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Leseplan: Jona und Micha
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Einleitung zum Propheten Jona

Der Herr Jesus bezeugt selbst, dass Jona wirklich gelebt hat (Matthäus 12,40). Was der Prophet in seinem Buch erzählt, hat tatsächlich stattgefunden.

Jona wollte zuerst den Auftrag Gottes nicht ausführen. Er floh in einem Schiff nach Tarsis. Da trat ihm der Herr durch einen Sturm in den Weg. Im Bauch des Fisches verurteilte Jona seinen den verkehrten Weg.

Nun war Jona bereit, nach Ninive zu gehen und das Gericht anzukündigen. Aber seine falsche Einstellung blieb bestehen. Als Gott die Menschen in Ninive verschonte, ärgerte sich Jona darüber. Wie viel Mühe machte sich der Herr, um den Propheten von seiner Gnade und seinem Erbarmen zu überzeugen.

Kapitel 1: Jona flieht vor Gott.
Kapitel 2: Jona betet im Bauch des Fisches.
Kapitel 3: Jona kündigt in Ninive das Gericht an.
Kapitel 4: Jona ist unzufrieden, Gott ist gnädig.

Jona gehorcht nicht und flieht vor Gott

Jona stammte aus dem Nordreich Israel. Er war ein Prophet Gottes (2. Könige 14,25). Aber der Herr sandte ihn, im Gegensatz zu den meisten Propheten im Alten Testament, nicht zum Volk Israel, sondern nach Ninive, der Hauptstadt des damaligen assyrischen Weltreiches. Seine Bewohner waren gottlos und heidnisch und zudem Feinde des Volkes Gottes.

Warum war Jona ungehorsam und lief Gott davon? Er wusste, dass Gott mit der Ankündigung seines Gerichts die Herzen und Gewissen der Menschen erreichen wollte. Wenn sie Buße taten, wollte Er ihnen vergeben. Dass Gott auch den Nationen Gnade und Barmherzigkeit erweisen wollte, dagegen sträubte sich Jona. Es war der Stolz des Israeliten, der bei ihm die Oberhand hatte. Deshalb weigerte er sich, als Prophet zu den Nationen zu gehen.

Aber Gott kann man nicht entfliehen. Das wusste David, als er den Psalm 139 dichtete (Verse 7-10). Zuerst schienen zwar die Umstände für eine Reise nach Tarsis günstig. Aber der Herr holte Jona auf dem Meer ein. Der von Gott verursachte Sturm war so heftig, dass das Schiff mitsamt der Mannschaft unterzugehen drohte. Doch Jona schlief im unteren Schiffsraum. Der Obersteuermann musste ihn wecken und ihn, den gläubigen Mann, auffordern, zu seinem Gott zu beten. Als er sich nicht rührte, brachte Gott die Sache ans Licht. Der Herr, der den Sturm aufs Meer geworfen hatte, lenkte auch das Los, sodass es auf Jona fiel.

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Der HERR schickt einen Sturm

Nun musste er, der fromme Israelit, vor den Heiden bekennen, wer er war und wie verkehrt er gehandelt hatte. Sein klares Bekenntnis in Vers 9 flösste den Männern erst recht grosse Furcht ein. Sie riefen aus: «Was hast du da getan!» Hatte er tatsächlich den Mut gehabt zu versuchen, vor einem solch mächtigen Gott zu fliehen? Sie waren weiser als Jona. «Kann sich jemand in Schlupfwinkeln verbergen, und ich sähe ihn nicht?, spricht der Herr. Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?, spricht der Herr» (Jeremia 23,23.24).

Aber was sollten sie jetzt tun, um im Sturm nicht unterzugehen? Die Antwort Jonas zeigt, dass er ein gläubiger Mann war. Er war bereit, die Folgen seines Ungehorsams zu tragen. Aber er sprang nicht selbst ins Meer, d.h. er nahm sich in der Bedrängnis nicht das Leben. Indem er den Männern vorschlug, ihn ins Meer zu werfen, übergab er sich ganz der Hand Gottes. Ihm wollte er das Weitere überlassen.

Die Männer gingen nicht sofort darauf ein. Sie wollten nicht zu Mördern werden. Doch als sie merkten, dass Gott, der Jona widerstand, nun auch gegen sie war, handelten sie, aber nicht ohne die Bitte, Gott möge ihnen nichts zur Last legen.

Am Ende des Kapitels sehen wir, wie jene Heiden, die vorher jeder zu seinem Gott gerufen hatten, den einzig wahren, ewigen Gott ehrten. Jona war nicht bereit, den Nationen eine Botschaft Gottes zu bringen. Aber was der ewige Gott durch den Sturm gegen Jona «predigte», das verstanden auch diese Männer.

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Jona betet zu Gott im Bauch des Fisches

Jona ertrank nicht. So wie Gott einen Sturm auf das Meer gesandt hatte, um Jonas Flucht zu verhindern, so bestellte Er in diesem Augenblick einen grossen Fisch, der Jona verschlang. Im Bauch des Fisches blieb er am Leben und bei Bewusstsein. Hier begann er zu beten. Die Worte, die er gesprochen hat, sind uns im inspirierten Wort Gottes aufbewahrt. Vermutlich hat der Prophet sie selbst aufgeschrieben.

Aus seiner zweifachen Bedrängnis – aus der Enge des Fischbauches und der Bedrängnis seiner Seele – rief er zum Herrn. Jona wusste, dass seine Worte das Ohr Gottes erreichten und Er ihm auch antworten würde. Aber es war nötig, dass der Prophet einsah, dass er durch eigenes Verschulden in diese missliche Lage gekommen war. Er anerkannte Gottes züchtigende Hand. Doch er musste nicht verzweifeln. Er war überzeugt, dass er den heiligen Tempel Gottes wieder sehen würde, dass er die Gemeinschaft mit seinem Gott wieder finden würde.

In Vers 7 sprach er bereits von der Befreiung aus der Grube (aus dem Bauch des Fisches). Für diese Rettung wollte er Gott von Herzen danken und Ihm Lob opfern. Zudem war er bereit zu bezahlen, was er gelobt hatte. Er wollte nicht länger ungehorsam sein, sondern auf Gott hören und sein Wort befolgen.

Dann bewirkte Gott, dass der Fisch Jona ans Land ausspie. Erlebte der Prophet da nicht die überwältigende Gnade des Herrn?

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Jona kündigt in Ninive das Gericht an

Gott ändert seine Pläne nie. Sein Ratschluss kommt immer zustande. Ein Gläubiger mag vom geraden Weg des Herrn abweichen. Aber dadurch werden Gottes Pläne nicht vereitelt, sondern nur verzögert. Zudem muss der Gläubige die Folgen seines Abirrens tragen. Das sehen wir bei Jona.

Der Auftrag Gottes blieb im Wesentlichen derselbe, als Er Jona zum zweiten Mal nach Ninive sandte. Dieses Mal gehorchte der Prophet. Nach einer langen Reise kam er dorthin. Ninive war eine ausserordentlich grosse Stadt, denn man benötigte drei Tage, um sie zu durchqueren. Eine Stadt voller Gottlosigkeit, Gewalttat und Götzendienst: Das war Jonas Arbeitsfeld. Den Bewohnern dieser grossen Stadt musste er das Gericht ankündigen: «Noch vierzig Tage, dann wird Ninive umgekehrt!»

Die vierzig Tage gaben den Menschen die Möglichkeit, Buße zu tun und ihre Sünden zu bekennen. Und was geschah? Die Leute von Ninive glaubten Gott und taten Buße (Matthäus 12,41). Es waren nicht nur Einzelne, die sich beugten, nein, die gesamte Bevölkerung mitsamt ihrem König kehrte von ihren bösen Wegen um. Sie schrien um Gnade.

Gott achtet auf jedes aufrichtige Bekenntnis und reagiert darauf. So auch hier. Er führte damals das Gericht nicht aus. Leider war diese Umkehr nicht von Dauer. Etwa 100 Jahre später musste der Prophet Nahum über Ninive sagen: «Wehe der Blutstadt, ganz erfüllt mit Lüge und Gewalttat!» (Nahum 1,1; 3,1).

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Der Zorn Jonas und die Gnade Gottes

Nun wurde Jona sehr verärgert, ja, sogar zornig. Das, was er von Anfang an vermutet hatte, war eingetroffen: Gott übte Gnade als Antwort auf die Umkehr der Menschen in Ninive! Doch diese Barmherzigkeit und Güte Gottes mochte er den Heiden nicht gönnen. Glücklicherweise hatte Gott nicht nur ein Herz für die Bewohner von Ninive. Er bemühte sich auch um seinen missmutigen Diener.

Zunächst fragte Er ihn: «Ist es recht, dass du zürnst?» Keine Antwort! Dann liess Er einen Wunderbaum wachsen, um Jona von seinem Missmut zu befreien. Tatsächlich freute sich der Prophet über diesen Schatten spendenden Baum.

Aber Gott war mit der Erziehung seines Knechtes noch nicht zu Ende. Ein extra bestellter Wurm und ein von Gott veranlasster schwüler Wind nahmen Jona den geschenkten irdischen Segen wieder weg. Wieder wollte er sterben, so ermattet und enttäuscht war er.

Dann die ernste Frage Gottes an ihn: «Ist es recht, dass du wegen des Wunderbaums zürnst?» Die Antwort zeigt, dass Jona nicht darüber glücklich war, weil Gott so gut zu ihm war, sondern weil er sich im Schatten des Baumes wohl fühlte. Der Herr musste Jona deutlich machen: Du erbarmst dich über etwas Geringes, aber mir erlaubst du in deinem jüdischen Stolz nicht, mich über all die Kinder in Ninive zu erbarmen.

Nun schwieg Jona. Er musste wohl verstanden haben, wo die Wurzel seines Übels lag: dass er etwas anderes als Gott wollte.

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Einleitung zum Propheten Micha

Micha lebte und wirkte unter den Königen Jotham, Ahas und Hiskia, die im Südreich regierten. In dieser Zeit erfolgte von aussen der Angriff der Assyrer auf das Nordreich Israel. Im Inneren fand ein formaler Gottesdienst ohne echte Gottesfurcht statt. Ausserdem waren sowohl Götzendienst als auch Unterdrückung der Schwachen an der Tagesordnung.

Das Buch Micha besteht aus drei ernsten prophetischen Reden, die alle mit dem Wort «Hört!» beginnen. Diese Appelle teilen das Buch in drei Abschnitte auf:

Kapitel 1 – 2: Das kommende Strafgericht Gottes
Kapitel 3 – 5: Das Gericht und die Wiederherstellung Israels
Kapitel 6 – 7: Der Weg Gottes zur Rettung

Das drohende Gericht

Der Prophet Micha wirkte im Südreich Juda unter den Königen Jotham, Ahas und Jehiskia. Er war ein Zeitgenosse der Propheten Jesaja und Hosea. Früher, zur Zeit von König Ahab im Nordreich, lebte dort ein Prophet mit dem gleichen Namen (1. Könige 22,7.8). Interessanterweise stimmen die letzten Worte jenes Propheten mit den ersten Worten Michas, des Moraschtiters, überein (1. Könige 22,28; Micha 1,2). Der zweite Prophet Micha beginnt dort, wo der erste aufhört. Sein Buch besteht aus drei prophetischen Reden, die alle mit dem Aufruf: «Hört!», beginnen (Micha 1,2; 3,1; 6,1).

In seiner ersten Rede kündigt Micha durch das Wort des Herrn das Strafgericht Gottes über Samaria und Jerusalem, die Hauptstädte der beiden Reiche, an. Er beschreibt es in Bildersprache (Vers 4). Aber er redet Klartext, wenn er den Grund dafür angibt. Es ist wegen der Übertretung Jakobs und wegen den Sünden des Hauses Israel. Das Volk war von seinem Gott abgefallen. Es hatte sich dem Götzendienst zugewandt. Wenn von Hurengeschenken und Hurenlohn die Rede ist, können wir sowohl an geistige Hurerei denken – die unreinen Verbindungen Israels mit den heidnischen Nationen und die Übernahme ihres Götzendienstes – als auch an tatsächliche Prostitution, die oft mit dem Praktizieren des heidnischen Götzenkults einherging. Denken wir an den Begriff «Tempelprostitution»!

Die Verse 6 und 7 künden das Gericht über Samaria an. Dass es Jerusalem ähnlich ergehen wird, sehen wir etwas später (Micha 3,12).

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Die Klage des Propheten

Die Gerichtsankündigungen Gottes bewegen auch Micha. Er stimmt eine schwere Klage an, denn er ist sehr traurig über das, was über sein Volk kommen wird. Doch er beugt sich darunter, auch wenn die übrigen Menschen gleichgültig bleiben und die Worte Gottes kaum Wirkung auf ihre Gewissen zeigen.

Das Gericht Gottes trifft zuerst Samaria, aber es kommt auch nach Juda und reicht bis an die Tore Jerusalems. Wir denken an die Belagerung dieser Stadt durch die assyrischen Heere zur Zeit Hiskias. Damals verschonte Gott Jerusalem und seine Bewohner noch. Aber es war nur ein zeitlicher Aufschub seines Gerichts (Jesaja 36 und 37; 39,5-7).

Die Worte: «Berichtet es nicht in Gat», finden wir zum ersten Mal im Klagelied von David über den Tod Sauls und Jonathans (2. Samuel 1,20). Sie bedeuten: Erzählt die Niederlagen des Volkes Gottes nicht seinen Feinden, damit sie sich nicht darüber freuen.

In den Versen 10-15 werden eine Anzahl von Städten aufgezählt, die damals in die Hand des Königs von Assyrien und seiner Heeresmacht fielen. Die Bewohner des Zehnstämmereichs wurden in die assyrische Gefangenschaft verschleppt. Im Gegensatz zu Juda und Benjamin, die später in die babylonische Gefangenschaft gerieten, aber nach 70 Jahren zum Teil nach Israel zurückkehrten, kamen die zehn Stämme nicht zurück.

Der mächtige Feind – der Assyrer – wird auch in der Zukunft, nach der Entrückung, wieder eine wichtige Rolle spielen. Wie damals so wird auch dann Gott hinter allem stehen, was kommen wird (Vers 12).

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Gründe für die Bestrafung Israels

Der schwerwiegendste Grund für das Strafgericht Gottes über sein Volk war das Abfallen von Ihm und der Götzendienst. Aber es blieb nicht der einzige.

Der heutige Abschnitt zeigt, dass es auch viel Ungerechtigkeit und Gewalttat im Volk gab. Menschen, die über Macht verfügten, beraubten die Schwächeren, die sich nicht wehren konnten. Der Prophet spricht ein ernstes Wehe über diese gewalttätigen Menschen aus. Auch andere Propheten äusserten sich ähnlich. So haben wir ein sechsfaches Wehe in Jesaja 5 und zwei solche in Amos 5,18 und 6,1.

Die Menschen ersannen Böses gegen ihre Nächsten (Vers 1). Darauf antwortet Gott, dass auch Er etwas ersinnen werde, und zwar ein Unglück über sie, dem sie nicht entrinnen können (Vers 3). Gott hat immer das letzte Wort. Damals beugte Er den Hochmut des Volkes dadurch, dass Er es in die Gefangenschaft gehen liess. Dort kamen die Menschen unter das Joch der Nationen und konnten nicht mehr aufrecht gehen. Und das Erbteil, das sie ihrem Nächsten gewaltsam weggenommen hatten, fiel in die Hand der Feinde des Volkes.

Am Schluss seiner Ankündigung sagt der Herr: «Es ist eine böse Zeit.» Den gleichen Ausdruck finden wir auch in Amos 5,13. Dort wird hinzugefügt: «Darum schweigt der Einsichtige in dieser Zeit.» Er bäumt sich nicht gegen das Unrecht in der Welt auf. Aber so viel an ihm liegt, trachtet er nach dem Guten. Er ist bestrebt, in persönlicher Gottesfurcht zu leben.

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Falsche und wahre Voraussagen

Neben dem Propheten Gottes gab es damals auch falsche Propheten in Israel (Micha 3,5). Diese sind es, die sagen: «Weissagt nicht!» Sie hätten die Propheten des Herrn (Micha, Amos, Jesaja) am liebsten zum Schweigen gebracht. Sie wollten das Wort Gottes nicht hören.

Ab Vers 7 ergreift Gott selbst das Wort gegen die falschen Propheten. Aber Er möchte dadurch die Menschen gewinnen: «Sind meine Worte nicht gütig gegen den, der aufrichtig wandelt?» Wie wahr ist das bis heute! Doch in Vers 8 fährt Er mit einem ernsten Aber weiter. Der Grossteil des Volkes verhielt sich wie ein Feind gegenüber Gott. Sie nahmen überhaupt keine Rücksicht auf die Schwachen, die Witwen und ihre Kinder.

Vers 10 scheint ein Aufruf des Propheten an die Aufrichtigen und Treuen im Volk zu sein. Er fordert sie auf, sich von der im Land verübten Ungerechtigkeit zu trennen. Unmöglich konnten sie inmitten einer solchen Verunreinigung zur Ruhe kommen. Sowohl im Alten als auch im Neuen Testament werden die Glaubenden aufgefordert, sich klar vom Bösen zu trennen (Jesaja 52,11; 2. Korinther 6,17; 2. Timotheus 2,19).

Wie schön sind die Schlussverse des Kapitels! Sie reden von einem heute noch zukünftigen Segen für das Volk Israel. Der Überrest wird gesammelt werden. Jesus Christus, ihr Messias, ist der Hirte, der die Treuen von überallher wie Schafe zu einer Herde zusammenbringen wird. Wenn Er sie gesammelt haben wird, wird Er als ihr König vor ihnen herziehen. Dieser Messias und König ist der Herr selbst.

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Anklage gegen führende Leute in Israel

Mit Kapitel 3 beginnt die zweite Rede des Propheten, und zwar wie in Micha 1,2 mit dem Aufruf: «Hört!» Wer soll hören? Die Führer des Volkes Israel! In den Versen 1-4 sind die Häupter und Fürsten angesprochen, und in den Versen 5-8 richtet sich der Herr durch Micha an die falschen Propheten.

Die Häupter und Fürsten hätten das Recht kennen und danach handeln sollen. Doch sie erweisen sich als schlechte Hirten des Volkes. Sie hassen das Gute und lieben das Böse. Sie verschlingen das Volk, das sie führen sollten. Sie verhalten sich wie böse Hirten, die anstatt die Herde zu hüten und zu weiden, die Schafe für sich schlachten. Zu seiner Zeit wird das Gericht des Herrn sie treffen.

Auch die falschen Propheten verhalten sich egoistisch. Sie fordern vom Volk materielle Güter. Erst wenn sie etwas zu beissen haben, verkünden sie Frieden. Und wer ihnen nichts gibt, gegen den gehen sie mit Gewalt vor. Zu solchen Propheten unterbricht Gott jeden Kontakt. Er antwortet nicht.

Der Prophet des Herrn wird im Gegensatz zu den vorher genannten Propheten für seinen Dienst durch den Geist Gottes mit Kraft erfüllt (Vers 8).

In den Schlussversen kündigt Gott allen Führern – den Fürsten und den Propheten – das Gericht an. Er sagt die vollständige Zerstörung Jerusalems voraus. Viele meinen zwar, die Stadt, die Gott zu seinem Wohnort erwählt habe, könne kein Unglück treffen. Sie irren sich sehr.

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Zukünftige Wiederherstellung Israels

Die am Schluss von Micha 3 angekündigte Zerstörung Jerusalems wird nicht endgültig sein. «Am Ende der Tage,» – damit ist die Zeit des Tausendjährigen Reiches gemeint – «da wird der Berg des Hauses des Herrn feststehen.» Es wird dann wieder einen Tempel Gottes geben, den Er mit der Herrlichkeit seiner Gegenwart erfüllen wird (Hesekiel 43,2-7).

In jener heute noch zukünftigen, herrlichen Zeit werden die Menschen zum Tempel Gottes gehen, um sich vom Herrn belehren zu lassen. Sie wollen jetzt auf den Wegen Gottes gehen.

Dann wird der Herr Jesus als Messias in Gerechtigkeit regieren, und zwar von Jerusalem (Zion) aus. Diese Stadt, über die Gott sein Gericht bringen musste, wird dann zur Hauptstadt der Welt, zum Zentrum der Regierung von Christus werden. Wie gross ist die Gnade Gottes!

Zwischen den Nationen, die dann auf der Erde leben, wird es keinen Krieg mehr geben. Die Waffen werden zu Werkzeugen der Landwirtschaft umfunktioniert werden. Jeder wird persönlich den Segen geniessen, den Gott für die Menschen im Tausendjährigen Reich bereithält.

Wie kommt dies alles zustande? Das zeigen uns die Verse 6-8: Der Herr wird den Überrest seines in der Welt zerstreuten Volkes sammeln. Und Zion (Jerusalem) wird zur Königsstadt werden, zum Ausgangspunkt der Herrschaft des Messias.

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Erlösung von den Feinden

In den Versen 9 und 10 spricht der Prophet vom damals bevorstehenden Ende des Königtums in Juda und Jerusalem und von der Wegführung des Volkes nach Babel. Diese Gefangenschaft wird aber nicht andauern. Der Prophet Jeremia spricht von 70 Jahren (Jeremia 25,12). Hier heisst es einfach: «Dort wirst du errettet werden.» Damit wird die Rückkehr aus Babel nach Jerusalem angedeutet.

Mit Vers 11 spricht der Prophet erneut von der Zukunft. Immer wieder versuchten die Nationen das Volk Israel zu unterdrücken. Oft steht Jerusalem im Zentrum der Auseinandersetzungen. Diese Feindschaft und die Angriffe auf Jerusalem werden in der Zeit nach der Entrückung einen Höhepunkt erreichen. Doch die Menschen kennen den Ratschluss Gottes nicht. Sie werden erfahren, dass sie ihr Ziel nicht erreichen. Vielmehr werden die Pläne Gottes zustande kommen. Die Feinde, die Jerusalem angreifen werden, werden eine vollständige Niederlage erleiden, denn Christus selbst wird in Macht und Herrlichkeit erscheinen. Er wird dem bedrängten Überrest seines Volkes zu Hilfe kommen und die Angreifer vernichten.

Schliesslich wird das Volk Gottes unter der Herrschaft seines Messias die feindlichen Nachbarvölker besiegen und die Beute dem Herrn weihen. Im 14. Vers erwähnt der Prophet die tiefe Ursache für die Angriffe gegen Jerusalem in der Endzeit: Weil «der Richter Israels auf die Wange geschlagen wurde». Das weist auf die Verwerfung von Jesus Christus durch die ungläubigen Juden hin, als Er in Niedrigkeit hier lebte.

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Der Messias und der Überrest

In Vers 1 wird der Geburtsort des Messias vorausgesagt. Es ist Bethlehem. Nach der Geburt von Jesus Christus kamen orientalische Sternkundige nach Jerusalem und fragten: «Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?» Sie hatten diese lange Reise unternommen, um Ihm zu huldigen. Die Schriftgelehrten konnten diese Frage sofort mit dem Hinweis auf Micha 5 beantworten (Matthäus 2,1-6). – Wie schön ist die Bemerkung am Ende von Vers 1! Sie deutet die ewige Existenz von Jesus Christus als Sohn Gottes an.

Doch der Messias wurde verworfen und gekreuzigt. Darum spricht Vers 2 von den Folgen dieser Ablehnung: Die Juden wurden von Gott auf die Seite gestellt und in die ganze Welt zerstreut. Am Ende der Zeit, wenn Gott sich seines Volkes wieder annimmt, wird ein Überrest zurückkehren. Unter der Herrschaft des Herrn Jesus, der in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird, werden sie in Frieden wohnen.

Assyrien war zur Zeit Michas der mächtige Feind, der Israel bedrohte. In der Endzeit wird eine ähnliche von Norden kommende Macht das Volk Gottes bedrohen. Aber Christus wird den Assyrer der Zukunft besiegen. Ja, Er wird dafür sorgen, dass sein Volk wieder den ersten Platz unter allen Völkern der Erde einnehmen wird. Der Überrest Jakobs wird einerseits gleich dem Tau und Regen ein Segen für die Menschen sein. Anderseits wird er in der Kraft seines Messias über alle seine Feinde triumphieren. «Der Überrest Jakobs wird unter den Nationen … wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes sein.»

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Die Reinigung des Landes Israel

Der erste Teil des Kapitels zeichnete uns im Anschluss an die Erwähnung von Bethlehem als Geburtsort von Christus ein schönes Bild des Tausendjährigen Reiches. Der Messias, der einst verworfen und gekreuzigt worden ist, wird herrlich wiederkommen. Dann werden die Menschen des treuen Überrests eine wunderbare Zeit des Segens unter seiner Herrschaft erleben.

Aber «an jenem Tag» wird noch etwas geschehen. Davon reden die Verse 9-14. In Anlehnung an das Gericht, das zur Zeit Michas dem Volk wegen seines Götzendienstes bevorstand, spricht Gott von dem, was Er in der Zukunft tun wird. Die Masse des Volkes, die in der Zukunft dem Antichristen folgen und erneut in schlimmsten Götzendienst verfallen wird, kommt unter das Gericht Gottes. Er wird gegen alle auftreten, die von Ihm abgefallen sind. Das wird zu Beginn der Herrschaft des Herrn Jesus stattfinden. Sein Kommen in Herrlichkeit bedeutet Gericht für alle Abtrünnigen aus Israel, die dem Antichristen folgen werden.

Das göttliche Gericht erstreckt sich auch auf «die Nationen, die nicht gehört haben». Sie haben das Evangelium des Reiches gehört, das die treuen Juden verkünden werden. Doch sie haben sich mit dem Volk des Antichristen verbunden. Nun trifft sie das Gericht, wie es in Offenbarung 14,17-20 beschrieben wird. Dort haben wir im Bild der Weinlese das Gericht des Zornes Gottes über alle Gottlosen. Bevor Christus seine Friedensherrschaft antreten kann, muss die Erde von aller Gottlosigkeit gereinigt werden.

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Gott klagt sein Volk an

Mit Kapitel 6 beginnt die dritte Rede des Propheten. Wieder ruft er die Menschen auf: «Hört doch, was der Herr sagt!» Gott richtet sich durch den Propheten an den Überrest. Mit seinen ergreifenden Fragen möchte Er Herz und Gewissen des Überrests erreichen, den Er liebevoll «mein Volk» nennt.

Es ist als ob Gott in Anwesenheit von Zeugen (Berge und Grundfesten der Erde) ein Plädoyer im Blick auf sein Volk hält. Wie undankbar haben sich die Menschen gegenüber allem Guten erwiesen, das sie von ihrem Gott empfangen haben! Die göttliche Fürsorge für Israel wird an drei Beispielen bewiesen:

  1. Er hatte sie aus der Sklaverei Ägyptens erlöst.
  2. Er hatte ihnen für ihre Wüstenreise Mose als Führer und Gesetzgeber, Aaron als Hohenpriester und Mirjam als Prophetin gegeben.
  3. Die Verwünschungen, die Balak durch Bileam über das Volk aussprechen lassen wollte, hatte Gott in Segen verwandelt.

Diese Worte Gottes treffen das Gewissen der Treuen in Israel. Sie fragen, wie sie sich vor Gott in der richtigen Weise beugen sollen. Ihre Übertretung, ihre «Sünde der Seele» wird ihnen bewusst. Wie können sie etwas davon gut machen? Der Herr verlangt keine Opfer, schon gar nicht ein Menschenopfer. Er selbst hat seinen eigenen Sohn als Mensch für sündige Menschen ans Kreuz und in den Tod gegeben. Von den Glaubenden wünscht Er echte Frömmigkeit, die sich in drei Punkten zeigt: Recht üben, Güte lieben und demütig mit Gott vorangehen. Wie sieht es da bei uns aus?

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Ungerechtes Verhalten hat Folgen

In Micha 1,1 haben wir gesehen, dass Micha sowohl über Samaria als auch über Jerusalem weissagte. Welche Stadt ist nun in Vers 9 unseres Kapitels gemeint? Es ist Samaria, denn in Vers 16 werden Omri und Ahab, zwei Könige des Nordreichs erwähnt. König Omri baute auf dem Berg, den er von Schemer für zwei Talente Silber gekauft hatte, eine neue Hauptstadt des Zehnstämme-Reichs und nannte sie «Samaria». Sein Sohn Ahab war einer der gottlosesten Könige im Nordreich (1. Könige 16,23.24.29-33).

Nachdem Gott in den Anfangsversen des Kapitels in Gnade gesprochen hat, erwähnt Er jetzt die Rute. Wer die Gnade verachtet und nicht bereit ist, sich vor Gott zu beugen, bekommt seine Züchtigung zu spüren.

Der Herr erwähnt manches Böse in Samaria, das sein Gericht hervorruft: Schätze der Gottlosigkeit im Haus des Gottlosen, betrügerisches Hohlmass (Epha), falsche Gewichtssteine, womit der Verkäufer seine Kunden betrügt, und Gewalttat gepaart mit Lüge und Trug. Ein solches Verhalten steht im krassen Gegensatz zum Gesetz Gottes: 3. Mose 19,35.36.

In den Versen 13-15 sagt Gott, welche Antwort Er auf diese Untreue seines Volkes geben wird: Hungersnot, Entbehrung, materieller Verlust durch Krieg und innere Leere. Vers 15 ist wohl ein Hinweis auf die Wegführung der zehn Stämme nach Assyrien. Sie säten und wurden dann deportiert, so dass sie nicht mehr ernten konnten. All das kam über Israel, weil es den Wegen seiner gottlosen Könige gefolgt ist.

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Versagen und Demütigung

In Micha 2,1 hat der Prophet bereits ein Wehe über das Volk ausgesprochen. Jetzt folgt ein zweites. Doch Micha bezieht dieses Wehe auf sich, wenn er den traurigen Zustand in seinem Volk sieht und anprangern muss.

Die Frommen und Rechtschaffenen sieht man nicht mehr in der Öffentlichkeit. Sie scheinen verschwunden zu sein. Überall herrscht das Böse.

Die Fürsten fordern nur, anstatt gerecht zu regieren. Die Richter lassen sich bestechen und beugen das Recht. Ungerechtigkeit und Gewalttat sind an der Tagesordnung. Das gegenseitige Vertrauen unter den Menschen ist völlig verloren gegangen. Keiner traut mehr dem anderen. «Des Mannes Feinde sind seine Hausgenossen.»

Aber es gibt Einzelne – der Prophet macht sich zu ihrer Stimme –, die auf den Herrn vertrauen, zu Ihm beten und auf Ihn warten. Demütig beugen sie sich unter sein Gericht und bekennen ihre Mitschuld: «Ich habe gegen ihn gesündigt.»

Der einzelne Gottesfürchtige ist überzeugt, dass der Moment kommen wird, da Gott ihm antworten und sich zu ihm bekennen wird. Das wird in der Zukunft die Erfahrung des gläubigen Überrests aus dem Volk Israel sein. Wenn sie sich vor Gott beugen und die Sünde der Verwerfung und Kreuzigung ihres Messias bekennen werden, wird Gott ihnen zu Hilfe kommen. Die Feinde werden erkennen müssen, dass der Herr auf der Seite des treuen Überrests stehen wird.

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Gott vergibt und segnet

Die Verse 11-17 sind ein Dialog zwischen dem Herrn und dem gläubigen Überrest seines Volkes. Das Thema ist die kommende Herrlichkeit der Stadt Jerusalem.

In den Versen 11 und 12 spricht Gott und kündigt einen zukünftigen Tag an, da Jerusalem wieder aufgebaut werden soll und Israel in Harmonie mit Assyrien und Ägypten leben wird (Vers 12; Jesaja 19,23-25).

Vers 13 ist ein Zwischensatz im Dialog, der den damals herrschenden Zustand im Land beschreibt – eine Folge der Untreue des Volkes.

In Vers 14 appelliert der Überrest an Gott. In Vers 15 antwortet der Herr mit einer wunderbaren Zusage.

Der Überrest stützt sich auf Gottes Zusagen und weiss, dass der Moment kommen wird, da die Nationen sehen werden, wie Gott sich des Überrests seines Volkes annehmen wird. Sie werden sich dem Herrn, der die Herrschaft antreten wird, unterordnen (Verse 16.17).

Wenn der Überrest nach der Vergebung Gottes fragt, antwortet der Prophet: «Er behält seinen Zorn nicht auf ewig» (Vers 18; Psalm 30,6). Voll Vertrauen stützt sich der Überrest auf das unendliche Erbarmen Gottes. Und der Prophet spricht zu Gott im Wissen um eine vollständige und dauerhafte Vergebung: «Du wirst alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen» (Vers 19; Psalm 103,12). Das Buch des Propheten Micha schliesst mit dem Wort des Vertrauens, das der treue Überrest zu Gott sagt. Die Glaubenden sind sicher, dass der Herr seine Verheissungen erfüllen wird.

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