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Leseplan: Abraham – im Glauben leben
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Einleitung

Das Leben von Abraham kann in drei Teile gegliedert werden:

1. Mose 15 – 21:

Seine äussere Geschichte

1. Mose 15 – 21:

Seine innere Geschichte

1. Mose 22 – 25,18:

Ein prophetischer Ausblick

Abraham kommt nach Kanaan

Der Vordere Orient

Der Vordere Orient

Die Vorvergangenheitsform in Vers 1 zeigt, dass der Ruf Gottes bereits früher erfolgt war. Er galt immer noch, auch wenn Abram wegen seines Vaters in Haran stehen geblieben war. Die Rücksicht auf seinen Vater hatte ihn bisher gehindert, den Willen Gottes unverzüglich und ganz zu erfüllen.

In Vers 2 bekommt Abram von Gott grosse, bedingungslose Verheissungen: «Ich will dich zu einer grossen Nation machen und dich segnen, und ich will deinen Namen gross machen; und du sollst ein Segen sein!» Nun machte er sich im Glauben auf den Weg. Sein Neffe Lot schloss sich ihm an. Abram liess ihn gewähren und nahm ihn mit.

Nachdem Abram in Kanaan angekommen war, bestätigte ihm der Herr, dass er das göttliche Ziel erreicht habe (Vers 7). Als Erstes baute Abram bei der Terebinthe Mores einen Altar. Dieser war der Ausdruck seiner persönlichen Verbindung, die er mit seinem Gott hatte. Weil die Kanaaniter damals im Land wohnten, hielt sich Abram dort als Nomade auf und wohnte in einem Zelt. So sieht auch unser Leben nach unserer Bekehrung aus: Wir halten uns als Fremde in einer Welt auf, zu der wir nicht mehr gehören. Gleichzeitig haben wir eine persönliche Beziehung zu unserem Herrn und Erlöser.

Der zweite Altar, den Abram errichtete, war ein gottesdienstlicher Altar. Dort rief er den Namen des Herrn an. Als die Nachkommen Abrahams später in diesem Land wohnten, wurde der Tempel in Jerusalem zum Ort, wo Gott seinen Namen in Israel wohnen liess und wo Er angebetet wurde (5. Mose 12,4-7; 1. Könige 8,10-14).

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Abraham zieht nach Ägypten

Als Abram immer weiter südwärts wanderte, kam die erste Glaubensprüfung: Es entstand eine Hungersnot im Land. Er versuchte, diesem Problem auszuweichen, indem er für eine Zeit nach Ägypten zog. Aber dort drohte eine andere Gefahr: Er fürchtete, man würde ihn wegen seiner schönen Frau töten. Um dies abzuwenden, griff er zu einer Halbwahrheit. Sarai sollte sagen, sie sei seine Schwester. Das war sie auch, doch sie war auch seine Frau (1. Mose 20,12). Solche trügerischen Worte passen nicht zu einem Gläubigen!

Der Pharao, der über Ägypten herrschte, meinte, er sei für sein Tun niemand verantwortlich. So liess er Sarai kurzerhand in sein Haus holen. Abram liess er am Leben. Ja, er tat ihm sogar viel Gutes und beschenkte ihn reich. Nun griff Gott ein, indem Er den Pharao und sein Haus mit grossen Plagen schlug. Dabei verfolgte Er in seiner Barmherzigkeit ein Ziel: Er wollte Abram aus der Welt (Ägypten) in die Gemeinschaft mit sich zurückführen (zum Altar bei Bethel).

Die Erfahrungen, die Abram in Ägypten machte, werden auch wir erleben, wenn wir uns als Gläubige wieder der Welt zuwenden:

  • Wir werden zu einem Problem für sie und zu einem Störfaktor für ihre Freuden.
  • Wie beschämend für uns, wenn die Welt uns tadeln, korrigieren und schliesslich wegschicken muss.
  • Wenn wir durch Gottes Gnade den Weg zum Herrn zurückfinden, bleiben die Folgen unseres Abweichens oft bestehen. Das war auch bei Abram so, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden.

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Abraham und Lot trennen sich

Wenn ein Gläubiger vom rechten, Gott gemässen Weg abweicht, muss er bis an den Ausgangspunkt seines Abweichens zurückkehren, damit die Gemeinschaft mit dem Herrn völlig wiederhergestellt wird. Das war bei Abram der Fall (Verse 3.4).

Als ein Mitläufer war Lot mit Abram auch nach Ägypten gezogen. Nun kamen sie, von der Welt reich beschenkt, nach Kanaan zurück. Doch dieser materielle Reichtum führte zu Zank zwischen den Hirten Abrams und den Hirten Lots. Abram, der wieder in einer intakten Beziehung mit Gott lebte, versuchte diesen Streit zwischen Brüdern zu lösen. Er dachte dabei sicher auch an die ungläubigen Bewohner des Landes, die diese Auseinandersetzung mitbekamen (1. Korinther 6,6).

Es war Abram klar, dass Lot und er sich trennen mussten. Ihre Herden waren zu gross, um nebeneinander zu bleiben. Abram, der Glaubensmann, suchte nicht seinen eigenen Vorteil. Er liess zuerst seinen Neffen wählen. Lot entschied sich für die fruchtbare Jordanebene. Für ihn war diese Gegend das Paradies auf Erden. Zudem erinnerte sie ihn an das, was er in Ägypten gesehen hatte. Dass die Leute von Sodom «sehr böse und grosse Sünder vor dem Herrn» waren, schien Lot nicht zu stören.

Die Entscheidung Lots war bis zu einem gewissen Grad eine Folge des falschen Weges, den Abram nach Ägypten gegangen war. Da stellt sich die Frage: Ist uns bewusst, dass unser Verhalten andere Gläubige beeinflusst – entweder zum Guten oder zum Schlechten?

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Abraham im verheissenen Land

Als Lot vor die Wahl gestellt wurde, «erhob er seine Augen». Dann folgten seine Füsse dem, was seine Augen als begehrenswert entdeckt hatten.

Und Abram? Zog er den Kürzeren? Nein! Er wurde vom Herrn selbst aufgefordert, «seine Augen zu erheben». Er durfte in alle vier Himmelsrichtungen blicken. Das ganze Land, das er sah, wollte Gott ihm und seiner Nachkommenschaft geben, und zwar «bis in Ewigkeit». Auch über seine Nachkommen machte ihm der Herr grosse Verheissungen.

Mit diesen Versprechen Gottes im Herzen durchzog der Glaubensmann das verheissene Land und wohnte dabei in Zelten. Abram wusste: Nach Gottes Plan gehört das Land jetzt schon mir, der volle Segen davon aber liegt noch in der Zukunft.

In dieser Hinsicht gleichen wir Christen Abram. Wir sind auserwählt, um Kinder und Söhne Gottes zu sein, und wir sind es jetzt schon (Epheser 1,4.5; Römer 8,14-16; 1. Johannes 3,1). Doch den vollen Segen unserer Kindschaft und Sohnschaft werden wir erst im Himmel geniessen, wenn wir bei Gott im Vaterhaus daheim sind.

Abram blieb ein Fremder auf der Erde. Er wohnte in seinem Zelt unter den Terebinthen Mamres, die bei Hebron sind. Hebron bedeutet «Gemeinschaft». Hier genoss Abram die Gemeinschaft mit seinem Gott, was durch den Altar angedeutet wird, den er dort dem Herrn baute. Im Schatten des Allmächtigen kam er als Fremder zur Ruhe.

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Lot wird verschleppt

In diesem Kapitel lesen wir zum ersten Mal in der Bibel von einem grösseren Krieg. Vier Könige kämpften mit ihren Heeren gegen eine Koalition von fünf Königen. Was war der Auslöser? Die einen Völker waren von den anderen beherrscht und unterdrückt worden. Nun rebellierten sie gegen dieses Joch und versuchten es abzuschütteln. Das hat sich bis heute nicht geändert: Die Anmassung der Herrschenden und die Rebellion der Unterdrückten gehören zu den Ursachen für viele Kriege auf der Erde.

Aber Gott will uns mit den Mitteilungen dieses Kapitels nicht in erster Linie über die Ereignisse informieren, die sich damals in jenen Gegenden abspielten. Es geht Ihm vielmehr um den gläubigen Lot, der sich in Sodom aufhielt. Weil er in jener Stadt wohnte, wurde er in den Konflikt hineingezogen (Vers 12). Der Heilige Geist benutzt die Situation von Lot, um uns Christen auf eine ernste Gefahr hinzuweisen.

Wovor will der Herr uns warnen? Sodom und das böse, sündige Verhalten seiner Bewohner sind ein Bild der Welt. Lot liebäugelte zuerst nur mit dem Wohlstand der Welt. Er meinte, von der Fruchtbarkeit der Ebene des Jordan profitieren zu können, ohne von Sodom und seinen Bewohnern beeinflusst zu werden. Aber er täuschte sich. Wenn wir der Welt den kleinen Finger geben, nimmt sie schnell die ganze Hand. So wurde Lot richtiggehend in die Stadt Sodom hineingezogen, bis er schliesslich dort wohnte. Nun traf ihn auch das Schicksal von Sodom. Möchten wir uns warnen lassen und uns entschieden von der Welt getrennt halten!

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Abraham rettet Lot

Abram, der abgesondert von der Welt unter den Terebinthen Mamres wohnte, wurde nicht in die kriegerischen Auseinandersetzungen der Völker hineingezogen. Als er jedoch hörte, dass Lot in Gefangenschaft geraten war, unternahm er sofort etwas, um ihn zu retten. Wie Abram mit 318 Mann das Heer Kedorlaomers und seiner Verbündeten besiegen und die verschleppten Bewohner von Sodom befreien konnte, wissen wir nicht. Sicher ist, dass Gott den Glauben Abrams mit diesem Sieg belohnte.

Als Abram vom Kampf zurückkehrte, kam ihm Melchisedek, der König von Salem, entgegen und stärkte ihn mit Brot und Wein. Dann segnete er ihn im Namen Gottes, des Höchsten. Dadurch bestätigte Gott das Verhalten des Patriarchen gegenüber seinem Bruder Lot und stärkte ihn im Blick auf die Gefahr, die ihm durch das Angebot von der Welt drohte. Abram merkte, dass Melchisedek ein Priester Gottes war, und gab ihm den Zehnten von der Beute. Aus Hebräer 7,1-3 wissen wir, dass diese Person ein Vorausbild auf den Herrn Jesus, den Sohn Gottes, ist. In der Zukunft wird Er seinen Priesterdienst nach der Weise Melchisedeks ausüben.

Nach dem Zusammentreffen mit Melchisedek begegnete Abram dem König von Sodom. Dieser machte ihm einen Vorschlag: «Gib mir die Seelen, und die Habe nimm für dich.» Da lehnte Abram entschieden ab und entzog sich damit dem Einfluss der Welt, der sich bei Lot so verheerend ausgewirkt hatte. Seine Verbündeten im Kampf mochten ihren Anteil haben, doch er wollte von der Welt nichts annehmen.

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Gott verspricht Abraham einen Sohn

War Abram zu weit gegangen, als er das Angebot der Welt zurückgewiesen hatte? Nein! Gott beruhigte ihn mit dem tröstlichen «Fürchte dich nicht!» Weil Abram den Herrn geehrt hatte, wurde er nun von Gott selbst geehrt. Er wusste zwar nicht, wie das gehen sollte, da er gar keinen Sohn hatte.

Aber als der Herr ihn aus dem Zelt herausführte und seine Blicke zum Sternenhimmel lenkte, glaubte er dem, was der Herr ihm versprochen hatte. Ja, sein Glaube war «gegen Hoffnung» und «auf Hoffnung» (Römer 4,18). Gott belohnte dieses Vertrauen, indem Er es ihm zur Gerechtigkeit rechnete (Vers 6; Römer 4,20-22).

Die Verse 9-21 sind die göttliche Antwort auf die Frage Abrams: Woran soll ich erkennen, dass ich das Land Kanaan besitzen werde? Die erwähnten Tiere finden wir in 3. Mose bei den Anweisungen der verschiedenen Opfer wieder. Sie alle reden vom Opfertod des Herrn Jesus als der Grundlage für die Erfüllung der göttlichen Verheissungen. Am Schluss des Abschnitts lesen wir vom Bund, den Gott mit Abram schloss – ein Bund, bei dem Gott keine Bedingungen an den Menschen stellte, sondern sich allein verpflichtete. Es war ein Bund der Gnade, der auf der Grundlage von Golgatha dem Volk Israel das verheissene Land zusicherte!

Bis zum Zeitpunkt, an dem die Nachkommen Abrams das Land Kanaan in Besitz nehmen würden, sollte noch viel passieren. Die Verse 12-14 reden von der Versklavung des Volkes Israel in Ägypten. Nach 400 notvollen Jahren würde Gott sie aus Ägypten erlösen und ins verheissene Land zurückführen.

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Hagar und Ismael

In Kapitel 15 wurde Abrams Glaube sichtbar. Hier aber finden wir seinen Unglauben. Der Mangel an Geduld und Ausharren bewogen Sarai und Abram, selbst zu handeln. Unglaube und Ungeduld gehen oft Hand in Hand. Aber echter Glaube wartet auf den Herrn. «Wer glaubt, wird nicht ängstlich eilen» (Jesaja 28,16).

Sarai und Abram meinten, Gott nachhelfen zu müssen. Doch aus ihrem eigenmächtigen Handeln entstanden nur Probleme. Wir sehen, wie alle Beteiligten fleischlich, d.h. aus ihrer alten Natur heraus, handelten.

Als Hagar ihre Herrin verachtete, wurde sie hart behandelt. Da floh sie in die Wüste. Obwohl sie ihre missliche Lage zum Teil selbst verschuldet hatte, war sie doch die schwächste von den Dreien. Gott begegnete ihr in seinem Erbarmen durch einen Engel. Dieser hiess sie, zu Sarai zurückzukehren, und gab ihr Verheissungen im Blick auf den Sohn, den sie gebären würde. Da nannte sie den Herrn: «Du bist ein Gott des Schauens», denn Er hatte ihr in ihrem schwierigen Leben wieder eine Perspektive gegeben.

Im Neuen Testament finden wir die geistliche Bedeutung von Hagar und Sarai. Hagar ist ein Bild des Bundes vom Sinai und damit ein Hinweis auf den Grundsatz des Gesetzes. Der Hochmut Hagars zeigt den Stolz des Menschen, der sich auf das Gesetz etwas einbildet. Ihre spätere Flucht macht klar, dass der Mensch nicht bereit ist, sich dem Willen Gottes im Gesetz zu unterstellen. Sarai dagegen spricht von der Gnade, unter der wir jetzt leben (Galater 4,22-31).

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Gott wiederholt sein Versprechen

Zwischen Kapitel 16,16 und 17,1 liegen 13 Jahre des Lebens Abrams. Über diese Zeit berichtet uns die Bibel nichts.

Nun stellte sich der Herr dem Patriarchen als der Allmächtige vor. Abraham und Sara konnten in ihrem Alter biologisch gesehen kein Kind mehr bekommen (Römer 4,19). Aber der Allmächtige vermag auch da Leben zu geben, wo es aus der Sicht des Menschen nicht mehr möglich ist. «Da fiel Abram auf sein Angesicht.» Er demütigte sich vor Gott über seinen mangelhaften Glauben in Kapitel 16. Nun wollte er mit dem Allmächtigen rechnen.

Da bekam der Patriarch einen neuen Namen: Abraham (= Vater einer Menge). Gott wollte den irdischen Nachkommen Abrahams, dem Volk Israel, das Land Kanaan geben. Gleichzeitig sollte Abraham auch der Vater aller werden, die glauben würden wie er (Römer 4,12).

Als Zeichen des Bundes, den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen hier schloss, sollte jeder Männliche bei ihnen beschnitten werden. Dieses äussere Zeichen, das Gott bestimmte und forderte, hat eine wichtige geistliche Bedeutung für uns. Die Beschneidung spricht von der vollständigen Verurteilung unseres natürlichen Zustands. Das Fleisch in uns ist zu gar nichts Gutem fähig. Alles, was wir aus uns selbst heraus tun, ist wertlos und unbrauchbar für Gott. Dies einzusehen, ist ein schmerzhafter Prozess. Doch er ist nötig, damit wir als Glaubende für Gott nützlich werden. Wir müssen dahin kommen, alles von Gott und unserem Herrn zu erwarten (Johannes 15,5).

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Die Beschneidung

Auch Sarai bekommt von Gott einen neuen Namen. «Sara (= Fürstin) soll ihr Name sein.» Von ihr würde Abraham einen Sohn bekommen. Durch diesen Nachkommen soll der von Gott verheissene Segen wahr werden.

Das kann Abraham nicht fassen. Lachend fällt er auf sein Angesicht und sagt zu Gott: «Möge doch Ismael vor dir leben!» Doch der Allmächtige erklärt ihm mit aller Deutlichkeit: Die unfruchtbare und alt gewordene Sara soll einen Sohn gebären. Dieser soll Isaak (= Lacher) heissen. Er wird der Träger der Verheissungen sein.

Der souveräne Gott vergisst auch Ismael nicht. Er soll ebenfalls gesegnet sein. Doch den Bund wird der Herr mit Isaak, dem Sohn von Sara, errichten.

In den Worten, die Gott in den Versen 15-21 an Abraham richtet, erkennen wir, wie Er dem Kleinglauben und den väterlichen Empfindungen seines Knechtes mit herzlichem Erbarmen und grenzenloser Güte begegnet.

Der Patriarch gehorcht den Worten des Allmächtigen und beschneidet alle Männlichen seines grossen Haushalts: Abraham selbst wird als 99-Jähriger beschnitten, ebenso sein 13-jähriger Sohn Ismael. Dann werden auch alle seine Knechte und die Fremden, die nur für eine Zeit als Arbeiter bei ihm sind, beschnitten. Alle werden in diesen Bund eingeschlossen. Seine geistliche Bedeutung gilt für jeden von uns: Das Fleisch, d.h. die gefallene menschliche Natur, nützt nichts (Johannes 6,63).

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Gott besucht Abraham

Kurze Zeit nachdem Gott sich dem Patriarchen als der Allmächtige offenbart hat, bekommt Abraham Besuch von drei Männern. Der alte Mann muss gemerkt haben, dass einer von ihnen der Herr selbst ist. Er redet Ihn entsprechend an: «Herr, wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen …» Man hat den Eindruck, dass dieser hohe Besuch eine göttliche Antwort auf den Glaubensgehorsam von Abraham in Kapitel 17 ist.

Die Gastfreundschaft Abrahams ist beeindruckend. Er bietet den Männern Erfrischung an und lädt sie zum Essen ein. Die ganze Szene zeugt von Energie und Sorgfalt, aber auch von Ehrerbietung. Abraham weiss, wen er vor sich hat, und zeigt ein gutes Empfinden für das, was in der Gegenwart des Herrn angemessen ist.

Während der Herr mit Abraham spricht, zeigt Sara ihren Kleinglauben. Ein unhörbares Lachen des Unglaubens ist ihre Antwort auf die Worte des Herrn: «Sara, deine Frau, wird einen Sohn haben.» Und der Herr? Er beweist, dass Er auch ein Lachen im Innern sieht, fügt dann aber ein Wort hinzu, das von seiner Allmacht und Güte zeugt: «Ist für den Herrn eine Sache zu wunderbar?» Wie mancher geprüfte Gläubige ist seither durch dieses Wort ermuntert worden!

Bereits in 1. Mose 15,4 hat der Herr Abraham einen eigenen Sohn versprochen. In 1. Mose 17,19 hat Gott sein Wort wiederholt und hinzugefügt, dass er ihn Isaak nennen soll. Hier redet Gott zum dritten Mal davon und sagt zweimal: «Sara wird einen Sohn haben.» Wie gnädig ist doch unser Gott! Wie viel Geduld hat Er mit uns!

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Abraham tritt für Sodom ein

Nach dem Essen machen sich die Männer auf den weiteren Weg. Abraham begleitet sie ein Stück weit. Sie blicken in Richtung Sodom. Was haben sie dort im Sinn? Der Herr weiht den Glaubensmann, der in der Bibel mehrmals als Freund Gottes bezeichnet wird (2. Chronika 20,7; Jesaja 41,8; Jakobus 2,23), in seine Pläne ein. Das sündige Verhalten der Bewohner von Sodom und Gomorra hat ein solches Mass erreicht, dass das göttliche Gericht kommen muss.

Abraham weiss, dass sein Neffe Lot in Sodom wohnt. Früher, als Lot mit der Welt in Gefangenschaft geraten war, zog Abraham in grosser Eile aus, um ihn zu befreien. Leider blieb Lot nach seiner Befreiung in Sodom. Jetzt steht das Gericht Gottes bevor. Kann Abraham noch irgendetwas für Lot tun? Ja, er kann vor dem Herrn in Fürbitte für ihn einstehen. Und das tut er auch, indem er Gott fragt: «Willst du den Gerechten mit dem Gottlosen wegraffen?» Er denkt dabei an den unglücklichen, aber gläubigen Lot, der sich in der Welt verloren hat (2. Petrus 2,7.8).

Wie schön ist die Haltung Abrahams vor dem Herrn! Er bekennt: «Ich bin Staub und Asche.» Staub zeigt auf, wie klein der Mensch vor Gott ist. Abraham ist sich bewusst, dass er wohl in Fürbitte zu Ihm beten darf, aber Ihm nichts vorschreiben kann. Asche spricht von Buße. Abraham demütigt sich vor Gott, weil er eine gewisse Mitschuld am verkehrten Weg seines Neffen erkennt. Ist vielleicht durch die Reise nach Ägypten in Lot das Verlangen nach der Welt geweckt worden (1. Mose 13,10)?

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Lot bekommt Besuch

Zu Beginn des Kapitels erfahren wir, dass die beiden Männer, die den Herrn begleitet und mit Ihm Abraham besucht haben, Engel sind. Während Abraham in Fürbitte vor dem Herrn stehen geblieben ist, sind die beiden als Ausführer des göttlichen Gerichts nach Sodom weitergegangen.

Dort treffen sie Lot, wie er im Tor, d.h. in der Stadtverwaltung, sitzt. Er lädt die beiden Männer spontan ein. Doch sie lehnen ab. Erst auf das Drängen Lots kehren sie in sein Haus ein. Das Einzige, was er ihnen vorsetzt, sind ungesäuerte Kuchen. Welch ein Unterschied zum festlichen Essen bei Abraham!

Dann zeigt sich die ganze Bosheit der Bewohner Sodoms. Sie umringen das Haus von Lot und wollen sich an den Fremden vergehen. Und Lot? Er versucht seine Gäste zu verteidigen, indem er den Männern von Sodom etwas vorschlägt, das vor Gott ebenso böse ist. Hat Lot kein Empfinden für die Sünde mehr?

In dieser Auseinandersetzung muss Lot auch das Urteil der Welt über sich anhören: Sie hat ihn nie als einen der Ihren angesehen. Hätten die Engel nicht eingegriffen, wäre Lot selbst ein Opfer der aufgebrachten Menge geworden.

Nun erfährt er von ihnen, dass sie zum Gericht gekommen sind. Er bekommt die Gelegenheit, seine Schwiegersöhne und verheirateten Töchter auf die Gefahr hinzuweisen. Doch es zeigt sich jetzt, dass seine warnenden Worte wegen seines weltlichen Lebens wirkungslos sind: «Er war in den Augen seiner Schwiegersöhne wie einer, der Scherz treibt.»

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Lot flieht aus Zoar

Merkt Lot nicht, wie ernst die Lage ist? Er hat zwar seine Verwandten gewarnt. Aber er selbst zögert, die böse Stadt zu verlassen. Schliesslich müssen die beiden Engel sowohl Lot als auch seine Frau und seine beiden unverheirateten Töchter an der Hand nehmen und gewaltsam aus Sodom hinausbringen. Weil Lot an den Herrn glaubt, erfährt er das göttliche Erbarmen (Vers 16). Doch er gehört zu den Glaubenden, von denen es in 1. Korinther 3,15 heisst, dass sie «gerettet werden, doch so wie durchs Feuer». Es bleibt ihm nur das nackte Leben, sonst nichts – auch nichts für Gott und keinerlei Lohn! Wie traurig und welch eine ernste Warnung an uns!

Lot fürchtet sich, auf das Gebirge zu fliehen. Will er einer Begegnung mit Abraham ausweichen? Schliesslich darf er sich in der kleinen Stadt Zoar in Sicherheit bringen. Doch seine Frau kommt nicht ans sichere Ziel. Sie handelt gegen die klare Anweisung des Engels: «Sieh nicht hinter dich, und bleib in der ganzen Ebene nicht stehen!» Sie schaut zurück und wird zur Salzsäule. Ihr Schicksal dient als ernste Warnung für alle, die mit den Gläubigen mitlaufen, ohne sich je zu bekehren. Sie besitzen kein göttliches Leben und werden deshalb ewig verloren gehen. «Erinnert euch an Lots Frau!» (Lukas 17,32).

Als Lot in Zoar ankommt, fällt das Gericht Gottes in Form von Feuer und Schwefel auf die Städte Sodom und Gomorra. Gott kehrte diese Städte um (Vers 25). Heute liegt in jener Ebene das Tote Meer.

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Lot und seine Töchter

Als Abraham früh am nächsten Morgen in Richtung Sodom und Gomorra blickt, sieht er Rauch aufsteigen, «wie der Rauch eines Schmelzofens». Da weiss er, dass es nicht einmal zehn Gerechte in jenen Städten gehabt hat (1. Mose 18,32). Ob er erfahren hat, dass Lot gerettet wurde, teilt uns die Bibel nicht mit. Was wir aber sicher wissen, steht in Vers 29: «Gott gedachte an Abraham und entsandte Lot mitten aus der Umkehrung.» Gott hat auf die Fürbitte Abrahams geantwortet. Lot wurde gerettet. So wollen auch wir nicht aufhören, für gläubige Angehörige und Bekannte zu beten, die sich in der Welt verloren haben.

Die Schlussverse des Kapitels beschreiben das traurige Ende von Lot. Sie zeigen uns etwas von den Folgen eines Lebens in der Welt: Furcht anstatt Ruhe in Gott (Vers 30) und schreckliche Unmoral. Diese geht oft Hand in Hand mit übermässigem Alkoholgenuss. Die Töchter Lots denken und handeln ganz «nach der Weise aller Welt».

Die Söhne der Töchter Lots, die von ihrem Vater schwanger geworden sind, werden die Stammväter von zwei Völkern: Moab und Ammon. Beide Nationen werden zu ständigen Feinden des irdischen Volkes Gottes. Über den Tod von Lot teilt uns die Bibel nichts mit.

Beim Lesen dieser Mitteilungen in Gottes inspiriertem Wort denken wir an einen Vers aus dem Neuen Testament: «Alle diese Dinge … sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist» (1. Korinther 10,11).

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Abraham bei Abimelech

Auf seinen Zügen durch das Land Kanaan kam Abraham nach Gerar, ins Gebiet des Philisterkönigs Abimelech. Dort fiel er wieder in die gleiche Sünde wie zur Zeit, als er nach Ägypten gezogen war: Er verleugnete seine Frau und sagte, sie sei seine Schwester. Weshalb log er zum zweiten Mal? Die Antwort scheint in Vers 13 zu liegen. Als der heidnische König ihn wegen seines Betrugs zur Rede stellte, teilte ihm Abraham die trügerische Übereinkunft zwischen sich und seiner Frau mit, die sie schon in Ur getroffen hatten. Sie bestand immer noch und war die Wurzel der Sünde, die er nun ein zweites Mal beging. Bis jetzt hatte er sie noch nicht verurteilt. So etwas gehört aber nicht ins Leben eines Gläubigen. Es muss gerichtet und beseitigt werden.

Glücklicherweise griff Gott ein. Er drohte Abimelech mit dem Tod, weil er Sara einfach genommen hatte, und hinderte den König daran, die Sünde des Ehebruchs zu begehen. So bekam Abraham seine Frau wieder zurück, ohne dass ihr etwas passiert war. Aber Gott konnte Abraham den Vorwurf aus dem Mund des heidnischen Mannes nicht ersparen. Wenn die Welt uns Gläubige zu Recht tadeln muss, ist das immer beschämend und keineswegs zur Ehre Gottes. Möge der Herr uns jeden Tag helfen, gerecht vor Ihm zu leben.

Trotz der Untreue Abrahams bekannte sich Gott zu ihm, denn Er sagte zu Abimelech: «Er ist ein Prophet und wird für dich bitten.» Als Abraham dann zu Gott betete, wirkte der Allmächtige zu Gunsten des heidnischen Königs und seines ganzen Hauses (Vers 17).

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Isaak wird geboren

Zu der von Gott bestimmten Zeit wird Isaak geboren. Man kann sich die Freude der hochbetagten Eltern gut vorstellen. Das Lachen Saras ist kein Lachen des Unglaubens mehr, sondern ein Lachen des frohen Glaubens. Das Wort des Herrn: «Ist für den Herrn eine Sache zu wunderbar?», hat in ihrem Herzen Glauben hervorgebracht (Hebräer 11,11). Und Gott hat in seiner Güte und Treue ein Wunder gewirkt.

Sobald Isaak heranwächst, gibt es Probleme mit seinem älteren Bruder Ismael, der den Kleinen verspottet. Die Reaktion Saras ist menschlich genauso verständlich wie die Empfindungen Abrahams, der beide Söhne liebte. Nun greift Gott ein und sagt, was zu tun ist. Hagar und ihr Sohn müssen weggeschickt werden. Doch die Verse 14-21 zeigen, wie Gott seine Verheissungen über Ismael erfüllt.

Für uns ist es wichtig, die geistliche Bedeutung zu verstehen, die in Sara und Isaak beziehungsweise Hagar und Ismael liegt, wie Galater 4,22-31 sie uns zeigt. Hagar illustriert das Gesetz vom Sinai. Ismael stellt den Menschen nach dem Fleisch dar, der versucht, aus eigener Kraft das Gesetz zu halten und so die Anerkennung Gottes zu finden. Doch wegen der Sünde, die im Menschen wohnt, schafft das keiner. Sara steht für den Grundsatz der Gnade. Isaak ist ein Bild derer, die die Gnade im Glauben für sich in Anspruch nehmen.

Die beiden Grundsätze – Gesetz und Gnade – sind unvereinbar. Wer meint, der geschenkten Errettung durch sein Tun noch etwas hinzufügen zu müssen, zerstört die Gnade.

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Abrahams Bund mit Abimelech

Dieser Abschnitt weist prophetisch auf das Tausendjährige Reich hin. Abimelech stellt die Nationen und Abraham das Volk Israel dar, das in der Zukunft eine Vorrangstellung einnehmen wird. So wie Abimelech anerkennt, dass Gott in allem mit Abraham ist (Vers 22), so werden einmal die Völker der Erde anerkennen, dass Gott mit Israel ist und seine Ansprüche an die Erde durch dieses Volk geltend machen wird.

Abimelech sucht das Wohlwollen Abrahams. In der Zukunft werden die Nationen wissen, dass sie nur dann gesegnet werden, wenn sie Israel und seinen Gott ehren. Deshalb werden sie Jahr für Jahr zum Laubhüttenfest nach Jerusalem hinaufziehen (Sacharja 14,16-19).

Wir können aus diesen Versen auch praktische Belehrungen für uns entnehmen. In Abraham sehen wir einen Gläubigen, der zwar versagt hat (1. Mose 20), sich sonst jedoch vorbildlich verhält, so dass die Welt anerkennend sagt: «Gott ist mit dir in allem, was du tust.» Wie schön wäre es, wenn auch wir ein so gutes Zeugnis von denen hätten, die draussen sind (1. Timotheus 3,7).

Vers 25 gibt uns eine weitere praktische Lektion. Der Glaubende kämpft nicht für seine Rechte in dieser Welt (Matthäus 5,40). Aber er darf auf ein Unrecht, das ihm zugefügt worden ist, aufmerksam machen (Johannes 18,23).

Wie ermunternd ist Vers 33! Abraham pflanzte eine Tamariske und bezeugte dadurch seinen Glauben an die Verheissungen Gottes. Das Land sollte einmal seinen Nachkommen gehören.

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Abrahams Glaube wird erprobt

Wir haben hier einerseits den Höhepunkt im Glaubensleben von Abraham und anderseits einen prophetischen Hinweis auf das, was am Kreuz von Golgatha geschah, als der Herr Jesus den Opfertod erlitt. Mit Ehrfurcht denken wir an beide Seiten.

Durch die Prüfung, die Gott über Abraham brachte, zeigte sich, dass der Glaube des Patriarchen auch der grössten Belastungsprobe standhielt. Gott verlangte wohl das Schwerste von Abraham. Doch ohne zu zögern und ohne Fragen zu stellen, stand er frühmorgens auf und machte sich mit Isaak auf den Weg nach Morija. Das letzte Stück des Weges legten Vater und Sohn allein zurück. Da stellte Isaak die Frage nach dem Schaf zum Brandopfer. Die Antwort des Vaters macht klar, wie er seinem Gott unerschütterlich vertraute. Ohne sich zu wehren, liess sich Isaak binden und auf den Altar legen. Als Abraham seine Hand mit dem Messer ausstreckte, griff der Herr ein.

Diese Begebenheit erinnert an Golgatha. Doch wir müssen zugeben, dass wir das Geschehen dort nie ganz erfassen werden. Wir gleichen den Knaben, die zurückbleiben mussten (Vers 5). Das Holz, das Abraham auf Isaak legte, betont, dass ein Mensch am Kreuz unsere Stelle im göttlichen Gericht einnehmen musste, damit unsere Sünden gesühnt werden konnten. Das Feuer und das Messer reden vom Gericht, mit dem der heilige Gott Sünden bestrafen und die Sünde verurteilen muss. In den drei Stunden der Finsternis am Kreuz entlud sich dieses Gericht über den Heiland. Doch auf dem ganzen Weg gingen Vater und Sohn miteinander (Johannes 16,32).

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Abrahams Glaube wird belohnt

Nach bestandener Erprobung seines Glaubens durfte Abraham anstelle seines Sohnes einen Widder opfern, der sich im Gestrüpp verfangen hatte. Mit welcher Erleichterung gab der Patriarch jenem Ort den Namen «Der Herr wird ersehen». Ja, für Isaak hatte Gott einen Ersatz vorgesehen. Doch für unseren Erlöser gab es keinen Stellvertreter. Er musste leiden und sterben. Er allein konnte dieses unermesslich grosse und schwere Werk vollbringen. Wir bewundern Ihn, dass Er es getan hat!

Nun kam der Herr ein zweites Mal in der Gestalt eines Engels zu Abraham und belohnte ihn für seinen Gehorsam. Weil er bis zum Äussersten gegangen war, überschüttete ihn der Herr mit reichem Segen und verhiess ihm eine grosse Nachkommenschaft. Im Blick auf den Herrn Jesus und die Ergebnisse seines Opfertodes denken wir an Jesaja 53,11: «Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen.» Diese Frucht umfasst alle Erlösten!

In Vers 18 ist von einem Nachkommen in Einzahl die Rede. Nach Galater 3,16 ist dieser Nachkomme Christus selbst. Von Ihm, in Ihm und durch Ihn werden im Tausendjährigen Reich alle Nationen gesegnet werden.

In Vers 19 wird zum dritten Mal in diesem Kapitel von einem «Miteinander» gesprochen. Jetzt sind die Knaben – ein Bild der Glaubenden – auch dabei. Ja, «unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus» (1. Johannes 1,3).

In Vers 23 wird Rebekka erwähnt. Sie weist auf die Versammlung hin, die auch zur Frucht des Opfertodes von Jesus Christus gehört.

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Saras Tod und Begräbnis

Mit 127 Jahren starb Sara, die Frau Abrahams, mit der er jahrzehntelang den Weg des Glaubens gegangen war. Sie war schon seine Frau, als Abraham in Mesopotamien von Gott berufen wurde, sein Land, seine Verwandtschaft und das Haus seines Vaters zu verlassen, um in das Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen wollte. Wie vieles hatten die beiden gottesfürchtigen Eheleute, die selber nicht fehlerlos waren, miteinander und mit ihrem Gott erlebt! Nun war Abraham allein. Wir verstehen seine Trauer und seine Tränen. Aber er glaubte an eine Auferstehung. Deshalb wurde er von der Trauer nicht überwältigt.

Wo sollte er seine Tote begraben? Er besass ja kein Stück Land! Wie Abraham beim Kauf des Feldes mit den heidnischen Bewohnern Kanaans verhandelte, ist sehr lehrreich für unseren Umgang mit ungläubigen Menschen der Welt. Er bekannte von sich: «Ich bin ein Fremder.» Als Himmelsbürger sind wir hier ebenfalls Fremde. Die Kinder Heth antworteten ihm: «Du bist ein Fürst Gottes unter uns.» Sie anerkannten die Würde und das korrekte Verhalten dieses Gläubigen. Zweimal heisst es, dass Abraham sich vor dem Volk des Landes verneigte. Wir sollen unseren Mitmenschen mit der nötigen Ehrerbietung begegnen, ihre Rechte respektieren und ihnen das geben, was ihnen zusteht. Als Ephron ihm das Feld mit der Höhle von Machpela schenken wollte, bestand Abraham darauf, es zum vollen Preis zu kaufen. Er hatte früher schon einmal die Geschenke der Welt abgelehnt (1. Mose 14,21-24). Nachdem der Kauf offiziell abgeschlossen war, konnte Abraham seine Sara begraben.

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Abrahams Auftrag an seinen Knecht

In diesem Kapitel zeigt uns der Heilige Geist, was Abraham unternahm, damit sein Sohn die von Gott gewollte Frau bekam. Einerseits können gläubige Menschen, die «im Herrn» heiraten möchten, aus dieser Begebenheit wichtige Grundsätze zur Heirat erkennen. Anderseits ist Rebekka, die die Frau Isaaks wird, ein schönes Bild der Versammlung und ihrer Beziehung zum Herrn Jesus.

Es liegt Abraham sehr daran, dass Isaak keine Kanaaniterin heiratet, sondern jemand aus seiner Verwandtschaft. Deshalb schickt er seinen wichtigsten Knecht mit einem Auftrag nach Mesopotamien, wo die Verwandten Abrahams leben. Der Knecht geht und nimmt «allerlei Güter» mit, die den Reichtum seines Herrn beweisen. Sobald er am Ziel – bei der Stadt Nahors – ankommt, betet er zu Gott, damit Er ihm die richtige Frau zeige.

Die ernsten Worte Abrahams an seinen Knecht unterstreichen die klare Aussage aus 2. Korinther 6,14: «Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen.» Ein Gläubiger oder eine Gläubige soll niemals eine eheliche Verbindung mit einem ungläubigen Partner eingehen. Auf einer solchen Ehe, vor der uns die Bibel warnt, kann der göttliche Segen nicht ruhen.

Ausserdem möchte Gott, dass die Heirat eines gläubigen Mannes mit einer gläubigen Frau von Ihm ausgeht. Wie wichtig ist es daher, dass der Mann diese wichtige Entscheidung zuerst im Gebet mit dem Herrn bespricht, damit Gott ihm die Frau zeigen kann, die Er für ihn vorgesehen hat.

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Die Begegnung mit Rebekka

Kaum hat der Knecht Abrahams sein Gebet beendet, kommt eine ihm unbekannte junge Frau zum Brunnen. Sie reagiert genau so, wie er es im Gebet zu Gott gesagt hat. Wir verstehen gut, dass es heisst: «Der Mann sah ihr staunend zu.» War dies bereits die Antwort auf sein Gebet?

Die Verse 15-21 sind eine Ermunterung für jeden gläubigen Mann, der den Weg in die Ehe mit dem Herrn gehen möchte. Wenn du die Angelegenheit zu einem aufrichtigen Gebetsanliegen machst und bereit bist, auf den Herrn zu warten, wird Er dir antworten. Er hat sich seit den Tagen Abrahams nicht verändert.

Was tut der Knecht, nachdem er erfahren hat, wer Rebekka ist? Er dankt dem Herrn und preist Ihn für seine Güte. Und wir? Kommt es nicht manchmal vor, dass wir aus Freude über die Erhörung unserer Bitten das Danken vergessen?

Nun nimmt die Sache, die am Brunnen vor der Stadt ihren Anfang genommen hat, ihren weiteren Verlauf. Nachdem Rebekka zu Hause alles erzählt und die kostbaren Geschenke gezeigt hat, läuft ihr Bruder Laban zur Quelle und lädt den Knecht Abrahams ein.

Rebekka weist in der vorbildlichen Bedeutung auf die Versammlung Gottes hin. Doch in diesen Versen ist sie vor allem ein Bild von jungen Gläubigen, die von Christus und dem geistlichen Reichtum, der in Ihm zu finden ist, noch wenig wissen. Doch der Heilige Geist, den wir im Knecht Abrahams sehen können, bemüht sich, ihre Herzen für den Herrn Jesus zu gewinnen.

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Der Knecht berichtet

Nun wird der Knecht Abrahams als Gast ins Haus der Familie von Bethuel aufgenommen und mit allem Nötigen versorgt. Doch vor dem gemeinsamen Essen möchte er seinen Auftrag loswerden. Man ermuntert ihn: «Rede!» Dann erzählt er alles. Er beginnt mit einer Beschreibung Abrahams und seines grossen Reichtums, den er seinem Sohn Isaak übergeben hat. Dann spricht der Knecht von seinem Auftrag. Zuletzt berichtet er von seinen persönlichen Erfahrungen mit Gott und von der Begegnung mit Rebekka. Für ihn ist die Sache klar (Vers 48). Doch entscheiden muss die Familie Bethuels.

Was hat das Verhalten des Knechts einem Mann zu sagen, dem im Gebet und in der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus klar geworden ist, wer seine Frau werden soll? Wenn er nun mit dieser Person spricht, ist es wichtig, dass er nicht mit seinen Erfahrungen und seinerÜberzeugung beginnt. Damit würde er die Frau, die davon bis jetzt nichts weiss, unter Druck setzen. Der Mann soll wirklich um die Frau werben, wie es hier der Knecht Abrahams tut.

Wenn wir an den Heiligen Geist denken, der uns im Knecht vorgestellt wird, dann sehen wir in seinem Verhalten das Bemühen des Geistes um uns. Er will uns durch das geschriebene Wort den unendlichen Reichtum und die Grösse unseres Gottes und Vaters vorstellen. Er möchte uns aber auch die ewige Beziehung der Liebe zwischen Gott, dem Vater, und Gott, dem Sohn, zeigen. Das grosse Ziel seines Wirkens ist, die Zuneigungen unserer Herzen für den Herrn Jesus zu wecken, dem wir durch den Glauben gehören.

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Rebekka wird die Frau von Isaak

Nachdem der Knecht ausgeredet hat, anerkennt die Familie Bethuels: «Von dem Herrn ist die Sache ausgegangen.» Für sie gibt es keinen offensichtlichen Grund, der Heirat Rebekkas mit Isaak nicht zuzustimmen. Wie froh ist der Knecht über diese Antwort! Überwältigt von der Güte Gottes beugt er sich zur Erde nieder. Dann packt er die vielen mitgebrachten Kostbarkeiten aus und gibt sie nicht nur Rebekka, sondern auch ihrem Bruder und ihrer Mutter.

Dieser Schmuck spricht bildlich vom «unergründlichen Reichtum des Christus» (Epheser 3,8). Der Heilige Geist stellt uns diesen himmlischen Schatz vor, um unsere Herzen für den Herrn Jesus zu erwärmen und sie mit Ihm im Himmel zu verbinden.

Am nächsten Morgen will der Knecht mit Isaaks Braut zurückkehren. Rebekka ist bereit, zu dem zu gehen, den sie durch die Erzählung des Knechts kennen gelernt und der ihr Herz gewonnen hat. Es ist ihre persönliche Entscheidung (Verse 57.58).

Über die lange Reise wird uns nichts berichtet. Die Schlussverse des Kapitels beschreiben das Zusammentreffen von Rebekka mit Isaak und wie sie seine Frau wurde, die er lieb hatte. Wie rein und schön ist der Anfang dieser Ehe! Wenn gläubige Menschen sich heute im Blick auf Heirat und Ehe nach den biblischen Anweisungen richten und auf den Herrn warten, werden sie ebenfalls solch schöne Erfahrungen machen. – In der geistlichen Anwendung reden diese Verse vom Augenblick, an dem das «Ausharren des Christus» ein Ende hat und Er die Versammlung zu sich heimholen wird.

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Abrahams Tod und Begräbnis

Wann Abraham seine Nebenfrau Ketura geheiratet hat, ist aus dem 1. Buch Mose nicht ersichtlich. Aus 1. Chronika 1,28-34 kann man wohl schliessen, dass Ketura zu Lebzeiten von Sara eine Nebenfrau Abrahams war. Sie wird jedoch erst jetzt erwähnt, um das prophetische Bild vollständig zu machen. Die Söhne der Ketura sprechen von den Nationen, die im Tausendjährigen Reich unter der Regierung des Herrn Jesus in den Genuss des Segens Abrahams kommen (1. Mose 22,18).

Vor seinem Tod regelte Abraham seinen Nachlass. Der Haupterbe war Isaak. Doch auch die Söhne der Nebenfrauen gingen nicht leer aus. Abraham sorgte dafür, dass sie zu seinen Lebzeiten von Isaak wegzogen. Es sollte keinen Streit unter den Erben geben.

Abraham starb im Alter von 175 Jahren. Seine beiden Söhne Ismael und Isaak begruben ihn in der Höhle von Machpela, wo bereits Sara begraben worden war.

Von nun an lag der Segen Gottes auf Isaak, dem Sohn der Verheissung. Er wohnte beim Brunnen Lachai-Roi. Es ist der Brunnen des Lebendigen, der sich schauen lässt (1. Mose 16,14). Wir denken an den Herrn Jesus. Er ist der Lebendige, von dem aller Segen zu uns Gläubigen fliesst.

Buchtipp: Abraham – der Freund Gottes

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