Sie verwenden einen veralteteten Browser. Um das optimale Nutzungserlebnis zu haben, sollten sie einen anderen Browser verwenden.

Schriftart

Schriftgrösse

klein gross

Weitere Einstellungen

Leseplan: Gott ist gütig und treu
1x
  • Erklärung ein-/ausblenden

Einleitung

Die Psalmen 73 – 89 weisen prophetisch auf das Volk Israel in der Zukunft hin. Ein gläubiger Überrest wird zu Gott umkehren und seine Güte erfahren.

Viele Aussagen können wir auf unser Glaubensleben als Christen übertragen. Sie machen uns Mut, in Schwierigkeiten bei Gott auszuharren. Seine Hilfe kommt rechtzeitig.

Neid auf die Ungerechten

Die Psalmen haben vorwiegend prophetischen Charakter. Sie beschreiben die Erfahrungen und Gebete des treuen Überrests aus dem Volk Israel in der Zukunft. Gott hat damals gläubige Männer und ihre persönlichen Erfahrungen benutzt, um diese inspirierten Texte in sein Wort aufzunehmen. Es sind Erfahrungen, die gläubige Menschen zu allen Zeiten machen. Darum haben die Psalmen auch einen persönlichen Nutzen für uns.

Als Asaph, ein Leiter des Gesangs unter König David (1. Chronika 25,1.6), diesen Psalm dichtete, war sein Glaube ins Wanken geraten. Er wusste zwar, dass Gott sich zu denen bekennt, die aufrichtig in Gottesfurcht leben möchten. Und doch wäre er beinahe vom rechten Weg abgekommen. Der Grund dafür war das Wohlergehen der ungläubigen Menschen im Gegensatz zu seinen täglichen Übungen und Prüfungen.

Den Gottlosen ging es offensichtlich gut. Sie konnten leben, wie sie wollten, hatten Erfolg, wurden reich und dachten sogar: «Wie wüsste es Gott, und wie sollte der Höchste davon Kenntnis haben?» Sie meinten, wenn sie Gott-los lebten, würde Er auch keine Notiz von ihnen und ihrem Tun nehmen.

Nun stiegen Gedanken in Asaphs Innerem auf, die wir vielleicht auch schon gehabt haben: «Was nützt es, ein gottesfürchtiges Leben zu führen und jede aufkommende Sünde im Selbstgericht zu verurteilen?» Doch dann – bevor er wirklich eine Antwort auf seine Not fand – wurde ihm bewusst: Es ist nicht recht, wenn ich so denke.

Bibeltext anzeigen

Beurteilung im Licht Gottes

Die Frage Asaphs lautete: Warum geht es auf der Erde vielen Ungläubigen oft besser als den Gottesfürchtigen? Er versuchte, in seinen Gedanken eine Antwort darauf zu finden. Doch er fand sie nicht bei sich selbst.

Erst als er in die Gegenwart Gottes trat, erkannte er im göttlichen Licht das wahre Ende der Ungläubigen. Da gingen ihm die Augen auf. Er sah das schreckliche Ende derer, die ohne Gott gelebt haben. Für sie bleibt nur das Gericht (Psalm 73,18-20; Hebräer 9,27).

Nun schämte sich Asaph, dass er solche Gedanken gehabt hatte. Er bekannte: «Da war ich dumm und wusste nichts.» Im Licht der Gegenwart Gottes verurteilte er aber nicht nur seine verkehrten Gedanken, sondern fand auch zurück in den Genuss der Gemeinschaft mit seinem Gott. Er realisierte: Gott hat mich nicht losgelassen.

Auch für uns ist es gut zu wissen, dass nicht wir den Herrn festhalten müssen. Dann wüsste keiner von uns, ob er das Ziel auch erreicht. Aber Er hat unsere Hand erfasst und hält sie fest, bis Er uns ans Ziel in die Herrlichkeit gebracht hat. Darin liegt unsere Sicherheit. Das gibt uns Ruhe.

Wer einen solchen Herrn im Himmel hat und seine Hilfe auf der Erde erfahren darf, kann ohne Furcht dem Tag seines Abscheidens entgegensehen. Der Tod kann ihn nicht von seinem Herrn und Gott trennen. Möchten wir wie Asaph unsere Zuversicht auf den Herrn setzen und bewusst nahe bei Ihm leben.

Bibeltext anzeigen

Die Feinde im Heiligtum

In diesem Psalm ist die Not Asaphs nicht persönlicher Art wie im vorhergehenden. Jetzt klagt er Gott, dass die Feinde sowohl das Heiligtum als auch das Volk Gottes zu zerstören suchen.

Eine ähnliche Sorge kann auch unser Herz beschleichen. Der Feind sucht auf alle Weise einerseits dem Zeugnis der Versammlung, die heute das geistliche Haus Gottes bildet, zu schaden. Anderseits versucht er die einzelnen Gläubigen vom Herrn abzuziehen oder zu verwirren. Verweltlichung, d.h. sich der Welt anpassen, und destruktive Kritik sind zwei seiner Waffen. In 1. Korinther 3,17 werden solche erwähnt, die den Tempel Gottes verderben. In Apostelgeschichte 20,29.30 warnt der Apostel Paulus vor Wölfen, die in die Herde Gottes eindringen und zerstören werden, und vor Verführern, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen.

Doch der Psalm beginnt mit der Frage nach der Züchtigung von Seiten Gottes. Wegen der Sünden des Volkes musste Gott in seinen Regierungswegen strafend eingreifen. Aber niemals wird Er die, die Er in Gnade erlöst hat, aufgeben. Das bleibt auch für uns Christen wahr. Wir alle erfahren die Erziehungswege Gottes (Hebräer 12,4-11). Oft müssen wir ernten, was wir gesät haben. Aber Gott wird uns niemals aufgeben. Das ist ein Trost in der Prüfung, besonders wenn wir wie Asaph fragen: «Bis wann?» oder «Warum ziehst du deine Hand zurück?» (Psalm 74,9-11). Gott gibt uns nicht auf jede Frage eine Antwort. Doch eins gilt immer: Wir bleiben seine Erlösten (Vers 2).

Bibeltext anzeigen

Vertrauen auf Gottes Handeln

Nachdem Asaph die Not seines Herzens im Gebet Gott vorgebracht hat, stärkt er sich in Ihm. Er denkt an sein machtvolles Wirken in der Vergangenheit. Aber er erinnert sich auch daran, wie Er als Schöpfer alles in der Hand hat und lenkt (Vers 17). Dann wird ihm bewusst, dass der Angriff des Feindes auf Gottes Volk und auf das Heiligtum sich im Grunde genommen gegen den Herrn richtet. Dieser Gedanke ermutigt ihn, für das Volk zu Ihm zu flehen. Dabei vergleicht er Israel mit einer Turteltaube, die sich nicht verteidigen kann, und bittet Ihn, die Elenden nicht zu vergessen.

Was können wir dabei von Asaph lernen? Wir haben es mit dem gleichen grossen Gott zu tun wie er. Er ist es wert, dass wir Ihm vertrauen. Doch es ist gut, wenn uns unser eigenes Unvermögen, unsere Schwachheit und Hilflosigkeit stets bewusst bleiben. Das bewahrt uns vor Selbstüberhebung.

Asaph erinnert Gott auch an seinen Bund mit dem Volk Israel. Und wir? Als Christen stehen wir nicht in einem Bundes-, sondern in einem Kindesverhältnis zu Gott. Vertrauensvoll dürfen wir uns auf all die Zusagen stützen, die Er uns in seinem Wort gemacht hat. Er steht treu zu allem, was Er versprochen hat. Zu seiner Zeit wird Er zu seiner eigenen Verherrlichung antworten und helfen.

In den Schlussversen wiederholt Asaph zum dritten Mal in diesem Psalm die Verhöhnung Gottes durch seine Feinde (Psalm 74,10.18.22). Das war für ihn noch schlimmer als die Zerstörung des Heiligtums.

Bibeltext anzeigen

Gottes Eingreifen im Gericht

In der Zukunft, d.h. nach der Entrückung der Gläubigen der Gnadenzeit, wird Gott seine Ziele auf dem Weg des Gerichts erreichen. Daran denkt der Psalmist und preist Gott dafür.

Auf den Lobpreis in Vers 2 antwortet Gott selbst in den Versen 3 und 4. Er bestimmt die Zeit, wann Er in Geradheit richten wird. Sollte das, was die Menschen auf der Erde aufgebaut haben, und sie selbst ins Wanken geraten, so wird doch das, was Gott festgestellt hat, nicht erschüttert werden. Das gilt in geistlicher Hinsicht auch für uns. Wenn vieles um uns her ins Wanken gerät, dürfen wir an den Grundsätzen Gottes, wie wir sie in der Bibel finden, festhalten. Sie werden sich nicht ändern.

In der Anwendung auf uns sagt Vers 7: Sucht und erwartet nicht von irgendeiner Seite Hilfe auf der Erde, also von Menschen. Richtet eure Blicke auf Gott, der den Niedrigen erhöht.

In den prophetischen Büchern wird das Bild eines mit Wein gefüllten Bechers oft für das Gericht Gottes gebraucht (Vers 9; Jesaja 51,17; Jeremia 25,15). Unwillkürlich denken wir an den Kelch des Zornes Gottes über die Sünde, den unser Erlöser damals in Gethsemane aus der Hand seines Vaters nahm und am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis völlig leerte. Deshalb werden alle, die an Ihn glauben, vom Gericht verschont werden (Johannes 5,24). Wenn der Psalmist schon dem Gott Jakobs Psalmen singen wollte, wie viel mehr Grund haben wir Christen, Gott für das wunderbare Heil im Herrn Jesus zu danken und Ihn zu loben!

Bibeltext anzeigen

Die Siegesmacht Gottes

Wir denken wieder zuerst an die prophetische Seite dieser Verse. Im vorhergehenden Psalm sahen wir Gott als den Richter, der zu seiner Zeit gegen die Gottlosen und Feinde seines Volkes vorgehen wird. Dieser Psalm zeigt, dass nach den Gerichten Jerusalem das Zentrum der Regierung Gottes durch seinen Messias sein wird. Christus wird in Macht und Herrlichkeit wiederkommen, um von jener Stadt aus zu herrschen. Er wird jeden Widerstand gegen Ihn brechen (Vers 4).

Wie Er sein Gericht ausführen wird, beschreiben die Verse 5-7. Vers 9 lässt uns an die Gerichte denken, wie wir sie in der Offenbarung finden. Da lesen wir auch, wie die Menschen sich fürchten. Doch es wird sie nicht mehr zur Buße führen, es wird keine Gnade mehr geben für die, die den Herrn Jesus abgelehnt haben (Offenbarung 6,15-17). Es wird nicht nur auf der Erde eine Stille geben; sogar im Himmel entsteht ein Schweigen, bevor die letzten Gerichte losbrechen (Vers 9; Offenbarung 8,1).

Doch Vers 10 zeigt, dass sein Gericht gleichzeitig die Rettung und Befreiung des Überrests bedeuten wird. Jene glaubenden Juden werden als die Sanftmütigen des Landes bezeichnet. In Galater 5,22 gehört die Sanftmut zur Frucht des Geistes, die auch in unserem Leben sichtbar werden sollte.

Vers 11 weist darauf hin, dass schliesslich alles zur Ehre Gottes ausschlagen muss. In Philipper 2,10.11 heisst es, dass sich jedes Knie vor Jesus Christus beugen wird und jede Zunge bekennen muss, dass Er Herr ist, «zur Verherrlichung Gottes, des Vaters».

Bibeltext anzeigen

Gebet und ungläubige Fragen

Was der Grund der Bedrängnis in Asaphs Leben war, dass er in seiner Not zu Gott schrie, wissen wir nicht. Doch er tat das einzig Richtige: Am Tag seiner Drangsal suchte er den Herrn. Wohin wenden wir uns in den Schwierigkeiten? Gehen wir zuerst zu den Menschen und wenden uns erst, wenn von ihnen keine Hilfe kommt, an Gott? «Lasst in allem durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden» (Philipper 4,6). Möchten wir uns mit allem und zu jeder Zeit an den Herrn um Hilfe wenden!

Das Problem von Asaph war, dass er seine Hand nach Gott ausstreckte, aber scheinbar ohne Antwort blieb. Er fing an zu grübeln. Wie oft gleichen wir Asaph! Wir waren niedergedrückt und blickten auf uns und in unser Inneres hinein. Und das Resultat? Wir wurden noch unglücklicher.

Vielleicht haben wir in unserem Leben Erfahrungen mit Gott gemacht und können deshalb die in den Versen 8-10 gestellten Fragen mit einem klaren Nein beantworten. Aber noch besser ist es, wenn wir uns auf die Antworten stützen, die die Bibel selbst gibt. Die Fragen in Vers 8 werden z.B. durch Psalm 66,16-20 und Römer 10,12 beantwortet. Sollten wir an seiner Güte zweifeln, dann ist es gut, wieder einmal Psalm 103,11 und den Psalm 136 zu lesen. Von seinen Worten hat der Herr Jesus gesagt, dass sie nicht vergehen werden (Markus 13,31; siehe auch Römer 11,29; 2. Korinther 1,20). Im Blick auf seine Gnade gilt Epheser 2,4-8 und von seinen Erbarmungen heisst es, dass sie jeden Morgen neu sind (Klagelieder 3,22-24).

Bibeltext anzeigen

Gottes Weg für sein Volk

Von Vers 11 an ist die Blickrichtung des bedrängten und betrübten Psalmisten eine andere. Anstatt in sich hinein zu schauen, blickt er jetzt auf Gott. Er denkt über Ihn und seine Taten nach. Nun wird ihm die Grösse und Allmacht seines Gottes neu bewusst. Ja, Er ist ein grosser Gott und einer, der Wunder zu tun vermag. Asaph erinnert sich an die Erlösung Israels aus der Knechtschaft Ägyptens. Sie geschah durch Gottes Macht.

Aber er entdeckt beim Nachsinnen über Gott noch etwas anderes: «Gott, dein Weg ist im Heiligtum!» Im Heiligtum, in der Gegenwart Gottes, ist alles klar. Da ist kein Fehler möglich. Da gibt es nichts, was den Glaubenden beunruhigen könnte.

Aber Gottes Weg ist nicht nur im Heiligtum. Asaph erkannte, dass Gottes Weg auch im Meer ist, «und deine Fussstapfen sind nicht bekannt». Wir können seine Wege nicht immer wahrnehmen. Er handelt manchmal im Verborgenen. Wie wichtig ist es da, Ihm trotz allem zu vertrauen.

Der Psalm endet mit der Hirtentreue Gottes. Wie eine Herde hatte Er durch Mose und Aaron sein Volk aus Ägypten, durch das Rote Meer, dann durch die pfadlose Wüste bis ins verheissene Land geleitet. Dabei hatte es ihnen an nichts gefehlt.

Auch wir sind dieser Hirtentreue und seiner Fürsorge anvertraut. Als die Schafe seiner Herde wollen wir ganz nahe bei unserem Hirten bleiben und auf Ihn vertrauen.

Bibeltext anzeigen

Gesetz und Ungehorsam

Dieser lange Psalm trägt die Überschrift: «Ein Maskil», was vielleicht Unterweisung oder Lehrgedicht bedeutet (siehe Fussnote). Es ist ein Psalm, den man besonders beachten und über den man nachdenken sollte. Dieser Gedanke wird mit dem ersten Vers unterstrichen.

Der Psalmist möchte Wichtiges aus der Geschichte des Volkes Israel, das er selbst von den Vätern gehört hat, seinen Nachkommen weitergeben. Er will vom Herrn, von seiner Stärke und von dem, was Er getan hat, erzählen. Das Gesetz, das Er seinem aus Ägypten erlösten Volk am Sinai gegeben hat, soll auch von den Nachkommen beachtet und befolgt werden.

Einen ähnlichen Gedanken finden wir in 2. Timotheus 2,2, wo Paulus im Blick auf die Wahrheit des Neuen Testaments sagt: «Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.»

Dieses Weitergeben der Erfahrungen des Volkes Israel mit seinem Gott hat zwei Ziele. Erstens soll das künftige Geschlecht auf Gott vertrauen, seine Taten nicht vergessen und seine Gebote bewahren (Vers 7). Zweitens soll die kommende Generation sich warnen lassen und nicht wie ihre Vorfahren vom Herrn abweichen und sich gegen Ihn und sein Wort auflehnen. Gerade die Untreue Israels gegenüber seinem Gott war ein Problem, das in seiner Geschichte immer wieder auftrat.

Die gleiche Untreue des Menschen kennzeichnet auch die Geschichte des christlichen Zeugnisses. Sie endet damit, dass der Herr draussen steht (Offenbarung 3,20).

Bibeltext anzeigen

Güte und Widerspenstigkeit

In diesen Versen werden einige der Wunder Gottes aufgezählt, die Er zu Beginn der nationalen Geschichte Israels wirkte. Doch von allem Anfang an sündigte es und war widerspenstig gegen den Höchsten. Wie viel Geduld hatte Gott mit diesem hartnäckigen Volk! Obwohl Er immer wieder züchtigend eingreifen musste, gab Er es nicht auf.

Wenn wir als Kinder Gottes auf unser Leben zurückschauen, müssen wir da nicht seine unendliche Geduld und Gnade mit uns bewundern und rühmen?

Eine besondere Sünde wird in Vers 18 erwähnt: «Sie versuchten Gott.» Sie stellten Gott auf die Probe. Würde Er ihre Forderung erfüllen können? Eine solche Einstellung offenbart das wahre Wesen des Unglaubens.

Die zweifelnden Fragen in den Versen 19 und 20 stellen die Allmacht Gottes in Frage. Welch eine Überhebung des Menschen! Aber Zweifel und Ungehorsam gegenüber Gott sind ein Zwillingsübel, das sich beim Volk Israel immer wieder zeigte.

Wer nach all den Wundern, die Gott wirkte, noch Zweifel an seiner Allmacht äussert, beleidigt Ihn. Sein Grimm und Zorn in Vers 21 sind daher verständlich. Er musste züchtigend eingreifen, «weil sie Gott nicht glaubten und nicht vertrauten auf seine Rettung». Möge dieses Verhalten Israels uns zur Warnung dienen, damit wir nie an Gott zweifeln, auch dann nicht, wenn wir auf Ihn vertrauen und Er nicht so handelt, wie wir es erwartet haben, oder wenn Er unsere Geduld übt.

Bibeltext anzeigen

Fürsorge und Unzufriedenheit

Wir haben einen unendlich gütigen und gnädigen, aber auch langmütigen Gott. Das durfte das Volk Israel erfahren. Obwohl sie Ihn mit ihren zweifelnden Fragen herausgefordert hatten, gab Er ihnen Brot aus dem Himmel. An jedem Tag ihrer langen Wüstenreise konnten sie hinausgehen und das Manna – dieses Himmelsgetreide – sammeln. Keiner musste Hunger leiden.

Im Blick auf das Fleisch, das Er ihnen gab, finden wir in den Büchern Mose zwei verschiedene Hinweise. In 2. Mose 16,12.13 heisst es, dass der Herr ihnen auf ihr Murren hin am Abend Fleisch (Wachteln) und am Morgen Brot (Manna) gab. In 4. Mose 11 rief das Volk weinend erneut nach Fleisch. Sie dachten an das, was sie in Ägypten gegessen hatten und verachteten das Manna, das Gott ihnen täglich gab. Diese böse Haltung des Volkes überforderte sogar den Führer Mose. Verzweifelt betete er zu Gott: «Ich allein vermag dieses Volk nicht zu tragen, denn es ist mir zu schwer.» Da griff Gott ein. Er gab dem Volk Fleisch in Fülle, brachte aber auch ein schweres Gericht über sie (4. Mose 11,30-35). Daran erinnern die Verse 30 und 31 in unserem Psalm.

Die Verse 32-39 zeigen, wie das Volk jeweils nach einer Züchtigung zu Gott umkehrte, aber nur oberflächlich. Wenn es ihnen schlecht ging, fragten sie wieder nach Gott. Aber sahen sie ihre Sünde wirklich ein? Waren sie betrübt über das Böse in ihrem Leben? Vers 36 sagt: «Sie heuchelten ihm mit ihrem Mund.» Gott aber war barmherzig und vergab trotzdem. Er gab sein Volk nicht auf. Welch eine Gnade!

Bibeltext anzeigen

Befreiung aus Ägypten

Das Traurige in der Geschichte Israels ist, dass sich der Ungehorsam gegenüber Gott und seinem Wort und die Auflehnung gegen Ihn so oft wiederholten. Wie sieht es da in unserem Leben aus? Haben wir den Herrn nicht öfter durch die gleichen Sünden betrübt, die immer wieder in unserem Leben vorkamen? Ach, wir sind von Natur aus nicht besser als Israel!

Weil sie so vergesslich waren und nicht daran dachten, was Gott für sie getan hatte, muss der Psalmdichter in diesen Versen an die verschiedenen Plagen erinnern, die Gott vor der Befreiung des Volkes über Ägypten brachte. Es waren eindrückliche Beweise der Grösse und Allmacht des Herrn, ihres Gottes, den der Pharao verhöhnte (2. Mose 5,2). Wie konnte Israel dies vergessen!

Die letzte der zehn Plagen war der Tod aller Erstgeburt in Ägypten. Erst dann liess der Pharao das Volk ziehen. Es zog weg aus Ägypten, aber nicht ohne göttliche Führung. «Der Herr zog vor ihnen her, am Tag in einer Wolkensäule, um sie auf dem Weg zu leiten, und in der Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten» (2. Mose 13,21). Das war eine absolut sichere Leitung. Sie brauchten sich nicht zu fürchten (Vers 53). Gott führte sie zunächst zum Sinai und schliesslich bis ins verheissene Land. Es geht in diesen Versen um Gott und nicht so sehr um das Volk, das in seiner Verantwortung versagt hat. Darum liegt der Schwerpunkt auf der Erlösung aus Ägypten, auf der sicheren Führung durch die Wüste, auf dem Einzug ins Land und auf der Verteilung ihres Erbteils.

Bibeltext anzeigen

Götzendienst und seine Folgen

Verhielten sich die Nachkommen derer, die in der Wüste gestorben waren, besser als ihre Väter? Nein. Auch als sie im Land wohnten, «versuchten sie Gott, den Höchsten» und gehorchten Ihm nicht (Vers 56; vergleiche Psalm 78,18.41). In der Wüste hatten sie gegen Ihn gemurrt. Im Land wichen sie von Ihm ab, indem sie Götzendienst trieben. Sie stellten Götzenbilder auf und richteten heidnische Kultstätten ein. Welch eine Beleidigung und welch eine Herausforderung des einzig wahren Gottes!

Die Verse 59-64 beschreiben vor allem das züchtigende Eingreifen Gottes zur Zeit des Propheten Samuel. Damals fiel die Bundeslade in die Hände der Feinde. Im Krieg mit den Philistern mussten viele Menschen ihr Leben lassen. Auch die Priester fielen durchs Schwert (Vers 64; 1. Samuel 4,11.19-22).

Ab Vers 65 sehen wir dann das erneute Wirken Gottes. Nachdem König Saul, der Mann nach dem Fleisch, völlig versagt hatte, musste der Prophet Samuel jemand aus dem Stamm Juda zum König salben. Es war David. Vers 70 erinnert uns an 1. Samuel 16,11.12. David wurde ein König mit einem Hirtenherzen. Das bezeugt uns der letzte Vers, der seine Regierung mit dem Verhalten eines Hirten gegenüber seiner Herde beschreibt. Unter der Regierung Davids wurde Jerusalem erobert, das später zur Hauptstadt Israels wurde. Dort stand dann auch der Tempel Gottes – sein Heiligtum (Psalm 78,68-69). So endet dieser Psalm, der zur Unterweisung des Volkes dienen sollte, mit einem herrlichen, göttlichen Höhepunkt.

Bibeltext anzeigen

Gebet bei der Verwüstung Jerusalems

Wir denken zuerst an den prophetischen Charakter dieses Psalms. Er drückt die Not des treuen Überrests in der Zukunft aus. Nach menschlichem Ermessen sieht es aus, als ob das ganze Volk Israel ausgelöscht würde. Deshalb die Frage: «Bis wann, Herr?» und die Bitte, die Feinde Israels zu vernichten.

Doch in der grössten Not klammern sich jene Treuen an Gott, rufen sein Erbarmen an und reden von ihren Sünden, die Er um seines Namens willen vergeben wolle. «Hilf uns, Gott unseres Heils, um der Herrlichkeit deines Namens willen!» Schliesslich möchten sie als Errettete und Befreite den Herrn preisen und von Geschlecht zu Geschlecht sein Lob erzählen.

Was können wir aus diesen Versen für uns lernen? Mancher Erlöste hat erleben müssen, dass «seine Welt» zusammenbrach. Die Nöte mögen im persönlichen Leben, in der Familie oder im Volk Gottes unter den Gläubigen auftreten. In jedem Fall sind und bleiben der souveräne Gott, der unser Heiland-Gott geworden ist, und seine Gnade unsere Zuflucht. Zu Ihm dürfen wir uns im Gebet wenden. In Ihm liegen unsere Hilfsquellen.

Vielleicht muss Er uns zeigen, dass es in unserem Leben Unrechtes gibt. Dann wollen wir Ihm unsere Sünden bekennen und das Verkehrte im Selbstgericht verurteilen. Er wird uns vergeben (1. Johannes 1,9). Aber niemals wird Er die Seinen aufgeben und untergehen lassen. Die Glaubenden sind und bleiben sein Eigentum.

Bibeltext anzeigen

Gebet in der Bedrängnis

Prophetisch gesehen geht es in diesem Psalm um das gleiche Thema wie im vorhergehenden. Der zerstreute gläubige Überrest aus Israel ruft Gott um Rettung an. Auch in diesem Psalm wird die Frage laut: «Bis wann …?» Wir wissen, dass Christus, der Messias seines Volkes, zur Befreiung der Seinen einschreiten wird, aber erst wenn die Not aufs Höchste gestiegen und die Hoffnung geschwunden ist.

Zwei Namen Gottes in diesen Versen weisen auf sein Wesen und die Art seines Handelns mit den Seinen hin. In Vers 2 wird Er als «Hirte Israels» angeredet. Wir denken unwillkürlich an den Herrn Jesus, der sich in Johannes 10 als der gute Hirte bezeichnet. Als solcher hat Er einerseits sein Leben für die Schafe gelassen. Aber anderseits führt Er auch alle, die an Ihn glauben, wie ein Hirte seine Herde leitet. Er geht vor seinen Schafen her, Er hütet und weidet sie.

In den Versen 5 und 8 wird der Herr als «Gott der Heerscharen» bezeichnet. Das lässt uns an all das denken, was Ihm zur Verfügung steht. Wir begegnen diesem Titel Gottes zum ersten Mal im ersten Buch Samuel (1. Samuel 1,3.11). Gerade in einer Zeit, da es im Volk Gottes nicht gut stand – sowohl das Richteramt als auch das Priestertum hatten versagt –, stellt sich Gott als der vor, dem alles zu Gebote steht. Welch eine Ermunterung für alle Glaubenden, die ihre eigene Schwachheit und ihr Versagen einsehen und sich unter den traurigen Zustand im Volk Gottes beugen! Sie dürfen sich auf den Gott der Heerscharen stützen.

Bibeltext anzeigen

Rückblick und Aufblick zum Herrn

In der Bibel wird das irdische Volk Gottes verschiedentlich mit einem Weinstock verglichen. Gott hatte diesen Weinstock aus Ägypten geholt (nach der Fussnote Vers 9: herausgerissen) und ihn im Land Israel gepflanzt. Eine Zeit lang wuchs er und breitete sich aus. Wir denken an die Geschichte des Volkes Israel unter den Königen David und Salomo. Da erlebte es eine einmalige Blütezeit. Doch ab Vers 13 wird sein Niedergang beschrieben. Weil die Menschen von ihrem Gott abwichen und immer mehr in Götzendienst verfielen, liess der Herr zu, dass fremde Völker es bedrängten und dezimierten. Die Bewohner des Zehnstämme-Reichs kamen in die assyrische, jene des Zweistämme-Reichs in die babylonische Gefangenschaft.

Vers 18 zeigt, dass es für Israel eine Hoffnung gibt. Sie gründet sich auf Jesus Christus, den Messias. Als Er hier als Mensch lebte, übernahm Er die Stellung Israels als Gottes Weinstock. In Johannes 15 sagt der Mensch gewordene Sohn Gottes: «Ich bin der wahre Weinstock.» Er hat im Gegensatz zu Israel in seinem Zeugnis auf dieser Erde nicht versagt. In der heutigen Zeit sind alle, die sich zu Ihm bekennen, Reben an diesem Weinstock.

Aber diese Person, die hier «Mann der Rechten Gottes» und «Menschensohn» genannt wird, ist auch der Messias Israels. Durch Ihn wird Gott alle Pläne mit seinem irdischen Volk zu seinem Ziel führen. Die Verse 19 und 20 werden also in der Zukunft eine herrliche Erfüllung finden – durch den Herrn Jesus selbst!

Bibeltext anzeigen

Israel schöpft Hoffnung

Die ersten Verse lassen an die Zeit in der Zukunft denken, da das Volk Israel wiederhergestellt sein wird und wieder in einer Beziehung zu seinem Gott lebt. Das wird wirklich Grund zu Lob, Dank und grosser Freude sein.

Die Verse 6-8 sind wieder ein Rückblick auf den Anfang der nationalen Geschichte des Volkes. Mächtig erwies sich damals sein Gott. War es zu viel verlangt, wenn Er als Antwort von Seiten der Menschen Gehorsam forderte? Zudem ist Er allein Gott. In Jesaja 48,11 sagt Er: «Meine Ehre gebe ich keinem anderen.» Darum will Er auf keinen Fall, dass sein Volk sich vor irgendwelchen fremden Göttern beugt.

Obschon der Herr, der Gott Israels, die Menschen segnen wollte, hörten sie nicht auf Ihn. So musste Er sie in seinen Regierungswegen züchtigen. Er liess sie ernten, was sie gesät hatten (Vers 13). Auf den traurigen Ausruf Gottes: «O dass mein Volk auf mich gehört hätte …!», folgt alles, was Er ihm hätte tun und wie Er ihm hätte helfen wollen. Der göttliche Grundsatz, den wir in diesen Versen finden, gilt heute noch. Durch unseren Ungehorsam, durch die fehlende Bereitschaft, auf Gottes Stimme in seinem Wort zu hören, behindern wir oft das Handeln Gottes. Nicht dass Er seine Ziele nicht erreichte! Nichts und niemand kann Ihn daran hindern. Aber wir verlieren unter Umständen einen grossen Segen. Fehlender Gehorsam wird den Genuss unserer Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn erheblich beeinträchtigen.

Bibeltext anzeigen

Gott richtet die Richter

Die Fussnote zu Vers 1 erklärt die Bedeutung des Ausdrucks «Götter» in diesem Psalm. Gott meint damit die Richter in Israel. Diese Männer besassen eine Vollmacht von Gott, um als seine Vertreter im Volk Recht zu sprechen. Daher die Bezeichnung «Götter» (vergleiche Johannes 10,35). Sie, die im Volk Gottes Gericht halten mussten, stehen jetzt selbst vor dem höchsten Richter. Er prangert ihr ungerechtes Urteil an. Sie liessen sich von der Person, die vor Gericht stand, beeinflussen. Leute von Rang und Namen kamen mit einem milderen Urteil davon als die Armen und Geringen. Es scheint, dass diese ungerechten Richter den sozial Schwächeren überhaupt nicht zu Recht und Gerechtigkeit verhalfen.

Das Bevorzugen der Bessergestellten und das Unterdrücken der Hilflosen war neben dem Götzendienst eine der Hauptsünden, die Gott seinem Volk vorhalten musste. Wie oft haben die Propheten dieses Thema aufgegriffen! (Jesaja 1,16.17.23; Amos 5,10-13; Maleachi 3,5).

Wenn die Richter eines Volkes nichts wissen, nichts verstehen und im Dunkeln tappen – wie es die göttliche Beschreibung in Vers 5 ausdrückt –, dann gerät jede soziale Ordnung ins Wanken. Dann ist die moralische Stabilität der Welt wirklich bedroht. Auch wenn diese Menschen eine von Gott gegebene besondere Stellung einnahmen, müssen sie doch wie alle Menschen sterben. Auch für sie gilt Hebräer 9,27: «Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht.»

Bibeltext anzeigen

Der grosse Angriff des Feindes

Wir haben bereits früher gesehen, dass in der Zukunft die Feinde Israels versuchen werden, das Volk wenn möglich ganz zu eliminieren (Psalm 79,1-4). Im heute gelesenen Psalm drücken sie dieses Ziel konkret aus (Vers 5). Um dies zu erreichen, schliessen sich viele Völker – vor allem Nachbarvölker Israels – zu einer unheiligen Allianz zusammen. Der treue Überrest des Volkes in der Zukunft weiss, dass sie Gottes Geborgene oder Schützlinge sind. Deshalb rufen sie Ihn um Hilfe an.

Interessanterweise erinnern sie den Herrn an seine Hilfe und sein mächtiges Eingreifen zur Zeit der Richter (vergleiche die Verse 10 bis 12 mit Richter 4,22-24; 7,25; 8,12). Nach der Einnahme des verheissenen Landes war es in Israel die Zeit des ersten Abweichens von Gott. Wie oft musste Er züchtigend eingreifen, um die Menschen zur Besinnung und zur Umkehr zu Ihm zu bringen! Immer, wenn sich das Volk beugte, schickte Gott ihnen einen Richter, der sie aus der Hand ihrer Bedränger rettete. Am Ende der Zeit wird es Christus selbst sein, der den bedrängten Treuen aus seinem irdischen Volk zu Hilfe kommen und sie befreien wird.

Auch heute stellt sich der Herr zu denen, die Ihm angehören und hilft ihnen, wenn sie angegriffen werden. So rief Er einst Saulus von Tarsus vom Himmel zu, als dieser die gläubigen Christen verfolgte: «Saul, Saul, was verfolgst du mich?», und trat ihm in den Weg. Die Hilfe ist vielleicht nicht immer äusserlich sichtbar. Aber stets gilt seine Zusage aus Hebräer 13,5.6.

Bibeltext anzeigen

Freude am Heiligtum Gottes

Dieser Psalm ist nicht mehr von Asaph wie die vorhergehenden, sondern von den Söhnen Korahs. Ihr Vater Korah kam als Aufständischer um, sie aber blieben verschont (4. Mose 16,1.2.31.32; 26,9-11). Wie sehr haben sie Gottes Gnade erfahren!

In diesen Versen drücken sie ihr Verlangen nach der Nähe Gottes aus. Es ist ein Heimweh-Psalm. Der Glaubende sehnt sich nach dem Zuhause bei Gott. Ist das nicht auch unser Verlangen? Wir haben doch die Zusicherung unseres Erlösers, dass Er bald kommen wird, um uns zu sich nach Hause zu holen (Johannes 14,2.3; Offenbarung 22,20)!

Aber bis es soweit ist, führt unser Glaubensweg oftmals durchs Tränental. Glücklicherweise vermag der Herr Prüfungszeiten zu Segenszeiten werden zu lassen. Wenn wir auf den Wegen nach seinem Willen bleiben (gebahnte, nicht krumme, eigenwillige Wege), werden wir seine Kraft erfahren, bis wir am Ziel sind (Vers 8).

Und während wir im Glauben unterwegs sind, haben wir das Vorrecht, als Kinder Gottes jede Not, jede Sorge, jedes Problem im Gebet vor unseren himmlischen Vater zu bringen (Vers 9).

Die Söhne Korahs waren im Gegensatz zu ihrem Vater zufrieden mit dem Platz, den Gott ihnen angewiesen hatte. Sind wir auch mit dem zufrieden, was der Herr uns gibt und wie Er uns führt? Er meint es gut mit uns, auch wenn wir sein Tun mit uns nicht immer begreifen. Lasst uns im Vertrauen auf Ihn nicht wankend werden! Denn glücklich ist der Mensch, der auf den Herrn der Heerscharen vertraut!

Bibeltext anzeigen

Der verheissene Segen

Im Lauf seiner Geschichte ist das Volk Israel immer wieder von Gott abgewichen. Die Züchtigungen des Herrn führten zu einer Rückkehr und Wiederherstellung. Trotzdem wichen sie nach einer Zeit aufs Neue vom Weg des Gehorsams und von Gott ab. In der Zukunft wird Gott sein Volk in die Zeit der grossen Drangsal bringen. Es geschieht vor allem wegen der Verwerfung und Kreuzigung seines Messias. Aber dann wird es zu einer endgültigen Wiederherstellung des Überrests des Volkes kommen. Von jener zukünftigen Zeit spricht unser Psalm. Gott wird seinem Volk vergeben, es zurückführen und es seine Güte und seine Rettung erfahren lassen.

Die Grundlage dazu, dass in der Zukunft die Verse 12-14 wahr werden können, liegt im Erlösungswerk, das Christus am Kreuz auch für Israel vollbracht hat. Weil Er dort ein unendlich grosses Opfer gestellt hat – es hat allen heiligen Forderungen Gottes und allen Bedürfnissen sündiger Menschen genügt –, konnten sich Gerechtigkeit und Frieden verbinden. Christus hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes (Kolosser 1,20). Er hat auch die Schuld seines irdischen Volkes bezahlt, so dass Gott ihm in Güte auf der Grundlage bedingungsloser Gnade begegnen kann (Römer 11,26.27).

«Nahe ist sein Heil denen, die ihn fürchten.» Spornt uns das nicht zu einem Leben echter Gottesfurcht an? Möge der Herr uns helfen, ein ruhiges und stilles Leben in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst zu führen (1. Timotheus 2,2). Dann werden wir bestimmt die Rettung und Hilfe des Herrn erfahren.

Bibeltext anzeigen

Bitte um Erhörung

Sicher ist auch dieser Psalm von prophetischer Bedeutung. So wie David sich als Knecht des Herrn zu Gott wandte, wird einmal der gläubige Überrest zu Gott rufen. Doch wir dürfen aus dem Gebet Davids auch manches für uns als glaubende Christen lernen.

Wenn wir in Nöten und Schwierigkeiten stecken, oder uns elend und arm fühlen, dürfen wir vertrauensvoll zu Gott rufen. Und wenn wir aus eigener Schuld in Probleme gekommen sind, dann gilt Vers 5. Auf unser Bekenntnis hin wird der Herr vergeben und uns weiterhelfen.

Auch wenn keine besonderen Vorkommnisse in unserem Leben vorliegen, liefert uns dieses Gebet Davids hilfreiche Hinweise:

«Bewahre meine Seele.» Wir leben in einer gefahrvollen Umgebung. Die Welt um uns her versucht auf alle Weise in unser Herz und Leben zu dringen. Wie nötig haben wir da die Bewahrung des Herrn! – «Sei mir gnädig!» Der unerschöpfliche Reichtum der Gnade Gottes steht uns jeden Tag zur Verfügung. Lasst uns regen Gebrauch davon machen. – «Erfreue die Seele deines Knechtes!» Auch das darf unsere Bitte sein. Ja, es ist der Wunsch des Herrn, dass seine Freude in uns sei und unsere Freude völlig werde (Johannes 15,11).

David wusste, zu wem er betete. Ist uns auch bewusst, dass keiner wie Er ist? Ja, Gott, unser himmlischer Vater, ist gross. Er ist der einzig wahre Gott, Er allein (Vers 10). Haben wir es nicht gut, dass wir durch den Glauben an den Erlöser in eine Kindesbeziehung zu diesem Gott gebracht worden sind?

Bibeltext anzeigen

Bitte um Belehrung

Es ist der Wunsch Davids, diesem grossen Gott, zu dem er vertrauensvoll beten darf, in Treue nachzufolgen. Ist das auch unser Begehren? Dann darf Vers 11 unser Gebet sein.

Den Weg des Willens Gottes lernen wir aus der Bibel kennen. Natürlich finden wir darin nicht auf jede Frage in unserem Glaubensleben eine konkrete Antwort. Aber der Herr möchte, dass wir durch sein Wort die Grundsätze Gottes kennen lernen. Wenn Er bei uns das Verlangen sieht, in seiner Wahrheit zu leben, wird Er uns helfen, die göttlichen Grundsätze auf unsere persönlichen Situationen anzuwenden. Wichtig ist, dass unser Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist. Wenn wir heimlich eigenwillige Wünsche pflegen oder versuchen, einen Weg der Kompromisse mit der Welt einzuschlagen, ist unser Herz geteilt. David aber bittet: «Einige mein Herz zur Furcht deines Namens.»

David hat nicht nur Bitten, die er Gott vorbringt. Er hat auch Grund zu Lob und Preis. Auch wir wollen das Danken und Loben nicht vergessen.

In Vers 13 dankt David dem Herrn, dass Er seine Seele aus dem untersten Scheol errettet. Auch wir wollen nie vergessen, Gott und unserem Erretter für das wunderbare, ewig gültige und sichere Heil zu danken!

Die Beschreibung Gottes in Vers 15 finden wir bereits in 2. Mose 34,6. Wie froh war Mose, dass er und das Volk Israel – es hatte sich soeben durch die Anbetung des goldenen Kalbes schwer versündigt – sich auf einen solchen Gott stützen konnten. Er hat sich seither nicht verändert.

Bibeltext anzeigen

Der Berg Zion

Dieser Lied-Psalm hat die Stadt Jerusalem zum Thema. Gott selbst hat sie erwählt, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. Doch die Stadt Jerusalem hat ihre göttliche Bestimmung verfehlt und hat in ihrer Verantwortung völlig versagt. Sie wurde zur Stadt, in der das Volk seinen Messias umgebracht hat (Apostelgeschichte 4,27.28). Schliesslich haben die Römer den Tempel in Jerusalem und die Stadt zerstört.

Dem Versagen der Menschen steht die souveräne Gnade Gottes gegenüber. Darum gebraucht der Geist Gottes, wenn Er von der Stadt Gottes spricht, den Namen Zion. Gottes Gnade, die sich auf das Sühnungswerk des Herrn Jesus am Kreuz stützt, wird diese Stadt im Tausendjährigen Reich zum Mittelpunkt der Erde und zum Regierungssitz von Christus machen. Ja, «Herrliches ist von dir geredet». Jerusalem wird der berühmteste Ort auf dieser Erde werden. Welch eine Ehre für jeden, der dort geboren ist!

Der letzte Vers spricht in erster Linie von Zion als dem Ausgangspunkt allen Segens im Tausendjährigen Reich. Doch wir dürfen diese Worte sicher auch für uns nehmen und sie auf unseren Herrn und Erlöser anwenden. «Alle meine Quellen sind in dir!» Alles, was wir besitzen und was wir sind, haben wir Ihm zu verdanken. Er ist für uns am Kreuz gestorben. Durch den Glauben an Ihn haben wir ewiges Leben empfangen. Als unser Hirte sorgt Er Tag für Tag für uns. Er führt und bewahrt uns, bis wir am Ziel bei Ihm selbst ankommen. Ihm gehört unser Dank, unser Lob und unsere Anbetung.

Bibeltext anzeigen

Tiefe Leiden vonseiten Gottes

Beim Lesen der überaus ernsten Worte dieses Psalms denken wir einerseits an den treuen Überrest der Juden in der Zukunft. Die Not jener Glaubenden wird aufs Höchste steigen, bevor Christus, ihr Messias, zu ihrer Errettung erscheinen wird. Aber anderseits drücken diese Verse auch die Empfindungen unseres Heilands in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz aus. Unter diesem Blickwinkel wollen wir ein wenig über diese Worte nachdenken.

Was muss es für unseren Erlöser gewesen sein, so zu Gott zu rufen, ja, zu schreien – und keine Antwort zu bekommen! Unsägliche Leiden hatte Er bereits von Seiten der Menschen erdulden müssen. Sie haben Ihn wie einen Verbrecher ans Kreuz genagelt und dann mit ihrem Spott sein Herz zutiefst verletzt. «Meine Bekannten (oder Vertrauten) hast du von mir entfernt.» Das wird in Lukas 23,49 bestätigt, wenn es heisst: «Aber alle seine Bekannten standen von fern, auch die Frauen, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren, und sahen dies.»

Wie gross war die Einsamkeit, die der Heiland in seinen letzten Stunden des Lebens hier erfahren musste! Aber die schlimmsten Leiden kamen in den drei Stunden der Finsternis über Ihn.

Furchtbar war das Verlassensein von Gott, das Er damals empfand. In jenen Stunden traf Ihn der Zorn Gottes über die Sünde, weil Er, der Reine und Heilige, unsere Sünden trug und für uns zur Sünde gemacht worden war. Die Wellen und Wogen des göttlichen Gerichts drückten Ihn nieder.

Bibeltext anzeigen

Unter dem gerechten Zorn Gottes

Das Warum in Vers 15 erinnert sehr an das Warum in Psalm 22,2: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» So rief der Heiland am Ende der drei Stunden der Finsternis zu Gott (Matthäus 27,46). Aber in Ihm selbst gab es keinen Grund, von Gott verlassen zu werden. Er war sündlos, heilig und gerecht. Während seines Lebens fragte Er nur nach Gottes Willen und tat ihn. Es waren unsere Sünden, die in den drei Stunden der Finsternis auf Ihm, unserem Stellvertreter, lagen, die den heiligen Gott veranlassten, sein Angesicht vom Herrn Jesus abzuwenden. Wegen unseren Sünden trafen Ihn die Zorngluten Gottes (Vers 17).

Der Vers 16 deutet an, dass der Herr Jesus in seinem Leben hier von allem Anfang an seinen Tod am Kreuz voraussah. Denken wir an sein Gespräch mit Nikodemus in Johannes 3. Da erklärte Er diesem Pharisäer: «Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden.»

Im Unterschied zu Psalm 22, wo in Vers 22 eine Wendung eintritt und wir den Herrn prophetisch zu Gott sagen hören: «Ja, du hast mich erhört von den Hörnern der Büffel», gibt es in diesem Psalm keinen einzigen Lichtblick. Die Antwort finden wir erst im nächsten Psalm. Unser Psalm beginnt mit einem intensiven Schreien bei Tag und bei Nacht. Er endet mit der Finsternis. Auch wenn wir nicht wirklich begreifen können, was unser Heiland wegen unseren Sünden gelitten hat, sollten wir uns doch immer wieder mit seinen Leiden am Kreuz beschäftigen.

Bibeltext anzeigen

Gott ist gross

Dieser Psalm spricht von der völligen Wiederherstellung Israels. Der treue Überrest, den Gott nach der Drangsalszeit wieder als sein Volk anerkennen wird, kommt aufs Neue in eine geordnete Beziehung zu Gott, dem Herrn. Wie ist das möglich? Nur aufgrund der Güte und Treue Gottes – zwei Ausdrücke, die in diesem Psalm mehrfach vorkommen. Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass sich die Wiederherstellung Israels auf das Erlösungswerk des Herrn Jesus, ihres Messias, gründen wird (Römer 11,26.27.32).

In Vers 4 wird ein Bund erwähnt, den Gott mit König David gemacht hatte, in dem Er ihm verhiess, dass bis in Ewigkeit Nachkommen von ihm auf dem Thron sitzen werden. Es war ein Bund bedingungsloser Verheissungen. Gott hatte zur Zeit Davids bereits den Sohn Davids – Jesus Christus – vor sich.

Die Verse 6-8 beschreiben rühmend die Grösse und Erhabenheit Gottes. Er kann mit niemand und mit nichts verglichen werden. Ist nicht das Weltall (= die Himmel) aus seiner Schöpferhand hervorgegangen? Mit den «Heiligen» sind die Glaubenden seines irdischen Volkes gemeint. Ihnen gegenüber erweist Er seine Treue. Er steht zu allem, was Er in seinem Wort gesagt und versprochen hat. Gleichzeitig ist Er ein heiliger Gott, der Böses nicht sehen kann. Niemals kann Er Sünde im Leben der Seinen gutheissen oder tolerieren. Deshalb möchte Er, dass wir in Gottesfurcht vorangehen, d.h. dass wir uns davor fürchten, etwas zu tun oder zu sagen, was Ihm missfällt.

Bibeltext anzeigen

Gott ist mächtig

Ab Vers 9 spricht der Psalmist nicht mehr in der dritten Person von Gott, sondern redet Ihn direkt an. Dabei spricht er sowohl von der Schöpfermacht Gottes als auch von seinem Eingreifen zugunsten seines Volkes. Vers 11 lässt uns an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten denken, denn Rahab ist eine sinnbildliche Bezeichnung für Ägypten (Jesaja 30,7).

Der gewaltige Arm Gottes und seine starke Hand in Vers 14 reden nicht nur davon, dass Er allmächtig ist, sondern dass Er diese Macht auch ausübt. Die Zeit wird kommen, da Er durch Jesus Christus seinen Thron auf der Erde aufrichten wird. Unter der Regierung von Christus wird es absolute Gerechtigkeit geben. Wer sich gegen seine Herrschaft auflehnt, wird sofort gerichtet werden. Aber alle, die sich Ihm unterwerfen, werden seine Güte erfahren.

Dem Volk Israel, das in der Zukunft aus dem gläubigen Überrest gebildet wird, steht eine unvorstellbar herrliche Zeit bevor. Wenn Gott, der Herr, sein König sein wird, wird dieses Volk mit Recht glückselig gepriesen werden. Kein Volk könnte es besser haben als Israel.

Die Titel «Frommer», «Mächtiger» und «Auserwählter» in Vers 20 weisen auf einen Grösseren als David hin. Der Sohn Isais ist, obwohl er als Mann nach dem Herzen Gottes bezeichnet wird, nur ein Abbild von Jesus Christus, dem wahren Sohn Davids. Er ist der Fromme, der Mächtige und der Auserwählte Gottes.

Bibeltext anzeigen

Gott ist treu

Nachdem der erste König in Israel – es war Saul, der Mann nach den Wünschen des Volkes, – in jeder Hinsicht versagt hatte, fand Gott David, den Mann nach seinem Herzen (1. Samuel 13,14). Diesen musste der Prophet Samuel zum König über Israel salben.

Ab Vers 22 zählt Gott auf, was Er für David sein wollte, wie Er ihm helfen und seine Herrschaft festigen wollte. Wir finden in diesen Versen manche Zusage Gottes an David und sehen etwas von der Beziehung, in der dieser Mann Gottes zum Herrn stand (Vers 27). Und doch müssen wir beim Lesen dieser Worte an den Herrn Jesus denken. Von Ihm wissen wir, dass Er, obwohl Er als Mensch hier lebte, tatsächlich der Sohn Gottes ist. Er trägt auch in verschiedener Hinsicht den Titel «Erstgeborener», was auf seine Vorrangstellung hinweist (Kolosser 1,15; Hebräer 1,6; Römer 8,29).

Die Verse 30-38 zeigen einerseits die Treue Gottes zu dem, was Er im Blick auf die Nachkommenschaft Davids gesagt hat. «Sein Same wird ewig sein und sein Thron wie die Sonne vor mir.» In Jesus Christus, dem Sohn Davids, wird sich dies erfüllen, wenn Er in Herrlichkeit wiederkommen und seinen Thron hier aufrichten wird.

Anderseits machen diese Verse die direkten Nachkommen Davids – wir denken an die Könige des Südreichs Juda – vor Gott verantwortlich. Wie oft musste Er im Lauf der Zeit züchtigend eingreifen, wenn die Könige aus der Linie Davids von Ihm abwichen und das Volk in Götzendienst verfiel!

Bibeltext anzeigen

Gott kommt zum Ziel

Ab Vers 39 spricht nicht mehr Gott. Bis Vers 46 ist es jetzt der Psalmist, der sich an Gott wendet. Seine Worte sind eine Voraussage von dem, was schliesslich zum Ende des Königtums in Juda und zum Ende der nationalen Selbstständigkeit des irdischen Volkes Gottes führte.

Als Nebukadnezar, der babylonische König, das Reich Juda und Jerusalem eroberte, die Menschen in die Gefangenschaft nach Babel verschleppte und die Stadt Jerusalem samt ihrer Mauer zerstörte, da erfüllten sich diese Psalmverse.

Glücklicherweise endet der Psalm nicht mit Vers 46. Ab Vers 47 hören wir prophetisch den treuen Überrest der Juden, der in der Zukunft mit diesen Worten zu Gott rufen wird. Gerade in der heute noch zukünftigen Drangsalszeit werden die Treuen zu Gott beten und fragen: «Bis wann, Herr

Sie werden Gott an seine früheren Gütigkeiten erinnern, die Er David in seiner Treue zugeschworen hat. Sie werden den Herrn bitten, des Hohns zu gedenken, mit dem ihre Feinde sowohl sie als auch seinen Gesalbten verhöhnt haben.

Diese Beter bekommen an dieser Stelle noch keine konkrete Antwort von Gott. Aber sie vertrauen völlig auf die Treue Gottes und glauben, dass sie nicht beschämt werden. In diesem Vertrauen können sie daher, noch bevor Gott eingreift, Ihn bereits rühmen: «Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit! Amen, ja, Amen!»

Bibeltext anzeigen