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Leseplan: Eli, Samuel und Saul
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Einleitung

Das erste Buch Samuel beschreibt den Übergang von der Zeit der Richter zur Zeit der Könige. Mit dem Hohenpriester Eli und seiner Familie ging es bergab. Seine Söhne versündigten sich schwer, so dass Gott sie richten musste.

Doch der Herr gab sein Volk nicht auf. Er berief Samuel zum Propheten und Richter in Israel. Dieser Mann Gottes war ein treuer Beter. Als Samuel alt geworden war, wünschten sich die Israeliten einen König wie die Nationen.

Da bekam Samuel den Auftrag von Gott, Saul zum König über Israel zu salben. Saul kam aus dem Stamm Benjamin. Er hatte viele menschliche Vorzüge, aber keine Glaubensbeziehung zu Gott. Deshalb versagte er auf der ganzen Linie.

Hanna und Peninna

Wie das Buch der Richter so zeigen uns auch die Fortsetzungsbücher, 1. und 2. Samuel, das Volk Israel in seiner Verantwortung. Gott muss viel Versagen aufdecken, weil sowohl das Richteramt verfällt, als auch das Priestertum versagt.

In dieser Situation sendet Gott Samuel, den Propheten, der beim Volk für Ihn einsteht. Durch Samuel wird auch das Königtum eingeführt: zuerst König Saul, den das Volk verlangte. Er war der Mann nach ihren Wünschen. Dann David, der Mann nach dem Herzen Gottes.

Elkana war ein Levit, der im Stammesgebiet von Ephraim wohnte. Er gehorchte den Anordnungen Gottes und zog mit seiner Familie Jahr für Jahr nach Silo, wo die Stiftshütte stand, um dem Herrn zu opfern (2. Mose 34,23.24).

Obwohl Elkana ein gottesfürchtiger Mann war und diese Gottesfurcht sicher auch für die Seinen wünschte, war seine Familie nicht glücklich. Wo lag die Ursache? Er hatte zwei Frauen! Obwohl Gott im Alten Testament Polygamie zuliess, gibt es in der Bibel keine Familie mit mehreren Frauen, die wirklich glücklich gewesen wäre. Gott hatte die Einehe eingesetzt. Das war und ist nach seinen Gedanken.

Peninna, die eine Frau Elkanas, hatte Kinder, die andere, Hanna, war kinderlos. Die Kränkungen Peninnas verletzten Hanna zutiefst. Sie war darüber so traurig, dass auch die gut gemeinten Trostworte ihres Mannes, der sie wirklich liebte, nicht halfen.

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Hanna betet

Konnte Elkana wirklich nachempfinden, wie betrübt Hanna war? Warum hatte er eine zweite Frau genommen? Geschah es, um nicht kinderlos zu bleiben?

Hanna scheint niemand gehabt zu haben, der sie verstand und ihr helfen konnte. Doch sie konnte ihre Zuflucht zu Gott nehmen. So stand sie nach dem Essen auf und schüttete ihre Not vor dem Herrn aus. «Sie betete zu dem Herrn und weinte sehr.»

Der Wunsch Hannas nach einem Sohn war überaus gross. Doch sie wünschte sich nicht einfach ein Kind für sich selbst, sondern einen Sohn, der ein brauchbares Werkzeug in der Hand Gottes werden konnte. Darum wollte sie ihn ganz dem Herrn weihen.

Der Hohepriester Eli beobachtete Hanna beim Gebet. Obwohl er Priester Gottes war, fehlte ihm das nötige Unterscheidungsvermögen. Er meinte, Hanna sei betrunken. Warum übersah er die Betrübtheit dieser Frau?

Eli war ein Vater, der seiner eigenen Familie schlecht vorstand. Er wusste um das böse, gottlose Tun seiner beiden Söhne, wehrte ihnen aber nicht. Er richtete nur einige ermahnende Worte an sie, mehr nicht (1. Samuel 2,17.22-25). Sein Mangel an Entschiedenheit für Gott und seine Rechte nahm ihm das gesunde Urteilsvermögen.

Trotzdem blieb Eli der Hohepriester, durch den Gott einer Hanna die Erhörung ihres Flehens ankündigen konnte, nachdem ihm sein Irrtum bewusst geworden war. Welch eine Gnade vonseiten Gottes, der das Vertrauen der Seinen nie enttäuscht (Psalm 34,5)!

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Samuel wird geboren

Der Trost Gottes war ins Herz von Hanna gefallen. Man konnte es ihr am Gesicht ablesen (Vers 18). Dann kehrte Elkana mit seiner Familie nach Rama zurück.

Nun heisst es so schön: «Der Herr gedachte ihrer.» Der Sohn, den Hanna gebar, war wirklich die Antwort auf ihre Gebete. Darum gab sie ihm den Namen Samuel (= von Gott erhört).

Während einigen Jahren machte Hanna die jährliche Reise der Familie nach Silo nicht mehr mit. Sie blieb mit dem kleinen Samuel zu Hause. Elkana war damit einverstanden. Nur hoffte er, dass seine Frau ihr Versprechen gegenüber Gott auch einhalten würde.

Dann kam die Zeit, da Hanna ihr Gelübde einlöste. Sie brachte ihren noch kleinen Jungen nach Silo zu Eli. Den Sohn, den sie einst vom Herrn erbeten hatte, wollte sie Ihm nun zurückgeben. «Alle Tage, die er lebt, ist er dem Herrn geliehen.» Die grosse Opfergabe, die sie bei dieser Gelegenheit mitbrachte, zeugt sicher von der grossen Dankbarkeit ihres Herzens. Wie glücklich muss Hanna gewesen sein! Das Kapitel endet damit, dass sie den Herrn anbeteten.

In den kommenden Kapiteln werden wir nun den Werdegang Samuels vom Knaben zum Propheten und Fürsprecher des Volkes Gottes verfolgen können. Wenn wir dabei bedenken, wie gottlos die Söhne Elis waren, in deren Nähe er jetzt lebte, dann müssen wir sagen: Der Einfluss einer gottesfürchtigen Mutter und ihre Gebete sind von unschätzbarem Wert für die Kinder.

Buchtipp: Samuel – der Mann Gottes

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Hanna lobt

Wir wissen nicht, was Hanna zum Herrn gesagt hat, als sie ihre Seele vor Ihm ausschüttete und weinte. Aber jetzt hat der Geist Gottes uns ihre Worte des Dankes und des Lobes, die sie zu Gott betete, in ihrem Wortlaut aufbewahrt. Ihr Gebet ist ein herrliches Zeugnis ihres Glaubens.

Dabei rühmt sie nicht nur die Hilfe und Rettung, die sie erfahren hat. Sie denkt auch daran, wer Gott ist, der sich zu ihr geneigt hat. Er ist heilig, d.‍ ‍h. Er verabscheut das Böse (Habakuk 1,13). Er ist ein Fels, der durch die Umstände der Menschen und durch alles, was auf der Erde geschieht, nicht erschüttert wird. Wer sich auf Ihn stützt, ist wirklich in Sicherheit. Aber Er ist auch ein Gott des Wissens, dem nichts entgeht und der all unser Tun und Lassen beurteilt.

Der achte Vers findet eine wunderbare Erfüllung in der Zeit, in der wir leben. Denken wir doch daran, was wir vor unserer Bekehrung waren und aus welchem Kot der Sünde uns der Heiland errettet hat (Epheser 2,1-8; Titus 3,3-7)! Zu welch einer herrlichen Höhe sind wir nun erhöht. Wir sind Kinder und Söhne Gottes, mit jeder geistlichen Segnung überschüttet, und das Ziel vor uns ist das Vaterhaus droben.

Vers 10 weist prophetisch auf den Herrn Jesus hin. Er ist der Gesalbte Gottes, wie dies in den Worten «Messias» (hebräisch Gesalbter) und «Christus» (griechisch Gesalbter) ausgedrückt wird.

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Hophni und Pinehas

Als Elkana mit seiner Familie nach Rama zurückkehrte, blieb der Knabe Samuel allein bei Eli, dem Hohenpriester, zurück. Sein Dienst für den Herrn begann vor Eli, dem Priester. Obwohl bei Eli die Gottesfurcht sehr zu wünschen übrig liess, versuchte der junge Samuel zunächst vom alten Priester zu lernen und im Dienst von ihm unterwiesen zu werden.

In der Umgebung, in der dieser Knabe nun lebte, wurden schlimme Sünden verübt. Die Söhne Elis, die Priester Gottes hätten sein sollen, werden vom Heiligen Geist als «Söhne Belials» bezeichnet. Belial bedeutet Nichtswürdigkeit, Bosheit. «Sie kannten den Herrn nicht.»

Das Gesetz bestimmte, welche Teile der verschiedenen Opfer dem Priester gehörten. Aber diese beiden Männer, Hophni und Pinehas, stellten sich über Gottes Wort, missbrauchten ihre Autoritätsstellung als Priester und nahmen sich, was sie wollten. Sie bestahlen nicht nur das Volk, sondern auch Gott. Noch bevor das Fett, das Gott allein gehörte, geräuchert wurde, nahmen sie die besten Teile des Opfers für sich. Welch eine Beleidigung Gottes!

Die Folgen eines solch respektlosen und sündigen Verhaltens blieben nicht aus. «Die Leute verachteten die Opfergabe des Herrn.» Sie fragten sich wohl: Wozu sollen wir überhaupt noch Opfer bringen?

Wenn heute ein Diener des Herrn sündigt oder es mit dem, was gegen Gottes Wort ist, nicht so genau nimmt, wird es verheerende Folgen für das Volk Gottes haben (vergleiche 1. Timotheus 5,19.20).

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Samuel dient vor dem Herrn

Wie schön ist das geistliche Wachstum Samuels! Im Gegensatz zu Vers 11 heisst es jetzt: «Samuel diente vor dem Herrn.» Er muss wohl gemerkt haben, dass es in der Familie Elis manches Verkehrte gab. Für Samuel wurden die Anweisungen Gottes entscheidend. Nach ihnen wollte er sich richten. Eine solche Haltung führt zu weiterem Wachstum, wie dies die Verse 21 und 26 beschreiben. Das registrierten auch die Menschen.

Gott bleibt nie unser Schuldner. Wenn wir Ihm etwas weihen – z.‍ ‍B. unser Leben –, wird Er es uns reich vergelten. Das sehen wir auch bei Hanna. Nachdem sie ihren Erstgeborenen Gott geweiht hatte, schenkte Er ihr noch drei Söhne und zwei Töchter.

Die Verse 22-25 sind eine ernste Warnung an alle gottesfürchtigen Väter. Wir haben eine Verantwortung vor Gott. Er möchte, dass wir entschieden gegen das Böse, das in unsere Familien eindringen will oder vielleicht schon eingedrungen ist, vorgehen.

Das Verhalten der Söhne Elis war bereits so gravierend, dass ermahnende Worte nicht mehr genügten. Zudem sagte Eli nur: «Nicht so, meine Söhne! Denn nicht gut ist das Gerücht, das ich höre.» Als Hoherpriester und Vater hätte er die Sünden seiner Söhne klar beim Namen nennen und ihr Tun eindeutig verurteilen müssen. In diesem schweren Fall wären sogar weitere Massnahmen nötig gewesen. Eli unterliess sie.

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Eine Gerichtsankündigung

Nun kommt ein Mann Gottes zu Eli, um ihm eine ernste Botschaft des Herrn zu überbringen und das Gericht über seine Familie anzukündigen. Gott erinnert ihn zuerst an die Gnade und Gunst, die Er dem Stamm und der Familie Elis erwiesen hatte (Levi, Aaron). Er und seine Söhne aber hatten diese Vorrechte verachtet und die Opfer Gottes mit Füssen getreten. Die ganz persönliche Schuld Elis vor dem Herrn wird mit den Worten ausgedrückt: «Du ehrst deine Söhne mehr als mich!»

Ab Vers 30 haben wir das göttliche Gericht, das der Mann Gottes über die Priesterfamilie aussprechen musste. Es betraf nicht nur Eli und seine Söhne, sondern seine ganze Nachkommenschaft. Es sollte keinen Greis mehr in seinem Haus geben. Sie würden alle vor der Zeit sterben (siehe 1. Samuel 4,11; 22,11-23; 1. Könige 2,26.27).

Eli gehörte zur priesterlichen Linie Ithamars, des einen der beiden übrig gebliebenen Söhne Aarons. Doch diese Linie würde durch die Linie Eleasars, des anderen Sohnes Aarons, ersetzt werden. Gott wollte sich einen treuen Priester erwecken, der vor seinem Gesalbten stehen würde. Der 35. Vers erfüllte sich, als Zadok aus der Linie von Eleasar unter der Regierung Salomos Hoherpriester wurde (1. Chronika 29,22). Doch die Prophezeiung geht bis zum Tausendjährigen Reich. Dann wird Christus der Gesalbte des Herrn sein, und die Söhne Zadoks werden den Priesterdienst in jenem zukünftigen Tempel ausüben (Hesekiel 44,15).

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Der Herr ruft Samuel

Das dritte Kapitel beginnt mit einer positiven und einer negativen Bemerkung. Von einer Reaktion Elis auf die ernsten Worte des Mannes Gottes lesen wir leider nichts. Wenn der alte Priester versagte, so diente doch der junge Samuel in Treue weiter dem Herrn. Weil aber das Priestertum in seinem Mittlerdienst zwischen Gott und dem Volk versagt hatte (Maleachi 2,7), war das Wort des Herrn selten in jenen Tagen.

Der Mensch in seiner Verantwortung hat versagt. Aber Gott in seiner Gnade steht im Begriff, einen gewissen Neuanfang zu machen. Weil das Priestertum versagt hat, will Gott nun durch Propheten zu seinem Volk reden. Samuel, zu dem Gott hier zum ersten Mal direkt spricht, soll Prophet einer langen Reihe von Propheten werden, durch die Gott die Verbindung mit seinem Volk aufrechterhalten will (Vers 20; Apostelgeschichte 3,24; 13,20).

Nicht zum alten Priester, sondern zum jungen Samuel, der Gott in Treue diente, wollte der Herr reden. Doch der Knabe kannte Ihn noch nicht so nah, und Eli war träge im Verstehen, dass Gott redete. Wie langmütig ist der Herr! Wie viel Geduld hat Er mit uns, wenn wir träge im Hören und Verstehen sind!

Dreimal hört Samuel seinen Namen rufen, steht auf und läuft zu Eli, um ihm zu dienen. Erst beim dritten Mal merkt der alte Mann, dass Gott den Knaben ruft. Nun unterweist er ihn über das weitere Verhalten, sollte die Stimme noch einmal ertönen.

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Der Herr spricht zu Samuel

Ein viertes Mal hört Samuel seinen Namen rufen. Dieses Mal wiederholt ihn Gott sogar: «Samuel, Samuel!» Bereit, auf Gott zu hören und Ihm zu gehorchen, antwortet der Knabe: «Rede, denn dein Knecht hört!»

In den Versen 1 und 8 wird Samuel zum letzten Mal als Knabe bezeichnet. In Vers 15 heisst es: «Samuel blieb bis zum Morgen liegen.» Die Botschaft, die Gott ihm mitteilte, war fast zu schwer für sein junges Alter. Aber der Ernst der Lage liess ihn geistlich reifer werden. So sagt Vers 19: «Und Samuel wurde gross.» Da war er geistlich erwachsen.

Die Mitteilung, die Samuel in jener Nacht erhielt, zeigt, dass das Gericht über Eli und seine Familie fest beschlossen war. Er hatte alles gewusst und doch seinen Söhnen nicht gewehrt. Nun gab es keine Sühnung mehr für ihr Verhalten. Vater und Söhne konnten dem Gericht nicht mehr entfliehen. Die tragischen Begleitumstände würden das ganze Volk erschrecken.

Wir verstehen, dass Samuel über das Gehörte lieber nicht gesprochen hätte. Aber Eli wollte alles wissen. Dann beugte sich der Priester demütig unter Gott und sein Tun. Er lehnte sich nicht dagegen auf. Besser wäre gewesen, er hätte vorher Energie und Entschiedenheit des Glaubens gezeigt.

Nun wird Samuel zum Propheten des Herrn für das Volk, indem Gott fortfährt, ihm zu erscheinen und sich ihm durch sein Wort zu offenbaren. So wird Samuel zum Sprachrohr Gottes für das Volk. Seine Worte bekommen durch die Tatsache: «Der Herr war mit ihm», das nötige Gewicht.

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Niederlage gegen die Philister

Unter Simson, dem letzten Richter im Buch der Richter, hatte Gott sein Volk in die Hand der Philister gegeben. Diese Feinde scheinen unter Eli immer noch stark gewesen zu sein. Jedenfalls zieht Israel zur Zeit, da Samuel seinen Prophetendienst unter dem Volk beginnt, in den Krieg gegen sie. Aber Israel erleidet eine empfindliche Niederlage. 4000 Israeliten verlieren ihr Leben.

Die Führer des Volkes halten Kriegsrat und fragen: «Warum hat der Herr uns heute vor den Philistern geschlagen?» Doch wir hören und sehen nichts von einer Selbstprüfung vor Gott. Keiner kommt auf die Idee zu fragen: Liegt der Grund für die Niederlage vielleicht bei unserem Verhalten gegenüber Gott? Konnte Er uns keinen Sieg schenken, weil es bei uns ungerichtete Sünden gibt?

Ohne eine Antwort abzuwarten, beschliessen sie, die Bundeslade ins Lager zu holen. Dann wird Gott bei ihnen sein, und es kann nichts mehr schief gehen. Das ist reiner Aberglaube!

Als die Lade ins Lager kommt, ist der Jubel so gross, dass die Erde dröhnt. Der Himmel aber bleibt still. Die ebenfalls abergläubischen Philister werden durch diese Wendung der Dinge bestärkt, noch mutiger und tapferer zu kämpfen. Dann folgt Gottes Antwort: Es gibt eine noch empfindlichere Niederlage, die beiden Priester werden getötet und die Bundeslade fällt in die Hände der Feinde.

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Eli stirbt

Ein Mann kann aus der Schlacht fliehen. Er bringt die Nachricht der Niederlage Israels nach Silo. Der 98-jährige Eli sitzt auf einem Stuhl am Wegrand und wartet mit grosser Sorge auf Nachricht. «Sein Herz war bange wegen der Lade Gottes.»

Der Bote kommt auch zu ihm und berichtet ihm von der Niederlage Israels, vom Tod seiner beiden Söhne und vom Verlust der Bundeslade. Was der Mann als Letztes erwähnt, ist für Eli das Wichtigste. Am Ende seines Lebens ist ihm die Ehre Gottes doch wichtiger als seine Söhne, denn diese letzte Mitteilung trifft ihn am härtesten. Das Schicksal der Lade nimmt ihn so her, dass er vom Stuhl fällt, das Genick bricht und stirbt.

Noch eine Person wird erwähnt, die die Nachricht von der gestohlenen Lade besonders schwer nimmt: die Frau von Pinehas. So wie der Geist Gottes von ihr berichtet, bekommt man den Eindruck, dass sie im Gegensatz zu ihrem gottlosen Mann gottesfürchtig war.

Sowohl in Vers 19 als auch in Vers 21 wird die Lade Gottes zuerst erwähnt und der Tod ihres Mannes an letzter Stelle. Der Schock löst bei ihr die Wehen aus. Sie gebar einen Sohn, konnte sich darüber aber nicht freuen. Zu gross scheint der Schmerz über den Verlust der Bundeslade gewesen zu sein. Sie starb an den Folgen der Geburt. Der Name ihres Sohnes, Ikabod (= Nicht-Herrlichkeit), erinnerte stets an jenen traurigen Tag, als die Herrlichkeit Gottes von Israel gewichen war.

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Die Bundeslade bei den Philistern (1)

Wenn die Philister meinten, mit dem Sieg über Israel und der Erbeutung der Bundeslade auch den Gott Israels bezwungen zu haben, täuschten sie sich gewaltig. Der einzig wahre Gott gibt seine Ehre keinem anderen (Jesaja 48,11). Wer es mit Ihm aufnimmt, wird immer den Kürzeren ziehen. Auch wenn Gott sein Bundesvolk wegen dessen Untreue in die Hand seiner Feinde gab, durften diese sich doch nicht über Ihn erheben (vergleiche Daniel 4,25-30; 6,27.28).

Die siegreichen Philister stellten ihre Trophäe in den Götzentempel neben ihren Götzen Dagon. In der Nacht wurde das Götzenbild von unsichtbarer Hand umgeworfen. Da lag Dagon auf seinem Gesicht vor der Bundeslade, als beuge er sich vor dem Gott Israels. In der zweiten Nacht geschah noch Schlimmeres: Dem Götzenbild, das erneut auf der Erde lag, waren Kopf und Hände abgehauen worden. Nun begann sich der Triumph der Philister in eine Niederlage zu verwandeln. Aus ihrem Hochmut wurde eine Schmach.

Diese Ereignisse hätten jenen Heiden klar machen müssen, wie nichtig Götzenbilder sind, die von Menschen hergestellt werden (Jesaja 40,18-20; 1. Korinther 8,4; 10,19.20). Aber hinter diesen Götzen verbergen sich Dämonen, d.‍ ‍h. satanische Mächte. Sie haben die Menschen, die Götzenkult betreiben, in ihrer Gewalt. Nur so können wir Vers 5 verstehen. Anstatt sich vor dem wahren Gott zu beugen, verstrickten sich jene Götzenpriester noch mehr in ihrem Aberglauben.

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Die Bundeslade bei den Philistern (2)

Gott schlug nicht nur Dagon, den Gott der Philister. Er schlug auch die Menschen mit einer tödlichen Krankheit und verdarb ihr Land durch eine Mäuseplage (1. Samuel 6,5). Die Bewohner von Asdod versuchten zunächst, die Unheil bringende Lade des Gottes Israels nach Gat abzuschieben. Doch die Hand des Herrn kam auch über jene Stadt. Schliesslich wollte niemand mehr die Lade haben, die nur Unheil brachte.

Die Bestürzung unter den Philistern war so gross, dass die Menschen ihre Fürsten aufforderten, die Lade Gottes nach Israel zurückzuschicken. Gezwungenermassen beugten sich diese dem wahren Gott, dem Gott Israels. Das Geschrei der leidenden Bevölkerung – es war ein Notschrei – stieg zum Himmel empor. Aber Gott konnte sie erst erhören, nachdem sie die für sie demütigende Tat auch ausführten und die Lade nach Israel zurücksandten (1. Samuel 6,3).

Können wir hier nicht eine Parallele zu unserer Zeit ziehen? Gott lässt im Leben eines Menschen manchmal äussere Not zu, um ihn zum Bewusstsein seiner Sünden und zur Umkehr zu bringen. Denken wir an den verlorenen Sohn im Gleichnis von Lukas 15. Nachdem er sein Vermögen vergeudet hatte, liess Gott eine Hungersnot zu, die ihn bis an den Schweinetrog brachte. Da kam er zur Besinnung. Doch der Einsicht über seine Sünden musste die Umkehr zum Vater folgen, sonst hätte sich seine Situation nicht geändert.

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Der Plan zur Rückführung

Es ist klar, dass die Philister den Gott Israels nicht für sich anerkennen wollten. Nach siebenmonatiger Leidenszeit der Bevölkerung waren sie bereit, die Lade nach Israel zurückzuschicken, um endlich der Hand des Herrn zu entrinnen. Sie erinnern uns an die Gadarener, die den Herrn Jesus einst baten, aus ihrem Gebiet wegzugehen. Seine Anwesenheit war ihnen äusserst unangenehm (Markus 5,17).

Die politischen Führer berieten sich mit den Götzenpriestern und Wahrsagern. Gemäss ihren heidnischen Vorstellungen dachten sie, sie müssten Gott mit einem Opfer beschwichtigen. Sie empfahlen den Fürsten der Philister, fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse, die an ihre Plagen erinnerten, mit der Lade zurückzuschicken. «Und gebt dem Gott Israels Ehre.» Das war das Wichtigste.

Da diese Heiden Gottes Anordnung nicht kannten, hatte Er Nachsicht mit ihnen, als sie die Lade auf einen neuen Wagen luden. Dieser wurde von zwei säugenden Kühen gezogen, deren Kälber sie zu Hause einsperrten. Wenn diese Kühe sich von ihren Kälbern trennen liessen und den Weg zur Grenze Israels gehen würden, war dies für die Philister die Bestätigung, dass die ganze Not von Gott kam.

Mit den Unwissenden konnte der Herr Nachsicht haben. Als aber David, der die Anweisung Gottes hätte kennen müssen, die Lade auf einen neuen Wagen lud, griff Gott mit Gericht ein (2. Samuel 6,3-7).

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Die Lade kommt nach Beth-Semes

Die ganze Not, unter der das Volk der Philister während Monaten zu leiden hatte, war kein Zufall. Die Hand Gottes hatte sie geschlagen. Das wurde klar, als die Kühe geradewegs zur Grenze liefen und weder nach rechts noch nach links abwichen.

Noch einmal wurden die Philister Zeugen eines klaren Zeichens Gottes, denn die säugenden Kühe wären nach ihrem Instinkt, den sie vom Schöpfer bekommen hatten, zu ihren Kälbern zurückgekehrt.

Die Rückkehr der Bundeslade nach Israel löste bei den Bewohnern von Beth-Semes Freude aus. War das Eintreffen der Bundeslade nicht ein grosser Beweis der Gnade Gottes? Ohne dass wir von einer Veränderung im Volk Gottes oder von Buße lesen, kam Gott gewissermassen zurück.

Die Dankbarkeit der Bewohner von Beth-Semes über die erfahrene Barmherzigkeit des Herrn zeigte sich in der spontanen Opferung der Kühe. Indem sie an jenem Tag dem Herrn Brandopfer opferten und Schlachtopfer schlachteten, priesen sie Ihn für seine Gnade.

Die Fürsten der Philister betrachteten dies alles. Doch dann kehrten sie zu ihrem Gott Dagon zurück. Alle Erfahrungen, die sie mit dem einzig wahren Gott gemacht hatten, brachten sie nicht dazu, sich vor Ihm zu beugen und an Ihn zu glauben. Vermutlich waren sie froh, als sie die Bundeslade und damit den Gott Israels endlich los waren.

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Bestrafung der Leute von Beth-Semes

Warum gab es unter den Leuten von Beth-Semes solche, die in die Bundeslade schauen wollten? Wir wissen es nicht mit Bestimmtheit. Jedenfalls waren sie neugierig, ja, verwegen und missachteten die Heiligkeit Gottes, der ihnen in Gnade begegnet war. Das göttliche Gericht traf 70 Mann von ihnen, die auf der Stelle starben.

Die Bundeslade ist ein Bild von unserem Erlöser, der in einer Person wahrer Gott und wirklicher, aber sündloser Mensch ist. Der Sühndeckel spricht mehr von seinem Erlösungswerk. Wenn wir Menschen versuchen, diese einzigartige Person und ihr Werk verstandesmässig zu erfassen, handeln wir gegen Gottes Wort. Dann wollen wir in die Bundeslade schauen. Aber «niemand erkennt den Sohn als nur der Vater» (Matthäus 11,27).

Anstatt ihre Sünde einzusehen, sagten die Leute von Beth-Semes: «Wer vermag vor dem Herrn, diesem heiligen Gott, zu bestehen?» Nun handelten sie ähnlich wie die Philister: Sie sandten die Bundeslade weiter nach Kirjat-Jearim. Wieder müssen wir an jene Gadarener denken, die den Herrn Jesus aus ihrem Gebiet vertrieben. Warum? Das Wunder der Heilung jenes Besessenen führte für sie zum Verlust von 2000 Schweinen. Die unreinen Geister, von denen der Herr Jesus den armen Mann befreite, fuhren in die Schweine, sodass die ganze Herde sich in den See stürzte und ertrank. Für jene Leute als Juden waren dies zwar unreine Tiere. Aber mit den Römern und anderen Fremden konnten sie damit gute Geschäfte machen. Darum fanden sie es besser, wenn der Herr ihre Gegend wieder verliess!

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Umkehr zu Gott

Die Bundeslade kam nicht mehr nach Silo zurück. Wegen der Untreue des Volkes scheint Gott jenen Ort, wo das Zelt der Zusammenkunft gestanden hatte, aufgegeben zu haben (Psalm 78,60). Die Lade blieb 20 Jahre im Haus von Abinadab in Kirjat-Jearim.

Und wie sah der geistliche Zustand des Volkes aus? Die Mehrheit von ihnen hatte sich von ihrem Gott abgekehrt und sich den sichtbaren Götzen zugewendet. Darum liess der Herr zu, dass die Philister stark wurden und das Volk bedrückten. Und Samuel? Er selbst konnte das Herz des Volkes nicht zu Gott zurückführen, aber er konnte für die Menschen beten (Verse 5.8; Psalm 99,6).

Nach 20 Jahren kam Israel endlich zur Einsicht seiner verkehrten Wege und seines sündigen Verhaltens. «Das ganze Haus Israel wehklagte dem Herrn nach.» Auf diesen Moment hatte Samuel wohl schon lange gewartet. Jedenfalls war er als Prophet und Richter sofort zur Stelle, um den Menschen zu sagen, was sie tun sollten.

Daraufhin gab es eine Umkehr der Leute zum Herrn. Sie schafften die Götzen ab, dienten dem Herrn allein und versammelten sich in echter Buße nach Mizpa. Durch das Wasser, das sie schöpften und vor dem Herrn ausgossen, bezeugten sie ihre Kraftlosigkeit. Das Fasten zeigt, dass ihre Herzen über die geschehenen Sünden betrübt waren. Schliesslich lesen wir auch von einem Bekenntnis ihrer Sünden. Nun konnte sich Gott ihnen wieder zuwenden.

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Sieg über die Philister

Als Israel sich in Mizpa zur Buße versammelte, vermuteten die Philister kriegerische Absichten. Diesen wollten sie zuvorkommen und zogen sofort mit ihrer Armee nach Mizpa. Solange Israel den Götzen diente, wurde es in Ruhe gelassen. Aber jetzt, da sich eine echte Umkehr zu Gott zeigte, griff Satan an.

Wir können die Angst der Israeliten verstehen, die sich doch zur Buße und nicht zum Kampf versammelt hatten, und nun angegriffen wurden. Sie bitten Samuel, den Propheten, für sie als Mittler und Fürsprecher vor Gott einzustehen. Er verbindet seine Fürbitte mit der Opferung eines Brandopfers. Dieses erinnert an die Tatsache, dass eine Beziehung zwischen uns Menschen und Gott nur aufgrund eines Opfers überhaupt möglich ist. Welch ein schöner Hinweis auf den Herrn Jesus, der sowohl Mittler als auch Opfer geworden ist (1. Timotheus 2,5.6)!

Gott erhörte seinen Knecht und kämpfte selbst gegen die Feinde seines Volkes, sodass die Männer von Israel die Philister nur noch verfolgen konnten. Ein Gedenkstein mit Namen Eben-Eser (= Stein der Hilfe) erinnerte fortan an Gottes wunderbares Eingreifen. Der Herr schenkte seinem Volk einen vollständigen Sieg. Welch eine gnädige Antwort auf ihre Herzensumkehr!

Die Verse 15-17 zeigen, dass Samuel nicht nur Prophet war, sondern auch als letzter Richter amtete, und zwar in Bethel, Gilgal, Mizpa und Rama. Aber zu Hause in Rama baute er dem Herrn einen Altar, was von seiner Gemeinschaft mit Gott redet.

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Israel wünscht einen König

Die Jahre, in denen Samuel das Volk Israel richtete, waren eine Zeit des Friedens für die Menschen (1. Samuel 7,14). Nun macht die biblische Berichterstattung einen Sprung. In Kapitel 8 sehen wir einen alt gewordenen Samuel. Als seine Kräfte nachliessen, setzte er, ohne den Herrn zu fragen, seine Söhne als Richter über Israel ein. Wenn Gott uns einen Dienst anvertraut, ist dieser Auftrag auf unsere Person begrenzt. Der Herr will nicht, dass wir unsere Nachfolger bestimmen. Das tut Er.

Die Söhne Samuels lebten nicht in der Gottesfurcht ihres Vaters. «Sie wandten sich dem Gewinn zu» und liessen sich bestechen. Der Glaube und die Gottseligkeit sind etwas Persönliches. Wir können sie nicht an unsere Kinder weitervererben.

Als Folge des schlechten Verhaltens der Söhne Samuels fordern die Ältesten Israels einen König «gleich allen Nationen». Tief betrübt über diese Worte bringt Samuel seine Not vor den Herrn. Dieser macht ihm keine Vorwürfe über sein eigenes Fehlverhalten, sondern erklärt ihm: «Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.»

Gott kannte das Herz seines Volkes durch und durch. Die Menschen wollten eine sichtbare Autorität über sich haben. Um an einer unsichtbaren Autorität (Gott) festzuhalten, wäre Glauben nötig gewesen. Und dieser fehlte ihnen. Samuel sollte trotz seiner Bedenken auf ihre Stimme hören.

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Die Weise des Königs

In der Forderung des Volkes nach einem König ihrer Wünsche kommt ihre Undankbarkeit gegenüber Gott, ihr Verlangen nach Unabhängigkeit von Ihm und das Streben nach menschlicher Sicherheit anstelle von Gottvertrauen zum Ausdruck. Samuel sollte auf ihre Stimme hören, aber ihnen auch die Weise des Königs vorstellen. Er tut dies in den Versen 10-18.

Dabei sagt Samuel sechsmal: «Er wird nehmen.» Auch heute glaubt der Mensch, er würde freier sein, wenn er die Autorität Gottes verwirft. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Der Mensch ist ein Sklave seiner sündigen Natur. Wenn er Gott verwirft, kommt er unter das Diktat der Welt, hinter der Satan steht. Wie ernst sind die Schlussworte in Vers 18.

Doch das Volk ist entschlossen, seine Forderung nicht aufzugeben. Es «weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören». Sie wollen sich als Volk Gottes ganz der Welt anpassen. Welch eine Gefahr auch für uns Christen!

Samuel bringt die Worte des Volkes im Gebet vor Gott. Was soll er den Leuten antworten? Der Herr weist ihn an: «Höre auf ihre Stimme und setze einen König über sie ein.» Und Samuel gehorcht.

Einige Jahrhunderte später kommt der Prophet Hosea auf die Zeit zurück, da das Volk einen König forderte, und sagt, dass Gott ihnen in seinem Zorn einen König gegeben habe (Hosea 13,10.11).

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Saul sucht die Eselinnen

Nun wird der Mann eingeführt, der der erste König in Israel werden soll. Er weist alle Vorzüge auf, die man sich von einem König nur wünschen kann. Er ist der Sohn eines reichen Mannes, ist jung und ausnehmend schön, zudem gross gewachsen, sodass er «alles Volk überragte», und trägt den Namen Saul (= Erbetener). Wie dieser Mann aber persönlich zu Gott steht, darüber schweigt die Bibel an dieser Stelle.

Die Geschichte selbst beginnt mit den Eselinnen von Kis, dem Vater Sauls, die verloren gegangen waren. Zusammen mit einem Knecht sollte Saul die verirrten Tiere suchen. Doch die Suchaktion blieb erfolglos. Als Saul unverrichteter Dinge umkehren wollte, machte sein Begleiter den Vorschlag, zu Samuel, dem Mann Gottes, zu gehen und ihn um Auskunft zu bitten.

Es befremdet, dass nicht Saul auf die Idee kam. Kannte er Samuel überhaupt? Jedenfalls scheint Saul bis dahin kein Verlangen nach Gott gehabt zu haben. Aber jetzt, wo es darum geht, einen Gefallen vom Propheten und damit von Gott zu erbitten, denkt er an Bezahlung. Wie viele Menschen denken heute ähnlich! Man will Gott für die Gnade, die Er einem erweisen soll, mit guten Werken, einem anständigen Leben usw. entschädigen. Doch der Mensch muss einsehen, dass er vor Gott ein armer, mittelloser Sünder ist. Die Gnade, die Gott anbietet, ist unverdient und umsonst (Römer 3,22-24). Aber das zu akzeptieren und im Glauben anzunehmen, fällt dem stolzen Herzen des Menschen überaus schwer.

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Saul trifft mit Samuel zusammen

Die Mädchen, die aus der Stadt herauskommen, um Wasser zu schöpfen, können Saul und seinem Knaben eine gute Antwort geben. Samuel ist an jenem Tag in die Stadt gekommen. Sie würden ihn direkt treffen. Alles klappt wunderbar.

Diese Mädchen sind ein Bild von freudigen Zeugen für den Herrn Jesus. Möchten wir ihnen nacheifern.

  1. Sie schöpften das Wasser, was auf das Wasser des Lebens hinweist, das uns erfrischt.
  2. Sie kennen den Mann Gottes sehr gut. Sie wissen, wo er ist, was er macht und was er vorhat. Wie gut kennen wir den Herrn Jesus?
  3. Wenn sie nach dem Mann Gottes gefragt werden, freuen sie sich, von ihm zu reden. Möchten auch wir unseren Herrn und Heiland freudig bekennen.
  4. Sie weisen den Weg zu ihm. So dürfen auch wir Wegweiser zum Herrn Jesus und zum Himmel sein.

Der Herr hatte Samuel gesagt: «Setze einen König über sie ein» (1. Samuel 8,22). Nun zeigt Er seinem Diener, welchen Mann er zum Fürsten über das Volk Israel salben soll. Er informiert Samuel einen Tag zuvor über das Eintreffen von Saul, einem Mann aus Benjamin.

Obwohl Gott sagen muss: «Sie haben mich verworfen» (1. Samuel 8,7), zieht Er seine Gnade nicht zurück. Er spricht von meinem Volk. Und der König, den das Volk verlangte, sollte die Menschen, die unter der Bedrückung der Philister litten und dieserhalb zum Herrn schrien, aus der Hand der Feinde retten. Wie gross ist Gottes Liebe zu seinem Volk (5. Mose 7,7.8)!

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Saul isst mit Samuel

Im Tor der Stadt trifft Saul auf Samuel. Er weiss nicht, wer dieser Mann ist und fragt ihn nach dem Seher. Samuel, der wohl weiss, wen er vor sich hat, antwortet nicht nur: «Ich bin der Seher.» Er ladet Saul zum Opferfest ein und erklärt ihm: «Morgen werde ich dich entlassen; und alles, was in deinem Herzen ist, werde ich dir kundtun.» Trug wohl Saul den geheimen Wunsch im Herzen, König zu werden? Weiter beruhigt Samuel den Sohn von Kis über die verirrten Eselinnen: «Sie sind gefunden.»

Die Antwort Sauls zeugt von einem edlen Charakter und von menschlicher Demut. Doch auf eine Herzensbeziehung zu Gott lassen seine Worte nicht schliessen. Saul nahm einen Ehrenplatz unter den 30 Geladenen ein, ohne dass diese wussten warum.

Der Schlusssatz von Vers 24 und Vers 25 deuten auf den Anfang einer Beziehung zwischen Samuel und Saul hin. Sie dauerte lange, verlief jedoch nicht sehr glücklich. Es war für Samuel ein grosser Schmerz, dass der erste König in Israel auf einem Weg des Eigenwillens verharrte, sodass Gott ihn verwerfen musste (1. Samuel 15,35; 16,1).

Am nächsten Morgen wurde Saul früh geweckt. Samuel wollte ihn ein Stück weit begleiten. Als sie die Stadt hinter sich hatten und der Begleiter Sauls vorausgeschickt worden war, sprach Samuel das bemerkenswerte Wort zu Saul: «Du aber steh jetzt still, dass ich dich das Wort Gottes hören lasse.» Wie wichtig ist dies auch für uns! Möchten wir vor jeder Entscheidung zuerst auf Gottes Wort hören.

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Samuel salbt Saul zum König

Saul wurde aus einer Ölflasche zum König gesalbt. Als Samuel David zum König salben sollte, sagte der Herr zu ihm: «Fülle dein Horn mit Öl.» Die Flasche ist zerbrechlich, und so zerbrach auch das Königtum Sauls. Das Horn hingegen spricht von Bestand. Als der Engel Gabriel die Geburt von Jesus Christus, dem wahren Sohn Davids, ankündigte, sagte er zu Maria: «Der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines Vaters David geben … und sein Reich wird kein Ende haben.»

Was der Prophet für den Heimweg von Saul voraussagte, sollte diesem beweisen, dass Samuel wirklich ein Mann Gottes war und das Wort des Herrn weitergab. Die vorausgesagten Ereignisse waren aber auch eine Bestätigung für Saul, dass das Wort Samuels eintreffen und er König werden würde.

König über das Volk Gottes zu werden und zu sein, war eine grosse Ehre und ein grosses Vorrecht. Doch die Königswürde brachte auch eine sehr grosse Verantwortung mit sich. Ob Saul dieser auch nachkommen wird? Auf jeden Fall sagte Samuel: «Gott ist mit dir», und fügte dann einen Test an, durch den der Glaube Sauls erprobt werden sollte.

Gott kann nur mit dem sein, der auch sein Vertrauen auf Ihn setzt. Er kann sich unmöglich zu jemand bekennen, der im Eigenwillen seinen Weg geht und nicht bereit ist, auf Ihn zu warten und seine Anweisungen zu befolgen. «Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme, und ich werde dir mitteilen, was du tun sollst.» Würde Saul diesen Test bestehen?

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Die drei Zeichen treffen ein

Als sich Samuel und Saul trennten und der frisch gesalbte König mit seinem Knaben auf dem Weg nach Hause weiterzog, traf alles ein, wie Samuel es vorausgesagt hatte. Eine Bestätigung des Wortes des Herrn!

Was bedeutet der Ausdruck in Vers 9: «Da verwandelte Gott sein Herz.»? Durch diese Veränderung, die Gott bewirkte, befähigte Er ihn, als König zu regieren. Das bedeutet aber nicht, dass Saul neues Leben empfangen hätte. Eine geistliche Veränderung ist im Leben Sauls nicht zu erkennen. Vielmehr heisst es, dass er wegen seiner Treulosigkeit starb, ohne Vergebung (1. Chronika 10,13.14).

Als ihnen die Schar der Propheten entgegenkam, geriet der Geist Gottes tatsächlich über Saul, aber nur für eine begrenzte Zeit (Vers 13). Doch die Veränderung, die sich in jenen Augenblicken zeigte, war für die, die ihn von früher kannten, verblüffend. So kannten sie Saul nicht. Er scheint allem Göttlichen fremd gegenüber gewesen zu sein. Sein Leben muss völlig losgelöst von Gott verlaufen sein. Anders kann man sich die ungläubig tönende Frage: «Ist auch Saul unter den Propheten?» nicht erklären.

Das Neue Testament erwähnt in Hebräer 6,4 Menschen, die «geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des Heiligen Geistes» und doch kein Leben aus Gott hatten. Sie kamen unter den Einfluss des Christentums, genossen seine Vorrechte, glaubten aber nie persönlich an Christus.

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Saul wird König

Nun sollte der König, den Gott bestimmt und den Samuel gesalbt hatte, dem Volk vorgestellt werden. Zu diesem Zweck berief Samuel die Menschen aus Israel nach Mizpa. In der Nähe jenes Ortes stand der Stein Eben-Eser, der von der beständigen Treue Gottes für das Volk zeugte (1. Samuel 7,12). Jetzt wurde dieser Ort zum Zeugen für ihre Verwerfung des treuen Gottes. Noch einmal hielt Samuel durch das Wort des Herrn dem Volk seine Untreue vor: «Ihr aber habt heute euren Gott verworfen, der euch aus all eurem Unglück und euren Drangsalen gerettet hat.»

Dann wurde der König durch das Los bestimmt. Im Alten Testament war das Losen vor dem Herrn der Weg, um seinen Willen zu erfahren (Sprüche 16,33). Im Christentum tut Gott seinen Willen durch sein geschriebenes Wort und durch den Heiligen Geist kund. Vor Beginn unserer Zeitperiode wurde das Los ein letztes Mal für die Wahl des zwölften Apostels anstelle von Judas Iskariot benutzt (Apostelgeschichte 1,26).

Das Los fällt auf Saul, den Sohn des Kis, aus Benjamin. Warum versteckte er sich? Wollte er seine Demut zeigen? Die Bibel teilt uns den Grund nicht mit. Die Freude über den König, den der Herr erwählt hat, ist gross, denn er ist wirklich eine imponierende Persönlichkeit.

Samuel schrieb das Recht des Königtums in ein Buch. Es beinhaltete wohl die Worte aus Kapitel 8,11-17. Vielleicht hat er auch noch den Text aus 5. Mose 17,14-20 dazu geschrieben.

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Der Angriff der Ammoniter

Obwohl Israel nun einen König hatte, änderte sich vorläufig noch nichts. Das ganze Volk und auch Saul gingen nach Hause und lebten weiter wie bisher (1. Samuel 10,26). Dann aber wurde Jabes-Gilead, eine Stadt auf der Ostseite des Jordan – sie lag vermutlich im Stammesgebiet von Gad –, von den Ammonitern angegriffen und belagert.

Angesichts dieser Bedrohung waren die Bewohner von Jabes bereit, mit dem Feind einen Bund zu schliessen. Wie traurig! Wo blieb das Vertrauen auf ihren Gott?

Als die Belagerer jedoch übermässige Forderungen stellten und eine Schmach auf das ganze Volk Israel bringen wollten, erbaten sich die Führer von Jabes eine siebentägige Schonfrist. In dieser Zeit wollten sie sehen, ob ihnen nicht irgendjemand aus Israel zu Hilfe käme.

Jetzt war der neue König gefordert, und er reagierte sofort. Er weinte nicht mit dem Volk, sondern handelte in der Energie des Geistes Gottes, der für diese Tat über ihn gekommen war. Aber zeugten solche Drohungen, die das Volk in Schrecken versetzten, von einer weisen Regierung? Der Befehl entsprang dem menschlichen Zorn dieses Mannes.

Um seinen Worten zusätzliches Gewicht zu geben, verband er seinen Namen mit dem Namen Samuels, von dem er wusste, dass das Volk ihn schätzte. Daraufhin zog Israel aus wie ein Mann. Ein Heer von 330 000 Mann war in Kürze beisammen.

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Saul besiegt die Feinde

Die Boten aus Jabes brachten eine gute Botschaft zurück, sodass sich die eingeschlossenen Bewohner freuten und neuen Mut schöpften. Durch einen taktisch klugen Überraschungsangriff in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages errang Saul einen Sieg über Ammon.

Der militärische Erfolg des neuen Königs beeindruckte das Volk. Nun wollten sie jene bestrafen, die sich in Mizpa verächtlich über den neuen König geäussert hatten. Aber Saul, der die Rettung an jenem Tag Gott zuschrieb, liess nicht zu, dass Rache geübt wurde.

Bemerkenswert ist, dass in Vers 12 das Volk zu Samuel kam und dass er die Menschen aufforderte, nach Gilgal zu gehen, um das Königtum zu erneuern. Das bedeutet, dass der Prophet, der die Verbindung zwischen Gott und dem Volk darstellte, die höchste moralische Autorität war.

Aus dem Buch Josua lernen wir, dass Gilgal der Ort des Selbstgerichts und des Urteils über das Fleisch in uns ist (Josua 4,19.20; 5,2-9). Die Friedensopfer, die sie dort schlachteten, reden von der Gemeinschaft mit Gott und untereinander, denn von diesem Opfer bekam sowohl Gott als auch der Priester und der Opfernde und jeder Reine in Israel seinen Teil. Friedensopfer in Gilgal bedeuten: Wahre Gemeinschaft mit Gott ist nur nach vorausgegangenem Selbstgericht möglich. Ob Saul dies damals erfasste?

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Ein treuer Mann

Samuel war der letzte Richter. Aber er war auch Prophet, und zwar im Sinn eines Mittlers zwischen Gott und dem Volk, wie es in der Folge die übrigen Propheten unter den Königen in Israel und Juda waren. Jetzt stand ein König an der Spitze des Volkes. Das Richteramt Samuels war zu Ende. Nun hält er seine Abschiedsrede als Richter, während er weiter als Prophet Gottes unter dem Volk lebt.

Wie schön sind die Worte von Vers 2 im Blick auf seine Söhne! Früher hatte er sie, ohne den Herrn zu fragen, als Richter über Israel eingesetzt (1. Samuel 8,1). Er hat seinen Fehler vor Gott eingesehen und korrigiert, denn jetzt sagt er: «Meine Söhne, siehe, sie sind bei euch.»

Samuel hatte ein gutes Gewissen vor Gott und Menschen (vergleiche Apostelgeschichte 24,16). Er hatte niemand übervorteilt und seine amtliche Autorität als Richter in keiner Weise missbraucht. Auf seine diesbezügliche Frage an das Volk stellten sie ihm ein gutes Zeugnis vor Gott aus. Dieses korrekte Verhalten gab nicht nur seiner amtlichen Autorität das nötige Gewicht. Dadurch wurde er auch zu einer sittlichen Autorität.

So ist es heute noch. Wenn der Herr einen Gläubigen in einen bestimmten Dienst ruft, z.‍ ‍B. als Evangelist oder als Lehrer, der das Wort verkündigt, dann ist es überaus wichtig, dass er sich in den täglichen Umständen richtig verhält. Erst sein Verhalten gibt seinen Worten das nötige Gewicht.

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Ein klarer Rückblick

In der Fortsetzung seiner Abschiedsrede als Richter nimmt Samuel nun das Wort für Gott. Er erinnert das Volk an die wunderbare Errettung aus Ägypten unter Mose und Aaron. Aber er spricht auch von ihrem Abweichen vom Herrn, nachdem sie ins verheissene Land gekommen waren.

Doch Gott in seiner Barmherzigkeit liess nicht nur zu, dass die Feinde sie bedrückten. Sobald sie sich demütigten und zu Ihm um Hilfe schrien, sandte Er ihnen Richter, die sie aus der Hand ihrer Feinde erretteten.

Drei Feinde werden besonders erwähnt: Sisera, der Heeroberste von Hazor, die Philister und der König von Moab. Diese drei symbolisieren die drei Feinde, mit denen wir es als Glaubende zu tun haben: Satan (Sisera), die Sünde in uns (die Philister) und die Welt (Moab). Doch der Herr will uns helfen, ein sieghaftes Christenleben zu führen. Dem Teufel müssen wir widerstehen, der Sünde sollen wir uns für tot halten und wenn die Versuchung von aussen an uns herantritt, gilt es zu fliehen (Jakobus 4,7; 1. Petrus 5,8.9; Römer 6,11; 1. Korinther 6,18; 1. Timotheus 6,11; 2. Timotheus 2,22).

Als die Bedrohung durch Nahas, den König der Ammoniter, auftauchte, hätten sie an Gottes Rettungen denken und ganz auf Ihn vertrauen sollen. Doch es fehlte ihnen an Gottvertrauen, und so forderten sie einen König, den Gott ihnen auch gab. Doch sowohl der König als auch das Volk wahren verantwortlich, dem Herrn nachzufolgen.

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Ein letzter Appell

Die ernsten Worte Samuels, die er in seiner Abschiedsrede als Richter dem Volk mitteilte, fanden die Bestätigung Gottes. Das geschah durch den Donner und den Regen, den Gott auf das Gebet Samuels hin gab (vergleiche Markus 16,20).

Diese Zeichen bewirkten, dass die Worte Samuels das Gewissen der Menschen wirklich erreichten. Nun fürchteten sie sich vor dem Herrn, weil ihnen ihre Sünde – die Forderung nach einem König – bewusst wurde. Daraufhin konnte Samuel sie wohl mit einem «Fürchtet euch nicht!» beruhigen. Doch die Sache selbst war nicht mehr rückgängig zu machen. Das Einzige, wozu das Volk jetzt aufgefordert wurde, war, auf dem gottgemässen Weg dem Herrn nachzufolgen und Ihm mit ganzem Herzen zu dienen.

Wie sehr kam Gott ihnen in der neuen Situation entgegen! Er würde sein Volk nicht verlassen (Vers 22). Das ist seine Gnade. Samuel wollte als Prophet niemals aufhören, für sie zu bitten. Wie wertvoll war die Fürbitte eines solchen Mannes Gottes! Zudem wollte er sie den guten und richtigen Weg lehren. Sie hatten also das Wort Gottes als Wegweisung.

Die letzten Verse des Kapitels zeigen die geheime Sorge des Propheten. Aufgrund der negativen Erfahrungen, die er schon mit dem Volk gemacht hatte, warnte er sie: «Wenn ihr aber dennoch Böses tut, so werdet sowohl ihr als auch euer König weggerafft werden.»

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Die Philister greifen an

Nun ist Saul als König etabliert. Nach dem Sieg über Nahas behält er eine persönliche Garde von 3000 Mann für sich. Die übrigen Soldaten werden nach Hause entlassen. Rein zahlenmässig gesehen ist diese Garde reichlich gross für den persönlichen Schutz des Königs, aber viel zu klein, um den Feind zu schlagen.

Jonathan, der Sohn Sauls, hat im Gegensatz zu seinem Vater einen echten Glauben. Das wird im nächsten Kapitel noch deutlicher erkennbar. Doch auch hier sehen wir, wie er mit einer begrenzten Zahl Soldaten im Glauben gegen den Feind vorgeht, der sich im Land befindet, und einen Sieg erringt.

Saul, der keinen Glauben hat, versucht den Erfolg seines Sohnes zu seinem Vorteil auszunützen. Auf einmal heisst es: «Saul hat die Aufstellung der Philister geschlagen.» Ohne Gott zu fragen, ohne Gebet versucht der ungläubige Saul den Kampf gegen die Philister aufzunehmen. Es wird ein Misserfolg.

Angesichts des riesigen Heeres, das die Feinde auf die Beine stellen, bekommen es die Israeliten, die ohne Glauben einem König folgen wollen, der ebenfalls kein Gottvertrauen hat, mit der Angst zu tun. Sie verstecken sich vor dem Feind.

Und Saul? Er ist in Gilgal mit einem zitternden Volk, von dem schliesslich noch 600 Mann übrig bleiben (Verse 7.15). Dort muss er auf Samuel warten, der kommen und ihm mitteilen würde, was er tun soll. Wird er den Test bestehen?

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Saul kann nicht warten

Menschlich gesehen war die Lage für Saul nicht einfach: Das Volk lief ihm davon und das Heer der Philister stand zum Angreifen bereit. Aber Gott lässt manchmal solch extreme Situationen zu, bei denen jede Hoffnung auf menschliche Stützen schwindet. Er möchte dadurch unser Gottvertrauen wecken und unseren Glauben dahin führen, sich auf Ihn, den unsichtbaren Gott, und auf sein Wort zu stützen. «Es ist gut, dass man still warte auf die Rettung des Herrn» (Klagelieder 3,26).

Doch Saul kann nicht warten. Er verliert die Geduld und begeht eine Sünde. Er, der weder Priester noch Levit ist, nimmt das Opfern vor. Nachdem er das Brandopfer geopfert hat, erscheint Samuel. Als ob nichts geschehen wäre, geht Saul ihm entgegen, um ihn zu begrüssen. Der König hat in der von Gott bewirkten Erprobung völlig versagt.

Die Entschuldigungen, mit denen er sein Tun rechtfertigen möchte, gelten vor Gott nicht. Sein Ungehorsam besiegelt sein Königtum. Ja, so ernst beurteilt Gott den Ungehorsam gegenüber seinen Geboten. Ist uns das immer bewusst?

Der Nachfolger Sauls als König über Israel wird ein Mann nach dem Herzen Gottes sein, im Gegensatz zu Saul, der den Vorstellungen der Menschen entsprach, aber ungläubig war. Dann trennten sich die Wege von Samuel und Saul wieder. Wie schwer muss es für den Propheten gewesen sein, die negative Entwicklung im Leben Sauls zu sehen!

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Eine traurige Situation in Israel

Saul gibt uns in seiner Geschichte bis zu diesem Punkt das Bild eines Mannes, bei dem nichts auf einen echten Glauben hindeutet. Bei ihm hat die alte Natur die Oberhand, denn er hat keine andere. Ihm fehlt das Unterscheidungsvermögen. Er handelt in Unabhängigkeit von Gott, und das führt schliesslich zu Ungehorsam gegenüber den klaren Geboten Gottes.

Und das Volk? Unter einem solchen Führer konnte es den Menschen nicht gut gehen. So sehen wir, wie die Philister die Oberhand gewannen. Ihre Vernichtungszüge bewegten sich in alle Richtungen, sodass sie schliesslich das ganze Land Israel im Griff hatten. Zudem sorgten sie dafür, dass es im ganzen Gebiet von Israel keinen Schmied mehr gab. Eine erneute Aufrüstung und Bewaffnung war damit unterbunden. Welch eine raffinierte Taktik des Feindes!

Bis heute wirkt der Teufel in dieser Richtung. Denken wir z.‍ ‍B. an das Mittelalter. Da brachte er es fertig, dass es nur noch in den Klöstern Bibeln gab. Dem Volk war das Schwert des Geistes weggenommen worden. Und heute gehen seine Bestrebungen dahin, das geschriebene Wort Gottes abzuschwächen, zu verwässern und auszuhöhlen, bis es keine Kraft mehr hat und die Herzen und Gewissen unberührt lässt.

Lassen wir uns das reine, untrügliche Wort Gottes nicht nehmen! Halten wir es fest! Wie? Indem wir uns auf eine möglichst grundtextgenaue Übersetzung stützen.

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Jonathan besiegt die Philister

Während Saul sich mit dieser demütigenden Situation abzufinden scheint, dachte sein Sohn Jonathan anders. Für ihn waren die Philister die Feinde des Volkes Gottes, die es im Glauben zu überwinden galt. Und wenn er und sein Waffenträger die einzigen waren, die sich auf Gott stützten und auf Ihn vertrauten, dann wollten sie es eben allein wagen. Hätte er seinem ungläubigen Vater von seinem Vorhaben erzählt, dann hätte ihm dieser abgeraten, so etwas Gewagtes zu unternehmen.

Wenn wir an die damalige Situation denken, dann hatte der Feind alle Vorteile auf seiner Seite. Die Philister befanden sich in der Höhe; sie waren gut bewaffnet und zahlreich. Aber Jonathan und sein Waffenträger stützten sich auf den Herrn. Sie waren überzeugt, dass es für Ihn keinen Unterschied machte, durch viele oder durch wenige zu retten. Der Glaube schaut einfach auf Gott.

Dann suchten sie den Willen des Herrn zu erfahren, denn sie wussten noch nicht genau, wie sie nach seinen Gedanken vorgehen sollten. Sobald sie jedoch vom Weg des Herrn überzeugt waren, zogen sie im festen Glauben los: «Steige hinauf, mir nach; denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben.»

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Gott gibt eine wunderbare Rettung

Aus diesen Versen wollen wir uns zwei Punkte merken. Der erste betrifft König Saul. Nachdem seine Wächter im Lager der Philister eine grosse Unruhe und ein Durcheinander feststellten, liess der König untersuchen, wer von seinen Soldaten fehlte. Jonathan und sein Waffenträger wurden vermisst. Was hatte dies zu bedeuten? Saul beschloss, Gott zu fragen. Aber während er mit dem Priester redete, verstärkte sich das Getümmel im Lager der Philister. Nun änderte Saul seine Meinung. Eine Antwort von Gott schien überflüssig zu sein. Er meinte, die Situation hätte sich geklärt, und es sei jetzt wichtig, so schnell wie möglich den Feind zu verfolgen. Saul hatte tatsächlich keine Beziehung zu Gott und suchte sie auch nicht wirklich.

In diesem Abschnitt sehen wir aber auch die Ergebnisse des Glaubens von Jonathan und seinem Gefährten. Das ist der zweite Punkt, den wir nicht übersehen wollen. Sobald sich bei den Philistern eine Niederlage abzeichnete, hervorgerufen durch die mutige Tat Jonathans, verliessen die zum Feind übergelaufenen Israeliten ihren Platz und stellten sich auf die Seite ihres Volkes. Und all die furchtsamen Männer, die sich vor dem Feind versteckt hatten, kamen nun hervor und verfolgten die fliehenden Philister ebenfalls.

Ein mutiger Glaube wirkt auch heute ansteckend auf solche, die verzagt sind oder die es aufgegeben haben, für die Wahrheit Gottes einzustehen. Möchten wir unseren Mitchristen auf dem Glaubensweg ein Ansporn sein!

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Jonathan isst vom Honig

In Vers 24 finden wir den tragischen und folgenschweren Befehl eines egoistischen Königs. Saul auferlegte seinen Soldaten etwas völlig Unvernünftiges. Sie durften nichts essen, «bis ich mich an meinen Feinden gerächt habe». So lautete seine Begründung. Gesetzlichkeit und Selbstsucht behindern das Werk und den Sieg Gottes.

Die Verse 25 und 26 machen die Tragik der Lage deutlich. In seiner Gnade liess Gott sein Volk zur Stärkung Honig finden. Doch die Menschen fürchteten den Schwur des Königs und gingen an der Fürsorge Gottes vorbei.

Jonathan, der vom Befehl seines Vaters nichts wusste, aber ein Leben des Glaubens mit dem Herrn führte, ass von dem Honig und wurde neu belebt. Als er von der törichten Anordnung seines Vaters hörte, reagierte er entrüstet. Aber es schmerzte ihn auch, dass dem Feind nicht die Niederlage beigefügt werden konnte, die Gott eigentlich schenken wollte.

Noch schlimmer aber war die Folge des unsinnigen Befehls des Königs für das Volk: Weil die Menschen derart ausgehungert waren, fielen sie über die Beute her und assen das Fleisch mit dem Blut. Der König hatte das Volk zur Sünde verleitet (1. Mose 9,4).

Der 35. Vers erinnert an Vers 18. Der religiöse Saul wollte wieder einen Anfang mit Gott machen. Doch es blieb erneut ein Anfang, der im Sand verlief. Es gab in seinem Leben nie eine ganze Entscheidung für Gott.

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Das Volk rettet Jonathan

Bevor Saul die Philister weiterverfolgte, sollte Gott befragt werden. Doch Er gab dem König keine Antwort. Wie hätte der Herr antworten können, wo doch so vieles ungeregelt war? Der König hatte einen törichten Befehl gegeben. Das Volk hatte Blut gegessen. Weder die eine noch die andere Sünde war vor Gott eingesehen und bekannt worden.

Wie reagierte Saul auf das Schweigen Gottes? Er dachte nur an die Übertretung seines Befehls und verdächtigte wohl bereits seinen Sohn (Vers 39). Gott bewirkte, dass das Los auf Jonathan fiel. Sollte dieser treue Glaubensmann nun sterben? Saul zeigte überhaupt keine Einsicht über seine eigene Schuld. Er hätte Jonathan umgebracht, wenn das Volk nicht Partei für den Sohn des Königs ergriffen hätte. Das Volk hatte mehr Einsicht als der ungläubige König. Sie sagten von Jonathan: «Er hat mit Gott gehandelt an diesem Tag.» Dafür hatte er wirklich nicht den Tod verdient!

In den Schlussversen 47-52 haben wir eine Zusammenfassung des Königtums von Saul. Mit Vers 52 endet die Geschichte seiner Regierung. Das nächste Kapitel beschreibt eine Sache im Detail, die in Vers 48 kurz angetönt wird: sein militärisches Vorgehen gegen Amalek. Mit dieser Erzählung als Anhang zur Zusammenfassung des Königtums wird gezeigt, dass Saul auch den letzten Test von Gott nicht bestanden hat und darum von Ihm endgültig als König über Israel verworfen wurde.

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Der Kampf gegen Amalek

Der von Gott bestimmte und durch Samuel gesalbte König bekommt einen klaren Auftrag. Er soll die Amalekiter schlagen und völlig ausrotten. Dieses Volk hatte Israel einst in der Wüste angegriffen, besonders die Schwachen unter ihnen. Nachdem Josua Amalek siegreich bekämpft hatte, redete der Herr bereits von einer Vernichtung dieses Volkes (2. Mose 17,14; 4. Mose 24,20; 5. Mose 25,17-19).

Amalek ist ein Bild von Satan, der durch das Fleisch (die alte Natur) in uns wirkt, um dem Geist zu widerstehen. Das Neue Testament zeigt uns, dass es im Gläubigen kein friedliches Nebeneinander vom Fleisch (der alten Natur) und dem Geist gibt (Galater 5,17). Wir werden aufgefordert, gegen alle Auswüchse der alten Natur radikal vorzugehen (Kolosser 3,5-11). Das wird uns in dieser Begebenheit bildlich vorgestellt.

Obwohl der Auftrag klar war, führte ihn Saul nicht konsequent aus. Er nahm den König der Amalekiter lebend gefangen. Das war die Sünde des Königs. Weil er mit dem schlechten Beispiel voranging, verwundert es nicht, dass auch das Volk ungehorsam war. Sie wollten das Beste vom Vieh nicht verbannen.

Wie ernst redet dies zu uns! Obwohl das Neue Testament sagt: «Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind», stehen wir in Gefahr, gewisse Neigungen der alten Natur zu tolerieren. Kommt es nicht vor, dass wir gegen gewisse «Lieblingssünden» in unserem Leben nicht so radikal vorgehen, wie wir eigentlich sollten? (Römer 13,14).

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Gehorchen ist besser als Schlachtopfer

Gott konnte diesen Ungehorsam des Königs nicht tolerieren. Wenn Er zu Samuel sagte: «Es reut mich, dass ich Saul zum König gemacht habe», dann bedeutet das nicht, dass Gott seine Meinung änderte (vergleiche Vers 29). Diese Aussage drückt vielmehr die Trauer Gottes über den Ungehorsam des gesalbten Königs aus. Wenn es heisst: «Er hat meine Worte nicht erfüllt», dann wird klar, dass vor Gott ein halber Gehorsam ein ganzer Ungehorsam ist.

Samuel ist so erschüttert, dass er die ganze Nacht zu Gott schreit. Doch dann steht er auf, um dem fehlbaren König entgegenzutreten und ihm das Urteil des Herrn mitzuteilen.

Und Saul? Nachdem er zu seinem eigenen Ruhm ein Denkmal aufgestellt hat, begegnet er Samuel mit einem frommen Gruss und den Worten: «Ich habe das Wort des Herrn erfüllt.» Auf die Frage Samuels bezüglich der lebenden Tiere schiebt er die Schuld dem Volk zu. Er will die Sache beschönigen, indem er von Opfern für Gott spricht.

Nun teilt Samuel ihm die ernsten Worte des Herrn mit. Doch Saul pocht immer noch auf seinen Gehorsam und schiebt dem Volk die Schuld zu. Aber Gottes Urteil lautet: «Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, so hat er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst.» – Die Verse 22 und 23 wollen wir auch auf unsere Gewissen wirken lassen. Gott schätzt den Gehorsam der Seinen über alles, aber Er verurteilt jeden Eigenwillen. Wir können Ihn niemals mit Opfern beschwichtigen, wenn wir nicht gehorchen wollen.

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Kein aufrichtiges Bekenntnis

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe Saul seine Sünde eingesehen. Betrachtet man aber die Sache etwas genauer, dann wird klar, dass Saul erst unter dem Druck der Umstände seine Sünde bekannte. Als er realisierte, welch weitreichende Folgen sein Ungehorsam hatte, sagte er: «Ich habe gesündigt.» Aber er hängte dem Bekenntnis noch eine Entschuldigung an, um seine Schuld abzuschwächen. So etwas gilt vor Gott nicht. Weiter bat er Samuel, mit ihm umzukehren, um anzubeten. Doch jetzt ging es nicht um Anbetung, sondern um das Ordnen der Schuld vor Gott. Das ist aber nur durch ein aufrichtiges, schonungsloses Bekenntnis möglich, nicht durch Worte, wie Saul sie äusserte.

In Vers 30 macht Saul nochmals einen Versuch und wiederholt: «Ich habe gesündigt.» Doch es wird klar, dass er mit seinem Bekenntnis der Strafe entgehen wollte und die Folgen seines Fehltritts zu mindern suchte. Ein solches Bekenntnis ist vor Gott wertlos. Ebenso nutzlos war die Anbetung Sauls in Vers 31. Wie kann man anbeten, wenn ungerichtete Schuld vorliegt? Das akzeptiert Gott nicht.

Das Gericht über den König der Amalekiter, das Saul hätte ausführen müssen, vollstreckte nun Samuel. Dann trennten sich die Wege des Propheten und des Königs endgültig. So weit wird es immer kommen, wenn der eine Gottes Willen tun möchte und der andere dem eigenen Willen folgen will. Für Samuel war es ein tiefer Schmerz, dass Gott so handeln musste. Er trauerte mit dem Herrn über den ungehorsamen König.

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