Der Herr Jesus und die Kinder
Die Jünger waren gerade im Gespräch mit dem Herrn Jesus. Da wurden Kinder zu Ihm gebracht, damit Er sie anrühre. Seine Jünger empfanden diese Unterbrechung als eine lästige Störung und wollten sie fortschicken. Sie wünschten, mit ihrem Meister allein zu sein und Ihn ganz für sich zu haben.
Als aber Jesus es sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen, wehrt ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes (Mk 10,14).
Nirgendwo sonst lesen wir, dass der Herr über seine Jünger unwillig geworden wäre. Wohl schalt Er einmal ihren Unglauben und ihre Herzenshärte. Er nahm sie auch auf die Seite, um ihnen eine Lektion zu erteilen. Aber nie sonst hören wir, dass die Jünger seinen Unwillen hervorriefen.
In ihrer Einstellung gegenüber den Kindern standen sie im scharfen Gegensatz zum Herrn. Sie hatten seine Empfindungen verletzt, als sie die Kleinen herzlos fortschicken wollten.
Der Herr Jesus war doch der Freund der Kinder! Er liebte sie. Er war für sie gekommen, um sie zu erretten (Mt 18,10-14).
Jesus nimmt die Kinder auf die Arme
Der Herr wollte die Kinder, die zu Ihm gebracht wurden, in seiner Nähe haben. Nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder sollten seine segensreiche Gegenwart erfahren, damit Er ihnen sein Herz der Liebe offenbaren konnte.
Sein fester Grundsatz war: «Solcher ist das Reich Gottes.» Die Kinder sollen ins Reich Gottes eingehen und seinen Segen geniessen. Sie haben sogar den Erwachsenen etwas voraus und stehen dem Reich Gottes näher als sie. Darum sagt der Herr: «Wer irgend das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird nicht dort hineinkommen» (Mk 10,15). Solange der Mensch noch auf seine eigene Weisheit und auf sein eigenes Können pocht, ist er nicht fähig, ins Reich Gottes einzugehen. Er muss so einfältig und abhängigkeitsbewusst werden wie ein Kind.
«Er nahm sie in die Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie» (Mk 10,16). Anbetungswürdiger Herr! Er, der Himmel und Erde geschaffen hat und über Legionen von Engeln gebieten kann, kümmert sich um Kinder und nimmt sie in seine Arme. Es ist so, wie ein Christ einmal gesagt hat: «Ich könnte mir nicht vorstellen, dass der grosse Philosoph Sokrates Kinder in die Arme genommen hätte. Aber der Herr Jesus, dessen Name über allen Namen ist, hat sie an sein Herz gedrückt.»
Bleibe einen Augenblick vor diesem erhabenen Bild stehen: Jesus nimmt die Kinder in seine Arme und segnet sie!
Welch eine Lektion für die Jünger – und für uns! Wir freuen uns über den Segen, den wir persönlich durch den Umgang mit dem Herrn bekommen. Doch es stellt sich die Frage: Denken wir auch an die inneren Bedürfnisse unserer Kinder? Nur der Herr Jesus kann sie stillen.
Die Kinder loben den Herrn
Am Ende seines Lebens auf der Erde nahm der Herr Jesus die Kinder nochmals in Schutz – diesmal gegen die Pharisäer. Kurz zuvor war Er auf einer Eselin reitend in die Stadt Jerusalem eingezogen. Da hatte Ihm die Volksmenge zugerufen: «Hosanna dem Sohn Davids!» Etwas später trat Er in den Tempel. Der Zuruf der Volksmenge war verstummt, aber Kinder waren dem Herrn Jesus nachgefolgt. Was sie von den Erwachsenen gehört hatten, setzten sie mit kindlicher Begeisterung im Tempel fort und riefen: «Hosanna dem Sohn Davids!» (Mt 21,15).
Die Pharisäer, die das laute Treiben der Wechsler und der Taubenverkäufer ohne Weiteres duldeten, ärgerten sich über die Zurufe der Kinder. Sie erwarteten, dass der Herr Jesus sie zum Schweigen bringen würde. Er aber sprach zu ihnen: «Ja, habt ihr nie gelesen: ‹Aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet›?» (Mt 21,16).
Mitten in einer feindseligen Atmosphäre war dieses Lob vonseiten der Kinder liebliche Musik für seine Ohren und Balsam für sein Herz. Die Kinder werden den Sinn der Worte, die sie da aussprachen, kaum in vollem Umfang verstanden haben. Die Pharisäer mögen diese Zurufe als blosse Nachahmung bewertet haben. Aber der Herr nahm dieses Lob der Kinder als vollwertig an. Wie sehr hatten sie kurz vor seinem Tod sein Herz erquickt!
Wenn die Kinder auch nicht alles verstanden, so wussten sie doch, dass der Herr Jesus ein Freund der Kinder war, der sie liebte. Darum fühlten sie sich zu Ihm hingezogen. Welch ein Gegensatz zu den religiösen Führern, die Ihn ablehnten!
Gott sorgte dafür, dass sein Sohn diese letzte Ehre vor dem Kreuz aus dem Mund der Kinder bekam, als Zeugnis gegen die Pharisäer. Zugleich war es eine persönliche Ermunterung für Jesus vor den schweren Stunden, die auf Ihn zukamen.
Ja, «aus dem Mund der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet» (Mt 21,16). Mit diesen Worten verliess der einsame Fremde den Tempel und ging hinaus nach Bethanien, um dort zu übernachten.