Freude und Lobpreis
Die Siebzig kehrten freudig von ihrer Mission zurück und berichteten dem Herrn, wie ihnen die Dämonen in seinem Namen untertan waren. Darauf antwortete Er mit dem Hinweis auf das, was in der Zukunft mit Satan geschehen wird (Vers 18; Offenbarung 12,7-9). Sein Endgericht wird der Feuersee sein (Offenbarung 20,10).
Dann aber sprach der Herr von der neuen Zeitperiode der Gnade. Durch seine Verwerfung stand sie damals im Begriff, eingeführt zu werden. Heute sind wir an ihrem Ende angelangt. In dieser Zeit geht es nicht um Sichtbares oder um Werte dieser Erde, sondern um himmlische Dinge, um Beziehungen zum Himmel. Auch wenn gläubige Christen in dieser Welt nicht viel gelten, so sind doch ihre Namen im Himmel angeschrieben. Weiter dürfen wir den Herrn Jesus als Sohn des Vaters kennen und etwas von der Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn in der Gottheit wissen. Nachdem sein Volk Ihn als Messias abgelehnt hatte, offenbarte Er sich den Wenigen, die an Ihn glaubten, und zeigte ihnen das, wovon die Glaubenden des Alten Testaments noch nichts wussten.
Die Jünger damals waren tatsächlich glückliche Leute. Sie haben Den mit eigenen Augen gesehen, auf den Propheten und Könige gehofft hatten. Zudem durften sie von Ihm hören, dass Er nicht nur der Christus (der Messias), sondern auch der Sohn des Vaters ist. Doch um diese Person wirklich mit dem Herzen zu erfassen, braucht es Glauben.
Der barmherzige Samariter
Welche Antwort gab der Herr dem Gesetzgelehrten, als er Ihn fragte, was er tun müsse, um ewiges Leben zu erben? Er stellte ihm das Gesetz vor, und der Fragesteller zeigte, dass er die wesentlichen Punkte des Gesetzes erfasst hatte: Gott lieben und seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Der Herr konnte darauf nur sagen: «Tu dies, und du wirst leben.» Die rechtfertigende Frage des Gesetzgelehrten zeigt, dass er nicht ohne Weiteres bereit war, jeden, dem er begegnete, wie sich selbst zu lieben.
Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter stellte sich der Herr selbst und sein Handeln in Gnade vor. Wir dürfen von Ihm lernen und uns in seiner Gesinnung unseren Mitmenschen gegenüber verhalten.
Der Mensch, der unter die Räuber fiel, stellt uns Menschen von Natur dar. Wir haben uns von Gott weg gewandt und den Weg der Sünde eingeschlagen. Die Folgen sind schlimm. Nur einer kann da noch helfen: unser Heiland, der sich in Barmherzigkeit zu uns neigt. Er hat ein Heilmittel für die Wunden. Er giesst Öl und Wein darauf und verbindet sie. So kümmert Er sich heute noch um den einzelnen Sünder. Er will ihm Heil und Vergebung und ewiges Leben schenken. Doch die Fürsorge des Herrn Jesus beschränkt sich nicht auf die Bekehrung eines Menschen. Wer Ihn als Retter erfahren hat, erlebt Tag für Tag seine Fürsorge auf dem Glaubensweg, bis Er wiederkommt. Welch eine Gnade und Liebe!
Martha und Maria
Im Gegensatz zum Pharisäer Simon in Lukas 7 lud Martha den Herrn Jesus mit dem aufrichtigen Wunsch, Ihm zu dienen, in ihr Haus ein. Ihre Schwester Maria, die wie sie an Christus glaubte, benutzte diese schöne Gelegenheit, um sich auch zu den Füssen Jesu niederzusetzen und auf seine Worte zu hören. Sie wollte Ihm nicht nur dienen, sondern vor allem etwas von Ihm für ihr Herz empfangen.
Diese Frau zeigt uns, wie wichtig es ist, beim Herrn Jesus zur Ruhe zu kommen. Erst dann können wir beim Lesen seines Wortes wirklich auf seine Stimme hören. Man kann die Bibel nicht im Stehen oder im Vorbeigehen lesen. Um den Segen daraus zu empfangen, brauchen wir Zeit und Ruhe. Wir wollen uns doch bemühen, regelmässig diesen Platz zu den Füssen unseres Herrn einzunehmen, um von Ihm geistlich gesegnet zu werden (5. Mose 33,3).
Und Martha? Sie meinte es gut mit ihrem hohen Gast. Aber durch ihr vieles Dienen wurde sie von Ihm abgezogen. Das musste Er ihr klarmachen. Gleicht sie nicht vielen eifrigen Christen, die nur an das Dienen – an christliche Aktivität – denken, aber kaum Zeit finden, beim Herrn und vor seinem Wort zur Ruhe zu kommen? Vielleicht gilt seine Ermahnung: «Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist nötig», sogar mir oder dir! Martha hatte die Lektion gelernt und später ihren Dienst an den richtigen Platz gestellt (Johannes 12,1.2).
Herr, lehre uns beten!
Die Jünger sahen, wie ihr Meister oft im Gebet war. Da kam der Wunsch auf: «Herr, lehre uns beten.» Die Apostel kannten damals noch nicht das Vertrauensverhältnis eines Kindes zum Vater, wie wir Christen dies zu Gott haben. Wir dürfen jederzeit mit allem, was uns beschäftigt, zu Gott, unserem Vater, kommen. Auch wenn wir einmal nicht wissen, wie und was wir beten sollen, dürfen wir Ihm dies sagen.
Ab Vers 5 illustriert der Herr seinen Jüngern und uns, dass wir im Gebet zu Gott «kühn» sein dürfen. Manchmal wünscht Er von uns sogar, dass wir durch anhaltendes Flehen zeigen, wie ernst es uns mit unserem Anliegen ist und ob wir auf seine Hilfe warten können.
Vers 9 macht deutlich, dass Er unser Bitten, unser Suchen oder unser Anklopfen nicht unbeantwortet lassen wird. Aber vielleicht müssen wir zuerst beweisen, dass wir echt Bittende, Suchende oder Anklopfende sind, d. h. solche, die nicht nach der ersten Bitte, wenn sie nicht sofort erhört wird, wieder aufgeben, sondern im Gebet anhalten.
Und wie fällt die Antwort unseres himmlischen Vaters aus? Immer so, dass es nur zu unserem Guten, nie zu unserem Schaden ist. Wir geben unseren Kindern auch nur das, was gut für sie ist und ihnen nicht schadet.
Die Jünger hatten damals den Heiligen Geist noch nicht. Darum war es richtig, so zu bitten. Heute aber empfängt jeder Glaubende den Geist Gottes (Epheser 1,13). Wir müssen nicht mehr darum bitten.
Christus ist stärker als Satan
Der Herr heilte einen von einem Dämon besessenen stummen Mann. Nachdem der böse Geist von ihm ausgefahren war, konnte dieser Mensch plötzlich reden. Die einen verwunderten sich. Andere versuchten das Wunder dadurch zu erklären, dass sie behaupteten, der Herr stehe mit Satan im Bund. Darum könne Er Dämonen austreiben. Welch eine Lästerung des Sohnes Gottes!
In seiner Gnade verurteilte der Herr die Menschen, die derart böse Gedanken über Ihn hatten, nicht einfach, sondern versuchte ihnen zu zeigen, wie absurd ihre Überlegungen waren. Jedes Reich, das gegen sich selbst kämpft, zerstört sich selbst. Nein, Er trieb die Dämonen nicht durch den Fürsten der Dämonen, sondern durch den Finger Gottes aus! Wie gern hätte Er durch seine Beweisführung ihre Herzen und Gewissen erreicht und sie zur Buße geführt.
Im Weiteren deutete Er an, dass Er der Stärkere ist, der den Starken (Satan) besiegt. Dies geschah am Kreuz, als Er durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat (Hebräer 2,14).
Die Verse 24-26 illustrieren den Zustand des Volkes Israel. Lange Zeit wurde es vom Geist des Götzendienstes beherrscht. Aber zur Zeit, als Christus hier lebte, gab es keinen Götzendienst. Doch anstatt Ihn als Messias anzunehmen, blieb das «Haus» Israel leer. Jener böse Geist wird in der Endzeit zurückkehren und es unter dem Antichristen schlimmer treiben als je zuvor. Das Letzte des ungläubigen Volkes Israel wird schlimmer sein als sein Anfang.
Kein Zeichen für den Unglauben
Mit «diesem Geschlecht» wird nicht pauschal das ganze Volk bezeichnet, sondern die Masse der Ungläubigen. Sie sind ein böses Geschlecht. Sie wollen Zeichen sehen, aber nicht glauben.
Was sollen wir unter dem Zeichen Jonas verstehen? Der Herr selbst vergleicht seinen Tod, sein Begrabenwerden und seine Auferstehung mit dem, was Jona erlebt hatte (Matthäus 12,40). Er, der Sohn des Menschen, ist das Zeichen, das dem Volk Israel gegeben wird (Matthäus 24,30). Dann sprach Er von Menschen, die viel weniger gesehen hatten als die Juden damals und doch glaubten: die Königin des Südens und die Männer von Ninive. Bei den Zuhörern des Herrn Jesus aber, die das Vorrecht hatten, den Sohn des Menschen zu sehen und zu hören, fand sich weder Buße noch Glauben.
Der Herr Jesus war «das Licht der Welt» (Johannes 8,12). Alle konnten es sehen. Damit das Licht aber seine Wirkung in dem haben kann, der es sieht, ist ein lauteres Auge nötig. Das einfältige Auge des Glaubens sieht Jesus Christus, wie Er uns in der Bibel gezeigt wird, und stellt keine kritischen Fragen. Wer Ihn ohne Vorbehalte annimmt, ist «Licht in dem Herrn» (Epheser 5,8) und darf anderen leuchten.
Nicht nur ein «böses Auge», d. h. offener Unglaube, sondern auch eine halbfromme Sache ist gefährlich. Äusserliche Veränderungen ohne Glauben, ohne neues, ewiges Leben, lassen die Seele im Finstern (Vers 35).
Göttliches Urteil über religiöse Führer
Ein weiteres Mal war der Herr Jesus bei einem Pharisäer zu Gast. Die Kritik des Gastgebers an seinem Gast – zwar erst in Gedanken – veranlasste den Herrn, ernste Worte sowohl an die Pharisäer als auch an die Gesetzgelehrten zu richten. Beide Gruppen waren bei jenem Essen zugegen.
Den Pharisäern warf der Herr Heuchelei vor. Sie legten grossen Wert auf eine übermässig genaue äussere Erfüllung des Gesetzes. Aber wie sah es in ihrem Herzen aus? Die Augen des Herrn sahen in ihr Inneres und stellten dort Habsucht (Raub) und Bosheit fest. Das Recht und die Liebe Gottes bedeuteten ihnen nichts. Ein weiterer Punkt, den ihnen der Herr vorwerfen musste, war ihr Hochmut. Wenn immer möglich liessen sie sich von den Mitmenschen als besonders fromme Leute verehren. Aber Gott sah tiefer.
Die Gesetzgelehrten legten schwere Lasten (des Gesetzes) auf andere, während sie sich aus allen Schwierigkeiten heraushielten. Indem sie die Grabmäler der Propheten schmückten, suchten sie ihre eigene Ehre. Aber auf die Worte jener Propheten, die immer noch Gültigkeit hatten, hörten sie nicht. Indem diese Lehrer das, was sie lehrten, weder glaubten noch praktizierten, nahmen sie «den Schlüssel der Erkenntnis» weg. War es im Mittelalter nicht ganz ähnlich? Da wurden die Bibeln sozusagen in die Klöster eingeschlossen. Die Menschen hatten kaum eine Ahnung mehr vom Inhalt des Wortes Gottes.
Wie schlimm war die Reaktion dieser Leute, die so ins Licht gestellt worden waren!
Heuchelei und Menschenfurcht
Die Worte, die der Herr in diesem Kapitel an seine Jünger richtet, beziehen sich auf die Zeit nach seiner Rückkehr in den Himmel. Es sind Warnungen, Mahnungen und Ermunterungen.
In den ersten Versen geht es um Heuchelei. Ausgangspunkt dafür war die Heuchelei der Pharisäer. Doch wir alle müssen uns davor hüten, und wir wollen uns daran erinnern, dass Gott alles ans Licht bringen wird.
Ab Vers 4 ermuntert der Herr die Seinen, die Er seine Freunde nennt, sich nicht vor dem Widerstand und der Verfolgung der Menschen zu fürchten. Sie können nur bis zur Tötung des Körpers gehen. Gott aber, dessen Gewalt weit darüber hinausgeht, sorgt für einen jeden der Seinen. Er vergisst keinen! Ja, Gott ist für uns. Möge dies uns ermuntern, dem Herrn treu zu bleiben, auch wenn es schwierig wird.
Der grösste Beweis für die Wahrheit des 10. Verses ist der Apostel Paulus und das Volk der Juden. Paulus, der einst meinte, «gegen den Namen Jesu, des Nazaräers, viel Feindseliges tun zu müssen», kam zur Umkehr und fand Gnade und Barmherzigkeit. Die Juden aber haben den Herrn verworfen und gekreuzigt und dabei auch den Heiligen Geist gelästert. Nach seiner Auferstehung lehnten sie auch das Zeugnis des Heiligen Geistes durch die Apostel und durch Stephanus ab. Für das Volk als Ganzes blieb keine Hoffnung mehr. Die Schuld blieb unvergeben, und daher folgte das göttliche Gericht.
Habsucht
Nachdem das Volk den Herrn Jesus als Messias abgelehnt hatte, weigerte Er sich, in Israel Recht zu sprechen. Aber Er benutzte die Gelegenheit, ein ernstes Wort über Habsucht zu sagen. Die Neigung, das Geld zu lieben, steckt in jedem von uns. Wenn der Herr uns materiellen Segen schenkt, stehen wir dann nicht in Gefahr, uns in einer gewissen Sicherheit zu wiegen?
Im daran anschliessenden Gleichnis kommt deutlich zum Ausdruck, wie gefährlich es ist, sich auf das Sichtbare zu stützen und dabei seine Seele und die Beziehung zu Gott zu vernachlässigen.
Diese Geschichte will uns sicher in erster Linie die Situation eines ungläubigen Menschen schildern, der nur für das diesseitige Leben lebt und nur an das Sichtbare denkt. Was er in Vers 19 zu seiner Seele sagt, gilt eigentlich seinem Körper. Die Bedürfnisse seiner unsterblichen Seele hatte er völlig ausser Acht gelassen. Darum war er in Gottes Augen ein Tor.
Wir wollen aber nicht denken, dieses Gleichnis habe uns Glaubenden nichts zu sagen. Wie mancher gläubige Christ konzentriert seine Kraft auf das irdische Leben. Die berufliche Karriere und der dadurch mögliche Wohlstand beherrschen ihn. Für die Belange des Herrn bleiben kaum noch Kraft und Zeit. Wenn unser Leben als Glaubende in dieser Weise verläuft, verkümmert unsere Seele und wir sind nicht reich in Bezug auf Gott.
Lebenssorgen
Durch das Wort «deshalb» verbindet der Herr die folgenden Hinweise an seine Jünger mit dem, was Er soeben im Blick auf die Habsucht gesagt hat. Solange wir auf dieser Welt leben, müssen wir uns mit den materiellen Belangen beschäftigen. Wir kommen nicht darum herum. Doch wir sollen uns sowohl vor dem Geist der Habsucht als auch vor dem Sorgengeist hüten. Sind wir nicht Kinder des himmlischen Vaters? Er weiss, was wir an Materiellem auf dieser Erde nötig haben, und wird dafür sorgen. Wir können ganz unbesorgt sein.
Die Natur um uns her beweist uns täglich, wie Gott als Schöpfer für seine Geschöpfe sorgt. Wie viel mehr wird Er sich um seine geliebten Kinder kümmern. Sind sie Ihm nicht mehr wert als die Vögel? Und zudem: Können wir mit unseren Sorgen irgendetwas verändern? Nein, überhaupt nicht. So gesehen sind die Sorgen völlig nutzlos.
Wenn Gott uns die Sorgen abnimmt, dann ermuntert Er uns gleichzeitig, nach dem Reich Gottes zu trachten. Wie ist das zu verstehen? Im Reich Gottes hat der Herr das Sagen. Da geht es um seine Sache. Nun möchte Gott, dass wir unsere Arbeit und die Aufgaben des gegenwärtigen Lebens für den Herrn, nach seinem Sinn und Willen erfüllen, und nicht für uns selbst. Die ungläubigen Menschen leben für sich selbst. Sie haben nur das Diesseits im Auge. Wir dürfen uns für den Herrn und für das einsetzen, was Ewigkeitswert hat.
Schätze sammeln und warten
Als Gläubige werden wir in der Welt immer in der Minderheit sein. Darum der Ausdruck: «Du kleine Herde.» Aber wie reich sind wir! Wir sind Kinder und Söhne, ja, Erben Gottes. Unsere Bestimmung ist nicht diese Erde, sondern der Himmel. Wir dürfen unsere irdischen Güter uneigennützig dazu verwenden, anderen Gutes zu tun. Unser Schatz – Christus und alles, was wir in Ihm besitzen – ist ja im Himmel, wo wir ihn nicht mehr verlieren können.
Die Frage ist nur: Sieht man das an unserem praktischen Verhalten? Wird unser Herz wirklich zum Himmel gezogen, wo unser Schatz ist? Oder ist unser Christenleben von der Erde oder gar von den Ideen der Welt geprägt?
Bis heute ist unser Herr, an den wir glauben, abwesend. Doch Er hat verheissen wiederzukommen. Von dieser Zeit, in der wir als Wartende und Dienende hier leben, reden die Verse 35-40. Dabei sind umgürtete Lenden das Kennzeichen eines Knechtes, der zum Dienst bereit ist, während die brennenden Lampen ein Bild unseres Zeugnisses für unsere Mitmenschen sind. Und während wir an der Arbeit für Ihn sind, dürfen wir Ihn täglich, ja, in jeder Wache der Nacht, erwarten.
Wenn Er dann kommt und uns so findet, wie Er es von uns erwartet, werden nicht nur Freude und Glück herrschen, dann wird Er uns für die Wachsamkeit im Dienst noch belohnen. Er selbst will sich wie ein Knecht umgürten und uns bedienen. Unvorstellbare Gnade!
Gute und böse Knechte
Die Zeit der Abwesenheit unseres Herrn ist die Zeit unserer Verantwortung. Möchten wir alle zu den treuen und klugen Verwaltern zählen! Jeder von uns hat eine Aufgabe vom Herrn. Diese besteht einfach darin, den Platz in Treue auszufüllen, an den Er uns gestellt hat, z. B. als Hausfrau und Mutter. – In Vers 37 fanden wir die Belohnung für die Wachsamkeit: Er selbst! In Vers 44 haben wir jetzt die Belohnung für die Treue im Dienst. Sie besteht im Teilhaben an seiner Herrschaft.
In den Versen 45-48 zeichnet der Herr ein düsteres Bild der bekennenden Christenheit. Sie hat den Gedanken an das Wiederkommen des Herrn weitgehend aufgegeben. Dadurch ging die himmlische Gesinnung verloren. Sie hat einem weltlichen Christentum Platz gemacht.
Wenn wir bei jenem Knecht in Vers 45 an jene denken, die die Herde Gottes hüten sollten, wie viel Selbstherrlichkeit und Eigenmächtigkeit haben sich da eingeschlichen! Nicht umsonst warnt Petrus die Ältesten: «Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist … nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig, und nicht als solche, die über ihre Besitztümer herrschen, sondern die Vorbilder der Herde sind» (1. Petrus 5,2.3).
Das in den Versen 47 und 48 angekündigte Gericht ist das der Lebendigen bei der Erscheinung des Herrn in Macht und Herrlichkeit. Es wird absolut gerecht sein. Das Urteil wird entsprechend der empfangenen Vorrechte gefällt. Wie schlimm wird das Ende derer sein, die viel wussten, aber nach ihrem eigenen Willen lebten!
Die Zeit erkennen
Bei der Ankündigung der Geburt des Heilands verkündeten die Engel: «Friede auf Erden.» Doch die Menschen wollten Christus nicht. Die Folge davon war Hass und Entzweiung. Das wird deutlich, wenn sich in einer Familie jemand bekehrt. Sofort regt sich Widerstand von den übrigen, noch ungläubigen Familiengliedern.
Mit der Taufe in Vers 50 meint der Herr seinen Sühnungstod für uns. Aber was konnte das Herz des Heilands bis dahin beengen? Die vollkommene, unendliche Liebe Gottes war sozusagen in Ihm eingeschlossen. Sie konnte erst ungehindert fliessen, nachdem das Problem der Sünde durch seinen Opfertod gelöst war.
Bis jetzt war das ganze Kapitel an seine Jünger gerichtet (Lukas 12,1). Ab Vers 54 richtet sich der Herr an die Volksmengen. Die Zeichen Gottes in der Natur konnten sie beurteilen, aber als Er seinen Sohn als Mensch zu ihnen sandte, erkannten sie dies nicht als ein Zeichen seiner Barmherzigkeit (Lukas 1,77-79).
Weil sie seinen Sohn ablehnten, war Gott mit den Juden sozusagen auf dem Weg zum Gericht. Die einzige Möglichkeit, mit Gott, gegen den sie gesündigt hatten, ins Reine zu kommen, war die Annahme des Herrn Jesus als Messias. Doch das Volk als Ganzes blieb bei seiner Verwerfung von Christus. Darum ist es «ins Gefängnis geworfen worden». Es bleibt als irdisches Volk Gottes auf die Seite gestellt, bis Jesaja 40,1.2 erfüllt sein wird. Gott wird nicht von ihnen ablassen, bis sie aus seiner Hand das Doppelte für ihre Sünden empfangen haben.
Echte Buße rettet vor dem Gericht
Wenn wir in der Welt offensichtliches Unrecht sehen, denken wir schnell einmal, Gott müsse mit Gericht eingreifen, oder wir meinen, wenn jemand etwas Besonderes zustösst, er stehe für sein Verhalten unter dem speziellen Gericht Gottes. Bei all diesen Überlegungen kommen wir uns besser vor als die Betroffenen. Dem widerspricht der Herr klar. Er zeigt, dass wir alle ausnahmslos vor Gott schuldig sind. Wer dies nicht einsieht und nicht Buße tut (und an den Erlöser glaubt), wird ins Gericht Gottes kommen und ewig verloren gehen.
Das Gleichnis vom Feigenbaum, den jemand in seinen Weinberg pflanzte, spricht vom Volk Israel. Das irdische Volk Gottes wird sowohl mit einem Feigenbaum als auch mit einem Weinberg verglichen (Joel 1,7). Hier geht es besonders um die Zeit, da Jesus Christus als Mensch unter ihnen lebte. Gott erwartete Frucht von seinem Volk. Doch Er fand keine. Sein Sohn wurde abgelehnt, obwohl dieser sich in Liebe und Gnade um die Menschen kümmerte. Alle Mühen des Heilands waren vergeblich. Keine Frucht für Gott vom Volk als Ganzem, sodass Er den Feigenbaum umhauen, d. h. sein Volk auf die Seite stellen musste.
Mit der Kreuzigung des Herrn Jesus endete die Zeit, da Gott vom natürlichen Menschen etwas erwartete. Der Beweis war erbracht, dass wir völlig versagt haben und unfähig sind, aus uns selbst Gott zu gefallen (Römer 3,19.20). Frucht für Gott kann ein Mensch erst bringen, wenn er Buße getan, geglaubt und neues Leben empfangen hat.
Eine Frau wird am Sabbat geheilt
Auch wenn die Zeit seines öffentlichen Dienstes zu Ende ging, wirkte der Herr doch immer noch in Gnade. Er sah die arme, zusammengekrümmte Frau und befreite sie von ihrer Schwachheit, sodass sie sich aufrichten konnte. Dafür verherrlichte sie Gott. Der Synagogenvorsteher aber getraute sich, den Herrn zu kritisieren. Er wollte, dass zuerst das Gesetz eingehalten wurde. Die Gnade durfte sich nach seiner Meinung nur unter Einhaltung des Sabbatgebots entfalten. Der Herr des Sabbats aber bezeichnete ihn als Heuchler. Wie manches taten diese frommen Leute für ihre Tiere am Sabbat, und Ihm wollten sie verbieten, am Sabbat zu heilen!
Für den Augenblick waren seine Widersacher beschämt, und das Volk freute sich. Damit jedoch niemand auf den Gedanken kam, das Reich würde nun in Herrlichkeit erscheinen, fuhr der Herr fort, die Entwicklung des Reiches, nachdem man den König verworfen hatte, aufzuzeigen.
Wir leben heute in dieser Zeit, und die beiden Gleichnisse zeigen die Entwicklung der Christenheit auf. Sie ist einerseits zu etwas Grossem, in der Welt Anerkanntem geworden. Im Gegensatz zu ihrem Herrn, der demütig und sanftmütig war und den letzten Platz einnahm (Philipper 2,5-8), wurde die Christenheit zu einer Macht, die vielen Schutz und Vorteil bietet. Anderseits ist die Christenheit von der reinen Lehre der Bibel abgekommen und von allen möglichen menschlichen Ideen verseucht worden. Das Böse ist überall eingedrungen.
Bald schliesst sich die Tür
Christus war auf dem Weg nach Jerusalem. Zum letzten Mal durchzog Er diese Städte und Dörfer. – Auf die Frage, ob der Überrest, der errettet werden würde, gross oder klein sei, gab der Herr keine direkte Antwort. Er forderte aber alle auf, sich persönlich zu entscheiden und durch die enge Tür einzugehen, d. h. Ihn als den Verworfenen anzunehmen. Viele werden ins Reich Gottes einzugehen suchen, aber nicht auf dem Weg der Buße und der glaubensvollen Annahme des Verworfenen (und Gekreuzigten). Sie werden dereinst draussen stehen und von Ihm verworfen werden. Das Gericht wird darin bestehen, dass die ungläubigen Juden ihre Vorväter und solche aus den Nationen in die Herrlichkeit des Reiches eingehen sehen, während sie hinausgeworfen werden, weil sie im Unglauben verharrten.
Der Herr liess sich durch die Warnung von Herodes nicht vom Weg des Willens Gottes abbringen. Er führte seinen Dienst unbeirrt weiter. Er musste nach Jerusalem ziehen, um dort ausserhalb der Stadt zu sterben.
Aber dann kam noch eine Wehklage über Jerusalem über seine Lippen. Er sprach hier als Gott, der allein Israel sammeln konnte (Jeremia 31,10). Doch sein Volk hatte seinen Gott (den Herrn) in voller Verantwortung verworfen, wie sie die Propheten verworfen hatten (2. Chronika 36,15.16; Markus 12,6.7).
In der Endzeit wird Er in souveräner Gnade erscheinen. Dann wird der gläubige Überrest Ihn als Messias annehmen.
Demut und Gnade
Zum dritten Mal in diesem Evangelium sehen wir den Herrn Jesus bei einem Pharisäer zu Gast. Wieder waren die Motive der Einladung nicht aufrichtig. Trotzdem nahm der Herr sie in seiner Gnade an.
Den Juden ging es immer wieder um die Einhaltung des Sabbatgebots. Deshalb fragte der Herr, ob es erlaubt sei, am Sabbat zu heilen. Da sie in ihrer Verstocktheit schwiegen, heilte Er den wassersüchtigen Mann. In der Unterweisung von Vers 5 geht es um eine Notsituation, nicht um ein tägliches Bedürfnis (Lukas 13,15). Die traurige Lage, in die der Mensch durch die Sünde gekommen ist, ruft dringend nach Rettung. Ruhe für Gott und den Menschen gibt es erst, wenn die Frage der Sünde gelöst ist.
Die Grundsätze, die der Herr in den Versen 7-14 vorstellt, sollten auch unser Leben als Christen prägen. Lasst uns nicht nach Ansehen und Ehre streben, sondern in der Gesinnung unseres Meisters den letzten Platz einnehmen. Der Herr wird uns helfen, diesen Weg der Demut, der unserem Ich entgegensteht, zu gehen.
Der Herr hatte nicht nur für die Gäste ein Wort, sondern auch für den Gastgeber. Die göttliche Liebe offenbart sich darin, dass Christus für Feinde, für Kraftlose, für Sünder gestorben ist (Römer 5,6-11). Jetzt dürfen wir ein Stück weit in die Fussstapfen unseres Meisters treten, die empfangene Liebe Gottes weitergeben und Gnade üben, ohne eine Gegenleistung oder Anerkennung zu erwarten. Gott selbst hat versprochen, die Vergeltung zu übernehmen.
Das Gastmahl der Gnade
Auf den Ausruf eines Gastes antwortete der Herr mit dem Gleichnis vom grossen Gastmahl der Gnade. Dabei zeigte Er, dass man die Einladung annehmen muss, um zu den Glücklichen zu gehören, die den Segen des Reiches Gottes geniessen dürfen.
Gott hat in seiner Gnade ein grosses Gastmahl für die Menschen bereitet. Am Kreuz auf Golgatha wurde die Grundlage dafür gelegt, dass Sünder zu Gott kommen können. Die erste Einladung erging an die Juden. Viele hatten Entschuldigungen. Es gab in ihrem Leben Wichtigeres als die Einladung zum Festmahl der Gnade. Auch heute bringen Menschen, denen das Evangelium vorgestellt wird, viele Entschuldigungen vor, warum sie es nicht annehmen können oder wollen. Vers 21 macht aber klar, dass jeder, der das Heil im Herrn Jesus ablehnt, den Zorn Gottes zu erwarten hat.
Wie gut, dass Gott sein Angebot nicht zurückzog, als die Juden es ablehnten. Zuerst wurde der Knecht – ein Bild des Heiligen Geistes – auf die Strassen und Gassen der Stadt gesandt. Später wurde der Kreis noch weiter gezogen: die Wege und Zäune. So liess Gott zunächst sein Evangelium am Anfang der Apostelgeschichte den Juden verkünden, die sich ihrer Schuld der Kreuzigung des Messias bewusst wurden. Später erreichte die frohe Botschaft auch die Menschen aus den Nationen.
Das Haus ist noch nicht voll. Aber mit dem Kommen des Herrn zur Entrückung wird die Einladung der Gnade zu Ende gehen.
Die Kosten der Jüngerschaft
Wenn wir an die gestern gelesenen Verse über das grosse Gastmahl der Gnade denken, verstehen wir, dass viele Menschen mit dem Herrn Jesus gingen. Seine Gnade zog sie an. Aber jetzt wendet Er sich um und spricht ihre Verantwortung an. Wer seine Gnade in Anspruch genommen hat, von dem möchte der Herr, dass er Ihm als Jünger nachfolgt.
Was schliesst echte Jüngerschaft in sich? Zunächst macht der Herr klar, dass wir als seine Nachfolger Ihm in unserem Leben den Vorrang geben müssen. Es geht um klare Prioritäten. Unsere nächsten Angehörigen, ja, sogar unser eigenes Leben kommen da erst an zweiter Stelle.
Aber es gilt auch, die Kosten der Nachfolge zu überschlagen. Es wird nicht immer einfach sein, dem Herrn Jesus in dieser Welt, die Ihn verworfen hat, in Treue nachzufolgen. Wenn unser Christsein sich auf einen gesetzlichen Gehorsam gründet, werden wir Schiffbruch erleiden. Wenn wir aber mit dem Herrn und seiner Hilfe – nicht aus eigener Kraft – diesen Weg gehen wollen, brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wenn Er mit uns ist, wird die Nachfolge glücklich und leicht sein.
Zum Schluss vergleicht Er den echten Jünger mit Salz. Nur wenn wir uns in unserem praktischen Leben konsequent von aller Art des Bösen trennen, sind wir für den Meister brauchbar. Unmöglich kann ein untreuer Christ, der Kompromisse mit der Welt eingeht, ein Zeugnis für den Herrn sein.
Das verlorene Schaf, die verlorene Drachme
Die fromme Führungsschicht der Juden kritisierte Jesus, weil Er Sünder aufnahm, die von seiner Gnade angezogen wurden, und mit ihnen ass. Daraufhin zeigte der Herr in einem dreifachen Gleichnis, wie Gott in seiner Gnade an den Menschen wirkt. Gleichzeitig machte Er seinen Zuhörern klar, dass sie alle – ob religiös oder nicht – seine Gnade nötig hatten; denn alle Menschen sind ausnahmslos Sünder vor Gott. Wer aber seine Gnade ablehnt, geht ewig verloren.
Der erste Teil des Gleichnisses zeigt uns die Tätigkeit des Herrn Jesus, des guten Hirten. Er geht dem Verlorenen nach, bis Er es findet, und trägt es dann auf seinen starken Schultern nach Hause. Das verlorene Schaf findet den Rückweg nicht mehr selbst. Ohne die Bemühung der Liebe des Herrn Jesus fände kein Mensch den Weg zu Gott zurück.
Im zweiten Teil sehen wir in der Frau und ihrem Suchen die unermüdliche Tätigkeit des Heiligen Geistes. Die Lampe spricht vom Wort Gottes, das Er auf Herz und Gewissen der Menschen anwendet, um sie zur Buße und zum Glauben an den Erlöser zu führen. Der Sünder wird in diesem Teil mit einem toten Geldstück verglichen, was an Epheser 2,1 erinnert. Obwohl wir in der Sünde lebten, waren wir in Gottes Augen «tot in unseren Vergehungen und Sünden».
Beachten wir, wie in den beiden Teilen dieses Gleichnisses nicht die Freude des erlösten Sünders, sondern die gemeinsame Freude des Himmels betont wird. Wenn ein Mensch Buße tut, gerät der Himmel in Bewegung.
Der verlorene Sohn
Der dritte Teil dieses Gleichnisses ist der ausführlichste. Hier steht die Tätigkeit Gottes, des Vaters, gegenüber dem Sünder im Vordergrund. Der jüngere Sohn, der forderte: «Gib mir …» und dann den Vater verliess, ist ein Bild von uns Menschen, wie wir von Natur sind. Haben wir als Geschöpfe Gottes nicht Forderungen an Ihn gestellt und Ihm doch den Rücken gekehrt? Aber getrennt von Gott kommt der Mensch ins Elend wie der verlorene Sohn. Doch er muss auf den Punkt tiefster Demütigung (ein Jude als Schweinehirt!) und grösster Not (niemand gab ihm) kommen, damit er anfängt nachzudenken.
Als der verlorene Sohn an das Zuhause beim Vater dachte, gab es einen Wendepunkt in seinem Leben. Der Entschluss reifte in ihm, mit einem aufrichtigen Sündenbekenntnis zum Vater zurückzukehren. Dann machte er sich auf und ging zu seinem Vater. Echte, gottgemässe Buße führt zu einer inneren und einer äusseren Umkehr. Der Umkehr im Herzen müssen die Füsse folgen.
Und was traf der Sohn zu Hause an? Der Vater wartete schon lange auf ihn, lief ihm, als er ihn von weitem sah, mit bewegtem Herzen entgegen und schloss ihn liebevoll in die Arme. Welch ein Empfang der Gnade!
Nachdem der Sohn sein sündiges Verhalten bekannt hatte, war nur das Beste gut genug für den, der aufs Neue Sohn des Vaters sein durfte. Wieder steht die gemeinsame Freude im Vordergrund. Dieser Teil des Gleichnisses zeigt, wie sehr sich Gottes Herz freut, seine Liebe über einen Sünder auszuschütten.
Der ältere Sohn
Nur einer nahm an der allgemeinen Freude im Haus des Vaters nicht teil. Der ältere Bruder (der Selbstgerechte) war zornig und wollte nicht ins Haus hineingehen. Sein Herz stand draussen. Für die Gnade hatte er nichts übrig. Die Freude seines Vaters teilte er nicht. Er verfolgte seine eigenen Ziele. «Auf dem Feld», in der Welt – fern vom Bereich göttlicher Barmherzigkeit und geistlicher Freude – war er tätig.
Mit diesem Teil des Gleichnisses wollte der Herr Jesus den murrenden Pharisäern zeigen, was sie in sich selbst waren. Der ältere Sohn ist aber auch ein Bild von jedem, der dem Namen nach ein Christ ist und sich bemüht, religiös zu leben, aber weder Buße getan noch sich bekehrt hat. Solche Menschen meinen, Gott müsse mit ihnen zufrieden sein. Und wenn Er sie einladet, auch zum Fest der Gnade zu kommen, versteigen sie sich so weit, dass sie Gott Vorwürfe machen.
Wie gross ist Gottes Langmut! Sie wird darin sichtbar, was jener Vater alles versuchte, um seinen älteren Sohn zu gewinnen. Warum wollte er nicht? Wenn ein so grosser Sünder wie sein jüngerer Bruder hineingehen durfte, dann galt ja seine ganze Rechtschaffenheit nichts. Ja, so ist es. Wo die Freude Gottes herrscht, kann die Selbstgerechtigkeit nicht eintreten. Im Himmel wird es einmal nur begnadigte Sünder, keine Selbstgerechten geben. Die Erlösten werden ewig die Gnade rühmen, der sie alles verdanken. Die Gnade ist in der Person Jesu gekommen, um das Verlorene zu suchen und zu erretten.
Der untreue Verwalter
Um diesen Abschnitt richtig zu verstehen, müssen wir daran denken, dass der Herr hier zu seinen Jüngern spricht. Es geht um das Verhalten von gläubigen Menschen, während sie noch auf der Erde, in der Welt leben, aber nicht mehr von ihr sind.
Mit dem Kommen des Herrn Jesus auf diese Erde ging die Erprobung des Menschen durch Gott zu Ende. Mit welchem Resultat? Wir haben uns als Verwalter von dem, was Gott, unser Schöpfer, uns anvertraut hat, als völlig untreu erwiesen. Versagen in jeder Hinsicht! Was nun?
Jesus Christus hat uns die Gnade gebracht. Sie kommt jedem zugut, der sich in Buße und im Vertrauen zu Ihm wendet. So wird jeder Glaubende für den Himmel gerettet. Das Gleichnis zeigt uns nun, wie wir als Himmelsbürger mit den materiellen Gütern umgehen sollen. Der Herr lobte nicht die Ungerechtigkeit dieses Verwalters, sondern sein Handeln im Blick auf die Zukunft. Davon sollen wir lernen.
Alles Materielle, das wir als Gläubige hier besitzen, ist «das Fremde». Es gehört eigentlich nicht uns. Aber wir sollen es im Blick auf den Himmel verwalten und verwenden. Anstatt uns ans Geld zu klammern und möglichst viel für uns zusammenzukratzen, dürfen wir es verwenden, um Liebe zu üben. Gott hat uns nicht ewiges Leben gegeben, um als Gläubige möglichst viel Geld zu verdienen, sondern um die Gnade weiterzugeben und dabei von den materiellen Mitteln, die wir haben, guten Gebrauch zu machen.
Ein Blick ins Jenseits
Die Geld liebenden Pharisäer, die alles hörten, was der Herr den Jüngern über die materiellen Güter sagte, nahmen seine Worte überhaupt nicht ernst. Nun musste der Herr ihnen ihre Selbstgerechtigkeit vorhalten. Aber Er zeigte ihnen auch, dass die Zeit des Gesetzes durch das «Reich Gottes» abgelöst wird. In diesen Bereich kommt der Mensch nur durch Buße und Glauben. Wer diesen Weg, den die Gnade zeigt, jedoch ablehnt, bleibt unter dem Gesetz und all seinen Forderungen.
Mit der Erzählung ab Vers 19 zeigt der Herr was im Jenseits folgt, und zwar als Konsequenz unseres irdischen Lebens. Der reiche Mann lebte nur für das diesseitige Leben. Er genoss alles, was es zu geniessen gab. Um Gott kümmerte er sich nicht, denn sein Name war bei Gott nicht bekannt. Den armen Mann aber kannte man im Himmel mit Namen. Lazarus bedeutet: «Mein Gott ist Hilfe.» Seine notvollen Umstände führten ihn sicher dahin, seine Zuflucht bei Gott zu suchen. Er wurde nicht enttäuscht.
Nach dem Tod dieser ungleichen Menschen waren ihre Rollen vertauscht. Lazarus war am Ort des Glücks und der reiche Mann am Ort der Qual. Es gab keine Möglichkeit mehr, die Lage zu ändern (Prediger 11,3).
Nun dachte er an seine Brüder. Er meinte, wenn Lazarus als Auferstandener zu ihnen ginge, würden sie sich warnen lassen. Abraham aber verwies auf die Autorität des geschriebenen Wortes. Vers 31 bestätigte sich in der Apostelgeschichte. Jesus war auferstanden. Doch die Masse der Juden liess sich nicht überzeugen.
Vergebung, Glaube, Dienst
Der Weg des Glaubens durch diese Welt ist kein einfacher. Da gibt es viele Ärgernisse, d. h. manches, wodurch wir zu Fall kommen können. Jakobus schreibt: «Wir alle straucheln oft.» Auslöser dafür können Ungläubige sein. Sie stellen eine besondere Gefahr für die dar, die noch nicht lange gläubig sind. Doch auch als Glaubende können wir dem Bruder ein Hindernis sein. Daher die Ermahnung: «Habt Acht auf euch selbst», indem ihr euch misstraut und Selbstgericht übt. Dem Bruder gegenüber aber soll uns eine Gesinnung der Vergebung prägen. Also Wachsamkeit gegenüber uns und Gnade gegenüber anderen!
Die Apostel merkten, dass die Verwirklichung dieser Grundsätze Glaubensenergie erforderte. Darum ihre Bitte: «Mehre uns den Glauben!» Die Antwort des Herrn könnte man mit folgenden Worten wiedergeben: Es kommt nicht auf die Grösse eures Glaubens an. Wichtig ist, dass der Glaube Gott in die Umstände hineinbringt (Markus 9,23). Er ist die Quelle der Kraft. Sie liegt nicht in uns.
Vertrauen zu Gott und Gehorsam zum Herrn Jesus sind eng miteinander verbunden. Der Herr möchte von uns als seinen Knechten, dass wir Ihm gehorchen. Und wenn wir getan haben, was Er uns aufgetragen hat, wollen wir sagen: «Wir sind unnütze Knechte.» Das Gegenteil einer solchen Aussage wäre die Erwartung einer Belohnung. Doch wir wollen nicht vergessen, dass der Herr sein Werk auch ohne uns tun könnte. Wenn Er uns gebrauchen will, ist es eine Gnade, und wir wollen Ihm dienen, weil wir Ihn lieben.
Zehn Aussätzige
In der Geschichte mit den zehn Aussätzigen, die geheilt wurden, wird deutlich, wie die Zeitperiode des Gesetzes zu Ende ging und die neue Zeit der Gnade eingeführt wurde.
Alle zehn Männer standen auf dem Platz, den das Gesetz dem Aussätzigen anwies (3. Mose 13,45.46). Aus Distanz riefen sie den Herrn um Erbarmen an. Wie reagierte der Heiland? Er forderte sie zu einem Glaubensschritt auf. Alle zehn befolgten seine Anweisung, machten sich auf den Weg zum Priester und wurden gereinigt.
Sicher freuten sich alle über ihre Heilung und waren dankbar. Aber einer kehrte auf der Stelle um. Er wollte nicht nur das Geschenk der Heilung geniessen, sondern dem Geber danken. Indem er laut Gott verherrlichte, kehrte er zum Herrn Jesus zurück, fiel Ihm in Huldigung zu Füssen und dankte Ihm. Der Herr nahm seinen Dank und die Anbetung Gottes an und schickte ihn nicht mehr zum Priester. Er stand nun auf dem Boden der Gnade und nicht mehr unter Gesetz. Das Wort des Herrn entliess ihn in die Freiheit der Gnade.
Und die anderen, nach denen der Herr fragte? Sie gingen zum Priester, damit er sie für rein erklären konnte. Sie erkannten wohl die Kraft, die sie gesund gemacht hatte, aber sie blieben in ihren religiösen Gewohnheiten und Verbindungen. Sie fanden nicht zur Quelle der Kraft zurück. Diese neun gleichen Christen, die mit dem Heil im Herrn Jesus zufrieden sind, aber nie zu wahrer Anbetung kommen. Wie traurig für das Herz des Herrn!
Das zukünftige Erscheinen des Herrn
Die Pharisäer bekamen auf ihre Frage: «Wann kommt das Reich Gottes?», eine klare Antwort. Das Reich Gottes war in der Person seines Königs mitten unter ihnen. Weil Er aber in Gnade und nicht in Macht und Herrlichkeit gekommen war, lehnten sie Ihn ab und verwarfen Ihn.
Die Worte, die der Herr anschliessend an die Jünger richtete, betrafen die Zeit seiner Verwerfung und Abwesenheit von dieser Erde. Es würden schwere Tage für sie kommen, sodass sie die Zeit von damals, als Er unter ihnen weilte, zurückwünschten. Trotz der Schwere der Zeit und der Gefahr der Verführung versicherte ihnen der Herr, dass Er einmal in Herrlichkeit erscheinen würde. Aber nicht jetzt. Nun war Er auf dem Weg zum Kreuz.
Ab Vers 26 beschreibt Er ihnen die Endzeit. Mit seinem Kommen als Sohn des Menschen in Herrlichkeit wird ein Gericht über die Menschen hereinbrechen wie in den Tagen Noahs oder Lots. Dieses Gericht wird plötzlich und mit Sicherheit kommen. Für menschliche Überlegungen wird dann keine Zeit mehr bleiben. Der Herr selbst wird das Gericht über die dann lebenden Menschen ausüben (Matthäus 25,31-46). Die einen werden genommen und gerichtet werden. Die anderen, die zum treuen Überrest gehören und zu denen, die das Evangelium des Reiches angenommen haben, werden für den Segen des Tausendjährigen Reiches gelassen werden.
Die Witwe und der ungerechte Richter
Das Gleichnis von der Witwe und dem ungerechten Richter gehört noch zu dem, was der Herr in Kapitel 17 über die Endzeit sagte. Die Witwe stellt die treuen jüdischen Zeugen in der Zukunft dar, die von den ungläubigen Volksgenossen und vom Antichristen schlimm bedrängt werden. Dieser gläubige Überrest wird Gott inständig um Hilfe anrufen und ein gerechtes Gericht über seine Widersacher fordern.
Dieser Abschnitt enthält aber auch eine allgemeine Belehrung für uns. Das Wort des Herrn, allezeit zu beten und nicht zu ermatten, gilt für alle Erlösten. Jeder von uns macht hin und wieder die Erfahrung, dass alle Umstände gegen ihn sind. Aber Gott ist für uns. Zu Ihm dürfen wir allezeit mit allen unseren Nöten und Schwierigkeiten kommen. Und wenn Er nicht sofort erhört, wie wir dies erwarten, dann lasst uns im Gebet nicht ermatten, sondern festhalten: Er ist für uns.
Wie schön ist der Ausdruck «seine Auserwählten». Ja, das sind wir! Vor Grundlegung der Welt hat Er uns auserwählt, um in den Genuss seiner Liebe zu kommen (Epheser 1,4). Könnte es da sein, dass Er uns seine Hilfe versagen würde? Nein, Er wird uns niemals im Stich lassen.
Aber wie steht es mit unserem Glauben, mit unserem Vertrauen zu Ihm? Beten wir nicht manchmal für eine Sache und trauen dem Herrn die Erhörung doch nur halbherzig zu? Denken wir an die Versammlung in Jerusalem, als sie für Petrus im Gefängnis betete! (Apostelgeschichte 12,5.14-16).
Der Pharisäer und der Zöllner
Mit diesem Gleichnis wollte der Herr deutlich machen, dass Selbstgerechtigkeit Gott missfällt, aber Demut und Beugung wegen unseren Sünden Ihm wohlgefällt. Der Pharisäer war kein Gottloser. Aber er betete bei sich selbst, obwohl er Gott anredete. Er hielt Gott eine Lobrede über seine eigenen Vorzüge, aber dankte Ihm nicht für das, was Gott ist und was er von Ihm empfangen hatte.
Der Zöllner hatte sich im Licht Gottes als ein Sünder erkannt. Was konnte er tun? Seine Hoffnung lag bei dem, in dessen Licht er sich erkannt hatte. Und so beugte er sich vor Gott und bekannte Ihm seinen Zustand. Dann hoffte er auf seine Barmherzigkeit, flehte um Gnade und wurde nicht enttäuscht.
Seit jenem Gleichnis hat der Herr Jesus das Werk der Erlösung vollbracht. Keiner, der sich als Sünder vor Gott erkennt, muss jetzt auf Abstand bleiben. Die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen. Wer mit dem aufrichtigen Bekenntnis seiner Sünden zum Heiland kommt, empfängt Heil und Vergebung.
Die Jünger meinten, kleine Kinder seien zu unwichtig für den Herrn Jesus. Er aber zeigte ihnen, wie wertvoll Ihm diese sind. Dann belehrte Er seine Zuhörer anhand der Kinder über den Eintritt ins Reich Gottes. Nur der kann da eingehen, der nicht auf sich selbst vertraut, sondern die Wahrheit von Gott so aufnimmt, wie ein Kind auf ein Wort seiner Mutter hört.
Verkaufe alles und folge mir nach!
Dieser Oberste hatte sich schon sehr viel Mühe gegeben. Er meinte jedenfalls, er hätte die zehn Gebote von seiner Jugend an befolgt. Doch er war trotz allem nicht befriedigt, oder er erwartete vom Herrn Jesus eine Bestätigung für sein bisheriges Verhalten. Jedenfalls kam er fragend zu Ihm. Aber er sah in diesem einfachen, demütigen Menschen nur einen guten Lehrer, der ihm weiterhelfen konnte. Er erkannte Ihn weder als Messias noch als Sohn Gottes. Wusste er überhaupt, was Sünde und was Gnade ist? Nein, er kannte weder sich noch Gott.
Nun stellte der Herr sein Herz auf die Probe. Da zeigte sich, wie er seine Reichtümer liebte und wie er in sich keine Kraft hatte, das Gute zu tun. Betrübt kehrte er dem Herrn den Rücken.
Als Folge davon deckte der Herr zwei wichtige Tatsachen auf:
- Irdische Reichtümer bilden eine grosse Gefahr. Sie können einen Menschen daran hindern, sich als verlorener Sünder zu erkennen und die Gnade anzunehmen.
- Wenn es auf den Menschen ankommt, ist es unmöglich, dass irgendjemand errettet wird. Die Errettung ist ausschliesslich ein Werk Gottes. Sie basiert auf dem Erlösungswerk seines Sohnes am Kreuz von Golgatha.
Auf die Frage von Petrus versicherte ihm der Herr, dass Nachfolge keinen Verlust bedeutet. Jeder Verzicht, der um des Reiches Gottes Willen in Kauf genommen wird, wird in vielfachen Gewinn umschlagen.
Ein Blinder am Weg
Wir sind im Lauf dieses Evangeliums immer wieder der Gnade Gottes, die der Herr Jesus uns Menschen brachte, begegnet. Damit Gott uns aber wirklich Gnade erweisen und sündige Menschen erretten kann, war der Sühnungstod von Jesus Christus unerlässlich. Ein lebender Christus hätte uns nicht helfen können. Darum redete der Herr von seinem bevorstehenden Tod und dessen Begleitumständen, aber auch von seiner Auferstehung. Seine Auferstehung bestätigte die Vollgültigkeit seines Erlösungswerks. Die Herzen der Jünger aber waren so von den Gedanken des Reiches in Herrlichkeit erfüllt, dass die Worte über seinen Tod an ihnen abprallten.
Vor den Toren Jerichos sass ein blinder Bettler, der in Jesus mehr als den Nazaräer sah. Er erkannte Ihn als den Sohn Davids, den Messias, und rief Ihn um Erbarmen an. Er wurde nicht enttäuscht. Die Menschen empfanden sein lautes Rufen als Störung und wollten ihn zum Schweigen bringen. Aber für den Blinden war dies nicht nur eine einmalige, sondern auch die letzte Gelegenheit, dem Herrn Jesus zu begegnen. Diese wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Wenn sich heute ein Mensch im Bewusstsein seiner Sünden bekehren will, stellen sich ihm oft auch Hindernisse in den Weg. Freunde und Bekannte warnen ihn davor, fromm zu werden. Aber wie gut, wenn er sich wie dieser Blinde nicht aufhalten lässt. Als Sehender wurde er ein freudiger Nachfolger des Herrn mit einem Herzen voll Lob und Dank zu Gott.
Zachäus
In Jericho gab es noch ein Herz, das Verlangen nach dem Herrn Jesus hatte. Der reiche Oberzöllner Zachäus wünschte den Heiland zu sehen. Auch er musste Hindernisse überwinden, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Als er dann auf dem Baum sass, sah er nicht nur Jesus. Dieser sah vor allem ihn. Noch heute sind die Augen des Herrn auf den Elenden gerichtet und auf den, der vor seinem Wort zittert (Jesaja 66,2).
Nun hörte Zachäus ein Wort, das seine kühnsten Erwartungen übertraf. Jesus blickte ihn nicht nur an. Er wollte zu ihm nach Hause kommen. Welch eine Freude für Zachäus, diesen Gast willkommen zu heissen! – Nicht alle freuten sich darüber. Die meisten murrten und sagten: Er ist zu einem sündigen Mann eingekehrt. Sie kannten ihr eigenes Herz schlecht. Wo hätte der Herr in dieser Welt einkehren können, ohne einen Sünder zu finden?
Zu Hause erzählte Zachäus seinem Gast, was er alles unternommen hatte, um sein Gewissen zu entlasten. Aber es half nichts. Es gibt nur einen Weg zum Heil: der Glaube an den Erlöser, der gekommen ist, zu suchen und zu erretten, was verloren ist. Diesen Schritt tat Zachäus, denn der Herr konnte bezeugen: «Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, da ja auch er ein Sohn Abrahams ist», d. h. ein Glaubender (Römer 4,16; Galater 3,7).
Den 10. Vers könnte man als Kernvers des ganzen Lukas-Evangeliums bezeichnen. Der Sohn des Menschen ist bis zu uns verlorenen Menschen gekommen. Er ist uns nachgegangen, um uns zu erretten!
Das Gleichnis der Pfunde
Immer noch meinten damals viele Menschen, das Reich Gottes würde nächstens erscheinen. Doch der Herr Jesus war auf dem Weg nach Jerusalem, wo es zum Abschluss seiner Verwerfung zur Kreuzigung kommen würde. Durch ein weiteres Gleichnis zeigte Er, dass Er weggehen und später zurückkehren werde. In der Zeit seiner Abwesenheit sollten seine Knechte mit dem ihnen anvertrauten Pfund handeln.
In diesem Gleichnis geht es um die Verantwortung des Menschen. Die Ausgangslage ist bei jedem Knecht die gleiche. Jeder bekommt ein Pfund. Dann liegt die Betonung auf dem Wort «handelt». Wenn der Herr zurückkehrt, werden der Fleiss und die Treue belohnt. Entsprechend unterschiedlich fallen die Belohnungen aus.
Für uns Gläubige lässt Vers 15 an den Richterstuhl des Christus denken, wo Er unser Leben in seinem Licht beurteilt und das belohnen wird, was wir für Ihn getan haben. Die Belohnung entspricht unserer Stellung im Tausendjährigen Reich. Sie wird nicht bei jedem Gläubigen gleich ausfallen. Der Lohn wird auf der Erde, d. h. in dem Bereich ausbezahlt, wo wir während der Zeit der Abwesenheit des Herrn unsere Verantwortung hatten. Unsere Stellung im Himmel wird dadurch in keiner Weise beeinflusst. Sie gründet sich nur auf die Gnade.
Der böse Knecht kannte den Herrn überhaupt nicht, wenn er sagte: «Du bist ein strenger Mann» (vergleiche 1. Petrus 2,3). Er bewies, dass er keine Herzensverbindung zu Ihm hatte. Er stellt einen ungläubigen Bekenner dar.
Der Einzug in Jerusalem
Bevor der Herr Jesus in Jerusalem gekreuzigt wurde, bezeugte Er sich dieser Stadt noch einmal als Sohn Davids. Seine Rechte als Herr über alles sollten proklamiert werden. Ihm stand das Recht zu, als König empfangen zu werden. Aber alles geschah in Niedrigkeit der Gnade. Er kam nicht hoch zu Ross, sondern ritt auf einem Eselsfohlen.
Als die Menge der Jünger anfing, freudig Gott zu loben, regte sich der Widerstand der Pharisäer. Und was musste Er ihnen sagen? «Wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien.» Er sah die Zerstörung dieser Stadt voraus. Oh, wie trauerte Er über die Widerspenstigkeit Jerusalems! Etwa 40 Jahre nach seiner Kreuzigung wurde die Stadt von den Römern zerstört. Sie hatte ihren König nicht erkannt. Doch der Augenblick wird kommen, da sich die Pläne Gottes mit Jerusalem und seinem Volk erfüllen werden. Dann wird diese Stadt zum Zentrum der Friedensherrschaft von Christus werden.
In jenem Moment aber sagten die Jünger: «Friede im Himmel», nicht mehr «Friede auf Erden» wie die Engel bei seiner Geburt. Christus wurde hier verworfen. Als Folge davon sind Verwirrung, Krieg und Gericht das Teil der Erde. Frieden auf Erden wird es erst geben, wenn der einst Gekreuzigte in Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird. In der Zwischenzeit gibt es Frieden im Himmel, aber auch Frieden für das Herz dessen, der an den Herrn Jesus und sein Erlösungswerk glaubt (Kolosser 1,20-22).
Jesus im Tempel
Für den Herrn Jesus war der Tempel immer noch das Haus Gottes, ja, das Haus seines Vaters (vergleiche Kapitel 2,49). In seiner Vollmacht als Herr dieses Hauses trieb Er all jene hinaus, die mit dem Verkauf von Opfertieren ihre Geschäfte machten (5. Mose 14,24-26). Es war nicht verkehrt, dass sie jenen, die von weither kamen, an Ort und Stelle Opfertiere verkauften. Aber musste das im Tempel geschehen? Das Haus Gottes war doch ein Bethaus und kein Ort, um Geld zu verdienen.
Dieser Eingriff in «ihren Bereich», wie die religiösen Führer dachten, passte ihnen ganz und gar nicht. Aber solange der Dienst des Herrn Jesus noch nicht zu Ende war, konnte niemand Hand an Ihn legen.
Doch die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten liessen nicht locker. Als selbst ernannte Hüter des Hauses Gottes wollten sie vom Herrn Jesus wissen, in welchem Recht Er die Verkäufer aus dem Tempel getrieben und woher Er diese Vollmacht hatte. Als Antwort stellte Er ihnen eine Gegenfrage: War die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen? Nun deckt der Geist Gottes die Unaufrichtigkeit ihrer Herzen auf. Sie wollten nicht glauben – weder an Johannes noch an Jesus Christus. Darum stellten sie sich unwissend.
Der Herr nahm sie sozusagen beim Wort. Seine Frage hätten die meisten aus dem Volk beantworten können. Für sie war Johannes ohne Zweifel ein Prophet. Die Führer aber stellten sich unwissend, forderten jedoch vom Herrn eine Legitimation für sein Tun. Nein, solche Menschen verdienten keine Antwort.
Das Gleichnis der Weingärtner
Der Weinberg in diesem Gleichnis stellt das Volk Israel dar, das Gott aus Ägypten erlöst und auf den Berg seines Erbteils gepflanzt hatte (2. Mose 15,17). Die Weingärtner waren die Verantwortlichen dieses Volkes. Gott erwartete Frucht von seinem Weinberg, aber Er bekam sie nicht. Die Knechte, die Er zum Volk sandte, waren die Propheten des Alten Testaments. Doch auch ihr Dienst blieb im Blick auf das Volk als Ganzes ohne Erfolg. Als Gott schliesslich seinen geliebten Sohn sandte, handelten die Führer wie jene Weingärtner: Sie warfen Jesus hinaus und kreuzigten Ihn. Kurz bevor sie diesen Mord wirklich ausführten, versuchte der Herr mit diesem Gleichnis nochmals ihr Gewissen zu erreichen. Es war vergeblich.
Gott wird den Weinberg anderen geben. Darauf antworteten sie entrüstet: «Das sei ferne!» Dass Gott den Juden aufgrund ihrer Untreue ihre Vorrechte nehmen konnte, war für das stolze Volk ein unmöglicher Gedanke. Doch der Herr sah sie an und ging noch weiter. Er sprach von sich als dem verworfenen Stein, der zum Eckstein geworden ist. Nach Ihm wird sich alles ausrichten. Aber diese gleiche Person ist für alle, die nicht an Ihn glauben wollen (= die auf diesen Stein fallen), ein Fels des Ärgernisses (1. Petrus 2,8; 1. Korinther 1,23).
Der zweite Teil von Vers 18 spricht vom Endgericht. Wenn der Herr in Herrlichkeit erscheinen wird, fällt sein Gericht auf alle, die im Unglauben verharrten.
Die Frage über die Steuer
Durch die arglistigen Fragen der Feinde des Herrn Jesus zeigt sich die Verdorbenheit des menschlichen Herzens. Durch seine Antworten wird etwas von der Herrlichkeit seiner Person, aber auch von seiner Gnade sichtbar.
Diese Aufpasser, die mit einer raffiniert gestellten Frage den Herrn Jesus in seiner Rede fangen wollten, versuchten sich vor Ihm zu verstellen. Aber dieser demütige Mensch war gleichzeitig Gott, der ihre Schmeichelei und ihre Arglist durchschaute. Trotzdem war Er in seiner Gnade bereit, ihnen eine Antwort zu geben.
Worin bestand die Arglist ihrer Frage? Wenn der Herr geantwortet hätte: Es ist richtig, dem Kaiser Steuern zu bezahlen, hätten sie gesagt: Es kann nicht der Messias sein, denn Er hält zu den Römern. Hätte Er gegenteilig geantwortet, dann hätten sie Ihn als Rebell bei den Römern angeklagt.
Wie göttlich klar ist seine Antwort. Dass die Juden unter der Oberherrschaft des römischen Kaisers standen, war die Folge ihrer Untreue und ihres Ungehorsams gegen Gott. An diesen Platz, wohin ihre Sünde sie gebracht hatte, stellte der Herr sie mit dem ersten Teil seiner Antwort: «Gebt daher dem Kaiser, was des Kaisers ist.» Aber wie stand es um die Seite Gottes? Die Römer hatten den Juden bis dahin ihre religiöse Freiheit gelassen. Doch ihr Gottesdienst im Tempel war zu einer kalten, toten Form erstarrt, ohne Herzensbeziehung zu Gott. Darum der zweite Teil seiner Antwort: «Gebt … Gott, was Gottes ist.»
Die Frage über die Auferstehung
In der nächsten Frage zeigt sich der Unglaube der Sadduzäer. Diese jüdische Sekte lehnte die Wahrheit von der Auferstehung ab. Durch ihre ausgeklügelte Geschichte wollten sie den Glauben an die Auferstehung lächerlich machen. Wie und was antwortete der Herr diesen Leuten?
In den Versen 34 und 35 macht Er einen klaren Unterschied zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Die «Söhne dieser Welt» sind die Ungläubigen, die sich nur für das diesseitige Leben interessieren. Die Glaubenden aber haben eine herrliche Zukunft in der Auferstehungswelt vor sich. Sie werden als «Söhne der Auferstehung» bezeichnet.
Nicht im Leben auf dieser Erde, sondern in der Auferstehung unterscheiden sich die Gläubigen am meisten von den Ungläubigen. Die Glaubenden werden zu einem anderen Zeitpunkt auferstehen als die Ungläubigen (Johannes 5,28.29). Alle, die im Glauben an Christus gestorben sind, werden zuerst auferstehen, und zwar zum Leben. Die Ungläubigen werden mindestens 1000 Jahre später auferstehen, und dann zum Gericht.
Alles, was der Herr in den Versen 35-38 sagt, bezieht sich auf die entschlafenen Gläubigen. Sie leben für Gott, wie Vers 38 es sagt, und erwarten die Auferstehung aus den Toten.
Die Schriftgelehrten, die an die Auferstehung glaubten, pflichteten Ihm in dieser Sache bei: «Lehrer, du hast recht gesprochen.»
Christus – Herr und Sohn Davids
Nachdem die Menschen nicht mehr wagten, Ihn über irgendetwas zu befragen, hatte der Herr selbst noch eine Frage. Sie betraf Ihn. Wie konnte Christus gleichzeitig Davids Herr und Davids Sohn sein?
Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: Der Messias, Davids Sohn, muss eine göttliche Person sein, damit Er Davids Herr sein konnte. Jesus Christus ist der Sohn Gottes, der sich erniedrigte und als sündloser, abhängiger Mensch hier in Sanftmut und Demut gelebt hat. Seine Erniedrigung ging bis zum Tod am Kreuz, wo Er das Erlösungswerk vollbracht hat. Nach seiner Auferstehung hat Gott Ihn hoch erhoben und Ihm den Platz zu seiner Rechten gegeben. Diesen Platz, der Ihm als Gott gehörte, nimmt Er nun auch als Mensch ein. Einmal wird sich jeder vor Ihm beugen und Ihn als Herrn anerkennen müssen (Philipper 2,9-11).
Die Menschen, die dem Herrn Jesus am schlimmsten widerstanden, waren Heuchler der übelsten Art. Sie benutzten die Religion, um ihre Selbstsucht und Habgier zu bemänteln. Der Herr entlarvte sie und sprach das Gericht über sie aus. Es würde bei diesen Leuten schwerer ausfallen als bei anderen.
Auch in uns steckt diese Wurzel, dass wir gern von den Menschen geehrt werden. Und wie schnell überheben wir uns dann! Vor einer solchen Haltung können wir nur bewahrt bleiben, wenn wir in die Fussstapfen unseres Herrn und Heilands treten und Ihn nachahmen.
Der Tempel wird zerstört
Am Ende des letzten Kapitels musste der Herr die Jünger vor denen warnen, die die Häuser der Witwen verschlingen. In den ersten Versen dieses Kapitels lenkt Er die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf eine solch arme Witwe. Er sagte von ihr, dass sie mehr eingelegt habe als alle. Bei unserer Bewertung der Gaben für Gott gehen wir meistens von der Höhe des Betrags aus. Der Herr aber bewertet unsere Gabe nach dem, was wir für uns zurückbehalten. Diese Witwe legte alles ein, was sie noch hatte, und vertraute dann ganz auf Gott.
Der Hinweis auf den schönen Tempel veranlasste den Herrn, von der Zukunft zu reden. Es würde alles zerstört werden. Auf die Frage, wann dies sein werde, sprach der Herr von der bevorstehenden Zerstörung Jerusalems und vom Gericht, das die nationale Einheit dieses Volkes beendete. (Die Evangelisten Matthäus und Markus reden praktisch nur von der Endzeit). Lukas bezieht die ganze Zeit bis zur Vollendung der Zeiten der Nationen mit ein, also auch die Zeit, in der wir leben. Erst ab Vers 25 geht es um die Endzeit.
Und die Jünger? Sie sollten sich nicht verführen und erschrecken lassen, sondern ausharren und ihren Weg des Glaubens weitergehen. Wie die Jünger dürfen auch wir nicht vergessen, dass der Feind den Gläubigen sowohl als verführerische Schlange (Vers 8) als auch als brüllender Löwe zu schaden sucht.
Die Jünger werden verfolgt
In Vers 9 hiess es: «Das Ende ist nicht sogleich da.» Was jetzt in dem gelesenen Abschnitt folgt, beschreibt die Zeit, die direkt auf die Kreuzigung des Herrn Jesus folgte. Es handelt sich hier nicht um zukünftige Ereignisse in der Drangsalszeit.
Ab Vers 12 sagt der Herr den Jüngern Verfolgungen voraus. Die Apostelgeschichte bestätigt die feindselige Behandlung der gläubigen Christen (z. B. Apostelgeschichte 8,1-3). Aber diese Verfolgungen wurden zu einem Zeugnis für die Ungläubigen. Sie haben das Christentum nicht zerstören können. Wie der Herr den Seinen geholfen hat, sich in Weisheit vor ihren Anklägern zu verantworten, sehen wir z. B. in Apostelgeschichte 4,13-22. Gott liess zu, dass sie geprüft wurden, doch kein Haar von ihrem Kopf würde verloren gehen. Wichtig war für sie, dass sie in der Bedrängnis ausharrten und nicht aufgaben. Das gilt auch für uns.
Die in den Versen 20-24 beschriebene Belagerung und Zerstörung Jerusalems bezieht sich auf das, was unter dem römischen Feldherrn Titus im Jahr 70 geschah. Unbeschreibliche Not kam damals über die Bewohner Jerusalems. Die Christen, die sich an diese Worte des Herrn hielten, flohen rechtzeitig aus der Stadt. Was etwa 40 Jahre nach der Kreuzigung des Herrn über die Juden kam, war der Tag der Rache für die Verwerfung ihres Messias. Seither sind viele Juden unter die Nationen zerstreut worden. Und es gibt noch längst keinen Frieden bezüglich Jerusalems.
Der Herr wird wiederkommen
Aus Vers 27 wird deutlich, dass die Beschreibung der Ereignisse ab Vers 25 auf die Zeit zutrifft, die dem Erscheinen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit unmittelbar vorausgeht. Es ist die heute noch zukünftige Drangsalszeit. Sie beginnt erst nach der Entrückung, also nach Abschluss der jetzt noch andauernden Zeit der Gnade. Kein gläubiger Christ wird mehr hier leben, wenn jene Zeit beginnt.
Der Feigenbaum stellt das Volk Israel dar. Eine gewisse Neubelebung, was durch das Ausschlagen der Knospen illustriert wird, sehen wir heute bereits (Gründung des Staates Israel 1948, Rückkehr vieler Juden nach Israel). Auf diese Weise zeigt uns Gott, dass sein Reich (in Herrlichkeit) nahe ist. Doch bevor der Herr erscheint, um seine Herrschaft anzutreten, wird Er für uns kommen, um all die Seinen zu sich zu entrücken. Wie nahe muss daher sein Kommen sein!
Der Ausdruck «dieses Geschlecht» bezieht sich nicht auf die Lebensdauer einer Generation, sondern weist auf die unveränderte ungläubige Haltung der Juden gegenüber Jesus Christus hin. Bis heute lehnen sie Ihn als Messias ab.
Diese Sicht auf zukünftige Zeiten soll eine praktische Auswirkung auf unser Leben als gläubige Christen haben. Möge unser Verhalten uns als Himmelsbürger und nicht als auf der Erde Ansässige auszeichnen. Lasst uns wachen und beten, um in einer gerichtsreifen Welt abgesondert für den Herrn leben zu können.
Einleitung
Der Herr Jesus suchte den Kontakt zu den Menschen: Er besuchte Martha und Maria, nahm die Einladung eines Pharisäers an und kehrte bei Zachäus ein. Anhand von Gleichnissen stellte Er die Gnade Gottes vor: Der barmherzige Samariter kümmert sich um den Verwundeten, der Hirte sucht sein Schaf, der Vater nimmt den verlorenen Sohn auf. In seinen Werken und Worten zeigte sich: «Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist» (Lukas 19,10).
Der Herr sendet 70 Jünger aus
Auf seinem letzten Weg nach Jerusalem sandte der Herr nochmals siebzig Jünger zu je zwei aus. Sie sollten in die Städte gehen, wohin Er selbst kommen wollte, um den Menschen zu sagen: «Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen» (d. h. in der Person des Messias, der aber bereits von der Allgemeinheit verworfen worden war). Für den Einzelnen gab es immer noch die Möglichkeit, die Boten von Christus aufzunehmen und den Frieden zu empfangen, den sie brachten.
Diese Verse reden direkt in unsere Zeit hinein, die wir am Ende der Periode der Gnade stehen. Gibt es nicht viel zu wenig Arbeiter? Es befinden sich noch so viele Menschen auf dem Weg ins Verderben! Zwar verschliesst sich die Mehrzahl dem Evangelium. Aber das entbindet uns keineswegs vom Auftrag, die Botschaft der Gnade so lange wie möglich weiterzusagen (vergleiche Vers 11). Vers 12 kann direkt auf unsere christlichen Länder angewandt werden. Nachdem das Evangelium so viele Jahrhunderte verkündigt worden ist, wird die Ablehnung der Gnade äusserst ernste Folgen haben. Es wird diesen Leuten am Tag des Gerichts schlimmer ergehen als den Bewohnern von Sodom.
Der Herr musste ernste Wehen über jene Städte in Galiläa aussprechen, die seine Belehrungen hörten und seine Wunderwerke sahen und doch nicht Buße taten. Sie hatten ein schreckliches Gericht zu erwarten.
Vers 16 zeigt die weitreichenden Konsequenzen der Verwerfung der Boten von Christus. Sie bedeutet, dass man damit den allmächtigen Gott verwirft!