Sie verwenden einen veralteteten Browser. Um das optimale Nutzungserlebnis zu haben, sollten sie einen anderen Browser verwenden.

Schriftart

Schriftgrösse

klein gross

Weitere Einstellungen

Leseplan: Mut und Gnade
1x
  • Erklärung ein-/ausblenden

Einleitung

In diesem geschichtlichen Bibelbuch wird der Name Gottes nicht erwähnt. Er wirkt im Hintergrund und führt seinen Plan mit dem Volk Israel trotz des feindlichen Widerstands aus.

  • Esther geht mutig zum persischen König, um für die Rettung des jüdischen Volkes zu bitten. Da erfährt sie seine Gnade.
  • Mordokai bleibt Gott, seinem Wort und seinem Volk treu. Nach einer Zeit der Bedrängnis kommt er zu hohen Ehren.

Kapitel 1 – 3: Die Bedrängnis der Juden
Kapitel 4 – 10: Die Rettung der Juden

Buchtipp: Betrachtung über das Buch Esther

Das Gastmahl des Königs

Das Buch Esther ist ein geschichtliches Buch der Bibel. Die darin berichteten Ereignisse spielten sich im persischen Weltreich unter dem Herrscher Xerxes I. ab. Er wird im Buch Esther König Ahasveros genannt. Es geht vor allem um das Schicksal der im persischen Reich lebenden Juden, die dem Aufruf von Kores, dem ersten Perserkönig, nicht gefolgt und nicht nach Jerusalem zurückgekehrt waren. Die in diesem Buch beschriebenen Geschehnisse fallen in die Zeit zwischen Esra 6 und 7.

Die Besonderheit des Buches Esther ist das vollständige Fehlen des Namens Gottes. Wir lesen auch nichts von einem Gebet, was auf eine Verbindung zu Ihm hinweisen würde. Gott wirkte jedoch hinter der Szene für sein irdisches Volk, zu dem Er sich wegen seines Ungehorsams nicht mehr offen bekennen konnte. Hier liegt auch die prophetische Bedeutung des Buches Esther. Es zeigt uns anhand geschichtlicher Ereignisse, wie Gott am Ende der Zeit für den treuen Überrest aus seinem Volk sorgen und ihn schliesslich durch das Kommen des Messias befreien wird.

Die Beschreibung des königlichen Gastmahls für die Mächtigen im Reich zeigt etwas von der herrlichen Grösse und dem überragenden Reichtum dieses Königs. Wir denken dabei an unseren Gott, der viel grösser und herrlicher ist als jeder menschliche König. Wie viele irdische Segnungen schenkt Er allen Menschen! (Matthäus 5,45; Apostelgeschichte 14,17). Das Gastmahl für das Volk erinnert an das Gastmahl der Gnade, das Gott für alle Menschen bereitet hat (Lukas 14,16-24). Doch viele wollen, wie die Königin Vasti, ohne Gott fröhlich sein.

Bibeltext anzeigen

Ahasveros verstösst Vasti

Die Weigerung Vastis, in ihrer Würde und Schönheit vor den König und seine Mächtigen zu treten, erschütterte die Autorität von Ahasveros aufs Tiefste. Wenn wir an die Vollmachten denken, die die persischen Herrscher besassen, dann war eine Auflehnung gegen ihre Autorität gravierend. Memukan, einer der sieben weisen Fürsten des Königs, erkannte sofort die weitreichenden Folgen des Verhaltens von Vasti. Es war eine reichsweite Autoritätskrise zu befürchten.

So wie Vasti sich weigerte, sich der Autorität ihres Ehemanns und Königs zu unterziehen, so verwerfen heute viele Menschen die Autorität Gottes, ihres Schöpfers. Sie nennen sich zwar noch Christen. Doch sie weigern sich, Gottes Schöpfungsordnung anzuerkennen. Sie lehnen sich gegen jede untergeordnete, aber von Gott gegebene Autorität auf. Auch wir als gläubige Christen stehen in Gefahr, hinter den menschlichen Autoritäten nicht mehr den Herrn als höchste Instanz zu sehen. Als Folge davon achten wir die Autorität des Ehemanns, der Eltern, der Vorgesetzten im Betrieb, der Regierungsbeamten gering.

Um dieser drohenden Autoritätskrise im Reich zu begegnen, wurde die auflehnerische Vasti abgesetzt. Zudem wurde ein königliches Gesetz erlassen, in dem festgeschrieben wurde, dass der Mann Herr in seiner Familie sei und er das Sagen habe. – Für uns Christen hat Gott im Neuen Testament klare Anordnungen über die Stellung von Mann und Frau, Eltern und Kindern, Herren und Knechte gegeben. Wir wollen sie mit der Hilfe des Herrn beherzigen und ausleben.

Bibeltext anzeigen

Esther erlangt Gunst

Zwischen Kapitel 1 und 2 verging eine nicht näher umschriebene Zeit. Nun wurde es dem persischen König schmerzlich bewusst, dass er keine Königin mehr hatte. Seine Diener schlugen ihm vor, sich nach einer neuen Königin umzusehen, was ganz im Sinn von Ahasveros war.

Nun werden zwei Personen aus dem Volk Israel eingeführt, die zu Hauptpersonen des ganzen Buches werden: Mordokai, ein Benjaminiter, der zu den Weggeführten aus Juda gehörte, und Hadassa oder Esther, die Tochter des Onkels von Mordokai, die eine Vollwaise war. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte Mordokai sie als Tochter angenommen. Aufgrund der königlichen Anordnung wurde auch Esther ins Frauenhaus aufgenommen. Sie beugte sich unter diese Demütigung, denn diese gehörte zu den Folgen der Sünden ihres Volkes (Nehemia 9,37).

Wenn wir nach der praktischen Belehrung fragen, die uns diese Verse geben wollen, dann finden wir sie wohl in Vers 9. Warum wurde Hegai, der Leiter des Frauenhauses, auf Esther aufmerksam? Warum begünstigte er sie und brachte sie in den besten Teil des Hauses? Das Verhalten Esthers gibt keine Anhaltspunkte. Zweifellos war sie eine schöne Jungfrau. Doch schön waren auch die anderen. Es gibt nur eine Erklärung: Gott wirkte hinter der Szene zugunsten seines Volkes, das in der Gefangenschaft lebte. Er hatte es nicht aufgegeben. Er gibt auch uns nicht auf, wenn Er uns in seinen Regierungswegen züchtigen muss. Das ist ein grosser Trost.

Bibeltext anzeigen

Esther wird Königin

Die Fürsorge Mordokais für seine Adoptivtochter ist sehr schön. Tag für Tag versuchte er zu erfahren, wie es ihr ging. Unwillkürlich denken wir an die prophetische Seite dieser Geschichte. Mordokai weist auf den Herrn Jesus hin und Esther ist ein Bild des gläubigen Überrests in der Zukunft, dem die Aufmerksamkeit seines Messias gilt.

Nachdem Esther bereits die Gunst von Hegai erlangt hatte, fand sie auch Gnade in den Augen aller, die sie sahen. Und als sie zum König geführt wurde, erlangte sie nicht nur Gnade und Gunst von ihm, er schenkte ihr auch seine Liebe und machte sie zur Königin an Vastis statt. Wieder müssen wir sagen: Nur weil Gott im Hintergrund alles lenkte, kam es so weit. Dies geschah vier Jahre nachdem Vasti verstossen worden war (Esther 1,3; 2,16).

Vasti ist in der prophetischen Erklärung dieses Buches ein Bild des christlichen Bekenntnisses, das nach der Entrückung der Gläubigen nur noch Bekenner ohne Leben aus Gott umfasst. Es endet als Babylon (Offenbarung 17 und 18). Erst wenn Gott sein Gericht an der christuslosen Christenheit vollzogen hat, wird Er den gläubigen Überrest aus Israel wieder als sein Volk anerkennen und sich sozusagen mit seinem Volk vermählen.

Mordokai suchte das Wohl des Königs, der Stadt und des Landes, wohin er weggeführt worden war (Jeremia 29,7). Dadurch konnte er einen Anschlag auf den König rechtzeitig vereiteln. Doch er blieb vorläufig ohne Belohnung für seine Loyalität.

Bibeltext anzeigen

Haman kommt an die Macht

Seit der Krönung Esthers zur persischen Königin waren wieder einige Jahre vergangen (Esther 2,16; 3,7). Da beförderte der König einen Amalekiter königlicher Abstammung mit Namen Haman und setzte ihn über alle Fürsten, die am Hof des Königs lebten.

Es ist offensichtlich, dass Haman, der in diesem Buch mehrmals als «Widersacher der Juden» bezeichnet wird, mehr als nur eine geschichtliche Bedeutung hat. Er wird zum Gegenspieler Mordokais und weist prophetisch auf den Antichristen hin, der in der zukünftigen Drangsalszeit auftreten und sich als Gott verehren lassen wird (2. Thessalonicher 2,3.4).

Alle, die sich irgendwie am Hof des Königs aufhielten, zollten Haman höchste Ehre – wie der König es geboten hatte – und knieten vor ihm nieder. «Aber Mordokai beugte sich nicht und warf sich nicht nieder.» Verstiess er damit nicht gegen die Obrigkeit? Nein, in diesem Fall traf Apostelgeschichte 5,29 zu: «Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen.» Mordokai kannte Gottes Urteil über Amalek, das Volk Hamans (2. Mose 17,16; 4. Mose 24,20; 1. Samuel 15,2.3). Als gottesfürchtiger Jude beugte er sich nicht vor dem, dessen Volk unter dem Urteil Gottes stand.

Vermutlich erklärte er denen, die ihn fragten: «Warum übertrittst du das Gebot des Königs?», dass er ein Jude sei und es ihm unmöglich sei, gegen Gottes Urteil über Amalek zu handeln. Mordokais Haltung weist prophetisch auf den gläubigen Überrest der Juden in der Endzeit hin, der sich weigern wird, den Antichristen als Messias anzuerkennen.

Bibeltext anzeigen

Haman will die Juden vernichten

Erneut erkennen wir das Handeln Gottes hinter der Szene. Zunächst bewirkte der Allmächtige, dass Haman nicht einfach Mordokai umbringen liess, sondern alle Juden im persischen Reich vertilgen wollte. Als der abergläubische Feind des Volkes Gottes das Los warf, um den günstigsten Zeitpunkt für sein böses Vorhaben zu erfahren, liess Gott das Pur auf den zwölften Monat fallen. Damit lag zwischen dem Tag des Erlasses bis zu dessen Ausführung die längst mögliche Zeitspanne, in der sich noch manches ereignen konnte.

Nachdem Haman durch das Werfen des Loses «das Schicksal befragt hatte», stellte er dem König sein Vorhaben vor. Er schilderte ihm das Volk der Juden – ohne jedoch diesen Namen zu erwähnen – auf eine Weise, die den König überzeugen musste. Dass das Volk Gottes abgesondert ist, bezeugte schon Bileam (4. Mose 23,9). Diese Absonderung war die Folge ihrer Beziehung zum wahren Gott im Gegensatz zu den übrigen Völkern, die ihre eigenen Götter hatten. Dass sie die Anordnungen des Königs nicht befolgten, war bis auf das Verhalten Mordokais gegenüber Haman eine glatte Lüge. Um sicher zu gehen, dass der König einwilligte, war Haman bereit, für die Ausführung des Plans finanziell persönlich aufzukommen, damit die Staatskasse nicht belastet wurde. Gott liess zu, dass dieser Mann – ein Werkzeug des Teufels – beim König Erfolg hatte. Nach dem Bekanntwerden der Anordnung war die Bestürzung in Susan gross. Eine noch grössere Not wird in der kommenden Drangsalszeit über dieses Volk kommen (z.B. Psalm 44,10-17).

Bibeltext anzeigen

Mordokai trauert

Der mit dem Siegel des Königs versehene Mordbefehl Hamans löste bei Mordokai und den übrigen Juden eine grosse Trauer aus. Die Bibel beschreibt das Verhalten Mordokais sehr ausführlich. Man merkt daraus, wie tief ihm die Not ging, in die der Erlass Hamans sein Volk gestürzt hatte.

Die Trauer der Juden und ihr Fasten, Weinen und Wehklagen reden prophetisch von der Trübsal und den tiefen Übungen, durch die der gläubige Überrest der Juden in der Drangsalszeit zu gehen hat. Im Bild von Mordokai sehen wir, wie der Herr Jesus sich mit den Nöten seines Volkes eins macht. Wie vieles hat Er in der Zeit, da Er als abhängiger Mensch hier lebte, von den Ungläubigen erlitten und durchmachen müssen! Manche Psalmen reden daher von den Leiden des treuen Überrests und weisen gleichzeitig auf Christus und seine Leiden hin (z.B. Psalm 126,5.6; 129,1-3). Die gleiche Art von Feinden, die damals dem Herrn Jesus widerstanden und Ihn schliesslich kreuzigten, wird in der Zukunft die gottesfürchtigen Juden bedrängen. Immer steht Satan dahinter.

Als Esther von der offensichtlichen und tiefen Trauer ihres Pflegevaters hörte, machte sie sich grosse Sorgen. Durch einen Hofbeamten, der als Verbindungsmann zwischen ihr und Mordokai operierte, erfuhr sie von der Trübsal, die über ihr Volk gekommen war. Sie erhielt auch eine Abschrift der erlassenen Anordnung. Gleichzeitig wurde ihr eine schwere Aufgabe übertragen: Sie sollte zum König hineingehen, ihn um Gnade anflehen und vor ihm für ihr Volk bitten.

Bibeltext anzeigen

Esther vor einer schwierigen Aufgabe

In ihrer Antwort an Mordokai zeigt Esther auf, wie lebensgefährlich eine solche Aktion war. Ungerufen zum König zu gehen, konnte auch für die Königin den Tod bedeuten.

Es scheint, dass Mordokai wusste, wie gefahrvoll Esthers Aufgabe war. Jedenfalls ging er auf ihre Vorwände überhaupt nicht ein. Er warnte sie aber vor dem Gedanken, sie könnte als Königin dem über die Juden verhängten Gericht entgehen.

Obwohl Vers 14 überaus ernste Worte an Esther enthält, deutet er doch auch das Gottvertrauen Mordokais an. Die Befreiung und Errettung für die Juden von einem anderen Ort her ist doch nichts anderes als die Hilfe von Seiten Gottes.

Die Frage am Schluss von Vers 14 weist auf Gottes Vorsehung hin. Hatte Er nicht dafür gesorgt, dass sie Königin wurde, um jetzt in der Not fürbittend für das Leben ihres Volkes vor den König zu treten. Esther war zu dem schweren Gang bereit, aber nicht ohne vorher drei Tage zu fasten, was sicher auf ihr eigenes Gebet und auf die ernste Fürbitte der anderen hinweist.

Was Esther in Vers 16 ausdrückt, wird in der Zukunft die Erfahrung des treuen Überrests sein. Der Mensch kann Gott nur auf der Grundlage unumschränkter Gnade nahen, niemals auf einem Weg eigener Verdienste.

Das war damals so; es ist heute nicht anders und es wird auch in der Zukunft für die Gottesfürchtigen aus Israel die einzige Möglichkeit sein.

Bibeltext anzeigen

Esther geht zum König

Drei Tage lang hatte Esther mit ihren Dienerinnen gefastet. Das bedeutet, dass sie sich in die Gegenwart Gottes, sozusagen ins Heiligtum zurückgezogen hatte. Innerlich gestärkt trat sie nun in den Hof des Palasts vor Ahasveros. Gott bewirkte, dass sie in den Augen des Königs Gnade fand und er ihr das goldene Zepter entgegenreichte. Indem sie dieses berührte, drückte sie aus, dass sie von der königlichen Macht und Autorität – symbolisiert im Zepter – Hilfe erwartete.

Das Ausmass der Gnade, das der König ihr anbot, war überwältigend: «Bis zur Hälfte des Königreichs, und es soll dir gegeben werden!» Wie gross ist die Gnade, die wir von Gott empfangen haben, als wir in Buße und Glauben zu Ihm kamen! Er hat uns im Herrn Jesus, den Er für uns ans Kreuz und in den Tod gegeben hat, alles geschenkt (Römer 8,32).

Warum äusserte Esther ihren Wunsch nicht auf der Stelle? Es ging nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das Leben der anderen Juden. Daher musste Haman ebenfalls anwesend sein. Warum schiebt sie beim ersten Bankett die Sache nochmals um einen Tag hinaus? Sie wollte sichergehen, dass der König ihr helfen würde. Es ist schön zu sehen, dass Esther nichts überstürzte. Ja, wer auf den Herrn vertraut, «wird nicht ängstlich eilen» (Jesaja 28,16). – In der Zukunft wird bei den gottesfürchtigen Juden das Vertrauen zu Gott schrittweise zunehmen. Die Bußpsalmen (Psalm 25; 32; 38; 41; 51) zeigen, wie sie im Erkennen ihrer Sünden tiefer geführt werden und gleichzeitig ihr Vertrauen mehr und mehr auf Gott setzen.

Bibeltext anzeigen

Haman will Mordokai beseitigen

Nach dem ersten Mahl ahnte Haman noch nichts vom Unglück, das ihn ereilen würde. Fröhlich und guten Mutes verliess er den Palast. Doch als er Mordokai am Tor sah, der ihm keinerlei Ehre erwies, verwandelte sich seine gute Stimmung in Grimm.

Was Haman zu Hause seiner Frau und seinen Freunden erzählte, zeugt vom Hochmut und von der Selbstherrlichkeit, die ihn erfüllten. Doch die Worte in Vers 13 lassen auf die tiefe Wurzel seines Grimms schliessen. Er war zwar mit allen Ehren überhäuft worden. Doch solange dieser Mordokai sich nicht vor ihm beugte, hatte er einen Gegenspieler, der es mit ihm aufnahm. Da er Mordokai nicht in die Knie zwingen konnte, wollte er ihn umbringen. – Wir denken an Satan, der in der Wüste den Herrn Jesus zu Fall zu bringen suchte. Es gelang ihm nicht. Ungefähr drei Jahre später hatte Satan die Menschen derart in seiner Gewalt, dass sie den Herrn Jesus umbrachten. Doch als der Teufel meinte, durch die Kreuzigung des Herrn gesiegt zu haben, erlitt er selbst die grösste Niederlage (Hebräer 2,14.15).

Haman hörte auf seine Berater und liess den 25 Meter hohen Galgen errichten. Nun brauchte er nur noch die Einwilligung des Königs. Haman gleicht ein wenig dem reichen Kornbauern in Lukas 12, der seine Pläne ohne Gott machte und nicht wusste, dass das Urteil über ihn bereits gefällt war. Wir werden sehen, dass der Reichtum Hamans für einen anderen war, seine Herrlichkeit seinem Feind gegeben wurde und er schliesslich an seinem eigenen Galgen hing.

Bibeltext anzeigen

Eine schlaflose Nacht

In den ersten 2 Versen wird einmal mehr klar, dass Gott hinter der Szene wirkte, dieses Mal vor allem zugunsten Mordokais. Gerade in der Nacht, in der an einem anderen Ort in der Stadt die Ermordung Mordokais geplant wurde, konnte der König nicht schlafen! Beim Vorlesen aus dem Buch der Denkwürdigkeiten der Chroniken stiess man ausgerechnet auf den Eintrag, von dem am Schluss von Kapitel 2 berichtet wird! Das konnte nur Gott bewirken. Die Loyalität Mordokais gegenüber dem König, die damals unbelohnt blieb, sollte nachträglich honoriert werden.

Haman, der vermutlich zu ungewohnt früher Stunde die Tötung Mordokais veranlassen wollte, sollte dem König eine Belohnung für den Mann vorschlagen, «an dessen Ehre der König Gefallen hat». Haman war durch seinen Hochmut so verblendet, dass er nur noch an sich dachte und eine entsprechende Ehrung vorschlug.

Diese inspirierten Verse zeigen, dass sowohl der König als auch Haman an Mordokai dachten. Der eine wollte ihn an den Galgen hängen, der andere hatte im Sinn, ihn auszuzeichnen. War es beim Herrn Jesus nicht ganz ähnlich? Der Teufel versuchte von allem Anfang an, den Menschen Jesus Christus zu beseitigen (angefangen beim Kindermord in Bethlehem bis hin zum Kreuz). Im Gegensatz zu Mordokai wurde der Herr wirklich an ein Holz gehängt und umgebracht. Aber weil Er bis zum Tod am Kreuz gehorsam wurde, «hat Gott ihn auch hoch erhoben». Er hat Ihn auf den Ehrenplatz zu seiner Rechten erhöht und Ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Philipper 2,9; Hebräer 2,9).

Bibeltext anzeigen

Haman muss Mordokai ehren

Das Erschrecken Hamans muss furchtbar gewesen sein, als er vom König den Befehl erhielt, Mordokai, seinen ärgsten Feind, auf die vorgeschlagene Weise zu ehren. Haman hatte keine andere Wahl, als dies auszuführen, und zwar an jenem Vormittag, bevor er zum Mahl mit dem König und der Königin ging.

Das war der von Gott vorgesehene Zeitpunkt. Bevor Esther ihre Bitte um Verschonung ihres Volkes vorbringen konnte, musste Mordokai ins Rampenlicht treten. Die ganze Stadt sollte wissen, dass dieser verachtete Jude der Mann war, «den der König zu ehren wünschte».

Und Haman? Nachdem er den Auftrag des Königs ausgeführt hatte, kehrte er völlig zerknirscht nach Hause zurück. Als seine weisen Freunde und seine Frau hörten, was geschehen war, konnten sie nur die endgültige Niederlage prophezeien. Als Grund nannten sie die Tatsache, dass Mordokai «vom Geschlecht der Juden ist». Haman hatte sich am Volk der Juden, zu dem Gott eine besondere Beziehung hat, vergriffen.

Der Widersacher der Juden ist hier nicht nur ein Bild des Antichristen, sondern auch von Satan, der weiss, dass er schliesslich der grosse Verlierer ist. Er wurde am Kreuz besiegt und wird im Feuersee enden (Offenbarung 12,9.12; 20,2.10). Die Weisheit der Welt, hinter der Satan steht, ist wirklich Torheit bei Gott. Wenn uns dies doch mehr bewusst wäre! Wir würden mit all ihren Ideen vorsichtiger umgehen und sie nicht so schnell und unbesehen übernehmen.

Bibeltext anzeigen

Esther bittet für ihr Volk

Dreimal hatte der König bei der Frage nach der Bitte Esthers seine Grosszügigkeit mit den Worten ausgedrückt: «Bis zur Hälfte des Königreichs, und es soll dir gegeben werden.» Nun war Esther überzeugt, dass der König ihr helfen würde. Seine Gnade gab ihr Mut, für sich und das Leben ihres Volkes zu bitten.

Die Reaktion des Königs zeigt, wie ahnungslos er war. Als Esther damals in die Burg Susan geholt wurde, um vor den König zu kommen, wies Mordokai sie an, ihr Volk und ihre Abstammung zu verschweigen (Esther 2,10). So wusste wohl niemand am Hof, dass sie eine Jüdin war. Mordokai hingegen hatte aufgrund seines Verhaltens gegenüber Haman erklärt, dass er ein Jude war. Als Haman eine Anordnung gegen die Juden erwirken wollte, verschwieg er den Namen dieses Volkes, damit der König keinen Verdacht schöpfte und die Sache näher untersuchte.

Die Antwort Esthers auf die Frage des Königs brachte alles ans Licht. Der Schrecken Hamans muss gewaltig gewesen sein. Der König aber stand ohne eine weitere Frage in seinem Grimm auf und ging in den Garten hinaus. Ihm muss schlagartig klar geworden sein, was für einen Mann er begünstigt hatte und was für einen niederträchtigen Plan dieser ausführen wollte.

Haman versuchte bei der Königin, um sein Leben zu bitten, doch ohne Reue und Bekenntnis. Sein Verhalten veranlasste den König, ein sofortiges Urteil zu fällen und es auf der Stelle ausführen zu lassen. Ein Hofbeamter wagte nun vom aufgerichteten Galgen für Mordokai zu erzählen. Daran wurde Haman gehängt.

Bibeltext anzeigen

Der Plan zur Rettung der Juden (1)

«An jenem Tag.» Dieser Ausdruck erinnert an das Kommen des Herrn in Herrlichkeit. Manche Stellen im Neuen Testament sprechen dabei von «jenem Tag» (z.B. 2. Thessalonicher 1,10; 2. Timotheus 1,12.18; 4,8). Im Blick auf die prophetische Seite unserer Geschichte wird Gott an jenem Tag auf das Flehen des gläubigen Überrests antworten und den Antichristen richten, und zwar durch die Erscheinung des Herrn selbst. Das wird hier durch die Bitten Esthers, den Tod Hamans und die Erhöhung Mordokais gezeigt.

Bei den Persern konnte eine Schrift, die im Namen des Königs geschrieben und mit seinem Siegel versehen war, nicht widerrufen werden (Vers 8; Daniel 6,9). Das den Juden drohende Unheil war also durch den Tod Hamans nicht beseitigt. Daher flehte Esther noch einmal um Gnade beim König. Wieder reichte er ihr das goldene Zepter. Wie sehr wurde der Glaube Esthers belohnt! Ihrer Bitte konnte der König zwar nicht entsprechen. Aber er fand einen Ausweg. Ist das nicht eine Ermunterung für uns? Auch wir dürfen Gott unsere Nöte im Vertrauen auf seine Gnade vorstellen. Er weiss einen Ausweg, wo alles unmöglich scheint.

Als Antwort auf ihre Bitte wies er sie an, einen entsprechenden Gegenbefehl zu erlassen, ihn mit dem Siegelring des Königs, den er Mordokai gegeben hatte, zu untersiegeln und ihn im ganzen Reich bekannt zu machen. Dem ersten Gesetz wurde ein zweites entgegengestellt. Die nächsten Verse zeigen, wie dieses ausgesehen hat.

Bibeltext anzeigen

Der Plan zur Rettung der Juden (2)

Als Haman zu Beginn das Los warf, hatte Gott in seiner Vorsehung zugunsten seines Volkes gewirkt und es auf den zwölften Monat fallen lassen. So blieb jetzt noch genügend Zeit für einen entsprechenden Gegenerlass. Auch diese neue Anordnung wurde auf schnellstem Weg im ganzen Reich verbreitet. Sie erlaubte den Juden, sich am dreizehnten Tag des zwölften Monats gegenüber denen zu wehren, die sie bedrängten. Es wurde ihnen gestattet, sich an ihren Feinden zu rächen.

Als gläubige Christen sind wir vielleicht erstaunt, dass ein derartiger Befehl nach Gottes Willen war. Doch wir müssen bedenken, dass die Zeit Esthers auf die Endzeit hinweist, in der Gott nicht mehr in Gnade mit den Menschen handeln wird. Er wird seine Ziele dann auf dem Weg des Gerichts erreichen.

Die Beschreibung Mordokais, wie er als geehrter Mann aus der Gegenwart des Königs trat, lässt uns an das Erscheinen von Jesus Christus denken. Er, den die Menschen einst gekreuzigt haben, wird einmal in seiner offiziellen Herrlichkeit sichtbar vor aller Welt erscheinen. Er ist der König der Könige und Herr der Herren.

Der neue Erlass löste bei den Juden grosse Freude aus. Wie hatte sich das Blatt gewendet! Das beeindruckte viele ihrer Mitmenschen, so dass sie Juden wurden (Vers 17b). Ähnlich wird es in der Zukunft sein. Viele Nationen werden sich dem Herrn anschliessen (Sacharja 2,15). «Die Edlen der Völker haben sich versammelt mit dem Volk des Gottes Abrahams» (Psalm 47,10).

Bibeltext anzeigen

Die Juden rächen sich an den Feinden (1)

Als der dreizehnte Tag des zwölften Monats kam, erreichten die Feinde der Juden ihr erhofftes Ziel nicht. Alle, die die Gesinnung Hamans teilten und das Volk der Juden hätten vernichten wollen, wurden nun selbst überwältigt. Niemand konnte vor den Juden bestehen, «denn die Furcht vor ihnen war auf alle Völker gefallen». Hinter den Juden stand der einflussreich gewordene Mordokai. Niemand wagte es, sich gegen ihn aufzulehnen.

In der Endzeit, wenn Christus erscheinen wird, um seine Herrschaft hier anzutreten, wird es ganz ähnlich sein. Er ist der Sohn des Menschen, dem Gott das ganze Gericht übertragen hat. Er besitzt diese Vollmacht und wird sie auch ausüben. Gleichzeitig wird Ihm jede Verehrung zukommen (Johannes 5,22.23.27). Das Gericht an den Nachbarvölkern Israels, die es immer wieder angegriffen haben, wird Christus nicht persönlich ausführen. Der Überrest selbst wird dies tun.

Viele Stellen in den Psalmen und Propheten reden davon, wie der Herr Jesus, der dann seine Universalherrschaft antreten wird, seinem irdischen Volk die Nationen unterwerfen wird (Psalm 47,3.4; 118,10-12; Jesaja 11,14; 51,22.23; Micha 4,13; Sacharja 12,6; Maleachi 3,21).

Der kontinuierlich wachsende Einfluss von Mordokai, wie er in Vers 4 beschrieben wird, weist ebenfalls auf die Zukunft hin. Beim Kommen des Herrn zur Errichtung seines Friedensreiches wird Er nach und nach die Herrschaft über alles übernehmen.

Bibeltext anzeigen

Die Juden rächen sich an den Feinden (2)

Am Wohnort Hamans, in der Burg Susan, wo die Feindschaft gegen die Juden wohl am intensivsten war, bekamen sie noch einen zweiten Tag, um sich an ihren Feinden zu rächen. Die zehn Söhne des Widersachers der Juden und ihr Los werden besonders erwähnt. Wie ihr Vater wurden sie ebenfalls an den Baum gehängt. Eine ernste Warnung an alle, die noch nicht zur Familie Gottes gehören. Wer nicht Buße tut und an den Herrn Jesus glaubt, wird schliesslich das gleiche Los teilen wie der Teufel; denn solange ein Mensch sich nicht bekehrt und kein neues Leben besitzt, gehört er zur Familie des Teufels (Johannes 8,44). Dieser wird am Ende in den Feuersee geworfen werden. Aber auch jeder, der nicht im Buch des Lebens geschrieben steht, wird dorthin kommen (Offenbarung 20,10.15).

Mehrmals wird betont, dass die Juden ihre Hand nicht an die Beute legten. Sie wollten sich nicht an ihren Feinden bereichern. Es ging nur um die Befreiung aus der Hand derer, die sie hassten und vernichten wollten.

Nachdem die Juden für ihr Leben eingestanden waren und ihre Feinde überwältigt hatten, feierten sie einen Tag des Gastmahls und der Freude. Nun hatten sie Ruhe von ihren Feinden und die Freude konnte nicht mehr gestört werden. Dieser Festtag ist ein schönes Bild von dem, was das Volk Gottes und mit ihm die Nationen im Tausendjährigen Reich unter der Regierung des wahren Mordokais – Jesus Christus – erleben werden.

Bibeltext anzeigen

Das Purimfest

Der Tag des Gastmahls und der Freude, den die Juden nach der Überwältigung ihrer Feinde spontan gefeiert haben, sollte zu einem jährlich wiederkehrenden Festtag werden. Mordokai hielt diesen Brauch schriftlich fest. In einem Brief an alle Juden im persischen Reich ordnete er das Festhalten dieser Tage an. Noch heute feiern die Juden das Purimfest. Der Tag, an dem das jüdische Volk hätte vernichtet werden sollen, wurde zum Tag seiner Erlösung.

Auch wir Christen haben einen Tag, an dem wir gemeinsam an unseren Erlöser und sein gewaltig grosses Erlösungswerk, das Er am Kreuz vollbracht hat, denken dürfen. In der Nacht, in der der Herr Jesus überliefert wurde, hat Er sein Gedächtnismahl mit den Worten eingesetzt: «Dies tut zu meinem Gedächtnis.» Im Gegensatz zu den Juden, die das Purimfest jährlich feiern, dürfen und sollen wir das Gedächtnismahl des Herrn an jedem ersten Tag der Woche halten.

Die Juden haben am Purimfest einander Teile gesandt und den Armen Geschenke gegeben. Das erinnert uns an das materielle Opfer, das wir zusammen mit den Opfern des Lobes jeweils am ersten Tag der Woche dem Herrn geben dürfen (Hebräer 13,15.16; 1. Korinther 16,2).

Das Purimfest sollte auch unter den Nachkommen der damaligen Juden nicht in Vergessenheit geraten. Und so dürfen wir die Anweisung und Aufforderung des Herrn für sein Gedächtnismahl unseren Kindern weitergeben, damit sein Tod in dieser Welt verkündigt wird, «bis er kommt».

Bibeltext anzeigen

Die Grösse Mordokais

Bei der Festsetzung der Purimtage war auch von Fasten und Wehklage die Rede. Die Juden sollten nie vergessen, aus welcher Notlage sie damals befreit wurden. Wenn wir an unseren Erlöser und die wunderbare Erlösung denken, dann wollen wir nie vergessen, wie schrecklich unsere Sünden in Gottes Augen sind und welch einen unendlich hohen Preis unser Heiland für unsere Errettung bezahlen musste. Furchtbares hat Er in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz durchgemacht, als Er für uns und unsere Sünden von Gott gestraft wurde. Ewig gebührt Ihm Lob und Dank dafür!

Das letzte kurze Kapitel weist prophetisch auf die Regierung im Tausendjährigen Reich hin. Die Abgaben, die der König dem Land auferlegte, zeigen, dass in der Zukunft alle Nationen dem Volk Israel unterworfen und tributpflichtig sein werden. Der Reichtum der Nationen wird dann nach Israel gebracht werden (Jesaja 60,5.6.16; 61,6).

Die Beschreibung der Grösse Mordokais ist nur ein schwaches Abbild von der Grösse und Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus, die einmal in seinem Reich voll entfaltet werden. Für dich und mich darf Er heute schon der Grösste und Herrlichste, ja, der Mittelpunkt unserer Gedanken und unserer Bewunderung sein.

Dass Mordokai der zweite nach dem König war, weist darauf hin, dass der Herr Jesus als Mensch regieren wird. Der Messias des Volkes Israel ist der Mensch Jesus Christus. Er wird den höchsten Platz einnehmen, und alle seine Bemühungen werden zum Segen Israels ausschlagen. Dann wird auf der Erde Frieden sein.

Bibeltext anzeigen