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Leseplan: Es ist vollbracht!
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Einleitung

«Da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende» (Johannes 13,1). Dieses Bibelwort fasst die Abschiedsworte des Herrn Jesus zusammen:

  • Er wäscht seinen Jüngern die Füsse.
  • Er spricht zu ihnen über das Haus des Vaters.
  • Er zeigt ihnen, wie sie Frucht bringen können.
  • Er stellt ihnen die Liebe seines Vaters vor.
  • Er bittet den Vater um Bewahrung für die Gläubigen.

«Es ist vollbracht!» (Johannes 19,30). Jesus Christus lässt am Kreuz sein Leben, um das Werk zu vollbringen, das Ihm der Vater aufgetragen hat. Nach seiner Auferstehung steht Er in der Mitte seiner Jünger und spricht zu ihnen: «Friede euch!»

Buchtipp: Abschiedsworte des Herrn Jesus

Die Fusswaschung


Der Herr ist noch einmal mit seinen Jüngern zusammen. Während des Abendessens steht Er auf, um ihnen die Füsse zu waschen. Diese demütige Aufgabe ist eine Illustration des Dienstes, den Er jetzt im Himmel für die Seinen tut.

Wir leben in einer Welt, in der wir von der Sünde beschmutzt und im Glauben entmutigt werden. Damit wir dennoch Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn haben können, wäscht uns der Herr immer wieder die Füsse. Er reinigt uns vom Schmutz und befreit uns von dem, was uns niederdrücken will. Sein Beweggrund für diesen Dienst ist die Liebe (Vers 1). Das Mittel, das Er zu unserer Reinigung und Erfrischung benutzt, ist das Wasser des Wortes Gottes (Vers 5; Epheser 5,26).

Petrus macht in seiner Spontanität und in seiner Liebe zum Herrn drei Einwände, die der Herr benutzt, um uns über die Fusswaschung zu belehren:

  1. Die geistliche Bedeutung der Fusswaschung verstehen wir erst, seitdem Christus im Himmel und der Geist Gottes auf der Erde ist (Vers 7).
  2. Bei der Fusswaschung geht es um eine praktische, wiederholte Reinigung. Sie ist nötig, damit wir ein Teil mit Christus, d. h. Gemeinschaft mit Ihm haben können (Vers 8).
  3. Mit der Neugeburt sind wir bei unserer Bekehrung grundsätzlich gereinigt worden (Johannes 3,5; 1. Petrus 1,22.23). Durch diese einmalige Reinigung, die nicht wiederholt werden muss, haben wir neues Leben bekommen und haben dadurch Teil an Christus. In unserer Stellung vor Gott sind wir völlig rein (Vers 10).

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Ich habe euch ein Beispiel gegeben

In den Versen 4-11 haben wir gesehen, was der Herr vom Himmel aus für uns tut: Er reinigt und erfrischt uns durch sein Wort. In den Versen 12-17 werden wir über das belehrt, was wir nach seinem Beispiel (Lehrer) und in seinem Auftrag (Herr) auf der Erde tun sollen: Wir sind schuldig einander die Füsse zu waschen. In Liebe und Demut sollen wir einander helfen, das wegzutun, was uns hindert, die Gemeinschaft mit Christus im Himmel zu geniessen. Vielleicht ist es unsere Aufgabe, einem Glaubenden behilflich zu sein, einen Fehltritt Gott gemäss in Ordnung zu bringen (Galater 6,1). Oder der Herr weist uns an, einem bedrückten Christen durch ein Bibelwort Mut zu machen, damit er seinen Glaubensblick wieder auf Christus richtet.

Wenn wir einander die Füsse waschen, gehorchen wir als Knechte unserem Herrn und handeln als Gesandte in seinem Auftrag. Dieser Dienst ist nicht einfach und erfordert eine demütige Herzenshaltung. Aber er bringt Segen und Freude, wenn wir ihn verwirklichen (Vers 17). Für einen Diener gibt es nichts Grösseres, als die Zustimmung seines Herrn zu besitzen.

Ab Vers 18 deckt der Herr Jesus den Verrat von Judas in drei Schritten auf. In einem ersten Schritt erklärt Er seinen Jüngern, dass etwas Schreckliches geschehen wird: Einer, der sich eine lange Zeit in der Nähe des Herrn aufgehalten hat, wird sich gegen Ihn wenden und sein Vertrauen entsetzlich missbrauchen (Vers 18). Der Sohn Gottes, der alles weiss, sagt es seinen Jüngern im Voraus, damit ihr Vertrauen zu Ihm nicht erschüttert wird.

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Der Herr entlarvt den Verräter

Es schmerzt den Herrn zutiefst, dass Judas, der wie alle anderen Jünger seine Liebe und Gnade erfahren hat, Ihn verraten wird. In einem zweiten Schritt deckt Er nun die Sünde auf, die geschehen wird: Einer seiner Jünger wird Ihn durch Verrat an seine Feinde überliefern (Vers 21). Durch diese Mitteilung werden alle Jünger ins Licht Gottes gestellt, damit sie sich selbst fragen: Wie stehe ich zum Herrn Jesus?

Die elf anderen Jünger wissen nicht, wer der Verräter ist, denn Judas hat sich bis jetzt völlig unauffällig verhalten. Sie blicken einander an, doch die Antwort finden sie nicht bei sich. Nur der Sohn Gottes kann das Verborgene offenbaren. Johannes befindet sich ganz in seiner Nähe, weil er seine Liebe geniessen möchte. Darum ist er jetzt der geeignete Jünger, um Jesus zu fragen: «Herr, wer ist es?»

Nun offenbart der Herr in einem dritten Schritt den Verräter: Er gibt den eingetauchten Bissen Judas Iskariot. Mit dieser Entlarvung soll der Böse den vertrauten Kreis der Jünger verlassen. Das Gewissen von Judas ist bereits derart verhärtet, dass er nicht davor zurückschreckt, diesen Bissen vom Herrn anzunehmen. Sofort nimmt der Satan völlig von Judas Besitz, treibt ihn zu dieser schrecklichen Tat an und stürzt ihn ins Verderben.

Die anderen Jünger sind völlig überrascht und verstehen die Worte nicht, die der Herr an Judas richtet. Dieser weiss jedoch genau, was Jesus meint. Jetzt, wo er entlarvt ist, erträgt er die Gegenwart des Herrn nicht mehr. So geht er in die Nacht hinaus.

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Du kannst mir jetzt nicht folgen

In Vers 31 spricht der Herr Jesus über seinen Tod am Kreuz. Dort wurden zwei Herrlichkeiten sichtbar:

  1. «Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht.» Als Jesus Christus am Kreuz sein Leben liess, zeigte sich am herrlichsten, wie vollkommen Er als Mensch war. Seine Liebe, sein Gehorsam, seine Hingabe wurden völlig ans Licht gestellt.
  2. «Gott ist verherrlicht in ihm.» Im Tod des Herrn Jesus zeigte sich am deutlichsten, wer Gott ist. Alle seine Wesenszüge wurden am Kreuz vollkommen dargestellt: seine Liebe, seine Heiligkeit, seine Gnade und seine Gerechtigkeit.

In Vers 32 finden wir die göttliche Antwort auf das grosse Werk, das Jesus Christus vollbracht hat: Gott hat Ihn sogleich verherrlicht, indem Er Ihm den Ehrenplatz zu seiner Rechten gegeben hat.

In den Versen 33-35 hinterlässt der Herr den Seinen ein Gebot: Sie sollen einander lieben. Die Liebe des Herrn Jesus zu seinen Jüngern, die Er ihnen in den drei Jahren auf der Erde erwiesen hat, ist das Modell ihrer Liebe zueinander. Diese gegenseitige Liebe der Glaubenden ist das Band, das sie zusammenhält, und ein Zeugnis von Christus in der Welt.

In den Versen 36-38 warnt der Herr seinen Jünger Petrus ausdrücklich vor den kommenden Stunden: Bevor der Hahn am nächsten Morgen krähen wird, wird Petrus seinen Meister dreimal verleugnen. Er kann dem Heiland jetzt nicht folgen, denn Jesus Christus wird am Kreuz ins Gericht Gottes kommen und der Macht Satans begegnen. Diesen Weg muss Er allein gehen.

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Der Weg zum Vater

Der Herr Jesus konnte nicht bei seinen Jüngern bleiben. Darum stand ihnen eine grosse Veränderung bevor:

  • Anstatt Ihn weiter mit den leiblichen Augen zu sehen, würden sie von nun an eine Glaubensbeziehung zu Ihm haben (Vers 1).
  • Ihre Erwartung im Blick auf das irdische Reich würde sich nicht jetzt erfüllen. Stattdessen gab der Herr ihnen eine himmlische Hoffnung (Verse 2.3).

Das Haus des Vaters ist der ewige Wohnort Gottes. Dort befinden sich viele Wohnungen, denn nach dem göttlichen Vorsatz sollen die Erlösten der Gnadenzeit dort einmal ihr ewiges Zuhause haben. Um ihnen im Haus des Vaters einen Platz bereit zu machen, ging Jesus Christus nach vollbrachtem Werk als Mensch dorthin zurück. Bald wird Er wiederkommen und alle Glaubenden zu sich nehmen. Das ist der Kernpunkt der christlichen Hoffnung.

Der Sohn Gottes stand im Begriff, zum Vater zurückzukehren. Thomas dachte jedoch nicht an eine Person, sondern an einen physischen Ort. Seine Frage veranlasste den Herrn, weitere Erklärungen zu geben:

  • Er ist der Weg zum Vater. Wer an Ihn glaubt, kommt schon jetzt in eine Beziehung zum Vater und wird in der Zukunft im Haus des Vaters wohnen.
  • Jesus Christus ist auch die Wahrheit über den Vater, denn Er hat Ihn offenbart. Wer Ihn betrachtet, lernt den Vater kennen.
  • Der Sohn Gottes ist das Leben (1. Johannes 5,20). Wer an Ihn glaubt, bekommt ewiges Leben. Dadurch besitzt er die Fähigkeit, Gemeinschaft mit dem Vater zu haben (Johannes 17,3).

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Grössere Werke

Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um Gott, den Vater, zu offenbaren (Johannes 1,14.18). Darum können wir in Ihm den Vater erkennen. Doch es ist kein physisches Sehen, wie Philippus es wünschte, sondern ein Blick des Glaubens, der in Jesus Christus den Vater in allen seinen Eigenschaften erkennt. Das Auge des Glaubens sieht mehr als das leibliche Auge, denn es kann ins Herz des Vaters hineinblicken und dort seine Liebe und Gnade erkennen.

Der Mensch gewordene Sohn Gottes sagte mit Recht: «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.» Denn zwischen dem Vater und dem Sohn besteht eine vollkommene Einheit und eine absolute Übereinstimmung, so dass der Sohn den Vater völlig offenbaren konnte. Er tat es durch seine Worte und seine Werke. Alles, was Er sagte und tat, zeigte den Vater in seiner Liebe, Gnade, Weisheit und Macht.

Die Verse 12-14 betrafen in erster Linie die Apostel, die nach der Rückkehr des Herrn Jesus zum Vater als seine Vertreter auf der Erde wirkten und zeugten. In seinem Auftrag taten sie Werke von gleicher Art wie Christus und Werke in grösserem Umfang als Er (Apostelgeschichte 3,7; 5,15). Dafür gab es einen Grund: Der Herr befand sich als Mensch beim Vater und war dort die Quelle dieser Wunderwerke (Markus 16,20).

Durch das Gebet zum Vater öffnete sich den Jüngern diese Quelle göttlicher Kraft. Wenn sie sich im Namen des Herrn Jesus, d. h. in der Würde seiner Person, an den Vater wandten, wurde der Sohn zum Segen der Glaubenden und zur Verherrlichung des Vaters tätig.

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Liebe und Gehorsam

Nachdem der Herr den Blick der Jünger auf den himmlischen Segen in ihrer Beziehung zum Vater gerichtet hat, spricht Er jetzt ihre Verantwortung an. Sie sollen ihre Liebe zu Ihm durch Gehorsam zeigen.

Zu ihrer Unterstützung wird der Heilige Geist auf die Erde kommen. Er wird nicht nur für eine Zeit, sondern ewig bei ihnen sein. Aber die Welt wird den Geist Gottes nicht sehen, denn Er wird in den Glaubenden wohnen. – Genauso ist es geschehen, als der Heilige Geist am Pfingsttag auf die Erde kam, um in den einzelnen Erlösten und in der Versammlung zu wohnen. Sein Wirken in den Glaubenden bringt ihnen einen grossen Segen: Durch den Geist erfahren sie die Gegenwart des Herrn Jesus (Vers 18) und sehen Ihn als den verherrlichten Menschen im Himmel (Vers 19).

Ab Vers 21 lernen wir, dass der Genuss des christlichen Segens von unserem Gehorsam abhängt:

  • Wenn wir die Gebote des Herrn aus dem Wort Gottes in unser Herz aufnehmen und aus Liebe zu Ihm tun, erfahren wir die besondere Liebe des Vaters und des Sohnes. Ausserdem öffnet uns Christus sein Herz und lässt uns mehr von seiner herrlichen Person erkennen.
  • Wenn wir das Wort des Herrn halten, indem wir nicht nur seine konkreten Anweisungen befolgen, sondern auch nach seinen Mitteilungen in der Bibel leben, freuen wir uns an der Liebe des Vaters. Ausserdem haben wir Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn. Sie wohnen bei uns, weil wir in unserem Leben mit Ihnen übereinstimmen. Das ist ein Vorgeschmack des Segens, den wir im Haus des Vaters geniessen werden.

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Der Heilige Geist als Sachwalter

In Vers 26 stellt der Herr zwei Aufgaben des Heiligen Geistes vor:

  • Er wird die Jünger alles lehren, d. h. die ganze christliche Wahrheit erklären (1. Johannes 2,20).
  • Der Geist wird sie an alles erinnern, was der Herr ihnen gesagt hat, damit sie von Ihm zeugen können.

In Vers 27 ist zuerst vom Frieden des Gewissens die Rede, den der Herr Jesus als Auferstandener den Seinen als Folge seines Erlösungswerks gebracht hat (Johannes 20,19). Darauf verspricht Er ihnen den Frieden des Herzens, den sie wie Er im Gehorsam zu Gott und in Gemeinschaft mit dem Vater erleben können.

In Vers 28 möchte der Herr das Interesse der Jünger für das wecken, was Ihn persönlich betrifft. Eine selbstlose Liebe freut sich darüber, dass Er bald seinen Leidensweg beenden und zum Vater zurückkehren wird. Ausserdem liegt in seinem Weggehen zum Vater der Schlüssel für den Segen der Glaubenden. Als Folge davon wird der Heilige Geist zu ihnen kommen.

Die grosse Auseinandersetzung zwischen dem Herrn Jesus und dem Satan stand kurz bevor. Am Kreuz würde der Feind seine ganze Macht gegen Christus aufbieten, aber in diesem reinen und sündlosen Menschen keinen Anknüpfungspunkt finden, um einen Sieg davonzutragen. Im Gegenteil! Durch sein Erlösungswerk am Kreuz besiegte der Herr den Teufel und befreite alle Glaubenden aus seiner Macht (Hebräer 2,14.15). Sein Tod war also nicht das Ergebnis der Macht Satans, sondern der höchste Beweis, dass Jesus Christus den Vater liebte und Ihm bis zum Äussersten gehorchte (Vers 31).

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Frucht bringen

Mit einem Bild zeigt der Herr den Jüngern ihre Aufgabe während seiner Abwesenheit: Weil sie durch ihr Bekenntnis zu Ihm in einer Beziehung zu Ihm stehen, sollen sie in Verbindung mit Ihm für Gott Frucht bringen.

  • Jesus Christus ist der wahre Weinstock. Durch sein Kommen auf die Erde trat Er an die Stelle Israels. Vorher hatte Gott bei diesem Volk Frucht gesucht, aber nur schlechte Beeren gefunden (Jesaja 5,1-7). Der Herr Jesus, der im Gegensatz zu Israel in seinem Leben ununterbrochen Frucht für Gott brachte, ist jetzt für seine Jünger die Quelle jeder Frucht.
  • Der Vater ist der Weingärtner, der die Reben am Weinstock pflegt. Fruchtbringende Reben reinigt Er, damit sie mehr Frucht bringen. Reben ohne Frucht nimmt Er weg.
  • Alle Menschen, die sich dem Herrn Jesus anschliessen und sich zu Ihm bekennen, sind Reben am Weinstock. Einige von ihnen bringen Frucht für Gott, weil sie eine echte Beziehung zu Christus haben und in täglicher Abhängigkeit von Ihm leben. Andere Reben bringen keine Frucht, weil ihr Bekenntnis zu Christus nicht echt ist. Irgendwann geht auch ihre äussere Beziehung zu Ihm zu Ende. Was bleibt, ist das Feuer des Gerichts.

Wenn wir in beständiger Abhängigkeit vom Herrn Jesus leben und das Wort Gottes seinen prägenden Einfluss auf uns hat, werden unsere Bitten mit Gott übereinstimmen, so dass Er sie erhören kann (Vers 7). Weil wir dadurch Jesus Christus nachahmen, wird der Vater verherrlicht und die Welt erkennen, dass wir Jünger des Herrn Jesus sind (Vers 8).

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Bleibt in meiner Liebe!

Wie der Vater den Menschen Jesus Christus in seinem Leben auf der Erde geliebt hat, liebt der Herr jetzt seine Jünger. Doch der Genuss seiner Liebe hängt von unserem Gehorsam ab. Wenn wir seine Gebote halten, wie Er die Gebote seines Vaters gehalten hat, bleiben wir in seiner Liebe. Als gehorsamer Mensch hat Jesus in der Gemeinschaft mit seinem Vater eine tiefe Freude empfunden. Diese Freude erleben wir auch, wenn wir dem Herrn gehorchen und die Gemeinschaft mit Ihm suchen.

Auf dem Weg der Jüngerschaft sind wir nicht allein. Andere Christen folgen dem Herrn Jesus ebenfalls nach. Nun soll die gegenseitige Liebe die Gemeinschaft der Glaubenden kennzeichnen. Das Vorbild und der Massstab dafür ist die Liebe des Herrn zu seinen Jüngern. Drei Jahre lang hat Er für sie gesorgt und ihnen gedient. Doch den grössten Ausdruck seiner Liebe zu ihnen finden wir am Kreuz, als Er sein Leben für seine Freunde gelassen hat.

Gehorsame Jünger sind die Vertrauten des Herrn. Er nennt sie seine Freunde und teilt ihnen alles mit, was Er vom Vater gehört hat. Zwischen einem Knecht und einem Freund besteht ein gewaltiger Unterschied: Dem Knecht gibt man nur so viele Informationen, damit er den Auftrag erfüllen kann. Dem Freund hingegen öffnet man das Herz und teilt ihm alles mit.

Der Herr Jesus hat die Zwölf als seine Jünger auserwählt (Lukas 6,13). Nun sollen sie in seinem Werk tätig sein und Frucht bringen. Der Vater wird ihnen für diese Aufgabe alles Notwendige schenken, damit ihre Frucht bleibe.

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Von der Welt gehasst

Es gibt zwei Gründe, warum die Welt die Jünger des Herrn Jesus hasst und anfeindet:

  1. Weil sie dem verachteten Jesus von Nazareth nachfolgen, der bis heute von der Welt abgelehnt wird.
  2. Weil es keine innere Übereinstimmung zwischen glaubenden Menschen und der Welt mehr gibt.

Wir brauchen uns also nicht zu wundern, wenn wir in unserem Bekenntnis für Jesus Christus von ungläubigen Menschen Widerstand und Ablehnung erfahren. Auch hier gilt der Grundsatz: «Ein Knecht ist nicht grösser als sein Herr.» Als Zeugen und Jünger des Herrn erfahren wir das Gleiche wie Er: Die meisten Menschen lehnen uns ab, nur einige nehmen das Wort Gottes an.

Die Verse 22-25 sprechen vom Zeugnis, das Jesus in der Welt abgelegt hat. Er kam in Gnade und offenbarte den Menschen durch Worte (Vers 22) und durch Werke (Vers 24) den Vater. Doch die Welt – insbesondere die ungläubigen Juden – lehnte die Gnade Gottes in Christus ab. Für ihre Sünde war sie nun ohne Entschuldigung, denn das Verhalten des Herrn Jesus gab keinen Anlass für ihren Hass. Ihre Feindschaft gegen den Gesandten des Vaters und damit gegen Gott selbst kam aus ihrem bösen Herzen hervor. Das Fazit ist klar: «Die ganze Welt liegt in dem Bösen» (1. Johannes 5,19).

Der Heilige Geist, der vom Vater gesandt auf die Erde gekommen ist, bestätigt den Jüngern, dass Jesus Christus, der von der Welt gehasst und getötet worden ist, im Himmel anerkannt wird. Das gibt ihnen Überzeugungskraft, Ihm nachzufolgen und von seinem Leben auf der Erde zu zeugen.

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Der Heilige Geist überführt die Welt

In Kapitel 15 hat der Herr den Jüngern bereits den wahren Charakter der Welt gezeigt, um sie auf ihren Hass und Widerstand vorzubereiten. In Kapitel 16 setzt Er dieses Thema bis Vers 11 fort.

Besonders die religiösen Menschen, die damals durch die ungläubigen Juden repräsentiert wurden, widerstehen der Wahrheit. Sie wollen nicht wahrhaben, dass Gott, der Vater, sich in seinem Sohn Jesus Christus in Gnade offenbart hat. Warum? Weil dadurch ihre religiösen Aktivitäten und ihr geistlicher Hochmut verurteilt werden.

Als der Herr bei seinen Jüngern gewesen ist, hat Er sie vor der Feindschaft der Welt beschützt. Doch bald wird Er sie verlassen. Als Folge davon sind sie direkt mit dem Widerstand der Welt konfrontiert. Darauf sollen sie vorbereitet sein. Doch es ist für die Jünger nützlich, dass der Herr zum Vater zurückkehrt, damit der Geist als Sachwalter zu ihnen kommen kann. Seine Gegenwart ist den Jüngern eine Hilfe, die Welt richtig zu beurteilen. Das Kommen des Geistes Gottes beweist den Jüngern drei Punkte im Blick auf die Welt:

  1. Er überführt die Welt von Sünde. Sie hat nicht an den Sohn Gottes geglaubt, sondern Ihn und damit auch Gott, den Vater, abgelehnt. Das ist ihre grosse Sünde.
  2. Er überführt sie von Gerechtigkeit. Jesus Christus, der einzig Gerechte, befindet sich beim Vater. Von der Welt kann man keine Gerechtigkeit erwarten.
  3. Er überführt sie von Gericht. Als Fürst der Welt ist Satan am Kreuz besiegt worden. Als Folge davon steht auch die Welt unter dem Gerichtsurteil Gottes.

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Der Geist leitet in die ganze Wahrheit

Weil die Jünger den Heiligen Geist noch nicht hatten, konnten sie noch nicht alles aufnehmen und verstehen, was Gott ihnen mitteilen wollte.

Als der Geist auf die Erde kam, machte Er die Apostel mit der ganzen Wahrheit bekannt, damit sie diese göttliche Mitteilung mit dem Herzen erfassen konnten. Die Wahrheit ist die Art und Weise, wie Gott alles betrachtet. Sie ist das, was Er von sich selbst und von seinen Gedanken offenbart hat. Die Apostel besassen also Kenntnis von der ganzen Wahrheit und schrieben sie durch den Geist Gottes inspiriert im Neuen Testament nieder.

Der Heilige Geist nimmt auf der Erde eine Stellung der Unterordnung ein. Er redet das, was Er vom Herrn Jesus im Himmel hört:

  • Er verkündet das Kommende und richtet so unseren Blick nach vorn! Wir erfahren die göttlichen Pläne über die zukünftige Welt. Der Geist spricht über das Haus des Vaters und über die öffentliche Verherrlichung des Herrn mit den Seinen.
  • Er verherrlicht Christus und lenkt so unseren Blick nach oben! Wir sehen Jesus im Himmel mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. Der Geist stellt uns alles, was der Herr in seiner Person und in seiner jetzigen Stellung ist, gross vor unsere Herzen.

Der verherrlichte Christus ist der ewige Sohn Gottes. Darum gehört Ihm alles, was der Vater besitzt. Darum ist in «dem Meinen» indirekt auch die Herrlichkeit des Vaters und sein ewiger Ratschluss enthalten.

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Ihr werdet mich sehen

Nun lenkt der Herr die Gedanken seiner Jünger auf die bevorstehenden Ereignisse:

  • «Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht mehr.» Bald würde Jesus am Kreuz sterben und anschliessend in ein Grab gelegt werden. Damit war die Zeit, Ihn als Mensch auf der Erde zu sehen, vorbei (1. Johannes 1,1).
  • «Wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen.» Christus ist nach drei Tagen auferstanden. Die Jünger haben Ihn als Auferstandenen gesehen, aber nur zeitweise. Sie mussten lernen, dass Er jetzt in einer anderen Beziehung zu ihnen stand. Somit ist mit diesem «Sehen» auch der Blick des Glaubens gemeint, der Christus verherrlicht im Himmel sieht (Hebräer 2,9).

Der Tod des Herrn Jesus war für die Jünger ein Grund zur Trauer, weil sie meinten, Ihn dadurch zu verlieren. Die ungläubigen Menschen hingegen freuten sich über seine Kreuzigung. Endlich war die Stimme der Wahrheit verstummt, die sie nicht hören wollten. Doch die Traurigkeit der Jünger verwandelte sich in Freude, als der Herr am Auferstehungstag in ihre Mitte trat (Johannes 20,20). Dieser Wechsel von Traurigkeit zu Freude wird an einem Beispiel deutlich gemacht: Der Geburtsvorgang ist kein Anlass zur Freude, sondern bereitet Schmerzen und Kummer. Wenn jedoch das Baby geboren ist, denkt die Mutter nicht mehr an die Strapazen, sondern freut sich über ihr Kind.

Als der Herr Jesus in den Himmel auffuhr, blieb die Freude der Jünger bestehen (Lukas 24,52). Sie standen jetzt in einer Glaubensbeziehung zu Ihm und sahen Ihn mit den Augen des Herzens.

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Der Vater selbst hat euch lieb

Mit dem Ausdruck «an jenem Tag» ist die christliche Zeit gemeint, in der die Glaubenden freien Zugang zu Gott, dem Vater, haben. Im Namen des Herrn Jesus, d. h. in der Annehmlichkeit seiner Person und seines Werks, können sie ihre Bitten direkt an den Vater richten. Er wird diese Gebete im Namen des Herrn erhören, weil sie mit seinem Willen übereinstimmen.

Vor seinem Tod sprach Jesus Christus noch nicht offen vom Vater zu seinen Jüngern. Erst nach seiner Auferstehung teilte Er ihnen durch Maria Magdalene mit: «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott» (Johannes 20,17). Mit dem Erlösungswerk war die Grundlage geschaffen, dass glaubende Menschen in eine persönliche Beziehung zu Gott als Vater kommen können. Weil sie nun seine Kinder sind, brauchen sie keinen Vermittler, sondern können sich direkt an den Vater wenden, der sie liebt.

In Vers 28 spricht der Herr über seinen Auftrag: In der Fülle der Zeit kam der Sohn Gottes als Mensch in die Welt, um den Vater zu offenbaren. Am Kreuz gab Er sein Leben zur Verherrlichung des Vaters, um dann als Mensch zu seinem Vater zurückzukehren.

Die «Stunde» in Vers 32 ist die Zeit, in der Jesus Christus litt und starb. Die Jünger verliessen Ihn, als es schwierig wurde (Markus 14,50). Aber der Vater blieb bei Ihm. Das war die Quelle seiner Kraft auf seinem schweren Weg nach Golgatha.

In Vers 33 ermutigt der Herr seine Jünger: Trotz äusserer Schwierigkeiten in der Welt können sie den inneren Frieden in der Gemeinschaft mit Ihm geniessen.

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Ich habe Dich verherrlicht

In diesem Kapitel spricht der Sohn Gottes zu seinem Vater und bittet für seine Jünger. In den Versen 1-5 geht es um die Person und das Werk des Herrn Jesus. Gedanklich steht Er hinter dem Kreuz, d. h. Er betrachtet das Erlösungswerk als schon vollbracht.

Zuerst bittet Er um seine Verherrlichung als Mensch im Himmel, damit Er von diesem Platz aus den Vater verherrlichen kann. In der Zeit der Gnade möchte Er den Glaubenden vom Himmel her den Vater und dessen Liebe zu ihnen gross machen.

Als Sieger von Golgatha besitzt Jesus Christus die Vollmacht, über alle Menschen zu bestimmen. Zudem schenkt Er allen, die an Ihn glauben, ewiges Leben (Johannes 10,10). Dieses Leben befähigt sie, Gott als Vater zu kennen und sowohl mit Ihm als auch mit dem Sohn Gemeinschaft zu haben.

Vers 4 zeigt uns den zweifachen Grund, warum der Sohn Gottes als Mensch auf die Erde kam:

  1. Er offenbarte Gott, den Vater, und stellte alle seine Wesenszüge – seine Liebe, seine Heiligkeit usw. – völlig ans Licht. Dadurch verherrlichte Er Ihn.
  2. Er erfüllte den Auftrag des Vaters. Sein Gehorsam führte Ihn ans Kreuz, wo Er zur Ehre Gottes sein Leben liess und das Erlösungswerk vollbrachte.

Der Sohn Gottes besitzt von Ewigkeit her eine Herrlichkeit: Er wird vom Vater geliebt! Diese Herrlichkeit erbittet Er sich nun als Mensch. Warum? Weil Er sie im Haus des Vaters den Erlösten zeigen will (Vers 24). Glaubende Menschen sollen dort die ewige Liebe des Vaters zum Sohn bewundern und anbeten.

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Bewahre sie in deinem Namen

Diese Verse betreffen zuerst die Jünger, aber in einem weiteren Sinn alle Glaubenden der Gnadenzeit.

Der Herr hat seinen Jüngern Gott als Vater offenbart (Vers 6). Sie haben erkannt, dass Jesus Christus der Sohn des Vaters ist und Mitteilungen vom Vater an sie gemacht hat. Im Gegensatz zu den Juden haben sie diese Worte angenommen und geglaubt (Verse 7.8).

Aus der zweiten Hälfte von Vers 6 lernen wir ausserdem folgende Wahrheit: Gott hat in seinem ewigen Ratschluss Menschen zu seinen Kindern auserwählt. Darum gehören sie Ihm. Als sie in der Zeit der Gnade zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen sind, hat der Vater sie der Fürsorge des Sohnes übergeben.

Ab Vers 9 bittet der Herr für die Glaubenden, die Er in der Welt zurücklassen wird. Zuerst gibt Er zwei Gründe dafür an:

  • «Sie sind dein.» Weil sie Kinder Gottes sind, hat der Vater ein grosses Interesse an ihnen.
  • «Ich bin in ihnen verherrlicht.» Weil der Vater den Sohn liebt, ist es ganz in seinem Sinn, dass der Herr Jesus durch die Seinen verherrlicht wird.

Bis jetzt hat der Herr die Jünger vor den Angriffen Satans und der Welt beschützt. Nun bittet Er: «Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen.» Dieser Name drückt göttliche Liebe und göttliche Heiligkeit aus. Beides bewahrt die Glaubenden in der Welt.

In Vers 11 geht es um die Einheit der Apostel, die der Heilige Geist bewirkt hat. Sie haben durch Worte und Wunderwerke einmütig vom Herrn gezeugt.

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Heilige sie durch die Wahrheit

In den Versen 14-19 spricht der Herr über das Verhältnis der Glaubenden zur Welt:

  • Sie gehören nicht mehr zur Welt, weil der Herr Jesus sie aus diesem gottlosen System herausgenommen und sie in Beziehung zum Vater gebracht hat (Galater 1,4).
  • Sie sind in der Welt, d. h. sie halten sich im Alltag unter ungläubigen Menschen auf, die ganz andere Ziele verfolgen als sie.
  • Der Vater bewahrt sie vor dem Bösen, das sie umgibt. Sie müssen dem Einfluss der Welt nicht erliegen, weil Er ihre Herzen immer wieder auf seine Liebe richtet.
  • Das Wort des Vaters zeigt den Glaubenden den wahren Charakter der Welt. Diese Wahrheit hilft ihnen, getrennt von der Welt zu leben.
  • Der Herr sendet seine Jünger mit einem Auftrag in die Welt. Sie sollen von Ihm zeugen und den Menschen sagen: «Lasst euch versöhnen mit Gott!» (2. Kor 5,20).
  • Jesus Christus hat sich für die Seinen geheiligt: Er ist in den Himmel zurückgekehrt, um dort für sie, die noch in der Welt sind, der Anziehungspunkt ihrer Herzen zu sein. Dadurch sondert Er sie von der Welt ab.

Vers 20 macht klar, dass der Herr nicht nur für die Apostel bittet, sondern auch an alle denkt, die durch das Wort der Apostel, d. h. durch das inspirierte Wort Gottes, an Ihn glauben. Sie bilden gemeinsam die Familie Gottes, denn sie alle kennen Gott als ihren Vater. Diese Einheit zeugt, wenn sie sichtbar wird, vom Sohn Gottes, dem Gesandten des Vaters. Durch Ihn streckt Gott den Menschen die Hand der Versöhnung hin. Wer an Ihn glaubt, wird gerettet.

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Zukünftige Herrlichkeiten

In den Versen 22-24 geht es um die Zukunft der Erlösten der Gnadenzeit. Sie teilt sich in zwei Bereiche ein:

  1. So wie der Vater den Herrn Jesus in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen hat, so werden auch die Glaubenden im Himmel verherrlicht. Das ist nötig, damit sie mit Ihm vor der Welt erscheinen und seine Herrlichkeit zeigen können (2. Thessalonicher 1,10). Dann wird ihre Einheit sichtbar werden, weil sie alle den Herrn begleiten werden. Ausserdem wird die Welt an diesem zukünftigen Tag erkennen, dass der Vater einst den Sohn auf die Erde gesandt hat und dass Er die Glaubenden der Gnadenzeit so liebt, wie Er den Menschen Jesus Christus geliebt hat. Das ist der öffentliche Bereich unserer Zukunft.
  2. Wenn der Herr zur Entrückung kommt, werden die Erlösten ins Haus des Vaters eingehen, wohin Er ihnen vorausgegangen ist (Johannes 14,2.3). Dort werden sie seine Herrlichkeit sehen. Voll Bewunderung werden sie im Mensch gewordenen Sohn Gottes erkennen, wie Er von Ewigkeit her vom Vater geliebt ist. Das ist der verborgene Bereich unserer Zukunft.

Der gerechte Vater unterscheidet zwischen der Welt, die Ihn in seinem Sohn nicht erkannt hat, und den Glaubenden, die an den Sohn Gottes geglaubt haben und dadurch in eine Beziehung zum Vater gekommen sind. Durch den Herrn Jesus haben sie Ihn und seine Liebe zum Sohn kennen gelernt. Zwei Tatsachen machen jetzt und in der Ewigkeit ihre Herzen glücklich: die Liebe des Vaters zum Sohn und das, was Jesus Christus in seiner herrlichen Person ist.

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Wen sucht ihr?

Im Johannes-Evangelium zeigt uns der Geist Gottes die Kreuzigung des Herrn Jesus aus einem besonderen Blickwinkel: Er lässt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes vor dem Hintergrund des Versagens und der Bosheit der Menschen hervorstrahlen. Deshalb wird weder sein Gebet in Gethsemane noch sein Leiden im Verlassensein von Gott erwähnt.

Jesus geht mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane. Es ist der Ort der Zurückgezogenheit, der Gemeinschaft und der Privatsphäre. Gerade dort will Judas seinen Meister an die Feinde verraten. Welche Herzenshärte!

Der Sohn Gottes, der alles im Voraus weiss und alles in seiner Hand hält, kommt seinen Häschern zuvor. Er tritt ihnen mit der Frage entgegen: «Wen sucht ihr?» Sein göttliches «Ich bin» wirft sie zu Boden. Damit wird völlig klar, dass keiner Ihn gefangen nehmen kann, wenn Er nicht freiwillig dazu bereit ist.

Weil seine Stunde gekommen ist, am Kreuz das Opfer zu bringen, geht Er nicht weg, sondern fragt zum zweiten Mal: «Wen sucht ihr?» Schützend stellt Er sich als der gute Hirte vor seine Schafe und erklärt: «Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen.»

Als Petrus sein Schwert zieht und Malchus das rechte Ohr abschlägt, muss der Herr ihn zurechtweisen. Der Sohn ist bereit, seinem Vater zu gehorchen und den Kelch der Leiden zu trinken. Darum nimmt Er alles, was die Menschen Ihm antun, aus der Hand Gottes an. Das ist das Geheimnis seiner Ruhe während der Verhaftung, der Gerichtsverhandlungen und der Kreuzigung.

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Jesus vor dem Hohenpriester Annas

Am Kreuz musste der Heiland nach göttlichem Plan für Sünder sterben. Auf dem Weg dorthin unterwarf Er sich den Menschen, die in ihrer Feindschaft nur dazu beitrugen, diesen Ratschluss zu erfüllen. Darum liess Er sich binden und gestattete seinen Feinden, Ihn zum Hohenpriester zu führen.

Welche Unordnung herrschte damals im Judentum! Es gab mehrere Hohepriester, die vermutlich abwechslungsweise ihr Amt verrichteten (Lukas 3,2; Apostelgeschichte 4,6). Annas war einer von ihnen. Er scheint ein einflussreicher Mann gewesen zu sein. Bei ihm fand die erste inoffizielle Gerichtssitzung statt. Kajaphas, der amtierende Hohepriester, hatte schon früher den Tod des Herrn Jesus vorgeschlagen (Johannes 11,49-52). Das Urteil stand also schon vor dem Verhör des Gefangenen fest.

Johannes, der Schreiber des Evangeliums, war der andere Jünger, der Petrus in den Hof des Hohenpriesters führte. Er erwies ihm damit keinen guten Dienst, denn er brachte seinen Mitjünger an einen Ort, wo er besonderen Versuchungen ausgesetzt war. Der Aufenthalt dort stellte für Johannes selbst keinen Stolperstein dar, brachte aber seinen Freund zu Fall.

Petrus wurde schon an der Tür über seine Beziehung zu Jesus Christus angesprochen. Wenn er sich zu seinem Herrn bekannt hätte, wäre er vielleicht gar nicht hineingekommen. Doch er verleugnete Ihn vor einer Magd. Weil es kalt war, wärmte sich Petrus mit den Dienern am Kohlenfeuer der Welt. Wie sollte er dort die Kraft haben, sich auf die Seite des Herrn Jesus zu stellen?

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Das Verhör des Hohenpriesters

Der Hohepriester Annas fragt Jesus nach seiner Lehre und seinen Jüngern, um in der Antwort einen Grund zur Verurteilung zu finden. Aber der Herr anerkennt ihn nicht als Hohenpriester und gibt ihm hier keine Gelegenheit, seine Aussagen zu benutzen, um Ihn schuldig zu sprechen. Da schlägt Ihn ein Diener ins Gesicht. Dieser Schlag ist

  • gesetzwidrig, weil der Angeklagte nicht verurteilt ist,
  • ungerecht, weil Jesus keine Schuld trifft,
  • unverschämt, weil dieser Mann eigenmächtig handelt,
  • feige, weil der Heiland gebunden ist.

Noch schlimmer ist jedoch, dass der Hohepriester diese gewalttätige Handlung einfach durchgehen lässt. Geduldig erträgt der Herr Jesus diese Misshandlung (Jesaja 50,6). Gleichzeitig hält Er dem, der Ihn geschlagen hat, seine Ungerechtigkeit vor. Mit welcher Würde und ruhiger Überlegenheit steht der Sohn Gottes vor seinen Anklägern!

In den Versen 25-27 wird Petrus noch zweimal auf seine Beziehung zu Jesus Christus angesprochen. Dass ihn gerade ein Verwandter von Malchus danach fragt, ist ein Meisterstück des Feindes. Wie kann sich Petrus vor diesem Mann zum Herrn Jesus bekennen? Er hat keine Kraft dazu, obwohl er seinen Meister aufrichtig liebt.

Wenn Gott uns in seinem Wort die Sünden der Glaubenden mitteilt, will Er uns zeigen, wozu auch wir fähig sind. Wir sollen von Petrus lernen, uns nicht zu überschätzen, sondern demütig in der Nähe des Herrn zu bleiben. Er kann uns vor einem Fehltritt bewahren.

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Jesus vor Pilatus

Für den Hohen Rat der Juden (Synedrium) steht das Urteil fest: Jesus Christus muss sterben. Doch sie dürfen Ihn nicht selbst hinrichten, weil sie unter der römischen Besatzungsmacht stehen. Deshalb führen sie Ihn zu Pilatus und fordern von ihm das Todesurteil.

Obwohl sie im Begriff stehen, den Sohn Gottes zu töten und damit die grösste Sünde zu begehen, wollen sie nicht zu Pilatus hineingehen, um sich äusserlich nicht zu verunreinigen. Welche Heuchelei! Weil sie keinen richtigen Anklagegrund vorbringen können, behaupten sie einfach, Jesus sei ein Übeltäter, der die Todesstrafe verdiene. Welche Ungerechtigkeit!

Als Pilatus fragt: «Bist du der König der Juden?», prüft ihn der Herr mit einer Gegenfrage: Will der römische Richter wirklich die Wahrheit wissen? Erst auf die zweite Frage: «Was hast du getan?», legt Jesus Christus das gute Bekenntnis vor Pilatus ab:

  • Er ist ein König, aber sein Reich ist himmlisch und deshalb nur für den Glauben eine Realität.
  • Als der Mensch gewordene Sohn Gottes zeugt Er auf der Erde von der Wahrheit.

Der römische Richter will sich nicht öffentlich auf die Seite der Wahrheit stellen. Darum sucht er einen anderen Weg, um den unschuldigen Angeklagten freizubekommen. Zuerst benutzt er die Gewohnheit, am Passah einen Gefangenen freizugeben. Er lässt die Juden zwischen Jesus, dem Reinen und Sündlosen, und Barabbas, einem Mörder und Räuber, wählen. Es ist eine Wahl zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis. Sie entscheiden sich für den Bösen und die Finsternis.

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Siehe, der Mensch!

Weil der erste Versuch, Jesus freizulassen, gescheitert ist, schlägt Pilatus nun einen anderen Weg ein. Er überlässt den Angeklagten seinen Soldaten, die Ihn grausam behandeln und mit beissendem Spott verletzen. Es erfüllt sich Jesaja 52,14: «Wie sich viele über dich entsetzt haben – so entstellt war sein Aussehen, mehr als irgendeines Mannes, und seine Gestalt, mehr als der Menschenkinder.» In diesem Zustand stellt der Richter den Herrn Jesus vor das Volk.

«Siehe, der Mensch!» Vor den Juden steht der wahre, sündlose Mensch Jesus Christus, der die Leiden zutiefst empfindet. Wie hat Ihn die Geisselung und der Hohn der römischen Soldaten geschmerzt! Wie leidet Er in seiner Seele, als Ihm von der jüdischen Volksmenge nur Hass und Ablehnung entgegenschlägt!

Vermutlich hofft Pilatus, dass der Anblick des misshandelten Angeklagten das Mitleid der Zuschauer erregt und sie sich mit der Strafe der Geisselung begnügen. Vielleicht erwartet er auch, dass die Juden über diese Behandlung eines ihrer Volksgenossen empört reagieren und seine Freilassung fordern. Doch seine Rechnung geht nicht auf. Die Führer des Volkes Israel sind gegenüber dem leidenden Christus völlig erbarmungslos. In ihrem Hass wollen sie unter keinen Umständen, dass Er freikommt.

Obwohl der Richter dreimal die Unschuld des Herrn Jesus vor den Juden bezeugt hat (Johannes 18,38; 19,4.6), verlangen sie seinen Tod. Sie begründen ihre Forderung mit der Tatsache, dass Er sich selbst als Sohn Gottes bezeichnet.

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Kreuzige Ihn!

Auf die neugierige Frage des Richters: «Woher bist du?», gibt der Herr Jesus keine Antwort. Nie befriedigt Er die Neugier, beantwortet jedoch immer den Glauben. Pilatus ist in seinem Stolz gekränkt. So stellt er dem Angeklagten seine Macht vor, Ihn zum Tod verurteilen oder freilassen zu können. Da erinnert ihn Jesus an die höchste Autorität: Nur wenn Gott es will, kann der Mensch etwas gegen Christus tun. Nach dem göttlichen Plan muss der Heiland am Kreuz von Golgatha sterben. Darum besitzt Pilatus die Gewalt, Ihn zu verurteilen.

Obwohl Judas, die Juden, Herodes und Pilatus nur das tun können, was nach Gottes Ratschluss vorgesehen ist, sind sie für das Böse, das sie Jesus Christus zufügen, voll verantwortlich. Das Mass der Schuld ist aber nicht für alle gleich. Je besser jemand den Heiland kennt, umso grösser ist seine Verantwortung.

In Vers 12 versucht Pilatus nochmals den Angeklagten freizulassen. Doch die Juden stellen ihm die möglichen Folgen einer solchen Entscheidung vor: «Wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers.» So setzen sie den römischen Richter unter Druck, damit er endlich nach ihrem Willen entscheidet.

Auf die spöttische Frage des Richters: «Euren König soll ich kreuzigen?», sagen sich die Juden öffentlich vom Messias los. Da sich ein Aufruhr unter den Juden anbahnt, gibt Pilatus aus Menschenfurcht seinen Widerstand gegen die ungerechte Anklage auf. Er entscheidet nicht nach der Wahrheit, sondern durch politische Erwägungen. So macht auch er sich am Tod des Sohnes Gottes schuldig.

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Jesus geht nach Golgatha

In diesem Evangelium ist Jesus Christus der Handelnde:

  • Im Garten Gethsemane geht Er seinen Häschern entgegen (Johannes 18,4).
  • Später tritt Er mit einer Dornenkrone gekrönt vor die Juden (Vers 5).
  • Nun trägt Er sein Kreuz nach Golgatha hinaus (Vers 17).

Es werden noch zwei andere mit Ihm gekreuzigt. Aber Jesus hängt in der Mitte. Er ist sowohl der Mittelpunkt der menschlichen Verachtung als auch das Zentrum der göttlichen Ratschlüsse. Am Kreuz lässt Er sein Leben zur Verherrlichung Gottes, damit alle seine Pläne erfüllt werden.

Pilatus lässt über dem Kreuz eine Aufschrift anbringen, weil er die Juden ärgern will. Gott benutzt sie, um ein klares Zeugnis über seinen Sohn abzulegen: Jesus ist der verachtete Nazaräer und gleichzeitig der verheissene Messias. Viele lesen diesen Text, denn er ist in den wichtigsten Sprachen der damaligen Zeit verfasst.

Welche Erniedrigung für den Herrn Jesus, dass die Soldaten noch zu seinen Lebzeiten über seine Kleider verfügen! Sie fallen über das wenige her, was Er als Mensch auf der Erde besitzt. Dadurch erfüllen sie – ohne es zu wissen – eine Prophezeiung des Alten Testaments. Das Untergewand, das ohne Naht ist, spricht symbolisch von seinem Verhalten vor den Menschen. Er hat sich jederzeit und in jeder Situation untadelig benommen. Seine Lebensführung ist aus einem Guss gewesen, alles hat miteinander übereingestimmt.

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Es ist vollbracht!

Die Hingabe der gläubigen Frauen zeigt sich in einer beharrlichen Liebe zu Jesus Christus. Deshalb stehen sie jetzt bei seinem Kreuz.

Bevor der Heiland stirbt, sorgt Er noch für seine Mutter, die vermutlich Witwe geworden ist. Johannes, der sich gern in der Nähe seines Meisters aufgehalten hat, ist geeignet, Maria aufzunehmen und sich um sie zu kümmern. Jesus spricht zu ihr: «Siehe, dein Sohn.» Seinem Jünger erklärt Er: «Siehe, deine Mutter.» Damit stellt Er die beiden in eine familiäre Beziehung zueinander. Es bewegt unser Herz, dass der Herr in seinen schweren Stunden am Kreuz an die Sorgen seiner Mutter denkt und ihr seine menschliche Zuneigung zeigt.

«Mich dürstet!» Diese kurze Aussage lässt uns einerseits ein wenig erahnen, wie der Heiland am Kreuz physisch Durst gelitten hat. Anderseits spricht dieser Durst von seinem Verlangen nach der Errettung sündiger Menschen – als Frucht seiner Leiden und seines Todes.

«Es ist vollbracht!» Das kann nur Gott sagen. Kein Diener des Herrn erfüllt alles, was Gott ihm aufträgt. Nur der Sohn Gottes hat den Auftrag seines Vaters vollständig ausgeführt. Er hat das grosse Erlösungswerk vollbracht. Welche Heilssicherheit gibt dieser Ausspruch des Heilands jedem Glaubenden!

«Er neigte das Haupt und übergab den Geist.» Das ist eine göttliche Handlung, denn kein Mensch kann das tun. Der Mensch gewordene Sohn Gottes lässt sein Leben in göttlicher Kraft (Johannes 10,18). Das gehört zu seinem Werk, das Er zur Verherrlichung seines Vaters und zu unserer Errettung erfüllen muss.

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Blut und Wasser

Nochmals zeigt sich die Scheinheiligkeit der Juden. Sie wollen nicht gegen das Gesetz verstossen (5. Mose 21,23). Deshalb bitten sie Pilatus, noch am gleichen Tag die Körper vom Kreuz zu nehmen.

Um den Tod herbeizuführen, brechen die Soldaten den beiden gekreuzigten Verbrechern die Beine. Jesus ist schon gestorben – aber nicht an den Folgen der Kreuzigung. Er hat sein Leben selbst gelassen. Da durchbohrt ein Soldat seine Seite mit einem Speer, um ganz sicher zu sein, dass Er tot ist. Das ist die letzte böse Tat, die sündige Menschen dem Heiland antun. Gleichzeitig erfüllen sich dadurch zwei Aussagen des Alten Testaments (Verse 36.37).

Aus der Seite des Erlösers kommt Blut und Wasser heraus. Damit wird nicht nur sein Tod bestätigt, sondern auch die Auswirkungen seines Sterbens gezeigt. Der Herr Jesus ist nicht als Märtyrer gestorben. Nein, sein Tod ist ein Opfer mit herrlichen Ergebnissen:

  • Sein Blut hat vor Gott Sühnung getan. Jesus Christus hat durch seinen Tod am Kreuz Gott im Blick auf die Sünde vollkommen verherrlicht. Er hat auch unsere Sünden gesühnt (1. Johannes 2,2; 4,10).
  • Das Wasser zeigt uns, dass der Tod des Herrn Jesus die Grundlage der Neugeburt bildet. Gott bewirkt dieses einmalige Werk der Reinigung in jedem, der an den Erlöser glaubt (Johannes 3,5).

Johannes hat die Handlung des Soldaten miterlebt. Darum kann er sie als Augenzeuge bestätigen. Ausserdem weiss er, welche geistliche Bedeutung das Blut und das Wasser haben (1. Johannes 5,6).

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Jesus wird begraben

Gott hat zwei gläubige Männer bereit, die in der Lage sind, seinem Sohn ein würdiges Begräbnis zu machen:

  • Joseph von Arimathia ist ein reicher Mann und ein angesehener Ratsherr. Er bittet den römischen Statthalter, dass er den Körper des Herrn Jesus vom Kreuz abnehmen und begraben dürfe. Damit bekennt er, der bis jetzt aus Furcht vor den Juden ein verborgener Jünger gewesen ist, sich offen zum verachteten Nazaräer. Er legt den Herrn in eine neue Gruft und erweist Ihm dadurch eine besondere Ehre.
  • Nikodemus ist einst in der Nacht zu Jesus gekommen und ist von Ihm über die Neugeburt belehrt worden (Johannes 3,1-21). Später ist er ein wenig für Christus eingetreten (Johannes 7,50). Doch jetzt stellt er sich öffentlich auf seine Seite und beweist Ihm seine Wertschätzung. Er bringt eine wertvolle Salbenmischung mit, um den Körper des Gestorbenen einzubalsamieren.

Bei der Grablegung des Herrn Jesus erfüllten sich zwei Worte aus dem Alten Testament:

  • «Man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt; aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod» (Jesaja 53,9). Die Römer hätten Jesus im Massengrab der anderen Gekreuzigten beigesetzt. Aber Gott sorgte dafür, dass Er bei einem reichen Mann würdig begraben wurde.
  • «Meine Seele wirst du dem Scheol nicht überlassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe» (Psalm 16,10). Der Herr sah die Verwesung nicht, denn Er kam in ein Grab, in dem noch nie jemand gelegen hatte. Zudem ist Er nach drei Tagen auferstanden.

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Das leere Grab

Jesus Christus ist am ersten Tag der Woche, d. h. am Sonntag, auferstanden. Damit wird ein markanter Wechsel angedeutet. Die Juden hielten den Sabbat. Dieser Tag steht für den Grundsatz des Gesetzes: Der Mensch muss zuerst wirken, damit er Gottes Segen bekommt. Für die Christen ist der Sonntag der besondere Tag. Sie leben nach dem Grundsatz der Gnade: Gott schenkt ihnen zuerst Segen, damit sie für Ihn wirken können.

Aus Markus 16,2 wissen wir, dass Maria Magdalene mit anderen Frauen zum Grab ging, um den Körper des Herrn Jesus zu salben. Hier wird nur sie erwähnt, weil der Geist Gottes ihre besondere Liebe zum Heiland zeigen möchte. Sie kam als Erste zur Gruft, weil es sie mit allen Fasern ihres Herzens zu Christus zog. Als sie sah, dass das Grab offen stand, meinte sie, jemand habe ihren Herrn weggenommen. Sofort musste sie Petrus und Johannes erzählen, dass der Stein von der Gruft weggewälzt sei. Da liefen die beiden Jünger zum Grab ihres Meisters:

  • Johannes war schneller, weil ihn die Liebe des Heilands zog (Hohelied 1,4).
  • Petrus lief langsamer. Er hatte seinen Herrn verleugnet. Das belastete sein Gewissen.

Das leere Grab und die ordentlich zusammengelegten Tücher bezeugten, dass Jesus Christus in würdiger Ruhe auferstanden war. Johannes sah die Beweise der Auferstehung und glaubte verstandesmässig. Doch dieser Glaube wirkte sich nicht auf sein Herz und sein Leben aus. Er ging wieder heim, weil er nicht erfasste, was die Auferstehung des Herrn Jesus für ihn bedeutete.

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Der Herr begegnet Maria Magdalene

Maria Magdalene fehlt das Verständnis für die Auferstehung ihres Herrn. Aber sie liebt Ihn und kann nicht ohne Ihn leben. Darum bleibt sie beim Grab und weint. Auf einmal sieht sie zwei Engel in der Gruft sitzen, die sie fragen: «Frau, warum weinst du?» Ihre Antwort ist kurz und klar: «Weil sie meinen Herrn weggenommen haben.» Diese Worte offenbaren sowohl ihre Not als auch ihre Hingabe an Ihn.

Dann wendet sie sich zurück, d. h. sie dreht nur leicht ihren Kopf. Darum erkennt sie Jesus noch nicht, als Er plötzlich vor ihr steht. Der Heiland stellt ihr zwei Fragen: «Frau, warum weinst du? Wen suchst du?» Damit unterscheidet Er sich von den Engeln. Die himmlischen Geschöpfe können nur ihre Tränen sehen. Aber der Sohn Gottes sieht in ihr Herz und weiss, dass sie ihren Herrn sucht. Maria antwortet: «Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen.» Diese Worte offenbaren nicht nur ihre mangelnde Erkenntnis, sondern zeigen auch, was der Herr Jesus für sie bedeutet.

Nun nennt der gute Hirte sein Schaf beim Namen: «Maria!» Da erkennt sie seine Stimme und wendet sich um. Sie muss innerlich voll umdenken, denn sie hat ihren Herrn nicht unter den Lebenden, sondern unter den Toten gesucht.

Vers 17 spricht von den neuen Beziehungen, in denen die Glaubenden nun auf der Grundlage des Erlösungswerks stehen: Der Herr nennt sie seine Brüder, weil sie zur Familie Gottes gehören. Darum ist sein Vater auch ihr Vater und sein Gott auch ihr Gott.

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Jesus steht in der Mitte der Jünger

Diese Begegnung des Herrn Jesus mit seinen Jüngern am Auferstehungstag lässt sich gut auf das Zusammenkommen als Versammlung anwenden:

  • Das Zusammentreffen fand am ersten Tag der Woche statt. – An diesem Tag versammeln wir uns, um das Brot zu brechen und an unseren Erlöser zu denken (Apostelgeschichte 20,7).
  • Die Jünger hatten die Tür aus Furcht vor den Juden verschlossen. – Genauso ist heute die Absonderung von der religiösen Welt eine Voraussetzung, damit wir im Namen des Herrn Jesus zusammenkommen können.
  • Jesus kam und stand in der Mitte der Jünger. – Wenn wir in seinem Namen versammelt sind, ist Er in unserer Mitte gegenwärtig (Matthäus 18,20).
  • Nach dem Gruss «Friede euch!» zeigte der Herr ihnen seine Hände und seine Seite. – In der Zusammenkunft zum Brotbrechen denken wir an seine Leiden, an seinen Tod und an die Ergebnisse seines Erlösungswerks.
  • Jesus sandte seine Jünger in die Welt, damit sie von Ihm zeugten. – Auch wir haben den Auftrag, nachdem wir Segen und Frieden in der Gegenwart des Herrn Jesus genossen haben, in die Welt hinauszugehen, um den Menschen von Ihm zu erzählen.
  • Der Herr hauchte in die Jünger und sprach: «Empfangt den Heiligen Geist!» – Auf uns übertragen bedeutet dies, dass in den Versammlungsstunden alles unter der Leitung des Geistes Gottes stehen soll.
  • Vers 23 deutet die Autorität der örtlichen Versammlung an, in die Gemeinschaft am Tisch des Herrn aufzunehmen oder davon auszuschliessen (Matthäus 18,18).

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Mein Herr und mein Gott!

Thomas ist nicht dabei gewesen, als Jesus Christus am Auferstehungstag den Seinen erschienen ist. Die Jünger erzählen ihm nachher, dass sie den Herrn gesehen haben. Seine negative Reaktion auf diese Mitteilung lässt uns vermuten, dass er ohne stichhaltigen Grund weggeblieben ist. Deshalb fasst er den Hinweis seiner Mitjünger als Ermahnung auf und beteuert seinen Unglauben.

Trotz seiner ungläubigen Worte ist Thomas eine Woche später anwesend, als Jesus Christus den Seinen wieder erscheint. Der Herr spricht ihn direkt an und fordert ihn auf: «Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite.» Dadurch wird nicht nur sein Kleinglaube beseitigt. Er bekommt auch einen tiefen Eindruck davon, dass der Heiland für ihn persönlich gelitten hat und Gott ihm trotz seines Kleinglaubens die Ergebnisse des Erlösungswerks anrechnet.

Thomas bekennt Jesus als seinen Herrn, dem er von jetzt an glauben und gehorchen will. Er bezeugt Ihn auch als seinen Gott, mit dem er in praktischer Gemeinschaft zu leben wünscht. – Prophetisch spricht Thomas von den Gläubigen des Volkes Israel in der Zukunft. Sie werden erst glauben, wenn Jesus Christus sichtbar kommen und ihnen seine Wundmale zeigen wird. Dann werden sie Ihn als ihren Herrn und ihren Gott anerkennen (Offenbarung 1,7).

Die Verse 30 und 31 geben den doppelten Grund an, warum Johannes sein Evangelium geschrieben hat. Erstens sollen wir dadurch an den Sohn Gottes glauben und zweitens durch diesen Glauben ewiges Leben bekommen.

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Der Fischfang

Dieser Abschnitt hat einerseits eine prophetische Bedeutung: Im Tausendjährigen Reich werden auch Menschen aus den Nationen einen Platz haben. Durch den Dienst der gläubigen Juden – dargestellt durch den Fischfang – werden sie zum Glauben an Gott kommen und als Folge davon ins Reich eingehen.

Anderseits enthält diese Geschichte manche Belehrung und Ermutigung für unser Glaubensleben.

Sieben Jünger fahren zum Fischen hinaus. Petrus ergreift die Initiative, die anderen folgen ihm. In jener Nacht fangen sie nichts. Ihr Einsatz bleibt ohne Ergebnis. Ist es nicht entmutigend, wenn die berufliche Arbeit oder der Dienst im Evangelium erfolglos sind?

Schon steht Jesus am Ufer. Seine Anwesenheit verändert die Situation. Sie hören seine Hirtenstimme, gehorchen seinem Wort und machen einen grossen Fischfang. Da erklärt Johannes: «Es ist der Herr.» Er erkennt nicht nur seinen Meister, sondern schreibt Ihm auch den Erfolg zu. Petrus kleidet sich an und springt in den See. Diese beiden Handlungen bezeugen seine Ehrfurcht vor dem Herrn und seinen Wunsch, möglichst schnell bei Ihm zu sein.

An Land ist ein Kohlenfeuer angelegt. Fisch und Brot liegen darauf. Das ist eine schöne Illustration von dem, was die Glaubenden beim Herrn Jesus vorfinden: Wärme, Geborgenheit und Nahrung! Der Herr fordert seine Jünger auf: «Kommt her, frühstückt!» Er hat Nahrung für die Seinen bereit: Brot und Fisch! Das Brot spricht von der Lebenskraft und der Fisch von der Lebensfreude, die Er ihnen durch sein Wort geben möchte.

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Petrus wird öffentlich wiederhergestellt

Petrus hat seinen Herrn verleugnet. Der liebevolle Blick von Jesus Christus hat ihn sofort zur Einsicht und Buße seiner Sünde geführt. Nach der Auferstehung ist ihm der Herr persönlich begegnet (Lukas 24,34). Das Verhalten von Petrus vor und nach diesem Gespräch lässt erkennen, dass der Heiland ihm da vergeben hat. Nun muss er noch lernen, dass Selbstvertrauen und fehlende Demut die Ursache seines Falls gewesen sind. Der Herr will ihn davon reinigen (1. Johannes 1,9).

In seiner Gnade stellt Er seinen Jünger öffentlich wieder her und vertraut ihm seine Herde an. Er geht in drei Schritten vor:

  1. «Liebst du mich mehr als diese?» Damit demütigt der Herr ihn vor seinen Mitjüngern. Petrus nimmt diese Demütigung an, bestätigt aber seine Liebe: «Ja, Herr, du weisst, dass ich dich lieb habe.» Darauf erklärt der gute Hirte: «Weide meine Lämmer!»
  2. «Liebst du mich?» Jetzt prüft der Herr die Qualität seiner Liebe. Er fragt gleichsam: Ist deine Liebe echt? Petrus beugt sich mit beschämtem Herzen unter diese zweite Frage und erwidert: «Ja, Herr, du weisst, dass ich dich lieb habe.» Nun gibt ihm Christus den Auftrag: «Hüte meine Schafe!»
  3. «Hast du mich lieb?» Der Heiland fragt eigentlich: Hast du mich wirklich lieb, wie du sagst? Traurig antwortet Petrus: «Herr, du weisst alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe.» In seinem Herzen gibt es vieles, was nicht gut ist. Dennoch ist er überzeugt, dass der Sohn Gottes daneben auch seine Liebe sieht. Wieder bekommt er eine Aufgabe: «Weide meine Schafe!»

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Petrus und Johannes

In den Versen 15-19 hat der Herr Jesus seinen Jünger Petrus über dessen weiteren Weg in der Nachfolge und im Dienst informiert. Er hat ihm angedeutet, dass er Gott mit dem Märtyrertod verherrlichen wird.

Nun möchte Petrus auch den Weg von Johannes kennen, der die Liebe und Gemeinschaft des Herrn Jesus besonders genossen hat. Seine Frage drückt weder Neid noch Rivalität aus. Sie zeigt vielmehr sein echtes Interesse an seinem Mitjünger. Die Antwort des Herrn besteht aus drei Teilen:

  1. «Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme …» Es geht hier nicht um Johannes als Person, sondern um seinen Dienst. Im Gegensatz zu Petrus, dessen Aufgabe an den Menschen aus dem Judentum mit seinem Tod zu Ende ging, ist der Dienst von Johannes ein zeitloser. Das wird aus seinen Bibelbüchern klar.
  2. «… was geht es dich an?» Nachfolge und Dienst sind in erster Linie eine persönliche Sache zwischen dem Glaubenden und seinem Herrn. Jeder soll darin für sich selbst den Weg erkennen und ihn mit der Hilfe Gottes gehen.
  3. «Folge du mir nach!» Wie Petrus stehen wir alle in Gefahr, uns durch das, was um uns her vor sich geht, von einer konsequenten Nachfolge abhalten zu lassen. Darum gilt dieser Appell auch uns.

Am Ende des Evangeliums gibt Johannes als treuer Zeuge seine Unterschrift zu dem, was er unter der Leitung des Geistes niedergeschrieben hat. Er ist überzeugt, dass der Sohn Gottes, der als Mensch auf der Erde gelebt und gewirkt hat, eine unergründliche Person ist.

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