Hirte und Schafe
In Johannes 10 stellt sich der Herr Jesus als der Hirte vor. Die Gläubigen sind seine Schafe. Betrachten wir den Hirten, um seine Grösse zu sehen! Freuen wir uns an dem, was Er über die Schafe sagt!
Der Hirte
«Ich bin der gute Hirte; der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe» (Joh 10,11). Was den guten Hirten vor allem kennzeichnet, ist die Tatsache, dass Er sein Leben für die Schafe lässt. Sie wären für immer verirrt und verloren geblieben, wenn der gute Hirte nicht gekommen wäre, um sie zu suchen und zu erretten. Er hat am Kreuz sein Leben in den Tod gegeben und ist den verlorenen Schafen nachgegangen, bis Er sie gefunden hat. Darum ist Er der gute Hirte.
Das Herz des Herrn Jesus wird uns durch seinen Tod am Kreuz offenbart. In uns war nichts Anziehendes für seine Liebe. Nichts in uns veranlasste Ihn, unseren Platz im Gericht einzunehmen und uns durch sein kostbares Blut zu erkaufen. Trotzdem liess Er sein Leben für uns. Sogar als sich die völlige Bosheit des Menschen zeigte, war Er bereit, auch seinerseits völlig zu offenbaren, was Er ist. Wenn die Sonne durch dunkle Wolken bricht, erscheint uns ihr Licht nur umso strahlender. Genauso war es am Kreuz. Auf dem düsteren Hintergrund der menschlichen Bosheit erstrahlte die Liebe und die Gnade unseres Erlösers umso herrlicher.
Vom guten Hirten wird auch gesagt: «Er ruft seine eigenen Schafe mit Namen» (Joh 10,3). Zur bestimmten Zeit richtet Er sein wirksames Wort an sie und bringt sie dahin, seine Stimme als die des guten Hirten zu erkennen. So ruft Er alle seine Schafe zusammen, bis das letzte, das in den Bergen oder in der Wüste umherirrt, zu seiner Herde gebracht ist.
Der gute Hirte gibt seinen Schafen ewiges Leben (Joh 10,28). Aber dazu ist Glauben an Ihn nötig (Joh 3,36). Er ist die Tür und jeder, der durch Ihn eingeht, wird errettet und bekommt neues Leben. Aber ohne diesen persönlichen Glauben an den Herrn Jesus kann man das ewige Leben nicht besitzen. Nach Gottes Willen ist der Glaube das einzige Mittel, um gerettet zu werden. Darum kennzeichnet der Glaube die Schafe als solche, die dem Herrn gehören. Er bewirkt auch, dass sie sich von der Welt absondern.
Der Hirte sagt: «Ich kenne sie» (Joh 10,27). Welch tiefer Trost für die Seinen! Obwohl wir auf dem Weg durch die Wüste unter seiner Führung stehen, ist unser Glaube oft schwach. Dann stehen wir in Gefahr, an seiner Liebe zu zweifeln. Doch seine Worte «Ich kenne meine Schafe» beruhigen das ängstliche Herz und zerstreuen jede Furcht. Wir dürfen glaubensvoll festhalten, dass Er immer auf uns blickt, alle unsere Umstände sieht und jedes Bedürfnis kennt.
Der gute Hirte bewahrt seine Schafe: «Ich gebe ihnen ewiges Leben und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben» (Joh 10,28). Damit sichert Er den Seinen absolute Bewahrung zu. Aus der Hand des Mietlings kann der Wolf die Schafe rauben, aber nicht aus der Hand des guten Hirten. Wie gibt diese wunderbare Zusage unseren Herzen eine unerschütterliche Ruhe!
Die Schafe
«Meine Schafe hören meine Stimme» (Joh 10,27). Das ist eins ihrer wichtigsten Merkmale. Wie wir schon festgestellt haben, ruft der Hirte die eigenen Schafe mit Namen. Sie hören seine Stimme und kennen sie. Darum gehören sie zu seinen Schafen.
Der Herr sagt von seinen Schafen: «Einem Fremden aber werden sie nicht folgen» (Joh 10,5). Das macht die Sicherheit seiner Herde aus. Ein Fremder mag versuchen, die Stimme des Hirten nachzuahmen. Doch die Schafe merken sofort, dass nicht der gute Hirte zu ihnen spricht. Um vor dem Irrtum bewahrt zu bleiben, müssen wir nicht über alle falschen Lehren Bescheid wissen. Im Gegenteil! Es genügt uns, die Stimme des Hirten zu kennen. Unsere Sicherheit besteht darin, dass wir auf sein Wort hören und es immer besser kennen lernen. Das schützt uns vor den Gefahren und ist zu unserem Segen.
Als Folge davon, dass die Schafe die Stimme ihres Hirten hören und kennen, folgen sie Ihm (Joh 10,4). Massgebend für sie ist der Wille des Hirten. Sobald sie aufhören, Ihm zu folgen, gehen sie in die Irre. Um dem Hirten zu folgen, blicken die Schafe auf Ihn. Dann sehen sie, in welche Richtung Er geht. Sie überlassen alles dem Hirten: An Ihm ist es, die drohende Gefahr zu erkennen, für Nahrung zu sorgen und ihnen den Weg zu zeigen. Ihre Verantwortung besteht nur darin, Ihm zu folgen, und zwar überall, wohin Er sie führt. Sie folgen Ihm, bis Er kommt, um sie heimzubringen.
Von den Schafen wird auch gesagt, dass sie den Hirten kennen. Sie kennen nicht nur seine Stimme, sondern auch Ihn selbst (Joh 10,14.15). Das ist der höchste Segen, den die Schafe besitzen. Der gute Hirte bejaht mit Bestimmtheit, dass seine Schafe Ihn kennen. Wie könnte es auch anders sein, wenn man seine Liebe geniesst? Der Herr setzt nicht voraus, dass in dieser Erkenntnis eine Abschwächung eintreten könnte. Er redet auch nicht davon, wie die Schafe diese Erkenntnis verwirklichen. Er stellt einfach fest, was die Seinen kennzeichnet. So ist zwischen dem Hirten und den Schafen die Grundlage zu einer völligen Gemeinschaft gelegt, wie sie zwischen Ihm und seinem Vater besteht. Um dies zu erreichen, hat der Hirte sein Leben gegeben.