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Das Recht, Kinder Gottes zu werden

So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind (Johannes 1,12.13).

Keine Anmassung

Das Neue Testament spricht an verschiedenen Stellen davon, dass wir Kinder Gottes sind (z.B. Röm 8,16; Phil 2,15; 1. Joh 3,1). Manche glauben, es wäre Anmassung, so etwas von sich zu behaupten. Der eingangs zitierte Vers sagt das Gegenteil. Er spricht sogar von einem Recht, ein Kind Gottes zu sein – und nennt zugleich die Voraussetzungen, die gegeben sein müssen, um dieses Recht zu haben.

Das Wort Recht bedeutet in diesem Zusammenhang, dass jemand die Befugnis oder Berechtigung hat, etwas zu tun oder zu sagen. Dieses Recht kann man nicht kaufen. Es wird nicht vererbt. Man kann es sich nicht erarbeiten. Es ist vielmehr eine Gabe Gottes und deshalb reine Gnade. Jeder menschliche Verdienst ist ausgeschlossen. Es ist klar, dass das Kreuz unseres Heilands die Voraussetzung ist, denn ohne sein Erlösungswerk könnte es diese Befugnis nicht geben.

Die Tatsache, dass die Bibel von einem Recht spricht, vermittelt uns Sicherheit und Gewissheit. Es kann nicht den geringsten Zweifel daran geben, dass Menschen, die an den Namen und das Werk des Herrn Jesus glauben, Kinder Gottes sind. Es ist keine Anmassung, das zu behaupten. Johannes schreibt in seinem ersten Brief von dieser Sicherheit und Zuversicht: «Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heissen sollen! Und wir sind es» (1. Joh 3,1). Es ist eine segensreiche Tatsache!

Kindschaft

Ein Kind Gottes zu sein ist eine Segnung, die untrennbar mit dem Christentum verbunden ist. Im Alten Testament war das in dieser Form unbekannt. Menschen, die den Sohn Gottes aufnehmen und an seinen Namen glauben, bilden jetzt einen Teil der Familie Gottes. Kindschaft ist zwar ein persönliches Vorrecht, denn jeder Glaubende ist ein Kind Gottes. Gleichzeitig verbindet uns diese Segnung mit den anderen in Gottes Familie, d.h. mit denen, die ebenfalls an den Herrn Jesus glauben und Ihn aufnehmen.

Wir dürfen Kindschaft nicht mit Sohnschaft verwechseln. Das Neue Testament zeigt beide Segnungen, die uns geschenkt sind (vgl. Röm 8,15.16, wo Paulus beide zusammen erwähnt). Kindschaft hat mit Leben und Beziehung zu tun. Sohnschaft ist mit dem Ratschluss Gottes und unserer Stellung in Christus verbunden. Wir sind eben keine Knechte (Sklaven) mehr, sondern Söhne. Wir sind nicht mehr gebunden, sondern frei. Wir sind in eine ganz neue Stellung gebracht und als Söhne eingesetzt worden, weil Gott uns angenommen (oder adoptiert) hat (Eph 1,5).

Kindschaft ist eine Beziehung von Leben und Natur und hat mit Geburt zu tun. Man wird nicht in die Familie Gottes aufgenommen, sondern man wird hineingeboren. Sohnschaft hingegen ist – wenn es um uns geht – eine Stellung, in die wir durch den Heiligen Geist versetzt worden sind. Gott hat uns zur Sohnschaft bestimmt, d.h. Er hat uns in diese Stellung gebracht. Darüber hinaus steht Sohnschaft in Verbindung mit Reife und Einsicht in die Gedanken Gottes. Kindschaft legt den Nachdruck auf die Tatsache, dass wir wahrhaftig aus Gott geboren sind. Es geht um neues Leben und um die Natur Gottes. Als Kinder sind wir in diesem Sinn «Teilhaber der göttlichen Natur» (2. Pet 1,4), weil wir durch die neue Geburt Kinder Gottes werden.

Die Tatsache, ein Kind Gottes zu sein, ist Vorrecht und Verantwortung zugleich. Das Vorrecht besteht darin, in Gott einen liebenden Vater zu haben, der uns durch und durch kennt und zu dem wir mit allem kommen können, was uns bewegt. Der Vater selbst hat uns lieb (Joh 16,27). Die Verantwortung besteht darin, uns der Würde von Kindern Gottes entsprechend zu verhalten und sowohl in Liebe als auch als Kinder des Lichts zu leben (Eph 5,1.8). Ein Kind Gottes soll im täglichen Leben die Wesenszüge Dessen zeigen, der es geboren hat, nämlich Licht und Liebe.

Ihn aufnehmen

Wer ein Kind Gottes werden will, muss als erste Voraussetzung den Herrn Jesus aufnehmen. Leider tun das nicht alle. Die Mehrheit der Menschen lehnt Ihn ab. Deshalb heisst es: «So viele ihn aber aufnahmen.» Glücklich jeder, der das getan hat! Dabei geht es nicht darum, eine Lehre anzunehmen oder einer Religion beizutreten, sondern es geht um seine Person. Wir müssen Ihn annehmen.

Jemand aufnehmen bedeutet, dass man ihn «zu sich nimmt» oder «empfängt». Es geht darum, dass etwas, das angeboten wird, aktiv genommen, erfasst oder ergriffen wird. Viele Menschen verschliessen sich dem Herrn. Sie wollen Ihn nicht haben. Das Volk der Juden als Ganzes hat Ihn damals aktiv abgelehnt (Joh 1,11). Wer Ihn jedoch aufnimmt, öffnet sich für die Wahrheit und kommt ins Licht. Er erkennt, wer Gott ist und wer wir Menschen sind. Er nimmt ebenso an, dass Jesus Christus als Retter auf die Erde gekommen ist. Mit anderen Worten: Ihn anzunehmen bedeutet eigentlich nichts anderes, als sich zu bekehren.

An seinen Namen glauben

Das ist die zweite Voraussetzung, die genannt wird. Man kann Ihn nicht wirklich innerlich aufnehmen, ohne an seinen Namen zu glauben. Mehr wird nicht erwartet. Weniger allerdings auch nicht. Wer das nicht tut, hat keine innere Beziehung zu Gott und wird nie ein Kind Gottes werden.

Der Name steht in der Bibel häufig für das, was eine Person von sich offenbart. Wer an seinen Namen glaubt, glaubt an das, was Er ist und an das Werk, das Er vollbracht hat. «Er» bzw. «sein Name» bezieht sich nicht auf Gott, sondern auf den Sohn Gottes, das ewige Wort. Wer an den Namen des Sohnes Gottes glaubt, nimmt Ihn an. Er sagt «ja» zu dem, was die Bibel über Ihn offenbart. An seinen Namen zu glauben ist mehr, als die historische Existenz von Jesus Christus für wahr zu halten. Es ist mehr als ein intellektuelles Akzeptieren biblischer Wahrheiten über Ihn. Es geht darum, Ihn als Gabe Gottes für sich persönlich in Anspruch zu nehmen.

«Aufnehmen» und «glauben» sind in diesem Vers untrennbar miteinander verbunden. Man kann Ihn nicht wirklich annehmen, ohne an Ihn zu glauben, und man kann nicht an Ihn glauben, ohne Ihn zugleich aufzunehmen.

Dazu eine kurze Illustration: Ein Patient, der von einer giftigen Schlange gebissen worden ist, wendet sich an einen Arzt. Dieser verschreibt ihm ein Medikament und versichert ihm, dass es wirksam ist. Der Patient muss nun nicht nur glauben, dass der Arzt die Wahrheit sagt, sondern er muss das Medikament auch tatsächlich einnehmen. Wenn er nur davon überzeugt ist und glaubt, dass die Medizin ihm helfen wird, sie jedoch nicht einnimmt, nützt ihm der Glaube an die Worte des Arztes und an die Wirksamkeit des Medikaments nichts. Er muss die Medizin in sich aufnehmen, um ihre Wirkung zu erfahren.

Ein Beispiel für jemand, der an den Namen des Sohnes Gottes geglaubt hat, finden wir in Johannes 9,35-38. Dort wird die Begebenheit von einem Mann geschildert, der von Geburt an blind war und den der Herr Jesus geheilt hat. «Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten; und als er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes? Er antwortete und sprach: Und wer ist es, Herr, damit ich an ihn glaube? Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn ja gesehen, und der mit dir redet, der ist es. Er aber sprach: Ich glaube, Herr; und er warf sich vor ihm nieder.»

Konsequenz

Mit grosser Dankbarkeit denken wir an den Tag zurück, an dem wir Ihn «aufgenommen» und «an seinen Namen geglaubt» haben. Wir haben deshalb das Recht, Kinder Gottes zu heissen. Wir kennen einen Vater im Himmel, der uns liebt, sich um uns kümmert und mit dem wir alles teilen können. Dabei vergessen wir nicht, dass wir zugleich die Aufgabe haben, in dieser dunklen Welt als unbescholtene Kinder Gottes zu leben und wie Lichter zu scheinen. Wir gleichen Leuchttürmen oder Sternen, die göttliches Licht und Orientierung verbreiten (Phil 2,15; Dan 12,3).

Autor: Ernst-August Bremicker, Quelle: halte fest