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Leseplan: Wiederaufbau des Tempels
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Einleitung

Esra 1 – 6: Der Tempelbau

Der persische König Kores erlässt eine Verordnung, die den Juden die Rückkehr in ihre Heimat möglich macht. Da reisen mehr als 40 000 Menschen von Babel nach Jerusalem. Dort bauen sie den zerstörten Tempel wieder auf. Als sich Widerstand erhebt, hören sie mit der Arbeit auf. Doch der Herr fordert sie durch die Propheten Haggai und Sacharja auf, den Bau fortzusetzen. Schliesslich wird der Tempel fertiggestellt und der Gottesdienst wieder eingesetzt. Mit grosser Freude feiern die Juden das Passah und das Fest der ungesäuerten Brot.

Esra 7 – 10: Das Wort Gottes

50 bis 60 Jahre nach der ersten Rückkehr hat es der Priester und Schriftgelehrte Esra am Herzen, nach Jerusalem zu reisen. Es begleiten ihn etwa 1500 Juden. Als Esra am Ziel ankommt, erfährt er vom traurigen Versagen des Volkes. In tiefer Demütigung und anhand des Wortes Gottes wird die Sache in Ordnung gebracht.

Der Erlass von König Kores

Infolge der Untreue des Volkes der Juden gegenüber seinem Gott musste es für Jahrzehnte in die babylonische Gefangenschaft. Nachdem Nebukadnezar, der König von Babel, einen Grossteil der Bewohner Jerusalems nach Babel weggeführt hatte, schrieb der Prophet Jeremia den im Exil Lebenden einen Brief. Darin ermunterte er sie, sich in Babel niederzulassen und den Frieden der Städte zu suchen, wohin sie gebracht worden waren. Doch er schrieb ihnen auch, dass sie nicht für immer in Babel bleiben müssten. Nach 70 Jahren würde Gott sich ihrer wieder annehmen (Jeremia 29,4-7.10-14). Unter dem persischen König Kores ging diese Prophezeiung in Erfüllung. Gott selbst erweckte den Geist dieses Mannes und veranlasste ihn, dieses Edikt zu erlassen. Interessanterweise begegnet uns der Name Kores bereits im Propheten Jesaja (Jesaja 44,8; 45,1). 150 Jahre vor seiner Geburt kündigte Gott, der Allmächtige und Allwissende, bereits an, dass Er diesen König als sein Werkzeug benutzen wollte.

Nun wurden alle aus dem irdischen Volk Gottes aufgerufen, nach Jerusalem zurückzukehren und dort den Tempel wieder aufzubauen. In seinem Erlass dachte Kores auch an die nötige materielle Unterstützung.

Seitdem Israel aufgehört hatte, ein selbstständiges Volk zu sein, hatten die Zeiten der Nationen begonnen (Lukas 21,24). In dieser Zeit überlässt Gott die Regierung der Völker den Händen der Menschen und greift nicht mehr direkt in das ein, was auf der Erde geschieht. Daher finden wir in den Büchern Esra, Nehemia und Daniel den Ausdruck «Gott des Himmels».

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Die Rückkehr unter Serubbabel

Die Führer unter den Juden im Exil reagierten sofort auf den Erlass. Sie machten sich mit den Priestern und Leviten auf den Weg nach Jerusalem. Mit ihnen zog «jeder, dessen Geist Gott erweckte». Serubbabel oder Sesbazar, wie sein chaldäischer Name hiess, übernahm die Führung. Er stammte aus der königlichen Familie Davids (1. Chronika 3,19; Matthäus 1,12).

Wie gross muss die Freude derer gewesen sein, die sich nach Zion gesehnt hatten, als sie den Ruf des Königs vernahmen! Sie gehörten zu denen, die an den Flüssen Babels trauerten und Jerusalem nicht vergessen konnten (Psalm 137,1-5). Nun war Gott für sie ins Mittel getreten und hatte ihren Weg nach Jerusalem geöffnet. Welch eine Gnade! Doch längst nicht alle waren bereit, zurückzukehren. Es scheint, dass die Mehrheit der Juden es vorzog, in Babel zu bleiben. Für viele gab es in Jerusalem nichts Anziehendes. Die Stadt und der Tempel lagen ja in Trümmern. Doch für die, die zurückkehren wollten, blieb Jerusalem der Ort, den Gott erwählt hatte, um seinen Namen dahin zu setzen und die Opfer seines Volkes entgegenzunehmen.

König Kores gab den Zurückkehrenden alle vorhandenen Tempelgeräte mit, die Nebukadnezar einst aus Jerusalem nach Babel gebracht hatte. Auch diese Geste des Königs zeigt, dass Gott sein Volk nicht vergessen hatte. – Die Zeit wird kommen, da Er auch das heute noch in alle Welt zerstreute Volk Israel sammeln und in sein Land zurückführen wird. Dann wird ein Grösserer als Serubbabel erscheinen: Jesus Christus, der Sohn Davids, ihr Erlöser und Befreier.

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Die Namen der Rückkehrer (1)

In Vers 2 werden elf Männer namentlich aufgeführt (in Nehemia 6,7 sind es zwölf), die die Führung der Rückkehrer übernahmen. Serubbabel war von königlicher Abstammung und Jeschua war der Hohepriester. Die beiden werden im Propheten Sacharja erwähnt und beide sind prophetische Hinweise auf Christus, den kommenden Priester-König (Sacharja 4 und 6).

Es wurde eine genaue Liste all derer aufgenommen, die dem Ruf des persischen Königs Folge leisteten und nach Jerusalem zogen, um den Tempel wieder aufzubauen. Wir denken an Maleachi 3,16, wo es heisst, dass ein Gedenkbuch vor Gott geschrieben wurde «für die, die den Herrn fürchten und die seinen Namen achten». Gott hat jeden Einzelnen gesehen, der bereit war, eine beschwerliche Reise und viel Mühe auf sich zu nehmen, um das Haus Gottes in Jerusalem wieder zu bauen. «Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient» (Hebräer 6,10).

Es fällt auf, dass nur 74 Leviten mit Serubbabel zogen. Wie konnte da der Tempeldienst funktionieren? Die Sänger (auch Leviten) waren zahlreicher als die eigentlichen Tempeldiener. Hingegen war die Zahl der Priester beachtlich – über 4000! – Auch bei der später stattfindenen Rückkehr unter Esra waren die Leviten rar (Esra 8,15). Die Leviten sind ein Bild der Arbeiter im Werk des Herrn, und wir denken an die Worte des Herrn Jesus: «Die Ernte zwar ist gross, die Arbeiter aber sind wenige» (Matthäus 9,37). Wie steht es heute?

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Die Namen der Rückkehrer (2)

Die Nethinim werden nur in den Büchern Esra und Nehemia und in 1. Chronika 9,2 erwähnt. Die Bedeutung des Wortes ist «Geschenkte» oder «Geweihte». Es scheint, dass sie durch David den Leviten als Tempeldiener gegeben worden waren (Esra 8,20). Die Söhne der Knechte Salomos scheinen ähnliche Aufgaben wie die Nethinim gehabt zu haben, denn sie werden mit ihnen zusammen angegeben: total 392.

Nun gab es unter den aus dem Exil Zurückkehrenden einige Hundert Menschen – auch solche aus der priesterlichen Familie –, die nicht nachweisen konnten, dass sie zum Volk Israel gehörten. Sie suchten ihr Geschlechtsregister-Verzeichnis, doch es wurde nicht gefunden.

Der Tirsatha (der Statthalter Serubbabel) entschied, dass sie als unrein ausgeschlossen blieben, bis ein Priester für die Urim und Tummim aufstehen würde. Die Urim und Tummim waren nicht näher bezeichnete Gegenstände im Brustschild des Hohenpriesters (2. Mose 28,30). Durch sie konnte man Gottes Willen erfahren (4. Mose 27,21; 1. Samuel 28,6; 30,7.8).

Dieses Problem findet in der heutigen Zeit seine Parallele. Gibt es in der Christenheit nicht manche, die wohl ein Bekenntnis haben; aber haben sie Frieden mit Gott? Besitzen sie den Heiligen Geist, der ihnen bezeugt, dass sie Kinder Gottes sind und wirklich zur Familie Gottes gehören? Das sind Fragen, die oft nicht leicht zu klären sind, besonders wenn unbekannte Personen den Wunsch haben, am Tisch des Herrn teilzunehmen und Gemeinschaft mit den Gläubigen auszudrücken. Bei Unklarheiten muss man auf den Herrn warten.

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Die Ankunft in Jerusalem

Der ganze Zug derer, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem zurückkehrten, bestand aus knapp 50 000 Personen. Die meisten mussten wohl den langen Weg zu Fuss zurücklegen. Sie hatten nur eine verhältnismässig geringe Anzahl Pferde, Maultiere und Kamele. Die Esel wurden wohl als Lasttiere benutzt, die ihre Habe transportierten.

Die Rückkehr der Juden aus Babel und der Wiederaufbau des Tempels ist das Bild einer geistlichen Erweckung. Gott hat in seiner Gnade in den vergangenen 300 Jahren da und dort in der Christenheit Erweckungen geschenkt. Denken wir an den Pietismus oder die Erweckungen im 19. Jahrhundert. Das waren keine weltbewegenden Ereignisse. Vieles spielte sich in der Stille, in aller Einfachheit, aber voller Herzensüberzeugung und im Gehorsam zum Wort Gottes ab.

Interessant ist die Bemerkung bei ihrer Ankunft in Jerusalem. Es heisst nicht: «Als sie zur Tempelruine oder zum Platz kamen, wo der Tempel einst gestanden hatte.» Gottes Wort sagt: «Als sie zum Haus des Herrn in Jerusalem kamen.» Das war der Hauptgrund ihrer Rückkehr. In ihrem Herzen bestand dieses Haus, das sie wieder aufbauen wollten, bereits. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich durch die Herzen auch die Hände öffneten. Von diesen sicher nicht wohlhabenden Leuten kam doch einiges an Gold, Silber und Priesterkleidern zusammen. Finden wir hier nicht etwas vom Geist der Freigebigkeit der Mazedonier, die in übermässiger Freude nach Vermögen und über Vermögen freigebig waren (2. Korinther 8,1.2)?

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Die Aufrichtung des Altars

Der siebte Monat war ein wichtiger Monat für die Israeliten. Drei Feste hatte Gott in jenem Monat verordnet: Das Gedächtnis des Posaunenhalls, der Versöhnungstag und das Laubhüttenfest. Das erste dieser drei Feste spricht von der Sammlung des Volkes in der Zukunft (vor der Aufrichtung des Tausendjährigen Reiches). Was damals geschah, war ein Schatten davon.

Geschlossen kam das Volk nach Jerusalem, wo sie zunächst den Altar Gottes wieder aufbauten. Der Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes war für sie das Wichtigste. So handelten sie, wie es das Gesetz vorschrieb. Doch es gab noch einen zweiten Grund: die Furcht vor den Völkern des Landes. Durch das Opfern der Brandopfer auf dem wiedererbauten Altar brachten sie Gott ihre Anbetung dar. Für sie kamen Gottes Ansprüche an erster Stelle. Das beständige Brandopfer war die Grundlage für ihre Beziehung mit Gott. Aber gleichzeitig stützten sie sich im Vertrauen auf Ihn, den sie anbeteten, und vertrauten, dass Er sie vor den Feinden bewahren würde. – Das Brandopfer spricht vom Opfer des Herrn Jesus für Gott, aufgrund dessen Er uns annehmen und den Zugang zu seinem Herzen und zum Thron der Gnade öffnen konnte. Nun dürfen wir Ihn als Vater anbeten, aber auch mit unseren Bitten zu Ihm kommen.

Zur Zeit des Laubhüttenfestes war der Grund des Tempels noch nicht gelegt, aber die Vorbereitungen waren bereits getroffen. Die «Bestellungen» für Zedernholz von den Tyrern und Sidoniern waren schon aufgegeben. Dabei konnten sie sich auf die Vollmacht des persischen Königs stützen.

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Der Beginn des Tempelbaus

Im zweiten Jahr ihres Kommens nach Jerusalem begannen sie mit dem Werk am Haus des Herrn. Wieder heisst es, dass sie wie ein Mann die Arbeit überwachten und leiteten. Die Führer des Volkes – der Statthalter Serubbabel und der Hohepriester Jeschua – gingen bei der Arbeit mit dem guten Beispiel voran. Dann bestellten sie die Leviten von 20 Jahren und darüber, um alles zu leiten. Sie waren echte Mitarbeiter – ein Ausdruck, dem wir im Neuen Testament öfter begegnen. Das dürfen auch wir sein. In 1. Korinther 3,9 sagt Paulus sogar: «Wir sind Gottes Mitarbeiter.»

Als der Grund zum Tempel gelegt wurde, stimmten alle in einen Lobgesang ein. Gemeinsam priesen sie die Güte des Herrn, der ihnen die Rückkehr nach Jerusalem ermöglicht und ihnen jetzt Gelingen zum Beginn des Tempelbaus geschenkt hatte. – Die Freude war in jener Zeit am Platz und berechtigt. Und die Tränen derer, die sich an das frühere Haus Gottes erinnerten? Diese Tränen bekannten die Wahrheit. Die Weinenden waren sich bewusst, was Gott einst seinem Volk gewesen war und welchen Verlust sie wegen ihrer Untreue erlitten hatten. Auch diese Tränen waren Gott wohlgefällig. Man konnte den Schall des freudigen Jubels nicht von der Stimme des Weinens im Volk unterscheiden. Beides entsprach den Tatsachen: freudig und traurig, jedoch geziemend vor dem Angesicht Gottes. Er freute sich in der Freude seines Volkes, denn Er hatte sie geschenkt, und Er verstand ihre Tränen und übersah die Beugung der Herzen nicht. Auch die heidnische Umgebung bekam etwas mit von der Freude des Volkes Gottes.

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Die Feinde wollen mitbauen

Gott kannte von Anfang an die wahre Gesinnung der damaligen Bewohner des Landes Israel. Jene Leute waren einst durch den König von Assyrien ins Land gebracht worden, nachdem die Bewohner des Zehnstämme-Reichs Israel nach Assyrien verschleppt worden waren. 2. Könige 17,24-41 berichtet darüber. Jene Menschen betrieben einen Gottesdienst mit gemischten Grundsätzen: «Sie fürchteten den Herrn, und sie dienten ihren Göttern» (Verse 33.41). Der Geist Gottes nennt diese Leute «Feinde Judas und Benjamins», bevor die zurückgekehrten Juden dies wirklich realisierten.

Es war eine List Satans, die sich hinter den Worten jener Bewohner verbarg. Hätten Serubbabel und Jeschua einer solchen Zusammenarbeit zugestimmt, wäre es zum Verderben des Werkes gewesen. Die entschiedene Haltung gegenüber solchen, die nicht beweisen konnten, dass sie zum Volk Gottes gehörten (Esra 2,62.63), zeigte sich auch hier. Die Führer lehnten die Mithilfe von Menschen ab, die noch den Götzen dienten. Für uns gelten in dieser Hinsicht die Worte des Apostels Paulus in 2. Korinther 6,14-18.

Die klare Antwort führte dazu, dass diese Menschen ihre Maske fallen liessen. Nun kam ihr wahrer Charakter ans Licht. Sie waren Feinde der Juden und versuchten mit allen Mitteln, das Werk Gottes zu behindern. Sie wollten auf keinen Fall zulassen, dass der Tempel Gottes wieder aufgebaut wurde. Gott liess es zu, dass eine Anklageschrift gegen die Bewohner von Juda und Jerusalem geschrieben und an den damals herrschenden König Artasasta gesandt wurde.

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Die Feinde verleumden die Bauenden

Obwohl die Bewohner der Städte Samarias unterschiedlicher Herkunft waren (Vers 9), vereinten sie sich, um gegen die Juden aufzutreten. Der Brief enthält Lügen und Wahres. Wichtiges wurde einfach nicht erwähnt. Auf diese Weise entstand ein trügerisches Bild, das den König negativ beeinflussen musste.

Vers 12 war eine Lüge. Von einem Wiederaufbau der Stadt und ihrer Mauern war damals unter den Juden keine Rede. Das Volk war mit dem Auftrag Kores’, den Tempel Gottes wieder aufzubauen, nach Jerusalem gekommen. Doch dies wurde im Brief mit keinem Wort erwähnt.

Dass Jerusalem einst eine aufrührerische Stadt gewesen war, entsprach der Wahrheit. Die Feinde benutzten die Sünden der Vergangenheit, um dem Volk der Juden erneut zu schaden. Doch Gott, der sein untreues Volk in die Gefangenschaft führen musste, war ihm jetzt in Gnade begegnet und hatte die Gefangenschaft beendet.

Die Art und Weise wie die Feinde der Juden vorgingen, zeigt, wer hinter ihnen stand und sie anleitete: Satan. Er wird in Johannes 8,44 ein Lügner genannt und als Vater der Lüge bezeichnet. In Offenbarung 12,10 wird er als «Verkläger unserer Brüder» bezeichnet. Er arbeitet immer nach den gleichen Grundsätzen. Er versucht den Gläubigen zu schaden, wo er eine Gelegenheit dazu findet. Dabei vermischt er Lüge mit Wahrheit und nimmt alte, vergebene Sünden der Gläubigen wieder hervor, um gegen sie zu wirken.

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Der Bau wird unterbrochen

Der König Artasasta erhielt den Brief von den Bewohnern der Städte Samarias. Die Nachforschungen über die frühere Geschichte Jerusalems bestätigten die Worte des Briefes. Das genügte dem persischen König, um den klaren Befehl zu geben, den Wiederaufbau Jerusalems sofort und bis auf Weiteres einzustellen. Die Briefschreiber wurden mit Nachdruck aufgefordert, diesen Befehl auszuführen. Dass die Juden gar nicht die Stadt, sondern den Tempel wieder aufbauten – diese Lüge wurde nicht entdeckt. Der Feind hatte fürs Erste Erfolg. Doch ein treuer Gott wachte über allem.

Die Feinde der Juden benutzten den Brief des Königs, um den Bauenden mit Gewalt und Macht zu wehren, den Tempelbau fortzusetzen. Dann heisst es in Vers 24: «Damals hörte die Arbeit am Haus Gottes in Jerusalem auf.» Die Juden beugten sich dem Druck der Feinde, obwohl sie sich ebenso wie ihre Feinde auf ein Schriftstück des persischen Königs hätten berufen können – auf das Edikt von Kores (Esra 1,1).

Der Prophet Haggai lässt uns hinter die Kulissen blicken. Wir finden dort, dass beim Volk der Eifer für die Sache Gottes nachgelassen hatte. Sie setzten ihre Energie mehr für ihre eigenen Interessen ein. Es scheint, dass ihnen dieser massive Widerstand von aussen gerade recht kam, um mit dem Bau am Haus Gottes aufzuhören. Ihr Herz schlug doch nicht mehr für das Werk des Herrn.

Glücklicherweise unterblieb die Arbeit am Haus Gottes nicht für immer, sondern nur bis zur Regierung von Darius (vergleiche Haggai 1).

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Der Tempelbau wird fortgesetzt

In den Tagen des Niedergangs im Volk Gottes sandte Gott jeweils seine Propheten zu den Menschen. So war es auch zur Zeit Serubbabels. Gott gebrauchte die Stimme der Propheten Haggai und Sacharja, um die Herzen und Gewissen der Juden in Juda und Jerusalem aufzurütteln.

Vers 2 deckt sich mit dem, was wir in Haggai 1,12 finden: Die Führer und das ganze Volk hörten auf die Worte des Propheten, «und das Volk fürchtete sich vor dem Herrn». Diese Regung des Herzens beantwortete Gott mit der Ermunterung: «Ich bin mit euch» (Haggai 1,13). Daraufhin fingen alle wieder an, «das Haus Gottes in Jerusalem zu bauen». Die neu entfachte Gottesfurcht vertrieb auch die Furcht vor den Menschen. Zudem durften die Bauenden die Unterstützung der Propheten Gottes erfahren.

Solange die Juden an ihren Häusern bauten und diese zu verschönern suchten, sagte niemand etwas. Sobald aber der Bau des Hauses Gottes fortgesetzt wurde, erschienen die Feinde aufs Neue auf dem Plan.

Jetzt liessen sich die Bauenden nicht mehr einschüchtern. Und Gott bekannte sich zu ihnen, wie Er ihnen verheissen hatte. In seiner Vorsehung wirkte Er in den Herzen der Feinde der Juden, dass die Bauwilligen weiter arbeiten konnten, bis eine Antwort vom persischen König kam. Niemand sah das Auge Gottes über den Ältesten der Juden. Doch die Auswirkungen zeigten sich. Er gab ihnen Kraft, Mut und Festigkeit.

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Die Feinde schreiben an König Darius

Gott fand es für gut, auch den Wortlaut des Briefes an König Darius in seinem ewigen Wort festzuhalten. Sicher stand Er hinter der Abfassung dieses Textes. Er sorgte dafür, dass die Wahrheit gesagt wurde. Vers 8 beschreibt den damaligen Tatbestand.

Der Brief lässt aber auch die veränderte Einstellung der Juden erkennen. Im Gehorsam zum Wort Gottes durch die Propheten und mit Glaubensenergie hatten sie sich wieder an die Arbeit gemacht. Dabei waren sie innerlich völlig ruhig. Bereitwillig nannten sie die Namen ihrer Anführer. Doch dann legten sie auch ein kühnes Bekenntnis ab. Dabei verschwiegen sie das Versagen ihrer Vorfahren nicht. Sie beriefen sich zuerst auf Gott: «Wir sind die Knechte des Gottes des Himmels und der Erde», und erst dann auf König Kores und seinen Befehl. Und bei allem waren sie nicht beunruhigt über diesen Brief. Der Herr selbst hatte sie ja mit den Worten ermutigt: «Seid stark, alles Volk des Landes … und arbeitet!» (Haggai 2,4).

Für uns können wir aus diesem Brief und den Begleitumständen lernen, dass ein kühnes Bekenntnis eine wirksame Waffe gegen Satan ist. Wir erinnern uns an ein Wort des Propheten Oded an König Asa: «Der Herr ist mit euch, wenn ihr mit ihm seid. Und wenn ihr ihn sucht, wird er sich von euch finden lassen. Wenn ihr ihn aber verlasst, wird er euch verlassen» (2. Chronika 15,2).

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Die Antwort von König Darius

Aufgrund des Briefes von Tatnai liess König Darius nachforschen. Gottes Vorsehung hatte dafür gesorgt, dass die Urkunde mit dem Erlass von König Kores aufbewahrt blieb. Und nun sorgte Er dafür, dass sie auch gefunden wurde. In dieser Urkunde standen Einzelheiten über die Grösse und Bauart des Hauses Gottes, die in Esra 1 nicht erwähnt werden.

König Darius anerkannte diesen Erlass und befahl mit Nachdruck, jede Behinderung der Bauenden zu unterlassen. Er ging sogar noch weiter und ordnete an, dass den Juden die Baukosten aus den Steuergeldern bezahlt wurden und dass ihnen alles, was zu den Opfern nötig war (Tiere, Weizen, Salz, Wein, Öl), gegeben wurde.

Der Angriff des Feindes auf die Juden und den Wiederaufbau des Tempels kehrte sich ins Gegenteil um. Satan wollte behindern und zerstören. Gott lenkte es so, dass die Arbeit an seinem Haus gefördert und unterstützt wurde. Ähnliches ist seither immer wieder geschehen. Wenn Gott eingreift, gibt es nichts und niemand, der seinem Tun wehren könnte. Welch eine Ermunterung für alle, die sich für seine Interessen einsetzen!

Darius scheint eine gewisse Kenntnis vom Gott des Himmels gehabt zu haben, der sich Nebukadnezar, Belsazar und Darius, dem Meder, gegenüber offenbart hatte (Daniel 2 – 6). Das war noch nicht in Vergessenheit geraten. Darius wünschte sogar, dass während dem Opfern auch für ihn und seine Söhne gebetet wurde.

Den Gegnern der Juden blieb nichts anderes übrig, als die königlichen Befehle auszuführen.

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Die Tempeleinweihung und das Passah

Die Ältesten hatten in der Zwischenzeit die Hände nicht in den Schoss gelegt, sondern weitergearbeitet. Mit Gottes Hilfe und der moralischen Unterstützung durch die Weissagung der Propheten gelang den Bauenden die Fertigstellung des Hauses Gottes. Zu seiner Einweihung gab es ein Freudenfest. Aber welch ein Unterschied zur Einweihung des salomonischen Tempels! Damals opferten sie 22 000 Rinder im Gegensatz zu den 100 Stieren jetzt (2. Chronika 7,5). Doch den eindrücklichsten Unterschied finden wir wohl in 2. Chronika 7,2: Damals erfüllte die Herrlichkeit des Herrn den Tempel. In Esra 6 lesen wir nichts Derartiges. Die Herrlichkeit Gottes, die von Israel gewichen war, wird erst wieder in den Tempel des Tausendjährigen Reiches zurückkehren (Hesekiel 43,1-6).

Kurz nach der Einweihung des Hauses Gottes feierten die «Kinder der Wegführung» das Passah. Wie schön ist die Verbindung! Nach der Vollendung des Hauses Gottes feierte das Volk das Gedächtnis seiner Erlösung aus Ägypten. Lobend und den Herrn preisend gedachten sie an die Grundlage, auf der sie standen und an die Tatsache, dass das Blut des geschlachteten Lammes die Basis all ihrer Segnungen und aller Taten der Gnade Gottes für sie war. Sie stützten sich auf das, was Gott aufgrund des Blutes des Passahlammes für sie war, und fanden darin einen unveränderlichen und unbeweglichen Felsen. Sie waren sich aber auch bewusst, was sich ihrem Gott gegenüber geziemte: Sie hatten sich wie ein Mann gereinigt. Und als Antwort Gottes erfüllte Er ihre Herzen mit Freude.

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Esra, der Priester und Schriftgelehrte

Nach der Zeit unter Serubbabel und dem Wiederaufbau des Tempels vergingen Jahre, über die uns die Bibel nichts mitteilt. In unserem Kapitel ist nun von der Rückkehr einer weiteren Gruppe von Juden unter der Führung Esras die Rede. Dieser gottesfürchtige Mann stammte aus der priesterlichen Familie Aarons und war ein kundiger Schriftgelehrter im Gesetz Moses.

Mit Esra zogen «einige» von den Kindern Israel nach Jerusalem hinauf. Die in Esra 8 angegebenen Zahlen zeigen, dass es etwa 1500 Personen waren, also ein wesentlich kleinerer Zug als unter Serubbabel. Aus Vers 9 erfährt man zudem, dass diese Reise von Babel nach Jerusalem vier Monate gedauert hat – eine lange und gefährliche Wanderung (Esra 8,31).

Zweimal ist in diesen Versen die Rede von der Hand des Herrn, die über Esra war. Gott gab Gelingen zu diesem Unternehmen, indem Er Esra zuerst Gunst gab vor dem heidnischen König von Persien und dann eine gute, sichere Reise schenkte.

Die Reihenfolge in Vers 10 gilt grundsätzlich für alle, die die Bibel studieren. Um die Gedanken Gottes aus seinem Wort kennenzulernen, ist ein Erforschen der Schriften notwendig, denn vieles liegt nicht an der Oberfläche. Als Zweites soll das, was man aus der Bibel gelernt hat, einen Einfluss auf das praktische Leben haben. Wir sollen Täter des Wortes Gottes werden. Erst wenn wir das Gelernte und Gefundene selbst ausleben, sind wir in der Lage, andere zu belehren.

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Der Brief von König Artasasta (1)

Ab Vers 11 folgt erneut ein Brief eines persischen Königs in seinem Wortlaut. Der Inhalt dieser Schrift zeigt, dass jener grosse König – er bezeichnet sich als König der Könige – von Gott benutzt wurde, um sein Werk zu unterstützen. Kein heidnischer Mensch hätte von sich aus solche Worte äussern können.

Dieser Brief ist sozusagen ein zweiter Erlass, der noch einmal jedem Juden, der in Babel wohnte, die Möglichkeit gab, in sein Land und nach Jerusalem zurückzukehren. In diesem Dokument wird der Name Gottes, das Gesetz Gottes und das Haus Gottes wiederholt erwähnt.

Das Silber und das Gold, das der König und seine Räte dem Gott Israels freiwillig gaben, sind ein schwaches Bild von dem, was im Tausendjährigen Reich geschehen wird. Dann wird der Reichtum der Nationen nach Jerusalem, dem Zentrum der Herrschaft des Herrn Jesus, gebracht werden (Jesaja 60).

Zur königlichen Gabe kam noch weiteres Silber und Gold dazu, auch von Juden, die in Babel blieben. Der König hatte volles Vertrauen in Esra, diesen gottesfürchtigen Schriftgelehrten. Er sollte mit dem Geld Opfertiere, Speisopfer und Trankopfer kaufen und sie Gott opfern. Die Verwendung des Rests des Geldes überliess der Monarch diesem treuen Mann. Er sagte einfach: «Was dir und deinen Brüdern gut erscheint, … das mögt ihr nach dem Willen eures Gottes tun.» In Vers 20 erhielt Esra sogar noch einen Blankoscheck. Wie gross war die Gnade Gottes über diesem Mann!

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Der Brief von König Artasasta (2)

Der zweite Teil des Briefes richtete sich an die verantwortlichen Beamten in Palästina. Alles, was Esra für das Haus Gottes forderte, sollte ihm gegeben werden. Zudem wurden alle Personen, die einen Dienst am Haus Gottes taten, von jeder Steuer befreit. «Denn warum sollte ein Zorn über das Reich des Königs und seiner Söhne kommen?» So mächtig dieser persische Herrscher auch war, er beugte sich unter den Gott des Himmels. Das war bestimmt zu seinem Segen und zum Segen seiner Untertanen.

Aus den Versen 25 und 26 kann man wohl schliessen, dass es unter den zurückgekehrten Juden und übrigen Bewohnern des Landes keine richtige Führung mehr gab. Vor allem wurde das Gesetz Gottes nicht mehr beachtet. Daher beauftragte der König den Priester Esra mit der Einsetzung von Richtern und Rechtspflegern. Das Gesetz Gottes, aber auch das Gesetz des Königs sollten wieder hochgehalten werden.

Esra war ganz überwältigt von der Gnade Gottes, die solches im Herzen dieses grossen Herrschers gewirkt hatte. Die Schlussverse sind ein herrlicher Lobpreis für Gott, mit dem Esra seinem Herzen Luft machen musste. Er nahm die erfahrene Güte vonseiten des Königs dankbar an, aber er wusste, dass die Hand des Herrn, seines Gottes, über ihm war und dies alles bewirkte und ihn für diese grosse Aufgabe stärkte.

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Einige Juden begleiten Esra

Die ersten 14 Verse geben uns eine Liste derer, die mit Esra aus Babel nach Jerusalem zogen. Angesichts des grosszügigen Erlasses des Königs von Persien und seiner Freigebigkeit für dieses Unternehmen nimmt sich die Zahl der Rückkehrer bescheiden aus. Die Mehrheit der Juden wollte in Babel bleiben.

Aber Gott nahm Kenntnis von den Gottesfürchtigen und Treuen seines Volkes. Er sah jeden Einzelnen von denen, die wünschten, nach Jerusalem an den Ort zurückzukehren, wo der Altar und das Haus Gottes standen. Diese Treuen bedeuteten Ihm so viel, dass Er sie in seinem ewigen Wort festgehalten hat.

Obwohl Esra und die mit ihm zogen, die Unterstützung des Königs genossen, war es doch ein Glaubensschritt, den diese Juden taten. Sie gaben ihren äusserlich sicheren Platz in Babel auf und zogen nach Juda und Jerusalem zurück, ohne eine handfeste Perspektive für ihr Leben zu haben. Doch sie machten die Interessen Gottes zu ihren Interessen. Und Gott hat noch keinen enttäuscht, der sich im Vertrauen auf Ihn gestützt hat.

Nachdem sich alle Rückkehrer zusammengefunden hatten, stellte Esra fest, dass sich keine Leviten unter ihnen befanden. Es fehlte an Dienern – eine Situation, wie man sie auch heute antreffen kann. Es gibt im Werk des Herrn so viel zu tun, aber oft sind nur wenige bereit, Energie, Zeit und Geld für die Sache des Herrn einzusetzen. Man ist nicht bereit, auf äussere Vorteile, Bequemlichkeiten usw. zu verzichten.

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Am Fluss Ahawa

Esra wusste um die Wichtigkeit des Dienstes der Leviten. Deshalb unternahm er vor der Abreise einen Versuch, doch noch einige Leviten und Nethinim zur Rückkehr nach Jerusalem zu bewegen. Aus Vers 18 kann man wohl schliessen, dass er das Problem auch im ernsten Gebet vor Gott brachte. Wie schön ist das Eingreifen der guten Hand Gottes! Er bewirkte, dass sich schliesslich 38 Leviten und 220 Nethinim dem Zug Esras anschlossen. – So dürfen wir auch heute den Herrn bitten, dass Er noch Arbeiter in sein Werk beruft (Matthäus 9,37.38). Doch wir wollen Ihn auch fragen: «Was soll ich tun, Herr?» (Apostelgeschichte 22,10).

Bevor der Zug aufbrach, rief Esra am Fluss Ahawa ein Fasten aus. Dort demütigten sie sich vor Gott und erbaten von Ihm Bewahrung auf der gefährlichen Reise. Angesichts der Schwierigkeiten, die vor ihnen lagen, und der Feinde, denen sie unterwegs begegnen konnten, fühlten sie ihre Schwachheit. Sie brauchten Gottes Schutz und Hilfe.

Menschlich gesehen hätte Esra vom König, in dessen Gunst er stand, militärischen Begleitschutz anfordern können. Aber Esra hatte vor jenem Herrscher bekannt, was für einen guten und treuen Gott sie hatten. Eine Bitte um menschliche Hilfe hätte dieses gute Bekenntnis zu leeren Worten gemacht. – Jetzt wurde ihr Bekenntnis auf die Probe gestellt. Jetzt sollte sich ihr Gottvertrauen bewähren. Im Gebet übergaben sie sich und ihre Habe dem Schutz Gottes. Mit der Kraft, die sie in Ihm fanden, machten sie sich dann auf den Weg (Vers 31). Wie nachahmenswert!

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Der Transport der Schätze

Es gab noch etwas zu regeln, bevor sie sich auf den Weg nach Jerusalem machen konnten. Zwölf Obersten der Priester wurde die Verantwortung über das Silber, das Gold und die heiligen Geräte übertragen. Sie mussten dafür sorgen, dass diese freiwilligen Gaben für das Haus Gottes unbeschadet an ihren Bestimmungsort kamen – eine überaus verantwortungsvolle Aufgabe! Alles, was diesen treuen Männern anvertraut wurde, wurde genau abgewogen. Hatte Esra kein Vertrauen zu ihnen? Doch, aber er wollte jedem Misstrauen, das von irgendeiner Seite hätte auftauchen können, von allem Anfang an entgegentreten.

Diese Grundsätze müssen auch heute beachtet werden, wenn es um die Verwaltung materieller Güter unter den Gläubigen geht. Das Neue Testament bestätigt, dass es immer mehrere und vertrauenswürdige Brüder waren, denen die Verwaltung der materiellen Gaben anvertraut wurde (1. Korinther 16,2.3; 2. Korinther 8,18.22; 1. Timotheus 3,10). Als es darum ging, eine materielle Gabe der Versammlungen von Mazedonien und Achaja den bedürftigen Gläubigen in Jerusalem und Judäa zu bringen, bemühte sich der Apostel Paulus ähnlich wie Esra darum, jedes Misstrauen zu vermeiden. In 2. Korinther 8,20.21 heisst es: «Wobei wir dies zu vermeiden suchen, dass uns jemand übel nachredet dieser reichen Gabe wegen, die von uns bedient wird; denn wir sind auf das bedacht, was ehrbar ist, nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.»

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Die Reise und die Ankunft in Jerusalem

Die eigentliche Reise begann am 12. des ersten Monats (vergleiche Esra 7,9). Die ganze, mehrere Monate dauernde Reise wird mit den Worten zusammengefasst: «Die Hand unseres Gottes war über uns, und er rettete uns von der Hand des Feindes und des am Weg Lauernden.» Gott hat noch keinen im Stich gelassen, der sein Vertrauen ganz auf Ihn gesetzt hat. Die Erfahrungen Esras ermuntern jeden Glaubenden, den Schutz und die Hilfe des Herrn in Anspruch zu nehmen und sich im Vertrauen ganz auf Ihn zu stützen.

Am vierten Tag nach ihrer Ankunft in Jerusalem wurden das Silber, das Gold und die heiligen Geräte den Priestern und Leviten abgeliefert. Wieder waren es mehrere, die das Wägen vollzogen. Vers 34 will sicher aussagen, dass gar nichts fehlte. Nichts ging verloren und nichts wurde veruntreut. Gott wird einmal die Treue jener Priester belohnen, denen Esra am Fluss Ahawa diese grosse Verantwortung übertragen hatte (Offenbarung 22,12).

In den Opfern, die die Zurückgekehrten Gott darbrachten, dachten sie an das ganze Volk Israel. In ihrem Herzen schlossen sie alle mit ein. Der Augenblick wird kommen, da Römer 11,26 wahr werden wird: «Und so wird ganz Israel errettet werden.»

Geht es uns nicht ähnlich? Wir sehen die Zerrissenheit unter den Gläubigen. Aber in unserem Herzen dürfen wir die Einheit aller Erlösten festhalten. Bald kommt der Augenblick, da der Herr sich seine Versammlung, zu der alle gläubigen Christen gehören, verherrlicht darstellen wird – eine wunderbare Einheit.

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Mangel an Absonderung

Nach der ersten Freude der Rückkehrer unter Esra wurde er mit einer sehr traurigen Sache konfrontiert. Das Volk und sogar die Priester und Leviten hatten sich durch Heirat mit den heidnischen Bewohnern des Landes vermischt. Gott hatte dies im Gesetz klar verboten, weil Er den bösen Einfluss kannte, den diese Menschen aus den Nationen auf sein Volk ausüben würden (2. Mose 34,12-16; 5. Mose 7,1-6). Nun hatten die aus dem Exil Zurückgekehrten diese göttlichen Anordnungen missachtet und übertreten.

Esra, der nicht nur Priester, sondern auch ein kundiger Schriftgelehrter war, erkannte sofort den Ernst der Situation. Völlig zerknirscht beugte er sich vor Gott in tiefer Trauer über die Sünden seines Volkes. Seine demütige Haltung zog alle die an, die ebenfalls wegen der Treulosigkeit des Volkes vor dem Wort Gottes zitterten.

Gott möchte auch von uns Christen, dass wir uns klar von den Ungläubigen trennen und keine Verbindung mit der Welt eingehen. Wie ernst sind die Warnungen in 2. Korinther 6,14-18: «Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen …» Der Apostel Johannes ruft uns zu: «Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist.» Und Jakobus fragt: «Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes» (Jakobus 4,4). Möchten wir in unserem Leben jede Weltförmigkeit meiden, aber auch wie Esra uns angesichts der Weltförmigkeit unter den Christen vor Gott demütigen.

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Demütigung vor Gott

Das Abend-Speisopfer gehörte zum beständigen Abend-Brandopfer (Esra 3,3; 2. Mose 29,38-41; 4. Mose 28,3-8). Die beständigen Opfer reden von der Grundlage, auf der wir als Glaubende Gott nahen können. Es ist der Sühnungstod unseres Erlösers, in dem was Er am Kreuz für Gott war (Brandopfer; 3. Mose 1,4). Auf dieses Opfer stützte sich Esra, als er sich in seinem Gebet an Gott wandte.

In seinem Flehen machte er sich eins mit den Sünden seines Volkes, obwohl er selbst in Gottesfurcht lebte (vergleiche das Gebet Daniels in Daniel 9,4-19). Er dachte an die früheren Ungerechtigkeiten Israels, die dazu geführt hatten, dass das Volk in die Gefangenschaft gekommen war. Die Rückkehr eines Teils des Volkes war eine grosse Gnade vonseiten Gottes, auch wenn die Juden ihre Selbstständigkeit nicht mehr erlangten, sondern Knechte des persischen Königs blieben. Doch jetzt hatten sich viele wieder versündigt, indem sie sich mit den heidnischen Nationen im Land vermischt hatten. Esra war darüber tief traurig. Er war sich bewusst, dass Gott Grund gehabt hätte, sie jetzt ohne Überrest zu vertilgen.

Worauf konnte er sich noch stützen? Er anerkannte Gottes Gerechtigkeit und beugte sich schonungslos vor Ihm: «Siehe, wir sind vor dir in unserer Schuld.» Würde Er in seiner grossen Barmherzigkeit noch einmal vergeben? Ja, wenn sie sich nach Sprüche 28,13 verhielten: «Wer seine Übertretungen bekennt und lässt, wird Barmherzigkeit erlangen.»

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Aufstehen und handeln

Die Beugung Esras und derer, die vor dem Wort Gottes zitterten, wirkte sich auf das Gewissen der Einzelnen im Volk aus. Sie versammelten sich mit vielem Weinen zu Esra und waren bereit, die Konsequenzen aus ihrem verkehrten Verhalten zu ziehen.

Schekanja, der im Namen der Anwesenden zu Esra redete, sprach von «Hoffnung für Israel bezüglich dieser Sache». Die Hoffnung und Barmherzigkeit konnte aber nur Wirklichkeit werden, wenn echtes Selbstgericht vorhanden war und wenn sie ihre fremden Frauen und deren Kinder wegschickten.

Wir sind vielleicht schockiert über ein solches Vorgehen. Doch wir müssen bedenken, dass dies zur Zeit des Gesetzes geschah, das so etwas verlangte. Wie ganz anders ist es in der Zeitperiode der Gnade! In 1. Korinther 7,12-16 wird der Fall geschildert, dass in einer Ehe von zwei ungläubigen Menschen ein Teil – die Frau oder der Mann – gläubig wird. Dann sollen die Ehegatten zusammenbleiben und nicht scheiden. Es besteht die Hoffnung, dass der ungläubige Teil sich ebenfalls bekehrt.

Wohl stand der Priester Esra jetzt auf, um zu handeln. Doch seine Trauer und Beugung waren noch nicht zu Ende. In einer Zelle des Tempels, in der Gegenwart Gottes, fastete und trauerte er über die Treulosigkeit der Weggeführten. Sollten wir uns über die Sünden und Weltlichkeit bei denen, die bekennen, Christen zu sein, nicht auch beugen und trauern?

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Das Volk wird versammelt

Nun wurden alle aus dem Exil Zurückgekehrten innert drei Tagen nach Jerusalem gerufen. Wer dem Aufruf keine Folge leistete, musste mit den härtesten Konsequenzen rechnen. Jetzt war die Zeit zum Handeln gekommen. Die Echtheit des Selbstgerichts sollte sich durch entsprechende Taten zeigen. Darauf würde Gott sicher mit Erbarmen reagieren und dem Überrest des Volkes nicht den Garaus machen.

So musste Esra den zitternden, im Regen stehenden Menschen ihre Treulosigkeit vorhalten und sie auffordern, sich von den fremden Frauen zu trennen. Das Volk war bereit, Busse zu tun und der Busse würdige Frucht zu bringen. Doch es war offensichtlich, dass dies nicht an einem Tag zu bewerkstelligen war. Aber die Bereitschaft war da, alles zu tun, um «die Glut des Zorns unseres Gottes» von ihnen abzuwenden. Dem Volk war deutlich geworden, wie sehr sie gegen Gottes Heiligkeit, die Er von seinem Volk erwartete, verstossen hatten.

Nicht alle waren mit diesem Vorgehen einverstanden. Vers 15 zeigt, dass es Widerstand gab. Sogar ein Levit, der doch das Gesetz Gottes hätte kennen müssen, schloss sich dem Widerstand an.

Auch heute stellt man Unverstand und sogar Widerstand unter Christen fest, wenn solche da sind, die sich mit Entschiedenheit von jeder Art des Bösen trennen und keine Gemeinschaft mit Ungläubigen haben wollen. Gott aber möchte keine Kompromisse: 2. Korinther 6,14-18; 7,1.

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Trennung vom Bösen

Die Untersuchung und Bereinigung der Sünde gegen den Herrn nahm einige Zeit in Anspruch (Verse 16.17). Esra, der Priester, leitete die ganze Angelegenheit.

Zuoberst auf der Liste der Männer, die fremde Frauen heimgeführt hatten, stehen die Söhne der Priester. Es waren Nachkommen Jeschuas, des Hohenpriesters, der zusammen mit Serubbabel den ersten Zug der Zurückkehrenden angeführt hatte. Wie traurig, dass die Söhne eines Mannes, den der Herr als Werkzeug gebrauchen konnte, sich so verderbt hatten und vom Weg der Gedanken Gottes abgekommen waren! Diese fehlbaren Priester waren jedoch bereit, ihre heidnischen Frauen hinauszutun und einen Widder als Schuldopfer zu geben.

Dann folgt eine lange Liste derer, die sich in dieser Angelegenheit schuldig gemacht hatten. Das Buch endet mit der betrüblichen Bemerkung: «Alle diese hatten fremde Frauen genommen, und es gab unter ihnen Frauen, die Kinder geboren hatten.» Das Buch begann mit dem gnädigen Wirken Gottes, der den Gefangenen seines Volkes eine Möglichkeit schenkte, in ihre Heimat zurückzukehren. Sobald der Mensch aber unter Verantwortung steht, zeigen sich Untreue, Versagen, Niedergang. Das ist auch das Bild der Geschichte der verantwortlichen Christenheit.

Mit Kapitel 10 ging die grosse Aufgabe Esras zu Ende. Wir werden diesem Priester aber im Buch Nehemia wieder begegnen. Dort tut er einen Dienst, der an Esra 7,10 erinnert: Er las den versammelten Juden das Wort Gottes vor und machte das Gelesene verständlich.

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