer geschätzt und hoch geachtet hatte, durfte es jetzt weitergeben (Esra 7,6.10). Vers 5 zeigt etwas von der Ehrfurcht des Volkes gegenüber den inspirierten heiligen Schriften: Sie standen auf.

Bevor Esra und die weiteren Männer auf dem Gerüst – vermutlich waren es Leviten – mit dem Vorlesen begannen, beteten sie zu Gott und lobten Ihn. Lasst auch uns die Bibel unter Gebet lesen. Dann wird Gott unsere Lektüre segnen.

Manches in der Bibel ist nicht so leicht zu verstehen. Gott sorgte damals dafür, dass solche da waren, die den Sinn des Gelesenen angeben und es verständlich machen konnten. Heute schenkt der Herr seiner Versammlung Gaben (Hirten, Lehrer, Evangelisten), um die Menschen im Wort zu unterweisen (Epheser 4,11-16).

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Das Wort Gottes wird umgesetzt

Als das Volk die Worte des Gesetzes hörte, begannen die Menschen zu weinen. Ihre Gewissen waren erwacht, und sie erkannten ihre und die Sünden des Volkes. Ihr Trauern zeugte von Busse und Selbstgericht. Darauf hatte Gott durch die Führer des Volkes und die Leviten ein Wort der Ermunterung für sie. Sie sollten sich nicht länger betrüben, sondern sich im Herrn und am Herrn freuen. In ihrer neu gewonnenen Freude dachten sie auch an die, für die nichts zubereitet war. Es gab ein grosses Freudenfest.

Am nächsten Tag kamen nicht mehr alle zusammen, sondern nur noch die Verantwortlichen, um mehr aus dem Wort des Gesetzes zu hören. Dabei stiessen sie auf die göttlichen Anweisungen bezüglich des Laubhüttenfestes. Sofort gehorchten sie dem Wort Gottes und holten sich Zweige, um Hütten zu bauen nach der Vorschrift. Auf diese Weise hatte das Volk das Laubhüttenfest seit den Tagen Josuas nicht mehr gefeiert! Sie gingen sozusagen an den Anfang zurück. Wir begreifen, dass Gott ihnen dabei eine grosse Freude schenkte.

Das Laubhüttenfest spricht vom zukünftigen Tausendjährigen Reich, wenn Gott alle Ziele mit seinem irdischen Volk Israel erreicht haben wird. Dann werden sie eine Zeit grosser Freude und überströmenden Segens unter der Herrschaft von Jesus Christus, ihrem Messias, erleben. Jene Zeit war ein schwaches Abbild von dem, was dieses Volk in der Zukunft erwartet.

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Demütigung vor Gott

Das Laubhüttenfest dauerte vom 15. bis zum 23. Tag des siebten Monats. An jedem Tag während dieses Festes las man aus dem Gesetz vor. Dabei kam manches ans Licht, was bei den Juden nicht in Ordnung war, vor allem hatten sie sich verwandtschaftlich mit anderen Völkern verbunden. Sie hatten die gottgewollte Absonderung missachtet. Nun sahen sie ihre Sünden ein und bekannten sie dem Herrn, ihrem Gott, und sonderten sich aufs Neue ab. Eine solche Beugung war Ihm wohlgefällig. Darauf konnte Er mit Vergebung antworten (Vers 17).

Nun riefen die Leviten das Volk zum Lob Gottes auf: «Steht auf, preist den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit!» Sobald unsere Herzen mit Gott in Ordnung sind, dürfen und sollen wir Ihn freimütig anbeten. Er ist es würdig, dass seine Erlösten Ihn loben und preisen.

Dann folgt ein langes Gebet – es ist das längste, in seinem Wortlaut aufgeschriebene Gebet in der Bibel. Es gleicht in mancher Hinsicht dem Gebet Daniels (Daniel 9) und dem von Esra (Esra 9). Die Betenden dachten zuerst an Gott. Er ist «der da ist», d. h. der unveränderlich in sich selbst ewig Bestehende. Er ist auch der Schöpfer und Erhalter von allem. Und dieser allmächtige Gott hatte einst Abraham erwählt und ihm bedingungslose Versprechen gegeben. Dieser Abraham wurde der Stammvater Israels. Mit ihm begann sozusagen die Geschichte des irdischen Volkes Gottes.

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Ein inständiges Gebet

Abraham war der Ursprung des Volkes Israel. Doch die nationale Geschichte des Volkes begann in Ägypten, als sich die Nachkommenschaft Jakobs, des Enkels von Abraham, zu einem Volk vermehrte.

In unserem Abschnitt denken die Beter vor allem an das gnädige Handeln Gottes mit Israel, zu dem Er sich als sein Bundesgott bekannte (2. Mose 3,13-18). Sie erinnern sich an das Elend ihrer Vorfahren in Ägypten und an die göttliche Befreiung aus der Sklaverei. Und welch eine Fürsorge erfuhren sie auf ihrer Wanderung durch die Wüste! Ja, Gott war sogar auf den Sinai herabgestiegen, um seinem Volk «gerade Rechte und Gesetze der Wahrheit, gute Satzungen und Gebote» zu geben.

Die Aufzählung von dem, was Gott alles für sein Volk getan hat, lässt die Frage aufkommen: «Was hätte Er noch mehr für sein Volk tun können?» Wir müssen antworten: «Es hat ihnen an nichts gefehlt.»

Das Gleiche gilt auch für uns, die der Herr aus dem Elend der Sünde und der Gebundenheit Satans erlöst hat. Er hat den Feind am Kreuz besiegt. Er hat uns nach unserer Bekehrung auf einen Weg in seine Nachfolge gestellt, auf dem uns nichts fehlt. Wir dürfen uns seiner Führung durch sein Wort und seinen Geist erfreuen. In der Bibel hat Er uns seine Gedanken mitgeteilt und seinen Willen offenbart. Sein Wort ist uns geistliche Nahrung und Erquickung für unsere Seele. Und doch, wie oft gleichen wir den undankbaren, murrenden und ungehorsamen Israeliten!

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Rückblick auf die Geschichte Israels (1)

Weiter bekannten die Beter, dass die Gunst, in der ihr Volk vor Gott stand, und die Vorrechte, die sie von Ihm genossen, ihre Vorväter weder dankbar noch gehorsam gemacht hatten.

In den Versen 17 und 18 geben sie die Geschichte nicht chronologisch wieder. Zuerst reden sie von der Widerspenstigkeit, in der sie sich einen Anführer setzen wollten, der sie nach Ägypten zurückführen sollte (4. Mose 14), und dann vom gegossenen Kalb, das sie sich am Sinai machten (2. Mose 32). Es scheint, dass sie die Wirkung zuerst erwähnen und dann auf die tiefer liegende Ursache zurückgehen: Sie hatten ihren Gott verlassen und an seine Stelle ein sichtbares Götzenbild gestellt.

Und was sagte Gott zu einem solchen Verhalten? In seinen Regierungswegen konnte Er seinem Volk die Züchtigungen nicht ersparen. Aber in seiner unendlichen Barmherzigkeit und Güte verstiess Er es nicht. Als ein Gott der Vergebung sorgte Er weiter für sie, versorgte sie 40 Jahre lang in der Wüste und brachte sie schliesslich in das verheissene Land. – So handelt unser Gott und Vater heute mit uns. Auch wenn wir leider Fehltritte zu beklagen haben, wissen wir, dass Er uns nicht aufgibt. Auf ein aufrichtiges Bekenntnis dürfen wir die väterliche Vergebung erfahren (1. Johannes 1,9). Und im Blick auf das Kommen des Herrn zur Entrückung lesen wir von der Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus, die wir zum ewigen Leben erwarten (Judas 21).

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Rückblick auf die Geschichte Israels (2)

Die Güte und Barmherzigkeit Gottes brachte das Volk Israel schliesslich in das Land der Verheissung und liess es darin all das in Vers 25 aufgezählte Gute geniessen. Doch die Wohlfahrt führte das Volk von Gott weg. Sie empörten sich gegen Ihn und warfen sein Gesetz hinter ihren Rücken. Ob in der Wüste oder im Land, das Herz der Menschen änderte sich nicht!

Auch in jener Zeit blieb Gott nicht untätig. Er erweckte Propheten, die die Menschen zu Ihm zurückführen sollten. Doch die meisten dieser Männer Gottes wurden abgelehnt, verfolgt und umgebracht. Weiter versuchte Gott durch Bedrängnis von aussen, die Menschen wieder zu sich zu ziehen. Diese Nöte trieben sie ins Gebet. Sie begannen aufs Neue zu Gott zu rufen. Doch sobald Gott ihnen Erleichterung schenkte, wurde offenbar, wie oberflächlich ihre Umkehr war: «Sie taten wieder Böses.» Schliesslich vertrieb Gott sie aus ihrem Land und gab sie in die Hand der Völker der Länder – ohne ihnen aber den Garaus zu machen. Wie gnädig und barmherzig ist doch Gott!

Auch wir erleben dies heute. Jahrhunderte lang lässt Gott schon das Evangelium der Gnade verkündigen – obwohl die Christenheit sich immer weiter von Ihm und seinen Grundsätzen entfernt. Wie mancher hat in äusserer Not zu Gott gebetet und eine zeitliche Errettung erlebt. Kam es dabei aber auch zu einer echten Umkehr im Herzen? Oder ging das Leben, nachdem Erleichterung eingetreten war, im alten Stil – ohne Gott – weiter?

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Beugung vor Gott

Die Beter rechtfertigten sich nicht selbst. Bei aller Aufzählung der Übertretungen und Verfehlungen ihrer Vorväter und ihrer eigenen Sünden versuchten sie in keiner Weise, die Dinge zu beschönigen oder zu entschuldigen. Sie verurteilten sich selbst und anerkannten das gerechte Tun Gottes «nach der Wahrheit». Gleichzeitig wandten sie sich an seine Barmherzigkeit. Sie verbanden ihre gegenwärtige notvolle Lage mit den vergangenen Verfehlungen und sagten: «Lass nicht gering vor dir sein all die Mühsal, die uns betroffen hat.» Sie verschwiegen auch nicht die Ursache ihrer grossen Bedrängnis: das Abweichen und den Ungehorsam gegenüber dem Wort Gottes und die Vernachlässigung des wahren Gottesdienstes.

Wie ernst reden diese Worte zu uns! Die Christenheit ist heute mehr denn je von Ungehorsam gegenüber den Anweisungen und Grundsätzen der Bibel und von eigenwilligem Gottesdienst geprägt. Wie sieht es da in unserem persönlichen Leben aus?

Die Verse 36 und 37 zeigen noch einen weiteren wichtigen Grundsatz, der auch für unser Leben gilt. Gott ist immer bereit, auf ein aufrichtiges Bekenntnis hin, zu vergeben. Aber es gibt Folgen unserer verkehrten Wege oder unseres Abweichens von Ihm. Diese nimmt Er oft nicht weg.

So waren die Juden wohl in ihr Land zurückgekehrt, aber nicht mehr als freies Volk. Sie blieben Knechte des persischen Königs. Doch Gott will Gnade und Barmherzigkeit schenken, damit die Folgen unserer Sünden nicht zu schwer werden und wir sie tragen können.

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Ein Bund wird geschlossen

Die damaligen Juden hatten den Wunsch, Gott zu gehorchen. Sie unterstrichen ihren Vorsatz mit einem festen Bund. Alles wurde schriftlich festgehalten und namentlich untersiegelt. Gott sah, dass jene Obersten, Leviten und Priester Ihm wirklich gehorchen wollten (Vers 30). Darum hielt Er in seinem ewigen Wort die Namen derer fest, die den Bund unterzeichneten. Anderseits verschweigt Gott nicht, dass der Mensch unfähig ist, durch eigene Anstrengung dem Wort gemäss zu leben. Schon bald wurde der Bund gebrochen (Nehemia 13).

Auch wir vermögen nicht aus eigener Willenskraft ein gottesfürchtiges Leben zu führen, sondern nur mit der Gnade, die der Herr uns schenkt und in der Kraft des Geistes, der in uns wohnt (Römer 7,22-25; 8,1-4).

In den Versen 30-32 verpflichtete sich das Volk in dreierlei Hinsicht:

  1. In Bezug auf ihr persönliches Leben wollten sie dem durch Mose gegebenen Gesetz Gottes gehorchen.
  2. Bezüglich der sie umgebenden Nationen wollten sie eine heilige Absonderung aufrechterhalten.
  3. Gott gegenüber verpflichteten sie sich, den Sabbat, die heiligen Tage und das Gesetz des siebten Jahres zu beobachten.

Von Vers 33 an bis zum Schluss des Kapitels geht es noch um eine weitere Verpflichtung: die Unterstützung des Dienstes des Hauses Gottes.

Wiederbelebungen, wie damals eine stattfand, gibt es ab und zu auch in der Christenheit. Gott schenkt Erweckungen, damit wir uns neu auf seine Gnade besinnen und auf die Beziehung, in die Er uns gebracht hat (z. B. 1. Johannes 3,1; Johannes 16,27; 14,2.3).

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Der Unterhalt des Hauses Gottes

In diesem Kapitel wird der Unterhalt der Stadtmauer und der Tore mit keinem Wort erwähnt. Hingegen nimmt die Beschreibung der Verpflichtungen in Bezug auf das Haus Gottes einen auffallend grossen Platz ein. Warum ist das so? Im Haus Gottes werden die Grundsätze der göttlichen Ordnung sichtbar. Hier zeigt es sich, wie weit wir die Rechte Gottes, seine Heiligkeit, ja, Ihn selbst anerkennen. Das Verhalten gegenüber dem Haus Gottes wird damit zu einem Prüfstein unserer Treue gegenüber Gott und seinen Grundsätzen. Das war damals so und gilt heute noch.

Heute ist das Haus Gottes kein materielles Gebäude mehr. Es besteht aus allen wahren Gläubigen und wird sichtbar in der örtlichen Versammlung, d. h. da, wo Gläubige im Namen des Herrn zusammenkommen.

Diese Verse in Nehemia 10 lehren uns in bildlicher Sprache, was nötig ist, damit der Dienst im Haus Gottes ohne Behinderung durchgeführt werden kann. Sie machen deutlich, dass es auf den Einsatz und den Gehorsam jedes Einzelnen ankommt. Es beginnt bei unserem persönlichen Leben. Der Einfluss unseres praktischen Lebens auf den Zustand und das Gedeihen der örtlichen Versammlung ist viel grösser, als wir annehmen. Und wie nötig ist die Unterstützung der Diener des Herrn (vorgebildet durch die Leviten) durch Gebet und materielle Gaben!

Möge es das Anliegen von uns allen sein, «das Haus unseres Gottes – die örtliche Versammlung – nicht zu verlassen», sondern uns ganz dafür einzusetzen.

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Die Besiedelung der Stadt

In Nehemia 7,4 fanden wir, dass Jerusalem innerhalb seiner Stadtmauern nur spärlich bewohnt war. Viele Häuser waren noch nicht wieder aufgebaut. Zudem war die Stadt mit dem Tempel Gottes ständigen Angriffen der Feinde ausgesetzt, d. h. es war nicht ungefährlich, dort zu wohnen. Aus diesen und vielleicht noch weiteren Gründen war Jerusalem äusserlich kein attraktiver Wohnort. Und doch: Wer innerhalb der Stadtmauer Jerusalems wohnte, lebte dort, wo Gott seinen Namen wohnen liess. War das nicht ein grosses Vorrecht?

Damit nebst den Obersten auch ein Teil des Volkes nach Jerusalem zog, um dort zu wohnen, wurden Lose geworfen. Jeder Zehnte sollte dahin umziehen. Wer dies freiwillig tat, wurde vom Volk gesegnet, denn jeder wusste, dass dieser Entschluss mit Verzicht auf äussere Annehmlichkeiten verbunden war.

Nicht nur die Menschen, auch Gott sah die Selbstverleugnung und den Mut derer, die bereit waren, ihren Wohnsitz nach Jerusalem zu verlegen. Ab Vers 3 hält Er ihre Namen und Anzahl in seinem ewigen Wort fest. Es waren eine Anzahl aus Juda und Benjamin, eine beachtliche Anzahl Priester, aber auch Leviten und Torhüter.

Gott übersieht kein Opfer und keine Verzichtsleistung, die im Blick auf seine Interessen gebracht werden. Er vergisst keinen Dienst, den wir zur Förderung seines Werkes tun. Alles wird vor Ihm aufgeschrieben. Es kommt der Augenblick, da der Herr jede Treue für Ihn und seine Sache, die Er in unserem Leben gefunden hat, belohnen wird.

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Priester und Leviten

In der Liste derer, die in Jerusalem wohnten, werden nicht nur Namen aufgeführt, sondern auch verschiedene Einzelheiten und nähere Angaben über die Stellung und den Dienst dieser Personen erwähnt. Gottes «Buchhaltung» ist äusserst genau!

Die Männer von Juda zeichneten sich durch Tapferkeit aus (Vers 6). Vielleicht erwiesen sie sich damals, als die Mauer unter den Angriffen der Feinde gebaut und fertiggestellt wurde, als besonders mutig. – Die Priester hatten die Oberaufsicht des Tempels. Sie verrichteten die Arbeit im Haus (Vers 12), während die Leviten über die äussere Arbeit des Tempels gesetzt waren (Vers 16). Eine Priesterfamilie war besonders tüchtig (Vers 13).

Der Levit Mattanja hatte eine sehr schöne Aufgabe: Er stimmte beim Gebet den Lobgesang an (Vers 17). Diesen Levitendienst gab es während der Wüstenwanderung noch nicht. Er wurde erst unter König David eingeführt (1. Chronika 16,4-7; vergleiche auch Nehemia 12,24). Wir, die Gläubigen der Gnadenzeit, dürfen den Vater in Geist und Wahrheit anbeten (Johannes 4,24), ja, wir werden aufgefordert, zueinander zu reden «in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in euren Herzen, danksagend allezeit für alles» (Epheser 5,19.20).

Wie wichtig waren schliesslich die Torhüter! Tore ohne Wachen nützen nichts.

So füllte ein jeder, der nach Jerusalem kam, trotz des traurigen Zustands der Stadt, seinen Platz aus. Welch eine Ermunterung für uns, die in den Tagen des Verfalls des christlichen Zeugnisses leben!

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Das übrige Volk

Das übrige Israel wohnte in den Stämmen Judas, «jeder in seinem Erbteil». Gott hat alle ihre Wohnorte genau verzeichnet. Diese Leute gehörten genauso zum Volk Gottes wie die, die innerhalb der Stadtmauer von Jerusalem wohnten. Die Mauer war ja nicht aufgerichtet worden, um einen Teil des Volkes Gottes abzugrenzen oder auszuschliessen. Die Mauern und Tore waren nötig, um die Heiligkeit des Hauses Gottes aufrechtzuerhalten – eine Wahrheit, die heute noch aktuell und wichtig ist.

Wie in den Tagen Nehemias so sind es auch heute nur noch wenige, die bereit sind, die Grundsätze des Hauses Gottes, das die Versammlung ist, praktisch zu verwirklichen. Aus diesem Buch des Alten Testaments sehen wir, dass es ohne Absonderung unmöglich ist, die Heiligkeit, die dem Haus Gottes geziemt, auch aufrechtzuerhalten. Doch wir sollten die ernste Gefahr erkennen, die darin besteht, die unbestrittene Wahrheit der Absonderung zu missbrauchen, um eine auserlesene Gruppe zu bilden, die viele Angehörige des Volkes Gottes ausschliesst, die Rechte des Herrn verleugnet und schliesslich die eigentliche Wahrheit vom Haus Gottes verliert, die durch eine wahre Absonderung vom Bösen bewahrt würde. Bei richtiger Anwendung halten die Mauern die Heiligkeit des Hauses Gottes aufrecht und sichern so seinem ganzen Volk die Vorrechte dieses Hauses. Bei Missbrauch werden sie einfach zum Abzeichen einer Partei und zur Sicherung einer Sekte.

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Das Verzeichnis der Priester und Leviten

Unter König David wurden die Priester in 24 Abteilungen aufgeteilt, die nacheinander den Dienst im Haus Gottes versahen. Nach der babylonischen Gefangenschaft werden in Esra 2,36-39 nur vier Familien erwähnt und in Nehemia 12 ist von 22 Häuptern der Priester die Rede. Es war alles nicht mehr so wie zur Blütezeit Israels. Doch dank Gottes Gnade gab es noch einige Priester und damit auch noch einen Priesterdienst im wiedererbauten Tempel. Das ermuntert uns heute, den gottgemässen, neutestamentlichen Gottesdienst in aller Schwachheit aufrechtzuerhalten (Johannes 4,23.24; 1. Petrus 2,5; Hebräer 13,15).

Nachdem Israel aufgehört hatte, ein selbstständiges Volk zu sein, gab es auch keinen König mehr. Die chronologische Geschichte des Volkes konnte nun nicht mehr anhand der nacheinander regierenden Könige festgehalten werden wie in den Büchern Könige und Chronika. Jetzt diente als Grundlage das Geschlechtsregister der Priester.

In Vers 26 wird eine Zeitangabe für dieses Register gemacht. Die aufgenommenen Personen lebten in den Tagen des Hohenpriesters Jojakim, des Priesters Esra und des Statthalters Nehemia. In den Versen 10 und 11 werden jedoch Hohepriester erwähnt, die unter Nehemia noch gar nicht lebten. Ob die Namen Jojada, Jonathan und Jaddua nach der Abfassung des Briefes eingesetzt wurden, oder ob Gott diese Namen vor ihrer Geburt bereits bekanntgegeben hat, wissen wir nicht. Wir sehen daraus einfach, dass das Priestertum bis in die Zeit des Neuen Testaments weiterging (Lukas 1,5).

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Die Einweihung der Mauer (1)

Das Ende von Kapitel 6 berichtete von der Fertigstellung der Mauer, und zu Beginn von Kapitel 7 wurden die Torflügel eingesetzt. Nun konnten Mauern und Tore ihre Funktion übernehmen. Warum wird erst jetzt von der Einweihung der Mauer gesprochen?

Beim Lesen von allem, was sich in den Kapiteln 8 – 11 ereignete, bekommt man den Eindruck, dass eine Zubereitung des Volkes nötig war. Es musste im Leben der Menschen einiges geordnet werden, bis eine ungetrübte Freude vor Gott möglich wurde. Aber nachdem sich Selbstgericht, das Bekennen der Sünden und ein neuer Eifer für Gott und seine Sache eingestellt hatten, war der Weg für die Einweihung der Mauer unter Lob und Dank offen.

Wie wichtig ist Vers 30 auch für uns: Keine Weihe, keine Hingabe an Gott ohne Reinigung, d. h. ohne Trennung von allem Bösen, von allem, was Gott entgegensteht, was nicht in seine Gegenwart passt.

Wieder werden manche Namen erwähnt. Es handelt sich dabei nicht um ein Geschlechtsregister, sondern um den Platz, den jeder bei diesem Dankfest, bei dem Gottes Güte und Barmherzigkeit gerühmt wurden, einnahm. Zwei Dankchöre zogen in entgegengesetzter Richtung über die fertig gestellte Mauer, der eine Zug stand wohl unter der Führung Esras, des Schriftgelehrten, der andere unter der Leitung des Statthalters Nehemia.

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Die Einweihung der Mauer (2)

Schliesslich trafen sich die beiden Dankchöre im Haus Gottes, um dort miteinander das Lob erschallen zu lassen. War die Mauer nicht zum Schutz des Heiligtums und des Altars gebaut worden? So war es angezeigt, dass dort das grosse Freudenfest gefeiert wurde. Die dargebrachten Opfer zeugten vom besonderen Dank gegenüber Gott, der zu diesem grossen Werk Gelingen geschenkt hatte und jetzt die Herzen aller mit Freude füllte.

An jenem Freudentag wurde noch etwas bewirkt: die materielle Unterstützung der Priester und all derer, die im Dienst des Tempels beschäftigt waren (Leviten, Sänger, Torhüter). Sie geschah durch die Hebopfer, die Gaben der Erstlinge und den Zehnten der Erträge der Felder.

So finden wir bei der Einweihung der Mauer eigentlich drei Stufen:

Zuerst steigen Lob und Dank zu Gott auf.

Zweitens herrscht eine grosse Freude unter dem Volk, und drittens werden die Diener des Herrn unterstützt.

Und wenn heute unter uns – sei es nun gemeinsam oder persönlich – wahre Hingabe an den Herrn (Weihe) gefunden wird, dann wird es ganz ähnlich sein: Gott wird seinen Teil an Preis, Lob und Dank empfangen. Wir werden Freude im Herzen haben, und es wird an nichts fehlen, um das Werk des Herrn und seine Diener zu unterstützen.

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Unheilige Verbindungen

«An jenem Tag» bedeutet nicht: am Tag der Einweihung der Stadtmauer. Es ist vielmehr der Tag gemeint, da man beim Vorlesen des Gesetzes an die Stelle in 5. Mose 23 kam, wo die Anordnungen bezüglich Ammon und Moab stehen. Es muss einige Zeit nach der Einweihung der Mauer gewesen sein, denn Nehemia war in der Zwischenzeit nach Babel zurückgekehrt.

Das vorgelesene Gesetz verfehlte seine Wirkung in den Herzen und Gewissen der Juden nicht. Sie befolgten es und sonderten alles Mischvolk von Israel ab. Unter Mischvolk muss man solche verstehen, die es mit dem Volk und mit den Feinden hielten. Die Juden verstanden, dass eine klare Trennung nötig war.

Auch heute gibt es in der Christenheit solche – oft wahre Gläubige –, die einerseits mit den entschiedenen Kindern Gottes gehen wollen und anderseits Beziehungen zur Welt, vor allem zur christlichen Welt unterhalten. Wenn wir dem Herrn treu sein wollen, müssen wir uns von solchen trennen, die verkehrte Verbindungen festhalten.

Durch die Verbindung, die der Hohepriester Eljaschib mit Tobija, dem ammonitischen Knecht, unterhielt, wurde sogar das Haus Gottes verunreinigt. Als Nehemia zurückkehrte, entdeckte er das Böse, das Eljaschib getan hatte. Er, der weder Priester noch Levit war, musste diesem einflussreichen Mann entgegentreten.

Wie ernst, wenn ein Führer unter den Gläubigen sündigt! Derartiges Böses muss ohne Ansehen der Person verurteilt werden.

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Die Zehnte und der Sabbat

Bei seiner Rückkehr von Babel musste Nehemia noch andere Mängel feststellen. Obwohl sich das Volk in Kapitel 10 durch einen Bund verpflichtet hatte, den Unterhalt des Hauses Gottes und seiner Diener nicht zu vernachlässigen, wurden nach einiger Zeit die Leviten nicht mehr unterstützt. Um nicht zu verhungern, mussten sie ihre Felder bewirtschaften, anstatt den Dienst im Tempel zu verrichten. So unzuverlässig sind wir Menschen! Wir versprechen etwas und können es doch nicht einhalten. – Glücklicherweise konnte diese Sache auf gottgemässe Weise geregelt werden. Treue Diener verwalteten den vom Volk aufs Neue gebrachten Zehnten.

Ein weiteres Problem war die Entheiligung des Sabbats. Gott hat seinem irdischen Volk das Sabbatgebot gegeben, um seinen Gehorsam zu prüfen. Doch bei vielen Juden kam das Geschäft und das Geldverdienen vor der Heiligung des Sabbats. Nehemia musste sie daran erinnern, dass die Entheiligung des Sabbats einer der Gründe war, warum Gott Unglück und Not über Juda und Jerusalem hatte bringen müssen.

Die Entschiedenheit, mit der Nehemia für die Rechte Gottes einstand, ist bemerkenswert. Kompromisslos hielt er am Sabbat fest, bis die Händler und Verkäufer, die von auswärts nach Jerusalem kamen, es auch begriffen.

Die Gebete Nehemias, die Gott in seinem Wort festgehalten hat, zeigen, dass seine entschiedene Haltung manche Herzensübung mit sich brachte.

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Vermischung mit den Nationen

Das dritte grosse Problem, mit dem Nehemia bei seiner Rückkehr aus Babel konfrontiert wurde, war die Verbindung der Juden mit heidnischen Frauen. Manche von ihnen hatten asdoditische, ammonitische und moabitische Frauen geheiratet. Dieser Punkt war besonders betrüblich, denn in Esra 10 hatten sie sich doch wegen der gleichen Sünde gedemütigt und gereinigt. Wie schnell waren sie wieder in die gleiche Sünde hineingekommen! Ja, unser natürliches Herz ist unverbesserlich (Jeremia 17,9.10).

Leider ging die priesterliche Familie in dieser Sache den anderen voran. Am Anfang des Kapitels lasen wir vom Hohenpriester Eljaschib, der ein Verwandter des Tobija war, und Vers 28 berichtet von einem seiner Enkel, der ein Schwiegersohn Sanballats, eines anderen Feindes der Juden, war.

Durch die Treue Nehemias wurde manches vor Gott wieder in Ordnung gebracht. Aber für wie lange? Das letzte Buch des Alten Testaments – der Prophet Maleachi – zeigt, wie nach dem Abscheiden Nehemias das Böse wieder die Oberhand gewann. Den Gottesfürchtigen blieb nur noch die Hoffnung auf das Kommen des Messias. Und unsere Hoffnung ist die Erwartung unseres Erlösers zur Entrückung. «Und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein» (1. Thessalonicher 4,17).

Das Buch Nehemia schliesst mit einem Gebet dieses treuen, gottesfürchtigen Mannes. Am Tag der Herrlichkeit von Jesus Christus wird Gott auch an Nehemia denken und ihn für seinen Eifer und seinen treuen Dienst belohnen.

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