Jesus Christus ist der treue Zeuge
Die sieben Versammlungen, an die sich Johannes in Vers 4 richtet, bestanden damals tatsächlich in der römischen Provinz Asien, im Westen der heutigen Türkei. Doch Gott benutzte diese örtlichen Versammlungen und ihren geistlichen Zustand, um uns durch sie ein prophetisches Bild der gesamten Zeit des christlichen Zeugnisses unter dem Blickwinkel der menschlichen Verantwortung zu geben (Offenbarung 2 und 3).
Als prophetisches Buch gleicht die Offenbarung in manchen Stücken den prophetischen Büchern des Alten Testaments. So stellt sich Gott in Vers 4 nicht als Vater vor, wie Er sich uns offenbart hat, sondern als der ewig Seiende (Jahwe-Gott). Auch der Heilige Geist wird hier unter einem alttestamentlichen Aspekt gesehen. Vers 4 erinnert uns deshalb an Jesaja 11,2, wo wir die siebenfache Entfaltung des Geistes Gottes im Zusammenhang mit der Herrschaft, der Person und dem Reich des Messias finden. Der Herr Jesus wird als das vorgestellt, was Er einst war, was Er jetzt ist und was Er einmal sein wird.
In der Mitte von Vers 5 wird der Gedankengang des Buches unterbrochen und die Stimme gläubiger Christen wird gehört. Sie drücken aus, was Jesus Christus für ihr Herz bedeutet.
Unser Heiland wird zum Gericht kommen und dann von allen gesehen werden, auch von denen, die Ihn durchstochen haben. In Vers 8 spricht Gott, der Allmächtige, der alle seine Pläne mit dieser Erde erfüllen wird. Er drückt von Anfang an sein Siegel auf dieses Buch.
Der Herr als Richter
Der Apostel Johannes war um seines Glaubens willen auf die Insel Patmos verbannt worden. Dort bekam er an einem Sonntag – es ist der dem Herrn gehörende Tag – den göttlichen Auftrag, das, was er sehen würde, in ein Buch zu schreiben und an die sieben genannten Versammlungen zu senden.
Das Erste, was er sah, waren sieben goldene Leuchter – ein Bild der sieben erwähnten Versammlungen (Vers 20) – und den Sohn des Menschen (Jesus Christus) in der Gestalt eines Richters. Als solcher prüft Er den Zustand der einzelnen Versammlungen.
Diese Verse zeigen uns eine dreifache Herrlichkeit von Christus:
- Das Gewand, der Gürtel und das Haar weisen auf das hin, was Er persönlich ist.
- In seinen Augen, seinen Füssen und seiner Stimme erkennen wir seine Beziehung zu den Versammlungen.
- Seine rechte Hand, sein Mund und sein leuchtendes Angesicht deuten auf seine amtliche Würde hin.
In dieser Weise kannte Johannes den Herrn Jesus noch nicht. Darum erschrak er, als er Ihn sah. Doch der Herr ermunterte seinen Jünger: «Fürchte dich nicht.» Er ist der Sohn Gottes, der einst sein Leben gegeben hat, aber als der Auferstandene die Schlüssel des Todes und des Hades besitzt. Vers 19 gibt uns eine Grobeinteilung der Offenbarung:
- «Was du gesehen hast» (Kapitel 1);
- «was ist» (Kapitel 2 – 3);
- «was nach diesem geschehen wird» (Kapitel 4 – 22).
Übersicht über die sieben Sendschreiben
In den Kapiteln 2 und 3 richtet der Herr ein persönliches Wort an jede der sieben Versammlungen, die damals in Kleinasien existierten und die Empfänger der Offenbarung waren. Mit diesen sieben Mitteilungen zeichnet der Geist Gottes ein prophetisches Bild der christlichen Zeit:
Ephesus
Als der göttliche Richter und Beurteiler hält der Herr Jesus sieben Sterne in seiner Hand. Es sind die «Engel – d.h. die Repräsentanten – der Versammlung». Sie waren in besonderer Weise für den geistlichen Zustand der jeweiligen Versammlung verantwortlich. An sie werden diese Sendschreiben adressiert.
Dass die Versammlungen unter dem Symbol von Leuchtern gesehen werden, weist auf ihre Verantwortung hin.
Die Versammlung in Ephesus redet prophetisch von der Zeit des christlichen Zeugnisses, die auf den Heimgang der Apostel folgte. In jener frühen Zeit der Kirchengeschichte gab es noch vieles, was der Herr anerkennen konnte. Die Gläubigen zeichneten sich durch Arbeit und Ausharren im Dienst für Ihn aus. Sie widerstanden dem Bösen, das in die Versammlung eindringen wollte.
Was der Herr aber zu beklagen hatte, war der innere Zustand. Mit ihrer Herzensbeziehung zu Ihm stimmte es nicht mehr. Sie hatten ihre erste Liebe verlassen. Ihr Herz brannte nicht mehr für Ihn.
Doch der Herr in seiner Gnade zeigte ihnen den Weg zurück: «Tu Buße und tu die ersten Werke.» Er rief die Glaubenden zum Selbstgericht auf. Wie gern hätte Er wieder den ersten Platz in ihren Herzen eingenommen. Durch die Kraft des Heiligen Geistes wäre dies möglich gewesen. Aber der weitere Verlauf der Kirchengeschichte zeigt, dass nur wenige Ohren auf die Botschaft des Geistes hörten.
Smyrna und Pergamus
Gott liess zu, dass vor allem im zweiten Jahrhundert schwere Verfolgungen über die Christen hereinbrachen, und zwar von Seiten der Heiden. Durch diese Leiden – viele kamen ins Gefängnis, manche erlitten den Märtyrertod – sollten die Herzen der Glaubenden zum Herrn zurückgeführt werden.
In Smyrna sehen wir zudem, wie es Satan gelang, bei den Christen das Judentum einzuführen. Wie sehr wurde dadurch das wirkliche Christentum verdorben und zerstört! Der Herr nennt diese Gruppe von Menschen eine «Synagoge des Satans».
Auf die Zeit der Christenverfolgung folgte eine Wende. Das wird durch die Versammlung in Pergamus dargestellt. Kaiser Konstantin erklärte das Christentum als Staatsreligion. Nun fanden die Christen Schutz bei der Welt. Aber der Herr musste sagen: «Du wohnst dort, wo der Thron des Satans ist.»
Das Festhalten am Namen des Herrn und das Nichtverleugnen des Glaubens weisen wohl auf die Konzile in jener Zeit hin. Da wurden die Gottheit von Jesus Christus und die grossen Wahrheiten des christlichen Glaubens klar verteidigt.
Bileam steht für Menschen, die um des Geldes willen einen Dienst für Gott tun wollen. Nachdem die Kirche sich unter den Schutz der irdischen Macht gestellt hatte, entwickelte sich der Klerus. Aus dem Dienst für den Herrn wurde ein einträglicher Beruf. Diese «Diener» verbanden die Versammlung mit der Welt anstatt mit Christus, ihrem Bräutigam (2. Korinther 11,2.3).
Thyatira
Was der Sohn Gottes der Versammlung in Thyatira zu sagen hat, ist eine prophetische Beschreibung des Christentums während des Mittelalters. Im Blick auf die christliche Lehre herrschte Dunkelheit und Unwissenheit. Aber es gab auch in jener Zeit solche, die den Herrn Jesus liebten. Sie hatten zwar wenig Verständnis für die Gedanken Gottes, zeigten aber eine grosse Hingabe (Vers 19).
Die «Frau Jesabel» und ihr Tun deuten einerseits auf die Anmassung der sogenannten Kirche hin. Sie betrachtete sich als unfehlbar und als eine Art inspirierte Autorität. Anstatt sich der Autorität der Bibel unterzuordnen, begann sie zu lehren und Dogmen aufzustellen. Anderseits weist die Verführung Jesabels auf die schändliche Verbindung des Klerus mit der Welt hin. Die korrupte Welt-Kirche war zu einer festen Institution geworden. Der Herr musste sein Gericht ankündigen (Verse 22-23).
Bei den «Übrigen, die in Thyatira sind», geht es um die echten Gläubigen in jener Zeit. Der Herr spricht mit besonderer Zartheit von diesen Treuen, ohne Grosses von ihnen zu erwarten. Wir denken an die Waldenser und Albigenser und andere, die eine ähnliche Gesinnung hatten.
Den Überwindern verheisst der Herr nicht nur die Teilnahme an seiner Herrschaft über die Völker, sondern auch den Morgenstern. Das ist Er selbst, der kommen und die Seinen entrücken wird, bevor der Tag des Herrn anbricht.
Sardes
Der Versammlung in Sardes stellt sich der Herr in ähnlicher Weise vor wie der Versammlung in Ephesus (vergleiche Vers 1 mit Offenbarung 2,1). Durch die Reformation wirkte Gott ein neues Zeugnis. Doch der Protestantismus, der daraus hervorging, wurde zu einem toten Bekenntnis. Warum das? Obwohl die Bibel in jener Zeit in viele Sprachen übersetzt und unter die Leute gebracht wurde, richteten sich die Christen im Allgemeinen nicht nach ihren Anweisungen.
Auch hier ruft der Herr zur Buße auf. Zudem spricht Er warnend von seinem Kommen. Das Bild eines Diebes, das Er dabei gebraucht, passt aber nicht für die Seinen, die Ihn freudig erwarten. Das trifft für die Welt und jene Christen zu, die sich mit ihr verbunden haben und mit ihr gemeinsame Sache machen. Die Versammlung in Sardes hatte aufgehört, den Herrn zu erwarten. Sie freute sich nicht mehr auf Ihn, der all die Seinen, die Er vollkommen liebt, zu sich nehmen wird.
Glücklicherweise gibt es in Sardes einen Überrest von treuen Glaubenden. Zu ihnen bekennt sich der Herr. Sie gehen bewusst mit Ihm voran, obwohl die Mehrheit der Christen, unter denen sie leben, nur ein Bekenntnis, aber kein Leben aus Gott haben. Die Namen dieser Treuen werden im Buch des Lebens aufbewahrt, und der Herr wird sie vor seinem Vater und seinen Engeln öffentlich bekennen.
Philadelphia
Vor etwa 200 Jahren hat der Herr in seiner Gnade noch einmal ein Zeugnis erweckt. Es trug die Kennzeichen, die wir bei Philadelphia finden. Diese Gläubigen, die wieder an der ganzen Wahrheit der Bibel festhalten und sie verwirklichen wollten, hatten eine kleine Kraft. Sie fielen in der Welt durch nichts Besonderes auf. Aber der Herr sah, dass sie seinen Namen nicht verleugneten, d.h. an allen Wahrheiten über seine Person festhielten. Er bekannte sich zu ihnen und schenkte ihnen eine geöffnete Tür, d.h. einen gangbaren Weg, um das zu verwirklichen, was sie in Gottes Wort fanden.
In Vers 10 macht der Herr diesen Glaubenden eine wichtige Zusage: Er würde sie vor der Stunde der Versuchung, d.h. vor der Drangsalszeit, bewahren. Wie? Indem Er vorher kommt, um all die Seinen zu sich zu entrücken. Dabei sichert Er ihnen zu: «Ich komme bald.» Er möchte, dass die frohe Hoffnung auf sein Wiederkommen wach bleibt.
Dem Überwinder in Philadelphia, der heute nur eine kleine Kraft hat, wird eine grosse Belohnung verheissen. Er wird an jenem Tag in Gottes Gegenwart eine «Säule» sein, d.h. vor aller Augen stark gemacht werden.
Die Zeugniszeit von Philadelphia ist heute vorbei. Wir leben in der letzten Periode vor dem Kommen des Herrn zur Entrückung. Doch bis Er kommt, dürfen wir die Gesinnung, die in Philadelphia beschrieben wird, verwirklichen. Der Herr helfe uns dabei.
Laodizea
Das letzte Sendschreiben richtet sich an die Versammlung Laodizea. Wir finden hier zunächst das, was unter der Verantwortung des Menschen aus dem entstanden ist, was Gott vor etwa 200 Jahren gewirkt hatte (Philadelphia).
Aber Laodizea beschreibt auch den Endzustand der Entwicklung des christlichen Zeugnisses auf der Erde, die mit dem Verlassen der ersten Liebe zu Christus begonnen hatte (Offenbarung 2,4).
Vers 15 illustriert eine völlige Gleichgültigkeit gegenüber Christus. Man kennt zwar die Bibel, man ist sogar stolz auf die erkannte Wahrheit über Gottes Gedanken (Vers 17). Aber das Wort Gottes hat keine Wirkung mehr auf Herz und Gewissen. Man lässt es am nötigen Selbstgericht und an der Gottesfurcht fehlen. Einen solchen Zustand verabscheut der Herr. Er ruft noch ein letztes Mal zur Buße und Umkehr auf. Doch Er steht bereits draussen.
Christus wird das christliche Zeugnis unter der Verantwortung von uns Menschen schliesslich aus seinem Mund ausspeien, d.h. verwerfen. Doch bis zum Schluss besteht die Möglichkeit der persönlichen Gemeinschaft des Gläubigen mit dem Herrn (Vers 20). Das lässt uns an das wiederholte «Du aber» oder «Du nun» im zweiten Brief an Timotheus denken (2. Timotheus 2,1; 3,10.14; 4,5).
Wer inmitten der Gleichgültigkeit und des geistlichen Hochmuts überwindet, wird am Tag der Herrlichkeit mit Christus regieren.
Gottes Thron im Himmel
Kapitel 4 beginnt mit: «Nach diesem sah ich …» Damit wird der dritte Hauptabschnitt der Offenbarung eingeführt (siehe Offenbarung 1,19). Es folgt das, was sich nach der Entrückung aller Erlösten, die die Versammlung oder Braut des Herrn Jesus bilden, ereignen wird.
Obwohl die Offenbarung uns die zukünftigen Wege Gottes mit dieser Erde zeigt, beginnt dieses Kapitel mit dem, was Johannes im Himmel sieht. Als Erstes erkennt er einen Thron. Es ist der Ort der höchsten Macht, von dem das Gericht ausgehen wird. Doch der Regenbogen um den Thron her spricht von Segen nach dem Gericht (1. Mose 9,12-17).
Wer sitzt auf diesem Thron? Es ist der heilige Gott, der als oberste Autorität und Schöpfer angebetet wird (Verse 10-11). Auf den 24 Thronen um den Thron Gottes her sitzen 24 Älteste. Sie sind ein Bild der verherrlichten Gläubigen des Alten und des Neuen Testaments. Nach der Entrückung befinden sie sich alle im Himmel. Ihre weissen Kleider und die goldenen Kronen deuten an, dass sie sowohl zu Priestern als auch zu einem Königtum gemacht sind (Offenbarung 5,10).
Die vier lebendigen Wesen beschreiben die Art und Weise, wie die göttlichen Gerichte ausgeführt werden:
- in Kraft (Löwe);
- unabänderlich und mit Ausdauer (Stierkalb);
- mit Weisheit (Mensch);
- schnell und plötzlich (Adler).
Dass sie ringsum und innen voller Augen sind, weist auf die Allwissenheit in der Regierung Gottes hin.
Der Löwe und das geschlachtete Lamm
Was ist das für ein Buch in der rechten Hand Dessen, der auf dem Thron sitzt? Es ist das Buch der Ratschlüsse Gottes mit der Erde. Unter der Herrschaft des Herrn Jesus sollen diese Pläne zum Segen der Menschen in Erfüllung gehen. Dieses Ziel wird jedoch nur auf dem Weg des Gerichts erreicht, denn bevor Christus regieren kann, muss die Erde von allem Bösen und jeder Gottlosigkeit gereinigt werden. Daher beinhaltet dieses Buch auch all die Gerichte, die der Friedensherrschaft des Herrn Jesus vorausgehen werden.
Wer ist in der Lage, dieses Buch zu öffnen und damit die darin aufgezeichneten Ereignisse herbeizuführen? Niemand ist dazu fähig und würdig. Das macht den Apostel sehr traurig. Doch er muss nicht lange weinen.
Die Ältesten besitzen von Gott gegebene Weisheit und Einsicht in seine Gedanken. Darum wissen sie, wer das Buch öffnen kann. Einer von ihnen tröstet Johannes mit dem Hinweis auf den Löwen aus dem Stamm Juda (1. Mose 49,8-10). Es ist Christus, der auch die Wurzel Davids, d.h. der göttliche Ursprung jenes Königs ist. So ist der Herr Jesus in seiner unwiderstehlichen Macht als Löwe aus Juda und als göttliche Person – die Wurzel Davids – der Einzige, der in der Lage ist, das Buch zu öffnen.
Aber Er ist auch würdig, dies zu tun, und zwar als das Lamm, wie wir in den nächsten Versen sehen werden.
Würdig ist das Lamm!
Nun sieht Johannes aber keinen Löwen, sondern ein Lamm im Zentrum der Macht stehen. Wie passt dies zusammen? Die gleiche Person, die als Löwe herrschen wird, hat zuvor als das Lamm gelitten. Weil unser Erlöser Jesus Christus überwunden hat, indem Er in den Tod ging, hat Er nun die Macht, als Überwinder das Buch zu öffnen. Als der Löwe ist Christus fähig und als das Lamm ist Er würdig, dies zu tun.
In dem Augenblick, da das Lamm das Buch nimmt, werfen sich alle – die lebendigen Wesen und die Ältesten – vor dem Lamm nieder. Sie singen ein neues Lied. Interessant ist, dass die verherrlichten Gläubigen (24 Älteste) in diesem Lied nicht ihre Erlösung, sondern die Würde Dessen hervorheben, der sie erkauft hat. Der ganze Himmel ist mit dem Lamm beschäftigt: «Du bist würdig – Du bist geschlachtet worden – Du hast für Gott erkauft – Du hast sie gemacht.»
Das neue Lied der Gläubigen im Himmel weckt das Lob der Engel, auch wenn sie nicht zur Schar der Erlösten gehören. Aber ihre Worte beschreiben die Würde des Lammes, denn nur Christus – Er allein – ist würdig, alle Macht, allen Reichtum, alle Weisheit, jede Stärke, alle Ehre, alle Herrlichkeit und jede Segnung zu empfangen.
Schliesslich vereinen sich alle Geschöpfe, um Gott und das Lamm zu loben. Aber es sind die Ältesten, von denen ausdrücklich gesagt wird, dass sie anbeteten.
Die ersten vier Siegel
Mit dem Öffnen der Siegel im Himmel beginnen auf der Erde die Gerichte. Man erkennt jedoch noch kein direktes Eingreifen Gottes. Es sind zunächst einleitende Gerichte, wie der Herr Jesus sie in seiner Rede in Matthäus 24,4-8 erwähnt hat.
Viermal sagt eines der vier lebendigen Wesen: «Komm!» Diese Aufforderung ist an vier Reiter auf unterschiedlichen Pferden gerichtet.
Nach dem ersten «Komm!» tritt ein siegreicher Reiter auf. Diese Symbolik deutet auf einen machtvollen Eroberer hin, der alles vor sich her wegfegen wird.
Auf das zweite «Komm!» erscheint ein feuerrotes Pferd. Die rote Farbe erinnert an Blut, das im Krieg vergossen wird. Der Reiter selbst bekommt den Auftrag, den Frieden von der Erde zu nehmen. Zudem wird ihm ein grosses Schwert gegeben. Alles deutet auf Bürgerkriege hin, in denen sich die Menschen gegenseitig umbringen.
Beim Öffnen des dritten Siegels sieht Johannes ein schwarzes Pferd. Die Waage in der Hand des Reiters und die Preise für Grundnahrungsmittel scheinen auf eine enorme Teuerung in Folge einer Hungersnot hinzuweisen.
Im Zug des vierten Pferdes, das auf das Öffnen des vierten Siegels folgt, kommt der Tod über einen grossen Teil der Menschheit. Ursache für dieses Sterben sind vier böse Gerichte Gottes, die bereits in Hesekiel 14,21 erwähnt werden: Schwert, Hunger, böse Tiere, Pest (= Tod).
Das fünfte und sechste Siegel
Beim Öffnen des fünften Siegels sieht Johannes unter dem Altar die Seelen der Gläubigen, die in der Zeit der ersten vier Siegel als Märtyrer ihr Leben lassen müssen. Sie werden wegen ihres Zeugnisses für Gott und sein untrügliches Wort umgebracht. In ihrem Gebet zu Gott fragen sie: «Bis wann?» Sie wissen, dass die Verfolgung der Gläubigen in jener Zeit zeitlich begrenzt ist. Zudem rufen sie nach Rache für ihr Blut. Eine solche Bitte wäre heute in der Zeit der Gnade völlig unpassend. Aber dann hat sie ihre Berechtigung, denn der Segen des kommenden Friedensreichs, den sie erwarten, kann nur auf dem Weg des Gerichts erreicht werden.
Das Öffnen des sechsten Siegels löst ein grosses Erdbeben aus. Es ist wie eine Antwort auf das Gebet der Märtyrer und zeigt, dass Gott nicht gleichgültig zuschaut. Es folgt eine Erschütterung von allem, was im Himmel und auf der Erde ist. Die symbolische Sprache der Verse 12-14 weist auf einen Zusammenbruch ganzer Reiche hin. Die Sonne spricht von übergeordneter, der Mond und die Sterne von untergeordneter Autorität. Jede Regierungsgewalt, ob über- oder untergeordnet, wird umgestürzt. Alle Klassen der Menschen beginnen zu realisieren, dass dies alles kein Zufall ist. Angstvoll merken sie, dass der Tag des göttlichen Gerichts angebrochen ist. Ihr Gewissen ist aufgerüttelt. Doch wir lesen nichts von Buße und Umkehr. Dazu ist es dann für alle, die das Evangelium der Gnade abgelehnt haben, zu spät.
Gläubige aus Israel
Dieses Kapitel ist eine Einschaltung, bevor das siebte Siegel geöffnet und weitere Gerichte ausgelöst werden.
In den ersten acht Versen unterrichtet uns Gott darüber, dass Er eine bestimmte Zahl von Menschen aus dem Volk Israel versiegeln lässt. 12 000 bedeutet eine Vollzahl aus jedem Stamm.
Ab Vers 9 haben wir eine unzählbare Schar aus den Nationen, die das Evangelium des Reichs annehmen wird. Diese Menschen werden durch die grosse Drangsal hindurch bewahrt und in den Segen des Tausendjährigen Reichs eingeführt werden.
Die Verse 1-3 machen klar, dass Gott von Anfang an weiss, welche Menschen in der Gerichtszeit nicht umkommen, sondern bewahrt werden. Als Erstes steigt ein mit besonderer Autorität ausgestatteter Engel von Osten herauf, um aus den Stämmen des Volkes Israel 144 000 Knechte Gottes zu versiegeln, 12 000 aus jedem Stamm. Diese Zahlen sind symbolisch. Sie zeigen, dass Gott eine bestimmte Anzahl von Menschen aus Israel während der Drangsalszeit in Sicherheit setzen wird. Sie werden für das darauf folgende Reich durch alle Gerichte hindurch beschützt werden. Sie sind «Knechte unseres Gottes», weil sie in dieser zukünftigen Gerichtszeit Ihm gehorchen, Ihm dienen und für Ihn zeugen werden.
Dan fehlt in dieser Aufzählung. Warum wohl? Weil dieser Stamm eine besondere Schuld für den Götzendienst in Israel trägt (Richter 18,30.31). Levi tritt an seine Stelle.
Gläubige aus den Nationen
Zunächst wird die unzählbare Volksmenge aus allen Nationen, die Johannes sieht, näher beschrieben. Dann wird die Frage gestellt: «Diese, die mit den weissen Gewändern bekleidet sind, wer sind sie, und woher sind sie gekommen?» Die Antwort muss weder Johannes noch der Bibelleser suchen. Gott selbst gibt sie durch einen von den Ältesten.
Diese vielen Menschen stehen vor dem Thron und vor dem Lamm. Sie rufen laut: «Das Heil sei unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm!» Sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie im Blut des Lammes weiss gemacht. Es sind also Erlöste, die während der Gerichtszeit auf der Erde leben, und in dieser letzten Zeit durch die Macht der Gnade gerettet werden.
Es sind nicht die im Himmel verherrlichten Gläubigen (= 24 Älteste), sondern es ist eine Gruppe von Geretteten aus den Nationen, die während der grossen Drangsalszeit von Gott bewahrt und schliesslich ins Segensreich des Herrn Jesus eingehen werden. Sie werden durch die Predigt des «ewigen Evangeliums» oder des «Evangeliums des Reichs» zur Erkenntnis Gottes kommen und diese Botschaft im Glauben annehmen. Obwohl sie in den Gerichten vieles erleiden werden, wird die Zeit kommen, da sie keine Entbehrungen mehr durchmachen müssen. Dann wird Gott jede Träne von ihren Augen abwischen und dadurch jede Erinnerung an frühere Not wegnehmen.
Das siebte Siegel
Nach der Einschaltung von Kapitel 7 folgt jetzt das Öffnen des siebten Siegels. Es führt die sieben Posaunen ein, die eine neue Folge von Gerichten auslösen. Die Verse 3 und 4 zeigen, dass es in dieser schweren Zeit Gläubige auf der Erde geben wird. Ihre Gebete steigen zum Himmel auf. Doch da steht ein Engel am Altar Gottes. Mit seinem Räucherwerk verleiht er diesen Gebeten Kraft. Haben wir hier nicht ein Bild von Christus, der sich als Hoherpriester auch für diese Erlösten verwendet?
Dann beginnen die sieben Engel zu posaunen. Es fällt auf, dass bei den meisten Strafgerichten, die durch die ersten vier Posaunen ausgelöst werden, «der dritte Teil» getroffen wird. Es geht um ein besonderes Gebiet auf der Erde. Die Erklärung dazu finden wir in Offenbarung 12,3.4 und 13,1.2. Es handelt sich um das wiedererstehende Römische Reich, das unter der Herrschaft eines von Satan inspirierten Regenten steht. Die ersten vier Posaunengerichte treffen also vor allem die Länder, in denen jahrhundertelang das Christentum vorherrschend war.
Die Auswirkungen dieser Gerichte müssen furchtbar sein. Sie treffen alle in diesem Gebiet lebenden Menschen. Wir müssen aber nicht nur an Naturkatastrophen denken. Es geht auch um den Zusammenbruch jeder stabilen Ordnung (Verse 8-9) und um geistige Verführung der Menschen, was zu moralischem Tod führen wird (Verse 10-11).
Das erste «Wehe»
Das neunte Kapitel beschreibt das, was bei der fünften und sechsten Posaune passiert. Weil die Gerichte der letzten drei Posaunen besonders schwer sind, werden sie als «Wehe» bezeichnet (Vers 12; Offenbarung 11,14).
Der Stern, der in Vers 1 vom Himmel fällt, ist ein Werkzeug Satans – vermutlich ein intellektueller Führer der Menschen. Er öffnet den Schlund des Abgrunds, so dass irreführende Einflüsse, die von unten, vom Teufel selbst kommen, frei werden. Das Resultat dieses «Rauchs» ist geistige Finsternis (2. Korinther 4,4).
Auch die Heuschrecken müssen symbolisch verstanden werden, denn sie fressen nicht das Grün der Pflanzen, was diese Tiere normalerweise fressen. Sie sollen die Menschen quälen, die kein Siegel Gottes an ihren Stirnen tragen. Damit sind die Nicht-Versiegelten aus Israel, also die Ungläubigen aus dem irdischen Volk Gottes gemeint. Diese ungläubigen Israeliten werden durch diese Plagen nicht den körperlichen Tod erleiden, sondern in ein so schlimmes geistiges Elend gestürzt, dass sie den Tod suchen, aber nicht finden.
Die Beschreibung der «Heuschrecken» lässt ahnen, was für ein schreckliches und grausames Gericht sie über die ungläubigen Menschen bringen. Hinter ihnen, die die Menschen fünf Monate lang quälen werden, steht ein König, der als Engel des Abgrunds bezeichnet wird. Unschwer erkennen wir in dieser Person Satan selbst, den grossen Verderber.
Das zweite «Wehe»
Beim Ertönen der sechsten Posaune hört Johannes eine Stimme aus dem Altar, der vor Gott steht. Das erinnert daran, dass die Gerichte vom Himmel aus gelenkt werden.
Dieses zweite Wehe-Gericht löst ein Unheil aus, das von Osten kommt und den Bereich des wiedererstehenden Römischen Reichs trifft (den dritten Teil der Menschen – vergleiche Offenbarung 8,7-12). Ausgelöst wird dieses Gericht durch vier Engel. Eine östliche Macht – symbolisiert durch ein sehr zahlreiches Reiterheer – wird die Länder Westeuropas überschwemmen. Doch es wird vermutlich keine rein militärische, sondern vor allem eine geistige, aber bestimmt eine aggressive Macht sein. Es heisst ausdrücklich, dass die Gewalt der Pferde in ihrem Maul und in ihren Schwänzen liegt. Das Maul lässt an Überredungskunst denken und die Schwänze erinnern an Jesaja 9,14: «Der Prophet, der Lüge lehrt, er ist der Schwanz.»
In Offenbarung 7,14 haben wir von solchen gelesen, die als Gerettete aus der grossen Drangsal kommen. In den Schlussversen unseres Kapitels werden die Übrigen der Menschen erwähnt, die durch die Plagen der Posaunen-Gerichte nicht getötet werden. Doch es sind keine Erlösten, denn sie tun «nicht Buße von ihren Werken». Sie entfliehen irgendwie der schrecklichen geistigen Verführung, aber sie kehren nicht zu Gott um. Sie halten an ihrem Götzendienst und an ihrer Gewalttätigkeit fest.
Der Engel und das geöffnete Büchlein
Jetzt wird die Beschreibung des zeitlichen Ablaufs der Gerichte unterbrochen. Es folgt ein Einschub bis Offenbarung 11,14. Erst in Offenbarung 11,15 lesen wir, dass der siebte Engel posaunte.
Dieser andere starke Engel stellt unseren Herrn vor. Er stellt den rechten Fuss auf das Meer und den linken auf die Erde. So macht Er seine Herrschaftsansprüche über die gesamte Schöpfung geltend.
Das geöffnete Büchlein in seiner Hand lässt uns an die Prophetie des Alten Testaments denken. Sie ist offenbart, im Gegensatz zum Buch mit den sieben Siegeln, das Ereignisse voraussagt, die im Alten Testament nicht enthüllt sind. Als Johannes das Büchlein aufass, war es in seinem Mund süss, aber es machte seinen Bauch bitter. An die kommende Herrlichkeit zu denken, wenn Christus, der König der Könige regieren wird, ist süss. Aber dass diese herrliche Zeit nur durch ein schonungsloses Gericht über die Menschen erreicht wird, ist überaus ernst. Ja, es ist bitter, daran zu denken.
Das Geheimnis Gottes (Vers 7) umfasst seine Wege mit den Menschen seit dem Kreuz. Dass Er jetzt nicht sichtbar in das Geschehen der Welt eingreift – obwohl Ihm nichts aus den Händen gleitet –, verstehen viele nicht. Doch diese Zeit geht bald zu Ende. Dann wird Er das Sündigen der Menschen mit Gericht ahnden, wie wir dies in der Offenbarung sehen.
Die beiden Zeugen
Auch diese Verse gehören zum Einschub, der mit Offenbarung 10,1 begann. Wir lernen aus diesem Abschnitt, dass Gott in der Zukunft – in der grossen Drangsal, die dreieinhalb Jahre dauern wird – ein vollständiges göttliches Zeugnis haben wird. Es wird durch die zwei Zeugen symbolisiert (2. Korinther 13,1). Aus dem Abschnitt wird deutlich, dass ihr Wirkungsbereich Jerusalem sein wird (Vers 8), und zwar in einer Zeit, da diese Stadt von den Nationen bedrängt wird (Vers 2).
Diese zwei Zeugen erinnern einerseits an Elia (Vers 6; 1. Könige 17,1) und anderseits an Mose (2. Mose 7,20). Die Dauer ihres Zeugnisses ist zeitlich begrenzt (Vers 3). Aber solange sie weissagen, kann kein Mensch sie beseitigen. Vielmehr geht Feuer aus ihrem Mund hervor, um ihre Feinde zu verzehren. Erst wenn ihr Zeugnis vollendet sein wird, wird der Herrscher des Römischen Reichs (= das Tier) sie überwinden und töten.
Die auf der Erde wohnenden ungläubigen Menschen werden sich über den Tod der beiden Zeugen freuen und meinen, sie hätten sie nun endgültig zum Schweigen gebracht. Aber die Freude der Welt wird von kurzer Dauer sein. Gott selbst wird eingreifen, seine treuen Zeugen wieder zum Leben erwecken und sie zu sich in den Himmel rufen. Die auf der Erde lebenden Menschen werden Zuschauer des Eingreifens Gottes sein. Doch für sie bleibt nur Gericht.
Das dritte «Wehe»
Die siebte Posaune bringt uns bis zum Ende der Zeit der Gerichte. Die Aussage in Vers 15 macht klar, dass dann – bei der siebten Posaune – das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus gekommen ist. Darüber freut sich der Himmel, und die Ältesten – die die verherrlichten Gläubigen im Himmel repräsentieren – beten Gott an. Sie danken Ihm, dass es nun so weit ist.
Doch Gott kann die Segensherrschaft von Christus erst einführen, wenn jede Auflehnung und Empörung gegen den Herrn Jesus durch Gericht beseitigt ist. Darum bedeutet das, was für den Himmel ein Grund zur Freude ist, für jene ein «Wehe», die Ihn und seine Zeugen verworfen haben (Vers 14). Sie werden beim Kommen des Herrn Jesus den Zorn Gottes persönlich erfahren. Mit seiner Erscheinung in Macht und Herrlichkeit zur Errichtung seines Reichs kommt auch der Lohn für alle Gottesfürchtigen (Vers 18; Offenbarung 22,12).
Mit Vers 19 von Kapitel 11 beginnt ein neuer Abschnitt, der bis zu Offenbarung 19,10 geht. In diesem Teil dieses prophetischen Buches werden uns Einzelheiten über führende Personen und über grosse Ereignisse im Himmel und auf der Erde während der Gerichtszeit der grossen Drangsal mitgeteilt. Johannes sieht, wie der Tempel Gottes, der im Himmel ist, geöffnet wird. Mit der Erwähnung des Tempels und der Bundeslade wird angedeutet, dass Gott jetzt seine Beziehung zu Israel, seinem irdischen Volk, öffentlich wieder aufnehmen wird.
Die Frau und der Drache
Sowohl in Vers 1 als auch in Vers 3 erscheint ein Zeichen im Himmel. Das bedeutet, dass uns etwas aus der Sicht Gottes gezeigt wird. Die Frau stellt das wahre Israel dar, das irdische Volk Gottes, wie Er es sieht. Der Drache ist gemäss Vers 9 der Teufel. Aber die Erwähnung der sieben Köpfe und der zehn Hörner weist auf das Tier in Offenbarung 13,1 hin – ein Bild des zukünftigen Herrschers des wiedererstehenden Römischen Reichs. Dieser Mensch, der in jener kommenden Zeit gegen die Treuen aus dem Volk Israel auftreten wird (Vers 4), ist also ein direktes Werkzeug Satans. Aber der Teufel ist der Urheber dieser Bosheit.
Die Frau – ein Bild von Israel – gebiert einen Sohn, ein männliches Kind. Es ist Christus, wie Er im Alten Testament verheissen war (Jesaja 9,5; Psalm 2,7-9). In der Fülle der Zeit wurde Er in Bethlehem geboren. Doch dann wird die ganze Zeit seines Lebens und sein Sterben übersprungen. Es wird nur noch gesagt, dass Er als Mensch zu Gott und zu seinem Thron zurückkehrte (Markus 16,19).
In Vers 6 stellt die Frau nun den gläubigen Überrest des irdischen Volkes Gottes in der zukünftigen Drangsalszeit dar. Diese Treuen fliehen in die Wüste, wo sie einen von Gott selbst bereiteten Zufluchtsort finden und während dieser dreieinhalb Jahre dauernden schrecklichen Gerichtszeit bewahrt werden (vergleiche 1260 Tage mit Offenbarung 11,2.3).
Der Satan wird auf die Erde geworfen
Michael wird in Judas 9 als Erzengel bezeichnet und in Daniel 12,1 der «grosse Fürst, der für die Kinder seines Volkes steht», genannt. Er hat eine besondere Beziehung zu Israel. Nach seinem Kampf mit Satan wird der Teufel aus dem Himmel auf die Erde hinabgeworfen. Von nun an haben er und seine Engel (die Mächte der Bosheit) keinen Zutritt mehr zu den himmlischen Örtern, wie es ihnen heute noch möglich ist (Hiob 1,6; 2,1; Epheser 6,12).
Der Himmel wird sich über diese Wendung der Dinge freuen. Nun ist niemand mehr dort, der die Gläubigen ständig vor Gott verklagen kann. Aber über die Erde wird ein Wehe ausgesprochen. Der Teufel weiss, dass er nicht mehr lange frei wirken kann. Bald wird er gebunden und für 1000 Jahre in den Abgrund geworfen (Offenbarung 20,1-3). Deshalb konzentriert er seine ganze, grosse Wut auf den gläubigen Überrest aus Israel.
Die Verse 14-16 sind eine nähere Beschreibung von dem, was wir bereits in Vers 6 gelesen haben. Während jene Juden, die fliehen können, durch Gott und seine Vorsehung (die Erde half der Frau) in der Zeit der grossen Drangsal bewahrt werden, haben es «die Übrigen ihrer Nachkommenschaft» besonders schwer. Wir denken dabei an solche, die in Jerusalem bleiben müssen und dort ein Zeugnis für Gott aufrechterhalten (Offenbarung 11,3.7). Auch andere Bibelstellen weisen darauf hin, dass in jener Gerichtszeit nicht alle Treuen aus Jerusalem fliehen können (Matthäus 24,15-22).
Das Tier aus dem Meer
Von seinem Standpunkt in Offenbarung 12,18 aus sieht Johannes nun ein Tier aus dem Meer heraufsteigen. Ein Blick auf Daniel 7 hilft uns zu verstehen, was der Geist Gottes uns hier vorstellen will. Daniel sieht vier Tiere aus dem Meer heraufsteigen. Es sind vier aufeinanderfolgende Weltreiche (Daniel 7,3-8.17). Vom vierten, das die Merkmale der drei vorangegangenen in sich vereinigt, ist hier in der Offenbarung die Rede (Vers 2). Es ist das Römische Weltreich, das heute verschwunden ist, aber in der Zukunft wiedererstehen wird (Vers 3; seine Todeswunde wurde geheilt).
Der vor uns liegende Abschnitt zeigt also, dass es in der Zukunft in Europa wieder eine imperiale Macht geben wird, die direkt von Satan gesteuert wird (Vers 2b). Diese politische Macht und ihr Führer werden nicht nur gottlos sein, sondern Gott und die Seinen lästern. Gegen die Erlösten im Himmel kann dieser Herrscher nichts mehr ausrichten. Deshalb wendet er sich gegen die Gläubigen, die dann hier leben. Es sind vor allem die Treuen aus Israel. Seine Regierung ist auf 42 Monate begrenzt. Diese Zeit entspricht der dreieinhalb Jahre dauernden grossen Drangsal.
Die ungläubigen Menschen, die in jener Zeit die Erde bevölkern, werden über das Aufkommen einer solchen politischen Macht erstaunt sein. Als Folge davon werden sie sowohl den Teufel als auch diesen Herrscher anbeten. Diese Satans- und Menschenverehrung wird der Gipfel der menschlichen Bosheit sein.
Das Tier aus der Erde
Nun sieht Johannes ein anderes Tier. Im Gegensatz zum ersten steigt dieses aus der Erde herauf. Während das Meer vom Völkermeer und von instabilen politischen Verhältnissen redet, spricht die Erde von geordneten Zuständen. Wenn der politische Herrscher des wiedererstehenden Römischen Reichs eine gewisse politische Stabilität zustande gebracht haben wird, wird das zweite Tier erscheinen. Das Lamm, das wie ein Drache redet, stellt den Antichristen dar – eine teuflische Nachahmung des wahren Lammes Gottes. In 2. Thessalonicher 2,3.8 wird diese Person als Mensch der Sünde, Sohn des Verderbens und Gesetzloser bezeichnet.
Der Antichrist wird nicht in Rom, dem Zentrum der politischen Macht, sondern in Jerusalem auftreten. Aber es wird doch eine enge Beziehung zwischen dem politischen und dem religiösen Führer geben. Im Gegensatz zum ersten Tier wird der Antichrist Wunder vollbringen und dadurch die Menschen zu schlimmstem Götzendienst verleiten.
Dieser Gesetzlose wird eine weltweite religiöse Autorität über die Menschen ausüben. Er wird sie auffordern, ein Abbild des römischen Regenten aufzustellen. Unter Todesandrohung werden alle gezwungen, dieses Götzenbild anzubeten (vergleiche Daniel 3). Alle müssen ihre Unterordnung unter diese zwei Führer dadurch bezeugen, dass sie an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn ein Malzeichen annehmen. Ohne dieses Malzeichen wird es kaum mehr möglich sein, zu existieren.
Das Lamm auf dem Berg Zion
In diesem Kapitel zeigt uns der Geist Gottes, was Gott in jener zukünftigen Zeit für die Seinen tut und wie Er gegen das Böse wirkt. Die ersten fünf Verse stellen uns eine begrenzte Zahl von 144 000 Personen vor, die mit dem Lamm auf dem Berg Zion vereinigt sind. Dass sie den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben tragen, bedeutet, dass sie Ihm gehören.
Das Lamm weist auf den Herrn Jesus hin. Doch wir sehen Ihn hier nicht auf dem Thron im Himmel, sondern wie Er im Begriff steht, seine Rechte in Israel geltend zu machen. Zion ist das Zentrum der königlichen Gnade. Christus behauptet hier seinen Anspruch als Sohn Davids. Er ist der rechtmässige König seines irdischen Volkes. Doch dieses hat im Blick auf seine Verantwortung völlig versagt. Nun will der Herr nach dem Ruin Israels aus Gnade von neuem beginnen, indem Er die wahrhaft Glaubenden aus seinem Volk um sich versammelt. Das Lamm auf dem Berg Zion ist ein bemerkenswerter Schritt in Richtung seiner Segensherrschaft im Tausendjährigen Reich.
Die 144 000 stellen symbolisch einen vollständigen Überrest aus seinem Volk dar. Sie folgen dem Lamm, wohin irgend es geht. Das bedeutet, dass sie Ihm nicht nur als Messias ins Reich folgen, sondern auch als Dem, der litt und verworfen wurde. Dieser treue Überrest wird einen besonderen Platz unter den Gläubigen im Tausendjährigen Reich einnehmen. «Diese sind aus den Menschen erkauft worden als Erstlinge für Gott und das Lamm.»
Das ewige Evangelium und das Gericht
Als Nächstes sieht Johannes einen Engel, der eine Botschaft für alle Nationen hat. Es ist das ewige Evangelium – im Gegensatz zum Evangelium der Gnade, das seit dem Kreuz bis zur Entrückung verkündigt wird. Das ewige Evangelium ist eine gute Nachricht, wie sie immer wahr gewesen ist und sein wird. Es beinhaltet das, was in allen Zeitperioden gilt, unabhängig davon, was Gott sonst noch den Menschen offenbart. Das ewige Evangelium stellt Gott als Den vor, der die Menschen und die ganze Schöpfung segnen möchte, und zwar durch Jesus Christus, den verheissenen Nachkommen der Frau (1. Mose 3). Angesichts des Götzendienstes und der Menschenverehrung, wie wir das in Kapitel 13 sahen, ruft der Engel die Menschen auf, Gott, den Schöpfer, allein anzubeten.
In Vers 8 haben wir die erste Erwähnung der christuslosen Christenheit, wie sie nach der Entrückung aller gläubigen Christen weiter existieren wird. Die Einzelheiten des göttlichen Gerichts, das sie treffen wird, finden wir in den Kapiteln 17 und 18.
Die Verse 9-12 sind eine ernste Warnung an alle, die im Begriff stehen, das Malzeichen des Tieres anzunehmen. Gott macht ihnen klar, dass sie eine Wahl mit ewigen Folgen treffen. Es geht um Gott oder Satan, Christus oder den Antichristen, den Geist der Wahrheit oder den Geist der Lüge. Wenn die Entscheidung gegen Gott und Christus getroffen wird, ist die Wahl unwiderruflich. Die Folgen sind ewig und unveränderlich.
Christus richtet mit Sichel und Kelter
In Vers 13 wird ein Glückselig über alle ausgesprochen, die in jener zukünftigen Zeit den Märtyrertod erleiden werden. Auch wenn sie gewaltsam durch den Tod gehen mussten, ruhen sie nun. Die Zeit der Leiden ist für sie vorbei. Mit dem Kommen des Herrn beginnt für sie die Herrlichkeit.
Die Verse 14-20 beschreiben zwei Arten von Gerichten. Zunächst ist vom Sohn des Menschen die Rede, der als König der Gerechtigkeit ein Gericht ausüben wird, das mit einer Getreideernte verglichen wird. Bei diesem Gericht werden die Körner (= die Menschen, die durch Gnade das ewige Evangelium angenommen haben) von Stroh und Spreu (= die Ungläubigen) getrennt. Wir können hier an das Gericht der Lebenden denken, das der Herr Jesus bei seinem Erscheinen in Herrlichkeit auf der Erde ausüben wird. Dabei wird Er die Schafe von den Böcken scheiden (Matthäus 25,31-46).
Die zweite Art von Gericht wird mit der Weinlese verglichen. Jenes Gericht wird durch einen Engel ausgeführt werden. Er kommt aus dem Altar hervor. Es ist der Ort, wo Gott sich den Sündern durch das Opfer des Herrn Jesus in Gnade gezeigt hat. Nun rechnet Gott mit denen ab, die religiös waren, aber Christus und das Kreuz verachtet haben. Dann ergiesst sich Gottes Zorn über eine abgefallene Religion, über den «Weinstock der Erde», den Gegenstand besonderen Abscheus für Gott. Sicher fallen auch alle Gottlosen unter diese Vergeltung des Grimmes Gottes und alle, die sein Zeugnis verworfen und das Tier angebetet haben.
Sieben Engel mit sieben Plagen
Die Einleitung in Vers 1 ist mit Offenbarung 12,1 vergleichbar. Die jetzt angekündigten sieben letzten Plagen treffen die Bereiche, in denen die beiden in Kapitel 13 erwähnten Tiere herrschen. Sie ereignen sich vor den am Ende von Kapitel 14 beschriebenen Gerichten, also noch vor dem Erscheinen von Christus als Sohn des Menschen in Herrlichkeit.
Die Überwinder, die Johannes am gläsernen Meer stehen sieht, kommen aus der grossen Drangsal, d.h. aus der Zeit, in der das wiedererstehende Römische Reich und sein von Satan gestützter Führer herrschen werden. Diese Glaubenden – vor allem solche aus den Nationen – sind durch diese schreckliche Zeit hindurchgegangen und standhaft geblieben. Sie werden als solche betrachtet, die von den letzten sieben Plagen errettet worden sind, wie einst Israel von den Plagen, die auf Ägypten gefallen sind, errettet wurde. Sie singen das Lied Moses und rühmen den Herrn als König der Nationen.
Im Weiteren sieht Johannes wieder den geöffneten Tempel im Himmel (vergleiche Offenbarung 11,19), aber ohne Erwähnung der Bundeslade. Diesmal geht es nicht um Gottes Pläne im Blick auf Israel. Sieben Engel kommen hervor. Ihnen werden von einem der vier lebendigen Wesen sieben Schalen voll des Grimmes Gottes übergeben. Diese beinhalten die Gerichte, die Gott über die Völker hereinbrechen lassen will, die von Ihm abgefallen sind und Ihn aufgegeben haben.
Die ersten fünf Zornesschalen
Nun werden die Schalen des Grimmes Gottes nacheinander über die Erde ausgegossen. Im Gegensatz zu den Posaunen, die vor allem «den dritten Teil» – den Bereich des wiedererstehenden Römischen Reichs – treffen, sind die Schalengerichte umfassender.
Die erste Schale bringt ein qualvolles Gericht über die Menschen, die sich dem römischen Diktator unterworfen und ihn als Gott verehrt haben.
Bei der zweiten Schale fällt das Gericht auf einen unruhigen und aufrührerischen Bereich von Menschen oder Völkern (Meer). Die Folge ist geistiger Tod oder Trennung von Gott.
Beim Ausgiessen der dritten Schale wird das Gericht begründet. Es ist die Strafe für das grausame Verhalten gegenüber solchen, die in dieser zukünftigen Zeit das ewige Evangelium verkünden oder annehmen.
Ein weiteres schlimmes Gericht wird durch das Ausgiessen der vierten Schale ausgelöst. Doch die Menschen, die Furchtbares durchmachen werden, lästern nur den Namen Gottes, tun nicht Buße und verweigern Ihm ihre Ehrerbietung.
Die letzten drei Schalen treffen – wie die drei letzten Posaunen – die Menschen besonders intensiv und schonungslos.
Die Qualen der fünften Schale werden so schlimm sein, dass die Menschen ihre Zungen zerbeissen. Trotz ihrer Leiden und Schmerzen kehren die Menschen nicht zu Gott um, sondern lästern Ihn.
Die sechste und siebte Zornesschale
Der Euphrat war die östliche Grenze des Römischen Reichs. In der Zukunft wird beim Ausgiessen der sechsten Schale dieser Strom vertrocknen. Damit wird der Weg für die Mächte aus dem Osten geebnet, damit sie kommen und am letzten grossen Kampf teilnehmen können.
Von der teuflischen Dreieinheit – Drache, Tier und falscher Prophet – wird ein gewaltiger Einfluss ausgehen, um «die Könige des ganzen Erdkreises» zum vereinten Krieg gegen den allmächtigen Gott zu versammeln.
Vers 15 steht in Klammern. Er ist eine Ermutigung für die dann lebenden gottesfürchtigen Menschen. Wenn sich alles gegen Gott erhebt, bleibt Er nicht unbeteiligter Zuschauer. Er wird durch das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit unerwartet mit Gericht dazwischentreten. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen die Glaubenden wachsam sein und getrennt vom Bösen leben.
Wenn der siebte Engel seine Schale ausgiesst, wird das Gericht über die Welt noch umfassender ausfallen. Niemand wird dem Wirbelsturm des Gerichts, der als gewaltiges Hagelwetter dargestellt wird, entfliehen können. Aber anstatt einzusehen, dass ihre Sünden dies heraufbeschwört haben, werden die Menschen Gott als Urheber ihrer Not lästern.
Das über Babylon angekündigte Gericht wird in den kommenden Kapiteln 17 und 18 detailliert vorgestellt. Babylon stellt die verdorbene Christenheit dar. Es ist das religiöse System, das ungläubige Menschen aus dem Christentum gemacht haben.
Das Gericht über Babylon als Hure
Wir haben bereits früher kurz angedeutet, was in der Offenbarung unter Babylon zu verstehen ist. Es geht bei dieser Symbolik um das Gegenstück der Versammlung Gottes. Durch die Untreue von uns Menschen ist die sichtbare Einheit aller Glaubenden der Gnadenzeit verloren gegangen. Es ist dem Feind gelungen, durch ungläubige Menschen, die sich als Christen ausgeben und den Namen von Christus angenommen haben, ein religiöses System aufzubauen – die verdorbene Christenheit –, das behauptet, die Kirche zu sein. Bei der Entrückung werden alle wahren Gläubigen – unabhängig vom Platz, wo sie sich in der Christenheit befinden – von der Erde weggenommen werden. Zurück bleibt eine Christenheit, die nur noch aus solchen besteht, die zwar dem Namen nach Christen sind, aber kein Leben aus Gott besitzen.
Babylon in der Offenbarung zeigt uns dieses System, wie Gott es sieht und beurteilt. Für die Versammlung Gottes gebraucht der Geist Gottes das Bild einer keuschen Jungfrau und einer Ehefrau (2. Korinther 11,2; Epheser 5,25-32). Die falsche Kirche wird ebenfalls als eine Frau dargestellt, aber sie wird als grosse Hure bezeichnet. Diese Frau sitzt auf einem scharlachroten Tier, das dem in Offenbarung 13,1 beschriebenen Tier entspricht und das Römische Reich repräsentiert. Das religiöse System (Frau) bedient sich also der politischen Macht (Tier, Römisches Reich). Diese Frau ist betrunken vom Blut der Heiligen und Zeugen Jesu. Seit jeher hat im Christentum das religiöse System oft die wahren Gläubigen verfolgt und umgebracht.
Erklärung des Tieres und der Hure
In Vers 7 fährt der Engel fort, mit Johannes zu reden. Er will ihm «das Geheimnis der Frau» sagen. Doch zuerst erklärt er ihm das Tier, auf dem die Frau sitzt. In Vers 9 haben wir einen klaren Hinweis auf Rom, die Sieben-Hügel-Stadt. Bei dem Tier geht es also um das Römische Reich und dessen Regierungszentrum Rom. Dieses Reich bestand einst, hörte dann auf zu existieren und wird in der Zukunft wieder erstehen (Vers 8). In seiner zukünftigen Erscheinungsform wird es «aus dem Abgrund heraufsteigen». Das bedeutet, dass jene Regierung nicht mehr von Gott eingesetzt sein wird, sondern von Satan und seinen Grundsätzen beherrscht wird.
Von der Frau, der verdorbenen Christenheit, erfahren wir Folgendes:
- Sie sitzt auf dem Tier (Verse 3 und 7). Das religiöse System hat Einfluss auf die Politik. Sein Zentrum ist ebenfalls in der Stadt Rom.
- Sie sitzt auf den vielen Wassern (Verse 1 und 15). Der Einfluss dieses religiösen Systems geht über die Grenze des Römischen Reichs hinaus und erstreckt sich über viele Völker.
In Vers 16 haben wir dann das Gericht über Babylon, ausgeführt von den zehn Königen – die ihre Macht und Gewalt dem Tier geben (Verse 16 und 12) – und vom Tier. Die politischen Mächte, die lange Zeit unter dem Einfluss des religiösen Systems gestanden haben, werden die verdorbene Christenheit schliesslich vernichten. «Unheilige Liebe wird im Hass enden.»
Das Gericht über Babylon als Stadt
In diesem Kapitel geht es um das gleiche religiöse System – die verdorbene Christenheit – wie in Kapitel 17. Nur wird hier Babylon unter dem Bild einer Stadt gesehen. Es geht hier nicht um das Verhältnis der falschen Kirche zur politischen Macht, sondern um den Fall dieser Stadt, den Zusammenbruch dieses Systems. Wir finden verschiedene Klassen von Menschen, die darüber trauern, denn die Folgen dieses Untergangs sind schwerwiegend und weitreichend.
In Vers 4 hört Johannes eine andere Stimme aus dem Himmel. Sie richtet sich an die Glaubenden, an das Volk des Herrn Jesus. Es ist ein klarer Aufruf zur Trennung von der bekennenden Christenheit, die sich von Christus losgesagt hat und das Böse in jeder Form duldet. Als Gläubige und Himmelsbürger haben wir nichts mit einem System zu tun, das sich zwar zu Christus bekennt, aber die Freundschaft mit der Welt in jeder Hinsicht pflegt und fördert. Unser Platz ist «ausserhalb des Lagers» beim Herrn Jesus, der von der Welt verachtet ist (Hebräer 13,12.13).
Hinter dem plötzlichen Gericht, das über Babylon kommen wird, steht Gott, der Herr, selbst. Er ist es, der es auslöst und bewirkt.
Die erste Gruppe, die über den Sturz Babylons trauert, sind die Könige der Erde. Ihre Verbindung zu diesem religiösen System bedeutete für sie Wohlstand und viele Vorzüge. Nun wird dies mit einem Schlag vorbei sein. Furchtvoll rufen sie aus: «Wehe, wehe!»
Trauer auf der Erde über den Fall Babylons
Es sind vor allem die Kaufleute der Erde, die über den Untergang Babylons weinen und trauern. Warum? Sie haben mit dieser religiösen Macht ein lukratives Geschäft betrieben. Auf einmal wird alles zu Ende sein. Niemand kauft mehr ihre Ware.
Wenn Gott den plötzlichen Sturz Babylons herbeiführt, wird dies zu einem weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch führen (Verse 11.17.19). Der Schock wird tief sitzen. Das kommt aus diesen Versen deutlich zum Ausdruck.
Wie ernst und traurig, dass das verdorbene Christentum als eine solche Wirtschaftsmacht auf der Erde enden wird! Von einer himmlischen Gesinnung, die das wahre Christentum kennzeichnet, ist überhaupt nichts mehr zu sehen. Alles dient zur Förderung von Weltlichkeit, Luxus und materiellem Gewinn. Mit allem wird gehandelt und Gewinn gemacht, angefangen beim Gold bis hin zu Leibeigenen und Menschenseelen. In diesem verdorbenen System hat Gold die höchste Wertschätzung, während die Menschenseelen die geringste Bedeutung haben.
Dass dieser Sturz unerwartet und schnell kommen wird, wird dadurch unterstrichen, dass die Menschen mehrfach erwähnen, Babylon sei in einer Stunde verwüstet worden (Verse 10.17.19). Die verbleibenden Verse des Kapitels zeigen, was Gott zu diesem Gericht zu sagen hat.
Freude im Himmel über den Fall Babylons
Während auf der Erde Könige, Kaufleute und Seeleute über den Fall Babylons klagen, werden die Gläubigen im Himmel aufgefordert, sich zu freuen. Gott hat die Rechtssache derer, die unter diesem System gelitten haben, selbst in die Hand genommen.
Das Gericht über die von Christus abgefallene Christenheit wird endgültig sein. Das machen die mehrfach wiederholten Worte «nie mehr» deutlich. Obwohl Babylon mehrmals als grosse Stadt bezeichnet wird – denn sie bietet alles, was den natürlichen Menschen anspricht –, ist ihr Fall endgültig. Ihr Sturz wird mit einem Mühlstein verglichen, der ins Meer geworfen wird.
In den Versen 23 und 24 finden wir Begründungen für dieses Gericht. Dabei wollen wir nicht vergessen, welch grosse Vorrechte die Christenheit genoss. Sie besass die Bibel, das geschriebene Wort Gottes. Aber anstatt den Menschen die Wahrheit Gottes vorzustellen und sie darüber zu belehren, was der Wille Gottes ist, hat sie alle Nationen verführt.
Aber was noch schlimmer ist: «In ihr wurde das Blut von Propheten und Heiligen gefunden.» Sie hat nicht nur die Wahrheit der Bibel verdreht und verdunkelt. Sie hat auch alle mit tödlichem Hass verfolgt, die das Wort Gottes im Glauben festgehalten und verwirklicht haben. Viele wahre Christen sind im Lauf der Jahrhunderte als sogenannte Ketzer gewaltsam ums Leben gekommen. Darum ist in Vers 24 von all denen die Rede, «die auf der Erde geschlachtet worden sind».
Die Hochzeit des Lammes
Nach dem Untergang Babylons ertönt im Himmel ein mehrfaches Halleluja (Verse 1.3.4.6). Der Himmel freut sich über das gerechte Gericht, das Gott an der verdorbenen Christenheit vollzogen hat.
In Vers 4 werden die 24 Ältesten, die symbolisch die verherrlichten Gläubigen des Alten Testaments und der Zeit der Gnade darstellen, zum letzten Mal in diesem Buch erwähnt, denn in Vers 7 wird die Hochzeit des Lammes angekündigt. Die Frau des Lammes umfasst alle Gläubigen von Pfingsten in Apostelgeschichte 2 bis zur Entrückung. Sie bilden zusammen die Versammlung Gottes. Die Hochzeit spricht von der endgültigen Vereinigung all dieser Erlösten mit Christus, ihrem Bräutigam. Die Glaubenden des Alten Testaments sind zu dieser Hochzeit eingeladen. Johannes der Täufer ist ein Vertreter dieser Gruppe. Er bezeichnet sich als «Freund des Bräutigams» (Johannes 3,29).
Nach der Entrückung, aber vor der Hochzeit des Lammes findet noch ein Ereignis statt: das Offenbarwerden vor dem Richterstuhl des Christus (2. Korinther 5,10). Dort werden wir unser Leben im göttlichen Licht sehen und dann über alles so denken wie der Herr Jesus. Um an der Hochzeit mit Ihm verbunden zu werden, muss völlige Harmonie zwischen Ihm und uns bestehen. Beim Offenbarwerden vor dem Richterstuhl gibt es auch Lohn für alles, was Er in unserem Leben anerkennen kann. Diese gerechten Taten der einzelnen Gläubigen werden zusammen das Hochzeitskleid der Braut ausmachen (Vers 8).
Christus erscheint
Angesichts der Erfüllung des ewigen Ratschlusses Gottes mit der Versammlung – sie ist nach der Hochzeit wirklich die Ehefrau des Lammes – ist Johannes ganz überwältigt. Er fällt anbetend zu den Füssen des Engels nieder. Doch dieser verwehrt es ihm. Er weigert sich, göttliche Verehrung anzunehmen und erklärt ihm, dass nur Gott angebetet werden soll (Vers 10).
Der Geist oder Inhalt der Weissagung ist das Zeugnis Jesu (Vers 10b). Das bedeutet, dass die Prophetie auf ein grosses Ziel hinweist: die Verherrlichung des Herrn Jesus als Mensch auf der Erde. Dieses Ziel wird sozusagen in den Versen 11-16 erreicht, wenn Er aus dem Himmel kommt, um hier seine Herrschaft als König der Könige und Herr der Herren anzutreten.
Das weisse Pferd ist das Symbol einer siegreichen Macht. So kommt Christus – und alles muss sich Ihm unterordnen, denn Er besitzt alle Ansprüche auf die höchste Regierungsgewalt. Der Name, den niemand kennt als nur Er selbst, weist darauf hin, dass Er, obwohl Er als Mensch erscheint, doch gleichzeitig Gott ist (vergleiche Matthäus 11,27).
Er kam einst als das Wort, um die Gnade Gottes zu offenbaren (Johannes 1,14). Doch in der Zukunft wird Er als das Wort Gottes die Gerichte ausüben. Die Kriegsheere, die Ihn begleiten, stellen die verherrlichten Gläubigen dar (Offenbarung 17,14). Wir werden mit Ihm regieren (Vers 15; Offenbarung 2,26.27). Doch das Gericht wird Er selbst ausführen (Johannes 5,22.27).
Christus richtet
Der Engel in Vers 17 ruft alle Vögel zum grossen Mahl Gottes. Welch ein Gegensatz zur Einladung zum Hochzeitsmahl im Himmel (Vers 9)! Das Fleisch von den verschiedenen Gruppen von Menschen weist darauf hin, dass beim Erscheinen des Herrn in Herrlichkeit der menschliche Hochmut ein trauriges und demütigendes Ende nimmt. Der Herr wird alle richten, die sich gegen Ihn stellen.
Dem Teufel wird es gelingen, mit seinen beiden menschlichen Werkzeugen – dem politischen Herrscher und dem Antichristen – die Könige der Erde und ihre Armeen zum Krieg gegen Christus zu mobilisieren. Sobald der Herr Jesus auf der Erde erscheinen wird, wird es zu einer militärischen Auseinandersetzung kommen. Doch der Krieg wird schnell entschieden sein.
Die beiden Anführer – das Tier und der falsche Prophet – werden auf der Stelle verurteilt und für ewig in die Hölle geworfen. Für sie wird es keine weitere Gerichtssitzung mehr geben.
Die Armeen, die mit in den Krieg gegen den Herrn Jesus gezogen sind, kommen unter das regierungsmässige Gericht durch den König der Könige. Sie werden alle getötet. So schrecklich ihr Schicksal ist, kann es doch nicht mit dem ihrer Anführer verglichen werden. Alle Menschen, die in jener Schlacht umkommen werden, müssen noch vor dem Endgericht vor dem grossen weissen Thron erscheinen (Offenbarung 20,11-15).
Die erste Auferstehung
In Offenbarung 12 sahen wir, wie der Teufel aus dem Himmel auf die Erde geworfen wird. Die kurze Zeit, die ihm dann noch gelassen wird, ist hier in Kapitel 20 zu Ende. Nun wird Satan gebunden und für 1000 Jahre in den Abgrund geworfen. Die Worte «zuschliessen» und «versiegeln» zeigen, dass er dann nicht mehr in der Welt herumstreifen kann, um die Menschen mit seinen Listen und Zerstörungsgelüsten zu umgarnen.
In Vers 2 wird der Feind Gottes und der Menschen mit vier Namen genannt, die sein böses Wesen beschreiben. Als Drache hat er Macht, als Schlange verführt er, als Satan ist er der Widersacher Gottes und der Menschen und als der Teufel klagt er die Gläubigen an.
In Offenbarung 6,11 wurde den Märtyrern aus der ersten Phase der Gerichtszeit gesagt, sie sollten sich noch gedulden, bis auch ihre Brüder, die später als Märtyrer sterben würden, vollendet sein würden. Jetzt ist der Augenblick gekommen, da die gewaltsam getöteten Gläubigen auferstehen werden. Vers 4 teilt sie in zwei Gruppen. Die einen sind um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden. Die anderen sind umgekommen, weil sie das Tier nicht angebetet und das Malzeichen nicht angenommen haben. Diese Auferstandenen werden zusammen mit denen, die auf den Thronen sitzen, 1000 Jahre mit Christus herrschen. Zur ersten Auferstehung gehören also die Gläubigen, die bei der Entrückung auferstehen werden (= die auf den Thronen sitzen), und die zwei Gruppen von Märtyrern aus der Drangsalszeit.
Das Gericht am grossen weissen Thron
Nach den 1000 Jahren segensreicher Regierung des Herrn Jesus wird Satan für eine kurze Zeit losgelassen und zum letzten Mal auf der Bildfläche erscheinen.
Alle Menschen, die sich im Tausendjährigen Reich nicht bekehrt haben und nicht von neuem geboren sind, werden von ihm dazu verführt, sich zum Krieg zu versammeln. Diese unvorstellbar grosse Masse – es sind Menschen, die den jahrhundertelangen Segen des Tausendjährigen Reichs genossen haben! – erhebt sich gegen die Glaubenden und gegen Jerusalem, den Regierungssitz von Christus. Damit wird bewiesen, dass sich der natürliche Mensch auch durch die besten äusseren Bedingungen nicht verändert. Sobald die Verführung wieder da ist, wird er zu einer Beute Satans. Doch Feuer von Gott aus dem Himmel beendet die letzte Auflehnung gegen Ihn. Der Teufel, den der Herr Jesus am Kreuz besiegt hat, wird dann endgültig und für ewig in den Feuersee geworfen.
Nun folgt eine überaus ernste Szene. Johannes sieht einen grossen weissen Thron, auf dem Christus als der Richter sitzt. Das ist das Gericht der Toten. Alle Menschen, die unversöhnt mit Gott gestorben sind, werden dann zum Gericht auferstehen und vor diesem Thron erscheinen müssen. Das Urteil wird absolut gerecht ausfallen. Jeder wird nach seinen Werken gerichtet werden und ewig verloren gehen. Das Gerichtsurteil wird nicht vom Buch des Lebens beeinflusst. Dieses beweist nur, dass kein einziger Name von all den Toten, die dann vor dem Richter stehen werden, darin aufgezeichnet ist.
Der ewige Zustand
In dem gestern gelesenen Abschnitt über den grossen weissen Thron haben wir bereits gesehen, dass die Erde und der Himmel nicht mehr da sind. Hier wird gesagt, dass sie vergehen werden, um einem neuen Himmel und einer neuen Erde Platz zu machen. Wir dürfen hier einen Blick auf den ewigen Zustand werfen, der eintreten wird, wenn sich alle Ratschlüsse Gottes erfüllt haben werden (Vers 6).
Dann fallen die Namen, die Gott in den verschiedenen Zeitperioden getragen hat, weg. Es ist nur noch von Gott und von Menschen die Rede. Wir hören nichts mehr von Nationen, Ländern, Familien oder Sprachen. Aber die heilige Stadt Jerusalem – ein Bild der Versammlung als der Frau des Lammes – wird von den anderen verherrlichten Menschen unterschieden. Die Versammlung – die Gesamtheit aller Erlösten der Gnadenzeit – wird für alle Ewigkeit eine Sonderstellung einnehmen. Welch eine Gnade!
In der Ewigkeit wird Gott jede Erinnerung an früheres Leid wegnehmen, «denn das Erste ist vergangen». Gott macht alles neu (Verse 4-5). Auch die Gnade, die Gott heute den Mensch anbietet, wird in diesem Zusammenhang nochmals vorgestellt (Vers 6). Doch zum Schluss dieses Abschnitts über den ewigen Zustand wird der Feuersee erwähnt. Alles Böse, das je dagewesen ist, alles Unrecht und alle Gottlosen aus jedem Volk und jeder Zeitperiode werden an einem Ort, im Feuersee, eingeschlossen sein. Es ist ein ewiges, unabänderliches Gericht!
Die Versammlung als Braut und als Stadt
Nachdem in den Versen 1-8 der ewige Zustand beschrieben worden ist, finden wir jetzt einen Rückblick auf die Versammlung – die Frau des Lammes. Durch sie will Gott seine Güte und Herrlichkeit, aber auch seinen Segen während des Tausendjährigen Reichs ausbreiten.
Vers 9 beginnt mit ähnlichen Worten wie Offenbarung 17,1. Aber dann – welch ein Unterschied! Damals führte der Engel Johannes in eine Wüste und zeigte ihm eine Hure – die falsche Kirche. Jetzt wird er auf einen grossen und hohen Berg geführt, wo ihm die Braut, die Frau des Lammes, im Bild einer Stadt gezeigt wird. Es ist die Versammlung Gottes. Ihre Attribute, die wir in den Versen 10 und 11 finden, weisen auf einige Charakterzüge hin, die sie grundsätzlich kennzeichnen:
- Sie ist heilig: Ihre Natur entspricht der Natur Gottes.
- Sie kommt herab: Die Versammlung hat einen himmlischen Charakter.
- Sie kommt von Gott: Das ist ihr Ursprung.
- Sie hat die Herrlichkeit Gottes: Die Versammlung soll Gottes Herrlichkeit zur Schau stellen.
- Ihr Lichtglanz ist wie ein kristallheller Jaspisstein: Sie darf und soll die göttliche Herrlichkeit von Christus widerspiegeln.
Die zwölf Tore der Stadt tragen die Namen der zwölf Stämme Israels. Im Tausendjährigen Reich wird die Versammlung zum Segenskanal für Israel sein. – Auf den zwölf Grundlagen der Stadtmauer stehen die Namen der zwölf Apostel (ohne Judas), die in besonderer Weise mit Christus verbunden waren, als Er hier in Demut lebte.
Die Herrlichkeit der Versammlung (1)
Nun folgt die Beschreibung der Stadt selbst. Sie ist würfelförmig. Wir denken an das Allerheiligste in der Stiftshütte und im Tempel, das ebenfalls diese Form hatte. Der Würfel redet sicher davon, dass dann alles ausgewogen, vollständig und vollkommen sein wird.
Die Mauer ist aus Jaspis. Diesen Edelstein fanden wir bereits in Kapitel 4 in der Beschreibung des Thrones und Dessen, der darauf sitzt. Jaspis weist auf die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes in seiner Regierung hin. Die Stadt selbst ist «reines Gold, gleich reinem Glas». Gold spricht von der göttlichen Gerechtigkeit, wenn es darum geht, Ihm zu nahen. Das Gold gleich reinem Glas bedeutet, dass hier von Bösem keine Rede mehr ist. Alles ist durchsichtige Reinheit. Wir können sagen: Unser praktischer Zustand und unsere Stellung vor Gott werden dann völlig übereinstimmen.
Die zwölf Grundlagen der Mauer sind mit Edelsteinen geschmückt. Diese reden von den verschiedenen Herrlichkeiten des Herrn Jesus. Wenn Licht auf diese Steine fällt, widerstrahlen sie es in herrlicher Weise. So darf die Versammlung die Herrlichkeiten und Vollkommenheiten des Herrn Jesus vor der Welt entfalten. Was heute nur mangelhaft geschieht, wird dann in Vollkommenheit wahr werden.
Die Tore aus je einer Perle reden von der Kostbarkeit und Schönheit der Einheit aller Kinder Gottes. Die Einheit der Gläubigen, die heute kein Mensch mehr erkennen kann, sieht nur der Herr. Aber dann wird sie vor der ganzen Welt sichtbar werden.
Die Herrlichkeit der Versammlung (2)
Dass es in dieser himmlischen Stadt keinen Tempel gibt, ist der Beweis für die unmittelbare Gemeinschaft mit Gott. Ein Tempel setzt immer einen Mittler voraus. Im irdischen Jerusalem des Tausendjährigen Reichs wird es einen Tempel geben (Hesekiel 41,1). Hier aber wird keiner mehr nötig sein, «denn der Herr, Gott, der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm».
Es werden auch keine Himmelslichter wie Sonne und Mond benötigt, «denn ihre Lampe ist das Lamm». Dieses Lamm, unser Herr Jesus Christus, ist die völlige Offenbarung Gottes. Deshalb heisst es: «Die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet.»
Die Nationen, die während dieser Zeit auf der Erde leben, gehören nicht zur Stadt, aber sie stehen im Genuss ihres Lichts. Die Versammlung sollte heute schon göttliches Licht in der Welt verbreiten (Offenbarung 1,20; die örtliche Versammlung = ein Leuchter). Was heute vor der Welt nur schwach leuchtet, wird dann hell erstrahlen: das Lamm als das Licht dieser Stadt.
Dass die Könige der Erde ihre Herrlichkeit zu ihr bringen, ist ein Ausdruck der Huldigung. Damit ehren sie Den, der das Licht der Stadt ist. Alles gehört Ihm, der einst als das Lamm Gottes am Kreuz gestorben ist.
Der Strom des Segens, der von der Stadt zu Israel und den Nationen fliessen wird, wird nie unterbrochen werden (Vers 25). Vers 27 unterstreicht nochmals die Heiligkeit der Stadt (Vers 10). Nichts, was Gott verabscheut, hat hier Zutritt. Zugleich wird durch die Erwähnung des Buches des Lebens die Gnade hervorgehoben.
Der Strom und der Baum des Lebens
Die ersten fünf Verse dieses Kapitels gehören noch zur Zeit, in der Christus und die Versammlung in Frieden regieren werden, also zum Tausendjährigen Reich. Sie erinnern in gewisser Hinsicht an das Paradies, den Garten Eden. Doch welch ein Unterschied! Es gibt nur noch den Baum des Lebens. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen fehlt. Das bedeutet, dass für die verherrlichten Gläubigen die Zeit der Verantwortung für immer vorbei sein wird.
Aber welch eine Fülle der Gnade Gottes für den Menschen: Der Baum bringt nicht nur einmal, sondern zwölfmal im Jahr seine Frucht. Die Blätter zur Heilung der Nationen ist das, was die Menschen auf der Erde benötigen und was die Güte Gottes ihnen gibt. Im Garten Eden gab es keine heilende Kraft.
Dass keinerlei Fluch mehr sein wird, deutet an, dass es dann kein Versagen mehr gibt. Was von den Knechten Gottes, den Erlösten, gesagt wird, ist überaus schön:
- Sie werden Gott und dem Lamm einen vollkommenen Gottesdienst darbringen.
- Sie werden die Gegenwart des Herrn geniessen.
- Sie sind sein Eigentum und werden sein Bild in Vollkommenheit tragen (sein Name an ihren Stirnen).
«Nacht wird nicht mehr sein.» Nichts Trübendes wird die Szene stören können. Alles Böse wird für immer aus dieser Stadt verbannt sein. Was für eine unvorstellbar herrliche Zeit wird das für uns und die dann auf der Erde lebenden Menschen sein!
Die Zeit ist nahe
Mit Vers 5 endet der prophetische Teil der Offenbarung. Bis zum Schluss folgen noch wichtige Ermahnungen und Warnungen, aber auch Mut machende Worte.
In Vers 6 haben wir das Zeugnis des Engels, der mit Johannes redete. Er bezeugt noch einmal die absolute Zuverlässigkeit des Gesagten. Zudem ermuntert uns der Herr mit seiner Zusage: «Ich komme bald.» Diese Hoffnung spornt uns an, das Wort Gottes im Herzen zu bewahren. Im Gegensatz zu Daniel, dem gesagt wurde: «Verschliesse die Worte und versiegle das Buch» (Daniel 12,4), soll Johannes die Offenbarung nicht versiegeln, «denn die Zeit ist nahe». Als der Herr Jesus verworfen wurde, begann moralisch die Zeit des Endes. Wir, die Glaubenden der Gnadenzeit, erwarten für uns keine besonderen Ereignisse mehr, wir erwarten den Herrn, der jederzeit zur Entrückung kommen kann. Aber solange wir hier leben, wollen wir den Ernst der Zeit erkennen und in Gottesfurcht für den Herrn leben.
Vers 11 beschreibt, wie es dann sein wird, wenn sich die in der Offenbarung mitgeteilte Prophetie erfüllen wird. Dann wird die Gelegenheit vorüber sein, in der man Gnade suchen und finden kann. Dann wird alles festliegen, im Guten wie im Bösen.
Wenn der Herr kommt und sein Lohn mit Ihm, wird alles im Licht Gottes gesehen und beurteilt werden. Heute dürfen wir noch für unseren grossen, ewigen Herrn tätig sein. Sein baldiges Kommen ermuntert uns, Ihm in Treue zu dienen.
Ich komme bald!
Seit dem Sündenfall ist der Zugang zum Baum des Lebens versperrt (1. Mose 3,24). Aber alle Menschen, die in Buße und Glauben zum Herrn Jesus kommen und durch das Blut des Lammes von ihren Sünden rein gewaschen sind, empfangen ewiges Leben und dürfen in den Bereich des Segens eintreten. Der Platz der Ungläubigen aber ist draussen.
Nun stellt der Herr Jesus sich selbst vor. Er ist es, der seinen Engel beauftragt hat, dies alles den Versammlungen mitzuteilen. Wie schön sind die Namen, mit denen Er sich vorstellt:
- Ich bin Jesus, der demütige Mensch, der einst hier gelebt, seinem Gott gedient und Ihn stets geehrt hat.
- Ich bin die Wurzel Davids. Er ist die Quelle aller Verheissungen, also Gott selbst.
- Ich bin das Geschlecht Davids. Was seine Menschheit betrifft, so ist Er als Sohn Davids der Erbe, durch den sich alles erfüllen wird.
- Ich bin der glänzende Morgenstern. So dürfen wir Ihn erwarten. Er wird kommen, um uns vor Beginn der Gerichte zu sich in die Herrlichkeit zu holen. Deshalb rufen der Geist und die Braut sehnsüchtig: «Komm!»
Die Verse 18 und 19 sind eine ernste Warnung an alle, die die Bibel angreifen und ihre wörtliche Inspiration leugnen. Das Buch endet aber nicht mit einer Ermahnung, sondern mit der Zusicherung des Herrn: «Ja, ich komme bald.» Unsere Antwort ist: «Amen, komm Herr Jesus!» Doch bis dahin steht uns der ganze Reichtum seiner Gnade an jedem Tag für jeden Schritt zur Verfügung.

Einführung
Die Offenbarung ist das einzige prophetische Buch des Neuen Testaments. Darin teilt Gott uns seine Absichten mit der Erde und den Menschen auf ihr mit. Der Herr Jesus wird diese Pläne durch gerechte Strafgerichte ausführen, um danach über das ganze Universum zu herrschen.
Die Offenbarung kann nach dem göttlichen Schlüssel in Offenbarung 1,19 eingeteilt werden: «Schreibe nun das, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird.»
Die zukünftigen Ereignisse in der Offenbarung werden nicht immer chronologisch dargestellt. Es gibt Einschaltungen, die gewisse Ereignisse genauer beschreiben.
Einleitung und Anrede
Die Offenbarung ist das besondere prophetische Buch des Neuen Testaments. Darin finden wir, was in der Zukunft – vielleicht schon bald – mit der Erde und den Menschen auf ihr geschehen wird.
Es ist «die Offenbarung Jesu Christi». Warum? Weil Gott uns darin zeigt, wie Er den Menschen Jesus Christus, der von seinen Geschöpfen gekreuzigt und umgebracht worden ist, aufs Höchste ehren und Ihn zum König der Könige und Herrn der Herren machen wird. Unser Herr und Heiland wird einmal als Weltherrscher, ja, als Regent über das gesamte Universum anerkannt und geehrt werden.
Wie hat Gott uns diese wichtige Mitteilung zukommen lassen und für wen ist sie bestimmt? Durch einen Engel wird sie dem Apostel Johannes – dem inspirierten Schreiber der Offenbarung – in Form von Visionen mitgeteilt. Die Glaubenden als Empfänger dieser Botschaft werden als Knechte Gottes bezeichnet. Bedeutet das nicht, dass zum Verständnis dieses Buches eine Haltung des Gehorsams (als Sklave) gegenüber Gott und seinem Wort nötig ist?
Die Zeit, in der die in der Offenbarung beschriebenen Ereignisse eintreffen werden, ist nahe. Sie ist noch nicht da. Aber das Lesen dieses Buches der kommenden Gerichte Gottes soll uns Christen zu einem Leben der Gottesfurcht und zu einer klaren Trennung von aller Art des Bösen in der Welt führen. Dann trifft das «Glückselig» auch auf uns zu.