Die Frau von Sunem
Die Frau von Sunem war reich. Sie verhielt sich gegenüber Elisa, dem Mann Gottes, fürsorglich und gastfreundlich. Mit dem Einverständnis ihres Mannes richtete sie für den Propheten ein kleines Zimmer mit einem Bett, einem Tisch, einem Stuhl und einer Lampe ein. Ihr Anliegen war es, dass sich Elisa dorthin zurückziehen konnte, wenn er sich in ihrer Gegend aufhielt.
Ab Vers 11 werden zwei Begebenheiten aus ihrem Leben erzählt. Zunächst nimmt sie Elisa bei sich auf, der ihr eine wunderbare und unerwartete Gabe verspricht: einen Sohn. Das Kind wird geboren und wächst heran. Dann erfahren wir, was einige Jahre später geschieht: Als der Junge mit dem Vater auf dem Feld ist, fühlt er sich sehr unwohl. Er wird nach Hause gebracht und stirbt auf den Knien seiner Mutter. Was für ein furchtbarer Schmerz! Was soll sie jetzt tun? Sie beschliesst, zum Mann Gottes zu gehen.
Beachten wir, wie diese Frau handelt, während sie eine grosse Prüfung erleidet, deren Sinn sie nicht versteht. Sie hat dem Propheten fürsorgliche Liebe erwiesen und ihm einen Platz in ihrem Leben und in ihrem Haus gegeben. Und jetzt diese Prüfung! Warum trifft es gerade sie, die sich so treu für den Mann Gottes eingesetzt hat? Sie hat nicht um einen Sohn gebeten. Gott hat ihr das Kind gegeben und nun nimmt Er es wieder weg. Warum? Wie viele Schwierigkeiten und Schmerzen erfahren wir in unserem persönlichen Leben, für die wir keine Erklärung finden! Was können wir tun? Für diese Frau besteht die Lösung darin, zum Mann Gottes zu gehen und seine Füsse zu umfassen. Gehasi, der Diener des Propheten, tritt herzu und will sie wegstossen. Aber Elisa sagt ihm: «Lass sie!» Er erkennt, dass die Frau eine Last auf dem Herzen hat: «Ihre Seele ist betrübt.»
Die geprüfte Frau sucht den Mann Gottes und findet ihn. Er ist erreichbar, empfängt sie und hört ihr ruhig zu. Wenn wir durch eine Prüfung gehen, haben wir das gleiche Hilfsmittel: Wir dürfen zum Herrn Jesus gehen und zu seinen Füssen unser Herz ausschütten. Wir können Ihm unsere Empfindungen mitteilen und bei Ihm unsere Bitterkeit, unseren Kummer und unsere Last ablegen. Erinnern wir uns an Hanna, die später die Mutter von Samuel wurde. Sie war in ihrer Seele verbittert. Sie betete lange zum Herrn und weinte sehr. Auf die unpassenden Worte Elis konnte sie antworten: «Ich habe meine Seele vor dem Herrn ausgeschüttet» (1. Sam 1,10-15).
Als gläubige Christen können wir «mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Heb 4,16). Es scheint eine Wiederholung zu sein, dass wir beim Thron der Gnade Gnade finden. Doch damit wird unterstrichen: Gott lässt uns das finden, was Er uns verspricht und was wir so nötig haben.
Es gibt noch eine besondere Ermutigung in dieser Begebenheit: Die Frau erfährt die Anwesenheit des Propheten. Nachdem Elisa seinen Diener Gehasi mit bestimmten Anweisungen zum Haus geschickt hat, in dem sich das Kind befindet, sagt die Frau zu ihm: «So wahr der Herr lebt und deine Seele lebt, wenn ich von dir lasse!» Durch Leiden und Probleme wird unser Glaube auf die Probe gestellt. Es steigen in unserem Herzen Fragen und Zweifel auf. Da laufen wir Gefahr, aufzubegehren oder aufzugeben und uns vom Herrn zu entfernen. Stattdessen ist es das einzig Richtige, bei unserem Herrn zu bleiben und an Ihm festzuhalten.
Das ist genau das, was die Frau von Sunem tut: Sie will den Mann Gottes nicht verlassen. Lasst uns ihr Verhalten nachahmen und beim Herrn Jesus bleiben. Wir können sicher sein, dass Er uns nicht verlassen wird. Das zeigt uns die Geschichte: Elisa macht sich auf und begleitet die Frau. Dieses Mitgehen in der Prüfung finden wir auch bei Jairus, dem Synagogenvorsteher. Er kommt zum Herrn Jesus, fällt Ihm zu Füssen und bittet Ihn sehr: «Mein Töchterchen liegt im Sterben; komm doch und lege ihr die Hände auf, damit sie gerettet werde und lebe.» Unmittelbar danach lesen wir, wie der Herr mit ihm geht (Mk 5,22-24).
Lasst uns in der Prüfung die Gegenwart des Herrn suchen, denn nur Er kann uns helfen. Er gibt sich zu erkennen und verspricht uns, auf dem schwierigen Weg mit uns zu sein. Er wird uns nie verlassen! Die Frau geht mit ihrem grossen Schmerz im Herzen nach Hause, aber in Begleitung des Mannes Gottes!
Die Geschichte geht weiter. Die Frau von Sunem erlebt, wie ein Wunder zu ihren Gunsten geschieht. In der Kraft Gottes weckt Elisa ihren Sohn zum Leben auf. Wenn wir in einer Prüfung sind, geschieht nicht immer ein Wunder. Es gibt nicht unbedingt eine Heilung oder eine Lösung für unser Problem. Doch beim Herrn finden wir immer seine Gnade, die uns Frieden gibt und für alles ausreicht: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht» (2. Kor 12,9).
Gehen wir zum Herrn Jesus! Er wird sich von uns finden lassen. Umfassen wir seine Füsse! Schütten wir vor Ihm all unseren Schmerz aus. Reden wir mit Ihm über das, was andere nicht sehen oder nicht verstehen können. Er versteht uns immer! Er kennt uns durch und durch. Er weiss genau, wie es um uns steht. Legen wir uns in seine Hände. Erleben wir seine Gegenwart, seine Hilfe und sein Mitgefühl.
Gott gibt uns seinen Frieden, der auch in scheinbar ungünstigen Umständen unser Herz ruhig macht. Das ist möglich, weil der Friede Gottes allen Verstand übersteigt (Phil 4,7). Wir können es nicht erklären, aber wir erleben es. Dieser Friede bewahrt unser Herz und unsere Gedanken, sogar wenn wir verbittert und niedergeschlagen sind. Gott gibt uns echten Trost – auch in Situationen, in denen es menschlich unmöglich erscheint. Vertrauen wir Ihm!
Buchtipp: Warum schickt Gott Prüfungen?