Warum redet der Herr in Gleichnissen?
Die Jünger verstanden nicht, warum Jesus Christus in Gleichnissen zum Volk redete. Deshalb fragten sie Ihn danach. Auch wir dürfen Ihm unsere Fragen stellen, wenn wir beim Lesen der Bibel etwas nicht verstehen.
In seiner Antwort machte der Herr eine Unterscheidung zwischen der ungläubigen Masse des Volkes und den Jüngern, die an Ihn glaubten:
- Die Vielen, die Christus nicht annahmen, sollten seine bildhafte Rede nicht verstehen. Damit traf sie ein göttliches Gericht, das Jesaja bereits vorausgesagt hatte. Weil sie den Messias im Unglauben verwarfen, verloren sie auch alle Vorrechte, die sie als irdisches Volk Gottes besassen (Vers 12).
- Die Jünger hingegen sollten die Gleichnisse verstehen. Der Herr nahm sich in unserem Kapitel zweimal Zeit, um ihnen diese Bilder zu erklären (Verse 18-23 und 36-43). Weil sie Christus im Glauben angenommen hatten, gab Gott ihnen noch mehr: Sie empfingen den überfliessenden Segen des Reichs (Vers 12).
Die «Geheimnisse des Reichs der Himmel» (Vers 11) betreffen die neue Zeit, in der das Reich Gottes nach der Rückkehr des Königs in den Himmel in einer verborgenen Weise auf der Erde weiter bestehen wird. Es ist die christliche Zeit, die im Alten Testament prophetisch nicht erwähnt wird.
Viele Gläubige des Alten Testaments hatten gehofft, den angekündigten Messias zu sehen und zu hören. Die Jünger waren nun die Glücklichen, die sein Kommen miterlebten.
Die Erklärung zum Gleichnis vom Sämann
Der festgetretene Boden illustriert ein hartes Herz, das sich der göttlichen Botschaft bewusst verschliesst. Hier hat der Feind ein leichtes Spiel. Weil das Wort nicht eindringen kann, nimmt er es weg. Darum bringt es weder eine Wirkung noch Frucht für Gott hervor.
Der steinige Boden spricht von einem schwachen Herzen. Weil das Gefühl oder der Verstand vom Wort Gottes angesprochen sind, wird die Botschaft mit Freuden aufgenommen. Man möchte gern dem Herrn Jesus nachfolgen, ist aber nicht bereit, Buße zu tun. Weil das Gewissen nicht tätig wird, ist die Wirkung nur oberflächlich und vorübergehend. Sobald Probleme auftauchen, gibt man auf.
Der dornige Boden beschreibt ein geteiltes Herz. Man hört das Wort und schenkt ihm eine gewisse Aufmerksamkeit. Aber es wird von den Sorgen der Welt und dem Betrug des Reichtums verdrängt. So vieles erscheint einem wichtiger als die göttliche Botschaft. Deshalb entsteht keine Frucht.
Der gute Boden veranschaulicht ein aufrichtiges Herz, das den Samen des Wortes Gottes bereitwillig aufnimmt. Man will es verstehen und verwirklichen. Bei diesem inneren Zustand kann das Wort eine Wirkung im Leben erzielen und Frucht für Gott bringen.
Bei der Verkündigung des Wortes Gottes hat der Herr damals diese unterschiedlichen Herzenszustände angetroffen. Nicht alle nahmen seine Botschaft an. Das ist heute auch so. Wir müssen deshalb nicht enttäuscht sein, wenn unsere Bemühungen nur wenig Frucht bringen.
Das Unkraut im Acker
In den Versen 24-43 zeigt der Herr Jesus durch drei Gleichnisse, wie sich das Reich der Himmel während seiner Abwesenheit unter der Verantwortung des Menschen entwickelt. In dieser Zeit regiert Er indirekt vom Himmel her, indem Er im Herzen und Leben seiner Jünger Herr sein will. Sie sind aufgefordert, seine Rechte über ihr Leben anzuerkennen und Ihm zu gehorchen. Wie werden sie diesem Auftrag entsprechen?
Im Gleichnis vom Unkraut im Acker ist Jesus Christus wieder der Sämann. Nachdem Er in den Himmel gegangen ist, lässt Er Gottes Wort (= guter Same) durch seine Diener in der Welt (= Acker) verkünden. Leider sind die Menschen in seinem Reich geistlich eingeschlafen. Anstatt mit wachem Herzen auf die Rückkehr des Herrn zu warten, haben sie sich innerlich von Ihm distanziert. Der Teufel hat dies ausgenutzt und in der Christenheit Unkraut gesät. Durch falsche Lehren sind Menschen zum Christentum gekommen (blosse Bekenner), die kein Leben aus Gott besitzen. So ist durch menschliches Versagen eine Vermischung zwischen Gut und Böse, zwischen echten und unechten Jüngern entstanden.
Die Knechte wollten das Unkraut ausreissen. Aber weil es wie Weizen aussah, bestand die Gefahr, dass sie auch die gute Frucht ausrauften. Genauso ist es heute. Leider ist nicht mehr deutlich sichtbar, wer ein wiedergeborener Christ ist und wer sich nur dem Namen nach zu Christus bekennt. Erst am Ende der christlichen Zeit kommt es zu einer klaren Unterscheidung, wenn der Weizen in die Scheune gesammelt werden wird.
Das Senfkorn und der Sauerteig
Das Gleichnis vom Senfkorn beschreibt, wie sich das Christentum auf der Erde ausgebreitet hat. Nach der Himmelfahrt des Herrn befand sich nur eine geringe Zahl von Glaubenden in Jerusalem. Sie sind ein Bild dieses kleinen Senfkorns, das ein Mensch auf seinen Acker säte. Doch das, was am Anfang unscheinbar und klein war, entwickelte sich äusserlich zu einer Weltreligion. Die Christen gaben ihren Charakter als Fremde auf und nahmen bald eine einflussreiche Stellung in der Welt ein. Als Folge davon kamen Vögel und liessen sich in den Zweigen dieses Baumes nieder. Das spricht davon, dass viel Ungutes in die Christenheit Eingang fand.
Das Gleichnis vom Sauerteig zeigt die innere Entwicklung der Christenheit unter der Verantwortung des Menschen. Sauerteig ist in der Bibel immer ein Bild vom Bösen (siehe Matthäus 16,12; 1. Korinther 5,6; Galater 5,9). Hier spricht er von den bösen Lehren, die das christliche Bekenntnis so durchdrungen haben, dass sie die ganze Masse kennzeichnen. Weil wir die Christenheit nicht verlassen können, sind wir persönlich angesprochen, uns von allem Bösen zu trennen (2. Timotheus 2,19).
In den Versen 36-43 erklärt der Herr das Gleichnis vom Unkraut im Acker und macht noch zusätzliche Ausführungen über das zukünftige Los der echten und unechten Jünger. Vor der öffentlichen Aufrichtung des Reichs werden die Ungläubigen daraus entfernt und gerichtet werden. Die Gerechten hingegen werden im himmlischen Teil des Reichs einen herrlichen Platz einnehmen.
Der Schatz, die Perle und das Netz
Die drei Gleichnisse in unserem Abschnitt stellen uns das vor, was für Gott im Reich der Himmel wertvoll ist. Wenn wir als Glaubende die negative Entwicklung in der Christenheit auch nicht aufhalten können, so wollen wir uns mit Christus an dem freuen, was in dieser Zeit kostbar für Ihn ist.
Das Gleichnis vom Schatz im Acker beschreibt, wie der Herr Jesus den Menschen, die im Reich der Himmel persönlich an Ihn glauben, einen hohen Wert beimisst. Aus Freude über diesen Schatz ging Er ans Kreuz und verkaufte dort alles, was Er hatte, um sich als Mensch ein Anrecht auf die Welt zu erwerben. Seither besitzt Er eine Machtbefugnis über alle Menschen auf der Erde, denn Er hat sie erkauft. Aber die Glaubenden hat Er erlöst, sie bilden den Schatz, an dem Er sich freut.
Die sehr kostbare Perle spricht von der Versammlung Gottes. Weil Jesus Christus, der Kaufmann, ihren unermesslichen Wert kannte, ging Er in den Tod, um sie für sich zu erwerben. Seit Pfingsten wird die Versammlung aus allen gebildet, die an das Evangelium der Gnade glauben. Der Herr wird sie in der Zukunft sich selbst in ihrer ganzen Schönheit darstellen (Epheser 5,27).
Das Gleichnis vom Netz und den Fischen illustriert die Arbeit im Evangelium. Die Menschenfischer verkünden diese gute Botschaft, so dass viele Leute zu Jesus Christus kommen. Aber nicht alle bekehren sich. Darum sollen sich die Mitarbeiter anschliessend mit den «guten Fischen» beschäftigen, d.h. mit solchen, die sich echt bekehrt haben.
Jesus Christus in seiner Vaterstadt
Nachdem der Herr seinen Jüngern anhand der sieben Gleichnisse die neue Zeitepoche des Reichs vorgestellt hatte, fragte Er sie: «Habt ihr dies alles verstanden?» Diese Frage stellt Er auch uns, denn vom Verständnis der göttlichen Gedanken über die jetzige Form seines Reichs hängt unser Verhalten im Alltag ab.
Damit wir dieses Thema gut verstehen, müssen wir sowohl die «alten» Informationen der Propheten als auch die «neuen» Mitteilungen des Herrn Jesus über das Reich kennen. Beides zusammen bildet den Schatz, den wir in unseren Herzen bewahren und anderen weitergeben sollen.
Dann zog sich Jesus zurück und kam in seine Vaterstadt. Er wirkte weiter unter dem Volk, indem Er in ihrer Synagoge lehrte und Wunder tat. Doch die Leute von Nazareth sahen in Ihm nur den Sohn des Zimmermanns. Ihre Wahrnehmung ging nicht über die natürlichen Beziehungen hinaus. Obwohl sie seine ausserordentliche Weisheit und Macht anerkennen mussten, wollten sie Ihn nicht als den von Gott gekommenen Messias annehmen. So entlarvten die vielen Fragen ihren Unglauben. Anstatt sich darüber zu freuen, dass der Herr Jesus in Gnade unter ihnen tätig war, ärgerten sie sich an Ihm.
Auch die Verachtung durch seine nächsten Volksgenossen ertrug der Heiland geduldig. Er erlebte, was viele Propheten vor Ihm schon erfahren hatten: In seiner Vaterstadt wird ein Prophet nicht geehrt. Ihr Unglaube hatte Folgen für diese Menschen: Zu ihrem eigenen Verlust wirkte Jesus in Nazareth nicht viele Wunder.
Johannes der Täufer wird getötet
Der Herr Jesus führte seinen Dienst in Israel fort, obwohl Er verworfen war und seine Jünger über die neue Zeit unterrichtet hatte (Matthäus 13). Noch war Er als Messias da und offenbarte Gottes Gnade. Als Herodes von den Wunderwerken Jesu hörte, erwachte sein Gewissen. Weil er keine Beziehung zu Gott hatte, war er abergläubisch und meinte, Johannes der Täufer sei von den Toten auferstanden und wirke jetzt in Israel.
Der Geist Gottes berichtet uns nun, wie es zum Tod des Vorläufers des Herrn gekommen war. Dabei wird das Verhalten verschiedener Personen ins göttliche Licht gestellt:
- Johannes der Täufer steht als treuer Zeuge vor uns. Er nahm keine Rücksicht auf sein Leben und redete, ohne die Person anzusehen. Er hielt dem König seine Sünde genauso vor wie den Zöllnern oder Soldaten (Lukas 3,12-14).
- Herodias war die treibende Kraft des Bösen. In ihrem Hass wartete sie auf eine Gelegenheit, da sie Johannes beseitigen konnte. Skrupellos verlangte sie am Geburtstag des Königs durch ihre Tochter das Haupt des gefangenen Propheten auf einer Schale.
- Herodes war nicht völlig gegen Johannes eingestellt. Er liess ihn zwar verhaften, hörte ihn aber gern. Seine Botschaft nahm er jedoch nicht an. In seinen Handlungen liess er sich von der Gunst des Volkes und seinen eigenen Begierden leiten, so dass er schliesslich wegen eines falschen Ehrgefühls den Propheten töten liess. Diese schreckliche Tat war die Folge eines sündigen Weges, den er nicht verlassen wollte.
Die Speisung der 5000
Jesus empfand den Tod von Johannes zutiefst. Er wusste: Wenn sie seinen Vorläufer ablehnten und töteten, würden sie auch Ihn verwerfen und kreuzigen. Darum zog Er sich vom Volk zurück und suchte in der Einsamkeit die Gemeinschaft mit seinem Gott, die Er jeden Moment seines Lebens völlig genoss.
Als viele Leute zu Ihm kamen, wurde Er innerlich bewegt über sie, weil Er ihre grossen Bedürfnisse sah. Er offenbarte sich nun als Der, der die Armen mit Brot sättigt (Psalm 132,15). Das war ein weiterer Hinweis, dass Er als Messias in Gnade unter dem Volk Israel anwesend war. Die Volksmenge bewunderte zwar seine Macht und Güte, nahm Ihn aber nicht im Glauben an.
Mit diesem Wunder wollte der Herr auch seinen Jüngern eine Lektion erteilen. Konkret forderte Er sie auf: «Gebt ihr ihnen zu essen.» In ihrem Kleinglauben blickten sie zuerst auf sich selbst und auf ihre Möglichkeiten. So kamen sie zum Schluss: «Wir haben nichts hier als nur fünf Brote und zwei Fische.» Doch gerade dieses Wenige, das sie besassen, wollte der Herr zum Segen von weit mehr als 5000 Menschen gebrauchen. Darum sagte Er: «Bringt sie mir her.» Nach einem Dankgebet vermehrte Er die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie diese Nahrung an die Leute verteilten. So erlebten sie, wie alle davon assen und satt wurden.
Genauso will der Herr heute durch seine Diener die Glaubenden mit geistlicher Nahrung versorgen. Wenn wir Ihm das Wenige, das wir haben, bringen, kann Er es zum Segen seines Volkes einsetzen.
Jesus wandelt auf dem See
Diese Schifffahrt der Jünger illustriert eindrücklich die Erfahrungen, die die Glaubenden in der Zeit der Abwesenheit ihres Herrn auf der Erde machen. Nachdem Jesus die Volksmenge entlassen hatte, stieg Er auf den Berg, um zu beten. Das spricht davon, dass Er in den Himmel zurückgekehrt ist und sich dort für die Seinen verwendet. Diese erleben auf dem Weg der Jüngerschaft manche Schwierigkeiten, die durch die Wellen und den Gegenwind angedeutet werden. Doch der Herr Jesus überlässt sie nicht ihrem Schicksal. Er kommt zu ihnen in ihre Probleme hinein und macht ihnen durch seine Gegenwart und seine Worte Mut.
Das Handeln von Petrus zeigt uns den Charakter der christlichen Zeit und das Ziel jeder Glaubensprüfung:
- Die ersten Christen befanden sich noch im jüdischen Boot, denn sie hielten sich täglich im Tempel auf. Doch schon bald wurden sie aufgefordert: «Lasst uns zu ihm hinausgehen, ausserhalb des Lagers, seine Schmach tragend» (Hebräer 13,13). Sie mussten das Judentum verlassen und sich im Glauben um einen unsichtbaren Herrn versammeln.
- Petrus wollte auf den Wassern zu Jesus Christus gehen. Das spricht von unserem Glaubensleben. Durch die Schwierigkeiten im Leben kommen wir dem Herrn innerlich immer näher.
Verse 32-36: Wenn Christus in der Zukunft in Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird, wird für den glaubenden Überrest die Not aufhören und für die Erde eine herrliche Segenszeit beginnen.
Jüdische Überlieferungen
Die Pharisäer und Schriftgelehrten griffen den Herrn Jesus an, weil seine Jünger die Überlieferung der Ältesten nicht beachteten. Der Heiland nahm dies zum Anlass, um das heuchlerische Verhalten der religiösen Juden anzuprangern.
Die Schriftgelehrten hatten neben dem Gesetz viele zusätzliche Vorschriften aufgestellt, die ein Jude beachten musste. Diese Anordnungen betrafen vor allem Äusserlichkeiten und widersprachen in ihren Auswirkungen oft den Geboten Gottes. Das machte der Herr an einem Beispiel deutlich. Gott hatte geboten: «Ehre den Vater und die Mutter!» Die jüdischen Überlieferungen aber sagten: Du kannst das, was du den Eltern schuldest, Gott opfern, dann bist du viel frömmer! Aber eine solche Verehrung, die das Gebot Gottes ungültig macht, findet nie seine Anerkennung.
Ab Vers 10 behandelt Jesus Christus das Thema der Verunreinigung. Nicht das, was beim Essen in den Menschen hineingeht, sondern das, was aus ihm herauskommt, beschmutzt ihn. Es ist also nicht die Umgebung, die den Menschen böse macht, sondern sein verdorbenes Herz. Aus dieser schlechten Quelle entstehen falsche Gedanken, böse Worte und sündige Taten, die den Menschen verunreinigen.
Wir lernen aus diesem Abschnitt zweierlei:
- Lassen wir uns nicht von Traditionen und Menschengeboten, sondern allein vom Wort Gottes leiten.
- Achten wir auf unser Herz und verurteilen wir jede Regung der alten Natur, damit wir nicht in Sünde fallen und uns dadurch beschmutzen.
Die kananäische Frau
Nachdem Jesus die Heuchelei der jüdischen Religion verurteilt hatte, distanzierte Er sich auch äusserlich davon, indem Er sich in die Gegend von Tyrus und Sidon zurückzog.
Dort begegnete Ihm eine kananäische Frau, deren Tochter schlimm besessen war. Sie gehörte zu den Menschen, denen die Israeliten beim Einzug in das Land keine Gnade entgegenbringen durften (5. Mose 7,1.2). Weil sie sich vom Heiland Hilfe für ihre Tochter erhoffte, sprach sie Ihn mit «Herr, Sohn Davids» an. Doch der Herr antwortete ihr nicht, weil sie als Kanaaniterin kein Anrecht am Sohn Davids hatte. Als Messias war Er nur zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel gekommen. Im Lauf des Gesprächs offenbarte die Frau dann zwei positive Eigenschaften:
- Sie fiel demütig vor Ihm nieder und akzeptierte mit den Worten «Ja, Herr!», dass sie keinen Anspruch auf die Segnungen Israels stellen konnte.
- Sie vertraute auf die Gnade Gottes, die sich in Jesus Christus nicht auf das Volk Israel beschränken würde.
Wenn wir mit dieser Einstellung zum Herrn Jesus kommen und Ihn um Hilfe in unseren Schwierigkeiten bitten, wird Er uns nicht im Stich lassen.
Bei dieser Frau zeichnete Er wie einst beim römischen Hauptmann den grossen Glauben aus (Matthäus 8,10). Beide waren Heiden und hatten keine äussere Beziehung zu Gott. Aber in ihren Herzen war echter Glaube an Ihn vorhanden. Darum erfuhren sie, wie der Herr ihrer Bitte entsprach und ihnen half.
Die Speisung der 4000
Jesus kehrte wieder nach Galiläa zurück und war trotz seiner Verwerfung weiter für sein Volk da. Jeder, der krank war oder ein körperliches Gebrechen hatte, konnte zu Ihm kommen und wurde von Ihm geheilt. So kam es zu einer ersten Teilerfüllung der Prophezeiung Hesekiels: «Siehe, ich bin da, und ich will nach meinen Schafen fragen und mich ihrer annehmen» (Hesekiel 34,11). Die Leute verwunderten sich über die Wunderheilungen des Herrn und verherrlichten den Gott Israels. So fiel durch den Dienst von Christus jede Ehre auf Gott, der Ihn dazu in die Welt gesandt hatte (Johannes 7,18).
Dem Herrn Jesus lag nicht nur die Ehre Gottes, sondern auch das Wohl der Menschen am Herzen. Darum wollte Er sie nicht hungrig entlassen. Wie bereits in Kapitel 14 bezog Er die Jünger mit ein. Zuerst offenbarte Er ihnen sein Mitgefühl für die hungernde Volksmenge. Sein Beispiel sollte sie anspornen, ein offenes Auge für die Nöte und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen zu haben. Dann nahm Er die sieben Brote und die Fische, dankte seinem Gott für dieses Essen und liess es durch die Jünger an die Volksmenge verteilen.
Nachdem alle satt geworden waren, hoben sie sieben Körbe voll Brocken auf. So ist es immer, wenn der Herr austeilt. Er gibt mehr als genug. – Daraus entnehmen wir eine praktische Lektion für unsere täglichen Mahlzeiten: Wir werfen das Essen, das übrig bleibt, nicht gedankenlos weg. Gott hat es uns gegeben, darum heben wir die Reste auf und essen sie zu einem späteren Zeitpunkt.
Der Unglaube der Pharisäer und Sadduzäer
Die Pharisäer und Sadduzäer waren nicht dabei, als Jesus Christus unter dem Volk in Galiläa Wunder gewirkt hatte. Wahrscheinlich hatten sie aber davon gehört und kamen nun zu Ihm, um Ihn zu versuchen. Ohne persönliche Bedürfnisse und ohne Glauben forderten sie von Ihm ein Zeichen aus dem Himmel. Doch der Herr ging nicht darauf ein, sondern stellte ihren Unglauben bloss. Die Anzeichen des Wetters konnten sie beurteilen. Aber trotz all dem, was Er bis anhin gewirkt hatte, wollten sie nicht glauben, dass Er der von Gott gesandte Messias war. Darum erinnerte Er sie nur an das Zeichen Jonas – ein Hinweis auf seinen Tod und seine Auferstehung – und verliess sie.
Als der Herr mit seinen Jüngern allein war, warnte Er sie vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer. Doch die Jünger waren mit einem anderen Problem beschäftigt: Sie hatten nichts zu essen mitgenommen. Aus diesem Grund verstanden sie seine Erklärungen zuerst nicht.
Im Gegensatz zu den hochgestellten Juden waren die Jünger aber nicht ungläubig, sondern kleingläubig. Darum bemühte sich der Herr Jesus um sie:
- Er erinnerte sie an die beiden Wunder zur Speisung der Volksmenge. Wenn Er damals so viele Menschen ernährt hatte, konnte Er auch jetzt seine Jünger versorgen.
- Er warnte sie vor der bösen Lehre der Pharisäer, die dem Wort Gottes eigene Gedanken hinzufügten, und vor der falschen Lehre der Sadduzäer, die gewisse Teile des Wortes wegnahmen.
Die Versammlung und das Reich Gottes
Im Matthäus-Evangelium kommt sowohl die «Versammlung» als auch das «Reich» Gottes vor. Diese beiden Begriffe beinhalten nicht dasselbe. Worin liegen die Unterschiede?
Versammlung Gottes |
Reich Gottes |
Die Versammlung Gottes hat ein himmlisches Ziel. Sie wird auf der Erde gebildet, verbringt die Ewigkeit jedoch im Himmel. |
Das Reich Gottes bezeichnet den Herrschaftsbereich auf der Erde, in dem die göttlichen Rechte gelten und anerkannt werden sollten. |
Zur Versammlung Gottes gehören alle Erlösten der Gnadenzeit. Sie haben eine lebendige Glaubensbeziehung zu Christus. |
Im Reich Gottes befinden sich alle Menschen, die sich äusserlich zum Herrn Jesus stellen. Ihr Bekenntnis kann echt oder unecht sein. |
Der Herr Jesus ist das Haupt des Leibes, der Versammlung. Von Ihm geht jedes Wachstum und jeder Segen aus. |
Im Reich Gottes macht Jesus Christus als Herr seine Autorität geltend. |
Die Versammlung gehört zum Geheimnis Gottes, weil sie zur Zeit des Alten Testaments noch nicht bekannt war. |
Das Reich Gottes wird im Alten Testament an vielen Stellen angekündigt und ist Bestandteil der Prophetie. |
Der Sohn Gottes und die Versammlung
Der Herr Jesus stellte seinen Jüngern zwei Fragen:
- Wer sagen die Menschen, dass Ich sei? Die Antworten darauf zeigen, wie vielfältig und menschlich die Überlegungen der Leute waren. Sie bildeten sich eine Meinung über Ihn, ohne an Ihn zu glauben. Doch damit blieben sie ohne Beziehung zu Ihm.
- Wer sagt ihr, dass Ich sei? Wie schön ist die persönliche Antwort von Petrus: «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.» Petrus hatte sich nicht eine eigene Meinung über Jesus gemacht, sondern an die Offenbarung des Vaters über den Sohn geglaubt. So war Petrus ein glücklicher Mensch, der eine lebendige Beziehung zu Christus hatte.
In Vers 18 spricht der Herr zum ersten Mal von der Versammlung Gottes, die an Pfingsten durch das Kommen des Geistes entstanden ist und seither von Jesus Christus gebaut wird. Der ewige Sohn Gottes ist der Fels oder die Grundlage dieses geistlichen Hauses. Das gibt der Versammlung eine Sicherheit, die selbst Satan nicht antasten kann. Die Bausteine dieses Hauses sind alle Menschen, die wie Petrus in der Zeit der Gnade an den Herrn Jesus glauben.
In Vers 19 vertraute der Herr seinem Jünger Petrus die Schlüssel des Reichs der Himmel an, d.h. Er gab ihm die Autorität, Menschen in den christlichen Bereich einzulassen oder davon auszuschliessen. In der Apostelgeschichte benutzte Petrus diese Schlüssel, um sowohl Juden als Heiden die Tür zum Reich der Himmel zu öffnen.
Die Folgen seiner Ablehnung für die Jünger
In Vers 21 spricht der Herr zu seinen Jüngern ganz offen von seiner totalen Verwerfung. Er würde in Jerusalem von der jüdischen Führerschaft nach vielen Leiden getötet werden. Aber mit der Ankündigung seiner Auferstehung deutete Er die neue Zeitepoche an, in der die Versammlung gebildet wird. Die endgültige Ablehnung von Jesus Christus durch sein irdisches Volk machte es einerseits unmöglich, dass die Verheissungen an Israel sogleich in Erfüllung gehen konnten. Anderseits versetzte sie seine Jünger in eine neue Situation: Wenn ihr Meister verworfen war, würden auch sie Spott, Verachtung und Ablehnung erfahren.
Diese Veränderung wollte Petrus nicht so ohne Weiteres hinnehmen. Aber der Herr musste ihm klarmachen, dass der Weg ans Kreuz und in den Tod dem Willen Gottes entsprach. Wenn sein Jünger Ihn auf diesem Weg des Gehorsams aufhalten wollte, war er ein Werkzeug Satans, der schon in der Wüste den Herrn vom Weg Gottes abbringen wollte.
In Vers 24 stellt der Herr Jesus die beiden grossen Aspekte der Jüngerschaft während der Zeit seiner Verwerfung vor: Es gilt, sich selbst zu verleugnen und die Schmach der Welt zu tragen. Wer bereit ist, diesen Verzicht auf sich zu nehmen, wird jetzt ein glückliches, erfülltes Leben haben (V. 25) und in der Zukunft einen Lohn empfangen (V. 27). Beneiden wir nicht die Ungläubigen, die für sich selbst leben und in der Welt vieles erreichen! Sie werden ewig verloren gehen, weil sie sich nie um das Heil ihrer Seele gekümmert haben (V. 26).
Die Herrlichkeit auf dem Berg
Der Herr hatte im vorherigen Abschnitt die Bedingungen für Jüngerschaft genannt. Da sie nicht leicht sind, machte Er nun Petrus, Jakobus und Johannes durch eine Vorausschau auf die zukünftige Herrlichkeit seines Reichs Mut, Ihm konsequent nachzufolgen. Diese Szene auf dem hohen Berg spornt auch uns an: Wir sind Jünger eines Herrn, der einmal auf der Erde alle Macht und Herrlichkeit besitzen wird. Darum wollen wir uns auch in der Zeit seiner Verwerfung zu Ihm stellen.
Jesus Christus wurde vor seinen Jüngern verwandelt. Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne. Das deutet darauf hin, dass Er im Tausendjährigen Reich als grosser König die zentrale Person sein wird. Dann erschienen Mose, der Gesetzgeber, und Elia, der Prophet. Sie beide werden auch am Friedensreich teilnehmen. Doch dieses Reich wird nicht auf der Grundlage des Gesetzes oder der Propheten aufgerichtet werden. Darum mussten diese beiden wichtigen Personen des Alten Testaments wieder verschwinden. Keinesfalls durften sie mit dem geliebten Sohn des Vaters, der sein ganzes Wohlgefallen besitzt, auf eine Stufe gestellt werden. Denn nur Er, der Sohn Gottes, hat durch seinen Tod am Kreuz die Voraussetzung geschaffen, damit alle Pläne Gottes im Blick auf sein Reich in Erfüllung gehen können.
Diese Szene belehrt uns, dass die Zeit des Gesetzes und der Propheten abgelaufen war. Der Sohn war nun da und würde nach seiner Auferstehung eine neue Epoche einführen, in der die Glaubenden Gott als Vater kennen. Es ist die Zeit der Gnade, in der wir leben.
Das Elend auf der Erde
Was die drei Jünger auf dem Berg erlebt hatten, mussten sie noch eine Weile für sich behalten. Erst durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus waren die Voraussetzungen geschaffen, dass das zukünftige Reich Wirklichkeit werden konnte. So erwähnt Petrus in seinem zweiten Brief dieses Erlebnis auf dem heiligen Berg, um unseren Glauben auf das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit zu befestigen (2. Petrus 1,16-19).
Auf dem Weg vom Berg hinunter beschäftigte die Jünger eine Frage: Wer war der angekündigte Elia, der als Vorläufer des Messias vor Ihm kommen musste (Maleachi 3,23.24)? Die Antwort des Herrn macht deutlich, dass die volle Verwirklichung dieser Prophezeiung noch zukünftig ist. Johannes der Täufer war zwar eine Teilerfüllung von Elia, aber es wird nochmals ein Wegbereiter kommen, der die Ankunft von Christus in Macht und Herrlichkeit vorbereiten wird.
Sobald sie unten ankamen, trat ein Vater mit seiner Not zu Jesus: Sein Sohn war von einem Dämon besessen. Die Jünger konnten ihn nicht heilen, obwohl sie die Macht dazu besassen (Matthäus 10,1). Der Heiland musste ihnen zuerst ihren Mangel an Glauben vorhalten. Doch dann heilte Er in seiner Barmherzigkeit den Jungen. Die Verse 20 und 21 zeigen uns, wie wir heute die Macht und Gnade des Herrn zur Errettung unserer Kinder in Anspruch nehmen können: im schlichten Glauben an Gott, der alles kann. Dieses Vertrauen drücken wir in einem intensiven Gebet zu Gott aus und verzichten dabei auf persönliche Wünsche, die uns zustehen.
Die Tempelsteuer
In den Versen 22 und 23 teilt Jesus Christus seinen Jüngern zum dritten Mal mit, was mit Ihm in Jerusalem geschehen würde (siehe Matthäus 16,21; 17,12). Statt als König die Herrschaft über Israel anzutreten, würde Er getötet werden. Der Unglaube im Volk war so gross, dass sein Reich nicht öffentlich aufgerichtet werden konnte. Er musste sterben und auferstehen, damit Er auf der Grundlage seines Erlösungswerks in der Zukunft eine neue Beziehung zu Israel eingehen kann. Durch diese Mitteilung wurden die Jünger sehr betrübt, denn sie hofften, dass Christus sein Volk vom römischen Joch erlösen würde (Lukas 24,21).
Die Begebenheit ab Vers 24 macht deutlich, dass diese Hoffnung sich noch nicht erfüllen sollte. Als Petrus gefragt wurde, ob sein Herr die Tempelsteuer bezahle, antwortete er ohne zu überlegen mit Ja. Er dachte, Jesus würde als guter Israelit seinen Verpflichtungen bestimmt nachkommen. Doch der Herr stellte mit seiner Frage die Angelegenheit ins richtige Licht. Er als König und seine Jünger als Söhne des Reichs wären eigentlich von jeder Steuer befreit. Aber weil Er verworfen war und seine Jünger mit Ihm, mussten sie wie Ausländer Zoll und Steuer zahlen. Petrus sollte deshalb mit dem Geldstück, das er im Maul des gefangenen Fisches finden würde, die geforderte Steuer für Jesus Christus und für sich selbst begleichen.
Auch wir sind als Jünger des Herrn Fremde auf der Erde. Mit seiner Hilfe sollen wir unseren Verpflichtungen gegenüber dem Staat nachkommen (Römer 13,7).
Unterweisungen über Kinder
Als die Jünger den Herrn Jesus fragten, wer wohl der Grösste im Reich der Himmel sei, bekamen sie eine doppelte Antwort:
- Jeder Mensch muss wie ein Kind werden, wenn er überhaupt ins Reich eingehen will (Vers 3). Nur wer zu Gott umkehrt und sich vor Ihm demütigt, bekommt neues Leben und hat damit teil am Reich.
- Echte Grösse im Reich Gottes ist eine demütige und gnädige Einstellung (Verse 4.5). Wer diese Gesinnung in seinem Verhalten offenbart, gleicht Jesus Christus.
In den Versen 6-9 warnt der Herr uns vor zwei Gefahren:
- Wir sollen denen, die noch jung im Glauben sind und die Bibel nicht so gut kennen, keinen Anstoss geben. Durch ein schlechtes Beispiel oder durch falsche Belehrung können sie leicht zu Fall kommen.
- Wir sollen bei uns selbst jede schlechte Handlung (= Hand), jeden falschen Weg (= Fuss) und jedes böse Begehren (= Auge) konsequent verurteilen. Dieses Selbstgericht ist bei uns Glaubenden so wichtig, weil die Ungläubigen wegen dieser Sünden, die sie nie verurteilt haben, ins ewige Gericht kommen.
Ab Vers 10 spricht der Herr Jesus wieder über die kleinen Kinder. Wir sollen sie nicht verachten, weil sie für Gott sehr wertvoll sind. Auch Jesus Christus misst ihnen einen grossen Wert bei, denn Er ist gekommen, um sie zu erretten. Wenn sie im Kindesalter – bevor sie für ihre Taten vor Gott verantwortlich sind – sterben, gehen sie nicht verloren, denn der Heiland ist auch für sie am Kreuz gestorben.
Die örtliche Versammlung
In diesem Abschnitt spricht der Herr von der örtlichen Versammlung. Sie umfasst alle Glaubenden, die sich an einem Ort befinden. Wenn sie im Namen des Herrn Jesus versammelt sind, zeugen sie von der weltweiten Versammlung, die aus allen Erlösten besteht.
Der Ausgangspunkt dieser Belehrungen ist ein Problem oder eine Sünde zwischen zwei Glaubenden. Der Herr erklärt, wie diese Angelegenheit behandelt werden muss. Zuerst gilt es, diese Sache unter vier Augen zu ordnen. Ist das nicht möglich, so sollen bei einer Aussprache der beiden Betroffenen zwei oder drei Zeugen anwesend sein, damit die Sünde im kleinen Kreis bereinigt werden kann. Wenn diese Bemühungen auch nicht zum Ziel führen, muss sich die örtliche Versammlung damit beschäftigen. Sie besitzt von Gott Autorität, ein Urteil zu fällen.
Vers 18 stellt einen doppelten Grundsatz vor. Die Versammlung hat einerseits die Befugnis, einen Bösen aus der Gemeinschaft der Glaubenden auszuschliessen (1. Korinther 5,13). Anderseits ist sie auch berechtigt, jemand zur Gemeinschaft am Tisch des Herrn zuzulassen. Damit eine Entscheidung der örtlichen Versammlung im Himmel anerkannt wird, muss sie in Übereinstimmung mit Gott handeln. Das kann nur in Abhängigkeit von Ihm geschehen. Darum ist das Gebet der Versammlung so wichtig (Vers 19).
In Vers 20 stellt der Herr den wichtigsten Grundsatz der örtlichen Versammlung vor: Wenn die Glaubenden in seinem Namen versammelt sind, indem sie Ihm alle Rechte geben, ist Er persönlich in ihrer Mitte.
Der unbarmherzige Knecht
Petrus fragte den Herrn, wie oft er seinem Bruder vergeben solle, und beschränkte es auf siebenmal. Darauf erklärte Jesus Christus, dass unserer Bereitschaft zum Vergeben keine Grenzen gesetzt sind. Er unterstrich seine Worte mit einem Gleichnis.
Der König ist Gott, bei dem wir alle eine grosse Schuld hatten. Doch bei unserer Bekehrung erfuhren wir, wie Er uns den ganzen Betrag, den wir niemals hätten zurückzahlen können, erlassen hat. Nun geschieht es im Leben, dass andere Menschen uns Unrecht tun und sich dadurch bei uns verschulden. Wie begegnen wir ihnen?
Sind wir auch so hart und unbarmherzig wie der böse Knecht in Vers 30? Dann werden wir es direkt mit Gott zu tun bekommen. Er wird uns in seinen gerechten Regierungswegen die zeitlichen Folgen unserer eigenen Sünden spüren lassen. Unsere ewige Errettung steht dabei nicht auf dem Spiel, denn Jesus Christus hat am Kreuz dafür alles gut gemacht. Denken wir jedoch an die grosse Schuld, die Gott uns vergeben hat, so fällt es uns leichter, unseren Mitmenschen das Unrecht, das sie uns zugefügt haben, bereitwillig zu verzeihen.
Die Mitknechte in Vers 31 sind uns ein Beispiel. Sie sahen, wie grausam der unbarmherzige Knecht mit seinem Mitknecht umging. Traurig gingen sie zu ihrem Herrn und erzählten ihm alles. Auch wir erleben leider, wie sich Christen ungerecht, böse oder lieblos verhalten. Dann wollen wir uns über diese Verunehrung des Herrn schämen und Ihm das Vorgefallene im Gebet mitteilen.
Die Ehe nach Gottes Gedanken
Dieses Kapitel behandelt die Ehe (Verse 2-12), die Kinder (Verse 13-15) und den Besitz (Verse 16-30). In seinen Unterweisungen zeigt uns der Herr, wie ein Jünger zu diesen Fragen des irdischen Lebens stehen soll.
Der traurige Anlass, um über die Ehe zu reden, ist eine Frage über Scheidung. In seiner Antwort geht Jesus Christus zum Anfang zurück und stellt die Gedanken des Schöpfers über die Ehe vor: Ein Mann heiratet eine Frau und bildet mit ihr für das ganze Leben auf der Erde eine Einheit. Das war von Beginn an der göttliche Wille für die Ehe. Darum soll der Mensch das, was Gott zusammengefügt hat, nicht scheiden.
In der Zeit des Gesetzes hat Mose die Ehescheidung wegen der Herzenshärte des Menschen unter gewissen Umständen gestattet. In der Zeit der Gnade begeht aber jeder, der sich scheiden lässt, eine schlimme Sünde. Eine einzige Ausnahme bildet der Fall, wenn die Ehe bereits durch Hurerei gebrochen ist. Dann besteht das Wort Gottes nicht darauf, dass die Ehe nicht geschieden werden darf.
Aufgrund dieser Belehrungen und des menschlichen Versagens in der Ehe kommen die Jünger zum Schluss, dass es besser ist, nicht zu heiraten. Aber der Herr belehrt sie anders: Die Ehe ist für die meisten Menschen der normale Stand. Es gibt jedoch drei Gründe, warum jemand nicht heiratet: Erstens weil er körperlich oder geistig dazu nicht in der Lage ist. Zweitens weil andere es ihm unmöglich machen. Drittens weil er freiwillig darauf verzichtet, um dem Herrn zu dienen.
Kinder und ein junger Mann
Unter dem Eindruck der Gnade des Herrn Jesus brachten einige Eltern ihre Kinder zu Ihm. Sie erkannten, dass Er auch für die Kleinen ein offenes Herz hat. Doch die Jünger wiesen sie ab. Die Worte ihres Meisters in Kapitel 18 über die Kinder waren noch nicht in ihre Herzen gedrungen. Da griff der Herr selbst ein, tadelte seine Jünger und segnete die Kleinen. Nochmals macht Er deutlich, dass Kinder einfacher zum Heiland kommen als Erwachsene. Das liegt sowohl an ihrem kindlichen Vertrauen als auch an ihrem Leben, das noch nicht durch viele Sünden verhärtet ist.
In Vers 16 kommt ein junger, rechtschaffener Mann zu Jesus, der an das Gute im Menschen glaubt. Er meint, die Voraussetzungen zu besitzen, um das ewige Leben selbst zu erwerben. Der Herr begegnet ihm auf dieser Ebene und fordert ihn auf, die Gebote zu halten, die das äussere Verhältnis der Menschen zueinander regeln. Alle diese Vorschriften hatte der Mann von Jugend an beachtet. In der Gesellschaft galt er als gerecht. Trotzdem merkte er, dass dies nicht genügte.
Jesus Christus wusste, was diesem jungen Mann zur Errettung fehlte: Er hatte kein Herz für Gott und für Christus. So sprach Er zu ihm: «Verkaufe deine Habe … und komm, folge mir nach!» Damit erklärte Er ihm: Lass alles los, was dein Herz gefangen nimmt, und übergib dein Leben Mir! Ewiges Leben bekommst du nur, wenn deine innere Beziehung zum Sohn Gottes in Ordnung ist. Leider war der Mann dazu nicht bereit. Sein Besitz war ihm mehr wert als der Herr Jesus.
Belohnung für die Nachfolge
Nachdem der reiche, rechtschaffene Mann den Herrn Jesus verlassen hatte, beschäftigte die Jünger die Frage: «Wer kann dann errettet werden?» In ihren Augen hatte dieser Mensch, der so nahe am Reich Gottes war und doch nicht eintrat, die besten Voraussetzungen dazu.
Aus dieser Begebenheit und den Worten des Herrn erkennen wir drei Punkte, die auf diese Frage eine Antwort geben:
- Äussere Vorzüge wie Anständigkeit und Rechtschaffenheit bieten keinen Vorteil für die Errettung. Jeder Mensch befindet sich in einem verlorenen Zustand und hat den Heiland nötig.
- Der Reichtum ist ein Hindernis für die Errettung, weil er dem Menschen Ansehen, Macht und Bequemlichkeit gibt (Vers 23).
- Was für den Menschen unmöglich ist, kann Gott bewirken. Durch seinen Geist vermag Er Menschenherzen zu verändern und für die Errettung durch den Herrn Jesus empfänglich zu machen (Vers 26).
Im Gegensatz zum jungen Mann hatten die zwölf Jünger alles aufgegeben, um dem Herrn Jesus nachzufolgen. Würde sich dieser Verzicht für sie lohnen? Ja, bestimmt! Gott wird es ihnen in der Zukunft mit einer speziellen Auszeichnung im Reich vergelten (Vers 28).
Vers 29 bezieht sich auf jeden Glaubenden, der für den Herrn Jesus auf irdische Vorteile verzichtet. Der zukünftige Lohn wird hundertmal grösser sein als die Nachteile, die er jetzt für Christus auf sich nimmt.
Die Arbeiter im Weinberg
Mit diesem Gleichnis illustriert der Herr Jesus den Satz: «Viele Erste werden Letzte und Letzte Erste sein» (Matthäus 19,30). Wenn wir wie Petrus meinen, wir würden dem Herrn besonders treu nachfolgen und hätten deshalb eine Belohnung verdient, dann werden wir erfahren, dass seine Bewertung anders ist. Er blickt auf den Beweggrund unseres Handelns und teilt den Lohn nach seiner Gnade aus.
Die ersten Arbeiter unterscheiden sich deutlich von den anderen, denn sie sind für einen vereinbarten Lohn im Weinberg tätig. Am Abend meinen sie, sie hätten am meisten geleistet. Als abgerechnet wird, bekommen sie das, was sie verdient haben. Doch sie sind neidisch auf die anderen, die gleichviel erhalten, und können die Güte des Hausherrn nicht akzeptieren.
Mit allen anderen Arbeitern fixiert der Herr, der sie engagiert, keinen Lohn. Sie arbeiten im Vertrauen auf seine Gnade, die ihnen das geben wird, was recht ist. Sie werden nicht enttäuscht. Am Abend bekommen sie mehr Lohn, als sie verdient haben.
Für die Arbeit im Werk des Herrn lernen wir hier einige Lektionen:
- Es ist Gnade, dass wir für unseren Erlöser tätig sein dürfen.
- Wir arbeiten nicht um Lohn, sondern aus Liebe zu Jesus Christus.
- Es kommt nicht so sehr auf den Umfang der Arbeit an. Der Herr bewertet vielmehr unsere innere Einstellung.
- Den Lohn, den wir empfangen werden, haben wir nicht verdient.
Hochmut und Neid
Zum vierten Mal teilt der Herr Jesus seinen Jüngern mit, was Ihn in Jerusalem erwarten wird. Zuerst deutet Er den Verrat von Judas an, der Ihn für Geld an die Hohenpriester und Schriftgelehrten überliefern wird. Diese Führer des Volkes werden Ihn zum Tod verurteilen und anschliessend den Römern übergeben, die Ihn verspotten, geisseln und kreuzigen werden. Doch das wird nicht das Ende sein. Christus wird nach drei Tagen auferstehen.
Nachdem der Herr so seinen Leidensweg beschrieben hat, kommt die Mutter von Jakobus und Johannes mit einer Bitte zu Ihm. Sie will für ihre beiden Söhne im zukünftigen Reich die besten Plätze. Wie taktlos und egoistisch ist ihr Wunsch! Sie denkt nur an ihre Ehre, während Jesus auf dem Weg nach Jerusalem ist, um dort zu leiden und zu sterben. Mit der Frage: «Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?», macht der Herr den beiden Jüngern klar, dass sie zur zukünftigen Herrlichkeit auf dem gleichen Weg unterwegs sind wie Er. Es ist ein Weg der Leiden von Seiten der Welt (Verse 18.19). Im Blick auf ihren Wunsch erklärt Er demütig: Die Ehrenplätze im Reich werden nicht von mir, sondern vom Vater vergeben.
Als die anderen Jünger über das unverschämte Verhalten von Jakobus und Johannes unwillig werden, stellt Jesus Christus ihnen nochmals vor, welche sittlichen Wertmassstäbe in seinem Reich gelten: Echte Grösse zeigt sich in einer demütigen Einstellung. Ein Jünger, der dem Herrn gleichen will, nimmt wie Er den letzten Platz ein. Dort gibt es kein Gedränge!
Von Jericho nach Jerusalem
Mit Vers 29 beginnt die letzte Etappe des Lebensweges von Jesus Christus. Er ging als König nach Jerusalem, um dort sein letztes Zeugnis vor seinem Volk abzulegen. Doch es lehnte Ihn ab und kreuzigte Ihn.
Ausserhalb von Jericho sassen zwei Blinde am Weg, die Ihn als Messias anerkannten. Laut riefen sie: «Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids!» Die Leute wollten sie zum Schweigen bringen. Aber dieser Widerstand spornte sie umso mehr an, ihren Glauben an Jesus Christus zu bezeugen und Ihn bei dieser letzten Gelegenheit um Hilfe anzurufen.
Der Herr reagierte auf ihren Ruf ganz anders als die Volksmenge, denn Er hatte ein Herz für das Elend der Menschen. Er rief die beiden Blinden zu sich und heilte sie. Diese bestätigten ihren Glauben, indem sie ihrem Retter, unbeeindruckt von der Meinung anderer, auf dem Weg nach Jerusalem nachfolgten. – Stellen wir uns auch so konsequent auf die Seite unseres Herrn?
Von Bethphage aus zog Jesus als König auf einem Esel reitend in Jerusalem ein. Er besass die Autorität, über dieses Tier zu verfügen, offenbarte aber gleichzeitig seine Demut. Er ritt nicht hoch zu Ross in die Königsstadt ein, sondern auf einem Eselsfohlen. Wieder erfüllte sich eine Prophezeiung aus dem Alten Testament. Die Leute bejubelten Ihn als König Israels. Als sie aber in der Stadt gefragt wurden, wer Jesus sei, offenbarten sie ihre Unkenntnis und ihren Unglauben: Sie sahen in Ihm nur einen Propheten aus Nazareth.
Die Tempelreinigung und der Feigenbaum
Als Sohn Davids hatte Jesus das Recht, alles zu beurteilen, was im Zentrum des jüdischen Gottesdienstes vor sich ging. So trieb Er alle zum Tempel hinaus, die dort verkauften und kauften, weil sie den Ort der Anbetung Gottes zu einem Platz machten, wo der Mensch habgierig sein Geld vermehrte. Seine Entschiedenheit gegen das Böse war jedoch mit einer Güte vereint, in der Er bereitwillig die Blinden und Lahmen heilte.
Die Hohenpriester und Schriftgelehrten ärgerten sich über seine Wunder und das Lob der Kinder. Beides bezeugte Ihn als Messias, darum lehnten sie es ab. Sie wollten Jesus Christus unter keinen Umständen als König anerkennen.
Aufgrund dieses hartnäckigen Unglaubens verliess Er die Stadt und übernachtete in Bethanien. Am nächsten Morgen kam Er an einem Feigenbaum vorbei. Weil Er Hunger hatte, suchte Er Frucht an ihm, fand aber keine. Darauf verfluchte Er den Feigenbaum, so dass er sofort verdorrte.
Der Feigenbaum spricht vom Volk Israel, das unter den Forderungen des Gesetzes für Gott Frucht bringen sollte. Aber es trug nur eine religiöse Fassade zur Schau (= Blätter). Weil Gott in diesem Volk nichts fand, was Ihn freute, stellte Er es als Fruchtbringer auf die Seite. Der Glaube konnte dies an der Tatsache erkennen, dass das Volk Israel (= Berg) im Jahr 70 n. Chr. ins Meer der Nationen geworfen und die Juden in alle Länder zerstreut wurden. In der Zukunft wird dieses Volk auf der Grundlage der Gnade und unter der Herrschaft von Jesus Christus Frucht für Gott tragen.
Verschiedene Fragen
Die Hohenpriester fühlten sich durch die Tempelreinigung des Herrn in ihrer Autorität angegriffen. Anstatt ihr Versäumnis in der Aufsicht des Tempels einzusehen, gingen sie zum Gegenangriff über und fragten Ihn: In welchem Recht tust du dies? Es erstaunt uns, mit welcher Ruhe und Weisheit Jesus Christus darauf reagierte. Wenn sie sich schon für den jüdischen Gottesdienst zuständig hielten, so sollten sie Ihm eine Frage beantworten: «Die Taufe des Johannes, woher war sie, vom Himmel oder von Menschen?»
Nun sassen sie wegen ihres Unglaubens und ihrer Menschenfurcht in der Falle. Hätten sie den Dienst von Johannes als von Gott kommend anerkannt, dann wären sie verpflichtet gewesen, Jesus als Messias anzuerkennen. Um einer Stellungnahme auszuweichen, heuchelten sie Unwissenheit. Doch wenn sie diese Frage nicht beantworten konnten, hatten sie auch kein Recht, die Autorität von Christus infrage zu stellen.
Mit dem Gleichnis der beiden Kinder stellte der Herr ihnen in einem Spiegel ihr Verhalten vor Augen:
- Der erste Sohn, der seinem Vater zuerst nicht gehorchen wollte und danach doch in den Weinberg ging, spricht von den Zöllnern und Sündern. Sie führten ein gottloses Leben. Doch als Johannes sie zur Buße mahnte, glaubten viele seiner Botschaft und kehrten zu Gott um.
- Der zweite Sohn, der seinem Vater leichtfertig erklärte: «Ich gehe!», ihm aber nicht gehorchte, illustriert die religiösen Menschen in Israel. Sie redeten fromm, folgten dem Ruf zur Buße jedoch nicht.
Die bösen Weingärtner
Das Gleichnis von den Weingärtnern illustriert das Verhalten der israelitischen Führungsschicht zur Zeit des Gesetzes bis zum Kommen des Sohnes Gottes. Der Weinberg ist ein Bild vom Volk Israel, wie uns bereits das Alte Testament deutlich macht (Jesaja 5,1-7; Psalm 80,9). Nachdem Gott die Israeliten aus Ägypten erlöst und ins Land Kanaan gebracht hatte, konnte Er mit Recht Frucht von ihnen verlangen. Deshalb sandte Er Propheten zu ihnen. Doch sie wurden nicht aufgenommen, sondern geschlagen und getötet.
Zuletzt sandte Gott seinen Sohn als letzten Prüfstein zu seinem Volk. Würden sie Ihn annehmen und dadurch Gott die Frucht geben, die Ihm zusteht? Nein! Sie verwarfen Ihn, führten Ihn zur Stadt hinaus und kreuzigten Ihn (Vers 39).
Da die Juden die Bedeutung des Gleichnisses noch nicht begriffen, fällten sie mit ihrer Antwort ihr eigenes Urteil (Vers 41). Der Herr Jesus machte darauf deutlich, was das für sie bedeutete: Durch die Verwerfung des Sohnes Gottes verloren sie alle Anrechte auf das Reich Gottes. Eine andere Nation – nämlich der glaubende Überrest Israels in der Zukunft – wird ins Reich eingehen und Frucht für Gott bringen, weil diese Glaubenden den verworfenen Christus als Eckstein anerkennen werden.
Vers 44 beschreibt ein doppeltes Gericht: Alle, die sich damals im Unglauben am Herrn Jesus stiessen, zogen die göttliche Strafe auf sich. Und alle, die Ihn in der Zukunft ablehnen werden, werden von Ihm selbst gerichtet werden.
Der König macht seinen Sohn Hochzeit
Dieses Gleichnis beschreibt uns, wie die Juden sich gegenüber der Einladung der Gnade verhalten haben. Zweimal forderte Gott sie auf, am Hochzeitsfest seines Sohnes teilzunehmen:
- Die erste Einladung erfolgte zur Zeit, als Jesus auf der Erde lebte. Seine Jünger verkündeten das Reich und predigten die Buße. Doch die Juden wollten die Gnade nicht (Vers 3).
- Die zweite Einladung richtete sich in der Apostelgeschichte an das Volk Israel. Jetzt war alles bereit, weil das Erlösungswerk vollbracht war. Auch diesmal schlugen sie die Gnade aus (Verse 4.5).
Weil die Juden auch die Botschaft der Apostel ablehnten, kam mit der Zerstörung von Jerusalem im Jahr 70 n. Chr. das göttliche Gericht über sie (Vers 7).
In der Apostelgeschichte erkennen wir, wie das Angebot der Gnade Gottes auf alle Völker ausgedehnt wurde. Seither werden Menschen aus der ganzen Welt eingeladen, zum Herrn Jesus zu kommen. Durch die Gnade angezogen, kommen Gute und Böse (Vers 10). Die «Guten» tun Buße und nehmen die Errettung in Jesus Christus glaubensvoll an. Dadurch besitzen sie das Hochzeitskleid. Die «Bösen» kommen nur äusserlich zu Ihm. Sie finden ihre eigene Gerechtigkeit gut genug, um vor Gott zu bestehen. Doch der Moment wird kommen, an dem Er ihnen klar machen wird, dass sie ohne persönlichen Glauben an den Herrn Jesus nicht zu Ihm passen. Weil sie nur äusserlich Christen geworden sind, aber die Errettung nicht für sich in Anspruch genommen haben, werden sie ewig verloren gehen (Vers 13).
Soll man dem Kaiser Steuern zahlen?
In den Versen 15-40 kommen vier verschiedene Personengruppen zum Herrn Jesus und wollen Ihn mit drei Fragen in seiner Rede fangen:
- Verse 15-22: Die Pharisäer und Herodianer bedrängten Ihn mit der Steuerfrage.
- Verse 23-33: Die Sadduzäer versuchten, Ihn mit der Auferstehungsfrage in die Enge zu treiben.
- Verse 34-40: Ein Gesetzgelehrter stellte Ihm die Gesetzesfrage.
Jesus Christus begegnete allen diesen Angriffen in göttlicher Weisheit, so dass die Fragesteller beschämt schweigen mussten.
Was die Pharisäer und Herodianer in Vers 16 über den Herrn sagen, stimmte, aber sie glaubten es nicht. Sie wollten Ihm nur schmeicheln, damit Er in ihre Falle tappte. Aber unser Heiland war nicht empfänglich für Schmeichelei.
Ihre Frage betreffs der Steuer war äusserst raffiniert. Mit «Ja» würde Jesus seine Anrechte als Messias infrage stellen. Mit «Nein» würde Er als Aufrührer gelten. Doch der Herr kam nicht in Verlegenheit. Auf seine Aufforderung hin brachten sie Ihm einen Denar. Damit bewiesen sie, dass sie selbst das Geld des Kaisers verwendeten, weil sie wegen ihrer Untreue gegen Gott unter dem römischen Joch standen. Darum gab es jetzt nur einen Weg: «Gebt denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.» Sie mussten die Folgen ihres Versagens tragen und die römische Steuer bezahlen. Gleichzeitig sollten sie aber Gott ihr Leben zur Verfügung stellen.
Gibt es eine Auferstehung?
Die Sadduzäer waren Vernunftmenschen, die weder an Engel noch an die Auferstehung glaubten (Apostelgeschichte 23,8). Mit ihrer Geschichte, die sie Jesus erzählten, versuchten sie die Auferstehung als etwas Unmögliches darzustellen und ins Lächerliche zu ziehen.
Bevor der Herr konkret auf die Frage der Auferstehung einging, zeigte Er ihnen die doppelte Ursache ihres Unglaubens: Sie stellten Gottes Wort und Gottes Kraft infrage. Aus diesen beiden Gründen werden heute auch andere Tatsachen wie z.B. der biblische Schöpfungsbericht geleugnet.
Die Erklärung in Vers 30 macht klar, dass im Leben nach der Auferstehung die natürlichen Beziehungen der Ehe und Familie nicht mehr bestehen werden. In dieser Hinsicht werden die Glaubenden dann wie Engel sein, die nicht heiraten und sich nicht fortpflanzen.
In Vers 32 beweist der Herr die Auferstehung mit einem Zitat aus dem zweiten Buch Mose. Obwohl die drei Patriarchen gestorben waren, existierten sie weiter. Ihr Geist und ihre Seele befinden sich im Totenreich. Für Gott sind sie deshalb Lebende. Er wird sie in göttlicher Kraft auferwecken, um das Versprechen, das Er ihnen gemacht hatte, wahr zu machen (Hebräer 11,13-16). Dann wird sich Gottes Wort durch Gottes Macht erfüllen.
Die Leute, die Jesus zuhörten, waren überrascht, wie Er den Sadduzäern die Tatsache der Auferstehung erklärte. Leider müssen wir annehmen, dass die meisten trotz dieses Erstaunens nicht an Ihn glaubten.
Welches ist das wichtigste Gebot?
Nun verbanden sich alle religiösen Gruppierungen der Juden zu einem verbalen Angriff gegen Jesus Christus. Ein Gelehrter fragte Ihn nach dem wichtigsten Gebot im Gesetz. Darauf stellte der Herr mit zwei Zitaten die beiden Schwerpunkte des Gesetzes vor:
- Du sollst mit der ganzen Kapazität deines Lebens Gott lieben.
- Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst.
Diese beiden Anweisungen umschliessen alle Gebote. Ihre Reihenfolge zeigt, dass Gottes Ansprüche vor den Bedürfnissen der Mitmenschen kommen.
Der Israelit konnte also nicht auswählen, welche Gebote er halten wollte. Er musste das ganze Gesetz beobachten und zwar mit einem Herzen, das für Gott und die Mitmenschen schlug. Da musste jeder aufrichtige Jude zum Schluss kommen, dass es ihm unmöglich war, diesen hohen göttlichen Massstab zu erreichen.
Diese Antwort hatten die Pharisäer nicht erwartet. Als sie nun schweigend vor Jesus standen, stellte Er ihnen eine Frage: Wessen Sohn ist Christus? Damit lenkte Er ihre Gedanken auf sich selbst:
- Als Sohn Davids stammte Er von diesem König ab und hatte deshalb Anrecht auf den Thron in Jerusalem.
- Als Herr Davids nahm Er nach seiner Verwerfung und Kreuzigung den Platz zur Rechten Gottes ein und stand somit über David. Dort besass Er einen Herrschaftsanspruch über die ganze Schöpfung.
Jesus Christus konnte beide Titel auf sich vereinen, weil Er sowohl Gott als Mensch in einer Person ist. Wie gross und herrlich ist Er!
Warnung vor den Schriftgelehrten
In diesem Kapitel spricht der Herr über die Pharisäer und Schriftgelehrten. In den Versen 1-12 warnt Er die Volksmenge und die Jünger vor diesen religiösen Menschen. Ab Vers 13 verurteilt Er sie direkt mit einem siebenfachen «Wehe euch».
Die Schriftgelehrten galten als Vertreter des Gesetzes. Darum sollten die Jünger, die sich damals noch im Judentum befanden, das tun, was jene lehrten. Aber das Verhalten der Schriftgelehrten war nicht nachahmenswert, denn sie verwirklichten nicht, was sie predigten. Zudem waren ihre Vorschriften und Anweisungen für die Zuhörer eine schwere Last: Sie sprachen nur von Gerechtigkeit, aber nie von Gnade.
Sie legten viel Wert auf äussere Frömmigkeit, weil sie die Anerkennung bei den Menschen suchten. Zudem war ihnen die eigene Ehre in der Gesellschaft wichtiger als die Ehre Gottes.
In den Versen 8-10 spricht der Herr seine Jünger direkt an und macht ihnen deutlich, dass die ehrgeizige und hochmütige Einstellung der Pharisäer mit seiner Nachfolge nicht vereinbar ist:
- «Lasst euch nicht Rabbi nennen.» Das ist die eine Gefahr: Als Jünger des Herrn dürfen wir uns nie über die anderen erheben.
- «Nennt auch niemand auf der Erde euren Vater.» Das ist die andere Gefahr: Wir sollen andere Jünger nie verehren.
Der Herr rundet das Thema in Vers 12 mit einem zweiteiligen Grundsatz ab, den wir durch die ganze Bibel hindurch bestätigt finden.
Die Verurteilung der Schriftgelehrten (1)
Das erste Wehe betraf den Widerstand der Schriftgelehrten gegen den Herrn Jesus. Durch ihre unbußfertige Haltung und ihren Unglauben verschlossen sie für sich selbst die Tür zum Reich der Himmel. Zudem hinderten sie mit ihrer Einstellung auch andere, ins Reich einzugehen.
Das zweite Wehe prangerte ihren falschen Eifer für das Judentum an. Sie versuchten Menschen für den jüdischen Glauben zu gewinnen, um sie dann unter ihre religiöse Gewalt zu bekommen. Es ging ihnen keineswegs um das Heil dieser Leute.
Das dritte Wehe verurteilte ihre Wortklauberei, mit der sie das Gesetz verdrehten und so dem Wort Gottes die Kraft wegnahmen.
Das vierte Wehe tadelte ihre überspitzte Anwendung der göttlichen Gebote. Sie legten vor allem Wert auf das haargenaue Einhalten von äusseren Vorschriften. Aber die wichtigen Anweisungen, die ihr Herz betrafen, vernachlässigten sie.
Das fünfte Wehe stellte ihre Heuchelei bloss. Sie legten ein scheinheiliges Verhalten an den Tag, während sie in ihrem Herzen böse Gedanken kultivierten.
Den Ernst dieser Mitteilungen wollen wir auch auf uns wirken lassen. Vielleicht stehen wir als «gute» Christen da. Doch wie sieht es in unserem Herzen aus? Entspringt unser Verhalten einer brennenden Liebe zum Herrn? Oder wollen wir vor den Menschen etwas gelten? Gott sieht und beurteilt unsere Motive. Er kann uns zeigen, ob da eine Korrektur nötig ist.
Die Verurteilung der Schriftgelehrten (2)
Mit dem sechsten Wehe führte der Herr den Gedanken der Heuchelei weiter, den Er bereits im fünften Wehe angeprangert hatte. Er machte klar, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten mit ihrer Frömmigkeit das Böse bewusst verdecken wollten. Doch Gott konnten sie nichts vormachen. Er sah auch das Böse hinter der weissen Fassade.
Das siebte Wehe offenbarte den entscheidenden Punkt: Sie lehnten die Propheten ab, die ihnen das Wort Gottes brachten. Anstatt ihre Botschaft ernst zu nehmen und sich unter den schlimmen Zustand in Israel zu beugen, schmückten sie heuchlerisch die Gräber der Boten Gottes, die ihre Vorfahren umgebracht hatten.
Nach seinem Tod und seiner Auferstehung sandte der Herr seine Apostel und Propheten mit einer Botschaft zum Volk Israel (Vers 34). Doch die religiösen Führer lehnten sie ab und behandelten sie grausam. Stephanus töteten sie sogar. Damit bewiesen sie deutlich, dass sie nicht besser waren als ihre Vorfahren, die die Propheten des Alten Testaments getötet hatten. Das göttliche Gericht würde deshalb nicht ausbleiben.
Ab Vers 37 spricht der Sohn Gottes in ergreifender Weise über Jerusalem. Wie oft hatte Er sich bereits im Alten Testament durch die Propheten um diese Stadt bemüht. Jetzt war Er selbst da – aber die Bewohner Jerusalems lehnten Ihn ab und kreuzigten Ihn. Darauf brach Gott für eine Zeit seine Beziehung zu Israel ab. Erst wenn ein Überrest Christus bei seinem Kommen in Macht und Herrlichkeit annehmen wird, wird Jerusalem wieder der Wohnort Gottes sein.
Der Anfang der Wehen
Als Jesus mit seinen Jüngern den Tempel verliess, wiesen sie Ihn auf die imposanten Gebäude des Hauses Gottes hin. Doch der Herr war davon nicht beeindruckt. Er musste vielmehr die totale Zerstörung des Tempels ankündigen, die sich im Jahr 70 durch die Römer erfüllte: Sie liessen keinen Stein auf dem anderen!
Durch die Frage der Jünger veranlasst, spricht Jesus ab Vers 4 über eine noch zukünftige Gerichtszeit. Sie unterscheidet sich klar vom römischen Angriff im ersten Jahrhundert, denn sie wird erst nach der Entrückung der Versammlung und vor seiner Erscheinung über das Volk Israel hereinbrechen. Die Beschreibung bis Vers 14 gleicht dem Bericht von Offenbarung 6. Beide Abschnitte schildern den Anfang der Wehen, also die erste Hälfte der Drangsalszeit.
Die gläubigen Juden, die hier durch die Jünger repräsentiert werden, werden dann grossen Gefahren ausgesetzt sein. Einerseits werden Verführer behaupten, sie seien der Christus, um diese Treuen von ihrem Glauben an Gott abzubringen. Anderseits werden Kriege und Kriegsgerüchte die Erde erschüttern und die Menschen in grosse materielle Not stürzen.
Wegen ihrer Treue zum wahren Christus werden jene Glaubenden aus dem Volk Israel verfolgt und bedrängt werden. Das wird sie aber nicht daran hindern, auf der ganzen Erde das Evangelium des Reichs zu verkünden. Sie werden den Menschen sagen: Tut Buße, damit ihr bereit seid, wenn der Messias erscheint und sein Reich aufrichtet!
Die grosse Drangsal
Dieser Abschnitt beschreibt die zweite Hälfte der 7-jährigen Drangsalszeit. Diese 3 ½ Jahre beginnen mit einem abscheulichen Ereignis: Der Antichrist schafft die jüdischen Opfer ab und stellt ein Götzenbild in den Tempel (vgl. Vers 15 mit Daniel 9,27).
Nun sollen die treuen Juden sofort ins Ausland fliehen, denn die Drangsal wird so gross sein, dass für die Glaubenden ein Überleben in Jerusalem fast unmöglich ist. Mit dieser schrecklichen Gerichtszeit – die es vorher nie gegeben hat und nachher nie mehr geben wird – verfolgt Gott zwei Ziele: Einerseits bestraft Er die ungläubigen Juden, weil sie dem Antichristen nachlaufen. Anderseits erprobt Er den gläubigen Überrest, damit er innerlich für Christus zubereitet wird.
Durch grosse Zeichen und Wunder wird das Volk Israel verführt, damit sie dem falschen Christus folgen. Doch die Treuen sollen nicht darauf achten, denn der wahre Christus wird nicht heimlich kommen (in der Wüste oder in den Gemächern). Nein, Er wird wie der Blitz plötzlich und für alle sichtbar erscheinen.
Mit dem Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit wird die Drangsalszeit zu Ende gehen. Die gläubigen Juden werden bei seinem Anblick erkennen, dass sie Ihn einst verworfen und gekreuzigt haben. Darüber werden sie Leid tragen (Sacharja 12,10). Weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Stämme in Israel sein werden, wird der Herr seine Engel aussenden, um alle Glaubenden aus seinem Volk nach Jerusalem zu bringen.
Aufruf zum Wachen
Nachdem der Herr Jesus die zukünftigen Ereignisse bis zu seinem Kommen in Herrlichkeit beschrieben hat, gibt Er in unserem Abschnitt Belehrungen dazu.
Der Feigenbaum, der Blätter hervortreibt, ist ein Bild vom Volk Israel, das im 20. Jahrhundert in sein Land zurückgekehrt ist. Es lebt dort im Unglauben und bringt keine Frucht für Gott. Dennoch ist seine Rückkehr ins verheissene Land ein Zeichen, dass das Kommen des Herrn nahe bevorsteht.
Zwei weitere Punkte geben uns Sicherheit im Blick auf die Zukunft Israels:
- Dieses Volk wird trotz vieler Angriffe nie ausgerottet werden, sondern als eigenständiges Volk bestehen bleiben (Vers 34).
- Das Wort Gottes, das viele prophetische Aussagen über Israel macht, wird ewig bestehen bleiben und sich bestimmt erfüllen (Vers 35).
Nur Gott kennt den genauen Zeitpunkt des Kommens von Christus. Darum wird Er in der Zukunft – wenn wir bereits im Himmel sein werden – die Menschen durch seine Boten vor dem Gericht warnen, das mit der Erscheinung des Herrn über die Erde hereinbrechen wird. Doch sie werden wie die Zeitgenossen Noahs diese Warnung nicht ernst nehmen, sondern sorglos weiter leben. Darum wird das Gericht plötzlich alle Ungläubigen wegraffen. Nur die Glaubenden werden auf der Erde gelassen, denn sie sind bereit, um ins Tausendjährige Reich einzugehen. Ihnen gilt deshalb der Appell zur Wachsamkeit in Vers 42: Sie sollen beständig auf das Kommen ihres Herrn warten.
Der treue und kluge Knecht
Ab Vers 45 spricht Jesus Christus über die Zeit seiner Abwesenheit. Dabei hat Er nicht mehr das Volk Israel im Blickfeld, sondern die Christen. Auch sie warten auf Ihn – nämlich auf sein Kommen zur Entrückung. Bis Kapitel 25,30 erzählt Er drei Gleichnisse, um uns deutlich zu machen, wie wir Ihn erwarten sollen:
- Der treue und der untreue Knecht (Matthäus 24,45-51).
- Die klugen und die törichten Jungfrauen (Matthäus 25,1-13).
- Die Knechte und die Talente (Matthäus 25,14-30).
Der treue Knecht in unserem Abschnitt repräsentiert alle, die dem Auftrag des Herrn nachkommen und dem himmlischen Volk Gottes geistliche Nahrung austeilen. Sie tun es in der Erwartung seines Kommens und möchten Ihm dabei treu bleiben. Weil sie Christus lieben, tragen sie auch Sorge für die Seinen: Unter der Leitung des Heiligen Geistes verkünden sie das Wort Gottes, damit die Versammlung zur rechten Zeit die richtige geistliche Nahrung bekommt. Als Belohnung für ihren Dienst werden sie mit Christus über das Universum (= seine Habe) regieren.
Der böse Knecht stellt alle dar, die zwar predigen, aber sich nicht um das geistliche Wohl des Volkes Gottes kümmern. Sie denken in ihren ungläubigen Herzen: Der Herr bleibt aus! Darum vernachlässigen sie ihre Aufgabe und verbinden sich mit der Welt: Anstatt Nahrung auszuteilen, essen und trinken sie mit den Betrunkenen. Wie genau hat sich das in der Christenheit erfüllt! Wenn der Herr wiederkommt, wird Er sie dafür bestrafen.
Die zehn Jungfrauen
Das Gleichnis der zehn Jungfrauen beschreibt die ganze christliche Zeit. Bei den ersten Christen war das Kommen des Herrn zur Entrückung eine lebendige Realität. Weil sie Ihn täglich erwarteten, verliessen sie das Judentum und trennten sich von der Welt. Sie hatten keine Gemeinschaft mit solchen, die ihren Heiland ablehnten.
Doch unter diesen Christen befanden sich nicht nur Erlöste, die den Heiligen Geist (= Öl) in sich wohnend hatten. Es schlossen sich ihnen auch Menschen an, die sich nur äusserlich zu Christus bekannten. Sie hielten zwar eine Lampe in der Hand, hatten aber kein Öl bei sich, weil sie nicht von neuem geboren waren und den Heiligen Geist nicht besassen.
Im Lauf der Zeit ging die Erwartung auf das Kommen des Herrn im christlichen Zeugnis verloren. Alle – die echten und unechten Bekenner – schliefen ein. Doch im 19. Jahrhundert schenkte Gott von neuem Licht über die Entrückung. Mit dem lauten Ruf: «Siehe, der Bräutigam!», wurden die Christen aus ihrem geistlichen Schlaf geweckt. Aufs Neue warteten sie auf ihren Herrn. Damit kam auch an den Tag, wer kein Öl, also keine echte Beziehung zu Christus hatte.
Bei der Entrückung nimmt der Herr nur die mit, die Ihm gehören. Die christlichen Bekenner, die kein Leben aus Gott haben, bleiben zurück.
Diese Geschichte spornt uns an, mit wachen Herzen auf unseren Herrn zu warten. Eine lebendige Erwartung seines Kommens wird einen starken Einfluss auf unsere Lebenspraxis haben.
Die Talente
Die Geschichte in unserem Abschnitt macht klar, dass der Herr Jesus uns Christen eine Aufgabe gibt, die wir während der Zeit seiner Abwesenheit erfüllen sollen.
Damit wir für Ihn arbeiten können, hat der Herr uns Talente anvertraut. Sie sprechen von den geistlichen Fähigkeiten, die Er uns entsprechend unseren natürlichen Begabungen geschenkt hat (Epheser 4,7). Nicht jeder Christ hat gleich viel empfangen, aber jeder hat den Auftrag, seine Gabe einzusetzen, damit sie für den Herrn einen Gewinn erzielt (Verse 16-18). Dabei sind nicht grosse Werke, sondern Treue und Hingabe gefragt. Beides entspringt unserem Vertrauen zu Christus. Weil wir seine Liebe und Güte kennen, dienen wir Ihm treu.
Wenn der Herr wiederkommt, erfolgt die Abrechnung. Seine Belohnung für einen hingebungsvollen Dienst hat drei Aspekte:
- Erstens die Anerkennung des Herrn: «Wohl du guter und treuer Knecht!»
- Zweitens der Lohn, der immer grösser ist als unsere Treue: «Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen.»
- Drittens die Gemeinschaft mit Christus: «Geh ein in die Freude deines Herrn.»
Der dritte Knecht ist ein Ungläubiger, der sich als Christ ausgibt. Er besitzt auch ein Talent, aber er setzt es nicht ein. Er kennt seinen Herrn nicht. Er bezeichnet Ihn als einen harten Mann, weil er sich nie vor Ihm gebeugt und deshalb seine rettende Gnade nicht erfahren hat. Darum kommt er ins ewige Gericht.
Die Schafe und die Böcke
In Vers 31 nimmt Jesus den prophetischen Faden von Matthäus 24,31 wieder auf. Er zeigt, was nach seiner Erscheinung auf der Erde mit den Menschen aus den Nationen geschieht, die die Kriege und Gerichte überlebt haben. Als König wird Er sie zu einer Gerichtssitzung vor sich versammeln und sie in zwei Gruppen aufteilen, so wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.
Die Schafe zu seiner Rechten sind die «Gesegneten des Vaters». Sie haben ein Anrecht, ins Tausendjährige Reich einzugehen. Warum? Weil sie während der Drangsalszeit die gläubigen Juden, die im Auftrag von Christus das Evangelium des Reichs verkünden, aufnehmen. Sie glauben nicht nur ihrer Botschaft, sondern versorgen sie auch mit Nahrung und Kleidern. Mit der Aufnahme dieser bedrängten und verfolgten Juden heissen sie auch Christus willkommen. Es bewahrheitet sich dann das Wort des Herrn an seine Jünger: «Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf» (Matthäus 10,40). Darum sagt Er hier: Alles, was ihr meinen Brüdern getan habt, habt ihr mir getan (Vers 40).
Die Böcke zur Linken werden von Christus verflucht, weil sie in der Drangsalszeit seine Boten ablehnen und ihrer Not nicht abhelfen. Mit diesem Verhalten gegenüber den Juden verwerfen und beleidigen sie den Herrn Jesus selbst. Darum trifft diese Menschen aus den Völkern das ewige Gericht.
Für uns lernen wir aus dieser Gerichtssitzung der Lebendigen folgenden Grundsatz: Wenn wir den Gläubigen helfen, tun wir etwas für den Herrn Jesus!
Feindschaft und Wertschätzung
Jesus wusste im Voraus, wann Er gekreuzigt werden würde: am Passahfest, denn das war Gottes Plan. Die Juden, die Ihn töten wollten, hatten eine andere Absicht: «Nicht an dem Fest, damit kein Aufruhr unter dem Volk entsteht.»
Doch sie konnten nichts gegen den göttlichen Vorsatz ausrichten: Die Entscheidung des Volkes vor Pilatus, ihren Messias zu kreuzigen, fiel am Passahfest. So machten sich die vielen Juden, die zu diesem Fest nach Jerusalem gekommen waren, für die Ermordung des Herrn Jesus verantwortlich.
Während sich der Hass seiner Feinde zuspitzte, befand sich Jesus in Bethanien und genoss dort die Gemeinschaft mit den Seinen. Da kam eine Frau zu Ihm, die Ihm ihre ganze Wertschätzung entgegenbrachte, indem sie Ihn mit einem sehr kostbaren Öl salbte. Was musste diese Verehrung und Hingabe für den Heiland bedeutet haben! Da war ein Herz, das für Ihn schlug und mit Ihm empfand, als sein Weg immer einsamer und schwieriger wurde.
Leider betrachteten die Jünger – angeführt vom geldgierigen Judas Iskariot – diese Handlung als eine Vergeudung. Ihnen war der Herr Jesus nicht so viel wert. Doch der Herr nahm die Frau sofort in Schutz und rechtfertigte ihre hingebungsvolle Tat.
Heute dürfen wir Jesus Christus unsere Hochachtung entgegenbringen, indem wir jeden Sonntag beim Brotbrechen an Ihn denken und Ihn anbeten. Er schätzt es, wenn wir Ihm so unsere erste Liebe schenken.
Das Passah
Drei Jahre war Judas mit dem Herrn Jesus zusammen gewesen. Doch sein Herz blieb für die Gnade des Heilands verschlossen. Nun öffnete es sich dem Satan, um unter seinem Einfluss eine schreckliche Tat zu vollbringen (Lukas 22,3). Dieser habsüchtige Jünger war bereit, seinen Herrn für 30 Silberstücke an die Hohenpriester zu verraten.
«Wo willst du, dass wir dir bereiten, das Passah zu essen?» Diese Frage der Jünger offenbarte zweierlei: Einerseits wollten sie sich bei der Passahfeier ganz nach den Wünschen ihres Herrn richten. Anderseits sollte dieses Zusammensein völlig Ihm gewidmet sein. Beides können wir auf das Mahl des Herrn übertragen:
- Er gibt uns im Wort Gottes Anweisungen, wo und wie wir heute sein Mahl halten sollen. Beachten wir sie?
- Wenn wir zum Brotbrechen zusammenkommen, denken wir an unseren Erlöser und bringen Ihm unseren Dank und unsere Anbetung.
Während der Herr mit seinen Jüngern das Passah ass, entlarvte Er den Verräter. Ausserdem warnte Er Judas vor dem furchtbaren Verderben, das ihn wegen seiner Sünde treffen würde (Vers 24).
Keiner der Zwölf hatte gemerkt, dass Judas ein falscher Jünger war. Mit seiner Frage: «Ich bin es doch nicht, Rabbi?», spielte er sein heuchlerisches Spiel bis zum Ende. Doch den Herrn hatte er nie täuschen können. Dieser hatte immer gewusst, wie es um Judas stand, hatte ihn aber in grosser Geduld ertragen.
Das Gedächtnismahl und Warnungen
Nach dem Passah, das ein Vorausbild auf die Leiden und den Tod des Heilands war, setzte Er das Gedächtnismahl ein. Er hat es uns Christen gegeben, damit wir uns jeden Sonntag daran erinnern, dass Er am Kreuz für uns gestorben ist.
Das Brot spricht von seinem Körper, den Er für uns in den Tod gegeben hat. Der Kelch ist ein Sinnbild seines Blutes, das für viele vergossen wurde. Beim Essen des Brotes und Trinken aus dem Kelch beschäftigen wir uns also mit den furchtbaren Leiden, die Er in seinem Sterben für uns erduldet hat.
Wir denken aber auch an die Ergebnisse seines Opfertodes. Jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, besitzt Vergebung seiner Sünden. Zudem wird Gott mit Israel auf der Grundlage des Erlösungswerks von Christus eine neue Beziehung eingehen. Dann wird Er nichts mehr von ihnen fordern, sondern ihnen in Gnade seinen ganzen Segen ausschütten.
Auf dem Weg zum Ölberg erklärte Jesus seinen Jüngern, dass sie in den kommenden, schweren Stunden Anstoss an Ihm nehmen und Ihn verlassen würden. Ihre natürliche Beziehung zum Messias würde zu Ende gehen und einer neuen Beziehung zum auferstandenen Christus Platz machen.
Petrus wollte diese Worte nicht für sich wahrhaben. Er meinte, seine Liebe zum Herrn sei grösser als die seiner Mitjünger und stärker als die bevorstehenden Schwierigkeiten. So musste er mit der Verleugnung seines Meisters traurig erfahren, wie er trotz seiner Behauptungen völlig versagte.
Im Garten Gethsemane
Jesus ging mit seinen Jüngern nach Gethsemane, um das, was vor Ihm lag, im Gebet seinem Vater zu sagen. Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit, die bereits auf dem hohen Berg seine Herrlichkeit gesehen hatten (Matthäus 17,1-8). Hier sollten sie einen Eindruck von seinen Leiden bekommen. In beiden Begebenheiten schliefen sie ein. Wie beschämend!
In Gedanken stand das ganze Geschehen am Kreuz vor dem Herrn: seine Leiden und sein Tod. Seine Seele war sehr betrübt, wenn Er daran dachte, dass Er zur Sünde gemacht würde und sterben müsse. Er war doch der einzige Mensch, der nie gesündigt und darum den Tod nicht verdient hatte!
Satan versuchte Jesus davon abzuhalten, Gott bis zuletzt zu gehorchen, indem er Ihm den Schrecken des Todes vorstellte. Doch der Heiland nahm seine Zuflucht im Gebet zu Gott. Dreimal teilte Er seinem Vater die ganze Not mit, unterstellte sich aber völlig seinem Willen. Er nahm den Kelch dieser bitteren Leiden aus der Hand des Vaters, denn Er war entschlossen, bis zum Ende den Weg des Gehorsams zu gehen. So wurde der Feind auch diesmal geschlagen.
Als Jesus zwischendurch zu den Jüngern kam, fand Er sie eingeschlafen. Deshalb forderte Er sie auf: «Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt.» Bald würden sie einer schweren Erprobung ausgesetzt sein. Diese konnten sie nicht in eigener Kraft bestehen. Darum war es nötig, dass sie wachsam waren und Gott um Hilfe anriefen.
Gefangennahme
Nach seinem intensiven Gebet zum Vater trat Jesus seinen Feinden in Ruhe entgegen. Sie kamen mit Schwertern und Stöcken, um den von Gott gesandten Messias zu verhaften. Angeführt wurde die Menge durch den Verräter Judas, aber hinter diesem Anschlag stand die religiöse Führerschaft.
Judas verriet seinen Meister mit einem Kuss. Welch ein Missbrauch dieses Zeichens der Liebe! Doch Jesus blieb taktvoll und sprach zu ihm: «Freund, wozu bist du gekommen!» Damit stellte Er ihm die ganze Tragweite seiner Tat vor: Für ein wenig Geld lieferte Judas den Sohn Gottes an seine Feinde aus!
Sofort traten die Soldaten herzu und nahmen Jesus gefangen. «Wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird», liess Er dies über sich ergehen (Jesaja 53,7). Er tadelte sogar seinen Jünger Petrus, als dieser mit dem Schwert dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr abschlug. Der Wille seines Vaters und die Erfüllung des Wortes Gottes waren für Ihn entscheidend (Verse 53.54). Darum war Er bereit, alle diese Demütigungen auf sich zu nehmen.
Trotzdem stellte Er seinen Feinden ihr feiges, niederträchtiges Verhalten vor. Er war doch kein Räuber, der das Tageslicht scheuen musste! Täglich war Er im Tempel gewesen, aber sie hatten Ihn aus Angst vor einer Reaktion des Volkes nicht festgenommen.
Als die Jünger merkten, dass es brenzlig wurde, flohen sie und liessen ihren Meister allein. Es erfüllte sich ein Wort aus den Psalmen: «Ich wache und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dach» (Psalm 102,8).
Verhör und Verleugnung
Der hohe Rat der Juden suchte einen Grund, um Jesus zu Tode zu bringen. Er liess bewusst viele falsche Zeugen vortreten, um den Schein einer Gerichtsverhandlung zu wahren, obwohl das Urteil bereits gefällt war. Einst hatte Jesus gesagt: «Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten» (Johannes 2,19). Damit meinte Er nicht das Gebäude in Jerusalem, sondern sich selbst. Die Juden würden Ihn töten, Er aber würde nach drei Tagen auferstehen. In ihrem Unglauben verstanden sie seine Aussage damals nicht. Jetzt glaubten sie, darin einen Anklagegrund zu finden, indem sie seine Worte verdrehten: «Dieser sagte: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und ihn in drei Tagen aufbauen.» Zu dieser absurden Anschuldigung schwieg der Heiland.
Erst als der Hohepriester mit einem Schwur eine Antwort über seine Person forderte, brach Jesus sein Schweigen und bezeugte klar, dass Er sowohl der Christus als auch der Sohn Gottes sei. Zudem kündigte Er den Juden seine zukünftige Herrlichkeit als Sohn des Menschen an. Mit diesem deutlichen Zeugnis stand die religiöse Führerschaft vor der letzten Entscheidung: Würden sie die Wahrheit über die Person von Jesus Christus annehmen? Nein! Sie legten seine Aussage als Lästerung aus und hatten damit einen Grund, Ihn zum Tod zu verurteilen.
Im Hof des Hohenpriesters befand sich Petrus mitten unter den Feinden seines Herrn. Da wurde er dreimal auf sein Verhältnis zu Jesus angesprochen und verleugnete Ihn dreimal.
Das Ende von Judas Iskariot
Nachdem in der Nacht die erste Verhandlung stattgefunden hatte (Matthäus 26,59-68), fand am Morgen die offizielle Versammlung des Synedriums statt, wo das bereits gefällte Urteil bestätigt wurde. Da die Juden ein Todesurteil nicht selbst ausführen durften, brachten sie nun die Angelegenheit vor den römischen Statthalter Pilatus.
Mit dieser Entwicklung hatte Judas nicht gerechnet. Nun reute ihn seine gemeine Tat. Doch er ging mit seinem Bekenntnis zu den falschen Personen. In seinem Gewissen getroffen, legte er vor den Hohenpriestern ein Zeugnis über die Unschuld des Herrn Jesus ab, wurde aber von diesen harten, gefühllosen Leuten abgewiesen.
Nun sah Judas keinen Ausweg mehr. Vom Teufel verführt und unter seiner Macht stehend, ging er hin und erhängte sich. Doch das war nicht sein Ende. Auch er wird einmal vor dem grossen weissen Thron stehen, um dort das Urteil zu empfangen: die ewige Strafe in der Hölle (Offenbarung 20,11-15).
Seine Geschichte ist eine Warnung an alle, die viel vom Herrn Jesus hören, aber nicht an Ihn glauben wollen. Dadurch wird das Herz unempfindlich für die göttliche Gnade und empfänglich für die Versuchungen Satans, der seine Beute immer ins Unglück stürzen will.
Wie gross war die Heuchelei der Hohenpriester! Das Geld, das sie selbst für den Verrat von Jesus ausgegeben hatten, durfte keine Opfergabe für den Tempel sein. Sie kauften damit einen Acker und erfüllten so unbewusst eine Prophezeiung.
Pilatus verurteilt Jesus zum Tod
Jesus wurde nun von Pilatus verhört. Da Er in diesem Evangelium jedoch besonders als Messias vorgestellt wird, unterstreicht diese Gerichtsverhandlung vor allem die Verantwortung der Juden, die ihren König vor den Römern verleugneten (Apostelgeschichte 3,14).
Der Herr Jesus verhielt sich hier wie vor dem jüdischen Rat. Er bekannte sich vor Pilatus als König der Juden, schwieg aber zu allen Anschuldigungen der Hohenpriester und Ältesten.
Mit seinem Vorschlag, entweder Barabbas oder Jesus freizulassen, stellte Pilatus das Volk Israel vor die entscheidende Wahl: Wollten sie den Raubmörder oder den von Gott gesandten Messias? Man kann es fast nicht glauben: Sie wählten Barabbas! Damit lehnten sie nicht nur Christus ab, sondern rebellierten auch gegen Gott und offenbarten das böse, menschliche Herz, das die Finsternis mehr liebt als das Licht.
Pilatus befand sich nun in einem Zwiespalt. Beunruhigt durch die Nachricht seiner Frau hätte er Jesus gern freigelassen. Da dies nach der Wahl des Volkes nicht mehr möglich war, versuchte er sich seiner Verantwortung zu entziehen. Symbolisch wusch er seine Hände und sprach: «Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten, seht ihr zu.» Seine Schuld am Tod Jesu blieb jedoch bestehen. Aber die Juden waren um ein Vielfaches schuldiger. Ohne die Tragweite ihrer Aussage zu ermessen, erklärten sie: «Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder!» Dieser Ausspruch hat dem Volk Israel bereits viel Not und Leid eingebracht, denn Gott hat es beim Wort genommen.
Jesus wird verspottet und gekreuzigt
Pilatus übergab Jesus den Soldaten zur Kreuzigung. Diese rohen Menschen nutzten die Gelegenheit, um Ihn zu verspotten und zu quälen. Es erfüllte sich das Wort des Psalmisten: «Hunde haben mich umgeben, eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt» (Psalm 22,17).
In ihrer Verachtung machten sie sich über Jesus als König der Juden lustig und fielen in spöttischer Huldigung vor Ihm auf die Knie. Sie wussten nicht, dass einmal der Moment kommen wird, an dem sich jedes Knie in echter Unterwerfung vor Ihm beugen muss (Philipper 2,10).
Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte zwangen sie Simon von Kyrene, sein Kreuz zu tragen. Auf Golgatha boten sie dem Heiland einen Betäubungstrank an. Doch Er lehnte ihn ab, weil Er die Leiden mit einem klaren Sinn erdulden wollte. So gross war seine Hingabe, in der Er das Werk am Kreuz vollbrachte!
Die römischen Soldaten kreuzigten Ihn, indem sie seine Hände und seine Füsse mit Nägeln durchbohrten. Darauf verteilten sie seine Kleider und nahmen Ihm so seinen letzten Besitz weg. Seiner menschlichen Würde beraubt, war Jesus nun den neugierigen Blicken der Volksmenge ausgesetzt.
Auch diese Einzelheiten wurden vorausgesagt: «Sie haben meine Hände und meine Füsse durchgraben. Alle meine Gebeine könnte ich zählen. Sie schauen und sehen mich an; sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los» (Psalm 22,17-19).
Der Heiland leidet und stirbt
Aus Markus 15,25 wissen wir, dass Jesus in der dritten Stunde gekreuzigt wurde. Aufgrund dieser Angabe lässt sich die Zeit, die Er am Kreuz hing, in zwei Abschnitte von je drei Stunden aufteilen.
Die ersten drei Stunden werden uns in den Versen 39-44 beschrieben. Da ergoss sich der ganze Spott aller Bevölkerungsschichten über den Gekreuzigten:
- Die Vorübergehenden lästerten Ihn, indem sie seine Macht als Sohn Gottes infrage stellten. Sie glaubten nicht, dass es Ihm möglich sei, vom Kreuz herabzusteigen.
- Die religiösen Führer machten sein Gottvertrauen als König Israels lächerlich. Da Gott nicht zur Rettung seines Sohnes eingriff, meinten sie, Jesus habe vergeblich an Ihn geglaubt.
- Schliesslich öffneten sogar die gekreuzigten Räuber ihren Mund, um den Heiland zu schmähen.
Die zweiten drei Stunden finden wir in den Versen 45-53. In dieser Zeit wurde es stockdunkel, damit niemand sehen konnte, was der Herr Jesus im göttlichen Gericht über die Sünde erduldete. Sein Ausruf am Ende: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?», lässt uns ein wenig erahnen, wie unsäglich seine Leiden waren, als Gott Ihn wegen uns strafte.
Auf den Tod des Heilands folgten zwei Zeichen, die die Auswirkungen seines Erlösungswerks illustrieren:
- Der Vorhang des Tempels zerriss von oben bis unten, weil Jesus den Zugang zu Gott geöffnet hat.
- Es öffneten sich die Gräber der entschlafenen Heiligen, da Christus die Macht des Todes besiegt hat.
Angemessene Grablegung
Einige Frauen bewiesen ihre Hingabe an Jesus Christus bis zum Ende, indem sie von weitem das Geschehen auf Golgatha mitverfolgten und anschliessend bei seinem Begräbnis anwesend waren (Vers 61).
Für den Jünger Joseph von Arimathia kam nun die Gelegenheit, sich öffentlich auf die Seite Jesu zu stellen. Als Ratsherr hatte er im Synedrium der Verurteilung von Jesus Christus nicht zugestimmt (Lukas 23,51). Jetzt stellte er sich sogar offenkundig gegen die Handlung seiner Ratskollegen, indem er seinem Herrn ein würdiges Begräbnis zuteil werden liess. Er bat Pilatus um den Leib Jesu und legte ihn, nachdem er ihn in reines, feines Leinentuch eingewickelt hatte, in seine eigene Gruft. Nur das Beste war gut genug für seinen Heiland.
Die Juden verfolgten ihren Messias über seinen Tod hinaus. In ihrem Unglauben wollten sie verhindern, dass Er auferstehen würde. Sie glaubten zwar nicht an seine Auferstehung, fürchteten sich aber, sie könnte doch Wirklichkeit werden. Darum forderten sie von Pilatus, dass er das Grab von Jesus bewachen liess. Es scheint, dass er ihnen eine Wache gab, das Übrige aber den Juden überliess. So versiegelten sie den Stein und sicherten das Grab mit der Wache. Unter gar keinen Umständen durfte ein leeres Grab die Lehre seiner Auferstehung begründen!
Doch Gott benutzte ihren Hass, um uns einen deutlichen Beweis der Auferstehung seines Sohnes zu geben: Die jüdischen Wachleute waren unfreiwillige Zeugen davon (Matthäus 28,4.11).
Jesus Christus ist auferstanden
Sowohl der Tod als auch die Auferstehung des Herrn Jesus wurden von einem Erdbeben begleitet, um die Wichtigkeit beider Ereignisse zu unterstreichen (Vers 2; Matthäus 27,51). Als Glaubende wissen wir: Sein Tod bildet die Grundlage unserer Errettung und seine Auferstehung gibt uns die Sicherheit unserer Annahme bei Gott (Römer 4,25).
Ein Engel kam aus dem Himmel herab und öffnete das Grab, damit alle sehen konnten: Es ist leer! Jesus Christus war bereits auferstanden und hatte in seinem Auferstehungskörper das Grab verlassen, bevor der Stein weggewälzt wurde. Denn sein Körper war nicht mehr an die Gesetzmässigkeiten der Erde gebunden (siehe auch Johannes 20,19).
Der Engel tröstete die erschrockenen Frauen und erklärte ihnen, dass Jesus auferstanden sei. Der Herr hatte es den Seinen vorausgesagt und das leere Grab bewies es klar. Dann bekamen sie eine Mitteilung an die Jünger. Sie sollten ihnen sagen, dass Christus von den Toten auferstanden war. Weil Er weiterhin verworfen war, würde Er sich mit ihnen nicht in Jerusalem treffen, sondern getrennt von der Welt in Galiläa.
Auf dem Weg zu den Jüngern trafen die Frauen mit dem Auferstandenen zusammen. Weil in diesem Evangelium nicht die neuen, himmlischen Beziehungen im Vordergrund stehen, durften sie die Füsse ihres Herrn umfassen und Ihm so huldigen.
Es beeindruckt uns, wie der Herr die Liebe und den Glauben dieser Frauen, die als Erste zum Grab gingen, mit einer persönlichen Begegnung belohnte.
Der Herr mit den Jüngern in Galiläa
Die Wachleute verkündeten den Hohenpriestern als Augenzeugen, dass Jesus auferstanden sei. Doch diese wollten es gegen besseres Wissen nicht wahrhaben. Mit viel Geld vertuschten sie seine Auferstehung, indem sie eine Lüge verbreiten liessen. Diese unwahre Geschichte hatte aber an sich schon einen Haken: Wie konnten die Soldaten wissen, was geschehen war, wenn sie zur betreffenden Zeit geschlafen hatten?
Das Gerede der Wachleute wurde unter den Juden bekannt, obwohl Beweise seiner Auferstehung vorhanden waren. Die Welt sah den Auferstandenen nie, Er zeigte sich nur den Seinen. Wir lernen daraus: Die herrliche Tatsache seiner Auferstehung muss bis heute im Glauben erfasst werden.
In Galiläa verband sich Jesus Christus als der Auferstandene mit seinen Jüngern. Sie bildeten den Überrest aus dem Volk Israel und bekamen nun den Auftrag: «Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern.» Während der König verworfen und abwesend ist, sollten seine Jünger die Menschen aus allen Völkern einladen, durch Buße und Glauben an Jesus Christus ins Reich Gottes einzugehen. Dieser Auftrag bleibt solange bestehen, bis Christus wiederkommen und sein Reich öffentlich aufrichten wird. In der Zeit der Gnade ist die Botschaft an die Menschen umfänglicher. Sie beinhaltet das ganze Evangelium Gottes.
Als Jünger folgen wir einem Herrn nach, der alle Macht hat (Vers 18) und immer bei uns ist (Vers 20). Das macht uns Mut, in einer Welt, die uns mit Ihm verwirft, für Ihn zu zeugen.
Buchtipp: Bibel-Auslegung zum Matthäus-Evangelium
Einleitung
Obwohl Jesus Christus als rechtmässiger König zu seinem Volk kommt, wird Er abgelehnt. Trotzdem wirkt Er in Israel weiter. Er belehrt seine Jünger über das Reich der Himmel und die zukünftige Gerichtszeit. Schliesslich wird Er gefangen genommen und zum Tod verurteilt. Er leidet und stirbt am Kreuz. Am dritten Tag wird Er auferweckt. Bevor Er in den Himmel zurückkehrt, verspricht Er seinen Jüngern: «Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.»
Kapitel 13 – 20:
Der abgelehnte König dient weiter.
Kapitel 21 – 25:
Der König wirkt in Jerusalem.
Kapitel 26 – 28:
Der König vollendet seinen Dienst.
Kapitel 21 – 25:
Der König dient in Jerusalem
Kapitel 26 – 28:
Der König vollendet seinen Dienst
Der Sämann sät das Wort
Nachdem die Kapitel 11 und 12 erwiesen hatten, dass Jesus Christus von seinem Volk verworfen war, ging Er nun aus dem Haus hinaus und setzte sich an den See. Mit dieser Handlung machte Er deutlich, dass Er ab sofort eine neue Stellung einnahm. Er stellte sich nicht mehr als König Israels vor, sondern war nur noch der Herr seiner Jünger. Alle, die Ihm nachfolgten und Ihn als Herrn anerkannten, befanden sich in seinem Reich und unter seiner Herrschaft. Die Volkszugehörigkeit spielte dabei keine Rolle mehr. Darum beschränkte sich sein Dienst nicht mehr auf Israel (= Haus), sondern richtete sich an alle Menschen (= See).
Eine weitere Veränderung zeigt uns das Gleichnis vom Sämann. Der Herr fordert nicht mehr Frucht vom Volk Israel, sondern streut den Samen des Wortes Gottes aus, damit im Leben derer, die das Wort hören und aufnehmen, Frucht für Gott entstehe. Auch in diesem Punkt hat seine Verwerfung die Wende herbeigeführt. Das Kommen des Herrn Jesus in Gnade war die letzte göttliche Erprobung des Menschen. Wie würde er auf die Gnade reagieren? Wir wissen es: Er lehnte sie bewusst ab! Seine ganze Verdorbenheit kam ans Licht. Der letzte Beweis war erbracht, dass im Menschen gar nichts Gutes steckt. Darum verlangt Gott nichts mehr von ihm. Anstatt zu fordern, wirkt der Herr nun selbst durch das Wort die Frucht, die Gott gefällt. Beim Ausstreuen des Wortes trifft Er verschiedene Herzenszustände an, die uns durch die vier Böden vorgestellt werden. Welche Wirkung das Wort in den jeweiligen Herzen hervorbringt, erklärt der Herr in den Versen 18-23.