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Leseplan: Der Anfang des Christentums
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Einleitung

An Pfingsten kam der Heilige Geist auf die Erde, um in den Gläubigen zu wohnen. Mit seinem Kommen wurde die Versammlung gebildet, die aus allen Erlösten der Gnadenzeit besteht. Nun verkündigten die Apostel die Botschaft vom Kreuz und bezeugten die Auferstehung des Herrn Jesus. Viele Menschen nahmen das Evangelium im Glauben an. Aber die jüdische Führungsschicht in Jerusalem widerstand den Verkündigern der guten Botschaft und verfolgte die Jünger des Herrn. Ihre Feindschaft führte aber nur zur weiteren Ausbreitung des Evangeliums.

Die Apostelgeschichte kann wie folgt eingeteilt werden:

Kapitel 1
Die Himmelfahrt des Herrn Jesus

Kapitel 2-12
Der Dienst von Petrus mit den Elfen

  1. Der Aufruf zur Buße an die Juden
  2. Das Evangelium für alle Menschen

Kapitel 13 – 28
Der Dienst von Paulus mit Mitarbeitern

  1. Drei segensreiche Missionsreisen
  2. Gefangennahme und Reise nach Rom

Der Auferstandene bei den Jüngern

Die Apostelgeschichte ist der zweite Bericht, den der inspirierte Schreiber Lukas einem Mann mit Namen Theophilus sandte. Im ersten, dem Lukas-Evangelium, schildert er das Leben und den Dienst des Menschen Jesus Christus, der zugleich der Sohn Gottes ist. Jetzt geht es um die Apostel des Herrn und ihr Wirken.

Vers 1 fasst den Inhalt des Lukas-Evangeliums zusammen. Jener Bericht erzählt das in allem Gott wohlgefällige Leben unseres Erlösers und was Er die Menschen gelehrt hat. Er endet mit der Himmelfahrt des Herrn (Vers 2; Lukas 24,50.51).

Bevor Er in den Himmel zurückkehrte, gab Er seinen Aposteln bestimmte Anweisungen. Sie sollten in Jerusalem bleiben, bis der Heilige Geist – die Verheissung des Vaters – auf sie kommen würde. Nur in der Kraft des Geistes Gottes waren sie in der Lage, Zeugen für ihren Herrn und Heiland zu sein (Vers 8).

Um ein wirkungsvolles Zeugnis von einem auferstandenen Christus ablegen zu können, brauchten sie nicht nur den Heiligen Geist, sondern auch die Gewissheit, dass ihr Herr wirklich auferstanden war. Darum hat Er sich nach seinen Leiden während 40 Tagen «in vielen sicheren Kennzeichen lebend dargestellt». Es gibt absolut keine Zweifel darüber, dass Jesus Christus auferstanden ist und jetzt als Mensch im Himmel lebt (siehe auch 1. Korinther 15,4-8).

Das Reich Gottes ist der Bereich, wo Menschen sich Ihm unterwerfen und das tun, was Er möchte. Heute trägt es einen verborgenen Charakter. Im Tausendjährigen Reich wird es öffentlich sichtbar sein.

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Die Himmelfahrt des Herrn

Die Apostel lebten immer noch im Gedanken an eine Aufrichtung des Reiches in Macht und Herrlichkeit. Sie mussten lernen, dass jene Zeit einmal kommen würde, aber nicht jetzt war. Für sie galt, dass sie nun als Zeugen des Herrn in die ganze Welt ausgehen sollten, aber in der Hoffnung und Erwartung leben durften: Jesus kommt wieder (Vers 11). Wann dies sein wird, darüber sagt uns die Bibel nichts Konkretes. Sie endet aber mit den Worten unseres Heilands: «Ja, ich komme bald.» Darauf dürfen wir antworten: «Amen, komm, Herr Jesus!» (Offenbarung 22,20).

Nachdem der Herr den Aposteln bezeugt hatte, dass der Heilige Geist auf sie kommen würde und sie Kraft für ihren Dienst empfangen sollten, kehrte Er in den Himmel zurück. Sie konnten dies verfolgen, bis eine Wolke Ihn vor ihren Augen wegnahm. Dieser letzte Blick auf Ihn gab ihnen die Überzeugung: Er lebt jetzt als Mensch im Himmel. Sobald sie Ihn mit ihren Augen nicht mehr sahen, brachten ihnen die Engel die tröstliche Botschaft, dass Er wiederkommen werde.

Mit diesem Trost im Herzen kehrten die elf Apostel nach Jerusalem zurück. In dem Obersaal, wo sie sich aufzuhalten pflegten, warteten sie auf das Kommen des Heiligen Geistes. Wie füllten sie die Zeit aus? Indem sie einmütig im Gebet verharrten. Wie wichtig war ihnen jetzt diese Verbindung zum Himmel, nachdem ihr Herr nicht mehr leibhaftig bei ihnen war! Maria, die Mutter Jesu, wird hier zum letzten Mal ausdrücklich erwähnt. Auch seine leiblichen, früher ungläubigen Brüder waren jetzt dabei.

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Matthias als Ersatz für Judas Iskariot

Diese Verse sind der inspirierte Bericht über die Wahl des zwölften Apostels, der an die Stelle von Judas Iskariot treten sollte. Sie fand vor dem Kommen des Heiligen Geistes statt, also vor Beginn der Zeit der Versammlung, in der wir heute leben. Das ganze Vorgehen erinnert an das Alte Testament, vor allem das Bestimmen durch das Los. Doch die wichtigen und nützlichen Hinweise in diesen Versen gelten auch für uns.

Als Petrus aufstand und zu reden begann, stützte er sich auf das geschriebene Wort Gottes und stellte sich unter seine Autorität. Möchten auch wir immer auf das hören, was die Bibel sagt. Die Schrift hatte das traurige Ende von Judas Iskariot prophetisch vorausgesagt. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass ein anderer sein Amt empfangen sollte (Psalm 109,8). Dem wollten die versammelten Gläubigen nun entsprechen.

Die Verse 21 und 22 nennen die Kennzeichen eines Apostels. Zwei Männer entsprachen ihnen. Einer wurde durchs Los erwählt. In diesem Sinn gab es nur diese zwölf von Gott anerkannten Apostel. Später berief Gott noch den Apostel Paulus, aber sonst keinen mehr. Heute gibt es diese apostolische Autorität nicht mehr.

Bevor die Versammelten die Entscheidung durch das Los trafen, beteten sie. Auch wir sollten unsere Entscheidungen nie unabhängig von Gott treffen.

Es fällt auf, dass Petrus hier vom Herrn Jesus spricht, was er früher nie getan hat. Möchten auch wir, wenn wir von unserem Erlöser reden, Ihn Herr Jesus nennen und nicht einfach von Jesus sprechen.

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Die Entstehung der Versammlung

Der Tag der Pfingsten entsprach dem Fest der Wochen, das die Israeliten gemäss der Anweisung in 3. Mose 23 50 Tage nach der Darbringung der Erstlingsgarbe feiern sollten. Das erste der sieben Feste des Herrn, das Passah, spricht vom Tod unseres Erlösers, die Darbringung der Erstlingsgarbe von seiner Auferstehung. Das sieben Wochen später stattfindende Fest der Wochen ist ein Vorausbild auf das Herniederkommen des Heiligen Geistes und die Bildung der Versammlung. Hier in Apostelgeschichte 2 erfüllte sich dies.

Wir haben in diesen Versen ein einmaliges, von Gott bewirktes Ereignis. Der Heilige Geist kam als göttliche Person vom Himmel, um fortan in jedem Glaubenden und in der Versammlung, d. h. in der Gesamtheit aller Erlösten, zu wohnen (1. Korinther 6,19; 3,16). Das wird hier durch die Zungen von Feuer, die sich auf jeden Einzelnen der anwesenden Gläubigen setzten, und durch die Bemerkung, dass alle mit Heiligem Geist erfüllt wurden, vorgestellt.

In Kapitel 1,5 sprach der Herr von der Taufe mit Heiligem Geist. Diese geschah hier. Dadurch wurden alle Glaubenden miteinander zu einem Leib verbunden. Seither bilden sie eine Einheit. Jeder ist ein Glied an diesem Leib, der Herr Jesus ist das Haupt (1. Korinther 12,12-14; Epheser 4,15.16). Die Taufe mit Heiligem Geist ist ein einmaliges Ereignis. Wenn heute ein Mensch zum Glauben kommt, empfängt er den Heiligen Geist und wird ein Glied an diesem bereits bestehenden Leib. – Das Wunder des Redens in fremden Sprachen zeigte, dass Gott dahinter stand.

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In Sprachen reden

Anlässlich des Pfingstfestes hatten sich Juden aus allen Teilen des Römischen Reichs in Jerusalem eingefunden. Sie befolgten damit eine Anordnung des mosaischen Gesetzes (5. Mose 16,16). Viele dieser Juden beherrschten das Hebräische wohl nicht so gut. Sie sprachen die Mundart der jeweiligen Gegend im Römischen Reich, in der sie wohnten. Und nun hörten sie auf einmal, wie ungelehrte Galiläer ihre Sprache redeten und die grossen Taten Gottes verkündigten. Man kann sich die Bestürzung und Verlegenheit, die unter ihnen herrschten, gut vorstellen.

Mit diesem Wunder übersprang Gott in seiner Gnade die Grenzen, die Er einst zur Eindämmung des Hochmuts des Menschen eingesetzt hatte. Damals in Babel verwirrte Gott die eine Sprache der Menschen, die sie bis dahin hatten (1. Mose 11,1-9). Auf diese Weise zeigte Gott den Juden, dass das Neue, das an jenem Tag entstand – die Einheit der Versammlung, bestehend aus allen Glaubenden –, von Ihm kam.

Die Gläubigen benutzten diese Sprachen nicht, um das Evangelium zu verkünden, sondern von den grossen Taten Gottes zu reden. Es war ein Lobpreis Gottes für sein gewaltiges Wirken. Die Verkündigung der frohen Botschaft finden wir ab Vers 14 in der Predigt von Petrus.

Es gab zwei unterschiedliche Reaktionen auf dieses Wunder Gottes: Verwunderung und Spott. Die einen fragten ernsthaft: «Was mag dies wohl sein?» Die anderen meinten spottend, die Jünger seien betrunken.

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Petrus erklärt die Situation

Nun stand Petrus mit den anderen Aposteln auf, um den spottenden Juden eine Antwort zu geben. Es war der gleiche Mann, der einige Wochen zuvor aus Angst um sein Leben seinen Herrn dreimal verleugnet hatte. Jetzt zeigte er keinerlei Furcht. Es war der Heilige Geist, der ihm nun Mut und Kraft gab.

Was Petrus zu sagen hatte, ging vor allem die Juden in Judäa und Jerusalem an. Vermutlich kannten und verstanden sie diese fremden Sprachen gar nicht. Deshalb dachten sie, die Jünger seien betrunken. Doch dem war nicht so.

Als Grundlage für seine Erklärung über das, was soeben vorgegangen war, nahm Petrus eine Stelle aus dem Propheten Joel. Jener Abschnitt weist jedoch auf eine heute noch zukünftige Zeit hin, wo Gott seinen Geist auf alles Fleisch ausgiessen wird. Damals zu Pfingsten gab es ein ähnliches Ausgiessen. Es beschränkte sich aber auf die versammelten Gläubigen. Petrus nahm diese alttestamentliche Stelle und machte durch die Weisheit Gottes eine Anwendung dieser Weissagung.

Wichtig ist der letzte Vers des Zitats aus dem Propheten Joel (Vers 21). Er wird auch in Römer 10,13 zitiert und dort auf die heutige Zeit angewandt. Die Aufforderung, den Namen des Herrn anzurufen, um errettet zu werden, richtet sich an alle Menschen. Doch man kann den Namen des Herrn nicht mit einem blossen Lippenbekenntnis anrufen. Um errettet zu werden, muss es ein Ruf echten Glaubens sein.

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Petrus spricht über Jesus Christus

Mit Vers 22 kommen wir zum zentralen Thema der Predigt von Petrus. Es geht um den Herrn Jesus; zunächst um sein Leben, das den Zuhörern bekannt war. Aber dann stellt er den Kreuzestod von Christus vor und zeigt dabei zwei Seiten auf: den Ratschluss Gottes und die Verantwortung des Menschen.

Der Herr Jesus ist das Lamm ohne Fehl und ohne Flecken, «zuvor erkannt vor Grundlegung der Welt». Als Gott in seiner Liebe seinen eingeborenen Sohn gab, gab Er ihn als Opfer für sündige Menschen in den Tod am Kreuz. Nur auf Grund dieses Opfertodes konnte sein Plan – Sünder zu begnadigen und sie zu seinen geliebten Kindern zu machen – in Erfüllung gehen.

Doch die Menschen, die den Sohn Gottes ans Kreuz geschlagen und umgebracht haben, sind trotzdem für ihr Tun voll verantwortlich. So sollte der zweite Teil von Vers 23 das Gewissen der Zuhörer aufrütteln.

Aber dann fährt Petrus fort und spricht von der Auferstehung des Herrn Jesus. David hatte diese in Psalm 16 bereits prophetisch angekündigt. Petrus und die bei ihm stehenden Apostel waren Zeugen der Auferstehung von Jesus Christus. Nach seiner Rückkehr zum Vater hatte Dieser nun den Heiligen Geist ausgegossen – «was ihr seht und hört». Christus aber, den die Juden gekreuzigt hatten, nimmt bei Gott den Ehrenplatz zu seiner Rechten ein. Gott hat Ihn – den auferstandenen und verherrlichten Menschen – sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht. Diese offizielle Stellung nimmt Er jetzt ein.

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Petrus ruft zur Buße auf

Die Predigt von Petrus verfehlte ihre Wirkung nicht. Seine unter der Leitung des Geistes ausgesprochenen Worte drangen den Zuhörern durchs Herz. Sie trafen ihr Gewissen. Was sollten sie tun, nachdem ihnen klar geworden war, dass sie ihren Messias gekreuzigt hatten? Gab es noch Hoffnung für sie? Ja, Gott sei Dank!

Petrus konnte ihnen auf ihre bange Frage sofort eine klare Antwort geben. Sein erstes Wort lautete: «Tut Buße!» Buße ist eine Sinnesänderung. Die Juden mussten die Schwere ihrer begangenen Sünde – die Kreuzigung von Christus – einsehen und zutiefst empfinden. Dann sollten sie sich durch die Taufe bewusst und öffentlich auf die Seite des Herrn Jesus stellen, den sie bis dahin verworfen hatten. So konnten sie in den Genuss der Vergebung ihrer Sünden kommen. Die gläubig gewordenen Juden mussten sich entschieden zu dem von ihrem Volk Gekreuzigten bekennen, um den Heiligen Geist zu empfangen. Bei den Menschen aus den Nationen, die Buße tun und an den Heiland glauben, erfolgt der Empfang des Heiligen Geistes als Antwort auf ihren Glauben (Kapitel 10,43.44).

Wenn es in Vers 41 heisst: «Die nun sein Wort aufnahmen …», dann bedeutet das: Sie glaubten dem Wort, das sie gehört hatten. Sie stellten sich bewusst und im Vertrauen auf die Seite des Gekreuzigten, indem sie sich taufen liessen. An jenem Tag wurden etwa 3000 glaubende Menschen zur Versammlung Gottes, die erst seit einigen Stunden bestand, hinzugefügt. So begann das christliche Zeugnis zu wachsen.

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Die Gemeinschaft der ersten Christen

Die vier in Vers 42 genannten Stücke waren den ersten Christen wichtig. Darin verharrten sie. Die Lehre der Apostel wurde damals in mündlicher Form weitergegeben. Heute besitzen wir sie im Neuen Testament in schriftlicher Form. Verharren wir in dieser einen Lehre, die Gott uns durch die inspirierten Schreiber hinterlassen hat? Oder richten wir uns nach den Meinungen und Lehren der Menschen? Sie verharrten auch in der Gemeinschaft, d. h. sie wollten miteinander den Weg des Glaubens gehen. Am Anfang haben die Gläubigen täglich das Brot gebrochen, später wurde es zur Gewohnheit, dies am ersten Tag der Woche zu tun (Kap. 20,7). Durch das Brotbrechen wird einerseits die Gemeinschaft der Gläubigen untereinander und mit dem Herrn Jesus ausgedrückt (1. Korinther 10,16.17). Anderseits halten wir beim Brotbrechen das Gedächtnismahl des Herrn. Wir denken an Ihn, der für uns gestorben ist (1. Korinther 11,23-26). Der vierte Punkt ist das gemeinsame Gebet. Deshalb kommen wir auch heute noch regelmässig zum Gebet zusammen. Lasst uns keine Gebetsstunde versäumen!

In der ersten Frische ihres Glaubenslebens waren die Christen beisammen und teilten das, was sie besassen, mit den anderen. Was sie auszeichnete, war die Freude und die Schlichtheit ihrer Herzen. So stieg Lob zu Gott auf, und die Mitmenschen achteten sie.

Am Anfang des christlichen Zeugnisses gab es eine klare Trennung zwischen Gläubigen und Ungläubigen (Vers 43; Kapitel 5,13). Täglich bekehrten sich Menschen, indem sie an den Herrn Jesus glaubten.

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Ein Gelähmter wird geheilt

Am Anfang der christlichen Zeitperiode wirkte Gott durch die Apostel manche Wunder und Zeichen (Kapitel 2,43). Ein solches wird in diesen Versen beschrieben. Damit wollte Gott vor allem die Juden ansprechen (1. Korinther 1,22). Das sehen wir hier besonders, denn die Heilung dieses gelähmten Mannes führte Petrus dazu, eine Predigt zu halten, die speziell an das jüdische Volk gerichtet war.

In der Anfangszeit waren die Christen noch sehr mit dem Tempeldienst verbunden. So sehen wir hier auch die Apostel Petrus und Johannes, wie sie um die Stunde des Gebets in den Tempel gingen. Gott hatte Geduld, aber Er wollte die Christen, die der Abstammung nach Juden waren, ganz vom jüdischen Gottesdienst lösen und sie in das «Bessere» des Christentums einführen. Das sehen wir besonders im Brief an die Hebräer.

Als die beiden Apostel den armen Bettler an der Tempelpforte sahen, gaben sie ihm kein Almosen, wie er es von ihnen erbat. Sie schenkten ihm viel mehr. In dem Namen Jesu Christi, dieses verachteten und von den Juden gekreuzigten Menschen, der aber auferstanden war und jetzt im Himmel lebt, sprachen sie ihm Heilung zu. «Sogleich aber wurden seine Füsse und Knöchel stark, und er sprang auf, stand da und ging umher.» Nun trat er selbst in den Tempel und lobte Gott.

Viele Menschen konnten dieses Wunder mit eigenen Augen verfolgen. Der Mann wurde dem ganzen Volk zu einem lebendigen Zeugen von der Macht des auferstandenen Christus. Sie erstaunten und waren verwirrt. War das alles?

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Die Schuld der Juden

Als der Geheilte seine Wohltäter festhielt, entstand ein Volksauflauf. Alles lief zusammen, um von dieser Sensation etwas mitzubekommen. Das bot dem Apostel Petrus die Gelegenheit, eine ernste und eindringliche Rede an das Volk – die Männer von Israel – zu halten.

Als Erstes lenkte er die Blicke der Menge von sich weg auf den Herrn Jesus. Nicht die Apostel hatten etwas aus ihrer Kraft und Frömmigkeit bewirken können. Sie waren nur Werkzeuge in der Hand eines Höheren und wollten alles vermeiden, diese Person – Jesus Christus – zu verdunkeln. Petrus begann seine Rede mit dem Gott ihrer Väter, dem Gott des Volkes Israel. Er hat seinen Knecht Jesus verherrlicht – diesen Menschen, der gleichzeitig sein Sohn war, der hier zum Wohlgefallen Gottes gelebt hatte und am Kreuz gestorben war.

Doch dann redete Petrus seinen Zuhörern direkt ins Gewissen. Sie hatten Jesus überliefert. Sie hatten den Heiligen und Gerechten verleugnet und seinen Tod gefordert. Das war ihre Seite.

Gott aber hatte den Urheber des Lebens aus den Toten auferweckt. Sie – die Apostel – waren Zeugen dieser Auferstehung und forderten ihre Zuhörer nun zum Glauben an diese Person auf. Der Gelähmte war aufgrund des Glaubens an diesen Namen gesund geworden. Wenn heute an einem Menschen das Wunder der Errettung geschehen soll, dann geht dies nur durch Glauben. «Durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es» (Epheser 2,8).

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Das Gnadenangebot Gottes

Weil der Herr bei seiner Kreuzigung gebetet hatte: «Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun» (Lukas 23,34), konnte Petrus seinen Zuhörern sagen: «Ich weiss, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt», und ihnen Worte der Barmherzigkeit sagen.

Wie wollte Gott diesem Volk gegenüber barmherzig sein? Petrus rief sie zur kollektiven Buße und zur Umkehr auf. Gott gab den Juden nochmals eine Chance. Er verhiess ihnen Zeiten der Erquickung, wenn sie ihre Sünden einsehen – vor allem die Kreuzigung ihres Messias – und von ihren bösen Wegen umkehren würden. Christus würde aus der Herrlichkeit wiederkommen.

Wir werden gleich sehen, dass die Juden als Volk diese Barmherzigkeit abgelehnt haben. Deshalb sind die «Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge» (das Tausendjährige Friedensreich), wovon die Propheten im Alten Testament geredet haben, bis heute noch nicht gekommen. Sie werden erst eintreten, wenn die Zeit der Versammlung abgelaufen ist und die Gläubigen in den Himmel entrückt sind.

Nun zeigt Petrus weitere Herrlichkeiten des Herrn auf. Sein Herz war von Ihm erfüllt. Nachdem er vom Heiligen und Gerechten und vom Urheber des Lebens gesprochen hatte, stellte er Ihn noch als den Propheten vor, den Mose angekündigt hatte. Aber Christus wurde auch als Prophet verworfen (Johannes 7,40-44.52). Der Knecht Gottes war zudem der Nachkomme Abrahams, in dem alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. Welch eine wunderbare Person ist unser Erlöser!

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Glaube und Widerstand

Der Widerstand der religiösen Führerschaft auf eine so eindrückliche Predigt liess nicht lange auf sich warten. Die Priester, der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer, die die Auferstehung leugneten (Kapitel 23,8), verhafteten die beiden Apostel kurzerhand. Doch das verkündigte Wort war bei vielen auf fruchtbaren Herzensboden gefallen und aufgegangen: «Viele aber von denen, die das Wort gehört hatten, glaubten.» Das konnte der Feind nicht verhindern.

Am folgenden Tag wurden die beiden Apostel von der hohen Geistlichkeit der Juden verhört. In Matthäus 10,19 sagte der Herr Jesus seinen Jüngern solche Situationen, wie Petrus und Johannes sie jetzt erlebten, voraus. Aber sie sollten nicht besorgt sein, wie oder was sie reden sollten. Es würde ihnen geholfen werden. Das erlebten sie jetzt. Petrus wurde für die Antwort auf die Frage der Führerschaft mit dem Heiligen Geist erfüllt und konnte ein eindrückliches Zeugnis von der Macht des Namens Jesu Christi ablegen. Noch einmal mussten sie hören: «Den ihr gekreuzigt habt, den hat Gott auferweckt aus den Toten.»

Der von den jüdischen Führern verachtete Stein ist zum Eckstein geworden, d. h. zum tragenden Element, nach dem sich bei einem Bau alles ausrichtet.

Wie inhaltsschwer ist der letzte Satz in der kurzen Rede des Petrus vor dem Synedrium. Es gibt für uns Menschen nur einen Erretter und eine Errettung, um dem gerechten Gericht Gottes zu entgehen: Jesus Christus, der Nazaräer. Aber der Mensch muss dieses Heil durch den Glauben an Ihn ergreifen.

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Die Ohnmacht der führenden Juden

Als die Männer des Synedriums merkten, dass sie ungebildete Fischer aus Galiläa vor sich hatten, verwunderten sie sich, wie freimütig und klar diese Leute redeten. Sie erkannten auch ihre enge Beziehung zu Jesus, als Er noch hier gelebt hatte. Zudem stand der geheilte Gelähmte bei ihnen, sozusagen als Beweis für das Vorgefallene. Was konnten sie dagegen einwenden? Nichts! Hätte dies sie nicht dahinführen sollen, ernsthaft über alles nachzudenken? War hier nicht Gott selbst am Werk?

Möchten wir den Aposteln gleichen und Menschen sein, denen man es anmerkt, dass sie dem Herrn Jesus nachfolgen und mit Ihm leben wollen! Wie schön, wenn andere von uns bemerken könnten: «Sie sind mit Jesus gewesen.»!

Die Feinde des Herrn Jesus kamen zum Schluss, die beiden Zeugen mundtot zu machen, indem sie ihnen verboten, den Namen Jesu überhaupt zu nennen. Glücklicherweise hatten Petrus und Johannes ihren Auftrag nicht von irgendeinem Menschen bekommen, sondern vom Herrn selbst. Darum entgegneten sie: «Es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.» Was die Führer der Juden versuchten, war ein Eingriff in Gottes Angelegenheit. Eine ernste Sache!

Für den Augenblick beliessen es die Feinde bei einer verbalen Drohung. Sie wussten nicht, wie sie anders gegen die Apostel vorgehen konnten. Sie hätten das Volk gegen sich aufgebracht, «denn alle verherrlichten Gott».

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Das Gebet der Versammlung

Nach ihrer Freilassung suchten Petrus und Johannes den Ort auf, wo sie die Gläubigen vermuteten. «Sie kamen zu den Ihren». Sie wollten bei denen sein, mit denen sie durch den Heiligen Geist verbunden waren.

Nachdem die Gläubigen von den ernsten Drohungen und Redeverboten der religiösen Führer gehört hatten, nahmen sie ihre Zuflucht im Gebet zu Gott. Auch wir dürfen mit all unseren Nöten und Sorgen, aber auch mit unseren Ängsten einzeln und gemeinsam im Gebet zu Gott gehen. Dort, am Herzen unseres Gottes und liebenden Vaters, dürfen wir zur Ruhe kommen, auch wenn die Lage sich vielleicht nicht verändert (Philipper 4,6.7).

Gott hat uns den Wortlaut dieses gemeinsamen Gebets der ersten Christen hinterlassen. Es ist interessant zu sehen, wie sie gebetet und was für Bitten sie vorgebracht haben. Weil das Wirken des Heiligen Geistes durch nichts gehindert wurde, konnte Er in den Betenden Einmütigkeit in den Empfindungen und Bitten hervorrufen. Dann erhoben sie Gott als allmächtigen Gebieter und bestätigten, wie sich alles nach den Voraussagen der Schrift und nach seinem göttlichen Plan erfüllt hatte. Im Vertrauen, dass Er alles in der Hand hat, stellten sie Ihm die gegenwärtige gefährliche Lage vor. Aber sie baten nicht um Bewahrung vor den Feinden oder um Erleichterung der Situation. Sie baten vielmehr um Kraft, Mut und Freimütigkeit, weiterhin Zeugen für den Herrn Jesus zu sein. Gott antwortete sofort auf ihr Gebet. Sie bekamen besondere Kraft des Geistes, um kühn das Wort zu reden.

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Praktische Gemeinschaft

Obwohl sie von aussen bedroht wurden, herrschte unter den ersten Christen eine überaus schöne Einheit. Sie waren ein Herz und eine Seele. In den Tausenden von Christen, die erst vor kurzem gläubig geworden waren, gab es nichts, was die Wirksamkeit des Heiligen Geistes gehindert hätte. Weil Er in allen der Handelnde war, ergab sich diese Einheit, in der kein Egoismus Platz hatte.

Der gute Herzenszustand der Glaubenden gab auch der Verkündigung durch die Apostel grosse Kraft. Niemals hätten sie von der Auferstehung ihres Herrn und Heilands schweigen können. «Und grosse Gnade war auf ihnen allen.» Die Gnade Gottes hat uns nicht nur errettet, sie steht uns Glaubenden an jedem Tag unseres Lebens in unerschöpflichem Mass zur Verfügung. Wie nötig haben wir sie! Sie will uns helfen, in allen Umständen und trotz den Problemen den Gott gemässen Weg zu gehen. Sie unterweist uns darin (Titus 2,12). Aber sie hilft uns auch, die Umstände zu ertragen und darin nicht zu versagen.

Viele der ersten Christen haben in Liebe und Selbstlosigkeit an die anderen gedacht und ihren Besitz mit denen geteilt, die arm waren. Einer von ihnen war Barnabas. Wir werden ihm später noch mehrmals begegnen. Er hiess eigentlich Joseph. Doch die Apostel gaben ihm einen neuen Namen: Barnabas (= Sohn des Trostes). Er besass diesen neuen Namen zu Recht, wie wir dies z. B. in Kapitel 11,22-24 bestätigt finden. Welch ein Trost und welch eine Hilfe war er für die Gläubigen in Antiochien!

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Ananias und Sapphira

Die gläubigen Christen und ihre Verkündigung sind dem Teufel ein Dorn im Auge. Er versucht mit allen Mitteln, die Zeugen zum Schweigen zu bringen und das Zeugnis der Einheit aller Gläubigen zu zerstören. Als seine Angriffe von aussen (Kapitel 4) keinen Erfolg hatten, griff er die Gemeinschaft der Gläubigen von innen her an – und hatte Erfolg!

Ananias und Sapphira, ein gläubiges Ehepaar, wollte auch für die Bedürftigen Geld spenden. Doch sie waren nicht aufrichtig. Sie wollten vor der Versammlung als selbstlose Geber dastehen wie Barnabas und gleichzeitig etwas für sich behalten. Diesen Betrug deckte Gott auf. Als Ananias das Geld zu den Aposteln brachte, erweckte er den Eindruck, er bringe den ganzen Erlös des Verkauften. Das war geheuchelt. Petrus sagte deutlich: Du hast Gott belogen. Die Strafe folgte auf dem Fuss: Ananias fiel tot zusammen. Er hatte keine Möglichkeit mehr, die Sünde zu bekennen, nachdem er überführt worden war. – Bei seiner Frau Sapphira war es anders. Ihre Verantwortung war geringer als die ihres Mannes. Sie hätte ihre Schuld bekennen können. Doch sie log ebenfalls. Deshalb traf sie das gleiche Los: Sie fiel tot zusammen.

Durch Petrus hatte Gott sich gegen das Böse gewandt, das in die Versammlung eindringen wollte. Hier wurde Zucht in der Versammlung ausgeübt, indem Petrus in apostolischer Autorität die Sünde der beiden an sie band (Matthäus 18,18). – Dieses Ehepaar ging nicht ewig verloren, aber sie hatten eine Sünde zum Tod begangen (1. Johannes 5,16; 1. Korinther 11,30).

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Zeichen und Wunder

Das Eingreifen Gottes im Gericht zeigte Wirkung. Allen wurde bewusst, dass man den Geist des Herrn, der in der Versammlung wohnt, nicht ungestraft versuchen kann. Gottes Gegenwart zu ignorieren oder in Frage zu stellen, kann schreckliche Folgen haben.

Aber Satan konnte das, was Gott gewirkt hatte, nicht zerstören. Wenn wir an Gottes Seite denken, dann ist die Versammlung auf den Felsen Jesus Christus gegründet. Sie kann nicht überwältigt werden. Wenn wir an die Verantwortung von uns Menschen denken, dann müssen wir mit Beschämung sagen: Wir haben völlig versagt. Anstatt ein Herz und eine Seele sehen wir eine furchtbare Zersplitterung der Christen. Und wie viel Böses ist seit der Anfangszeit in die Christenheit eingedrungen! Wir sind mitschuldig!

Hier aber sehen wir den leuchtenden Anfang. Nachdem das Böse gerichtet war, wirkte Gott weiter durch Zeichen und Wunder. Viele kamen zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus und wurden hinzugetan. Aber keiner, der nicht bereit war, sich zu bekehren, wagte es, sich den Christen anzuschliessen. Die göttliche Warnung durch den Tod von Ananias und Sapphira wurde zu einer Art Schutzwall gegen das Eindringen von Menschen, die nicht wirklich glaubten.

Die Verse 12 und 15 erinnern an die Worte des Herrn Jesus in Johannes 14,12: «Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird grössere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.» Doch das eine grosse Werk – das der Erlösung – konnte niemand als nur Er selbst vollbringen.

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Die Apostel werden verhaftet

Zu jener Zeit stand die religiöse Führungsschicht der Juden unter dem Einfluss der Sadduzäer (Kap. 4,1; 5,17). Aus Vers 17 kann man schliessen, dass auch der Hohepriester dieser Sekte angehörte. Diese Leute lehnten alles ab, was nicht rational erklärbar war. So leugneten sie auch die Auferstehung (Matthäus 22,23). Das öffentlich verkündigte Zeugnis der Auferstehung des Herrn und dass dieser der Christus, also ihr Messias war, muss die Sadduzäer masslos geärgert haben. Daher liessen sie die Apostel kurzerhand verhaften, um sie später zu verhören. – Aber diese ungläubigen Rationalisten rechneten nicht mit Gott, der sich zu den Seinen bekennt. Ein Engel des Herrn befreite die Apostel aus dem Gefängnis. Zudem gab er ihnen den Auftrag, das Evangelium («alle Worte dieses Lebens») weiter zu predigen, was sie auch taten.

Vor dem Synedrium hofften der Hohepriester und die Sadduzäer, den zwölf Aposteln den Prozess zu machen und sie verurteilen zu können. Doch Gott brachte diese «Richter» zunächst einmal in grosse Verlegenheit. Das sorgfältig verschlossene Gefängnis war leer! Die Männer, die sie mundtot machen wollten, verkündigten im Tempel freimütig das Wort Gottes! Wie ohnmächtig ist doch der ungläubige Mensch, wenn Gott seine Allmacht zugunsten der Seinen demonstriert. Das hätte die religiöse Führerschaft Israels einsehen müssen und sich darunter beugen sollen. Aber ihre Feindschaft gegen Christus war so gross, dass auch ein solcher Fingerzeig Gottes an ihren harten Herzen und Gewissen nichts änderte.

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Die Apostel werden verhört

Die Apostel wurden nun ein zweites Mal vorgeladen. Doch diesmal ohne jede Gewalt. Die Ordnungshüter befürchteten eine gewaltsame Gegendemonstration des Volks, das für die Jünger war.

Nun standen nicht mehr nur Petrus und Johannes, sondern alle zwölf Apostel vor Gericht. Die Führerschaft der Juden wollte endlich Ruhe haben und die weitere Verbreitung dieses verhassten Namens unterbinden. Die wiederholte Aussage, sie hätten den Tod von Jesus Christus auf dem Gewissen, ärgerte sie besonders. – Es ist überaus schön, die Kühnheit von Petrus und den Aposteln zu sehen. Eine solche Unerschrockenheit konnte nur der Heilige Geist, der in jedem von ihnen wohnte, bewirken.

Grundsätzlich müssen wir Menschen der Regierung gehorchen. So will es Gott (Römer 13,1; Titus 3,1; 1. Petrus 2,13.14). Aber seine Autorität steht über jeder menschlichen Autorität. Wenn die Regierung etwas von uns verlangt, das dem ausdrücklichen Willen Gottes entgegensteht, dann müssen wir Gott mehr gehorchen als Menschen.

Das war jedoch nicht alles, was Petrus dem Synedrium zu sagen hatte. Er nahm die Gelegenheit wahr, um den versammelten Führern nochmals zu sagen, was Gott getan hatte und was sie verübt hatten. Aber dann sprach er von den gesegneten Folgen des Todes von Jesus Christus und seines Erlösungswerks: «Um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben.» Dieses Angebot der Gnade Gottes galt auch für sie, wenn sie es im Glauben annehmen wollten.

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Die Apostel werden geschlagen

Leider bewirkten die klaren Worte von Petrus und den Aposteln keine positive Reaktion in den Mitgliedern des Synedriums. Sie wurden vielmehr «durchbohrt und beratschlagten, sie umzubringen».

Nun trat ein angesehener weiser Mann auf: Gamaliel. Er war zwar ungläubig und kein Befürworter der Christen. Doch Gott gebrauchte ihn, um die Verfolgung der Apostel hinauszuzögern.

Dieser Gesetzeslehrer verwies auf zwei Rebellionen, die den Anwesenden bekannt waren. Beide waren kläglich gescheitert, deren Anführer waren umgekommen und ihre Anhänger zerstreut worden. Vielleicht hoffte er, die Sache mit Jesus würde ebenso verlaufen. Doch in Vers 39 sprach er wohl sein eigenes Urteil und das Urteil über die anderen religiösen Führer des Volkes aus. Sie kämpften gegen Gott, denn es lagen bereits genügend Beweise vor, dass dieses «Werk» göttlichen Ursprungs war.

Das Synedrium war mit dem gemachten Vorschlag einverstanden. Doch sie konnten es nicht lassen, die Apostel zu schlagen und sie nochmals ernstlich zu bedrohen. Mit welchem Resultat? Diese freuten sich, dass sie gewürdigt wurden, für den Namen ihres Herrn und Heilands Schmach zu leiden. Später schrieb Petrus: «Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr!» (1. Petrus 4,14). Ohne sich einschüchtern zu lassen, hörten die Apostel nicht auf, «Jesus als den Christus zu verkündigen». Welch ein Triumph für die Sache des Herrn!

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Die Versorgung der Witwen

Durch die Gnade Gottes war der Angriff Satans von aussen auf die Versammlung abgewehrt worden. Nun entstand eine Schwierigkeit innerhalb der Versammlung. Die einen Witwen meinten, sie würden gegenüber anderen benachteiligt. Unzufriedenheit und Murren war das Resultat. Das wird immer so sein, wenn unser Gottvertrauen schwindet und wir uns gegen die Situation auflehnen, in der wir uns befinden.

Bis dahin hatten die Apostel sowohl die Güter verteilt als auch das Wort verkündigt. Als sich die Schar der Jünger vermehrte, wurde diese Doppelbelastung zu gross. Es bestand die Gefahr, dass das Wort Gottes vernachlässigt wurde. Die Lösung des Problems bestand darin, dass die Versammlung Brüder erwählte, die sich um die materiellen Bedürfnisse der Gläubigen kümmerten.

Die Verwaltung materieller Gaben und die Verkündigung des Wortes werden klar unterschieden. Diese zwei Dienste werden auch in Römer 12,7 und 1. Petrus 4,11 voneinander abgegrenzt. Wenn es sich um den Dienst am Wort, um die Ausübung einer Gnadengabe handelt, haben die Menschen nichts zu bestimmen. Es ist der Herr, der gibt, beruft, befähigt. Bei den äusseren Belangen der Versammlung ist es Sache der Geschwister, Personen zu bestimmen, die dafür geeignet sind und das Vertrauen haben (2. Korinther 8,18-23). – Die Apostel legten den sieben von der Versammlung erwählten Männern die Hände auf. Damit «bestellten» sie sie über diese Aufgabe und machten sich eins mit ihnen. Diese apostolische Autorität haben wir heute nicht mehr.

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Stephanus vor dem Synedrium

Wie wuchs das Wort Gottes? Indem es immer mehr Menschen erfasste, sogar viele Priester, die früher den Herrn Jesus abgelehnt hatten, und sie zum lebendigen Glauben an den Erlöser führte: «Die Zahl der Jünger … mehrte sich sehr.»

Stephanus, einer von den Sieben, wurde vom Herrn mit besonderer Gnade und Kraft ausgerüstet. Einerseits konnte er Wunder und Zeichen wirken wie die Apostel, anderseits war er ein begabter Verkündiger. Ungehindert konnte der Heilige Geist durch ihn wirken. Das rief den besonderen Hass seiner Gegner hervor, die ihm nicht zu widerstehen vermochten. Sie fielen über ihn her und schleppten ihn sofort vor das Synedrium.

Ähnlich wie beim Herrn wurden vor Gericht falsche Zeugen aufgestellt. Damals behaupteten sie, Jesus habe gesagt: «Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und ihn in drei Tagen aufbauen» (Matthäus 26,61). Sie missdeuteten seine Worte (Johannes 2,19-21). Ähnlich muss es bei Stephanus gewesen sein. Sie haben das, was er sagte, verdreht. In seiner Rede in Kapitel 7 antwortet er auf diese Anschuldigungen. Wir werden sehen, dass er weder von Gott noch von Mose, auch nicht vom Gesetz oder vom Tempel ungeziemend gesprochen hatte.

Der letzte Vers des Kapitels beschreibt uns einen unerschrockenen Zeugen, der so sehr vom Heiligen Geist erfüllt war, dass ein überirdischer Glanz auf seinem Gesicht lag. Jeder im Synedrium konnte es sehen. Ein solcher Mensch konnte unmöglich gegen Mose und Gott gelästert haben!

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Die Geschichte Abrahams

Der Hohepriester begann sein Verhör mit der Frage an den Angeklagten: «Ist dies so?» Damit gab er Stephanus die Möglichkeit, zu den falschen Anschuldigungen Stellung zu nehmen. Anstatt direkt auf die Aussagen einzugehen und sich zu verteidigen, stellte er ihnen aufgrund vieler Schriftstellen aus dem Alten Testament die Wahrheit Gottes vor.

Er begann mit der göttlichen Berufung des Stammvaters des Volkes Israel. Er sprach vom «Gott der Herrlichkeit», der Abraham bereits in Mesopotamien erschienen war – und nicht, wie es nach 1. Mose 12 den Anschein macht, erst in Haran. Die Berufung Abrahams offenbart die souveräne Gnade Gottes. – Als Abraham nach dem Zwischenhalt in Haran ins verheissene Land kam, gab Gott ihm darin noch kein Erbe. Aber Er verhiess es ihm und seinen Nachkommen zum Besitztum «als er kein Kind hatte». Abraham glaubte diesem Wort von Gott und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet (1. Mose 15,5.6).

Als Glaubender blieb Abraham ein Fremder in Kanaan. Von seinen Nachkommen sagte Gott, dass sie 400 Jahre lang in einem fremden Land geknechtet und misshandelt würden. Aber durch Gottes Gnade sollten sie schliesslich in ihr Land kommen.

Die Juden bildeten sich sehr viel auf ihre Beschneidung ein und verbanden sie mit dem Halten des Gesetzes. Doch den Bund der Beschneidung gab Gott Abraham lange vor dem Gesetz. Es war ein Bund der Gnade, bei dem Gott sich verpflichtete, alle seine Verheissungen zu erfüllen.

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Die Geschichte Josephs

Aus der Geschichte der Patriarchen griff Stephanus die von Joseph heraus, denn er ist eins der schönsten Vorausbilder auf Christus. Der Heilige Geist wollte durch Stephanus die Führer des Volkes anhand dieser Geschichte an das erinnern, was sie mit dem Herrn Jesus getan hatten. Auch von Ihm heisst es, dass Pilatus wusste, dass die Juden Ihn aus Neid überliefert hatten. Anderseits war es offenkundig, dass Gott mit seinem Sohn war (Vers 9; 10,38).

Doch der gleiche Mann, den seine Brüder aus Hass nach Ägypten verkauft hatten, wurde dort von Gott erhöht, so dass der Pharao ihn zum Verwalter über Ägypten und sein ganzes Haus einsetzte. Die Parallele ist offensichtlich: Nach vollbrachtem Erlösungswerk hat Gott Christus aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten erhöht (Epheser 1,20).

In Vers 13 heisst es: «Beim zweiten Mal wurde Joseph von seinen Brüdern wiedererkannt.» Auch beim Herrn Jesus gibt es für das Volk Israel «ein zweites Mal». Bei seinem ersten Kommen wurde Er abgelehnt. Wenn Er in Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird, wird sein irdisches Volk Ihn als Den erkennen, den sie durchstochen haben (Offenbarung 1,7). Dann werden sie über ihre Sünde Buße tun und Ihn als ihren Messias annehmen.

Es war nach Gottes Plan, den Er bereits Abraham mitgeteilt hatte (Vers 6), dass Jakob mit seiner Familie nach Ägypten zog. Später würde Gott Israel als Volk aus jenem Land herausführen und nach Kanaan bringen.

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Mose: 40 Jahre in Ägypten

Nach dem Tod Josephs, als ein anderer König über Ägypten aufstand, verschlechterte sich die Lage für die Nachkommen Jakobs drastisch. Das Volk Israel wurde sehr unterdrückt. Doch gleichzeitig kam «die Zeit der Verheissung näher, die Gott dem Abraham zugesagt hatte». – In jener Zeit wurde Mose geboren – ein Mann, der ähnlich wie Joseph in mancher Hinsicht auf den Herrn Jesus hinweist. Auch über diesen sprach Stephanus, denn er war angeklagt, gegen Mose (den Gesetzgeber) und das Gesetz geredet zu haben.

Die Juden hielten Mose als Gesetzgeber und Befreier aus Ägypten in höchsten Ehren. Doch Stephanus zeigte ihnen, dass dieser Mann von ihren Vorvätern überhaupt nicht akzeptiert worden war. Sie lehnten ihn mit den Worten ab: «Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt?» Daraufhin musste er nach Midian fliehen. Wir denken an das Gleichnis von den Pfunden, wo der Herr Jesus von sich als einem hochgeborenen Mann spricht. Doch die Bürger seines Landes hassten ihn und liessen ihm sagen: «Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche» (Lukas 19,12.14).

Mose ist in diesen Versen auch ein Vorbild für uns Gläubige, die in einer gottlosen Welt (Ägypten) leben. Obwohl die Tochter des Pharaos ihn als ihren Sohn aufzog, wusste er immer, dass er zu den versklavten Israeliten gehörte. Das brauchte Glauben (Hebräer 11,24-26), den auch wir benötigen, um in dieser Welt nicht irdisch gesinnt zu werden, sondern bewusst als Himmelsbürger zu leben.

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Mose: 40 Jahre in Midian

Nachdem Mose in das Land Midian geflohen war, vergingen weitere 40 Jahre, in denen das Volk Israel unter der Sklaverei der Ägypter schmachtete. Dann offenbarte Gott sich Mose und gab ihm einen Auftrag. Stephanus erzählte dieses Ereignis sehr ausführlich. Warum wohl? Der brennende Dornbusch ist ein Bild des Volkes Israel, das sich im Feuerofen Ägyptens befand, aber durch Gottes Gnade nicht vernichtet wurde. In diesem Dornbusch war Gott selbst, der nun zu Mose redete. Bevor Er ihm den Auftrag gab, erinnerte Er ihn daran, wer Er war, der zu ihm sprach: der Gott der Vorväter Israels in seiner ganzen Heiligkeit. Das gab dem Sendungsauftrag von Mose das nötige Gewicht.

Aber dann redete Gott vom Elend seines Volkes, das Ihm keineswegs entgangen war. Doch jetzt war Gottes Zeitpunkt gekommen, um einzugreifen und sein Volk aus der Knechtschaft zu befreien. Der Beweggrund lag einzig und allein in der unendlichen Barmherzigkeit seines Herzens und in der Liebe zu seinem Volk (5. Mose 7,7.8). Auch uns hat Gott seine Liebe zugewandt, als wir noch Sünder waren. Da ist Christus für uns gestorben (Römer 5,8).

In Vers 35 redete Stephanus zum Herzen und Gewissen der Männer des Synedriums. Mose, den ihre Väter zuerst verleugnet hatten, wurde zum Obersten und Retter Israels. Ähnliches war mit dem Herrn Jesus geschehen. Die Führer der Juden hatten Ihn verworfen, aber Gott hatte diesen Jesus zum Herrn und Retter gemacht (Kapitel 4,12; 5,31). Es wäre auch zu ihrem Heil gewesen, wenn sie an Ihn geglaubt hätten.

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Mose mit dem Volk in der Wüste

Vers 36 beginnt mit «dieser». Damit meint Stephanus den Führer Mose, den die Israeliten zuerst abgelehnt, den Gott aber als Retter gesandt hatte. Dann folgt eine Beschreibung des Verhaltens des Volkes Israel in der Wüste.

Aus den Worten von Stephanus können wir zweierlei entnehmen. Erstens war Mose ein besonderer Prophet. Er nahm die Stellung eines Mittlers ein, indem er einerseits mit Gott verkehrte und anderseits die Aussprüche, die er von Gott empfing, dem Volk weitergab. Mit seinen eigenen Worten wies er auf einen späteren Propheten hin, den Gott gleich ihm erwecken würde. Das ist niemand anders als Jesus Christus, der eine Mittler zwischen Gott und Menschen, auf den bereits Petrus in Kapitel 3,20-23 hingewiesen hatte.

Zweitens zeigte Stephanus auf, dass die Israeliten Mose zum zweiten Mal verwarfen. Indem sie den von Gott bestimmten Führer von sich stiessen, verwarfen sie auch Gott und öffneten sich dem Götzendienst.

Es waren ernste Worte, die der treue Knecht des Herrn seinen Anklägern vorstellen musste. «Gott aber wandte sich ab und gab sie hin.» Das ist das Schlimmste, was Menschen passieren kann: wenn Gott solche, die Ihm einfach nicht gehorchen wollen, die Ihm und seinen Wegen der Gnade dauernd widerstehen, laufen lässt. Damals hatte Er sein Volk schliesslich in die babylonische Gefangenschaft gehen lassen. Jetzt stand den Juden ein noch schlimmeres Schicksal bevor, wenn sie im Unglauben und in der Ablehnung gegenüber Jesus Christus verharren wollten.

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Stiftshütte und Tempel

Eine der falschen Anklagen gegen Stephanus lautete: Er habe «gegen diese heilige Stätte» geredet. Damit meinten sie den Tempel. Die nun vorliegenden Verse belegen das Gegenteil: Er hatte nichts gegen den Tempel Gottes gesagt, aber den wahren Sachverhalt aufgedeckt.

Stephanus begann seine Ausführungen mit den Hinweisen auf die Stiftshütte. Diese war der erste Wohnort Gottes in der Mitte seines irdischen Volkes. Er selbst hatte ihren Bau mit den Worten angeordnet: «Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich in ihrer Mitte wohne» (2. Mose 25,8). Später wünschte König David, dem Herrn ein Haus zu bauen. Salomo, sein Sohn, durfte dies verwirklichen.

Zur Zeit von Stephanus stand an der Stelle des salomonischen Tempels der von Herodes erbaute Tempel. Der Herr Jesus selbst anerkannte dieses Bauwerk als das Haus seines Vaters (Johannes 2,16), obwohl dort vieles nicht mehr der Heiligkeit Gottes entsprach. Seither war der Sohn Gottes umgebracht worden. Konnte Gott da noch in ihrer Mitte wohnen?

Vor dem Hintergrund dieser Tatsache erinnerte Stephanus die Männer des Synedriums, dass Gott eigentlich zu gross ist, um in einem von Menschen erbauten Tempel zu wohnen. Die Juden verhielten sich so, als ob der Höchste ihren Tempel nötig hätte. Sie legten diesem Haus Gottes einen übermässig grossen Wert bei, verwarfen aber gleichzeitig den Sohn des Herrn dieses Hauses! Daran wollte Stephanus sie erinnern.

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Stephanus wird gesteinigt

Nachdem Stephanus anhand der Geschichte des Volkes Israel den immer wieder auftretenden Unglauben und den Widerstand gegen Gott aufgezeigt hatte, folgte jetzt die Anwendung auf seine Ankläger. Sie gaben sich als Führer des Volkes aus, doch sie offenbarten die gleiche Herzenshaltung wie ihre Vorfahren. Jene hatten die Propheten Gottes verfolgt, die den Messias angekündigt hatten. Stephanus nennt Ihn nicht mit Namen, sondern spricht wie Petrus von Ihm als dem Gerechten (Kapitel 3,14). Diesen hatten sie, nachdem Er zu seinem Volk gekommen war, umgebracht.

Die Worte des 54. Verses zeigen, wie grenzenlos die Wut, der Hass und die Feindschaft gegen Stephanus waren. Er aber durfte in den geöffneten Himmel blicken. Dort sah er Jesus zur Rechten Gottes stehen. Er war bereit wiederzukommen, wenn das Volk Buße getan hätte. Doch sie verwarfen auch das letzte Zeugnis des Heiligen Geistes. Stephanus sah den Sohn des Menschen, den sie vor einiger Zeit zum Tod verurteilt und gekreuzigt hatten. Welch eine Schuld lag auf ihnen! Doch davon wollten sie nichts hören: Diese Stimme musste zum Schweigen gebracht werden! Stephanus wurde gesteinigt. Wie sein Meister starb er und betete dabei für seine Feinde (Vers 60; Lukas 23,34). Er war der erste christliche Märtyrer.

In Vers 58 nennt der inspirierte Schreiber den Namen eines jungen Mannes, der später für das Christentum von besonderer Bedeutung wurde: Saulus, der spätere Apostel Paulus.

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Erste Christenverfolgung

Nach der Steinigung von Stephanus brach eine Verfolgung über die Versammlung herein. Wenn die Christen nicht Gefahr laufen wollten, ins Gefängnis zu kommen, mussten sie aus Jerusalem fliehen. So wurden sie überallhin zerstreut.

Die treibende Kraft hinter der Verfolgung war Saulus, der in die Tötung von Stephanus eingewilligt hatte und nun versuchte, die Versammlung zugrunde zu richten. Dieses böse Vorhaben aber konnte nicht gelingen, denn der Herr Jesus hatte in Matthäus 16,18 selbst gesagt: «Ich werde meine Versammlung bauen und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.»

Das Gegenteil von dem, was Satan und die Feinde der gläubigen Christen anstrebten, geschah. Anstatt dass die Versammlung zugrunde gerichtet wurde, wuchs sie weiter. Denn die durch die Verfolgung Weggetriebenen verkündigten dort, wo sie hinkamen, das Evangelium.

Philippus, einer von den in Kapitel 6 bestimmten sieben Dienern, zog in eine Stadt Samarias und predigte jenen Menschen «den Christus». Der Inhalt seiner Botschaft war der Herr Jesus, der am Kreuz für sündige Menschen gestorben ist. Aber Er ist auferstanden und lebt jetzt im Himmel. Wie reagierten die Bewohner von Samaria? Sie hörten aufmerksam zu, sahen die Zeichen, mit denen das verkündigte Wort unterstrichen und bestätigt wurde (Markus 16,20), und glaubten (Vers 12). Das Resultat war in jener Stadt eine grosse Freude – die Freude des Heils.

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Philippus in Samaria

Die Stadt, in der Philippus das Evangelium predigte, stand vorher unter dem starken Einfluss von Satan. Ein Mann mit Namen Simon zog die Bewohner dieses Ortes mit Zaubereien in seinen Bann. «Sie hingen ihm aber an, weil er sie lange Zeit mit den Zaubereien ausser sich gebracht hatte.» Simon nützte die Begeisterung der Menschen aus, um sich als ein Grosser bewundern zu lassen.

Doch die Verkündigung des Evangeliums änderte die Situation grundlegend. Viele Männer und Frauen glaubten an den Herrn Jesus und bezeugten durch die Taufe, dass sie Ihm nachfolgen wollten. Sie hatten dem satanischen Einfluss durch die Zaubereien Simons den Rücken gekehrt und sich der frohen Botschaft von Jesus Christus, die Philippus verkündigte, geöffnet.

Ganz unerwartet heisst es dann: «Aber auch Simon selbst glaubte.» Das erstaunt uns vielleicht. War dieses Werkzeug Satans zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus gekommen?

Nein! Die weiteren Verse des Kapitels zeigen, dass er einfach von den Zeichen und grossen Wunderwerken beeindruckt wurde. Er erkannte, dass da eine höhere Macht am Werk war als die Kraft, die ihm zur Verfügung stand. Sein Glaube basierte auf den Zeichen und Wundern. Es war ein Glaube ohne echte Grundlage und konnte daher nicht erretten. Der Glaube, der errettet, muss das Wort Gottes zur Grundlage haben (Römer 10,17).

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Petrus und Johannes in Samaria

Der Zauberer Simon hatte sich taufen lassen, obwohl sein Glaube nicht echt war. Er hatte Philippus täuschen können und hielt sich nun zu ihm. Aber Gott sorgte dafür, dass die Unaufrichtigkeit Simons ans Licht kam. Dazu benutzte Er den Apostel Petrus.

Die Nachricht vom mächtigen Wirken Gottes in Samaria war auch nach Jerusalem gedrungen. Nun sandten die Apostel Petrus und Johannes dorthin, um eine Verbindung mit den Gläubigen in Jerusalem herzustellen und die Einheit der Versammlung auszudrücken. Aus den Evangelien wissen wir, dass zwischen Jerusalem und Samaria eine religiöse Rivalität bestand (Johannes 4,20). Diese durfte auf keinen Fall auch in die Beziehung unter den Christen kommen. Durch das Auflegen der Hände bezeugten die Apostel ihr Einssein mit den gläubig gewordenen Samaritern. Nun empfingen auch sie den Heiligen Geist und wurden Glieder an dem einen Leib des Christus.

Simon verfolgte alles, was die Apostel taten, mit Interesse. Nun wollte er die Vollmacht, anderen den Heiligen Geist zu verleihen, mit Geld erwerben. Damit offenbarte er die Unaufrichtigkeit seines Herzens – er selbst begehrte den Heiligen Geist nicht – und die Bosheit seiner Gesinnung. Er betrachtete die Gottseligkeit als ein Mittel zum Gewinn (1. Timotheus 6,5). Die Antwort des Petrus erfolgte augenblicklich. Wenn Simon über seine Bosheit nicht Buße tat und den Herrn um Vergebung bat, würde er ewig verloren gehen – trotz seines «Glaubens» und des Getauftseins! Wir lesen nicht, dass er sich vor Gott gebeugt hätte.

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Philippus trifft den Kämmer

Vermutlich wirkte Philippus noch in Samaria, als er vom Engel des Herrn einen besonderen Auftrag erhielt. Es war Gottes Absicht, dass einem Afrikaner das Evangelium von Jesus Christus verkündigt wurde. Wie gut, dass Philippus sofort gehorchte! Er hätte sonst den vorbeifahrenden Kämmerer verpasst.

Dieser Mann hatte eine sehr weite Reise unternommen, um in Jerusalem anbeten zu können. Wie er vom wahren Gott, dem Gott Israels, gehört hatte, sagt die Bibel nicht. Aber hatte er in Jerusalem gefunden, was er suchte? Wir wissen nur, dass er sich in Jerusalem einen Teil des inspirierten Wortes Gottes erworben hatte und nun den Propheten Jesaja las. Er war gerade mit dem 53. Kapitel beschäftigt, als der Geist Gottes Philippus aufforderte hinzuzutreten. Jetzt sollte der Evangelist aktiv werden.

Es brauchte nicht viel, bis Philippus auf dem Wagen neben diesem hohen afrikanischen Staatsbeamten sass und ihm das Evangelium von Jesus Christus verkündigte. Die Bibelstelle in Jesaja 53 war bestens dazu geeignet, denn sie redet prophetisch vom Herrn Jesus als dem Lamm Gottes, das für uns am Kreuz gestorben ist. Der Afrikaner war offen für die Botschaft, aber er brauchte jemand, der ihm das Wort Gottes verständlich machte. Diese schöne Aufgabe durfte Philippus übernehmen. Sicher wird er ihm gezeigt haben, wie das ganze Kapitel prophetisch vom Herrn Jesus redet, der zwar von den Juden verachtet und verworfen worden war, aber für unsere Sünden gestorben ist.

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Philippus verkündigt das Evangelium

Nun ging im Herzen des Kämmerers eine grosse Veränderung vor sich. Er glaubte den Worten von Philippus und öffnete dem Herrn Jesus sein Herz. Er empfing neues, ewiges Leben. Nun wünschte er zu bezeugen, dass Jesus Christus, den er als seinen Erlöser angenommen hatte, jetzt auch sein Herr war, dem er gehorchen und nachfolgen wollte.

Als sie daher an ein Wasser kamen, sah er die Möglichkeit, sich taufen zu lassen. Auf seine Frage an Philippus: «Was hindert mich, getauft zu werden», gab es keine Einwände. Deshalb lesen wir, dass sie beide in das Wasser hinabstiegen und Philippus den Kämmerer taufte.

Sofort nach der Taufe verschwand der Diener des Herrn aus dem Blickfeld des Afrikaners. Der Geist entrückte Philippus und brachte ihn zu einem neuen Arbeitsfeld. Er evangelisierte entlang der Mittelmeerküste, begann in Asdod und gelangte schliesslich nach Cäsarea.

Und der Kämmerer? Er zog weiter in Richtung seines Heimatlandes, und zwar mit Freuden. Er hatte den Heiland gefunden, der nun sein Herr war. Dieser hatte versprochen: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage.» Das galt nun auch dem Afrikaner. Er zog den Weg nicht allein weiter, sein Herr begleitete ihn. Zudem besass er ein Stück des geschriebenen Wortes Gottes: ein unermesslicher Schatz! So konnte er immer wieder darin lesen, darüber nachdenken und sich an den Stellen freuen, die von Jesus Christus reden.

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Saulus vor Damaskus

In Kapitel 8,3 hiess es, dass Saulus die Versammlung zugrunde richten wollte. Wie viele Männer und Frauen damals ins Gefängnis kamen, wissen wir nicht. Doch der erste Vers unseres Kapitels zeigt, dass dieser Christenverfolger nicht genug bekam. Jetzt wollte er die gläubigen Christen sogar bis in die ausländischen Städte verfolgen. Mit entsprechenden Empfehlungen und Vollmachten ausgerüstet, zog er nach Damaskus.

Doch bevor er jene Stadt erreichte, trat ihm der Herr selbst entgegen und warf ihn zu Boden. Ein Licht aus dem Himmel umstrahlte ihn und eine Stimme fragte ihn: «Saul, Saul, was verfolgst du mich?» Sicher wusste Saulus schlagartig, dass dieses Licht von Gott kam. Aber wer war die Autorität, die ihn ansprach? Er wusste es nicht. Daher die Frage: «Wer bist du, Herr?»

Die Antwort lautete: «Ich bin Jesus, den du verfolgst.» In einem Augenblick wurde ihm die ganze Verkehrtheit und Sündhaftigkeit seines Handelns bewusst. Der Herr Jesus, dessen Nachfolger er bis zum Äussersten verfolgte, lebte tatsächlich im Himmel und er lag vor Ihm auf der Erde. Doch die Stimme war nicht die eines Richters. Voller Gnade ermunterte sie den innerlich zerschlagenen Mann, aufzustehen und in die Stadt zu gehen. Alles Weitere würde sich ergeben. Ohne weitere Fragen gehorchte er der Stimme des Herrn Jesus – ein Zeichen für die Veränderung, die in ihm stattgefunden hatte. Doch er blieb noch drei Tage blind und ass und trank nicht. Es waren Tage tiefer Seelenübungen.

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Saulus und Ananias

In Damaskus hatte der Herr einen Diener – den Jünger Ananias –, den Er zu Paulus senden wollte. Als Er ihn rief, reagierte dieser sofort. Sein Herz und sein Ohr waren stets bereit, auf eine Anweisung des Herrn zu hören. Als Ananias aber die Einzelheiten seines Auftrags erfuhr, hatte er doch Bedenken.

Ananias lebte in einem Vertrauensverhältnis zu seinem Herrn. Zwischen ihnen gab es nichts Störendes, so dass der Jünger seine Bedenken über diesen (ehemaligen) Christenverfolger seinem Meister sagen konnte. Und der Herr? Er hatte nicht nur Geduld mit seinem Jünger, sondern offenbarte ihm, was für ein wichtiges Werkzeug dieser Mann für Ihn werden sollte. Das war wirklich ein Gespräch unter Freunden.

Für Ananias muss die Aussage des Herrn: «Siehe, er betet», eine Bestätigung dafür gewesen sein, dass Saulus bereits neues Leben hatte. Er wusste zudem, dass dieser Mann über sein Kommen unterrichtet war.

Damit waren bei Ananias alle Zweifel ausgeräumt. Er ging zu Paulus, legte ihm die Hände auf und redete ihn mit «Bruder Saul» an. Für ihn gehörte dieser Mann wie jeder andere Gläubige zur Familie Gottes.

Als Saulus wieder sehend war, wurde er auch mit dem Heiligen Geist erfüllt. Nun hatte er in seinem Innern einen gefestigten Frieden mit Gott. Der Heilige Geist gab seinem neuen Leben die Kraft, so dass er jetzt die ersten sicheren Schritte auf dem Glaubensweg gehen konnte. Als Erstes wurde er getauft.

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Saulus bezeugt Jesus als Sohn Gottes

Saulus, der Christenverfolger, war eine bekannte Persönlichkeit. Auch von seinem Vorhaben in Damaskus wussten die Leute (Verse 14.21). Deshalb waren die Menschen ganz verwundert, als sie hörten, dass dieser Mann in den Synagogen predigte und Jesus als Sohn Gottes verkündigte. Im Weiteren bewies er den Juden – wohl anhand der Schriften des Alten Testaments –, dass dieser Jesus der Christus, d. h. der verheissene Messias, ist. Durch diese klare Verkündigung zog er den Hass und die Feindschaft der Juden auf sich. Nun wurde er zum Verfolgten. Doch er konnte fliehen.

Zurück in Jerusalem, dem Ausgangspunkt seiner Reise nach Damaskus, versuchte er sich denen anzuschliessen, die er früher verfolgt hatte. Doch sie trauten der Sache nicht. Sie sahen noch nicht, dass er ein völlig veränderter Mann war. Als Verfolger der Versammlung Gottes hatte er Jerusalem verlassen, als ein Apostel des Herrn Jesus Christus war er zurückgekehrt.

Da nahm Barnabas, der Sohn des Trostes, sich seiner an und brachte ihn zu den Aposteln. Als ein vertrauenswürdiger Mann konnte er den anderen von den besonderen Umständen der Bekehrung von Saulus berichten und bezeugen, wie freimütig er in Damaskus im Namen Jesu gesprochen hatte. Damit war das Eis gebrochen. Von jetzt an lebte Saulus in ungetrübter Gemeinschaft mit den Gläubigen in Jerusalem. Doch seine klare Verkündigung rief auch in jener Stadt die Feindschaft der Juden hervor, so dass er erneut fliehen musste.

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Petrus kommt nach Lydda

Nachdem Saulus, der Anführer der Christenverfolger, sich bekehrt hatte und an Jesus Christus gläubig geworden war, erlebten die Christen im Land Israel eine Zeit der Ruhe. Aufgrund dieser günstigen Voraussetzungen gab es in den örtlichen Versammlungen der Provinzen Judäa, Galiläa und Samaria sowohl inneres als auch äusseres Wachstum. Die Erbauung beschreibt das geistliche, innere Wachstum der Gläubigen. Die Vermehrung weist auf das zahlenmässige Wachstum der Versammlung hin. Obwohl es in diesen Versen um örtliche Versammlungen einer Region geht, spricht der Heilige Geist von der Versammlung. Damit wird betont, dass es auf der Erde nur eine Versammlung gibt, zu der alle Erlösten gehören. Aber sie wird da, wo Gläubige zum Namen des Herrn hin zusammenkommen, örtlich dargestellt.

Ab Vers 32 wird uns etwas über den Dienst des Apostels Petrus mitgeteilt. In Johannes 21 hatte der Herr ihm die Lämmer und Schafe seiner eigenen Herde anvertraut. In diesen Versen sehen wir, wie er diesen vom Herrn empfangenen Hirtendienst ausübte. Er ging den Gläubigen nach, bis er nach Lydda kam. Dort durfte er in der Macht des Namens von Jesus Christus einen Gelähmten gesund machen (vergleiche Vers 34 mit Kapitel 3,6). Dieses Wunder führte dazu, dass viele Menschen in den Ortschaften Lydda und Saron sich zum Herrn bekehrten. Ähnliches geschah nach der Heilung des Gelähmten an der Tempelpforte (Kapitel 4,4).

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Petrus auferweckt Tabitha

Die nächste Geschichte handelt von einer gläubigen Frau, die krank wurde und starb. Diese treue Jüngerin hinterliess eine grosse Lücke, obwohl sie, wie es scheint, keine eigene Familie hatte. Ihr Wirkungskreis waren die armen Witwen. Sie hatte sich um diese wie um ihre Kinder gekümmert. Nun war die Trauer gross.

Da die Jünger in Joppe wussten, dass der Apostel Petrus in der Nähe war, sandten sie zwei Männer zu ihm nach Lydda mit der einfachen Bitte: «Zögere nicht, zu uns herüberzukommen.» Sicher hofften sie im Stillen auf ein Wunder, aber sie wollten die Sache ganz dem guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes überlassen. Im Glauben hofften sie auf Ihn, der allein wusste, was für sie gut war.

Petrus kam sofort. In Joppe angekommen, führten sie ihn einfach ins Zimmer, wo die Verstorbene lag, während alle Witwen die Kleider zeigten, die die Hände der Dorkas gemacht hatten: ein sichtbares Zeichen der Liebe ihres Herzens! Dann wollte Petrus allein sein, um mit seinem Herrn reden zu können. Er «kniete nieder und betete». Er legte die Sache dem Herrn über Leben und Tod vor, der auch Tote aufzuerwecken vermag. Und Gott wollte, dass die Verstorbene ins Leben zurückkam. So konnte Petrus der Toten zurufen: «Tabitha, steh auf!», und sie wurde zum Leben erweckt.

Wie gross muss die Freude bei den Gläubigen gewesen sein! Auch dieses Wunder führte dazu, dass viele Menschen in Joppe an den Herrn glaubten. Welch ein Triumph der Gnade Gottes!

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Kornelius aus Cäsarea

Als an Pfingsten die Versammlung entstand, setzte sie sich ausschliesslich aus Juden, die an den Herrn Jesus glaubten, zusammen. Aber das Evangelium von der Gnade Gottes ist eine Botschaft, die sich an alle Menschen richtet (Lukas 24,45-47). Die Geschichte des römischen Zenturio Kornelius, die jetzt beginnt, zeigt, wie Menschen aus den Nationen durch den Glauben an Jesus Christus errettet und zur Versammlung hinzugefügt werden. Sie müssen nicht zuerst Juden werden.

Der fromme und gottesfürchtige Kornelius hatte bereits eine Beziehung zum Volk der Juden und vor allem zum wahren Gott. Er betete zu Ihm. Dieser Mann besass also schon Leben aus Gott. Aber er wusste nichts vom vollbrachten Erlösungswerk. Ihm fehlte der Friede mit Gott, die Sicherheit der Vergebung seiner Sünden und vor allem hatte er den Heiligen Geist noch nicht.

Aber nun wollte Gott ihm die ganze Botschaft des Heils in Jesus Christus mitteilen. Doch das war nicht die Aufgabe des Engels, der Kornelius erschien. Der Zenturio sollte Leute nach Joppe senden und von dort einen gewissen Simon, der auch Petrus genannt wird, holen lassen. Gott lässt das Evangelium durch solche weiterverkündigen, die es selbst im Glauben angenommen haben. Zudem hatte der Apostel Petrus einen besonderen Auftrag vom Herrn. In Matthäus 16,19 verhiess der Meister ihm die Schlüssel des Reiches der Himmel. Nun sollte er diese Schlüssel benutzen, um auch den Nationen den Zugang zum Reich der Himmel zu öffnen.

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Petrus auf dem Dach

Gottes Wille ist, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Darum hat Jesus Christus – der eine Mittler zwischen Gott und Menschen – sich selbst am Kreuz als Lösegeld für alle gegeben. Damit diese herrliche Botschaft auch zu Kornelius – einem Mann aus den Nationen – kam, musste Gott den Diener, den Er dazu gebrauchen wollte, erst vorbereiten.

Obwohl der Apostel Petrus an den Herrn Jesus glaubte, war er als Person immer noch ein gesetzestreuer Jude. Das von Gott durch Mose gegebene Gesetz machte eine klare Trennung zwischen Juden und Nationen. Nun musste Petrus lernen, dass mit dem Tod des Herrn am Kreuz die Zeit des Gesetzes zu Ende gegangen war. Eine neue Zeit – die der Gnade – hatte begonnen, in der Gott «die Zwischenwand der Umzäunung» (das Gesetz) abgebrochen hat. Menschen aus allen Völkern, die glauben, werden zu einer neuen Einheit miteinander verbunden. Sie bilden zusammen die Versammlung Gottes (Epheser 2,11-22). Unter dem Gesetz nahmen die Juden eine besondere Stellung vor Gott ein. Im Christentum gibt es diese Unterscheidung nicht mehr.

Mit der dreimal wiederholten Vision versuchte Gott dem Apostel Petrus dies klarzumachen. «Was Gott gereinigt hat, halte du nicht für gemein!» Nach dieser göttlichen Unterweisung war Petrus als Jude bereit, in das Haus eines Römers zu gehen. So wirkte Gott sowohl an Kornelius wie auch an Petrus, um diese beiden so unterschiedlichen Männer – ein jüdischer Fischer und ein römischer Offizier – zusammenzuführen.

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Petrus reist nach Cäsarea

Als der Apostel Petrus in das Haus von Kornelius hineinging – es war für ihn wohl das erste Mal, dass er das Haus eines «Heiden» betrat –, erlebte er einen besonderen Empfang: Der Römer fiel ihm zu Füssen und huldigte ihm. Das war ehrlich gemeint, aber verkehrt. Sofort richtete Petrus ihn mit der Bemerkung auf: «Steh auf! Auch ich selbst bin ein Mensch.» Eine solche Ehrerbietung gehört nur Gott.

Dann traten diese beiden so verschiedenen Männer wie zwei Freunde gemeinsam in das Innere des Hauses, wo viele versammelt waren.

Nachdem Petrus den Anwesenden erklärt hatte, warum er als Jude zu ihnen gekommen war, fragte er nach dem Grund der Einladung. Der Geist Gottes wiederholt in den Versen 30-32, was wir bereits aus den Versen 3-6 wissen, aber mit dem Zusatz: «Der wird, wenn er hierher gekommen ist, zu dir reden.»

Kornelius schloss seine Antwort mit dem wichtigen Satz: «Jetzt sind wir nun alle vor Gott gegenwärtig, um alles zu hören, was dir von Gott befohlen ist.» Kornelius und die bei ihm Versammelten waren sich bewusst, in der Gegenwart Gottes zu sein. Nun wollten sie auf all das hören, was Er ihnen durch einen menschlichen Diener sagen wollte. – Eine solche Haltung gegenüber Gott, gegenüber seinem Wort und gegenüber seinem Diener sollten auch wir an den Tag legen, wenn wir zur Verkündigung des Wortes Gottes zusammenkommen. Die Worte von Kornelius reden aber auch zum Herzen und Gewissen der Verkündiger. Reden wir wirklich nur das, was uns von Gott befohlen ist?

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Das Evangelium für Kornelius

Was verkündigte Petrus solchen, die zum Teil bereits Leben aus Gott hatten und offen für die Botschaft der Gnade waren? Zunächst anerkannte er, dass Gott in jedem Volk die Menschen sieht, die von neuem geboren sind und daher Leben aus Gott besitzen. Er beschreibt sie als solche, die Ihn fürchten und Gerechtigkeit wirken. Nur gläubige Menschen können so leben.

Dann sprach er von dem, was den Zuhörern bekannt war. Sie hatten von Jesus Christus und seinem Dienst im Land Israel gehört. Doch sie wussten auch, dass Er nur zum Volk Israel gekommen war (Matthäus 15,24), nicht zu ihnen als Menschen aus den Nationen. Neu war für sie die Aussage: Jesus Christus ist Herr von allen. Das betraf auch sie.

Doch bevor Petrus in seiner Rede noch einen entscheidenden Schritt weiterging, stellte er ihnen den Herrn Jesus in seinem Leben und Dienst, seinem Kreuzestod und seiner Auferstehung vor. Dass Er auferstanden war, wurde von vielen Zeugen bestätigt. Die Auferstehung von Jesus Christus ist eine Tatsache!

Aber nun kam eine Botschaft, die über das Volk Israel hinausgeht und alle Menschen betrifft. Der verworfene und gekreuzigte Jesus Christus ist der von Gott bestimmte Richter der Lebenden und Toten. An Jesus Christus kommt kein Mensch vorbei. Es gibt aber einen Ausweg, um Ihm nicht als dem Richter begegnen zu müssen. Es ist der Glaube an Ihn als den Heiland. Dieser Ausweg steht wirklich allen Menschen offen, denn «jeder, der an ihn glaubt, empfängt Vergebung der Sünden durch seinen Namen».

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Mit dem Heiligen Geist versiegelt

Die im Haus von Kornelius versammelten Menschen müssen den Worten von Petrus mit grösster Aufmerksamkeit gefolgt sein. Als sie vernahmen, dass jeder, der an den Herrn Jesus als seinen Erretter glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt, nahmen sie die Botschaft auf der Stelle an. Sofort antwortete Gott auf ihren Glauben, indem der Heilige Geist auf alle fiel, die das Wort hörten und es mit Glauben aufnahmen. Gott selbst unterbrach an dieser Stelle die Predigt von Petrus, denn es heisst: «Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten.»

Die Gläubigen, die mit Petrus gekommen waren – es waren ausschliesslich Menschen aus dem Volk Israel –, wurden von dem, was sie erlebten, überwältigt. Das war ja mit dem vergleichbar, was an Pfingsten geschehen war! Ja, Gott hatte auch auf die Glaubenden aus den Nationen seinen Geist ausgegossen. Die Taufe mit Heiligem Geist wurde in dem Sinn erweitert, dass sie auch die Nationen einschloss (Kapitel 11,15.16).

Jetzt waren diese Glaubenden im Haus von Kornelius ebenfalls Glieder am Leib des Christus. Sie gehörten zu der einen Versammlung. Es blieb noch ein Schritt: die christliche Taufe, durch die sich diese Gläubigen öffentlich auf die Seite des Verworfenen stellten. Petrus machte klar, dass diesem Schritt nichts mehr im Weg stand. Er befahl sogar, dass diese im Namen des Herrn getauft würden. Nach der Taufe standen diese Glaubenden auch äusserlich auf christlichem Boden.

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Petrus berichtet, was geschehen ist

Auch in Judäa hörten die Gläubigen von dem, was im Haus von Kornelius geschehen war. Freuten sie sich über das mächtige Wirken Gottes? Noch nicht. Als Petrus nach Jerusalem kam, wurde er von solchen, die noch sehr am Einhalten der gesetzlichen Vorschriften festhielten, angegriffen. Der inspirierte Bericht bezeichnet diese als «die aus der Beschneidung».

Als Antwort auf diese Angriffe erzählte Petrus, was er in Joppe im Haus Simons, des Gerbers, erlebt hatte. Gott sorgte dafür, dass der ganze Bericht von Petrus in seinem Wortlaut aufgeschrieben wurde. Zusammen mit der Berichterstattung aus Kapitel 10 haben wir ein doppeltes Zeugnis darüber, wie Gott den Christen, die aus dem Volk Israel stammten, klarmachen wollte, dass jetzt eine neue Zeitperiode begonnen hatte. Die Glaubenden aus den Juden und die aus den Nationen bilden nun zusammen die Versammlung Gottes. Die Verkündigung dieser wichtigen Wahrheit wurde später besonders dem Apostel Paulus anvertraut (Epheser 3,2-12). Er wird als Apostel der Nationen bezeichnet.

Für den Moment beruhigte der ausführliche Bericht von Petrus die Gemüter. Es heisst sogar, dass sie Gott darüber verherrlichten, dass Er auch den Nationen die Buße zum Leben gegeben hatte, ohne zuerst das Judentum anzunehmen. Aber später tauchte das Problem erneut auf. Die Christen mit jüdischem Hintergrund trennten sich nur sehr schwer vom Gesetz und von allem, was ihre frühere Religion ausmachte.

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Entstehung der Versammlung in Antiochien

Die Verfolgung, die nach der Steinigung von Stephanus über die Christen hereingebrochen war, hatte nicht nur die in Kapitel 8 beschriebenen Folgen. Manche der Zerstreuten gingen über die Grenzen Israels hinaus. Überall hörten die Menschen – vorläufig nur die Juden – das Evangelium vom Herrn Jesus. In Antiochien gab es Männer, die diese Botschaft auch solchen verkündigten, die keine enge Beziehung zum gesetzlichen Judentum hatten. Mit «Griechen» sind hier gebürtige Juden gemeint, die sich ihrer griechischen Umgebung angepasst hatten. Viele von ihnen wurden gläubig. Sie bekehrten sich zum Herrn.

Diesmal schickte die Versammlung in Jerusalem keine Apostel wie in Kapitel 8,14, sondern Barnabas, ein Levit, der in Zypern geboren war (Kapitel 4,36), an den Ort des Wirkens Gottes. Dieser gute und gottesfürchtige Mann hatte Augen für das, was Gottes Gnade gewirkt hatte, und freute sich darüber. Als weiser Mann erkannte er aber auch die Gefahr, in der die Jungbekehrten standen. Deshalb ermahnte er sie, auf dem eingeschlagenen Glaubensweg zu verharren und mit Herzensentschluss beim Herrn zu bleiben. Er wusste, dass es nicht immer glatt gehen würde. Weiter sah er, dass diese Glaubenden Belehrung brauchten. So holte er Saulus aus Tarsus nach Antiochien. Die dortige Versammlung erlebte eine segensreiche Zeit.

Diese Gläubigen dachten nicht nur an sich. Sie waren auch bereit, die verarmten Brüder in Judäa materiell zu unterstützen. Ihre praktische Hilfe sandten sie durch Barnabas und Saulus nach Jerusalem.

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Herodes tötet Jakobus und verhaftet Petrus

Obwohl der grösste Christenverfolger, Saulus von Tarsus, sich zum Herrn Jesus bekehrt hatte, hörte die Verfolgung nicht auf. König Herodes liess den Apostel Jakobus töten. Das war ganz nach dem Sinn der Führerschaft der Juden. Daher fuhr er fort und liess auch den Apostel Petrus verhaften und in ein gut gesichertes Gefängnis bringen. Man hatte in Jerusalem vermutlich noch nicht vergessen, wie die zwölf Apostel früher auf unerklärliche Weise aus dem Gefängnis befreit worden waren (Kapitel 5,18.19). König Herodes wollte sicher gehen und ordnete vier Abteilungen von je vier Soldaten zur Bewachung des gefangenen Petrus an. Nach dem Passahfest plante er, mit diesem prominenten Gefangenen einen Schauprozess durchzuführen. Dass er sich dabei an einem Menschen vergriff, der ein erlöstes Eigentum des allmächtigen Gottes und ein wertvolles Werkzeug in der Hand des Herrn Jesus war, kam Herodes nicht in den Sinn.

Aber die Versammlung wandte sich in ihrer Not mit einem anhaltenden Gebet für Petrus an Gott. Wie wichtig war doch das gemeinsame Gebet der Gläubigen in jener Zeit (Kapitel 1,14; 4,24; 6,6)! Es ist heute noch genauso nötig und wichtig.

Eine erste Erhörung zeigt uns bereits Vers 6. Obwohl Petrus damit rechnen musste, hingerichtet zu werden, schlief er in jener Nacht tief und fest. Die Versammlung betete für ihn und er ruhte völlig in seinem Herrn und Heiland. Sein Leben lag ganz in der Hand seines Gottes und himmlischen Vaters.

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Ein Engel befreit Petrus

In Hebräer 1,14 heisst es, dass die Engel dienstbare Geister sind, die zum Dienst an den Erlösten ausgesandt sind. Hier sehen wir einen von ihnen, der den Auftrag hatte, Petrus aus dem Gefängnis zu befreien.

Normalerweise hätte das Licht in der Gefängniszelle auch die Soldaten wecken müssen. Doch sie schliefen fest. Auch der Lärm der Ketten, die von den Händen des Petrus abfielen, weckte sie nicht. Er selbst muss tief geschlafen haben, denn der Engel musste ihm alles sagen, was er zu tun hatte. Wie im Traum folgte er seinem Führer, bis er schliesslich allein auf der Strasse stand. Da wusste er, dass der Herr ihn auf wunderbare Weise aus der Hand von König Herodes gerettet hatte.

Nun suchte er das Haus von Maria, der Mutter von Johannes Markus auf, das als Versammlungsort der Gläubigen diente. Dort waren viele versammelt, um anhaltend für ihn zu Gott zu beten. Doch als die Erhörung vor der Tür stand, glaubte es ausser der Magd Rhode zuerst niemand. Auch unsere Herzen zeigen manchmal einen solchen Mangel an Gottvertrauen. Wir beten zwar, aber glauben wir auch, dass Gott erhören kann?

Wie gross muss die Freude gewesen sein, als sie Petrus endlich hereinliessen und er leibhaftig vor ihnen stand! Er erzählte, wie der Herr ihn befreit hatte. Sie sollten es den Nichtanwesenden weitersagen. Aber dann verschwand er aus der Stadt. Er ging kein unnötiges Risiko ein.

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Das Ende von König Herodes

Die Bestürzung unter den wachhabenden Soldaten muss gross gewesen sein. Sie konnten es sich nicht erklären, wie Petrus verschwunden war. Herodes aber, grausam und unbarmherzig, untersuchte die Sache nicht weiter. Anstelle von Petrus wurden die 16 Soldaten getötet.

Doch der Mann, der sich zuerst an den Aposteln des Herrn vergriff und sich dann unbeeindruckt über die göttliche Befreiung von Petrus hinwegsetzte, konnte dem Allmächtigen nicht entfliehen. Der Moment kam, da Gott eingriff. Der Anlass war ein ganz einfacher. Herodes liess sich von Menschen, die sich ihm mit Schmeichelei unterwarfen, als Gott verehren. «Eines Gottes Stimme und nicht eines Menschen!», rief das Volk ihm nach seiner Rede zu. Doch Gott gibt seine Ehre keinem anderen (Jesaja 42,8). Er allein ist Gott (5. Mose 6,4; Markus 12,29.32). Manchmal, wie hier bei Herodes, zeigt Er auf der Stelle, wer der wahre Gott ist. Der Mann, der diese Gottesverehrung für sich in Anspruch nahm, musste eines schrecklichen Todes sterben.

Die Verkündigung des Wortes Gottes erreichte immer mehr Leute, die die Botschaft glaubten. Die Feindschaft der Menschen konnte das Werk Gottes nicht aufhalten. Barnabas und Saulus kehrten nach Erfüllung ihres Dienstes von Jerusalem nach Antiochien zurück. Sie nahmen Johannes Markus mit, dessen Mutter ihr Haus den Geschwistern geöffnet hatte, damit sie gemeinsam für Petrus beten konnten. Der Herr hatte für alle drei Männer neue Aufgaben bereit, wie das nächste Kapitel zeigt.

Buchtipp: Gelebter Glaube

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