Friedensstifter
Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heissen (Matthäus 5,9).
Frieden kommt von Gott
Nach Gottes Gedanken soll in seinem Reich Frieden herrschen – gegenwärtig und zukünftig (Röm 14,17; Jes 9,5.6). Frieden bedeutet aber nicht nur, dass kein Krieg, kein Streit und keine Uneinigkeit vorhanden ist. Frieden ist auch ein Ergebnis der Gegenwart Gottes im Leben der Menschen. Er ist ja der Gott des Friedens (Röm 15,33).
Der Herr Jesus hat durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht (Kol 1,20). So ist Er unser Friede geworden. Dann kam Er und verkündigte Frieden (Eph 2,14-17), damit jetzt sündige, friedelose Menschen den Frieden mit Gott für ihr Gewissen und den Frieden Gottes für ihr Herz bekommen können (Röm 5,1; Phil 4,7).
Dieser persönliche Frieden ist ein Geschenk der Gnade Gottes für jeden Einzelnen, der an den Herrn Jesus glaubt. Er ist auch die Voraussetzung für echten Frieden auf der Erde. Aber der Frieden untereinander, auch unter Gläubigen, hängt von unserem Herzenszustand und von unserem Verhalten ab. Deshalb werden wir so oft ermahnt, dem Frieden nachzujagen oder nachzustreben (Röm 14,19; 2. Tim 2,22; Heb 12,14; 1. Pet 3,11). Jeder von uns ist angesprochen, wenn der Herr seinen Jüngern sagt: «Seid in Frieden untereinander» (Mk 9,50).
Unfrieden
Leider herrscht nicht überall unter den Gläubigen Frieden. Anstatt mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens beschuht zu sein, geht man in einem Geist der Kritik umher. Manchmal geschieht dies in vermeintlichem Eifer für die Wahrheit und Heiligkeit Gottes. Ein Fehler bei einem Bruder wird dann zu einem Vergehen, eine ungenaue Ausdrucksweise zu einer falschen Lehre. Verschiedene solche Vorwürfe können zusammen eine schwere Anklage gegen jemand ergeben, der sich selbst keiner Schuld bewusst ist und nun meint, er müsse sich gegen diese Angriffe verteidigen. Meistens geht es dabei gar nicht um wesentliche Lehrfragen, sondern um menschliche Unvollkommenheiten und Schwachheiten. Wer kann in einem solchen Fall, wo jeder meint, im Recht zu sein, Frieden stiften?
Auch der Parteigeist unter Christen ist eine schlimme Quelle von Unfrieden. Mangelnde Anerkennung vonseiten der Gläubigen, vermeintliche Zurücksetzung und verletzte Eitelkeit können dazu führen, dass man sich zurückzieht und Parteigänger um sich schart. Schon ist der Unfrieden da! Wer ist dann fähig und bereit, die Parteien miteinander zu versöhnen?
Sogar im Dienst für den Herrn kann Unfrieden entstehen, wie das Beispiel der Schwestern Evodia und Syntyche in Philippi zeigt (Phil 4,2). Wer stiftet hier Frieden, damit wieder in der gleichen Gesinnung gearbeitet wird?
Friedensstifter
In Matthäus 5,9 spricht der Herr Jesus von solchen, die nicht nur dem Frieden nachjagen, sondern auch Frieden stiften. Es gibt zwar viele, die friedlich sind, aber bei Uneinigkeit keinen Gott gemässen Frieden stiften können. Ja, ein von Natur friedliebender Mensch läuft in solchen Fällen sogar Gefahr, «um des lieben Friedens willen» dem Herrn untreu zu werden, weil er meint, der Unfrieden sei bereits beseitigt, wenn man über vorhandene Zwistigkeiten schweigt oder sie «unter den Teppich kehrt». Aber auf diesem Weg ist es nicht möglich, wahrhaft Frieden zu stiften.
Wenn der Frieden unter Geschwistern oder in einer Versammlung gestört ist und wiederhergestellt werden soll, muss die Gnade unseres Herrn Jesus tätig werden, um die Wogen der menschlichen Leidenschaften zu glätten. Es ist viel Selbstverleugnung und viel Warten auf den Herrn nötig, um entgegengesetzte Charaktere, Gefühle, Überzeugungen und Interessen in Gott gemässer Weise miteinander versöhnen zu können.
Diese liebevollen Bemühungen dürfen nie auf Kosten der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes erfolgen. Wer ein Friedensstifter sein will, braucht ein gesundes, geistliches Urteil. Zuerst muss er sich selbst im Licht Gottes prüfen, ob er ein reines Herz besitzt. Jakobus schreibt, dass die Weisheit von oben erstens rein und dann friedsam ist (Jak 3,17). So gehört zur richtigen Erfüllung dieser Aufgabe ebenso die Wahrheit wie die Gnade. Frieden stiften erfordert daher das ernste Gebet um Klarheit, Unparteilichkeit, Weisheit und Liebe. Nur dann können sich Güte und Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden auch in unserem Leben begegnen. Oft braucht es Zeit, damit Gott an den Gewissen und Herzen wirken kann, denn der Frieden kann nicht erzwungen werden.
Söhne Gottes
Die Friedensstifter werden glückselig genannt. Ihr Lohn ist, dass sie Söhne Gottes heissen.
Der Begriff «Sohn» hat in der Bibel nicht immer die gleiche Bedeutung. Manchmal geht es um unsere Stellung als Erlöste: In der Familie und im Haus Gottes ist jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, aus Gnade und für immer ein Sohn (Eph 1,5; Röm 8,14.15; Gal 4,5.6). Doch in der Bergpredigt, wo wir als Jünger im Reich Gottes angesprochen werden, hat dieses Wort eine praktische Bedeutung: Wir werden Söhne Gottes genannt, wenn wir uns nach Gottes eigenem Vorbild verhalten. Dadurch, dass wir in seiner Gesinnung handeln, werden wir Ihm sittlich ähnlich. Wir offenbaren seinen Charakter.
Unser Gott ist der grosse Friedensstifter. Als wahre Jünger des Herrn dürfen wir Ihn darin nachahmen. Jetzt ist oft keine Anerkennung solcher Bemühungen sichtbar. Doch der Augenblick wird kommen, wo unser Gott und Vater die Friedensstifter öffentlich als seine Söhne anerkennen wird.