Der Sohn Gottes wird Mensch
Vor 2000 Jahren wurde der ewige Sohn Gottes Mensch und lebte voller Gnade und Wahrheit unter uns:
- Er offenbarte die göttliche Gnade, die dem Sünder entgegenkommt und ihn retten will.
- Er stellte auch die göttliche Wahrheit vor, die klarmacht, dass wir gesündigt und das göttliche Gericht verdient haben.
Äusserlich war Jesus Christus keine beeindruckende Erscheinung (Jesaja 53,2). Aber der Glaubende sah in Ihm den eingeborenen Sohn des Vaters, wie Er von Ihm geliebt und geschätzt wird.
Johannes der Täufer kündigte das Kommen des Sohnes Gottes an und machte seine Majestät bekannt: Obwohl Jesus in Israel zeitlich nach Johannes auftrat, stand Er doch rangmässig über ihm, denn Er ist in seiner Existenz als Sohn Gottes ewig.
Das Gesetz stellte Forderungen an den Menschen, die keiner erfüllen konnte. Der Herr Jesus hingegen brachte uns die Gnade, aber nicht auf Kosten der Wahrheit. Er gab am Kreuz sein Leben, um allen Ansprüchen Gottes zu genügen und so die Wahrheit aufrechtzuerhalten. Auf dieser gerechten Grundlage kann die Gnade bis heute zu allen Menschen ausfliessen. Jeder, der das für ihn kostenlose Angebot zur Erlösung im Glauben annimmt, bekommt im Herrn Jesus das ganze Mass des göttlichen Segens: Gnade um Gnade (Vers 16).
Weil der Sohn Gottes im Schoss des Vaters ist und Ihn völlig kennt, war Er in der Lage, Gott in seiner Liebe zu offenbaren. Er ist Mensch geworden, damit wir in Ihm den Vater erkennen können (Johannes 14,9).
Eine Stimme in der Wüste
Nach der Einleitung über den Sohn Gottes (Verse 1-18) folgt nun der Bericht über das Zeugnis von Johannes dem Täufer. Als er seinen Dienst begann und die Menschen zur Buße aufrief, fragten sich die Juden von Jerusalem, wer er wohl sei. Darum sandten sie Priester und Leviten zu ihm. Obwohl Johannes nicht gern von sich selbst redete, gab er auf ihre Fragen eine klare Antwort:
- «Wer bist du?» – Er war nicht der Messias, der im Alten Testament angekündigt war und von vielen Juden erwartet wurde.
- «Bist du Elia?» – Nein, Johannes trat nicht als der Prophet Elia auf, der vor dem Tag des Herrn kommen wird (Maleachi 3,23).
- «Bist du der Prophet?» – Nein, dieser Prophet, den Mose angekündigt hatte (5. Mose 18,15), würde der Herr Jesus selbst sein.
Johannes war nur die Stimme eines Rufenden in der Wüste. Er kam als Bote Gottes, um im Herzen und Leben der Israeliten den Weg für den Sohn Gottes bereit zu machen. Das tat er auf zweierlei Weise:
- Er forderte alle auf, über ihr sündiges Leben Buße zu tun und zu Gott umzukehren (Matthäus 3,2).
- Die Menschen, die ihre Sünden bekannten, taufte er mit Wasser, um sie so von der ungläubigen Masse des Volkes abzusondern.
Das Verhalten von Johannes ist vorbildlich für jeden Diener des Herrn: Er hält nichts von sich selbst und stellt die Grösse und Herrlichkeit des Sohnes Gottes in den Mittelpunkt (Vers 27).
Siehe, das Lamm Gottes!
Dieser Abschnitt enthält das Zeugnis von Johannes über den Herrn Jesus. Zuerst erklärt er seinen Zuhörern: «Siehe, das Lamm Gottes …» Mit dieser Aussage macht er klar, dass Jesus Christus das Opferlamm ist, das Gott selbst gibt, um das Problem der Sünde zu lösen. Darum fährt Johannes fort: «… das die Sünde der Welt wegnimmt.» Der Heiland hat durch seinen Opfertod am Kreuz Gott in Bezug auf die Sünde unendlich und für immer verherrlicht. Als Folge davon wird die Sünde mit all ihren Konsequenzen einmal aus dem Weltall weggetan werden.
Die Worte in Vers 30 decken sich inhaltlich mit Vers 15: Johannes kam als Vorläufer des Herrn zeitlich vor Ihm. Aber Christus steht rangmässig höher als Johannes, denn Er ist der Sohn Gottes. Obwohl das Lamm Gottes für die ganze Welt gekommen war, sollte das Zeugnis über Ihn in Israel abgelegt werden, das bis zu diesem Zeitpunkt im Handeln Gottes eine Vorzugsstellung unter den Völkern einnahm.
Johannes der Täufer war Augenzeuge, als der Geist Gottes wie eine Taube aus dem Himmel herniederkam und auf Jesus Christus blieb. Dieses eindrucksvolle Ereignis nach seiner Taufe bestätigte einerseits seine wahre, aber sündlose Menschheit. Anderseits bewies es, dass Er Gottes Sohn ist. An diese doppelte Tatsache knüpfte Johannes ein weiteres Zeugnis an: Jesus Christus würde mit Heiligem Geist taufen. Das geschah nach seiner Himmelfahrt, als Er an Pfingsten die «Verheissung des Heiligen Geistes vom Vater» empfing und auf die Glaubenden ausgoss (Apostelgeschichte 2,33).
Wo hältst du dich auf?
Diese Verse beschreiben die Wirkung, die das Zeugnis von Johannes am nächsten Tag auf zwei Menschen hatte. Wieder blickte er auf Jesus und sprach: «Siehe, das Lamm Gottes!» Das veranlasste die beiden Jünger, dem Herrn Jesus nachzufolgen. Sie wollten Den, der Johannes so viel bedeutete, persönlich kennen lernen.
Als Jesus sie nachfolgen sah, prüfte Er sie mit einer Frage: «Was sucht ihr?» Strebten sie nach Ehre und Anerkennung? Oder wollten sie einfach in seiner Nähe sein? Ihre Gegenfrage offenbarte ihre Einstellung: «Lehrer, wo hältst du dich auf?» Sie unterstellten sich seiner Autorität und suchten die Gemeinschaft mit Ihm.
Das gilt auch für uns. Dem Herrn Jesus zu gehorchen und seine Gemeinschaft zu geniessen ist das, was uns in seiner Nachfolge glücklich macht. Deshalb sagt Er uns das Gleiche wie den beiden Jüngern: «Kommt und seht!» Nur durch persönliche Erfahrung im Alltag lernen wir den Segen wirklicher Jüngerschaft kennen.
Für Andreas war dieser Tag mit Jesus Christus so eindrucksvoll, dass er sofort seinen Bruder aufsuchte und ihm erklärte: «Wir haben den Messias gefunden.» Was konnte er Besseres tun, als Simon zum Heiland zu führen? Dieser empfing ihn mit folgenden Worten:
- «Du bist Simon.» Damit erklärte Er diesem spontanen und lebhaften Menschen, dass Er sein ganzes Leben mit allem, was bisher schief gelaufen war, kannte.
- «Du wirst Kephas heissen.» Diese Aussage zeugt von der Macht des Sohnes Gottes, glaubende Menschen zum Guten zu verändern, um sie zu sammeln und reich zu segnen.
Philippus und Nathanael
Wir haben in den Versen 35-42 gesehen, wie der Sohn Gottes zum Sammelpunkt der Glaubenden wird. Jener Abschnitt spricht prophetisch von der Gnadenzeit, in der Menschen gesammelt werden, um Steine am Haus Gottes zu sein. Petrus ist ein deutliches Beispiel davon.
In den Versen 43-51 beginnt der Herr, Menschen in seine Nachfolge zu rufen. Auch dieser Abschnitt hat eine prophetische Bedeutung: In der Zukunft wird ein glaubender Überrest aus Israel zusammengebracht, der Jesus als Messias anerkennen wird. Nathanael ist ein eindrücklicher Vertreter dieses Überrests.
Jesus spricht zu Philippus: «Folge mir nach!» Damit sondert Er ihn von der Welt ab und führt ihn auf den Glaubensweg, den er mit Ihm gehen kann. Bis heute erfährt jeder Jünger, der diesen Weg in der Nachfolge des Herrn geht, die Schmach der Welt und die Freude in der Gemeinschaft mit Gott.
Philippus möchte auch Nathanael für Jesus Christus gewinnen. Als dieser seine Zweifel äussert, diskutiert er nicht mit ihm, sondern sagt einfach: «Komm und sieh!» Er fordert Nathanael auf, sich selbst Klarheit zu verschaffen. Der Sohn Gottes empfängt ihn mit den Worten: «Wahrhaftig ein Israelit, in dem kein Trug ist.» Damit anerkennt Er seine Gottesfurcht und Aufrichtigkeit. Als Er in Vers 48 seine Allwissenheit offenbart, glaubt Nathanael, dass Jesus der König Israels ist (Psalm 2,6.7). Da teilt ihm der Herr eine grössere Herrlichkeit seiner Person mit: Er ist der Sohn des Menschen, der einmal über das Universum regieren wird (Psalm 8,5-7).
Die Hochzeit in Kana
Mit der Hochzeit von Kana kommt das prophetische Bild zum Höhepunkt: Im Tausendjährigen Reich wird Christus seinem erlösten Volk bleibende Freude schenken.
Die Anwesenheit von Maria, der Mutter Jesu, weist auf das natürliche Verhältnis hin, das der Herr durch Geburt zu seinem irdischen Volk hat. Aber aufgrund dieser Beziehung gibt es für Israel keinen Segen, weil es Ihn als Messias verworfen hat. Darum spricht Er zu seiner Mutter: «Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau?» Dennoch hat dieses Volk eine herrliche Zukunft vor sich: Als Auferstandener wird Christus eine neue Beziehung zu Israel eingehen und es reich segnen.
So wie der Wein während der Feier ausging, geht jede irdische Freude einmal zu Ende. Doch der Herr Jesus will uns dauerhafte Freude geben. Darum fordert Er uns auf: «Füllt die Wasserkrüge mit Wasser!» Das Wasser spricht vom Wort Gottes in seiner reinigenden Kraft (Epheser 5,26). Es macht uns auf Verkehrtes im Leben aufmerksam, damit wir es in Ordnung bringen. Als Folge davon erleben wir echte und bleibende Freude in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.
Der erste Wein war von weniger guter Qualität als der zweite (Vers 10). So ist auch die Freude, die wir uns selbst verschaffen, geringer als die Freude, die der Herr Jesus uns schenkt.
Der Sohn Gottes tat dieses Zeichen in Galiläa, wo die einfachen Menschen des Volkes wohnten. Sie waren empfänglicher für seine Gnade als die Juden in Jerusalem. Darum offenbarte Er vor allem ihnen die Herrlichkeit seiner Person.
Die Tempelreinigung
Mit der Tempelreinigung bezeugte der Herr seine Autorität. Als Sohn Gottes hatte Er das Recht, in seinem Haus für Ordnung zu sorgen. Gleichzeitig weist diese Handlung in die Zukunft: Bei seinem Kommen in Herrlichkeit wird Christus den Tempel durch Gericht reinigen (Maleachi 3,1.2).
Die Verkäufer und Wechsler hatten das Haus des Herrn zu einem Ort gemacht, wo man Geld verdienen konnte. Sie nutzten den Bedarf an Opfertieren und Wechselgeld aus, um sich zu bereichern. – Wie traurig, dass es auch heute Menschen gibt, die aus dem christlichen Glauben ein einträgliches Geschäft machen!
Der Herr Jesus entfernte alles, was den Tempel verunreinigte und nicht in die Gegenwart Gottes passte. Mit Eifer setzte Er sich im Haus Gottes für die Aufrechterhaltung seiner Heiligkeit ein. – Genauso sollten wir in der Versammlung (Gemeinde) besorgt sein, dass alles der göttlichen Heiligkeit entspricht.
Mit der Frage in Vers 18 forderten die Juden von Jesus Christus einen Beweis für das Recht der Tempelreinigung. Darauf teilte Er ihnen zweierlei mit:
- Sein menschlicher Körper war der wahre Tempel, in dem Gott wohnte (Kolosser 1,19).
- Nach seinem Kreuzestod würde Er auferstehen und damit beweisen, dass Er Gottes Sohn ist (Römer 1,4).
Die Menschen in Vers 23 glaubten aus verstandesmässiger Überzeugung, dass Jesus durch Wunder mächtig wirkte. Aber die Frage ihrer Sünden und ihrer Beziehung zu Gott blieb unberührt, weil in ihren Herzen kein Werk der Buße und Umkehr stattfand.
Die Neugeburt
Nikodemus war überzeugt, dass die Botschaft, die der Herr Jesus verkündete, ihre Quelle in Gott hatte. Zudem waren in seinem Herzen echte, unbefriedigte Bedürfnisse vorhanden. Deshalb suchte er Ihn auf. Er tat es bei Nacht, weil er spürte, dass er bei diesem Schritt die Welt gegen sich hatte.
Der Herr ging nicht auf seine wohlformulierten Worte ein, sondern sprach direkt das Kernproblem des Menschen an. Er ist in seinem Zustand vor Gott verloren und kann nicht verbessert werden. Darum muss er von neuem geboren werden, um wirklich und bleibend ins Reich Gottes zu kommen (Verse 3.5).
Weil Nikodemus in seinen Überlegungen innerhalb der Grenzen des natürlichen Menschen blieb, schien es ihm unmöglich, dass jemand von neuem geboren werden kann. Da wurde der Sohn Gottes in seiner Belehrung deutlicher: Der Heilige Geist wendet das reinigende Wasser des Wortes Gottes auf den glaubenden Menschen an und schenkt ihm neues, göttliches Leben. Die Neugeburt ist also ein Werk Gottes.
In Vers 6 stellt der Herr zwei Tatsachen vor: Einerseits ist jeder Mensch von seiner Geburt an ein Sünder. Daran kann er nichts ändern. Anderseits besitzt jeder Glaubende durch die Neugeburt eine neue, göttliche Natur. – In Vers 8 benutzt Er das Beispiel des Windes, um das Wirken des Geistes Gottes zu erklären. Wie man den Wind nicht sehen kann, so ist das Werk der Neugeburt in einem Menschen nicht wahrnehmbar. Aber so wie das Sausen des Windes gehört wird, macht sich auch das neue Leben im Glaubenden bemerkbar.
Das ewige Leben
Als Lehrer Israels hätte Nikodemus die Mitteilungen über die Neugeburt verstehen können, denn diese Wahrheit wird schon im Alten Testament erwähnt (Hesekiel 36,24-29) und ist in ihrem Charakter irdisch (Vers 12a).
Ab Vers 11 geht es um eine himmlische Botschaft. Kein Mensch ist in den Himmel hinaufgestiegen und wieder herabgekommen, um auf der Erde von dem zu reden, was im Himmel ist. Nur der Sohn Gottes, der als Mensch auf die Erde gekommen ist, kann uns das Himmlische mitteilen: Es ist das ewige Leben, das Gott in der Zeit der Gnade jedem schenkt, der an seinen Sohn Jesus Christus glaubt. Diese himmlische Wahrheit war im Alten Testament nicht bekannt.
Damit der Mensch das ewige Leben bekommen kann, muss das Problem der Sünde Gott gemäss gelöst werden. Darum spricht der Herr Jesus nun von seinem Tod am Kreuz:
- Die Verse 14 und 15 zeigen die Seite des Menschen: Der heilige und gerechte Gott forderte ein Opfer für die Sünde. Der Mensch Jesus Christus musste am Kreuz das Werk der Erlösung vollbringen, um die Sünde wegzutun.
- Vers 16 stellt uns die Seite Gottes vor: In seiner unergründlichen Liebe zu allen Menschen gab Gott seinen einzigen und einzigartigen Sohn für sündige Menschen in den Tod.
Die Auswirkungen seines Opfers sind gewaltig: Wer an Ihn glaubt, hat kein Strafgericht mehr zu befürchten, sondern kommt in eine glückliche Beziehung zu Gott.
Rettung oder Gericht
Obwohl die Menschen Gott verunehrt und beleidigt hatten, sandte Er seinen Sohn nicht als Richter, sondern als Retter zu ihnen. Warum? Weil Gott Liebe ist. Doch es werden nicht alle automatisch vor dem kommenden Gericht gerettet. Nur die, die an den Herrn Jesus glauben, werden von der Strafe freigesprochen.
Vers 19 zeigt, was Gott den ungläubigen Menschen einmal zur Last legen wird: Der Sohn Gottes ist als das Licht in die Welt gekommen und hat ihnen gezeigt, dass Gott sie liebt und ihnen in Jesus Christus seine rettende Gnade anbietet. Doch sie haben seine Liebe nicht gewollt und ein sündiges Leben im Dunkeln einer geordneten Beziehung zu Ihm vorgezogen.
Die Verse 20 und 21 stellen einen doppelten Grundsatz vor:
- Der Ungläubige, der das Böse tut, fürchtet sich vor der Gegenwart Gottes, weil er nicht will, dass seine Sünden ans Licht kommen.
- Der Gläubige, der ein gutes Gewissen hat, kommt freimütig zu Gott und freut sich, im Licht seiner Gegenwart zu leben.
Ab Vers 22 sehen wir, wie die Aufgabe von Johannes dem Täufer zu Ende ging und der Herr Jesus im Begriff stand, in Israel öffentlich in Erscheinung zu treten. Bis jetzt hatte sein eigentlicher Dienst noch nicht begonnen, denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen worden. Weil sowohl Jesus als auch Johannes am Jordan tauften, musste nun die Frage geklärt werden, in welcher Beziehung sie zueinander standen. Die Antwort finden wir in den Versen 27-30.
Er muss wachsen, ich aber abnehmen
Die Jünger des Johannes hatten Mühe, dass immer mehr Menschen zu Jesus gingen, um sich von seinen Jüngern taufen zu lassen. Wie ging Johannes der Täufer damit um? Er freute sich darüber, weil er nur von Christus erfüllt war! Seine Worte zeigen einerseits seine Herzensdemut und anderseits den stellungsmässigen Unterschied zwischen dem Herrn und ihm.
Johannes wusste, dass er seinen Dienst als ein Geschenk von Gott bekommen hatte (Vers 27). Das machte ihn demütig. Es war sein Auftrag, als Vorläufer und Wegbereiter des Messias in Israel zu wirken. Als Freund des Bräutigams freute er sich, dass der Herr Jesus im Zentrum stand und die Menschen seiner Verkündigung zuhörten. Johannes war sich zweierlei bewusst:
- Christus musste in seinem Dienst und in seinem Einfluss unter den Menschen zunehmen.
- Sein Vorläufer hingegen musste langsam vom Schauplatz verschwinden und in den Hintergrund treten.
Der Sohn Gottes kam von oben, d. h. aus dem Himmel. Er stand weit über allen und verkündete eine himmlische Botschaft. Johannes der Täufer war ein Mensch von der Erde wie wir. Sein Dienst beschränkte sich auf das Irdische (Buße, Taufe, praktische Gerechtigkeit).
Die Verse 35 und 36 führen eine weitere Wahrheit über den Herrn Jesus ein. Er war nicht nur ein Gesandter vom Himmel mit einer göttlichen Botschaft, sondern der ewige Sohn Gottes, der vom Vater geliebt wird. Weil der Vater alles in seine Hände gegeben hat, kann der Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus ewiges Leben bekommen.
Am Brunnen zu Sichar
Der Herr Jesus verliess Judäa, weil Ihn die Eifersucht und Ablehnung der Juden wegtrieb. Auf dem Weg nach Galiläa musste Er durch Samaria ziehen. Das war der göttliche Auftrag, den Er gehorsam und gern ausführte. Die Menschen aus Samaria hatten eine gemischte Lebensführung. Ursprünglich gehörten sie nicht zu Israel, hatten sich aber mit diesem Volk vermischt. So dienten sie zum einen fremden Göttern. Zum anderen standen sie in einer äusseren Beziehung zum lebendigen Gott und beteten Ihn auf dem Berg Gerisim an. Aus diesem Grund verachteten die Juden die Samariter und pflegten im Allgemeinen keinen Umgang mit ihnen.
Am Brunnen ruhte sich Jesus Christus ein wenig aus, während seine Jünger in der Stadt etwas zu essen kauften. Wie empfand Er als wahrer, sündloser Mensch, was es bedeutet, Hunger und Durst zu haben oder müde zu sein! Dennoch war Er jederzeit bereit, den Menschen zu helfen und ihnen die göttliche Gnade vorzustellen.
Als eine Frau zur Quelle kam, um Wasser zu schöpfen, bat Er sie demütig: «Gib mir zu trinken!» Weil Er kein Schöpfgefäss besass, war Er auf ihre Hilfe angewiesen, um seinen Durst zu stillen. Gleichzeitig wollte der Heiland mit dieser Bitte das Herz der sündigen Frau erreichen, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
Sie war sehr erstaunt, dass Er sich als Jude herabliess, mit ihr zu reden, obwohl sie eine Samariterin war und einen schlechten Lebenswandel führte. Ihre Verwunderung zeigt, dass sie ihr Herz dem Sohn Gottes nicht verschloss, sondern bereit war, Ihm zuzuhören.
Das lebendige Wasser
Zuerst weckte der Heiland das Interesse der Frau für die göttliche Gnade. Gott hatte ein Geschenk für sie bereit, das Er ihr durch seinen Sohn Jesus Christus geben wollte. Es ist das «lebendige Wasser» – ein Sinnbild des ewigen Lebens, wie es durch die Kraft des Heiligen Geistes genossen wird.
Die Gedanken der Frau gingen nicht über die Mühe des irdischen Lebens hinaus. Immer wieder musste sie zum Brunnen gehen, um Wasser zu schöpfen. Da machte ihr der Herr Jesus klar, dass alles, was die Erde und die Welt dem Menschen bietet, keine echte Befriedigung gibt. Der Durst nach wahrer Lebenserfüllung bleibt bestehen. Aber der Sohn Gottes bietet ein «Wasser» an, das diesen Durst für immer stillt. Er schenkt jedem, der an Ihn glaubt, ewiges Leben, das sich durch den Heiligen Geist entfaltet. Diese Energie des neuen Lebens ist wie ein aufsteigender starker Wasserstrahl, der uns in eine glückliche Gemeinschaft mit Gott bringt. Diese Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn – die wir jetzt und bald ewig im Vaterhaus geniessen – gibt uns einen echten Lebenssinn und eine tiefe Freude.
Die Frau verlangte nach diesem Wasser, weil sie das alte, sündige Leben mit seinem Elend und seiner Mühe satt hatte. Da sprach der Heiland ihr Gewissen an: «Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher!» Da gab sie zur Antwort: «Ich habe keinen Mann.» Dieses Bekenntnis war aufrichtig, aber nicht vollständig, so dass der Herr es einerseits anerkannte und anderseits ergänzte. Als Er die Wahrheit völlig ans Licht brachte, stand die Frau dazu und bekehrte sich zu Gott.
Wahrhaftige Anbeter
Als die Frau erkennt, dass Jesus ein Prophet Gottes ist, stellt sie Ihm eine Frage, die sie schon lange beschäftigt: Welches ist der richtige Ort der Anbetung? Ist es der Berg Gerisim, wo menschliche Ideen den Gottesdienst prägen? Oder ist es der Tempel in Jerusalem, den Gott als Ort der Anbetung bestimmt hat?
In seiner Antwort macht der Herr Jesus klar, dass durch sein Kommen eine neue Zeit angebrochen ist, in der Gott entsprechend seiner Offenbarung im Sohn als Vater angebetet wird. Wahrhaftige Anbeter sind Menschen, die an Jesus Christus glauben, ewiges Leben besitzen und den Heiligen Geist in sich haben. Aus dieser neuen Stellung heraus können sie den Vater in Geist und Wahrheit anbeten. Christliche Anbetung ist freiwillig (Vers 23), erfordert jedoch Abhängigkeit und Gehorsam (Vers 24), damit dem Wunsch des Vaters in der richtigen Weise entsprochen wird.
Die Frau versteht nicht viel von dem, was der Herr über Anbetung sagt. Aber sie lernt Ihn als den angekündigten Messias kennen. Ab Vers 28 werden die Ergebnisse ihres Glaubens an Jesus Christus sichtbar:
- Sie lässt den Wasserkrug stehen und geht weg in die Stadt. Weil ihre inneren Bedürfnisse bei Christus gestillt worden sind, ist ihr Herz nicht mehr auf das Irdische fixiert.
- Sie erzählt den Leuten vom Herrn Jesus, der alles über ihr Leben weiss. Schlicht und einfach lädt sie ihre Mitmenschen ein, zum Heiland zu kommen. Mit dem Hinweis «Dieser ist doch nicht etwa der Christus?» weckt sie das Interesse für Ihn.
Säen und ernten
In diesen Versen möchte der Herr Jesus die Gedanken der Jünger vom Natürlichen zum Geistlichen lenken.
- Als sie Ihn baten, von dem zu essen, was sie eingekauft hatten, sprach Er von seiner geistlichen Speise. Es war sein tiefes Verlangen, den Willen und das Werk Gottes zu tun. Von der Krippe bis zu seiner Himmelfahrt erfüllte Er mit Freude den Auftrag seines Vaters. Ihm zu gehorchen und unter den Menschen in Gnade zu wirken, das war es, was sein Herz befriedigte und sättigte.
- Die Jünger wussten, dass es noch vier Monate bis zur Getreideernte dauerte. Doch nun sollten sie ihre Augen auf die geistliche Ernte richten. Dieses Getreide war schon reif, denn es gab viele Menschen, die wie die Frau von Sichar ein Verlangen nach Vergebung und ewigem Leben hatten. Sie sollten die Botschaft der göttlichen Gnade hören, um gerettet zu werden.
Die Erntearbeit spricht hier also von der Verkündigung und Verbreitung des Evangeliums, damit Menschen sich bekehren und als Frucht zum ewigen Leben gesammelt werden. Weil diese Aufgabe grossen Einsatz erfordert und auf manche Ablehnung stösst, stellt der Herr einen Lohn in Aussicht.
Die Jünger traten in eine Arbeit ein, die andere schon begonnen hatten. Die Propheten im Alten Testament hatten das Wort gesät und den Messias angekündigt. Auch Johannes der Täufer hatte in Israel gewirkt und die Menschen zur Buße aufgefordert. Auf diese Aussaat folgte nun die Arbeit der Apostel. In der Zeit der Gnade brachten sie eine grosse Ernte für Gott ein.
Der Heiland der Welt
Die Frau, die sich am Brunnen bekehrt hatte, legte ein kraftvolles Zeugnis von Jesus Christus ab. Die Veränderung in ihrem Leben unterstrich ihre Worte, so dass viele in der Stadt an Ihn glaubten. – Genauso möchte der Herr Jesus uns gebrauchen, um Menschen zum rettenden Glauben zu führen.
Die Samariter baten den Heiland, bei ihnen zu bleiben. Weil sie an Ihn glaubten, wünschten sie Ihn in ihrer Nähe zu haben. – Das ist ein Kennzeichen des neuen Lebens: Jungbekehrte haben den Wunsch, den Herrn Jesus in ihr ganzes Leben aufzunehmen und Gemeinschaft mit Ihm zu haben.
Die Menschen aus Sichar hörten die Botschaft des Sohnes Gottes und kamen zur Überzeugung, dass Er der Heiland der Welt ist. – So wichtig es ist, den Menschen von Jesus Christus zu erzählen, noch wichtiger ist es, dass Gottes Wort ihre Gewissen und Herzen anspricht. Der Glaube soll sich nicht auf menschliche Worte abstützen, sondern seine Grundlage in dem finden, was Gott gesagt hat.
Jesus ist bis heute der Heiland der Welt (1. Johannes 4,14). In seiner unendlichen Gnade will Er alle Menschen erretten. Weil Er am Kreuz sein Leben als Lösegeld für alle gegeben hat, kann jeder zu Ihm kommen und durch den Glauben an Ihn gerettet werden.
Zwei Tage später zog der Herr Jesus nach Galiläa weiter. Die Menschen aus dieser Gegend unterschieden sich von den Samaritern. Sie nahmen den Herrn wegen der Wunder auf, die Er in Jerusalem getan hatte. Tiefer ging ihr Glaube nicht.
Der Sohn des königlichen Beamten
Der Sohn eines königlichen Beamten aus Kapernaum war todkrank. Da scheute der Vater keine Mühe und reiste nach Kana, um beim Heiland Hilfe zu suchen. Weil er glaubte, dass Jesus Christus Wunder tun und Kranke heilen konnte, bat er Ihn, nach Kapernaum zu kommen und seinen Sohn gesund zu machen. Nun wurde sein Glaube zweimal auf die Probe gestellt:
- Zuerst prüfte der Herr die Echtheit des Glaubens (Vers 48). Handelte der Beamte aus einer echten Not heraus oder wollte er in seinem Haus ein sensationelles Wunder erleben? Seine Antwort offenbarte die tiefe Sorge um seinen kranken Sohn und den Glauben an die Person des Herrn Jesus.
- Dann kam die zweite Prüfung: Wie reagierte er, als Jesus Christus erklärte: «Geh hin, dein Sohn lebt!» Glaubte er dem Wort des Sohnes Gottes? Ja, er ging nach Hause, weil er überzeugt war, dass der Heiland sein Wort wahr machen und den Sohn heilen würde.
Auf dem Heimweg kamen ihm seine Knechte mit der guten Nachricht entgegen, dass es dem Knaben besser gehe. In dem Moment, als der Sohn Gottes gesprochen und der Vater geglaubt hatte, hatte das Fieber den Kranken verlassen. So wurde dieser Mann vom Glauben an Zeichen und Wunder zum Glauben an Gottes Wort geführt. Ausserdem wirkte sich diese Erfahrung mit dem Herrn Jesus positiv auf die ganze Familie aus: Sie glaubten alle an Ihn (Vers 53). Folglich erkennen wir hier, wie Gott in dieser Familie durch die erlebte Schwierigkeit den Glauben vertieft und ausdehnt. Auch bei uns verfolgt Er in familiären Nöten das gleiche Ziel.
Der Kranke am Teich Bethesda
Der Sohn Gottes ging nach Jerusalem, um mitten im toten System des Judentums, das seine Feste ohne Gott feierte, seine lebendig machende Kraft zu entfalten.
Die Säulenhallen am Teich Bethesda offenbarten zweierlei:
- Den schlechten geistlichen Zustand des Volkes, denn es gab dort viele kranke Menschen (2. Mose 15,26).
- Die Gnade Gottes, die trotz des Versagens Israels ab und zu durch einen Engel einzelne Kranke heilte.
Jesus traf dort einen Menschen, der schon 38 Jahre krank war. Er konnte selbst nicht schnell genug in den Teich steigen, und es war niemand da, der ihm dabei half. Auf die Frage des Herrn bekannte er sein eigenes Unvermögen und seine falsche Hoffnung auf menschliche Hilfe.
Dieser Mann stellt den natürlichen Menschen in seinem sündigen Zustand dar. Durch die Sünde in ihm ist er unfähig, die Gebote Gottes zu halten. Ausserdem kann er nichts zu seiner Erlösung beitragen. Alles hängt von Gott ab. Sobald der Mensch zu dieser Einsicht kommt, ist er bereit, die Hilfe des Heilands anzunehmen.
«Steh auf, nimm dein Bett auf und geh umher!» In diesen Worten liegt göttliche Macht zur Heilung. So wurde der Kranke augenblicklich gesund. Er besass nun die Kraft, selbst zu gehen. Mühelos trug er das Bett, auf dem er vorher schwach und krank gelegen hatte.
Diese Veränderung findet im übertragenen Sinn auch bei einem Menschen statt, der sich bekehrt. Vorher war es ihm unmöglich, Gott zu gefallen. Nun kann er in der Kraft des Heiligen Geistes für Gott leben.
Die Juden widerstehen Jesus
Die Juden ärgerten sich, dass der Geheilte am Sabbat sein Bett trug. Aus religiöser Pflichterfüllung pochten sie auf die Einhaltung des Sabbatgebots, anstatt sich über die Heilung dieses Mannes zu freuen, der so viele Jahre krank gewesen war. Sofort suchten sie nach dem «Schuldigen», der den Sabbat gebrochen hatte. Wie hart waren doch ihre Herzen!
In Israel war eine Krankheit oft die unmittelbare Konsequenz einer Sünde, da die Juden unter der direkten göttlichen Regierung standen. Nun hatte Jesus Christus in Macht und Gnade den Kranken geheilt und ihm diese Folge weggenommen. Als Er im Tempel wieder mit ihm zusammentraf, forderte Er den Geheilten jedoch auf, nicht mehr zu sündigen.
Sobald die Juden erfuhren, dass Jesus den Kranken am Sabbat gesund gemacht hatte, wollten sie Ihn töten. Warum? Weil der Sabbat das ganze jüdische System repräsentierte. Wer das Sabbatgebot antastete, stellte das ganze Judentum infrage.
Seitdem die Sünde in die Welt gekommen war, konnte Gott bei den Menschen nicht mehr ruhen. Daran änderte auch das Halten des Sabbats nichts. Darum erklärte der Sohn Gottes: «Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.» Da wegen der Sünde keine Ruhe möglich war, wirkte Gott in Gnade. Mit dieser schönen Antwort reagierte der Herr auf den Angriff der Juden. Sie verstanden sofort, was Er sagte. Doch in ihrem Unglauben wollten sie Ihn nicht als Sohn Gottes anerkennen. Stattdessen bezeichneten sie Ihn als Gotteslästerer und suchten Ihn deswegen zu töten.
Der Sohn macht lebendig
In diesem Kapitel werden uns zwei wichtige Tatsachen über die Person des Herrn Jesus vorgestellt:
- Er ist der Sohn Gottes. Als solcher hat Er die gleiche Ehre und die gleiche Macht wie der Vater. Er steht auf der gleichen Stufe wie der Vater und ist völlig eins mit Ihm (Vers 17).
- Der Sohn Gottes ist Mensch geworden. In seinem Leben auf der Erde – als Gott und Mensch in einer Person – hat Er eine Stellung der Unterordnung unter den Vater eingenommen (Vers 19).
Deshalb handelte Jesus Christus immer in Abhängigkeit vom Vater und in Übereinstimmung mit Ihm. Gleichzeitig bestand zwischen dem Vater im Himmel und dem Sohn auf der Erde eine vollkommene Beziehung der Liebe.
Im Auftrag des Vaters würde der Sohn nicht nur Kranke heilen, sondern auch glaubenden Menschen ewiges Leben geben. Das zweite Werk ist grösser als das erste, weil es sich auf die Ewigkeit auswirkt.
In den Versen 21 und 22 gibt der Herr zwei Beweise seiner göttlichen Rechte:
- Er gibt Leben, wem Er will, d. h. unabhängig von irgendwelchen Vorzügen, die ein Mensch zu haben meint.
- Der Vater hat dem Sohn das Gericht übergeben, damit Er als Mensch die Ungläubigen richte.
In Vers 24 zeigt Er uns, wie wir zu denen gehören können, die ewiges Leben bekommen und nicht gerichtet werden: Wenn wir seine Worte annehmen und an Gott, den Vater, glauben, der seinen Sohn zu uns gesandt hat, kommen wir aus unserem toten Zustand heraus und beginnen mit Jesus Christus das wirkliche Leben.
Die Stimme des Sohnes Gottes
Die «Stunde» in Vers 25 ist die Stunde der Gnade. Sie umfasst sowohl die Zeit, in der Jesus auf der Erde wirkte, als auch die Zeit, in der Er im Himmel ist und durch den Heiligen Geist auf der Erde ein Werk tut.
In dieser Stunde macht der Sohn lebendig! Er richtet eine Botschaft an die Menschen, die in ihren Sünden tot sind. Wer auf seine Stimme hört und an Ihn glaubt, wird leben, d. h. er bekommt ewiges Leben. Diese Macht, glaubenden Menschen Leben zu geben, hat der Vater dem Mensch gewordenen Sohn übertragen. Die Tatsache, dass Jesus Christus Tote auferweckte, beweist deutlich seine Macht über Leben und Tod.
Der Vater hat dem Sohn, der Mensch geworden ist, auch die Autorität übertragen, Gericht zu halten. Es wird also ein Mensch sein, der die ungläubigen Menschen richten wird (Apostelgeschichte 17,31).
Die «Stunde» in Vers 28 ist die Stunde des Gerichts, in der der Sohn Gottes alle Gestorbenen auferwecken wird. Sie findet in zwei Phasen statt:
- Die Auferstehung des Lebens betrifft alle, die das einzig Gute getan haben, das ein natürlicher Mensch tun kann: Sie haben an den Herrn Jesus geglaubt und werden deshalb nicht gerichtet, sondern zum Leben auferweckt werden.
- Die Auferstehung des Gerichts erstreckt sich auf alle, die das Böse verübt haben. Weil sie nicht an den Sohn Gottes geglaubt und Ihn nicht geehrt haben, werden sie für ihre Sünden eine ewige Strafe erleiden.
Das Gericht, das der Herr Jesus vollstrecken wird, stimmt völlig mit dem Willen des Vaters überein.
Ein vierfaches Zeugnis über Gottes Sohn
In diesem Abschnitt werden uns vier Zeugnisse über Jesus Christus, den Sohn Gottes, vorgestellt:
- Als die Juden ihre Diener zu Johannes dem Täufer sandten, verkündigte er ihnen die Wahrheit über Christus. Deutlich hob er die Würde Dessen hervor, der nach ihm kam. Ausserdem bezeugte er, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Johannes 1,27.34). Johannes war eine Lampe, die helles Licht auf den Herrn warf.
- Die Werke, die Jesus Christus im Auftrag seines Vaters tat, offenbarten Gottes Macht und Gnade. Klar bezeugten sie seine Herkunft: Er war der Sohn Gottes, den der Vater in die Welt gesandt hatte.
- Der Vater selbst legte ein Zeugnis über seinen Sohn ab. Nach der Taufe des Herrn Jesus öffnete Er den Himmel und erklärte vor allen: «Dieser ist mein geliebter Sohn» (Matthäus 3,17). Später ertönte nochmals seine Stimme aus dem Himmel, als es um die Verherrlichung seines Vaternamens ging (Johannes 12,28).
- Die Juden erforschten die Schriften des Alten Testaments, um ewiges Leben zu finden. Doch sie lasen das Wort Gottes im Unglauben. Darum erkannten sie nicht, wie es auf den Herrn Jesus hinwies. Wie viele Prophezeiungen über Christus haben sich doch in seinem Leben eindeutig erfüllt!
Dieses vierfache Zeugnis über die Herrlichkeit des Herrn Jesus machte den Unglauben der Juden unentschuldbar. Ganz bewusst weigerten sie sich, zum Sohn Gottes zu kommen, um von Ihm Leben zu empfangen.
Unglaube und Ehre bei Menschen
Der Sohn Gottes ist nicht in die Welt gekommen, um von den Menschen geehrt zu werden, sondern um den Vater zu offenbaren. Alle, die Ihn ablehnten, verschlossen sich der Liebe Gottes, die der Sohn kundtat. Sie verharrten im Unglauben und stellten sich gegen Gott.
Jesus Christus war im Namen des Vaters, d. h. als Vertreter des Vaters zu seinem Volk gekommen. Doch die Juden nahmen Ihn nicht an, weil sie Feinde Gottes waren. Sie wollten den Gesandten des Vaters nicht.
In der Zukunft wird der Antichrist in seinem eigenen Namen zu ihnen kommen und sich selbst als Gott verehren lassen. Ihn werden die Juden aufnehmen, weil ihnen die Ehre und Anerkennung des Menschen wichtig ist.
In Vers 44 stellt der Herr einen Grundsatz vor: Wer nur die Anerkennung von Menschen im Auge hat und sich nicht unter Gottes Autorität beugt, nimmt die Wahrheit nicht im Glauben an, weil er durch sie verurteilt wird. Nur Buße und Beugung vor Gott öffnen dem Menschen die Tür zur glaubensvollen Annahme der Wahrheit (2. Timotheus 2,25).
Mose hatte einen Propheten angekündigt, auf den die Israeliten hören sollten (5. Mose 18,15). Nun war dieser Prophet – Jesus Christus, der Sohn Gottes – da und sprach zu den Juden. Doch sie hörten nicht auf Ihn und glaubten nicht an Ihn. Darum wurden sie von Mose, auf den sie sich so gern beriefen, verurteilt.
In Vers 47 unterstreicht der Herr die Wichtigkeit des geschriebenen Wortes Gottes. Darauf soll sich unser Glaube stützen.
Die Speisung der Fünftausend
In diesem Kapitel befindet sich der Herr Jesus in Galiläa. Viele Menschen suchen aus Neugier seine Nähe, weil sie seine Wunderheilungen miterlebt haben. Als Er die grosse Volksmenge kommen sieht, stellt Er Philippus eine Prüffrage: «Woher sollen wir Brote kaufen, damit diese essen?»
Sowohl die Antwort von Philippus als auch die Bemerkung von Andreas machen klar, dass die Bedürfnisse viel grösser als die menschlichen Möglichkeiten sind: Das Geld reicht bei weitem nicht aus, um genügend Brote zu kaufen! Und wie soll diese zahlreiche Menge mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen satt werden?
Nachdem die Jünger ihr Unvermögen eingestanden haben, beginnt der Herr zu handeln:
- «Lasst die Leute sich lagern.» Bevor Er Nahrung austeilt, sollen die Menschen zur Ruhe kommen.
- «Jesus nun nahm die Brote.» Er benutzt das Wenige, das Ihm der Knabe zur Verfügung stellt. Welche Gnade!
- «Als er gedankt hatte …» Jesus dankt für das Essen, denn es kommt von Gott, der ein Erhalter aller Menschen ist.
- «… teilte er sie denen aus, die da lagerten.» Obwohl der Herr die fünf Brote des Knaben gebraucht, ist Er doch der Gebende und Austeilende.
- «Sammelt die übrig gebliebenen Brocken, damit nichts verdirbt.» Der Herr ist grosszügig und gibt so viel, wie sie wollen. Aber Er ist nicht verschwenderisch, darum sollen die Reste eingesammelt werden.
Diese einzelnen Punkte lassen sich gut auf das Austeilen von geistlicher Nahrung übertragen.
Jesus auf dem Berg und auf dem See
Durch die Speisung der Volksmenge offenbart sich der Herr Jesus als der verheissene Messias, der in Psalm 132,15 sagt: «Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen.» In der Folge anerkennt Ihn das Volk als den Propheten und will Ihn zum König machen. Doch Jesus nimmt das Königtum nicht aus der Hand der Menschen an, sondern wartet auf den Zeitpunkt, an dem Gott Ihn als König in Zion einsetzen wird. Darum zieht Er sich auf den Berg zurück – ein Bild davon, dass Er nach seinem Kreuzestod für sein irdisches Volk als Priester im Himmel verborgen ist.
Seine Jünger repräsentieren den gläubigen Überrest Israels, der auf der Erde bedrängt wird, während Christus im Himmel ist:
- Die Dunkelheit auf dem See spricht von der Abwesenheit des Herrn und von der fehlenden Erkenntnis des Volkes Israel.
- Der Wind und die Wellen illustrieren die Drangsal, die der treue Überrest durchmachen wird.
In dieser Bedrängnis werden die gläubigen Juden geläutert, damit sie für ihren Messias bereit sind. Wenn Er am Ende der Drangsalszeit zu ihnen kommt, werden sie sich fürchten, weil sie Ihn zuerst nicht als Den erkennen, der zu ihrer Errettung am Kreuz gestorben ist.
Nachdem der Herr ins Schiff gestiegen ist, kommen sie ans Land. So wird es auch dem Überrest ergehen: Wenn Christus kommt und sich mit diesen Treuen vereint, wird für Israel die Bedrängnis zu Ende sein und eine herrliche Segenszeit anbrechen.
Die wahre Speise
Am nächsten Tag suchen die Menschen den Herrn Jesus. Sie haben die Jünger allein abfahren sehen. Deshalb vermuten sie, dass Er noch dort ist, wo sie von Ihm zu essen bekommen haben. Doch sie finden Ihn nicht. So fahren sie auch auf die andere Seite des Sees und kommen nach Kapernaum.
Es ist gut, die Nähe des Herrn Jesus aufzusuchen. Aber welche Motive leiten uns dabei? Streben wir nach Anerkennung? Suchen wir die Sensation? Oder wünschen wir sein Wort zu hören und seine Gemeinschaft zu geniessen?
Der Herr deckt die Beweggründe dieser Menschen sofort auf: Sie sind zu Ihm gekommen, weil sie ohne Arbeit und Mühe genug zu essen wünschen. Es geht ihnen nur um die Befriedigung der natürlichen Bedürfnisse.
«Wirkt nicht für die Speise, die vergeht.» Wir sollen unsere Energie nicht nur dafür verwenden, genug zu essen und zu trinken zu haben.
«Wirkt für die Speise, die bleibt ins ewige Leben.» Viel besser ist es, sich nach dem auszustrecken, was uns bleibende Befriedigung und ewigen Segen gibt. Beim Herrn Jesus können wir beides finden.
Die Juden wollen gern etwas tun, um Gottes Anerkennung und ewiges Leben zu bekommen. Da gibt ihnen der Herr zu verstehen: Wenn ihr wirklich ein Werk tun möchtet, das Gottes Zustimmung findet, dann glaubt an Mich! Gott verlangt vom Menschen nur eins: Dass er an Jesus Christus glaubt, den Er als Erlöser und Geber des ewigen Lebens in die Welt gesandt hat.
Das Brot aus dem Himmel
Die Juden fordern ein Zeichen, um sehen und glauben zu können. Doch der Herr tut kein Wunder, sondern erklärt ihnen, dass Er selbst das Zeichen der göttlichen Gnade ist. Als das Brot Gottes ist Er aus dem Himmel herabgekommen, um allen Menschen ewiges Leben anzubieten. Bis heute lädt Er jeden persönlich ein:
- «Wer zu mir kommt, wird nicht hungern.» Zu Ihm kommen heisst zu Ihm beten und Ihn glaubensvoll als Den annehmen, der alle unsere Probleme lösen und unsere Bedürfnisse stillen kann.
- «Wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.» An Ihn glauben bedeutet, Ihn so ins Herz und Leben aufzunehmen, wie Er uns im Wort Gottes vorgestellt wird. Nur Er kann unseren Durst nach echtem, ewigem Leben stillen.
Der Mensch in seiner Selbstgerechtigkeit schlägt dieses Angebot des Heilands aus (Vers 36). Nur Gott kann diesen Widerstand überwinden. Darum wird in Vers 37 das Wirken des Vaters erwähnt, der die Menschen zu Jesus Christus führt. – In Vers 38 stellt der Herr sein Lebensziel vor: Als demütiger und gehorsamer Knecht wollte Er immer den Willen des Vaters tun. Er dachte nicht an sich, sondern erfüllte treu das, was der Vater Ihm auftrug.
Die Verse 39 und 40 zeigen, was der Wille des Vaters beinhaltet: Einerseits wird keiner, der im Glauben zu Jesus Christus kommt, verloren gehen. Anderseits bekommt jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, ewiges Leben. Beide Aspekte haben eine Wirkung, die über den Tod hinausgeht, deshalb werden beide mit der Auferweckung verbunden.
Nicht murren, sondern glauben
Die Juden haben das, was der Herr Jesus gesagt hat, verstanden, aber sie glauben Ihm nicht. Ihre murrenden Worte zeugen von zweierlei:
- Sie sind beleidigt, dass ein Sohn von armen und unbedeutenden Eltern der von Gott gesandte Christus sein soll.
- Wegen ihres Unglaubens können sie seine himmlische Herkunft und seine irdische Familienbeziehung nicht zusammenbringen.
Ab Vers 43 geht der Herr auf ihren Unglauben ein. Er erklärt ihnen, dass kein Mensch das Angebot der Gnade Gottes in Jesus Christus annimmt, wenn der Vater nicht wirkt und die Herzen zum Heiland zieht. Mit dem Zitat aus Jesaja 54 unterstreicht Er diesen Gedanken und zeigt einen Grundsatz auf: Jede Erkenntnis, die ein Mensch besitzen kann, kommt von Gott. Das wird im Tausendjährigen Reich für alle sichtbar werden. In der Zeit der Gnade lässt der Vater den Menschen das Evangelium über seinen Sohn verkünden. Wer diese Botschaft hört und aufnimmt, kommt zum Herrn Jesus und sieht in Ihm Gott.
Nur der Sohn Gottes, der im Schoss des Vaters ist, hat Ihn gesehen (Vers 46). Doch welche Gnade: Er ist Mensch geworden, um uns den Vater zu offenbaren. So können wir im Sohn den Vater erkennen (Johannes 14,9). Darum hängt alles davon ab, ob wir an Jesus Christus, den Sohn Gottes, glauben (Vers 47). Durch den Glauben an Ihn empfangen wir ewiges Leben und kommen in eine glückliche Beziehung zum Vater (Johannes 1,12).
Ewiges Leben und Gemeinschaft
Der Herr Jesus wiederholt die Worte von Vers 35: «Ich bin das Brot des Lebens.» Mit einem Gegensatz macht Er deutlich, was diese Aussage bedeutet:
- Das Manna kam von Gott aus dem Himmel auf die Erde. Obwohl die Israeliten in der Wüste davon assen, starben sie irgendwann, denn das Manna konnte kein ewiges Leben geben.
- Christus ist als das Brot des Lebens auch von Gott aus dem Himmel auf die Erde gekommen. Wer von diesem Brot isst, indem er Jesus Christus glaubensvoll in sein Herz aufnimmt, bekommt ewiges Leben. Dadurch besitzt er eine Perspektive über den Tod hinaus.
In Vers 51 finden wir zwei wichtige Glaubenstatsachen: Das Herabkommen aus dem Himmel spricht von der Menschwerdung des Sohnes Gottes, und das Fleisch, das er geben wird, vom Opfertod des Herrn Jesus. Weil die Juden den Sinn seiner Worte nicht verstehen, wird Jesus Christus in Vers 53 etwas deutlicher. «Sein Fleisch essen» und «sein Blut trinken» bedeuten nichts anderes, als persönlich daran zu glauben, dass der Tod des Herrn Jesus die Grundlage meiner Errettung ist.
Ab Vers 54 geht es nicht mehr um einen einmaligen Akt des Glaubens, sondern um eine fortdauernde Handlung: Menschen, die durch den Glauben an Jesus Christus ewiges Leben besitzen, beschäftigen sich gern mit seinem Opfertod. Dadurch werden sie geistlich genährt und haben Gemeinschaft mit Ihm. So wie der Herr auf der Erde in ständiger Verbindung zum Vater gelebt hat, sollen sie ihre Glaubensbeziehung zu Christus pflegen. Dadurch entfaltet sich ihr neues Leben.
Herr, zu wem sollen wir gehen?
Jetzt sind es nicht die Juden, sondern viele von seinen Jüngern, die sich über die Worte des Herrn Jesus ärgern. Sie sind Ihm wegen der Zeichen nachgefolgt (Johannes 2,23), aber nun offenbaren sie ihren wahren Zustand: Sie glauben nicht wirklich an Jesus Christus.
An ihrem Beispiel wird deutlich, dass der natürliche Mensch, der im Fleisch ist, Gott nicht gefallen und die Worte des Herrn Jesus nicht erfassen kann. In seinem Innern muss ein Werk des Heiligen Geistes geschehen, damit er ewiges Leben bekommt. Aus diesem Grund erklärt der Herr in Vers 63: «Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts.»
Vers 64 stellt die Verantwortung des Menschen vor, an Jesus Christus zu glauben. In Vers 65 ist vom gnädigen Wirken des Vaters die Rede, ohne das kein Mensch zum Heiland kommt. Beides ist hundertprozentig wahr.
Nachdem die Menschen, die nur für eine Zeit an Christus geglaubt haben (Lukas 8,13), weggegangen sind, prüft der Herr die zwölf Jünger: «Wollt ihr etwa auch weggehen?» Petrus, der immer schnell redet, gibt eine herrliche Antwort: «Herr, zu wem sollen wir gehen?» Für ihn gibt es keine Alternative, als Jesus Christus nachzufolgen, denn er hat zweierlei erfahren:
- Das Wort des Herrn verleiht ewiges Leben und ist geistliche Nahrung für den inneren Menschen.
- Die Gemeinschaft mit dem Sohn des lebendigen Gottes erfüllt das Herz der Glaubenden mit bleibender Freude.
Der Herr hat zwölf Jünger erwählt, elf besitzen göttliches Leben, Judas Iskariot jedoch nicht.
Meine Zeit ist noch nicht da
Der Herr Jesus hält sich in Galiläa auf, weil Ihn die Menschen aus Judäa töten wollen. Das bevorstehende Laubhüttenfest wird das «Fest der Juden» genannt, weil es zu einer religiösen Feier ohne Gott verkommen ist.
Der Vorschlag seiner Brüder offenbart ihre weltliche Einstellung. Sie raten Jesus, am Fest öffentlich aufzutreten, um noch bekannter und geehrter zu werden. In ihrem Unglauben verstehen sie nicht, dass es Ihm nur um die Ehre Gottes und die Errettung der Menschen geht. Sie haben auch kein Verständnis für seine demütige und gehorsame Gesinnung.
In seiner Antwort zeigt der Herr den Unterschied zwischen sich und seinen Brüdern auf:
- Seine Zeit, als König verehrt zu werden, ist noch nicht da, weil die Welt Ihn ablehnt. Sie hasst Ihn aufgrund seines Verhaltens und seiner Worte, denn Er lebt getrennt von der Welt und verurteilt ihre Werke.
- Die Zeit der Brüder, zum Fest zu gehen und dort Ehre und Vergnügen zu suchen, ist hingegen da, weil sie zur Welt gehören. Aus diesem Grund müssen sie auch nicht mit dem Hass der Welt rechnen, denn sie liebt das Ihre.
Jesus bleibt solange in Galiläa, bis Gott Ihm aufträgt, im Verborgenen zum Fest hinaufzugehen. Nie lässt Er sich durch weltliche oder egoistische Motive leiten, sondern handelt immer in Abhängigkeit vom Vater.
Das Gemurmel unter den Leuten macht klar, dass es in der Welt verschiedene Meinungen über Jesus Christus gibt. Doch solange kein Glaube vorhanden ist, fehlt es an einer Überzeugung.
Ablehnung seiner Lehre und seiner Werke
Als Jesus im Tempel lehrt, fragen sich die Juden: Wie kann Er so überzeugend predigen, obwohl Er kein Gelehrter ist? In seiner Antwort zeigt der Herr, worin sich seine Lehre von der Unterweisung der Schriftgelehrten unterscheidet:
- Er stellt nicht menschliche Gedanken oder eigene Überlegungen vor, sondern bringt eine Botschaft von Gott, dem Vater, der Ihn gesandt hat (Vers 16).
- Wenn Christus lehrt, sucht Er nicht persönliche Anerkennung, sondern die Ehre seines Vaters (Vers 18). Dieses Motiv weist Ihn als wahr und gerecht aus.
Dazwischen macht Vers 17 klar, dass nicht Intelligenz oder Gelehrsamkeit, sondern Demut und Gehorsam nötig sind, um die Lehre des Herrn zu verstehen und die göttliche Quelle seiner Mitteilung zu erkennen.
In Vers 20 beschimpfen Ihn die Menschen aufs Heftigste, indem sie behaupten: «Du hast einen Dämon.» Doch Jesus geht nicht auf diese Lästerung ein, sondern legt ihnen den Sachverhalt nochmals vor:
- Der Grund für ihre Verwunderung, die bereits in Ablehnung und Hass übergegangen ist, liegt darin, dass Er am Sabbat jemand geheilt hat.
- Obwohl sie selbst am Sabbat eine Beschneidung vollziehen, um das Gesetz zu halten, zürnen sie dem Herrn, wenn Er am Sabbat heilt. Das ist nicht gerecht.
Ab Vers 25 hören wir die Argumente und Überlegungen der Bewohner von Jerusalem. Ihre Worte offenbaren ihren Unglauben und ihre Unwissenheit. Weil ihre Herzen durch die Sünde und die Religiosität hart geworden sind, erkennen sie nicht, dass Jesus der Christus ist.
Ablehnung der Person des Herrn Jesus
Aufgrund der Wunder, die Jesus getan hat, wissen die Juden genau, dass Er von Gott gekommen ist (Johannes 3,2). Er ist nicht eigenmächtig, sondern im Auftrag des Vaters in Israel aufgetreten. Obwohl die Juden religiös sind, haben sie keine Beziehung zum lebendigen und wahren Gott. Darum kennen sie Ihn nicht. Der Herr Jesus hingegen steht als der Sohn des Vaters in einer ewigen Beziehung zu Ihm.
Die Juden offenbaren sich als Feinde Gottes, weil sie seinen Gesandten ablehnen. Doch sie können noch nicht Hand an den Sohn Gottes legen, weil die Stunde seines Kreuzestodes noch nicht gekommen ist. Die Volksmenge ist verwirrt und unwissend. Diese Menschen lehnen Christus nicht ab, sind aber unentschlossen. Einige glauben an Ihn, andere stellen nur Fragen. Als sie sich Jesus Christus zuneigen, will die religiöse Führerschaft eingreifen und Ihn verhaften.
Diese Massnahme nimmt der Herr zum Anlass, um ihnen mitzuteilen, dass Er nicht mehr lange als Gesandter des Vaters und als Zeuge Gottes bei ihnen sein werde. Sobald sein Auftrag auf der Erde beendet ist, wird Er in den Himmel zurückkehren. Weil die Juden Ihn als Messias ablehnen, verlässt Er sie. Damit wird das Judentum auf die Seite gestellt und der verheissene Segen für das Volk Israel und die Erde zeitlich hinausgeschoben.
Der religiöse Stolz und der Widerstand gegen Gott hindern die Juden daran, das zu verstehen, was Jesus sagt. Sie ziehen nur menschliche Vernunftschlüsse, die keine befriedigende Antwort geben.
Der letzte Tag des Festes
Der letzte grosse Tag des Laubhüttenfests ist der achte Tag, der auf einen Neuanfang hinweist (3. Mose 23,36). An diesem Tag kündigt der Herr Jesus den Menschen einen Segen an, der völlig ausserhalb des Judentums liegt.
Wer zu Ihm kommt und an Ihn glaubt, dessen Lebensdurst wird gestillt. Er bekommt ewiges Leben und den Heiligen Geist, der das neue Leben zur Entfaltung bringt. Dadurch kann der Glaubende für andere ein Segen sein. Unter der Wirkung des Geistes fliessen aus seinem Leben Ströme lebendigen Wassers, so dass die Menschen durch ihn mit der Liebe und Gnade Gottes in Berührung kommen.
Vers 39 macht klar, dass nur die Glaubenden den Heiligen Geist bekommen, und zwar erst nachdem der Herr Jesus als Mensch im Himmel verherrlicht ist. Genauso geschah es auch: Zehn Tage nach seiner Himmelfahrt kam der Geist Gottes auf die Erde, um in den Erlösten zu wohnen (Apostelgeschichte 2,1-4).
Die Verse 40-44 beschreiben, welche Reaktion die Worte des Herrn bei den Zuhörern hervorruft. Obwohl kein echter Glaube sichtbar wird, erkennen wir, dass die Herzen ergriffen sind:
- Einige kommen zum Schluss: «Dieser ist wahrhaftig der Prophet.» Damit haben sie recht. Doch sind sie auch bereit, auf Ihn zu hören?
- Andere sagen: «Dieser ist der Christus.» Obwohl ihre Feststellung stimmt, fragt sich, ob sie auch seine Autorität anerkennen.
Fragen und Erörterungen führen zu einer Spaltung in der Volksmenge, aber nicht zum Glauben an Christus.
Niemals hat ein Mensch so geredet
Dieser Abschnitt beschreibt die Einstellung von drei Personengruppen zu Jesus Christus:
- Die Diener der Hohenpriester sind von den Worten des Herrn Jesus stark ergriffen. Darum können sie Ihn nicht festnehmen. Stattdessen legen sie ein schönes Zeugnis über Ihn ab: «Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch.» Sie haben persönlich erfahren, wie seine Worte voll Gnade und Wahrheit sind.
- Die Hohenpriester und Pharisäer sind die erbitterten Feinde des Herrn. Sie haben kein offenes Ohr für seine Mitteilungen und wollen nicht an Ihn glauben. Um die Wirkung seiner Worte bei den Dienern zu untergraben, betonen sie den Standpunkt der Gelehrten und bezweifeln die Urteilsfähigkeit der einfachen Leute.
- Nikodemus wagt nicht, offen Stellung für Christus zu nehmen. Dennoch legt er ein Wort für Ihn ein. Er weist darauf hin, dass man nach dem Gesetz einen Menschen zuerst anhört und sein Handeln prüft, bevor man ein Urteil über ihn fällt. Schon mit diesem schwachen Einwand zieht er die Verachtung seiner Ratskollegen auf sich.
Die Reaktion der Hohenpriester und Pharisäer offenbart erstens ihren Widerstand gegen alle, die sich auf die Seite von Jesus Christus stellen, zweitens ihre Verachtung für das einfache Volk, das in Galiläa wohnt, und drittens ihre Unwissenheit über die Propheten in Israel, denn Jona war ein Prophet aus dem Gebiet von Galiläa (2. Könige 14,25). So prallen die Mitteilung der Diener und der Einwand von Nikodemus an ihren verhärteten Gewissen ab.
Die Ehebrecherin
Als der Fremde vom Himmel übernachtet Jesus ausserhalb von Jerusalem. Am Morgen kommt Er wieder in den Tempel, um den Menschen seine himmlische Botschaft zu verkünden. Da kommen die Schriftgelehrten und Pharisäer zu Ihm. Sie benutzen das Gesetz, um eine schuldige Frau zu verurteilen und dem Herrn eine Falle zu stellen. Für sie gibt es nur zwei mögliche Antworten:
- Wenn Jesus die Frau nach dem göttlichen Gebot verurteilt, ist Er nicht der Heiland.
- Wenn Er die Frau gehen lässt, verachtet und verwirft Er das Gesetz.
Zuerst bückt sich der Herr nieder und schreibt mit dem Finger auf die Erde. Er wartet mit seiner Antwort, um ihnen Zeit zu geben, über ihr böses Vorgehen nachzudenken. Schliesslich erklärt Er ihnen: «Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.» Damit stellt Er alle Anwesenden ins Licht des Wortes Gottes, das die Herzen erforscht, jede Heuchelei und Bosheit offenbart und allen Menschen klarmacht, dass sie gesündigt haben.
Die Ankläger werden im Gewissen getroffen. Doch sie weichen dem göttlichen Licht aus und verlassen die Gegenwart des Sohnes Gottes, um ihren frommen Schein vor den Menschen zu wahren. Jeder ist nur noch für sich selbst und seine eigene Ehre besorgt. So gehen sie einer nach dem anderen hinaus.
Der Herr Jesus ist der Einzige, der die moralische Voraussetzung hat, die Frau zu verurteilen. Doch Er tut es nicht, weil Er mehr als das Gesetz offenbart: Er zeigt göttliche Gnade und göttliche Wahrheit!
Ich bin das Licht der Welt
Der Mensch gewordene Sohn Gottes ist das Licht der Welt, das alles göttlich beurteilt, so dass keine Frage mehr offen bleibt. Wer sich seinem Urteil stellt, seine Gnade annimmt und Ihm nachfolgt, befindet sich im Licht der Gegenwart Gottes und bekommt ewiges Leben.
In Vers 14 geht der Herr auf den Angriff der Pharisäer von Vers 13 ein: Weil Er der Sohn Gottes ist, kann Er von sich selbst zeugen und sich als das Licht der Welt bezeichnen. Denn es ist völlig klar: Wenn Gott spricht, sagt Er immer die Wahrheit und offenbart etwas von sich selbst.
In den Versen 15 und 16 bezieht sich der Herr auf die Begebenheit mit der Ehebrecherin am Anfang des Kapitels: Die Schriftgelehrten haben nach ihrem eigenen Gutdünken gerichtet und das Gesetz eigenmächtig auf die Situation angewandt. Der Sohn Gottes hingegen ist nicht gekommen, um zu richten. Wenn Er wegen ihres Unglaubens dennoch ein Urteil ausspricht, ist es wahr, d. h. in Übereinstimmung mit den Gedanken des Vaters.
In den Versen 17 und 18 spricht der Herr Jesus nochmals über sein Zeugnis. Weil es durch das Zeugnis seines Vaters bestätigt wird, entspricht es den Anforderungen des Gesetzes und verpflichtet die Juden, es anzunehmen. Doch sie wollen nicht an Ihn glauben. Weil sie innerlich weit von Gott entfernt sind, erkennen sie nicht, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, den der Vater als Mensch auf die Erde gesandt hat. Als Folge davon erkennen sie auch den Vater nicht.
Alles ist in der Hand des Sohnes Gottes. Darum können Ihm die ungläubigen Juden noch nichts antun.
Der Sohn und der Vater
Zwischen dem Herrn Jesus und den ungläubigen Juden gibt es keine Gemeinsamkeit und keine Verbindung mehr. Weil sie Ihn als Messias verwerfen, kündigt Er seine Rückkehr zum Vater an. Dorthin können sie Ihm nicht folgen, weil sie weder an Ihn noch an seinen Vater glauben.
Die Juden zeigen in ihrer Gesinnung und in ihrem Verhalten ihre moralische Beziehung zum Teufel (Vers 44) und ihre Zugehörigkeit zur Welt. Im Gegensatz zu ihnen steht Jesus Christus mit dem Himmel in Verbindung und gehört nicht zur gottlosen Welt.
Weil die Juden nicht an Ihn glauben wollen, fragen sie Ihn: «Wer bist du?» Seine Antwort stellt einen wichtigen Grundsatz ans Licht: Seine Person und seine Worte sind völlig übereinstimmend. Er verkündet eine Botschaft von Gott und ist zugleich auch Gott.
Als der Gesandte des Vaters redet Jesus Christus nur das, was Dieser Ihm aufgetragen hat. So vollkommen ist seine Abhängigkeit als Mensch von Gott! Wegen ihres Unglaubens verstehen die Juden nicht, dass Er von Gott, dem Vater, zu ihnen spricht. Erst wenn der Sohn des Menschen durch ihre Bosheit am Kreuz hängen wird, werden sie erkennen (nicht glauben), dass Er wirklich im Auftrag des Vaters gehandelt und gepredigt hat. Doch dann wird es zu spät sein, weil sie Ihn verworfen und gekreuzigt haben.
Wenn diese religiösen Menschen Jesus Christus auch ablehnen, so ist doch sein Vater bei Ihm und anerkennt sein vollkommenes Verhalten. Alles, was der Herr tut, findet die volle Zustimmung des Vaters!
Der Sohn macht frei
In den Versen 31 und 32 geht es um die Wirkung eines echten Glaubens: Der Mensch nimmt das Wort des Sohnes Gottes bereitwillig auf und lässt die Wahrheit auf Herz und Gewissen wirken. Dadurch anerkennt er die Autorität des Herrn. Das hat zwei positive Folgen für ihn:
- Durch die vorbehaltlose Aufnahme des Wortes Gottes und den Wunsch, es zu verwirklichen, bekommt er Verständnis über die göttliche Wahrheit.
- Weil er die Wahrheit über seinen sündigen Zustand akzeptiert und seine Zuflucht zum Heiland nimmt, wird er von der Sklaverei der Sünde befreit.
Darauf behaupten die ungläubigen Juden, sie seien nie jemandes Knechte gewesen. In ihrem religiösen Stolz vergessen sie die traurige Geschichte ihres Volkes und ihre aktuelle politische Situation. Sie leben unter der Herrschaft Roms.
In seiner Antwort geht der Herr sofort zum Kern der Sache: «Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Knecht.» Das ist der Zustand jedes Menschen, der die erlösende Macht des Sohnes Gottes noch nicht erfahren hat. Da hilft auch das Gesetz nichts.
Die Juden sind Knechte im Haus. Sie befinden sich äusserlich nahe bei Gott. Wenn sie jedoch nicht an den Sohn Gottes glauben, der sie von der Sünde und dem Gesetz befreien kann, werden sie nicht im Haus bleiben, sondern fortgeschickt werden. Jesus Christus ist der Sohn, der zum Haus gehört, weil Er als Sohn immer in Gottes Nähe ist. Aufgrund seines Erlösungswerks kann Er Menschen, die Sklaven der Sünde sind, frei machen und sie in eine geordnete Beziehung zu Gott bringen.
Der Teufel – ein Mörder und Lügner
Die Juden sind stolz, dass sie Nachkommen Abrahams sind. Doch sie offenbaren ganz andere Merkmale als ihr Vorfahre. Darum sind sie nicht seine echten Kinder. Abraham hat die Wahrheit im Glauben angenommen. Sie hingegen weisen die göttliche Wahrheit im Herrn Jesus entschieden zurück. Ihre Ablehnung gegen Gott geht so weit, dass sie Christus töten wollen. Ihre Mordabsichten offenbaren, dass der Teufel ihr geistlicher Vater ist. Sie sind von ihm inspiriert.
In ihrem religiösen Stolz verletzt, greifen die Juden den Herrn mit bösen und unwahren Worten an. Sie verlästern das Wunder, dass Er von einer Jungfrau geboren worden ist, und bestehen auf ihrer äusseren Beziehung zu Gott. Weil sie Christus verwerfen, den der Vater zu ihnen gesandt hat, liefern sie einen klaren Beweis, dass sie weder an Gott glauben noch Ihn lieben.
In Vers 44 weist der Herr auf die beiden Hauptmerkmale des Teufels hin: Er ist ein Menschenmörder und ein Lügner. Die ungläubigen Juden offenbaren genau diese beiden Kennzeichen: Sie wollen Jesus Christus töten (Vers 40) und leugnen ihren wahren Zustand (Vers 33). Dadurch zeigen sie klar, dass sie Kinder des Teufels sind. Unter seinem Einfluss entfalten sie seine Begierden und tun seine Werke.
Diese Juden haben keine echte Glaubensbeziehung zu Gott. Darum lehnen sie die Worte Gottes ab, die Jesus Christus zu ihnen redet. Wer jedoch neues Leben besitzt, liest gern in der Bibel und hört bereitwillig der Verkündigung des Wortes zu.
Der Sohn Gottes ist grösser als Abraham
Der Widerstand der Juden gegen die Worte des Herrn nimmt zu. Sie greifen Ihn direkt an und behaupten, Er sei ein Samariter und habe einen Dämon. Damit sprechen sie Ihm seine Volkszugehörigkeit zu Israel und seine himmlische Herkunft ab. Was für eine freche und schreckliche Äusserung!
Jesus weist diese Behauptung mit einem Satz zurück und unterstreicht im weiteren Verlauf des Gesprächs drei wichtige Tatsachen:
- Die Tragweite seiner Worte: Weil Er Gottes Wort redet, ist es für alle entscheidend, ob sie Ihm glauben oder nicht. Wer sein Wort aufnimmt und es im Glauben festhält, bekommt ewiges Leben. Der leibliche Tod ist für ihn nur das Tor zum ewigen Glück (Vers 51).
- Seine Beziehung zum Vater: Als der eingeborene Sohn ist Er im Schoss des Vaters und wird von Ihm geliebt. Diese Beziehung zum Vater und diese Kenntnis vom Vater will der Herr Jesus nicht leugnen, auch wenn Er dadurch von den ungläubigen Juden gehasst wird (Vers 55).
- Sein Vorrang vor Abraham: Gott hat Abraham die Verheissung gegeben, dass in seinem Nachkommen einmal alle Nationen der Erde gesegnet werden (1. Mose 22,18). Das ist eine direkte Voraussage auf Jesus Christus. Abraham hat sich auf den Tag gefreut, an dem Christus diese hohe Stellung auf der Erde einnehmen und allen Menschen Segen bringen wird (Vers 56). Es gibt jedoch eine Herrlichkeit, die den Herrn Jesus über Abraham stellt: Als der ewige Sohn Gottes hatte Er schon existiert, bevor Abraham geboren wurde.
Der Herr heilt den Blindgeborenen
In Kapitel 8 haben die Juden die Worte des Herrn abgelehnt. In Kapitel 9 weisen sie nun seine Werke ab.
Als Jesus mit seinen Jüngern an einem Blindgeborenen vorübergeht, wollen sie wissen, was die Ursache seiner Blindheit ist: «Wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde?» Sie sind der Meinung, dass diese schwere Behinderung eine Strafe für Sünden sein muss. Der Herr weist solche falschen Überlegungen – die auch heute tief im Menschen verwurzelt sind – sofort zurück: «Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes an ihm offenbart würden.»
Das Elend dieses blinden Mannes widerspiegelt ausnahmslos die Situation aller Menschen. Sie sind geistlich blind und können weder ihren eigenen Zustand noch die Herrlichkeit Gottes erkennen. So nimmt der Sohn Gottes den schlimmen Zustand dieses Blindgeborenen zum Anlass, um durch ein Werk der Gnade zu zeigen, dass Er der Gesandte des Vaters und das Licht der Welt ist. Wer an Ihn glaubt, nimmt das göttliche Licht an, wird sehend und bekommt ewiges Leben.
Bei den Nachbarn löst die Heilung des Blinden eine Diskussion aus. Ist das nicht eine gut bekannte Reaktion der Menschen, die eine Veränderung im Leben von Jungbekehrten feststellen, aber selbst nicht an den Herrn Jesus glauben?
Der Geheilte legt ein schlichtes Zeugnis von dem ab, was der Heiland an ihm getan hat. Er weiss noch nicht viel über Jesus Christus, aber er schreibt Ihm seine Heilung vollständig zu.
Der Widerstand der Pharisäer
Die Nachbarn bringen den Geheilten zu den Pharisäern. Nun steht er als starker Beweis der göttlichen Macht und Gnade, die in Jesus Christus wirken, vor diesen religiösen Menschen. Doch sie wollen dieses Werk nicht anerkennen, weil sie den Herrn Jesus als ihren Messias ablehnen. Darum erklären sie von Ihm: «Dieser Mensch ist nicht von Gott, denn er hält den Sabbat nicht.» Mit dieser Behauptung kommen sie jedoch nicht weit. Die Heilung eines Blindgeborenen ist ein eindrucksvolles Wunder, das kein sündiger Mensch vollbringen kann.
Als Verwirrung und Zwiespalt unter den Juden entsteht, befragen sie wieder den Geheilten. Sie suchen mit allen Mitteln, das göttliche Wunder auf ein menschliches Niveau herabzuziehen. Es gelingt ihnen nicht. Der Blinde erklärt: «Er ist ein Prophet.» Damit bezeugt er, dass dieses Zeichen einen göttlichen Ursprung hat.
In Vers 18 gehen die Gegner der Wahrheit noch einen Schritt weiter: Sie glauben nicht, dass der Mann wirklich blind geboren worden ist. Diese Meinung hält aber den Tatsachen nicht stand, denn die Eltern müssen bestätigen: «Wir wissen, dass dieser unser Sohn ist und dass er blind geboren wurde.» Mehr wagen sie nicht zu sagen, denn sie fürchten sich vor den Sanktionen der religiösen Führerschaft.
Wie deutlich treten Hass und Widerstand der Juden gegen Christus zutage! Sie schliessen jeden, der sich zum Herrn Jesus bekennt, aus der Synagoge aus. Damit entlarven sie sich als Werkzeuge des Feindes Gottes.
Das Zeugnis des Blindgeborenen
Mitten im Trommelfeuer der Befragungen leuchtet das schlichte Zeugnis des geheilten Blinden auf. Während er mutig seinen Heiland vor den ungläubigen Juden bezeugt, wächst seine Glaubensüberzeugung ständig.
Zuerst bestätigt er einfach: «Eins weiss ich, dass ich blind war und jetzt sehe.» Unbeirrt hält er an seiner Heilung fest. Später merkt er, dass bei den Juden etwas nicht stimmt. Warum befragen sie ihn mehrmals über die Heilung? Wollen sie etwa auch Jünger des Herrn Jesus werden?
In Vers 30 drückt der Geheilte sein Erstaunen über die Schwierigkeiten der ungläubigen Juden aus. Eigentlich ist doch alles ganz einfach. Für ihn steht zweierlei fest:
- Gott muss die Quelle dieser Heilung sein, denn noch nie hat ein Mensch die Augen eines Blindgeborenen aufgetan.
- Gott wirkt solche Zeichen nur durch Menschen, die gottesfürchtig leben und seinen Willen tun.
Beides trifft auf Jesus Christus zu, der dieses Wunder aus der Gemeinschaft mit Gott gewirkt hat.
Die Juden sind über diese offenen und wahren Worte empört, weil ihr Unglaube dadurch blossgestellt wird. In ihrem Widerstand gegen das göttliche Licht kommen sie genau zu dem verkehrten Schluss, den der Herr am Anfang des Kapitels zurückgewiesen hat: «Du bist ganz in Sünden geboren, und du lehrst uns?» Dann setzen sie dem Gespräch ein Ende und spielen ihre religiöse Macht aus, indem sie den Mann hinauswerfen.
Glaubst du an den Sohn Gottes?
In den Versen 35-38 trifft der Hinausgeworfene (der geheilte Blinde) mit dem Verworfenen (dem Heiland) zusammen. Beide haben wegen ihres mutigen Zeugnisses für Gott den Hass und die Ablehnung der religiösen Welt erfahren.
Ausserhalb des Judentums führt der Hirte sein Schaf in die Gemeinschaft mit sich. Er offenbart sich dem Geheilten als Sohn Gottes und zeigt ihm so seine Grösse und Herrlichkeit:
- Er ist der Anziehungspunkt der Erlösten, die sich gern seiner Autorität unterstellen.
- Er gibt dem Glaubensleben das richtige Ziel und den wirklichen Inhalt.
- Seine Person ist würdig, Ehre und Anbetung zu bekommen.
Der Mann versteht die Tragweite dieser Offenbarung sofort. Er bleibt beim Sohn Gottes und betet Ihn an.
Das Kommen des Herrn Jesus in die Welt bedeutet für die einen Gnade und für die anderen Gericht:
- Die Nichtsehenden sind solche, die demütig ihren verlorenen Zustand anerkennen und an den Sohn Gottes glauben. Ihnen schenkt Er Licht, damit sie seine Herrlichkeit erkennen. Sie empfangen die Gnade, die durch sein Kommen erschienen ist.
- Die Sehenden sind religiöse Menschen, die sich auf ihre Bibelkenntnis etwas einbilden, aber ihre eigene Verdorbenheit nicht wahrnehmen wollen. Wenn sie den Sohn Gottes ablehnen, werden sie noch mehr verblendet. In diesem Sinn hat sein Kommen für sie Gericht zur Folge.
Der Hirte geht durch die Tür ein
Der Herr Jesus spricht hier in einem Gleichnis: Der Hof der Schafe ist der Bereich der jüdischen Nation. Die Mauer spricht von den Verordnungen des Gesetzes, die das Volk Israel von den Nationen unterschieden und trennten. Die Tür zu diesem Schafhof stellt den rechtmässigen Eingang des verheissenen Messias dar. Räuber sind Menschen, die einen unberechtigten Anspruch erhoben, Hirten und Führer in Israel zu sein.
Jesus Christus ging als rechtmässiger Hirte durch die Tür in den Schafhof hinein. Er erfüllte die Voraussagen des Alten Testaments über den Messias und trat nach Gottes Willen durch die Tür zu seinem Volk ein. Die Schafe hörten seine Stimme, als Er in den Städten und Dörfern Israels predigte. Zu den Menschen, die seine Botschaft annahmen und an Ihn glaubten, ging Er eine persönliche Beziehung ein: Er rief sie mit Namen (Jesaja 43,1). Das Volk lehnte Ihn im Allgemeinen ab und kam dadurch unter das Gerichtsurteil Gottes. Als Folge davon führte der Hirte die Glaubenden aus dem Judentum heraus. Diese Tatsache wird in Lukas 24,50 angedeutet, als Er nach seiner Auferstehung die Jünger aus Jerusalem nach Bethanien hinausführte.
Nun geht der Hirte vor seinen Schafen her, um sie auf dem Glaubensweg zu führen und sie vor den Gefahren der Welt zu beschützen. Im tiefen Vertrauen auf seine Liebe und Macht folgen Ihm die Schafe. Weil sie Ihn kennen, wie Er in Gnade und Wahrheit zu ihnen spricht, wenden sie sich von jeder fremden Stimme ab. Je besser sie im Wort Gottes unterrichtet sind, desto klarer können sie ungute Einflüsse erkennen und ablehnen.
Ich bin die Tür! Ich bin der gute Hirte!
Der Sohn Gottes besass die Autorität, glaubende Menschen aus dem Judentum – das einst von Gott gegeben war – herauszuführen. Darum erklärt Er in Vers 7: «Ich bin die Tür der Schafe.» In Vers 9 sagt Jesus Christus nochmals: «Ich bin die Tür.» Hier ist Er das Mittel, um die Glaubenden in den christlichen Bereich einzuführen. Jeder Mensch, der an Ihn glaubt, geht durch diese Tür und bekommt drei Geschenke:
- Die christliche Errettung: Er ist vor der ewigen Strafe in Sicherheit, wird auf seinem Lebensweg bewahrt und erreicht bestimmt das himmlische Ziel.
- Die christliche Freiheit: Der Erlöste lebt nicht unter dem gesetzlichen Joch, sondern in der Freiheit der Gegenwart des Hirten.
- Die christliche Nahrung: Der Glaubende bekommt beim Hirten aus dem Wort Gottes eine reichhaltige Nahrung zum Wachstum und zur Freude.
In den Versen 10 und 11 wird der gute Hirte dem Dieb gegenübergestellt. Der Dieb nimmt, was ihm nicht gehört, um es zu verderben. Der gute Hirte hingegen gibt seinen Schafen, was sie nicht verdient haben, und lässt dafür sein Leben.
Die Verse 12-15 zeigen den Gegensatz zwischen dem guten Hirten und einem Mietling, der für Geld die Schafe hütet. Dem Mietling gehören die Schafe nicht. Darum flieht er, wenn Gefahr droht, und kümmert sich nicht um das Wohl der Herde. Ganz anders der gute Hirte: Ihm gehören die Schafe. Er liebt und kennt sie alle persönlich. Weil Er sein Leben für sie gelassen hat, schützt Er seine Schafe vor Gefahren.
Sein Tod und seine Auferstehung
Die Schafe, die der Hirte aus dem Hof herausführt, sind die Glaubenden aus dem Volk Israel. Doch der Herr besitzt noch andere Schafe, die nicht aus diesem Hof sind: die Erlösten aus den Nationen, die keinen Bezug zum Judentum haben. Auch diese Menschen folgen dem Ruf des Heilands und werden in den christlichen Segen eingeführt. Sie bilden mit den Glaubenden aus den Juden eine Herde, die Versammlung Gottes. Der Herr Jesus ist der Mittelpunkt der Erlösten. Seine Person hält das himmlische Volk Gottes zusammen.
In den Versen 17 und 18 spricht Er über seinen Tod am Kreuz. Wir erkennen drei Schwerpunkte:
- Jesus Christus gab sein Leben freiwillig in den Tod, um seinen Vater zu ehren und seine Schafe zu erretten. Diese freiwillige Hingabe war für den Vater ein weiterer Grund, Ihn zu lieben.
- Der Sohn Gottes liess sein Leben in eigener Machtvollkommenheit. Weil Er Macht über Leben und Tod besass, ist Er nach drei Tagen selbst aus den Toten auferstanden.
- Sein Tod am Kreuz zeigte seinen vollkommenen Gehorsam gegenüber dem Vater, der Ihm den Auftrag gegeben hat, das Erlösungswerk zu erfüllen.
Die Verse 19-21 lassen die Verlegenheit der Juden erkennen. Einerseits sagt ihnen die Vernunft: «Diese Reden sind nicht die eines Besessenen; kann etwa ein Dämon der Blinden Augen auftun?» Anderseits sind ihre starken Vorurteile gegen den Herrn Jesus ein zu grosses Hindernis, um seine Botschaft bereitwillig anzunehmen und an Ihn zu glauben.
Meine Schafe
Das Fest der Tempelweihe ist nicht von Gott im Gesetz angeordnet, sondern von den Juden eingeführt worden. An diesem Fest stellen sie den Herrn Jesus zur Rede und wollen endlich wissen, ob Er der Christus ist. Wir erkennen darin ihren hartnäckigen Unglauben. Hat Er ihnen nicht durch seine Worte und seine Werke deutlich gezeigt, dass Er im Auftrag seines Vaters zu ihnen gekommen ist? Weil sie nicht an Ihn glauben wollen, gehören sie nicht zu seinen Schafen.
In Vers 27 stellt der Herr drei Eigenschaften der Glaubenden vor, die im Gegensatz zum Verhalten der ungläubigen Juden stehen:
- «Meine Schafe hören meine Stimme.» Sie nehmen seine Worte bereitwillig auf.
- «Ich kenne sie.» Zwischen dem guten Hirten und seinen Schafen besteht eine persönliche Beziehung.
- «Sie folgen mir.» Die Schafe überlassen dem Herrn die Führung ihres Lebens und gehorchen Ihm.
Vers 28 beschreibt den Segen und die Sicherheit, die alle Erlösten besitzen. Der Herr Jesus gibt ihnen ewiges Leben, damit sie jetzt und in der Zukunft Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn haben können. Gleichzeitig sichert Er ihnen zu, dass sie für Zeit und Ewigkeit in seiner Hand geborgen sind. – Die Glaubenden können auch mit der Fürsorge des Vaters rechnen. Er ist grösser und mächtiger als alles. Darum gibt es niemand, der die Schafe des guten Hirten aus der Hand des Vaters rauben kann. Ausserdem besteht zwischen dem Vater und dem Sohn sowohl im Denken als auch im Handeln eine vollkommene Übereinstimmung.
Ich bin Gottes Sohn
Aus Vers 30 erkennen die Zuhörer sofort, dass sich Jesus Christus auf die gleiche Stufe mit Gott, dem Vater, stellt. Doch die Juden wollen Ihn nicht als Sohn Gottes anerkennen. Darum legen sie seine Worte als Lästerung aus und heben Steine auf, um Ihn zu töten.
Der Herr hat viele gute Werke getan. Sie zeigen nicht nur seine Güte und sein Erbarmen gegenüber Menschen, die unter den Folgen der Sünde leiden. Sie beweisen auch, dass Er der Mensch gewordene Sohn Gottes ist. Die Juden übergehen jedoch bewusst diesen deutlichen Beweis seiner Gottheit und beschuldigen Ihn der Lästerung.
Trotz ihrer Feindschaft nimmt der Herr nochmals das Gespräch mit ihnen auf. Er zeigt ihnen aus dem Alten Testament, dass in der Bibel Männer mit einer besonderen Stellung im Volk Israel «Götter» genannt werden. Wie viel mehr hat Er das Recht, als Sohn Gottes anerkannt zu werden, da Er in der Ewigkeit vom Vater dazu bestimmt worden ist, in die Welt zu kommen! Seine Sendung besiegelt also, dass Er der ewige Sohn Gottes ist. Zudem zeugen seine Werke, die nur einen göttlichen Ursprung haben können, von der ewigen Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn.
Als sie Jesus verhaften wollen, entfernt Er sich auf die andere Seite des Jordan. Die Menschen, die Ihn dort aufsuchen, bezeugen, dass Johannes der Täufer die Wahrheit über Christus gesagt hat. Damit wird seine Gottessohnschaft nochmals bestätigt (Johannes 1,34). Obwohl Ihn die religiöse Führungsschicht in Israel ablehnt, glauben viele an Ihn (Johannes 7,31; 8,30).
Lazarus wird krank und stirbt
Die Krankheit von Lazarus ist für ihn und seine Schwestern eine schwere Prüfung. Wie gut, dass sie mit ihrer Not zu Jesus Christus gehen! Die Botschaft, die sie Ihm in Vers 3 ausrichten lassen, zeugt von ihrem Glauben an seine Liebe und Macht.
Die Verse 4-6 beschreiben eine dreifache Reaktion des Herrn Jesus:
- Er weist auf das Ziel dieser Prüfung hin: Es ist nicht der Tod, sondern die Verherrlichung Gottes.
- Weil Er alle drei Geschwister von Bethanien liebt, bewegt Ihn die Not, die sie getroffen hat.
- Dennoch geht Er nicht sofort zu ihnen, denn Er handelt nur, wenn der Vater Ihm einen Auftrag gibt.
Als Jesus sich nach zwei Tagen aufmacht, um nach Bethanien zu gehen, wollen Ihn die Jünger aus Furcht vor den Juden davon abhalten. Doch Er erklärt ihnen: Wer den Willen Gottes tut, der geht seinen Lebensweg am hellen Tag. Er lebt im Licht Gottes und braucht sich vor den Gefahren nicht zu fürchten.
In Vers 11 betrachtet der Herr den Tod von Lazarus aus göttlicher Sicht. In seinen Augen ist der Gestorbene nur eingeschlafen oder entschlafen. Als die Jünger seine Aussage falsch verstehen, stellt Er ihnen die menschliche Sicht vor: «Lazarus ist gestorben.»
Die Auferweckung von Lazarus hat auch im Blick auf die Jünger ein Ziel. Sie sollen erkennen und glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist, der Macht über den geistlichen und leiblichen Tod hat. Thomas zeigt trotz seiner Furcht vor den Feinden des Herrn, dass er Ihn liebt und Ihm folgen will.
Ich bin die Auferstehung und das Leben!
Als Jesus nach Bethanien kommt, liegt Lazarus schon vier Tage in der Gruft. Damit ist sein Tod völlig bestätigt. Die vielen Juden, die zu Martha und Maria gekommen sind, sollen Zeugen der Auferstehungsmacht des Sohnes Gottes sein. Martha geht sofort zum Herrn. Ihre Worte in Vers 21 offenbaren ihren Glauben an seine Macht zur Heilung von Kranken und vielleicht einen leisen Vorwurf, warum Er nicht früher gekommen ist. Sie erkennt in Jesus den Messias, dem Gott alle Bitten erfüllt. Sie glaubt auch an eine allgemeine Auferstehung in der Zukunft (Daniel 12,13). Doch vor ihr steht der Sohn Gottes, der von sich sagen kann:
- «Ich bin die Auferstehung.» Er kann Menschen, die moralisch tot sind, aber an Ihn glauben, geistlich auferwecken. Er versetzt sie von der Stellung der Sünder in die Stellung der Erlösten (Epheser 2,6). Ausserdem besitzt Er die Macht, die entschlafenen Glaubenden bei der Entrückung aus dem Tod aufzuerwecken (1. Thessalonicher 4,16).
- «Ich bin das Leben.» Der Sohn Gottes kann Menschen, die an Ihn glauben, durch die Neugeburt geistlich lebendig machen (Epheser 2,5). Zudem wird Er den Körper der Glaubenden, die bei seinem Kommen zur Entrückung auf der Erde leben, mit göttlicher Macht verwandeln, so dass sie nie mehr sterben können (1. Korinther 15,52.53).
Martha kann die Worte des Herrn nicht fassen, dennoch hält sie im Glauben an Ihm fest. Sie spürt, dass ihre Schwester den Herrn Jesus besser verstehen wird. Darum erklärt sie ihr: «Der Lehrer ist da und ruft dich.»
Jesus vergoss Tränen
Maria steht schnell auf und geht zu ihrem Herrn. Ihr Herz zieht sie zu Ihm, denn die Trauer lastet schwer auf ihrer Seele. Sie fällt Ihm zu Füssen und unterordnet sich so seinem Handeln, ohne es zu verstehen. Wie ihre Schwester leidet sie unter der Last des Todes und kennt die Hoffnung der Auferstehung nicht. Darum ist sie in ihrer Not völlig ratlos. Aber sie nimmt demütig den Platz zu den Füssen des Herrn Jesus ein und schüttet Ihm vertrauensvoll ihr Herz aus: «Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben.»
Als Jesus sieht, welches Leid der Tod in diese Familie gebracht hat, seufzt Er tief im Geist. Er sieht das Elend, das die Sünde und der Tod unter diesen Menschen angerichtet hat. Seine Tränen bezeugen sein tiefes Mitgefühl für die geprüften und trauernden Schwestern.
Christus lebt jetzt im Himmel. Doch sein Herz hat sich nicht verändert. Auch heute empfindet Er mit, wenn Glaubende am Grab eines geliebten Angehörigen dem Tod als Folge der Sünde gegenüberstehen. Wie bewegt es Ihn, dass Menschen, die Ihm angehören, krank werden und sterben!
Die Reaktion der Juden in Vers 37 macht Folgendes deutlich: Die Menschen glaubten damals, dass Jesus durch die Heilung der Krankheit vor der Macht des Todes retten konnte. Aber sie wussten nicht, dass es Ihm auch möglich war, durch die Auferweckung eines Gestorbenen aus der Macht des Todes zu retten.
Lazarus, komm heraus!
Als Jesus zur Gruft kommt, sagt Er: «Nehmt den Stein weg!» Damit will Er klarmachen, dass Er für diese Not eine Lösung hat. Nun kann Martha ihren Unglauben nicht verbergen. Der Tod ist wirklich eingetreten und die Verwesung hat bereits begonnen. Wer kann jetzt noch helfen? Die Antwort des Herrn in Vers 40 geht sehr weit: Der Glaube sieht in der menschlichen Unmöglichkeit eine besondere Gelegenheit zur Entfaltung der Herrlichkeit Gottes!
Als abhängiger Mensch hebt Jesus seine Augen empor und betet zum Vater. Er kann im Voraus für die Erhörung danken, denn seine Bitte entspricht vollkommen dem Willen Gottes und hat nur die Verherrlichung des Vaters zum Ziel. Dann offenbart der Sohn Gottes seine Macht über den Tod. Mit Autorität ruft Er: «Lazarus, komm heraus!» Da wird der Verstorbene lebendig und verlässt die Gruft.
Wir erkennen hier die klare Illustration einer geistlichen Wahrheit: Menschen, die geistlich tot sind, bekommen durch die Neugeburt ewiges Leben. Das ist ein Werk göttlicher Macht an allen, die an den Herrn Jesus glauben. Der Mensch kann nichts dazu beitragen.
Die Aufforderung «Macht ihn los und lasst ihn gehen!» hat auch eine geistliche Bedeutung. Der Herr möchte, dass wir jungbekehrten Menschen helfen, die schlechten Gewohnheiten des alten Lebens abzulegen und in der Kraft des Geistes zur Ehre Gottes zu leben. Wie wichtig ist da eine einfache Unterweisung im Wort Gottes, damit Christen, die am Anfang des Glaubensweges stehen, geistliche Fortschritte machen können.
Warum Jesus sterben muss
Nachdem die Nachricht von der Auferweckung des Lazarus die Ohren der Pharisäer erreicht hat, versammelt sich das Synedrium zur Beratung. Obwohl ein klarer Beweis von der göttlichen Macht des Herrn Jesus vorliegt, bleiben ihre Herzen und Gewissen unberührt. Sie verharren in ihrer Feindschaft und denken nur an ihre nationale Wichtigkeit. Sie fürchten, dass die Demonstration einer solchen Macht die Römer auf den Plan rufen wird.
Der Hohepriester Kajaphas ist der Meinung, dass der Tod Jesu das Problem einer Bedrohung von Seiten der römischen Besatzungsmacht lösen wird. Er will den Herrn, der durch seine Zeichen die Gunst des Volkes auf sich zieht, mit allen Mitteln beseitigen. Seine Worte, die eine Prophezeiung darstellen, haben jedoch aus göttlicher Sicht eine andere Bedeutung: Der Mensch Jesus Christus muss für das Volk Israel sterben, damit diese Nation nicht völlig vernichtet wird, sondern in einem gläubigen Überrest eine herrliche Zukunft hat.
Der Evangelist Johannes fügt hinzu, dass der Tod des Herrn Jesus noch eine andere Wirkung hat: Auf der Grundlage seines Erlösungswerks sind die Kinder Gottes an Pfingsten in eins versammelt worden. Seither bilden sie gemeinsam die Versammlung des lebendigen Gottes.
Weil die jüdische Führerschaft die feste Absicht hat, Jesus zu töten, kann Er nicht mehr öffentlich auftreten. Er zieht sich zurück, bis seine Stunde kommt, an der Er am Kreuz als das wahre Passahlamm sein Leben lässt. Inzwischen reisen viele Juden für das Passahfest nach Jerusalem.
Maria salbt den Sohn Gottes
Der Herr kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien. Das Abendessen, das Ihm dort bereitet wurde, spricht bildlich vom Zusammenkommen als Versammlung. Die Geschwister zeigen drei Merkmale, die die Glaubenden prägen sollen, wenn sie im Namen des Herrn versammelt sind:
- Bei Lazarus, der mit Jesus zu Tisch liegt, finden wir das Bewusstsein der Gemeinschaft.
- Martha ist in ihrer dienenden Gesinnung für die Anwesenden besorgt.
- Als Maria die Füsse des Sohnes Gottes salbt, offenbart sie den Geist der Anbetung.
Weil Maria dem Wort des Herrn zugehört hat, handelt sie jetzt mit bemerkenswerter Einsicht und voller Hingabe an Ihn. Sie nimmt ein sehr kostbares Salböl und salbt die Füsse Jesu rechtzeitig zu seinem Begräbnis.
Wir erkennen ausserdem einen grossen Kontrast: In dem Mass, wie sich der Hass der Juden steigert, nimmt die Liebe von Maria zu ihrem Herrn zu. Als die Feindschaft immer deutlicher zutage tritt, zeigt sie Ihm ihre Zuneigung mit dieser Salbung.
Judas Iskariot, der seine habsüchtige Einstellung kaum verbergen kann, spricht von Verschwendung. Doch das ist nicht wahr! Bedenken wir: Nichts, was für den Herrn Jesus getan wird, ist Vergeudung!
Weil sich eine grosse Volksmenge für die Auferweckung des Lazarus interessiert, wollen die Hohenpriester auch ihn töten, um den Beweis der göttlichen Allmacht des Herrn aus dem Weg zu schaffen.
Der Herr zieht in Jerusalem ein
Das grosse Wunder der Auferweckung von Lazarus beschäftigt die Leute immer noch. Als sie hören, dass Jesus nach Jerusalem komme, gehen sie Ihm entgegen, um Ihn als König von Israel zu begrüssen.
In den ersten drei Evangelien wird vor allem beschrieben, was die Jünger bei seinem Einzug in Jerusalem tun. Bei Johannes hingegen steht mehr die Volksmenge im Vordergrund, die dem Herrn zuruft: «Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels!» Trotz der Verwerfung seines Sohnes sorgt Gott dafür, dass Er unter zwei Titeln öffentlich bestätigt wird:
- Die Auferweckung des Lazarus hat Ihn klar als Sohn Gottes bezeugt. Dieses Zeugnis wird von der Volksmenge verbreitet (Vers 17).
- Durch den königlichen Einzug in Jerusalem soll Er als Sohn Davids anerkannt werden. Wieder ist es die Volksmenge, die Ihm diese Ehre gibt (Verse 12.13).
Es erfüllt sich die Prophezeiung aus Sacharja 9,9, wobei die Aussage über die Rettung Israels weggelassen wird. Diese Befreiung kann zu diesem Zeitpunkt nicht Wirklichkeit werden, weil der Retter abgelehnt wird.
Damals fehlte den Jüngern das Verständnis, die Voraussage des Propheten mit dem aktuellen Ereignis in Verbindung zu bringen. Erst als Christus im Himmel verherrlicht war und der Geist Gottes in den Glaubenden auf der Erde wohnte, erkannten sie den Zusammenhang. Ist dies nicht ein deutliches Beispiel dafür, dass sie den Heiligen Geist brauchten, um das Wort Gottes zu verstehen (Johannes 14,26; 16,13)?
Wir möchten Jesus sehen
Einige Griechen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen sind, wenden sich mit der Bitte an Philippus: «Herr, wir möchten Jesus sehen.» Nun ist es seine Aufgabe, diese Menschen zum Herrn zu führen. Doch er tut es nicht allein, sondern schaltet seinen Mitjünger Andreas ein, der bereits Erfahrungen in diesem Dienst gemacht hat (Johannes 1,42). Gemeinsam bringen sie die Griechen zum Herrn Jesus.
Die Griechen möchten die Herrlichkeit des Messias sehen, der gerade als bejubelter König in Jerusalem eingezogen ist. Doch Jesus stellt sich ihnen in der Herrlichkeit als Sohn des Menschen vor. Das hat zwei Gründe:
- Erstens wird Er bald als König Israels definitiv verworfen und gekreuzigt werden.
- Zweitens haben die Griechen kein Anrecht auf die Verheissungen des Volkes Israel.
Der Herr spricht von seinem Tod, der die Grundlage einer neuen Ordnung ist. Er muss als das Weizenkorn in die Erde fallen und sterben, damit Er nicht allein bleibt, sondern sich mit erlösten Menschen verbinden kann. Nach seiner Auferstehung nennt Er die Glaubenden seine Brüder. Sie werden in der Zukunft als Miterben an seiner Herrlichkeit teilhaben.
Ein Jünger, der dem Herrn Jesus nachfolgen will, muss bereit sein, sein irdisches Leben für Christus und für eine herrliche Zukunft mit Ihm aufzugeben (Vers 25). Als Ansporn sichert ihm der Herr einen Platz im Haus des Vaters zu: «Wo ich bin, da wird auch mein Diener sein» (siehe Johannes 14,3).
Glaubt an das Licht!
In Vers 27 hat der Herr Jesus die schweren Leiden seines Sühnungstodes gedanklich vor sich. Seine Seele ist erschüttert, wenn Er an das göttliche Gericht denkt, das Ihn treffen wird. Obwohl Er diese Leiden im Voraus tief empfindet, ist Er bereit, sein Leben zu opfern. Sein höchster Beweggrund, der Ihn auch jetzt leitet, ist die Verherrlichung des Vaters.
Der Vater hat seinen Namen verherrlicht, als der Sohn Gottes Lazarus auferweckt hat. Bei der Auferweckung des Herrn Jesus wird der Vater nochmals seine Herrlichkeit entfalten (Römer 6,4).
Die Stimme des Vaters aus dem Himmel ist für die Menschen, die den Herrn Jesus umgeben, ein fassbares Zeichen der Gnade Gottes. Dadurch können sie erkennen, dass Christus der Gesandte des Vaters ist. – Ab Vers 31 spricht Er über seinen Kreuzestod:
- Weil die Welt mit seiner Verwerfung Gott und seine Gnade ablehnte, wurde sie endgültig verurteilt. Seither steht sie unter dem göttlichen Gerichtsurteil.
- Am Kreuz wurde der Teufel besiegt. Seine Macht ist nun gebrochen. Bald wird er gerichtet werden.
- Der gekreuzigte Heiland ist für alle Menschen, die gerettet werden möchten, der Anziehungspunkt. Bei Ihm finden sie Vergebung der Sünden.
Als seine Zuhörer meinen, der Messias werde für immer auf der Erde bleiben, warnt der Herr sie: Noch eine kleine Zeit bin Ich als das Licht bei euch. Das ist für sie die Gelegenheit, an Ihn zu glauben. Wenn sie Ihn ablehnen, wird es in ihrem Leben dunkel.
Die Juden verhärten sich
Dieser Abschnitt ist wie eine Zusammenfassung der Situation in Israel kurz vor der Kreuzigung des Herrn Jesus.
Die meisten Menschen glaubten nicht an Ihn, obwohl Er durch viele Wunderwerke bezeugt hatte, dass Er der Messias und der Sohn Gottes ist. Es erfüllte sich die Prophezeiung von Jesaja, der einst zwei Fragen stellte:
- «Wer hat unserer Verkündigung geglaubt?» Im Allgemeinen nahmen die Menschen in Israel das Wort des Herrn Jesus nicht an.
- «Wem ist der Arm des Herrn offenbart worden?» Die Masse des Volkes lehnte auch seine Werke ab, die ein Beweis seiner göttlichen Macht waren.
Weil sie die göttliche Gnade in Jesus Christus von Anfang an verwarfen, kam der Moment, wo sie nicht mehr glauben konnten. Diese Verblendung und Verhärtung war ein Gericht Gottes, das Jesaja ebenfalls angekündigt hatte. – Genauso ist es auch heute: Wenn Menschen das Evangelium immer wieder bewusst ablehnen, verhärtet sich ihr Herz zunehmend gegenüber der Botschaft der Gnade.
Es gab zwar einige in Israel, die an den Herrn Jesus glaubten. Doch sie waren nicht bereit, die Schmach der religiösen Welt auf sich zu nehmen. Deshalb bekannten sie sich nicht zu Ihm. Sie wollten lieber von den Menschen geehrt werden, als Gottes Anerkennung zu besitzen. – Wie steht es da mit uns? Bekennen wir uns im Alltag zu unserem Herrn oder sind wir aus Furcht vor dem Spott der Menschen nur verborgene Jünger?
Am Sohn Gottes entscheidet sich alles
In diesen Versen richtet der Herr Jesus einen letzten öffentlichen Appell an die Menschen. Zuerst zeigt Er ihnen nochmals klar das Verhältnis, das zwischen Ihm und dem Vater besteht:
- Wer an Jesus Christus, den Sohn Gottes glaubt, glaubt auch an Gott, den Vater, der Ihn gesandt hat.
- Wer Jesus Christus sieht, sieht auch Gott, den Vater, den der Sohn Gottes offenbart hat.
Beides ist nur möglich, weil zwischen dem Vater und dem Sohn eine ewige Beziehung und eine vollkommene Übereinstimmung besteht.
Der Herr Jesus ist als das Licht in die Welt gekommen, um alle, die an Ihn glauben, aus der moralischen Finsternis eines Lebens ohne Gott in das wunderbare Licht der göttlichen Gegenwart zu bringen (1. Petrus 2,9). Obwohl dieses Licht in die Herzen leuchtet und alles offenbart, ist der Heiland nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu erretten (Joh 3,17). Das Licht soll die Menschen von ihrer Schuld überführen, damit sie bereit sind, Jesus Christus als Erlöser anzunehmen.
Ab Vers 48 macht der Herr deutlich, wie ernst es ist, wenn Menschen Ihm bewusst den Rücken kehren:
- Das Wort, das sie vom Heiland gehört haben, wird sie einmal verurteilen. Weil sie in ihrem Leben das Evangelium der rettenden Gnade bewusst ablehnen, wird diese Botschaft gegen sie zeugen.
- Wer Jesus Christus verwirft, lehnt auch Gott, den Vater, ab, der Ihn zu den Menschen gesandt hat. Ohne den Heiland gibt es keinen Weg zum Vaterherzen Gottes.
Buchtipp: Abschiedsworte des Herrn Jesus
Einleitung
Johannes zeigt uns, wie der ewige Sohn Gottes als Mensch auf die Erde kam, um Gott als Vater zu offenbaren. Seine Worte und seine Taten waren von Leben, Licht und Liebe geprägt. Doch die Welt lehnte Ihn ab und kreuzigte Ihn. Ist nun alles verloren? Nein! Wer persönlich an den Sohn Gottes glaubt, bekommt ewiges Leben und wird ein Kind Gottes.
Das Evangelium kann wie folgt eingeteilt werden:
Der ewige Sohn Gottes
Die Verse 1-3 gehen in die Ewigkeit zurück – als noch nichts geschaffen war – und stellen uns den Sohn Gottes als das «Wort» vor, d. h. als den Ausdruck dessen, was Gott ist. Er hat eine ewige, göttliche Existenz und unterscheidet sich in seiner Person von Gott, dem Vater, und Gott, dem Heiligen Geist. Ausserdem ist Er der Schöpfer von Himmel und Erde.
Im Gegensatz zu Adam, der sein Leben vom Schöpfer bekommen hat, besitzt der Sohn Gottes Leben in sich selbst. Dieses göttliche Leben offenbarte sich, als Er auf die Erde kam und unter Menschen lebte. Wie ein helles Licht strahlte es in die Dunkelheit der Gottlosigkeit und des moralischen Verderbens hinein.
Jeder, der mit dem Sohn Gottes in Kontakt kam, wurde ins göttliche Licht gestellt (Vers 9). Sein ganzes Leben mit all seinen Sünden wurde offenbar. Ein eindrückliches Beispiel dazu finden wir in Johannes 8,1-11. Dort beleuchtete der Herr Jesus das Leben einiger Schriftgelehrter und Pharisäer. Doch sie wichen dem Licht aus und verliessen Ihn. Obwohl Er von Gott zu ihnen gekommen war, nahmen sie Ihn nicht an. So wie Ihn damals die meisten Juden ablehnten, so wollen auch heute viele Menschen nichts von Ihm wissen.
Durch Gottes Gnade gibt es jedoch Einzelne, die das göttliche Urteil über ihr Leben anerkennen und an den Herrn Jesus glauben. Dadurch werden sie Kinder Gottes. Diesen Platz in der Familie Gottes bekommen sie nicht aufgrund ihrer natürlichen Abstammung oder ihrer eigenen Leistung, sondern durch die Neugeburt, die Gott in ihnen bewirkt.